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Kalt und Schwarz

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10.07.2013
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Kalt und Schwarz

Er sah es an, dieses mattschwarze, kalte Ding. Es lag schwer in seiner Hand. Er umschloss den Griff mit seiner rechten Hand, das Gewicht fühlte sich gut an. Es war ein Ding, eine Waffe. Sie konnte keine Probleme haben, so wie er. Er war sich nicht sicher, ob er es wirklich tun sollte. Was würde seine Mutter sagen? Sie hatte zwar ihre eigenen großen und schweren Probleme, aber er war immer noch ihr Sohn und bedeutete ihr alles. Er wusste nicht, ob er es ihr antun könnte, ob er fähig war, ihr so wehzutun. Sie hatte ja schon ihren Mann verloren. Diesen alkoholabhängigen Fernfahrer, der bei einem Unfall gestorben war, den er im Rausch verursacht hatte. Aber er wusste nicht, was er sonst machen könnte. Er hatte alles versucht, wirklich alles. Doch es gab keinen anderen Weg, die Pistole in seiner Hand war der einzige Weg, der einzige. Er sah sie nochmal an; es war eine kleine Waffe, mit normalgroßem Kaliber, so wie sie Polizisten tragen. Der Freund seiner Mutter war Polizist, er hatte sie ihm nachts aus dem Schrank mit seiner Ausrüstung geklaut. Sie war auf ihre Art schön, auf eine ganz besondere Art. Ihr Griff lag gut in der Hand. Er schaute in den Lauf. Dann nahm er das Projektil, das er auch aus dem Schrank genommen hatte. Er lud die Waffe und entsicherte sie. Er dachte nochmal an all seine Probleme, den Stress in der Schule, die Probleme mit den Lehrern und seinen wenigen Freunden. An die Probleme seiner Mutter, für die er zwar nichts konnte, die ihn aber trotzdem sehr mitnahmen. Aber er war doch erst 15! Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Das sagten zumindest immer alle. Aber er glaubte nicht, dass sein Leben besser werden könnte. Er dachte nochmal an seine Mutter. Er hatte sie sehr lieb, wirklich sehr. Die untergehende Sonne schien ihm ins Gesicht. Eine Träne rollte seine Wange hinab. Dann noch eine. Er hob sich die Pistole an den Kopf, an die Schläfe. Dann drückte er ab. Es knallte. Dann sackte sein lebloser Körper mit einem dumpfen Aufschlag auf das Gras. Die Pistole fiel neben ihn. Ein paar Vögel wurden von dem Schuss aufgeschreckt und flogen nun verängstigt davon. Die Sonne verschwand hinter den Bergen. Alles war still.

 

Hallo Marco

Ich mach es mal kurz: wenn du eine Geschichte schreiben möchtest, die den Leser berührt, ihn zum Nachdenken bringt, vielleicht auch zum Schmunzeln, die ihn mit den Figuren leiden oder mit ihnen freuen lässt - dann musst du viel näher an eine Figur rangehen.

Bei einem solchen Text - da fühl ich überhaupt nichts. Den hab ich in 2 Minuten gelesen, und viel mehr als ein Schulterzucken entlockt er mir nicht. Weil du überhaupt nichts erzählst.

Sie hatte zwar ihre eigenen großen und schweren Probleme, aber er war immer noch ihr Sohn und bedeutete ihr alles.

Was sind das für Probleme?

Er hatte alles versucht, wirklich alles.

Nämlich was?

Er dachte nochmal an all seine Probleme, den Stress in der Schule, die Probleme mit den Lehrern und seinen wenigen Freunden.

Welche Probleme?
Welchen Stress?

An die Probleme seiner Mutter, für die er zwar nichts konnte, die ihn aber trotzdem sehr mitnahmen.

Du schreibst die ganze Zeit über Probleme, aber beschreibst kein einziges.

Aber er glaubte nicht, dass sein Leben besser werden könnte.

Warum nicht?

Also - erzähle etwas. Nicht nur hinschreiben, dass jemand Probleme hatte, sondern szenisch erarbeiten, was das für Probleme sind. Einen Konflikt darlegen, zeigen, wie er deine Figur verändert, was sie dabei fühlt, was dieser Konflikt aus ihr macht.

Davon abgesehen: solche Selbstmordgeschichten sind unheimlich schwierig. Die Gefühle eines Menschen, der wirklich entschieden hat, seinem Leben ein Ende zu bereiten - diese Gefühle glaubhaft zu schildern erfordern ein enormes Mass an schriftstellerischem Können. Texte wie diesen hier gibt es viele, aber sie funktionieren fast nie, oft, weil der Autor das Thema auf die leichte Schulter nimmt. Den Eindruck hab ich auch bei diesem Text.

Entschuldige dass ich zu deinem Einstand nichts positiveres sagen kann, aber ich empfehle dir, dich hier mal ein wenig umzusehen, andere Texte zu lesen, vielleicht auch solche, die empfohlen wurden - dann merkst du schnell den Unterschied.

Hoffe du bleibst trotzdem am Ball,
Grüsse Schwups

 

Hallo Schwups,

Danke für deine Antwort!
Ich weiß, dass ich nichts genauer beschrieben habe, und das ganz mit Absicht. Ich möchte den Leser zum Nachdenken animieren, ihn überlegen lassen, was das für Probleme etc. sein könnten.

Außerdem verstehe ich die Schwierigkeit von solchen Themen. Diese Geschichte ist einer meiner ersten Versuche, und ich merke selbst, dass sie nicht wirklich gelungen ist. Aber vielen Dank für deine Kritik, ich werde versuchen, sie nächstes Mal besser umzusetzen!

Grüße
MarcoKiBiWo

 

Hallo MarcoKiBiWo,

und herzlich willkommen hier.
Gesichten, in denen sich der Prot am Ende selbst umbringt sind bei Anfängern sehr beliebt. Ich vermute, weil man so nach dem Text vollkommen mit dem Charakter abschließen kann. Aber, wie Schwups schon sagt, ist das echt Verdammt schwer, so abgrundtiefe Gefühle zu beschreiben, dass ich überzeugt bin, okay, ja, da kann man sich echt nur noch in den Kopf schießen. Ich schließe mich Schwups vollkommen an. Ein paar Dinge möchte ich aber noch hinzufügen. Die Waffe ist ja auch Fokus der Geschichte, da möchte ich doch auch wissen, um was für eine es sich da handelt. Eine P6, P7, P30? Der Junge hat sich sicher ein wenig damit beschäftigt. Und würde ein Polizist wirklich so leichtsinnig handeln und seine Waffe in den Schrank hängen? Wenn ja, dann möchte ich wenigstens eine Erklärung, warum er so blöd ist.
Wie du die Szene schilderst ist gar nicht so schlecht gemacht, nur über den Jungen erfährt man einfach nichts wirklich Konkretes. Da stellt man sich diese ganzen Fragen.
Auf die äußere Form solltest du auch achten. So ein Backstein von einem Text, erschlägt die Leser, schreckt die meisten im Vorfeld ab. Bei deinem nächsten Text solltest du unbedingt Absätze verwenden.

Noch viel Spaß hier!

lg

Hacke

 

Hallo Marco,

wenn Du den Leser zum Nach- und Mitdenken anregen möchtest, dann gib ihm mehr Details. Schwups hat völlig recht: Die Probleme Deines Protagonisten hast Du nur ganz allgemein umrissen - das regt nicht zum Nachdenken an, denn das Thema "Schwierigkeiten eines Jugendlichen in der Schule und mit seinen Freunden" ist zu breit und allgemein, um konkrete Fragen aufkommen zu lassen.

Ein paar Bemerkungen zur titelgebenden Pistole: Der Witz ist, dass die meisten Dienstpistolen der Deutschen Polizei (P5, P6, P7, P99, P229) keinen (außen liegenden) Sicherungshebel besitzen. Diese Waffen sind geladen immer feuerbereit. Sie werden nicht entsichert, so wie Du es beschrieben hast. (Allerdings schwirren irgendwo noch ein paar Makarow-Pistolen herum, und auch die P10 hat einen Sicherungshebel.)

Zweitens – so etwas wie ein "normalgroßes" Kaliber gibt es nicht. Das Standardkaliber der Pistolen der Polizei ist 9mm (Parabellum).

Drittens – ein Pistolenschütze nimmt nicht das Projektil in die Hand um die Waffe zu laden, sondern eine Patrone, die das Projektil enthält. Beim Schuss verbrennt der Treibsatz, die Hülse wird ausgeworfen und das Projektil (Geschoss) fliegt los.

Viertens – Man kann eine Pistole zwar auch mit einer einzelnen Patrone ohne Magazin laden, indem man die Hülse in das Patronenlager (das Teil des Laufes ist) steckt. Aber das ist ein ziemliches Gefummel, weil man dazu den Verschluss zurückziehen und dann die Patrone durch Auswurföffnung frickeln muss. Normalerweise lädt man eine Pistole, indem man eine Patrone in das Magazin steckt, das Magazin einschiebt, den Verschluss (Schlitten) nach hinten zieht und wieder vorschnellen lässt.

Zusammengefasst: Wenn Du eine kurze Geschichte schreibst, in der Waffenhandhabung eine wichtige Rolle spielt, musst Du Dich mit dem Thema vertraut machen, weil es sonst unglaubwürdig wirkt. Du hast doch einen ganz guten spachlichen Stil. Mach was daraus.

Gruß Achillus

 

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