Was ist neu

Kakao

Mitglied
Beitritt
25.02.2002
Beiträge
5

Kakao

Samuel Balthasar war ein ganz besonderer Junge. Zumindest sagte das seine Mama, wenn sie ihn auf ihrem Schoss schaukelte. Und sein Papa sagte es, wenn er Samuel in die Luft warf und an den Füßen kitzelte. Oma sagte es, wenn sie Samuel die warme Jacke anzog und den Schal um die Kapuze band. Und Opa sagte es, wenn er mit Samuel Pilze sammeln ging. Karoline sagte es nicht. Karoline sagte immer nur: "Mensch, Samuel". Oder : "Du kannst das gar nicht Samuel, lass mich das machen." Oder sogar: "Geh bitte aus meinem Zimmer, Samuel, ich möchte alleine sein."
Samuel trank jeden Abend vor dem Zähneputzen eine grosse Nuckelflasche Kakao. Obwohl er eigentlich schon ein bisschen zu groß für eine Nuckelflasche war. "Na, es ist ja nur die eine Flasche", sagte Mama. "Er kriegt noch schiefe Zähne", sagte Oma. "Und wenn er sie doch so gerne möchte", sagte Papa. Opa sagte gar nichts, und Karoline rührte mit einem Löffel in ihrem Becher mit warmer Milch. Bis ein bisschen überschwappte, aber das merkte niemand.
Vor einigen Monaten hatte Samuel auch noch Milch aus der Nuckelflasche getrunken, aber nun wollte er Kakao.
Aber nicht zu heiss. Zu heisser Kakao tut an der Lippe weh und auf der Zunge. Mama hatte den Kakao schon einmal zu heiss gemacht, deshalb wollte Samuel den Kakao nur von seinem Papa. Manchmal, wenn Papa lange arbeitete und abends nicht da war, um den Kakao warm zu machen, musste Samuel weinen. Manchmal musste er so sehr weinen, dass er sich auf den Boden legen und mit den Beinen strampeln musste. Manchmal bekam er dann gar keinen Kakao mehr und hatte ganz schlimme Träume nachts.
"Nicht zu heiss", schrie Samuel immer, wenn Papa seinen Kakao vorbereitete, und bevor er ihn trank, nahm er die Flasche in seine Hände und prüfte, ob sie auch nicht zu heiss war. Wenn sie ein bisschen zu warm war, musste Samuel weinen. Und manchmal musste er die Flasche in die Ecke werfen und sich wieder auf den Boden legen.
Wenn man eine Nuckelflasche in die Ecke wirft, dann gibt es einen Kakaofleck auf dem Teppichboden. Mama war dann sauer. Papa auch. Und Oma und Opa wunderten sich. Karoline rührte in ihrem Becher mit der etwas zu heissen Milch, bis sie genau die richtige Temperatur zum Trinken hatte.
Eines Tages sagte Samuel zu seinem Papa: "Nicht schütteln." Und weil Papa manchmal nicht gleich alles sofort verstand, schüttelte er die Kakaoflasche gut durch. Wie jeden Abend bisher.
Samuel konnte den Kakao nicht trinken. Er musste weinen. Er musste sogar so sehr weinen, dass er sich wieder auf den Boden legen musste und mit den Beinen strampelte. Den Kakao wollte er nicht und einen anderen bekam er nicht.
Mama sagte: "Jetzt spinnt Samuel aber wirklich." Und Papa sagte: "Dann eben nicht", und schüttete den Kakao in eine Tasse und trank ihn selber. Oma und Opa waren nicht auf Besuch und Karoline nahm ihre warme Milch mit in ihr Zimmer, um ungestört in ihrem Buch lesen zu können.
In dieser Nacht träumte Samuel einen fruchtbaren Traum. Er stand zwischen riesengroßen Kakaoflaschen, die alle wild geschüttelt wurden. "Nicht schütteln, nicht schütteln", schrie Samuel, bis seine Mama ihn aus seinem Bettchen nahm und auf dem Arm beruhigte. Sie setzte sich in den grossen warmen Lehnstuhl und schaukelte Samuel auf ihrem Schoss. "Du bist mein ganz besonderer kleiner Junge", sagte sie und sang ein Lied, bis Samuel wieder einschlief.
Seitdem trank Samuel seinen Kakao nicht zu heiss und ungeschüttelt. Und nur vom Papa. Abends sagte Samuel zu seinem Papa: "nicht schütteln. Und nicht zu heiss." Und sein Papa machte den Kakao gerade richtig.
Er stellte die richtige Zeit in der Mikrowelle ein. Und dann streute Papa zwei Löffel Kakaopulver vorsichtig über die Milch und drehte den Verschluss zu ohne zu schütteln, was gar nicht einfach war. Samuel kontrollierte die Temperatur mit seinen Händen und guckte, ob das Pulver auch gut auf der Milch schwamm. Dann drehte er die Flasche vorsichtig auf den Kopf und trank. Oma und Opa wunderten sich. Und Mama zog an jedem Abend die Augenbrauen hoch. Karoline fragte müde über ihrer Milch: "Soll ich mal schütteln?" Und Samuel schrie: "nein", und fing fast an zu weinen. Dabei machte Karoline nur Spass mit ihm.
Samuel war eben ein ganz besonderer Junge. Und vielleicht fragt Ihr Euch, wie das alles geworden ist, als Samuel in den Kindergarten oder sogar in die Schule kam. Aber stellt Euch vor, eines Abends beschloss Samuel, dass er zu alt für die Nuckelflasche war. Und seitdem trank er seinen Kakao aus einer himmelblauen Tasse. Er streute das Pulver selber drüber und rührte den Kakao selber um, bis er genau die richtige Temperatur hatte.

 

Eine nette kleine Geschichte, recht gut geschrieben, meiner Meinung nach aber ohne echte Aussage. Mir fehlt ein bißchen die Pointe, etwas, das Kindern Spaß machen könnte daran. Von der Sprache her gefällt sie mir aber recht gut.
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Moin Momueller.

Schade, ich konnte die Geschichte in eins durchlesen und hat mir sprachlich richtig gut gefallen, nur fehlt die Aussage. Ich dachte die ganze Zeit, das dicke Ende kommt noch, aber enttäuschenderweise kam es nicht.
Da kannst du noch mehr rausholen, eine ideale Basis. Nur der Tiefgang fehlt irgendwie. Irgendetwas damit ich beim nächsten Kakao an deine Geschichte denken müßte.

Lieben Gruß
Maya

 

Hallo Momueller!

Eine Geschichte für geplagte Eltern, die ihnen zeigt, dass aus dem strampelnden, kreischenden Etwas auf dem Boden - gerade ohne viel Aufsehen oder Lenkungsversuche - ein selbständiges menschliches Wesen werden kann.

Eine Geschichte über Kinder, aber keine für Kinder.
Es fehlen Handlung, Spannung und Pointe.
Vielleicht wäre es eine Alternative, aus der Sicht des Jungen, in Ich-Form, zu erzählen, damit sich Kinder in die Zickereinen einfühlen könnten mit einem "Hehe, das mach ich auch immer!".

Alles Liebe,
Sylvia

 

Danke fuer die Kritik. Ich denke, Ihr habt recht. Und die Geschichte ist eine Geschichte aus unserem Leben, weswegen meine Kinder sie ganz gerne gehoert haben. Aber der spannende Hoehepunkt fehlt tatsaechlich.

Monika

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom