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Kaleu

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02.11.2001
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Kaleu

Vom Norden in den Süden rasen wir und unser Weg ist wie das Blut, das sich hinter den Augäpfeln staut. Wir verneinen den Osten mitsamt seiner möglichen Sonne, die dort hinter den Wolfshügeln unseren Tod verzögert. Wir sagen ja zum Westen, wenn er uns den blanken Arsch hinhält. Und eben darum, weil es der Westen mit seinem Arsch bei uns versucht, versuchen wir daran zu lecken. Unsere Zungen sind wie die von todgeweihten Hyänen. Wir kennen die Steppen Afrikas vom Zuhören und mehr wollten wir nicht wissen. Wir glaubten, so sein zu müssen. Hyänen, die ihre Notdurft pünktlich und angemeldet platzieren. So lange haben wir uns darin geübt. So lange.

Sie wollte nur weg.
Weit weg, bitte, sagte sie und das Spreizen ihrer Beine hat uns nunmehr bis in die Normandie gebracht. Wir wollten die alten Unterseebootwerften besuchen, den Rost der brüchigen Stahleinlagen eingestürzter Betondecken abnagen. Es kam zu viel mehr. Es kam zur Erschütterung. Die Erschütterung ist es. Wir hatten, so wie es Kinder tun, an alles geglaubt und dabei den Irrtum erkannt. Es gab keine Unterseeboote. Alles mit ähnlichem Namen lag am Grund der Weltmeere.
Dann hat sie meine Seele in den Mund genommen und ich kam ihr in Stößen entgegen.

Nein, der Nebel, schau doch.
Ja, der Wind und das Salz darin, gab sie mir zur Antwort und es war wie ein es sich Überlegen dürfen mit ihr und mit mir. Die See erbrach ihren Inhalt und das Sternengewitter über unseren Köpfen warf diesen einen endgültigen Schatten auf ihre Scham. Ich nahm sie und sie gab alles.
Wenn du glaubst, damit etwas zu beweisen, dann hüte dich vor dem, was noch kommen wird. Ihre Worte. Das Dach unseres Cabrios liegt zerfetzt vom Wind hinter dem, was wir wollten und in den Kirschbäumen hängen die letzten Seile verwelkter Matrosen.

Meine Liebe ist wie Eintopf, sage ich.
Sag’ Kaleu zu mir. Mein Boot liegt im Marianengraben und ich warte auf deinen Befehl, darin meine Seele zu sprengen, Frau.
Die Ungläubigkeit in deinem Blick zu finden, erregt mich, sage ich weiter. Aber da ich von der Konsistenz deiner milchweißen Haut weiß, tut es nichts, wenn du denn tatsächlich befiehlst. Den Schnee der Bretagne hast du auf deinem Schoß mitgenommen und kein Befehl von mir lässt ihn schmelzen. Wie ich dich liebe. Wie ich dabei den Raben auf deiner Schulter beneide. Dafür beneide, dass es ihn für dich gibt.

An den Docks wurde Rum gereicht und herumgereicht hatten wir so manche Seemannsbraut.
Als ich das Ende deiner Strümpfe in meinen klebrigen Händen hielt, hast du mich beim Namen genannt. Jetzt möchte ich ziellos wandern, da ich alle Ziele vergessen habe. Mit dir wandern, das meine ich damit. Wir stehen am Nordseegrab und wenn du dem Wind ein Ohr schenkst, hörst du mich weinen.
Kaleu, hattest du geflüstert und dabei wussten wir noch lange nichts von dem, das danach über uns hereinbrach. Ich hatte meine Hände um deine Arschbacken gelegt und jeder unserer Schwüre war Heiligkeit und Vertrauen.

Schau, die Makrelenschwärme stehen im Hafen. Alles begreift sich. Ich habe die Sehnsuchtsliebe für dich erfunden. Darin wusste ich mich von dir bestärkt. Mein Marianengraben, dein Bombenteppich, Liebes. Sie hatten uns zu spät informiert. Sie hatten uns nicht mehr erreichen können. Wir hatten uns damit verloren. Es ging schnell. Der Geleitzug war groß, die Zerstörer gnadenlos. Ich meinte dich bei Kaffee und Kuchen und mit deinen Gedanken tief in mir, als Harris mit seinen Leuten kam. Ungefragt deinen Wohnblock umackern ließ. Mir damit alles nahm. Ich bete deine Beine an.

Kaleu, sagtest du zu mir und da stehen wir nun in unseren gespenstischen Gewändern und wollen den Rost benagen. Wir sollten weiterschlafen. Aber nein.
Draußen habe ich eine Armada Baraccudas gesehen. Dort tobt das Wasser hin zu einer Unendlichkeit. Wassertürme, klein wie Gedankensplitter.
Dein Haar hat sich gegen deine Beine verschworen. Wohin soll ich blicken? Es gibt zu viele Wunder, Kleines. Dein Schoß ist nass. Die Bretagne weint.

 
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Hei Aq, das ist wieder so arsch-schwer. Egal, dieser Stil, wahnsinn!

Ich habe das Zusammenspiel Boot und Frau nicht verstanden.

Es spielt wieder im letzten Krieg in Frankreich. Die Truppen sind auch in Afrika. Der Osten steht ihnen noch bevor, dort werden die Meisten sterben.

Kaptainleutnant Harreis, er kommt ins Spiel, irgendwann wird er doch selbst versenkt? Da wird es dann auch wieder schwer. Ach... der ganze Text ist total schwer, Mann!

Total!

Aber...wenn ich es nicht ganz verstehe, der Stil, mit dem kann man Welten erobern!

Liebe Weihnachtsgrüsse Stefan

 

Hi.
Das war mal was ganz anderes.
Einerseits feinfühlige Gedanken und emfindungen, andererseits kernige Sprache die herausrotzt was sie empfindet und nicht anders artikulieren kann(will) um nicht an Zweifeln zugrundezugehen.

Zwei Minifehler.
1. MariaNengraben, und
2. (Bomber)-HarrIs.

Unglaublicher Stil, gewagt und gewonnen... zumindest in meinen Augen.
Ein schöner Schwanengesang auf eine Liebe in düsterer zeit.

Hochachtungsvoll
Lord

 

Guten Morgen Archetyp, guten Morgen! Ich war auf n ganz falschen Dampfer. Ich meínte Kaleu Spreen, oder wen auch immer? Dank Lord Arion, weiss ich jetzt etwas mehr, natürlich? Harris, klar, oh Man.Erst wollte ich meinen Beitrag löschen...was soll´s. Mit dem Krieg, soweit war ich ja heute morgen schon. Also doch noch ´ne geistige Leistung.

bis dann arche

 

Mann, Aqua...

vieles hab ich nicht verstanden, mir fehlt Wissen. Lord und auch Arche haben da einen Riesenvorsprung...

Was mir dann aber bleibt, ist absolut genügend!

Krieg und Liebe, zwei Unterschiede, wie sie größer kaum sein könnten. Miteinander verwoben in gewaltiger Sprache, mit intensiven Bildern, Aqua...
Sehr, sehr gut gemacht, voll Empfinden, voll Leben.

Auch wenn ichs nicht versteh, es ist toll.

liebe Grüße... Anne

 
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Ich möchte ein Danke sagen, euch allen, Arche, Maus, Lord Arion,

Lord, danke für deine Berichtigungen.

Die Geschichte des Kapitänleutnants (Kaleu) ist die Geschichte einer Liebe, die im Bombenhagel auf eine deutsche Stadt einerseits und durch Wasserbombentreffer auf ein U- Boot andererseits weggewischt wird. Verratene, die nie wirklich ihre Chance hatten, weil sie zu sehr glaubten.
Der Text erzählt über die gespenstische Auferstehung dieser Beiden. Eine Kriegsgeschichte, diese Liebe.
Harris, Arthur, war ab Februar 1942 Oberkommandierender des Bomber Command der britischen Luftwaffe. Er sprach sich für die Flächenbombardierung deutscher Städte aus. Ein legendärer Ausspruch von ihm war dieser: "Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher". Aufgrund seiner Leistungen im Krieg wurde er 1953 in den Adelsstand erhoben. Des Weiteren haben sie ihm 1992 in London ein Denkmal gesetzt. Die Queen war bei dessen feierlicher Enthüllung zugegen. Das Königshaus sprach nie von Pietätslosigkeit. Die Meinung der englischen Bevölkerung dazu war eine andere.

Liebe Grüße an euch - Aqua

 

Nicht schlecht, weiß Gott. Der Stil ist bemerkenswert, wenn mir auch manchmal zu hastig.
Bin müde, hab mich zu sehr an der Sprachgewalt ergötzt als der eigentlichen Intention folgen können. Jetzt wo ich aber gerade deine Erklärung lese... aaaah! :D
Schwachstelle, meiner Meinung, die Dialoge. Sie reihen sich nahtlos ein in den "hochgeschliffenen" Stil. Kein Mensch aber, dachte ich beim lesen, redet so; dadurch ging Authensität (schreibt man des so? ) verloren. Der Kaleu wurde mir mit Sätzen wie:

Meine Liebe ist wie Eintopf, sage ich.
Sag’ Kaleu zu mir. Mein Boot liegt im Marianengraben und ich warte auf deinen Befehl, darin meine Seele zu sprengen, Frau.


zur Kunstfigur. Schade, weil er dadurch stark an Menschlichkeit einbüßt.


war wie ein es sich Überlegen dürfen mit ihr und mit mir

"ein es sich Überlegen dürfen"
Ist das die Neue Rechtschreibung?
Vom Gefühl her würde ich "ein 'Es-sich-überlegen-dürfen'" etc. schreiben... aber das gefällt mir auch nicht :confused:

Schlaflos,
para

 

Ja, die Intensität deiner ehrlichen Kritik hat was.
Ich muss jetzt darüber nachdenken. Alles geht so schnell. Wenn der Schlagregen auf die Scheiben prasselte, schrieb ich manchmal gut. Heute war alles gefroren und die Menschen rutschten am Morgen auf Knien in die Supermärkte.

Ich wünsche dir schöne Weihnachtstage, Paranova.
Danke, dass du dich meines Textes angenommen hast.

Liebe Grüße - Aqua

 

Ich habe zu danken, Aqualung.
Ich bemühe mich um Ehrlichkeit, doch es ist ein Kampf gegen Windmühlen, wohl auch meines begrenzten Wortschatzes wegen. ;)
Frohes Fest.
para

 

Hallo Aqua
ich habe den Text gelesen, ich kann wieder nichts sagen dazu.
Vielleicht kurz die Bilder, die über den Worten aufstiegen: Nebel, Wellen, ein rostiges Auto, Wind, große Schiffe im Hafen.....
aber die Bilder sind nur die Träger der erzeugten Stimmung, des Schwermutes und der Welt ohne Hoffnung.
Wieder fällt mir nur "heftig" ein, dass schreib ich immer wenn mir die Worte fehlen.
Schönes neues Jahr
***Merlinwolf**********

 

Apropos Bilder...
Ich hab mir die Geschichte jetzt mal ausgedruckt und nochmals gelesen. Dabei wurde ich mir meiner geistigen Unfähigkeit gewahr, auch nur die Hälfte der verwendeten Bilder entschlüsseln zu können.
Hilfesuchend werde ich mich wohl an dich, Aqua, wenden müssen.
Was zum Beispiel sagst du mir, wenn du schreibst:

Das Dach unseres Cabrios liegt zerfetzt vom Wind hinter dem, was wir wollten und in den Kirschbäumen hängen die letzten Seile verwelkter Matrosen.
:confused:
Hilfesuchend,
para

 

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