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Kaffeeküche

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01.08.2008
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Kaffeeküche

12. Februar

Franziska drückte auf den Knopf für doppelten Espresso und stieß eine Mischung aus Seufzen und Grollen aus. "Ich fass es nicht, was in der Besprechung gerade abgegangen ist. Wenn ich den Polygoncount für den Brustpanzer der Assassine noch weiter erhöhe, killt mich Xaver. Die Engine packt das doch nicht."
Gamedesigner Mike stand mit verschränkten Armen neben ihr. Unter seinem Hemd zeichnete sich der riesige Bizeps ab. "Management Decision. Wir müssen unseren Zielmarkt bedienen."
"16-jährige mit Triebstau? Ich glaube eher, dass unser spätpubertierendes Management ihre persönlichen Vorlieben mit denen unserer Kunden verwechselt."
"Hat doch keiner gesagt, dass du die Brüste größer machen sollst!"
"Mike, in den letzten zwei Jahren ist mein Bullshit-Detektor gewaltig gewachsen. Mehr Details bei der Brust einer weiblichen Figur heißt genau das. Sexistische Bastarde."
Mike wandte sich ab und seufzte.
Franziska musste kichern. "Mein lieber Mike, lass dich nicht veralbern. Wenn mich Sexismus abtörnen würde, hätte ich mir längst einen anderen Job gesucht. Als einziges Vögelchen unter lauter hungrigen Kätzchen bin ich einiges gewohnt. Aber was bleibt, ist die Frage nach dem Polygoncount."
Mike lächelte erleichtert. "Erstens: danke für die Klarstellung bezüglich Sexismus. Zweitens: Pfeif auf die zusätzlichen Polygone. Xaver und seine Jungs haben ein geniales neues Pipelining implementiert, ist der Hammer. Morgen wollen sie es präsentieren. Und drittens habe ich noch eine tolle Nachricht für das Team, die ich dir gerne als erstes mitteilen will: Gamespot macht eine Exklusiv - Preview."
"Exklusiv ...?" Franziska sah ihn misstrauisch an. "Das heißt doch, dass keine andere Seite es für wert hält, über unser Game zu berichten."
"Spielst mal wieder den Sonnenschein, was?", fragte Mike und lachte sein unsicheres Lachen. "Gamespot ist eine der größen Spieleseiten im Netz."
"Gibt ungefähr 20 größere", murmelte Franziska.
"Sonnenscheinchen!" rief Mike. "Mach's gut, muss jetzt in's Studio, heute lass ich die Beine wachsen!"
"Wachsen? Klingt ziemlich schwul."
Mike schien einen Moment verunsichert. "Äh - wachsen bezieht sich auf die Muskelmasse, nicht die Haare." Er stolperte hinaus.


18. Februar

Es herrschte gute Stimmung, die Welt von Warmonger nahm Gestalt an. Die von Mike und dem Management gewünschte Brustpanzerung, gefüllt mit üppigen Polygonen, war fertig gestellt. Franziska hatte dafür als kleine Retourkutsche die sowieso schon gewaltige Brust des Barbaren um eine volle Körbchengröße aufgeblasen.
Neben ihr war noch Programmierer Xaver in der Küche. Er aß seinen täglichen Nachtisch, Mutters Rührkuchen, und sah etwas missmutig drein. Er war klein und fast so dünn wie die anorexe Franziska, der man es aber dank der Schlabberklamotten nicht ansah.
"Wie geht's dir?" fragte Franziska.
"Danke der Nachfrage. Ich komm schon klar. Die Texturenpipeline der Raytracingeinheit hakt noch ein wenig, aber das bekomme ich in den Griff. Nur die Stunden machen mir manchmal zu schaffen."
"Auf wieviel bringst du es zurzeit?"
"Sechzig bis siebzig. Noch kein Crunch, aber meine Freundin nörgelt gelegentlich. An manchen Tagen frag ich mich ..."
Xaver verstummte, sein eben noch betrübtes Gesicht verwandelte sich innerhalb einer Sekunde. Als hätte er plötzlich etwas wiedergefunden, das er schon verloren geglaubt hatte.
"Was fragst du dich?" wollte Franziska wissen.
"Vergiss es, Franzi. Manchmal vergesse ich, dass ich den tollsten Job auf der Welt habe. Ich könnte für SAP arbeiten und das dreifache verdienen, ich könnte für die Regierung arbeiten und um fünf nach Hause gehen, aber dabei würde ich vor Langeweile draufgehen. Wir machen hier das geilste Rollenspiel der Welt, mit den besten Leuten, der neuesten Technologie. Und wir haben einen verfickten Billardtisch!"
Xavers neu gewonnene Fröhlichkeit war ansteckend. Franziska lachte und prostete ihm mit ihrer Kaffeetasse zu.


2. März

"Diese verdammten Wichser!" Xaver zeriss den Ausdruck in seiner Hand in hundert Fetzen und spuckte auf die Schnippsel. Franziska war auf der Hut. Oberflächlich war Xaver die Freundlichkeit in Person, aber er genoss es, seiner tief vergrabenen Wut gelegentlich Luft zu machen. Zum Kontrollverlust war es dann nur ein kurzer Schritt. Im Großraumbüro musste er sich zurück halten, doch die Kaffeeküche hatte dicke Wände.
"Ersteindruck: durchschnittlich! durch-schnitt-lich!! Wir reißen uns hier den Arsch auf, und diese Sesselpupser, die nicht mal wissen wie man das Wort Compiler buchstabiert, treten alles in die Tonne!" Sein Kopf war hochrot geworden. "Langweilige Spielwelt! Altbackene Story! Dass wir als erste eine echtzeitfähige Raytracingengine aus dem Boden stampfen, darauf scheißen sie!"
"Komm wieder runter, Xaver", bat Mike mit wackeliger Stimme. "Es ist nur eine Preview. Mich kotzt es ja auch an, aber spiel dich bitte nicht so auf hier!"
Xaver ging einen Schritt auf ihn zu, und da geschah etwas, das Franziska nicht so schnell vergessen würde. Der 1,90 große, 100 Kilogramm schwere Mike zuckte vor dem knabenhaften Programmierer zurück. Ohne dass er von ihm direkt angesprochen worden war, war Mike von Xaver eingeschüchtert.
Franziska musste intervenieren. Wenn jetzt das falsche gesagt oder getan werden würde, konnte das dem Team und damit dem Projekt extremen Schaden zufügen.
"Jungs! Wir sind doch heute alle ein bisschen durch den Wind." Sie lächelte tapfer. "Mike, was hältst du davon, wenn du rausgehst und dein Cardiotraining machst? Und Xaver, wie wär's mit einer Runde Billiard? Kannst deinen Frust an den Kugeln auslassen. Oder später an mir, wenn ich dich fertig gemacht habe."
Xaver sah sie einen Moment lang grimmig an, dann gesellte sich zum Stirnrunzeln ein leichtes Grinsen. "Kannst es gerne versuchen, Lady. In maximal 15 Minuten ist die Sache erledigt!" Mit einem kollektiven Atemzug war die ärgste Spannung verflogen, und sie gingen ihrer Wege.


23. April

Deep Crunch. Der Geldhahn würde am 1. August zugedreht werden, bis dahin musste das Spiel fertig sein. Billard war verpönt. Mittagspausen ebenso. In der Kaffeeküche herrschte primär Durchzugsverkehr. Rein, den fünften, zehnten oder fünfzehnten Espresso rausdrücken, wieder an die Arbeit. Zehn Stunden waren ein Luxus. 12 normal. 15 keine Seltenheit. Sechs bis sieben Tage die Woche.


9. Juni

Ein wunderschöner Juni, der vor Computerbildschirmen und hinter dicht geschlossenen Jalousien verbracht wurde.
Franziska taumelte benommen in die Küche. Pixel flirrten vor ihren Augen. Es fehlten noch 38 Animationskeys für 15 Kreaturen. Oder war es umgekehrt? Ihr Gehirn war Matsch. Qualität längst Nebensache. Privatleben eine ferne Erinnerung. Alles drehte sich nur noch um das Spiel. Spiel? Was für ein bescheuerter Ausdruck für das wichtigste Ding auf der Welt.
Eine Gestalt befand sich in der Küche. Kein Mensch, sondern eine menschenähnliche Kreatur saß in sich zusammengesunken auf dem verschlissenen Sofa. Sie stierte vor sich hin, nickte mit dem Kopf, murmelte unverständliches. Xaver. Franziska setzte sich neben ihn. "Du brauchst Schlaf, Mann."
Er drehte sich langsam zu ihr. Mehr Ränder als Augen. Der Blick ging durch sie hindurch.
Er sprach sehr leise: "Weißt du, dass mein Blickfokus auf 50 Zentimeter fixiert ist? Alles andere ist unscharf. Muss wohl damit leben. Hm."
"Verdammt noch mal Xaver, geh heim und schlaf dich aus!"
"Zeitverschwendung. Die Algorithmen, die mein Hirn im Schlaf ausbrütet, taugen alle nichts. Und solang ich das Multithreading - Problem nicht gelöst habe, träum ich sowieso von nichts anderem."
"Scheiße. Du bist echt krank in der Birne. Was ist eigentlich mit deiner Freundin?"
Xaver antwortete nicht. Nach einer Weile lächelte er plötzlich. "Willst du meine Freundin sein?"
"Du redest Bullshit."
"Wieso?" Xaver schaffte es endlich, seine unruhig rollenden Augen auf Franziska zu fixieren. "Wir leben hier doch praktisch schon zusammen. Sind vereint in guten wie in schlechten Zeiten. Und in ein paar Wochen kommt unser gemeinsames Kind auf die Welt."
Es erschreckte Franziska nur ganz kurz, dass sie den Vorschlag gar nicht so abwegig fand.


5. September

Die Releaseparty wurde aus Budgetgründen in der Kaffeeküche abgehalten. Die meisten Mitarbeiter hatten es vorgezogen, einige Tage lang auf die Gesellschaft der Kollegen zu verzichten.
"Es waren zwei harte Jahre", begann Mike mit seiner Ansprache. Jeder konnte sehen, dass er in den letzten Monaten einen guten Teil seiner Muskelmasse in Fett umgewandelte hatte. "Wir haben Blut und Wasser geschwitzt, aber dabei etwas Tolles erschaffen. Coder, Designer, Grafiker, und nicht zu vergessen unsere Helden von der QA - ich möchte euch allen danken." Einige der Anwesenden nickten.
"Nun zu der Zahl, auf die ihr alle wartet", fuhr Mike fort. Er atmete tief durch. "Warmonger ist direkt auf Platz drei eingestiegen. Gleich hinter dem Landwirtschaftssimulator 2015 und Euro Trucker 7. Ich gratuliere euch herzlich."
Ein Raunen ging durch den Raum. Geschlagen von virtuellen Kühen und der langsamsten Fahrsimulation der Welt. Aber immerhin hätte es noch viel schlimmer kommen können. Trotz allem war es die Sache wert gewesen. Sie musste es einfach wert gewesen sein.

Franziska und Xaver standen Hand in Hand in einer Ecke. Xaver schlürfte von Franziskas leckerem, selbstgebrautem Abendkaffee. Sie blickte ihn von der Seite an und bemerkte zufrieden, dass er nun schon wesentlich besser aussah. Die extra starken Schlaftabletten, die sie ihm seit zwei Monaten täglich in den Kaffee mischte, hatten sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen.

 
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Moin Irony, du lebst ja noch!

Dein Romanprojekt ist eingeschlafen? Na gut, dann eben ein Ausflug in die Programmierer-Szene.

Gamedesigner Mike stand mit verschränkten Armen neben ihr. Unter seinem Hemd zeichnete sich der riesige Bizeps ab. "Management Decision. Wir müssen unseren Zielmarkt bedienen."

Ja, der klassische Gamedesigner.:D

Franziska musste kichern. "Mein guter Mike, lass dich nicht veralbern.

Mein guter Mike? Das ist eine sehr komische Wendung. Sagt man das irgendwo so? "Meine Güte, Mike" fände ich besser.

"Sonnenscheinchen!" rief Mike. "Mach's gut, muss jetzt in's Studio, heute lass ich die Beine wachsen!"
"Wachsen? Klingt ziemlich schwul."
Mike schien einen Moment verunsichert. "Äh - wachsen bezieht sich auf die Muskelmasse, nicht die Haare." Er stolperte hinaus.

Schöne Wendung des Sexismus-Themas, wie sich der Mike da so in seiner eigenen Männlichkeit verunsichern lässt.

Wir machen hier das geilste Rollenspiel der Welt, mit den besten Leuten, der neuesten Technologie. Und wir haben einen verfickten Billardtisch!"
Xavers neu gewonnene Fröhlichkeit war ansteckend. Franziska lachte und prostete ihm mit ihrer Kaffeetasse zu.

Steile Ansage. Ein wenig liest sich das wie Stromberg in der Gaming-Industrie.:lol:

"Ersteindruck: durchschnittlich! durch-schnitt-lich!! Wir reißen uns hier den Arsch auf, und diese Sesselpupser, die nicht mal wissen wie man das Wort Compiler buchstabiert, treten alles in die Tonne!" Sein Kopf war hochrot geworden. "Langweilige Spielwelt! Altbackene Story! Dass wir als erste eine echtzeitfähige Semiraytracingengine aus dem Boden stampfen, darauf scheißen sie

Sagte ich ja. Hier wird klar: Grafik ist nicht alles.

"Es waren zwei harte Jahre", begann Mike mit seiner Ansprache. Jeder konnte sehen, dass er in den letzten Monaten einen guten Teil seiner Muskelmasse in Fett umgewandelte hatte. "Wir haben Blut und Wasser geschwitzt, aber dabei etwas tolles erschaffen. Coder, Designer, Grafiker - ich möchte euch allen danken." Einige der Anwesenden nickten.
"Nun zu der Zahl, auf die ihr alle wartet", fuhr Mike fort. Er atmete tief durch. "Warmonger ist direkt auf Platz drei eingestiegen. Gleich hinter dem Landwirtschaftssimulator 2015 und Euro Trucker 7. Ich gratuliere euch herzlich."

Hä? Das ist jetzt aber Nonsense, oder? Euro Trucker 7 und der Landwirtschaftssimulator auf Platz 2 und 1? Bis zu dieser Stelle hatte ich den Eindruck, dass du eine realistische Geschichte erzählen willst. Hier wird es dann aber so unglaubwürdig, dass ich mich frage, was deine Absicht ist. Warum sowas abwegiges? Als Leser fühle ich mich hier nicht ernst genommen.

Franziska und Xaver standen Hand in Hand in einer Ecke. Xaver schlürfte von Franziskas leckerem, selbstgebrautem Abendkaffee. Sie blickte ihn von der Seite an und bemerkte zufrieden, dass er nun schon wesentlich besser aussah. Die extra starken Schlaftabletten, die sie ihm seit zwei Monaten täglich in den Kaffee mischte, hatten sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen.

Auch das Ende finde ich komisch. Okay, Xaver und Franziska sind ein Paar, und sie mischt ihm Schlaftabletten in den Kaffee, damit er nicht mehr so scheiße aussieht. Richtig? Ich verstehe die Aussage nicht. Arbeitest du in der Spiele-Industrie und verarbeitest hier real erlebtes?

Sprachlich ist die Story gut, die Dialoge lesen sich weitestgehendst flüssig und natürlich, ich bin beim Lesen nur am Anfang über "Mein lieber Mike" und "Sexistische Bastarde" gestolpert, das ich mit "Machos" ersetzen würde. Der Studio-Alltag wirkt authentisch, auch wenn ich mir ein mehr Nerdkram und weniger Tech-Babble gewünscht hätte.

Gern gelesen und kommentiert vom

Exilfranke :)

 

Ja, der klassische Gamedesigner.

Gar nicht so abwegig. Gamedesigner sind nicht alle fette Nackenbartträger. Mach die Schublade zu! :P

Hä? Das ist jetzt aber Nonsense, oder? Euro Trucker 7 und der Landwirtschaftssimulator auf Platz 2 und 1?

Das ist ein Fakt. Der Landwirtschaftssimulator hat Sachen wie Call of Duty und Dragon Age: Inquisition eiskalt hinter sich gelassen und einige Wochen Platz 1 in den Verkaufscharts belegt. Ich wünschte, ich würde dich verarschen.

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Ansonsten fand ich die Geschichte ziemlich gut. Mir hat es gefallen, einen fiktionalen Rundgang durch die Büroräume eines Videospielentwicklers zu machen, auch wenn ich eher einen P&P-Tisch als einen Billiard-Tisch erwartet hätte. *g*

Die Aggressionen und Schlaflosigkeit des Programmierers kann ich persönlich sehr, sehr gut nachvollziehen - hab ich mich doch jahrelang selbst mit so einem Quark herumgeärgert.

Ich finde die Figuren glaubwürdig, das Thema kommt der Realität sehr nahe und die Umsetzung hat mich überzeugt. Von meiner Seite aus gibts nur zu meckern, dass es nicht länger geworden ist.

Ich hätte gerne noch etwas aus der Sicht der QA gesehen. Die armen Schweine müssen gerade vor Abschluss des Projekts so richtig leiden -- dagegen sind die Hampelmannprobleme von Franzi nichts *g*

 
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Gar nicht so abwegig. Gamedesigner sind nicht alle fette Nackenbartträger. Mach die Schublade zu! :P

Das ist ein Fakt. Der Landwirtschaftssimulator hat Sachen wie Call of Duty und Dragon Age: Inquisition eiskalt hinter sich gelassen und einige Wochen Platz 1 in den Verkaufscharts belegt. Ich wünschte, ich würde dich verarschen.


Ja heftig, da sieht man schön, dass ich 0 Ahnung vom Betrieb habe. Damit war von meiner Warte aus wirklich nicht zu rechnen, also, dass es einen so gewaltigen Markt für Simulationen gibt - und dieser dann auch noch CoD und Ähnliches abzieht. Das finde ich in etwa so glaubwürdig, wie wenn eine Doku über Angeln mit Hardbaits den neusten Transformers-Film am Boxoffice schlägt. A whole new world. Danke für die Aufklärung. Dann nehme ich das mit dem Nonsense natürlich zurück und ziehe meinen Hut vor dieser treffenden, wenngleich schockierenden Zustandsbeschreibung.

 

Hi Franke!
Vielen Dank für deine wie immer aufrichtige und tiefgreifende Kommentierung.
Noch kurz Roman: Da ich meine eigene Deadline nicht eingehalten hat, heißt das wohl das Projekt ist tot? :(
Ne, darf nicht sein. Ich werd weitermachen, aber derzeit geht es einfach nicht.

Ich wollte "mal eben" eine Geschichte in einem Umfeld machen, das mir vertraut ist - zwar nicht zu 100% genau so, aber als Potpourri verschiedener Dinge, ich ich so mache.
Da NWZed deine Einwände bzgl. den Gaming-Charts und muskulösen Designern bereits entkräftet hat ;), bleibt eigentlich nur das für dich unbefriedigende Ende über (den "guten Mike" ändere ich zu "lieber Mike").

Das mit den Tabletten ist der Versuch eines etwas bösen Storyendes. Sie meint es ja so gut ... Er weiß wohl nichts davon, sondern wundert sich nur, warum er plötzlich wieder besser schlafen kann. Vielleicht weiß er es aber doch, sagt aber nichts dazu, weil er den Schlaf eh dringend braucht, sich das aber nicht eingestehen will. Who knows...

 

Vielen Dank NWZed!

Man merkt, wir beide kommen aus ähnlichen Geschäftsfeldern :)

Die armen Hunde von der QA! Wie so oft wurde auf sie vergessen. Wie im richtigen Leben. Wird schnellstens ergänzt.
Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Beste Grüße,
Irony

 
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Der Text ist nur Milieubeschreibung, aber wenig Geschichte, oder?

Ich würde gerne in diesem Milieu dann eine "wirkliche" Geschichte lesen - unter dem Stress, das wäre interessant. So ist das ein Text, der dem Leser diese fremde Welt zeigt und darauf hofft, dass die ihn schon begeistert.

Ich beschäftige mich seit bisschen mehr als einem Jahr jetzt zufällig auch stärker mit der Branche und denke da ist wesentlich mehr drin. Also von Seiten "Gamespot"- da würd ich entweder deutsch die "Gamestar" nehmen oder das große Printmagazin in den USA "Game Informer", die kriegen Exklusiv-Previews. Aber wer Exklusiv-Previews macht, der macht die auch meist positiv, wie ich das beobachte. Und darum kümmert sich ohnehin der Publisher oder so. (Wobei Gamespot unverschämt groß ist, also das ist nicht die 20. größte Seite, sondern die größte nach ign oder so - und ign ist mittlerweile ja keine reine Gamesseite mehr.)

Den Stress mit dem starken Termindruck hintenraus - das kann ich mir vorstellen. Wobei es hier in der Realität wohl bitterer ist: Entwickler verlieren am Ende eines Projekts häufig ihren Job. Da geht dieses "Puh, endlich geschafft" direkt in den "Oh, arbeitslos"-Bereich über. Da kamen neulich auf kotaku mal Hammer-Geschichten darüber, vielleicht dient das als Inspiration dafür, dass die Branche noch viel härter ist als hier beschrieben: http://kotaku.com/the-pizza-party-where-everyone-got-fired-1685455125

 
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Servus Irony

Ich bin ein unterhaltungselektronischer Troglodyt quasi, der in seinem ganzen Leben nicht ein einziges(!) Mal ein Computerspiel gespielt hat (nicht einmal Snake auf meinem allerersten Handy aus dem Jahr Neunzehnhundertfeuerzeug), und dem die Faszination dieser Art von Zeitvertreib wohl auf ewig verschlossen bleiben wird, nichtsdestotrotz kapierte ich, worum es in dieser Geschichte geht und auch der einschlägige Technosprech konnte mich nicht sonderlich verwirren. (Immerhin habe ich zwei halbwüchsige Söhne.)
Aber.
Aber ... wenn man mal das ganze spezifische Ambiente weglässt, was bleibt dann? Im Grunde nur ein bisschen Stress im Job und die Andeutung einer Romanze.
Als taugliche Geschichte ist mir persönlich das viel zu wenig. Die taugt wohl wirklich nur für eine spezielle Zielgruppe. (Oder als so eine Art literarisches Feigenblatt auf der vorletzten Seite einer Computer-Zeitschrift.)


offshore

 

Hi Quinn, Ernst,
ja, das Ganze ist mehr eine szenenweise Beobachtung als eine Geschichte. Danke euch beiden für den Kommentar.

 

Hallo Irony,

ich muss sagen mir hat dein Text alles in allem nicht so gut gefallen. Er liest sich flüssig und ich finde auch als absoluter Laie, dass alle Fachbegriffe usw. so eingewoben sind, dass man immer ungefähr versteht, worums geht oder sie einfach nicht wichtig sind. Das find ich gut.
Allerdings muss ich sagen, dass mir dein Spiel mit den Vorurteilen überhaupt nicht behagt. Beim Sexismus dachte ich noch: „ok, naja“, aber bei

"Mach's gut, muss jetzt in's Studio, heute lass ich die Beine wachsen!"
"Wachsen? Klingt ziemlich schwul."
Mike schien einen Moment verunsichert. "Äh - wachsen bezieht sich auf die Muskelmasse, nicht die Haare."
Da dachte ich mir: Nee, sowas ist wirklich nur als Situationskomik in einem echten Büro lustig, in einer (bzw. dieser) Story jedoch nicht.

Unter seinem Hemd zeichnete sich der riesige Bizeps ab.
Also bei dem Satz musste ich erst einmal nachschauen, ob du ein Mann oder eine Frau bist. :D
Scherz beiseite: Ich glaube, ich verstehe, welche Info du transportieren möchtest, aber versuch es doch mal etwas dezenter. Oder später im Text.

in den letzten zwei Jahren ist mein Bullshit-Detektor gewaltig gewachsen.*
Der Detektor ist gewachsen? Oder meinst du: „hat sich sensibilisiert“ oder „erweitert“

Dem 18. Februar konnte ich nichts abgewinnen. Was ist das: ein Plädoyer für mehr Überstunden, für „die Firma als Familie“ und gegen ein Privatleben? Verstehe ich nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Xavers Sinneswandel so abrupt und schnell dargestellt ist. Erscheint mir nicht plausibel.

Im 2. März gings mir ganz ähnlich: so wirklich rund als Spannungsbogen oder Konfliktszenario wird das alles nicht.

Den 9. Juni finde ich hingegen ganz gut. Hier ist der Konflikt ja klar, die Zustandsbeschreibungen wirken irgendwie ausgefeilter.

Der 5. September bringt dann die Auflösung ohne eine wirkliche Erlösung oder spannend zu sein und die Händchen-halten-Sache wirkt irgendwie nachgeschoben und entwickelt keine eigene Dynamik.

Soweit mein Eindruck, tut mir leid, dass es mich nicht überzeugt hat.

Die besten Grüße
von heiterbiswolkig

 

Hallo Irony

Ich fand die Geschichte gut geschrieben.

"Nun zu der Zahl, auf die ihr alle wartet", fuhr Mike fort. Er atmete tief durch. "Warmonger ist direkt auf Platz drei eingestiegen. Gleich hinter dem Landwirtschaftssimulator 2015 und Euro Trucker 7. Ich gratuliere euch herzlich."

Das ist jetzt aber Nonsense, oder? Euro Trucker 7 und der Landwirtschaftssimulator auf Platz 2 und 1? Bis zu dieser Stelle hatte ich den Eindruck, dass du eine realistische Geschichte erzählen willst.

Das ist ein Fakt. Der Landwirtschaftssimulator hat Sachen wie Call of Duty und Dragon Age: Inquisition eiskalt hinter sich gelassen und einige Wochen Platz 1 in den Verkaufscharts belegt. Ich wünschte, ich würde dich verarschen.

Das sind harte Fakten.

Warmonger bietet Unterhaltung, die durch pubertär übersteigerte Sex- und Gewaltmotive zu punkten versucht. Tatsächlich kommt Warmonger auf Platz drei der Spiele-Charts. Pikanterweise wird das Spiel aber nicht von Konkurrenten überflügelt, die einfach mehr oder stärker übersteigerte Sex- und Gewaltmotive enthalten. Nein, die Schande ist die: Stattdessen mögen die Konsumenten lieber den semidramatischen und mehr entspannend als wie spannend wirkenden Landwirtschaftssimulator. Mit anderen Worten: Es ist also gar nicht wahr, dass Leser lieber eine krassere Geschichte lesen, wenn man ihnen eine Geschichte vorsetzt, die sie nicht gleich vom ersten Satz an mit Blut und Vaginalsekret überschwemmt. In Wahrheit sagen sich viele stattdessen: Ach nö, da spiele ich doch lieber noch ein Stündchen oder zwei Landwirtschaftssimulator.

Nun kennen wir die Fakten, die es in sich haben. :D

Gruss teoma

 

Hi heiterbiswolkog, vielen Dank für deine Kritik, der ich in großen Teilen durchaus zustimme.

Also bei dem Satz musste ich erst einmal nachschauen, ob du ein Mann oder eine Frau bist.
Versteh ich nicht ganz, aber ok

Dem 18. Februar konnte ich nichts abgewinnen. Was ist das: ein Plädoyer für mehr Überstunden, für „die Firma als Familie“ und gegen ein Privatleben? Verstehe ich nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Xavers Sinneswandel so abrupt und schnell dargestellt ist. Erscheint mir nicht plausibel.
Die ganze Geschichte soll eher negativ sein. Dass die Argumente _pro_ Aufopferung eigentlich ein Wahnsinn sind angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei um ein _Spiel_ handelt und nicht etwa z.B. der Krebsforschung. Klar, jeder hat andere Prioritäten, aber ich weiß von Leuten, die tatsächlich Gesundheit und Privatleben opfern für ein Ding, dass dann eh raubkopiert oder in ein paar Monaten vergessen wird.

Der 5. September bringt dann die Auflösung ohne eine wirkliche Erlösung oder spannend zu sein und die Händchen-halten-Sache wirkt irgendwie nachgeschoben und entwickelt keine eigene Dynamik.
Die Beziehung am Ende sollte total absurd wirken, wegen der Umstände wie sie entstanden ist, der Schlaftabletten etc. Anhand eurer Kommentare kann ich erkennen, dass es eher verwirrend und unbefriedigend als absurd ist.

Soweit mein Eindruck, tut mir leid, dass es mich nicht überzeugt hat.
Na das ist ja nicht dein Schuld:)

Danke nochmal,
Gruß Irony

 

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