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Kamerafahrt

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01.10.2015
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Kamerafahrt

Das, woran Sie mittels unsichtbarer aber nicht zu übersehender Schwerkraft also festgeklebt sind, ist nichts als ein verbeulter, vor sich hin tuckernder, wandernder aber ebenso festgeklebter Gesteinsklumpen mit Atmosphäre, die wir heute Morgen für Sie, damit Sie sie direkt erkennen und zuordnen können, in ein graues, nebliges Kleid gesteckt haben. Treten Sie ans Fenster, machen Sie es auch meinetwegen auf, Vorhänge gibt es bei Ihnen wohl ohnehin nicht, und nehmen Sie eine Nase Atmosphäre. Da wird Ihnen ordentlich kalt, was? Was das soll? Es ist Januar, verdammte Axt. Die Suppe/Luft ist kalt und stinkt zudem ordentlich nach Autos und Bäumen. Wenn Sie aber eh schon am offenen Fenster stehen, rauchen Sie doch noch eine, dann merken Sie das mit dem Gemiefe nicht mehr so.
Ist natürlich nichts Neues, das alles, und manchmal denken Sie sogar halbwegs bewusst darüber nach, wenn Sie zur Arbeit fahren, mit dem Bus wahrscheinlich, jeden Tag in das trockenklimatisierte Großraumbüro, denen wollen wir es doch mal zeigen, den Nasenschleimhäuten, denen ging es immer viel zu gut.

Sie stehen im Weg. Die ganze Zeit glotzen wir Ihnen, dem Rauchenden am Fenster, vor den ungekämmten Hinterkopf, aber damit ist jetzt Schluss. Die Kamera schleicht sich an Ihnen vorbei, schwebt zum Fenster hinaus, fliegt noch ein paar Meter weiter durch die Luft und dreht sich dann um 180°, sodass man nun den Anblick eines grauen Betonklotzes vor sich hat, und sich erstmal zwei, drei Sekunden darauf einlassen muss um Sie in einem der hundert Fenster zu entdecken.
Ganz klein sind Sie nun, das gefällt der Kamera viel besser, als riesengroß Ihre Schuppen vorgesetzt zu bekommen, eingesperrt in Ihrer Einzimmerwohnung mit schlampig verlegtem PVC.
Die Kamera schwebt nun über einer zu dieser Zeit gut befahrenen vierspurigen Straße. Lassen Sie uns dieser Straße mal folgen, bleiben Sie gern an Ihrem Fenster stehen, aber ziehen Sie sich vielleicht dann eine Jacke über, aus gesundheitlichen Gründen, denn Krankschreibungen muss man sich doch für den Kater nach der nächsten Verlobungsfeier aus dem Bekanntenkreis aufsparen, das wissen Sie doch, die nächste Einladung ist bestimmt schon unterwegs.
Also, die Straße hinunter, stadtauswärts, vorbei an flachen Schuhkartongebäuden, in die fettleibige Menschen mit ihren klappernden Einkaufswagen eindringen, um Spülmittel und Hundefutter zu kaufen, ist ja diese Woche im Angebot; vorbei an Autohäusern und Bäckern und Bürogebäuden, nun biegt die Straße ab, aber die Kamera fährt trotzdem weiter Richtung Stadtrand, überfliegt ein paar hundert Meter Industrie, eine Neubausiedlung, dazwischen und darin dutzende Supermärkte, bis der Fluss an Wohnschachteln dann schließlich abreißt. Nun im Bild: Landstraßen, Autobahn, Felder, Waldstücke, dann und wann eine Tankstelle oder ein kleinerer Ort, die Kamera entfernt sich weiter vom Boden und schwebt nun über einem grün-grauen Stück Landschaft. Einen kleinen Fluss kann man nun auch erkennen. Und da hinten: ein großer Wald.
Sind Sie noch zu Hause, am Fenster? Oder haben Sie sich schon mit einem Kaffee an Ihren Bürotisch gesetzt und setzen sich nun gähnend Ihrem stinklangweiligen Job und den neurotischen, aggressiven, uninteressanten Kollegen aus, die Ihnen allesamt nichts geben (außer hin und wieder eine Kippe wenn die eigene Schachtel unerwartet leer ist)?
Macht ja nichts. Die Kamera verzichtet gern auf Ihre Gesellschaft. Sie schwebt über dem Landkreis Ihrer grauen Suppenstadt und stiert gebannt nach unten. Glauben Sie mir, hier oben im Nichts ist es weitaus angenehmer als in dem Nichts, in dem Sie sich befinden.
Die Kamera weiß das auch. Trotzdem will sie nun wieder hinunter auf den Erdboden und befindet sich auch sogleich im Sinkflug. Na gut. Ehrlich gesagt lässt sie sich einfach fallen, und das geht auch viel schneller. Sie fällt und fällt Richtung Wald. Der große Wald verschlingt sie mit reichlich Appetit. Gut, dass es keinen Zuschauer mehr gibt, da würde sicherlich jedem schwindelig werden, bei so einer Kamerafahrt.

 

Hallo pinball1973,

ich habe gesehen, dass deine Geschichte hier schon seit ein paar Tagen unkommentiert liegt, daher habe ich sie mir mal angesehen. Wenn ich es richtig sehe, deine erste, richtig?

Ich muss dir leider sagen, dass ich mit deinem Text nicht so viel anfangen kann. Wo fange ich an? Also, meine persönliche Meinung ist, dass es nicht immer eine Geschichte im Sinne von Anfang - Höhepunkt - Ende sein muss, um gut zu sein. Wenn es aber ein Fragment ist oder ein Ausschnitt aus irgendetwas, dann sollte es schon richtig gut geschrieben sein, bzw. es sollte erkennbar sein, worum es geht. Wo liegt der Fokus? Den konnte ich hier nicht erkennen.

Das, woran Sie mittels unsichtbarer aber nicht zu übersehender Schwerkraft also festgeklebt sind, ist nichts als ein verbeulter, vor sich hin tuckernder, wandernder[KOMMA] aber ebenso festgeklebter Gesteinsklumpen mit Atmosphäre, die wir heute Morgen für Sie, damit Sie sie direkt erkennen und zuordnen können, in ein graues, nebliges Kleid gesteckt haben.
- Was?? Soll das heißen, "Sie" ist der Mensch, der "Gesteinsklumpen" die Erde und es herrscht Nebel? Puh, das ist unfassbar umständlich ausgedrückt (vorausgesetzt, ich habe es überhaupt verstanden) und für meinen Geschmack leider gewollt lustig, gewollt verkünstelt.

Treten Sie ans Fenster, machen Sie es auch meinetwegen auf, Vorhänge gibt es bei Ihnen wohl ohnehin nicht, und nehmen Sie eine Nase Atmosphäre. Da wird Ihnen ordentlich kalt, was? Was das soll? Es ist Januar, verdammte Axt. Die Suppe/Luft ist kalt und stinkt zudem ordentlich nach Autos und Bäumen. Wenn Sie aber eh schon am offenen Fenster stehen, rauchen Sie doch noch eine, dann merken Sie das mit dem Gemiefe nicht mehr so.
- Ich würde in Geschichten keine Schrägstriche verwenden, das wirkt sehr holprig. Zum Inhalt: Was willst du hier sagen? Die Erde stinkt? Und der Mensch ist so doof und macht sie durch z.B. Zigaretten noch stinkender? Übertüncht Gestank sozusagen mit Gestank?

Sie stehen im Weg. Die ganze Zeit glotzen wir Ihnen, dem Rauchenden am Fenster, vor den ungekämmten Hinterkopf, aber damit ist jetzt Schluss. Die Kamera schleicht sich an Ihnen vorbei, schwebt zum Fenster hinaus, fliegt noch ein paar Meter weiter durch die Luft und dreht sich dann um 180°, sodass man nun den Anblick eines grauen Betonklotzes vor sich hat, und sich erstmal zwei, drei Sekunden darauf einlassen muss um Sie in einem der hundert Fenster zu entdecken.
Ganz klein sind Sie nun, das gefällt der Kamera viel besser, als riesengroß Ihre Schuppen vorgesetzt zu bekommen, eingesperrt in Ihrer Einzimmerwohnung mit schlampig verlegtem PVC.
- Auch hier, das ist mir alles zu erzwungen ... ich weiß auch nicht ... lustig? sarkastisch? Ich bin mir nicht sicher, was du hier übermitteln möchtest, tut mir leid. Der Mensch als winzige Ameise in riesigen grauen Betonklötzen? Ist es das?

Hier ist ein Satz, der mir gefallen hat, das ist feiner, nicht so übertrieben:

... und setzen sich nun gähnend Ihrem stinklangweiligen Job und den neurotischen, aggressiven, uninteressanten Kollegen aus, die Ihnen allesamt nichts geben (außer hin und wieder eine Kippe wenn die eigene Schachtel unerwartet leer ist)?

Die Kamera weiß das auch. Trotzdem will Sie nun wieder hinunter auf den Erdboden und befindet sich auch sogleich im Sinkflug.
- Hier handelt es sich nicht um die Höflichkeitsform, daher "sie".

Du siehst schon, ich hadere sehr mit deinem Text. Was willst du damit transportieren? Was willst du erzählen? Das alles erschließt sich mir nicht wirklich, weder inhaltlich, noch sprachlich. Mal sehen, was die anderen dazu sagen, ich würde das nochmal grundlegend überarbeiten und mir genau überlegen, wo ich damit hinwill.

Viele Grüße
RinaWu

 
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Hallo pinball1973,

Herzlich willkommen bei den Wortkriegern. Dein Text ist handwerklich in Ordnung, aber dennoch nicht einfach zu lesen, weil manches im Nebel verborgen bleibt. Es kommt mir so vor, als ob da jemand seine Kopter-Kamera durch die Lande steuert und die Bilder kommentiert, wobei es ihn offensichtlich nicht die Bohne interessiert, ob jemand diese Kommentare hört oder sich gar dafür interessiert.
Der Kameraflug beginnt offensichtlich in der Wohnung des ???, der am Fenster steht und raucht. Ein Verwandter wird es wohl nicht sein, da man ja per "Sie" ist. Irgendwie erinnter mich das an eine schon lange zur Gewohnheit gewordene Überwachung. Ich meine so ein Minikopter macht einigen Lärm, aber er scheint miemanden zu interessieren.

So weit meine Einsichten in diesen Text. Was soll diese Geschichte nun aussagen? Soll sie etwas aussagen?

Ratlose Grüße

Jobär

 

Hallo,

danke erstmal für das Feedback.
Ich war im Urlaub und hab jetzt erst die Gelegenheit, etwas dazu zu sagen.

Liebe RinaWu, befürchtungsweise haben wir einfach nicht denselben Humor, da kann man nichts machen. Ich nehme deine Kritik gerne an, aber ich weiß, dass es vielleicht eine Geschmackssache ist, ob etwas witzig ist oder nicht.
Die Stelle mit dem Schrägstrich gefällt mir auch nicht, es ist auch eher eine Skizze, mit der ich noch nicht genau weiß, wohin, deshalb ist es an mancher Stelle noch nicht ausgereift bzw fertig.
Nur der letzte Hinweis ist leider falsch. Das "sie" ist an der Stelle keine Höflichkeitsform. Es bezieht sich auf "die Kamera" im Satz davor.

Lieber Jobär, wie schon oben geschrieben, weiß ich selbst noch nicht genau, was der Kern der Geschichte ist.
Das kann man leider auch direkt als Metapher für meinen aktuellen Zustand beim Schreiben sehen. Ich will gerne viel schreiben, aber es fehlt mir ein konkretes Thema, deshalb kommen aktuell einfach Abschnitte zustande, die noch keine Richtung haben.
Das Problem muss ich wohl selbst lösen.
Dass ich diesen Text veröffentliche, hat den Grund, dass ich mich beim Schreiben selbst (also in der Technik) noch etwas unsicher fühle. Ich probiere gerade aus, wie der Stil dann letztendlich aussehen soll.

Tja, alles etwas kryptisch, ich weiß, aber vielen Dank fürs Lesen.

Bald lade ich mehr hoch, vielleicht funktioniert das etwas besser :)

Schöne Grüße,
K.

 

Hallo nochmal,

hmm, ich glaube, du hast mich hier falsch verstanden, denn in deinem Text steht es immer noch falsch. Du schreibst:

Nur der letzte Hinweis ist leider falsch. Das "sie" ist an der Stelle keine Höflichkeitsform. Es bezieht sich auf "die Kamera" im Satz davor.
Ja, richtig, genau das habe ich ja geschrieben:
Hier handelt es sich nicht um die Höflichkeitsform, daher "sie".
Also war mein Hinweis doch nicht falsch ... Oder wie meinst du das? Und sieh noch einmal drüber, da steht immer noch "Die Kamera weiß das auch. Trotzdem will Sie nun wieder hinunter auf den Erdboden und befindet sich auch sogleich im Sinkflug."

Hmm, ich verstehe dein Problem. Die Sache ist aber, dass du dann vielleicht noch ein wenig Zeit brauchst, bevor du veröffentlichst. Ist nicht böse gemeint, aber ich glaube, die meisten Leute hier möchten richtige Textarbeit machen und freuen sich über Texte, die durchdacht, korrigiert und beendet sind. Deiner ist leider, wie du schon sagst, nur ein Abschnitt, der ziemlich kryptisch ist, ja. Aber gut, das musst natürlich du wissen, ich will da nicht mit dem erhobenen Finger rumlaufen, ist nur ein Tipp. Ich habe jahrelang das Gefühl gehabt, ich habe Berge an Worten niederzuschreiben, aber auch mir fehlte es immer am Thema. Das ist mega unbefriedigend, ich weiß das. Ich habe Bücher über das Schreiben gelesen und Schreibübungen gemacht. Jeden Abend zehn Minuten lang schreiben. Ohne nachzudenken, einfach, was einem heute passiert ist oder aber gerade durch den Kopf geht. Das habe ich mehrere Monate gemacht. Klingt vielleicht blöd, aber so konditioniert man sich, zu schreiben. An der Geschichte, die ich hier als erste veröffentlicht habe (nicht mehr online, da veröffentlicht), saß ich mehrere Monate, bevor ich sie hier eingestellt habe. Dann habe ich mit Kurzgeschichten weitergemacht. Und plötzlich hatte ich eine Idee für einen Roman und arbeite nun seit einigen Wochen daran. Lange Rede, kurzer Sinn: Manchmal braucht es einfach noch ein wenig Zeit, bis man weiß, wo man hin will.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

oh pardon, ich hab es genau falschrum verstanden. Jetzt ist das "sie" klein. Danke für den Hinweis.

Tja nun, also dieser Text ist auch schon ein paar Wochen alt, und ich hab auch lange überlegt, ob ich mich damit schon in ein Forum wage, aber ich wusste wie gesagt nicht, wohin damit, und dachte, vielleicht kriege ich dadurch Inspiration - und wenn auch nur dahingehend, dass ich ihn erstmal wieder liegen lasse und mich anderen Texten widme. Was dann auch gerade eintritt.
Wahrscheinlich dann also bis demnächst.

Cheers,
K.

 

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