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Kaffeepause
Wieder ist es Montag. Und wieder prasseln die Regentropfen gleichmässig an die Fensterscheiben. Ich rühre gedankenverloren in meinem Rumpunsch und starre vor mich hin. Ab und zu schweift mein Blick im Raum umher, der von zarten Rauchschwaden durchzogen ist. Ich höre Männerstimmen, die sich den neusten Klatsch der Branche erzählen. Männer mit Krawatte und Aktenkoffer. Manchmal lachen sie, trinken wieder ein Schlückchen aus ihren Kaffeetassen und stellen diese dann mit einem scheppernden Geräusch wieder auf die weissen Porzellanunterteller zurück.
Ich höre ganz in der Nähe ein starkes Husten. Mein Blick löst sich von den beiden Geschäftsleuten und entdeckt einen grauhaarigen Mann, der vorgebeugt an einem kleinen Holztischchen sitzt und von einem Hustenanfall durchgeschüttelt wird. Sorgenvoll beobachte ich den Alten mit der beigefarbenen Jacke. Was er wohl hat? Zusammengesunken hockt er auf einem Stuhl mit rot überzogenem Lederpolster. Ihm gegenüber steht ein Bäumchen mit unnatürlich glänzenden grünen Blättern. Der alte Mann macht einen müden Eindruck, als er langsam in seinem Schwarztee rührt und ab und zu innehält um einen Augenblick das kalte Grau der Strassen und Häuser auf sich wirken zu lassen. Trostlos, dieses trübe Nass! Ob es viele Menschen gibt, die tagelangen Regen mögen? Mein Rumpunsch ist inzwischen kalt geworden. Wie die Zeit doch trotz des Wetters vergeht…
Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Ich bemerke, dass ein jüngerer Mann mit einem sportlichen T-Shirt neugierig zu mir rüberspäht. Über seinem Stuhl hängt eine orange leuchtende Jacke mit silbernen Reflektierstreifen. Nein, ich habe keine Lust auf ein Gespräch mit dem, denke ich und mustere demonstrativ hochinteressiert das Blümchenmuster an der Decke, dann die bräunlichen Lampen, die wie Blütenblätter durch eine schwarze Eisenkette von oben her befestigt über den Tischen hängen. Im „Blüteninnern“ brennt ein grell leuchtender Wolframdraht in einer länglichen Glühbirne. Ach, wenn doch nur die Sonne scheinen würde, dann bräuchte man diese grässlich altmodischen Lampen nicht! – Aber was stört mich eigentlich diese Beleuchtung? Was mache ich überhaupt wieder hier? Wieder an einem Montag? Wieder bei Regen? Wahrscheinlich dasselbe wie alle anderen auch: Einfach eine Kaffeepause.