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Kammerspiel für Zwei - im Wald

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04.01.2002
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Kammerspiel für Zwei - im Wald

„Sie waren sehr böse! Ich hab´s gesehen.“ Erschrocken drehte er sich um und musterte die weibliche Gestalt von oben bis unten. Kein Grund zur Besorgnis. Solch eine ausgemergelte Oma konnte nicht einmal Kindern Angst einflößen. „Das war nicht schön“, fügte sie tadelnd hinzu. Nun, ´sehr böse` und ´nicht schön` trafen wohl kaum den Kern dessen, was er mit den beiden Stuten angestellt hatte. Die alte Vettel musste ihm von der Koppel bis hierher in den Wald gefolgt sein. „Na und? Was geht dich das an?“ Grinsend machte er einen Schritt auf sie zu, woraufhin sie zurück wich. „Ich kann es nicht leiden, wenn man Tiere quält.“ So um die sechzig Jahre alt musste sie sein, seiner Schätzung nach. Mit Tarnkleidung, Wanderschuhen und die grauen Haare unter einer olivgrünen Mütze versteckt, wirkte sie auf ihn wie eine dieser Öko-Tussis, die überall die Natur retten wollten. Lächerlich. „Und? Was willst du jetzt machen? Zur Polizei gehen und dich ausheulen?“ Circa fünf Meter hinter ihr konnte er eine größere Mulde im Waldboden ausmachen. Wie für sie geschaffen, dachte er. „Würde wohl nicht viel bringen. Außer, sie kämen freiwillig mit.“ Ihre sanfte Stimme klang einladend, doch etwas in ihren grünen Augen passte so gar nicht zur freundlich wirkenden Ausstrahlung. „Also, mitkommen kannst du ja wohl vergessen“, entgegnete er kopfschüttelnd. Die alte Schachtel hatte wohl nicht alle Latten am Zaun. Genervt fragte er: „Was nun? Ausheulen ohne Polizei?“ Sie klopfte abwesend Schmutz von der Jacke und schien in sich hinein zu hören. Dann blickte sie ihn starr an. „Sie haben nicht den Hauch einer Ahnung dessen, wozu ich fähig bin.“ Jetzt musste er doch laut auflachen. „Du mageres Klappergestell willst mir drohen?“ Mit der Linken kratzte er sich am Hals und ließ dabei seine rechte Hand in die Hosentasche gleiten. Der kalte Stahl des Jagdmessers trieb erneut Hitze in seine Lenden. Warum auch nicht zweimal am Tag, dachte er. Während er betont lässig seine massige Gestalt zur Schau stellte, zog sie in aller Ruhe ihre Schnürsenkel nach. „Wissen sie, manchmal kann ich zaubern.“ Jetzt wäre eine gute Gelegenheit gewesen, sie niederzuschlagen. Er widerstand dem Drang, denn bewusstlos oder gar tot hätte sie ihm weniger Freude bereitet. In Gedanken trieb er sein Messer erst in ihr faltiges Gesicht, dann unten in ihre … Sie stand in Greifweite vor ihm. „Vielleicht hat mir der verschwundene Jäger, der vorzugsweise Katzen und Hunde von Nachbarn abknallte, auch nicht geglaubt“, sagte sie lächelnd. Spätestens jetzt war ihm klar, dass diese sonderbare Person in die Klapse gehörte. Diese Frau lebte offensichtlich in einer Traumwelt. „Schon als Kind habe ich ein paar Tricks geübt.“ Ein knackender Zweig ließ ihn kurz zusammenzucken. Ursache war ein aufgescheuchtes Eichhörnchen, das vor lauter Aufregung sogar seine Beute, einen Zapfen, fallen ließ. Also kein Grund zur Besorgnis. In diesen unzugänglichen Teil des Waldes verirrten sich eh keine Spaziergänger, und selbst Pilzsucher hätten Mühe, sich durch das umgebende Unterholz zu kämpfen. Eigentlich eine bewundernswerte Leistung der alten Verrückten. Bei dem Gedanken, wie er ihr Gelaber beenden würde, schwoll sein Schwanz wieder an und drückte schmerzhaft gegen die Jeans. Nur nicht zu früh abspritzen. Starke Finger umklammerten den Griff der Waffe, während er langsam die Distanz zu ihr verringerte. Gleich würde der „Tanz“ beginnen. „Wissen sie, was ein Magier, der sein Publikum begeistern möchte, braucht, sind mindestens zwei Zutaten: Ablenkung und Schnelligkeit.“ Mit diesen Worten präsentierte sie ihm ihren linken Mittelfinger. „Was zur Hölle …“ Aus dem Augenwinkel heraus sah er etwas aufblitzen und spürte erst einen Lufthauch an seinem Hals, dann einen starken Schmerz. Seine rechte Hand flog aus der Hosentasche, ließ das Messer fallen und griff an eine Stelle links unterhalb des Ohres. Zwischen den Fingern schoss das Blut in wahren Fontänen aus ihm heraus, während die Alte, darauf achtend, nichts vom fremden Lebenssaft abzubekommen, langsam das Rasiermesser abwischte und zuklappte. Ein Beben schien durch ihren schlanken Körper zu gehen, während ihr Höschen feucht wurde. Ja, sie konnte zauberhafte, glatte Schnitte an bösen Menschen anbringen. Immer wieder ein tolles Gefühl. Einige Minuten später häufte sie akribisch jede Menge Blätter und Äste über den Kadaver in der Mulde. Als sie ihr Werk vollendet hatte, murmelte sie vergnügt: „Du blöder Wichser hast einen guten Platz ausgesucht. Es gibt doch nichts Geileres als den Wald.“

 

Hallo Antonia,
ich muss sagen, ich konnte mit einem Text gar nichts anfangen.
Das ist mir alles sehr unmotiviert geschrieben. Also weder komm ich in die eine, noch in die andere Figur rein. Sonderlich spannend finde ich das ganze auch nicht. Dafür sind deine Figuren zu eindimensional, und So wie du die ganze Geschichte angelegt hast, kommen auch nicht sonderlich viele Ausgänge infrage.
Den Dialog finde ich sehr lahm. Gerade hier hätte mehr Spitzigkeit reingemusst, um den ganzen einen Auftrieb zu verpassen.
und dann das Ende, warum die Dame dann auch so vulgär sein muss hat sich mir nicht erschlossen. Wirkt wie angeklebt, passt nicht zum Rest.
Diese grausame Formatierung gibt dem Text dann den Rest. Ein paar Absätze der Geschichte wirklich gut tun. Und auch sowas:

Nun, ´sehr böse` und ´nicht schön` trafen wohl kaum den Kern dessen
jemand der sich für Sprache und Ausdruck interessiert, der muss doch sehen, wie furchtbar das aussieht? Das liest sich einfach nicht. was spricht denn gegen kursiv?

Nun ja, in meinen Augen nichts halbes und nichts ganzes. Aber, um auch etwas Gutes zu sagen: gefallen hat mir die Stelle, als sie ihm den Stinkfeiner zeigt. Das hat mich wirklich überrascht, und das passt dann natürlich auch zu ihrem Anliegen.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Antonia,
habe gerade deine Geschichte gelesen und sie hat mich über lange Strecken auch gut abgeholt. Ich finde es natürlich gut, wenn sich der Spieß einmal umdreht und die alte zittrige Oma plötzlich die Macht gewinnt. Leider geht es dann alles zu schnell und vieles bleibt unklar.
Der Machtwechsel, der hier das spannende wäre, wird gar nicht richtig ausgekostet. Der Typ wird so schnell umgebracht, dass er es kaum merkt. Und woher hat die Oma die Schnelligkeit? Wer ist sie, was treibt sie an, wie ist sie so geworden, wie sie ist?
Vielleicht kannst du das alles noch ausbauen.
LG Snowmaid

 

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