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Kaleidoskop des Lebens

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06.06.2002
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Kaleidoskop des Lebens

Ging Gong öffnet sich dongend die Tür und unterbricht das zarte "La-La". Inkarnationen, der Pill-O-Dreh-Company ein Greuel. Suleika, der Hebamme aus dem Zwischengeschoss, bedeuteten sie Überstunden, Weihnachtsgeld und Aufenthaltsgenehmigung. Großeinsatz! David auf der Säuglingsstation II mit klein Veronika an der Brust. Suleikas warme duftende Hand streicht seine Sorgen die Arme herunter und fort aus seinem Internet-Body. Die Life-Reporter von Black-TV formen mit ihren Händen begeisterte Regieanweisungen. Oberärztin Frau Dr. Petersen rollt den grollenden David zu irgendeinem rumpelnden Kellerfahrstuhl. Wie eine eigene Aura umgibt ihn noch Suleikas dichte duftende Süße. Dann hat die Straße ihn wieder. Ein junges Mädchen profiliert sich, indem sie seine wirren Haare aus der Stirn streicht. Zwei bunte Großregenschirme umschließen ihn, doch der Genuss kann ihn nach den Krämpfen erster Vaterschaft erst in Stunden einholen. Eine schwarze Zwangsjacken-Ambulanz stoppt quietschend. Nach heulender Blaulichtfahrt liegt er mit strampelnden Beinen in der wattierten Beruhigungszelle des städtischen Klinikums. Statt Wärter nur noch Video-Überwachung, in die sich Black-TV eingecheckt hatte. "Du wirst mit Monero und seinen Engeln an der Tafel sitzen und ich werde deine ewige kosmische Dienerin sein!" Sie schlingt eine güldene Papierschlange um seinen bebenden gefesselten Körper. Ihr starker Pädagoginnen-Wille drang erobernd in seinen Geist und generierte einen noch nie so gekannten Zwischenzustand. Die kassenmäßige Unterversicherung riss ihn aus allen absurden Träumereien. "Wer soll uns ihr Bettchen bezahlen - die Wohlfahrt oder was? - Sofort Entlassung!"

Morgen früh wieder Frühschicht in der Autofabrik mit Akkord und Schweißvorrichtungen. "David Pias, I love you so much! Connection nur zu dir, unser Superlativ der Nähe. Sabine liebt nur dich, du weißt es ganz tief in deinem Inneren. Bin im Callcenter, hol mich ab, lass uns auf der Folie der Liebe disputieren, du bist der Suchtstoff, an dem dein Bienchen so hängt! Tastend durchkämpft er den Nebel seiner Gegenwart. Wie in Trance flüstert er zu Joe, dass sie es wieder sei. "Finger in' Mors", lacht Marios Autofabrikstimme aus der Telefon-Strippe. "Morgen nix Yellow-Card, morgen Maloche, Rabotti, avanti, avanti!". Davids innere Optik gleicht einem Puzzle-Spiel. Abziehbild oder Variable sein und permanent selber die Welt, diese Scheiße-Welt, auf dem Buckel tragen. Harry hatte es auch getroffen. Aus dem Kontext ausgeschlossen, draußen vor dem Stadttor, lauerten sie in der schmierigen Werkhalle auf das Sirenensignal. Und dann Start: "Finger in' Mors". Mario knallte seine Pranke auf "EIN". Schweiß-Vorrichtungen, Scheiß-Vorrichtungen. Träumen wollen wir alle gerne, jede hängt an einer Strippe und hat kleine unwichtige Bedeutungen: "Die zu starke Vibration des Kabelbaumes soll durch eine Zwischenschlaufe, an einen aufgeschweißten Schraubbolzen genoppt, gedämpft werden." Vorrichtung 07 winklig anschmiegen, durch Magnet- und Klemmhebel arretieren, Scheißpistole ansetzen: Der Funkenregen generiert einen Gewindebolzen. Ihre weiche Hand am Nacken reißt ihn aus seinem "und dann wird wieder in die Hände gespukt, wir schaffen das Bruttosozialprodukt"-Rhythmus. Arabella, der langbeinige AV-Engel, ist heute im äußeren Kreis der Zeitstudien-Projekteure tätig. "Wir prüfen bei einigen Werkern die Anspannung des Muskeltonusses in Abhängigkeit von der Bewegungsdynamik, verstehst du?" "Nein, nein, ich kapier nur immer Bahnhof." "Es geht darum, ob eine mehr schlenkernde Dynamik im Bewegungsablauf optimaler als eine kraftvoll pressende sei." Er möge sich gar nicht um sie kümmern, Arabella wäre einfach nur da. Wirre Gedanken rasen durch Davids Kopf, während er sich unter die Karosse wirft, weil Gewindebolzen 27 den Gummipuffer schnappen soll. Mit gespreizten Fingern prüfte sie leicht zwickend seine Bizeps. Sie waren auch nur Menschen, nur biologische Wesen. Scheppernd knallte Harrys Scheibeneinsetz-Roboter die RS-Scheibe immer wieder gegen den Pfeiler. Wer hatte das verbrochen, man kann keine RS-Scheibe zwischen die L-, LL-, XX-, und XXL-Scheiben legen, wenn es mit Automaticus 13 keine Vertragsvereinbarung dazu gab. "Am Abend sind wir völlig down und zu kaputt für Schnaps und Frauen...", läßt Mario zum Schichtende noch einmal aus den Lautsprechern dröhnen.

Wer Schlaf abschreiben muss, sieht weiße Mäuse in Rudeln Wände hoch sprinten. Harry und David im Strom der wirren bunten lauten rackernden unerholten Eindrücke. In der abgeschabten Kneipe trinken sie Holsten aus der Buddel. Lonely Dave und Harry. Sabine muss zu ihrer UFO-Gang, Jutta, tanzt immer noch zu "Nun wird wieder in die Hände gespuckt" hinter der Bar vor dem Flaschenregal. Arabella und Mario suchen dessen Bambinos in der Live-Umgebung der Plattensiedlung. Harry zieht den weißen Umschlag der Lohnbuchhaltung aus der Jacke. "Nur noch Bares!" Der Macker vor der Peepshow nimmt sie gefangen, sperrt sie zu Ulrike in die Kabine. "Ich will bei Euch zusehen", schwärmt sie. Ulrikes Sklaven sollen sie sein und sich in ihr Erziehungsschicksal fügen. "Ausziehen!!", kam das Kommando. Verschämt standen zwei deutsche Arbeiter mit Unterwäsche in der Peepshowlandschaft. Wie bei Frau Doktor vor der Depotspritze war da noch Peinlichkeit und Scham. Gnade war Ulrike fremd. Nur aus irgendeinem Mauseloch tönte die Piepsstimme: "Tut bloß, was die Alte Euch sagt, die macht Baller-Baller!" Mit roten schamüberströmten Gesichtern gestalteten sie für einen Geschäftsmann mit seinen schlitzäugigen Großkunden die Gayshow. Verneigend applaudiert dieses Publikum: „Schöne Kölpel!" Dave musste noch mit diesem Geldhalunken ins Separee'. "Mensch, Ihr wart geil", lobt der Türmacker und gibt die Kohle retour. Ulrike will ihr neues Kabinett erproben. Fabrikarbeit oder kopfüber in Ketten hängen - mit den beiden, kann man es ja machen. "Dave, was alberst du da permanent?" Er hätte irgendeinen Flash, dass er beim Kaiser Barbarossa der Hofnarr wäre und murmelt aus seinen herabhängenden Backen "Der Witz war 'ne Eins, so'n guten Joke hab' ich never made!" Jetzt wollen die Peepshow-Insassen von den Kopfüber Nackedeis Brüllwitze hören. Dave shakert sich vor Lachen wie Ringelschlange. "Wir waren im Labor von 'ner Zigarettenfirma. Die konnten sich auf Knopfdruck online Zigaretten kommen lassen. Dann hat die Laborantin die Aktive gequalmt: G-a-n-z l-a-n-g-s-a-m prüfen. Danach waren wir zwei Beide in einer Kondomfabrik, dort im Labor konnte sich eine Tussi son' feuchten Ring per Rohrpost kommen lassen: G-A-N-Z L-A-N-G-S-A-M prüfen!" Die Kabinenmeute grölt und fordert die Peitsche. Genug, sie fliegen raus, ihre Straßenanzüge folgen höschenweise. Survivel und Adventure, die City bietet alles. Mit Strohhüten und vertauschten Schuhen versuchen sie Abstand zu gewinnen und hängen rote Lampions vor den Palast und die flink-smarten Manager aus Tokio haben sich als macaoanische Chinesen kostümiert und lassen ihre Töchter Zimbeln schlagen. Der für das Profitcentrum Europa-Atlantik zuständige Sha Hu Khan offeriert Salzfiguren als Kleinkunstwerke. Ulrike wird Geisha und malt Schriftzeichen: Das schwarze Haar siegend und auch schweigend ist die Rose der Erledigungen. Falun Ghong AktivistInnen mahnen Ulrike mit dem Zeigefinger: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Alle probieren die implosive Starre. Der City-Hynotiseur presst den käuflichen Bastelzeigefinger auf die Lippen. Doch Schwarzfrauen mit Tellerlippen stören frech das Superschweigen und ziehen sie zu einer Asylantenparty. Der Chef der Ausländerbehörde, ein 100 Megaherz Intellinside-Server, wummert Techno-Rhythmen und die Tellerlipperinnen kitzeln dem Duo Dave-Harry das Kinn. Ulrike futtert mit dem Esslöffel "magic-mushrooms" und kontrolliert das Toilettenrohr. Sinnvoll wird es, geradezu sinnvoll eskalierend. Jutta räumt die Postbox auf: Grußkarte, Rechnung, Reklame und der Supermarkt hat ihr Dispokärtchen auf Euro 20000,- aufgestockt. Auf dem Rückweg vom Luxuseinkauf für die Kneipe riskiert sie, wie oft, einen kleinen Umweg. Ulrike lässt sich Juttas dicke Kellner-Großbörse geben und zählt umständlich das Geldbündel. So jetzt gibt es bei euch keine Schulden mehr. Können wir uns nach der Arbeit noch in die Augen sehen? Weißt du, mit der Karre, die wir zusammenbauen, kann auch Mist passieren. C'est la vie.

Von hinten und von vorne in blauen Designer-Uniformen. Verhör im gläsernen Revier. Ulrike soll von Aldi die 1€ Bierwurst in ihren Slip gelegt haben. Die Psycho-Fahndungs-Software spinnt. Joe ballert in den Rechner und draußen blinkt gelb die Rundum des japanischen Service-Kreuzers. Nach fünf Minuten funkelt nagelneu der Ersatzrechner. Harry schnuppert und schimpft über die abgefeimten Kriminalen. Die Service-Asiaten sind 4Takt-Robots. Plötzlich liegt die Bierwurst auf dem Mouse-Pad. Ulrike hatte sie sich aus dem Schlüpfer gezogen und hinter die Büropalme gelegt. Aus dem Nebenraum strömen Beobachter mit der Petz-Nachricht "Die Frau hat...". Eine Zeugenvernehmung von David scheitert, er will sich nur noch in den Hintern beißen. Ulrike muss wegen der Nachtzeit die Bierwurst bei Aldi in den Briefschlitz werfen. Es regnet. Harry kramt aus seinem Musterkoffer 2 Faltregenschirme hervor und streichelt sie wohlwollend beim Öffnen. Strukturvertrieb weckt Kauflust und Objektbegierde. Schöne prall gespannte Schirme. In Juttas Kneipe stehen Stammgäste im tiefgelegenen Eingang mit ihren "Dunkelbräu"-Flaschen und mustern den Trupp um Ulrike herum.

Keiner ahnt wie schonungslos das Leben für unsere Protagonisten ist. Soll es von der wissenden Jutta verschwiegen werden? Schonungslose Realität, ein Hauch davon! Harry hatte vor Monaten sein Autogramm gegeben, weil Chefs gefordert wurden und solch ein Förderlehrgang auch sein Leben strukturiert hätte. Sie suchten ihn: Im Krankenhaus, auf der Arbeit ..., dann fanden sie ihn zusammen mit David und Ulrike bei dem Stadtbummel nach der besagten Nacht. Vier nebeneinander, mit Schultern, Koppel und Colt: "Sind Sie Herr Harry Deutschmann?" "Yes, Sir!" Der Cheflehrgang ist hinter dem Metallgitterzaun angetreten und Harry wird mit Aktenkoffer und tropenmäßig kostümiert dazugestellt. Der Commander gibt den zentralen Tipp: "Wenn hier jemand kommandiert 'Auf die Uni-Marsch weg! Mog! Mog!', dann werde ich ihn einen Witzbold schimpfen. Herr Harry Deutschmann, lassen Sie den Lehrgang in die Transall zum ersten Absprung wegtreten." Harrys Brustkorb wölbt sich: "Lehrgang, still! In die Trans-Marsch-Marsch weg! All! All!" Der Rest ist sauber gelaufen. Sauber, ganze Arbeit. Die Kappe rutscht unter Harrys Hose nach hinten durch und er trennt sich zweifach klickend von ihr. Im Reserveschirm-Behälter war nur wie im Kniegepäck die Getränkereserve des Lehrgangs. Nur im Aktenkoffer lagen die beiden Faltbaren parat. Zack, Landung mit Regenschirmen im Ex-Platz-Tümpel. Nass, wankend, bestand Harry darauf, er möchte sich mit seinen Kameraden nicht im selben Duschraum abseifen, weil man seine Religionszugehörigkeit dann einsehen könne. Abgelehnt, der Commander steht nicht auf individuelle Tätowierungen. Plötzlich Rottweiler-Gebell und Harry über den Zaun. Escaping in Preventing from.

Ulrike will es nicht glauben, er hatte die Kriegskasse der Inspektion geklaut. Schiebung will gelernt sein. David sagt in der Autofabrik ab und Ulrike im Call-Center. Träume von Freiheit und Strand und Meer. "Alles, für garnichts und das sofort!", gröhlt die Anti-Raketen-Demo wankend, trunken voller Hunger. Dave schmeißt ihnen drei Dosen "Rufus-Futter" von Aldi hin. Sie verdünnen Muskelfleisch und Pansen mit Lübzer-Pilz, schlürfen die Fleischbrühe. Ulrike sinniert über "Modern-Sponsoring". Plötzlich gellt Harrys gepresster Schmerz- und Stöhnlaut über den Rathausplatz. Das Monstrum ließ den Knüppel am Quergriff kreisen, knallte ihn auf Harrys Schulter als wären sie zu Übungsstunden im Polente-Dojo. Dann hob der Schrank scherzend sein Schild, um einen imaginären Taek-Konter von Harry abzufangen. "Mann, das kann nicht wahr sein, Harry!" Der Konstabler hebt sein Funk-Sprech-Gruppe und gibt dem Wachen-Chef das Urlaubsgesuch durch: "Meister, hab'n Talk mit Harry, unserm Harry." Irgendwie kam es krächzend aus der Revierwache der West-Stadt zurück: "Versau das nicht!" Dave schlägt die Einkehr bei Jutta vor. Harry stellt seinen Freund vom 27. Revier vor: "Leute, das ist Bernd, mein alter Kumpel aus dem Sparklub 'Teurer Euro'." Shake-Hands ohne Zeitverlust. Jutta serviert ein Tablett 0,5 Gläser. Dave ordert für jeden zusätzlich einen doppelstöckigen Oldesloer. "Bernd, was los?", bemerkt Ulrike Anspannung und Müdigkeit beim Berechtigten für Ortszuschläge. "Ich sag' euch paar Takte, danach gibt's 'nen paar auf die Fresse oder nicht!" Die Grund-Rente für jeden Bürger des herrlichen Gemeinwesens BRD hätte zu einem Unsagbar-Chaos geführt. Seine Berufssparte solle diese Sozialpolitik bis zum Wutanfall ausbaden. Die Italos aus Napel, die Palis, selbst die sonst verlässlichen Jungs aus Tirana und Iflis hätten hingeschmissen. Kassieren jetzt Rente und haben einen Nebenjob beim Finanzamt eintragen lassen. Die Junkies drücken deshalb nur noch Luft durch die Spritzen, drehn durch. Kann doch nicht den ganzen Tag auf Demos knüppeln und nebenbei noch einen Dealerring managen. "Ist dein Job Dave! Du baust mit Harry 'nen Ring auf, läßt dich von Mario in die Connections einweisen. Harry kennt das Handling schon. Wird viel Arbeit." Ulrike umarmt Bernd lachend "Oh, Bernd, du bist so cool." Jutta holt die antike Wasserpfeife vom Speicher. Dave steigt sofort voll ein und gründet die "Dave & Harry Import Lmtd". Bernd macht Winke-Winke. Harry weist die neue Gang ein: "Ist so, als wenn man mit Petersilie handelt. Nie was selbst tun, machen alles die Junks." Shit Shit. Ulrike sieht Dave plötzlich mit Nasenohren und Rauchwolken in den Hosenbeinen. Dave setzt die Realitäts-Debatte aus seiner Loge am Stammtisch der "Treuen Eiche" fort. Auch Schwarze-Löcher am Rande der Singularität mischen sich in die Schwaden. Ulrike wird von irgendeinem Lachkrampf geschüttelt. Wie bei "mit siebzehn hat man noch Träume" schiebt sich Daves Hand unter Ulrikes Arm: "Schatzi, mach's du uns noch was?" Das ewige Ritual, die Herren besoffen und Ulrike kocht Kaffee. "Eventuell auch die Packung Nudeln, Muschi", tönt nun auch Bernd, der in seinem Müll nur Sahneschnitten gefunden hatte, die er nun doch gegen Spaghetti-Napoli oder wenigstens Nasi-Gorengh tauschen will. Der Küchentisch ist besetzt. Juttas Goldhamster bohnert schon wieder das Tischtuch und verwickelt Ulrike sofort in den wohl berühmtesten Dialog des Jahres 04: "Scheiß Saubermachen!" "Kannst wohl sagen." "Krümel bitte nicht so mit dem Kaffeemehl." "Muss dieser Gestank von Bohnerwachs eigentlich sein? Stinkt wie bei Hermann Hesse im Treppenhaus." "Sauberkeit hat seinen Preis." "Hast du deine Pfötchen geputzt?" Ulrike schubst Hamsterbacke vom Tisch: "Mach' dein Laufrad-Jogging! Du Luder wirst zu fett!" "Keuch, stöhn, puh, tack, tack, ..." Ulrike pustet kühl und wickelt ein Tempo um den Hamster-Hintern. Hamsterbacke sieht aus wie Jungnickel mit Pampers. "Alles heiße Luft da hinten, zieh' mich zurück und melde mich sportbefreit."

Ohne Kulissen-Wechsel: Der eine geht, der andere kommt. Die Lokaltür schwingt auf, im Rahmen steht der Baddy und gröhlt seinen Kontext: "Geld, es geht hier ums Geld!" Harry errötet und schiebt verschämt die Kriegs-Kasse des Bataillons über den Tisch. "Sorry, ist leer, ich ...weiss nicht, wo es so schnell geblieben ist." Der Baddy beginnt zu weinen: "Geld, Geld, es wäre zu verschmerzen, aber er hat die Flasche MariaCrown mitgehen lassen." "Aber MariaCrown im Tresor?", rätselt Ulrike. "Wegen den Verhandlungen mit den Parlamentären" Er würde Verhandlungen mit den Parlamentariern meinen, berichtigt nun Jutta. Buddy von Fleckenstein wischt den Thresen leer und packt seinen Aktenkoffer, "Riesig, Verschliessbar", auf die Platte. "Harry hat seine Pflichten und seine Unterschriften vergessen." Harry muss aussondern: "Tank No. 47 ist Schrott, Tank No. 96 ist Schrott, Tank No. 500 ist Schrott ..." Harry protestiert und erinnert daran, dass die alle noch wie eine "Eins" liefen als er die Schwalbe gemacht hatte. "Sind alle abgesoffen!", berichtigt der Baddy und Bernd bringt das Historische wieder in Ordnung: "Ihr seid mit euren Tanks, um den Brückenkopf zu nehmen, die Rheinstraße runtergedonnert. Am gegenüberliegenden Rheinufer hat 'ne nackte Frau gelegen und du höchstpersönlich hast den Befehl zum schwimmenden Übersetzen gegeben. Nun, du kennst das Lied von der Glocke? Blub, blub, weg waren sie!" Harry schreibt ein Autogramm nach dem anderen. "Wohin kommt der Schrott?" "Seit Herr Laden auch einen Schrotthandel hat, läuft das alles wieder normal" "Zehntausend Schlafsäcke?" Re-Import-Ware! Der Imbiss füllt sich mit einigen Japanern, die sich von Jutta grünen Tee servieren lassen. Allseitige Verbeugungen bestätigen gute Geschäfte. Harry schwört nocheinmal, wie oft eigentlich noch, persönliche Treue und der Morgen dämmert. "Wir sind jung, die Welt ist offen", singt eine vorbeiziehende Jugend-Musikschule. Alle gehen auseinander, selbst Dave, Harry und Ulrike müssen raus, weil die Putzfrauen kommen.

"Foto von mir. Sogar mit Autogramm!" Ulrike sieht überrascht zu dem strahlend gebräunten Schönling mit Namenschild an der Brust auf, der ihr den Prospekt mit seinem Konterfei in den Schoß legt. "Solemio Fergusson, Wahlkandidat der Progressiven? Ich glaub' mein Muli pfeift!" "Leute, ihr seid engagiert für Solemios neues Helferteam." Sie marschieren, um die Arbeitsverträge abzuholen, ins Rathaus. Der Büroleiter von Solemio, ein Pampashase, verstreut alle möglichen Dokumente auf dem Teppich, bis er die Vertragsformulare gefunden hat. Vor- und Zunahme. Harry kriegt "Eine geknallt" als er versehentlich beim Datum unterschreibt. Dann locht das Monster mit seinen Lückenzähnen und legt die Verträge im Personalordner ab. Solemio erläutert das Wahlkonzept: "Wir versprechen jedem das, was er erwartet!" Der örtliche Schäferhund-Verein stellt sich mit riesigen Solemio-Plakaten vor dem Büro auf und Solemio schreit unter tosendem Beifall: "Auch ich bin ein WauWau!" "Zahltag!" Gewinner und ihre Helfershelfer denken an Rimini und Mädchen. Träume, denen sie nähergekommen sind und die am Anfang standen. Chefclerk Bunny zieht die Stirn kraus und läßt die Ohren schlapp hängen. "Gut, die Kasse wird gesperrt! Wir machen eine Bareinzahlungs-Runde nach Harlem-Muster." Die wartenden Steuerschuldner stellen sich im Treppenhaus vor die abwärts führende Wendeltreppe. Ulrike gibt Erläuterungen: "Eure Quittungen hab' ich hier! Jeder steckt soviel Geld wie möglich in die rechte Tasche und bekommt dann bei ausreichender Deckung die Quittung in die linke Tasche!" Der erste Steuerschuldner steigt herab - Dave im abgeschirmten Bereich hinterher. Arm um den Hals und Geldentnahme - Klarmeldung zu Harry - Harry steckt eine Quittung in die andere Tasche. Der Pförtner grüßt die steuerzahlenden Emporkömmlinge jovial: "Na, war's schlimm? Neue Zeit, neue Methoden." Bunny hängt puterrot am Telefon, um weitere Steuerschuldner zwecks endlicher Zahlung ins Amt zu befehlen. Geld wie Heu. Ulrike will investieren - eine Internet-Enzyklopädie zeigt ein "For Sale"-Schild. Personaleinsparung und Kostenreduzierung sollen das alte versifte Schiff wieder flott machen. Das Sysop-Personal tritt an und Ulrike hält die Weihnachtsansprache, wonach sie Disziplin und absoluten Gehorsam verlangen würde. "Ich zähle jetzt ab - jeder zweite Angestellte fliegt! Eins - raus! - zwei - raus! - drei - raus!" Geknickt schleichen die Wirtschafts-Ingenieure von dannen, einer Zukunft am Rande der Mülltonnen entgegen. Dumm aber angepaßt wird verlangt: "Hier die Arbeitsverträge - viel zu gut bezahlt für solch unqualifizierte Bildungsabbrecher. Jeder holt seinen Arbeitsvertrag auf den Knien ab - Wenn nicht, dann 1-Euro-Job als Katzenstreichler!" Dave und Harry gröhlen sich krümmend an. "Laßt uns doch ein Wettrennen machen! Wendeltreppe aufwärts, auf den Knien!" Jetzt gibt es gute Ratschläge für die Kurvenlage beim Aufwärtskriechen. Der Hamster macht dicke Backen mit seinem Bohnerbesen - die Treppe ist sauber!

 

Hallo Gerhard,

ich las deine KG ausgedruckt auf der Terrasse - da ich dachte, die Sonne würde mich im Denken etwas lähmen und deshalb noch ein zweites Mal...
Deine Art zu schreiben fasziniert mich und der Titel ist genau richtig: Ein buntes Wirrwarr, was irgendwie zusammenpaßt und sich doch verändert.

Also ich muss ehrlich gestehen, dass ich für mich keinen Zusammenhang vom Anfang bis zum Ende fand, es waren immer wieder Splitter, an denen ich mich festhangelte, die aber wieder abschwirrten...wieder auftauchten...vielleicht muss ich noch etwas geübter im Lesen von nicht normaler Hausmannskost werden ;).

Aber egal, ich las die Geschichte gerne, weil du einen Schreibstil hast, der Laune bringt. Immer wollte ich zwar nicht vor so konfusen Texten sitzen, aber heute hat es gepasst. Ich kam mir vor wie in einem Film mit tausenden von Schnitten...die im gesamten eine ganz eigenwillige Stimmung erzeugen.

Leider kann ich dir grade nicht mehr dazu schreiben, sonst müßte ich mich grade nochmal in das Wirrwarr stürzen ;).

Lieber Gruß
bernadette

 

:cool: Den Hintergrund bildet eine chinesísche Geschichte mit dem Titel "Zwiegespräch", in der es um die Rettung von Pferd und Reiter aus einem Wasserloch geht. Bei dieser Aktion lernt der Reiter, dass das Pferd reden könne, aber dass Schweigen angesichts der damals angespannten Situation in China besser wäre. Eine Gruppe von Menschen schlägt sich durch den Asphaltdsungel deutscher Großstädte. Damit beginnt dann die Satire zwischen Arbeit, Kneipe, Militär, Polizei, Frauen, Suff, Porno, Psycho-Tripps einer Gesellschaft mit Traumfassade und Scheiße-Lebensrealität. Der Text ist nunmehr bezüglich der grammatischen Zeiten korrigiert worden. MfG Gerhard Kemme :anstoss:

 

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