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(K)eine Entscheidung

KSK

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14.01.2004
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(K)eine Entscheidung

Zur überarbeiteten Version geht es hier.

Noch nie in ihrem Leben hat sie sich so erschöpft gefühlt. So leer und ausgebrannt. Was war eigentlich geschehen?

Sie wusste es nicht. Sie konnte sich nicht mal mehr daran erinnern, wann es anfing, dass sie sich so mies fühlte. Irgend etwas lief schief in ihrem Leben. In ihrem bisher so erfolgreichen Leben.

Sie hatte alles. Alles was man sich nur wünschen konnte: Einen tollen Job, natürlich ein dementsprechendes Gehalt, gute Freunde, viele Bekannte, ein schickes Auto, ein teures Appartement... Einen Mann? Nein, den wollte sie bewusst nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Ihre Scheidung lag zwar schon einige Tage zurück, aber sie genoss ihr Single-Leben und ihre Unabhängigkeit viel zu sehr, als dass sie sich auf eine feste Beziehung einlassen wollte.

Aber was war es dann, was in ihrem Leben nicht in Ordnung war? Sie konnte es nicht erklären. Es war ein Gefühl der Leere und Unzufriedenheit.

Immer mehr vernachlässigte sie ihren Job, für den sie in den letzten Monaten so viele Opfer gebracht hatte. An manchen Tagen schaffte sie es früh nicht, aufzustehen. Diese bleierne Müdigkeit in ihren Gliedern. War sie krank? Mehrmals rief sie bei ihrem Chef an, um sich zu entschuldigen.

Und immer wieder hatte sie diese Gedanken: „Ich schaff’s nicht mehr, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr....“ Natürlich war ihr auch klar, dass sie sich damit nur noch mehr herunterzog. Aber momentan schaffte sie es aus dieser Spirale einfach nicht heraus. Sie fühlte sich wie der sprichwörtliche Hamster im Hamsterrad.

Mit jemanden reden? Klar, sie hatte Freunde, gute Freunde. Aber was sollte sie denen sagen? „Mir wächst meine Arbeit über den Kopf“ oder „ich hab keine Lust mehr zum arbeiten“ oder „ich sehe keinen Sinn mehr in meiner Arbeit“. Was sollte sie antworten, wenn jemand fragt „Warum?“ Sie wusste es doch selbst nicht, warum! Sie entschied sich, das Problem alleine zu bekämpfen. Und dann kam ihr die Idee mit dem Urlaub.

Der Urlaub sollte die Rettung sein. Es war zwar nur eine Woche. Aber in einer Woche kann man sich genügend Gedanken über die Zukunft machen. Um endlich klar zu sehen, was sie eigentlich wollte, was ihr eigentlich wichtig war in ihrem Leben.

In den letzten Jahren zog es sie immer wieder nach Ägypten. Dort gab es etwas, was magisch auf sie wirkte. In diesem Land gab es keinen Stress und keinen Druck! Nur Ruhe und Langsamkeit. Und genau das brauchte sie jetzt. War es vielleicht das, was ihr hier fehlte?

Mit vielen Fragen im Gepäck kam sie in ihrem Hotel an. Am ersten Tag war sie noch viel zu angespannt, um sich über ihre Probleme Gedanken machen zu können. Aber sie dachte, das hätte ja noch Zeit...

Dass sie diese Zeit nicht hatte, wusste sie in dem Augenblick noch nicht...


Am zweiten Tag sah sie ihn. Nein, es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Vielmehr ein Gefühl der Vertrautheit.

Sie verstanden sich auf Anhieb. Natürlich verabredeten sie sich für den Abend und für den nächsten Tag und für den ganzen Urlaub. Ihr wurde klar, dass sie in ihm einen Seelenverwandten gefunden hatte. Er war genauso wie sie auf der Suche nach irgend etwas. Für beide stand fest, es konnte kein Zufall gewesen sein, dass sie sich getroffen hatten.

Die Woche verging und sie verschwendete keinen einzigen Gedanken an ihre Probleme zuhause.

Die holten sie erst wieder ein, als sie alleine am Flughafen stand. Nur, jetzt hatte sie noch ein Problem mehr! Wie sollte es nun weitergehen??

Oder war das etwa die Lösung, dass sie einfach hier blieb? Wenn es kein Zufall war, dass sie ihn traf???

Sie flog trotzdem zurück. Am nächsten Tag saß sie wieder in ihrem Büro, von Urlaubserholung war nichts zu spüren. Immer wieder die quälende Frage: „Was soll ich tun?“

Eine Woche schleppte sie sich durch, dann kam ein Anruf, der noch mehr durcheinander brachte: „Ich komme morgen nach Deutschland, hol mich bitte am Flughafen ab!“

Den nächsten Tag durchlebte sie wie in Trance. Es war nicht nur Freude, die sie spürte, auch Angst, Unsicherheit, Verzweiflung. Wie wird das Wiedersehen sein. Weg aus seinem Land, hier in Deutschland...?

Doch die Sorgen waren unbegründet. Sie verbrachten eine genauso schöne Zeit miteinander wie in Ägypten.

Natürlich konnte er nicht ewig bleiben. Und natürlich kam irgendwann die Frage: „Kommst Du mit, für immer?“

Das war doch die Lösung! Die Koffer packen, den Job kündigen und ab in den Flieger. War doch ganz einfach? Oder?

Aber... Was sollte sie da unten tun, was arbeiten, wie leben? „Das wird schon“, war die Antwort. Klar, mit seiner Einstellung und seiner Mentalität war das ganz einfach....

Aber nicht für sie. Sie, die immer alles hundertprozentig geklärt haben musste und die Sicherheit braucht. Nein, so einfach geht das nicht.

Die ersten Streitigkeiten kamen auf. Er warf ihr vor, dass sie ihn nicht liebte. Sonst würde sie nicht überlegen. Sie sagte ihm, dass er es sich zu leicht machte.

Nach einigen Tagen ging sein Flieger. Sie blieb alleine zurück.

Sie konnte keine Entscheidung treffen. Nicht in dieser kurzen Zeit. Wieviel Zeit brauchte sie dazu? Wollte sie überhaupt eine Entscheidung treffen...???

 

Hallo KSK!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Deine Geschichte gefällt mir von der Idee her recht gut, aber die Umsetzung noch nicht so ganz.

Inhaltlich zeigt sie für mich das Ausbrechen von Depressionen und die damit verbundenen Veränderungen, also Auswirkungen für die Protagonistin. Dieses Zuvielwerden ist wie eine Lähmung, wenn es darum geht, für sich selbst etwas zu tun, wozu in dem Fall auch die Arbeit gehört, da sie sich ja damit ihren Lebensunterhalt verdienen muß. – Meist betrifft es in solchen Fällen ja nur die Dinge, die man für sich selbst tut, aus mangelndem Selbstwertgefühl und weil man den größten Teil seines Lebens fremdbestimmt verbracht hat, wozu ja auch gut paßt, daß sie frisch geschieden ist. Obwohl: So frisch geschieden, das klingt fast satirisch: »Ihre Scheidung lag zwar schon einige Tage zurück« – würde die Tage zumindest durch Wochen ersetzen. ;)

Daß sie solche Hemmungen hat, loszulassen und mit dem Mann, der extra wegen ihr nach Deutschland fliegt, um sie zu holen, finde ich sehr schade, aber das sind die Introjekte, die wir alle eingepflanzt bekommen – das, was zum Beispiel immer sagt „Du kannst doch nicht …“

Allerdings finde ich die Geschichte zu wenig ins Detail gehend, sie hat mehr was von einer Nacherzählung. Das könntest Du leicht ändern, indem Du manche Gefühle nicht benennst, sondern darstellst, also etwa zeigst, wie der Protogonistin alles zu viel wird, was sie nicht schafft. Einfach Situationen beschreiben, sodaß ein Leser, der diesen Zustand nicht kennt, etwas damit anfangen kann und hinterher weiß, was er sich unter diesem Nichts-Schaffen vorstellen soll. :)
Außerdem könnte Dir durch einen Ausbau im Detail eventuell auch ein besserer Schluß einfallen, als eine Frage an den Leser… Zum Beispiel könnte sie sich dann selbst fragen, warum sie bloß nicht auf sich gehört hat, wo sie doch so gerne mit ihm mitgeflogen wäre, warum sie sich von anerzogenen Normen aufhalten ließ – was gleichzeitig einen positiven Ausblick bedeuten würde, denn wenn sie die Ursache erkennt, hat sie auch eine Chance, es aufzulösen.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

»An manchen Tagen schaffte sie es früh nicht, aufzustehen. Diese bleierne Müdigkeit in ihren Gliedern. War sie krank? Mehrmals rief sie bei ihrem Chef an, um sich zu entschuldigen.
Und immer wieder hatte sie diese Gedanken: „Ich schaff’s nicht mehr, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr....“ Natürlich war ihr auch klar, dass sie sich damit nur noch mehr herunterzog. Aber momentan schaffte sie es aus dieser Spirale einfach nicht heraus.«
– Wortwiederholungen besser vermeiden

»Aber was war es dann, was in ihrem Leben nicht in Ordnung war?«
– zweimal „was“, besser das zweit durch ein „das“ ersetzen, oder den Satz umformulieren

»Mit jemanden reden?«
– Mit jemandem

»„ich hab keine Lust mehr zum arbeiten“ oder „ich sehe keinen Sinn mehr in meiner Arbeit“. Was sollte sie antworten, wenn jemand fragt „Warum?“«
– zu arbeiten (ohne m)
– „Ich hab/sehe …“, nach „fragt“ besser einen Doppelpunkt

Würde mich sehr freuen, wenn Du die Geschichte überarbeitest. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo KSK!

Schöne Geschichte! Ich finde es sehr angenehm, dass Du von Anfang an das Problem klar darstellst -- es ist ja die Aufgabe von Autoren, etwas auszusprechen, was man sonst nie sagt.

Ich finde aber, die Geschichte hat zuviel von "Inhaltsangabe": Du solltest probieren, sie zu de-linearisieren. Die Geschichte hat keine einzige Szene, nur eine Handlung.

Du könntest zum Beispiel die Geschichte auf dem Flughafen anfangen lassen, als sie mit allen ihren Problemen auf ihren Ägypter wartet. Die Vorgeschichte läßt sich als Erinnerung erzählen und ihre Gefühle kann sie auch auf dem Flughafen empfinden, von wo sie auch dem Chef absagen kann, während sie glückliche Paare an den Gates betrachtet.

Das Ende der Geschichte könnte wieder am Flughafen sein, dann hast Du eine gute Gelegenheit, Parallelen zur Einstigsszene zu finden - nur in einer Szene kann der Leser fühlen, was der Protagonist fühlt, und den Leser etwas fühlen lassen ist immer besser als ihm zu beschreiben, was der Protagonist gerade denkt.

Aber insgesamt fand ich die Geschichte gut - weiter so! Und vergiß nie: Jedes gute Werk ist von seinem Autor mindestens zehnmal umgeschrieben worden!

Gernot

 

Hallo Susi,
hallo Gernot,

vielen Dank für Eure konstruktive Kritik. Ich befinde mich noch in den Anfängen...

Ich werde mich nun sofort darüber machen und die Geschichte überarbeiten. Würde mich freuen, dann nochmal einen Kommentar von Euch zu bekommen.

Bis dahin, liebe Grüsse

Katrin

 

Hallo Susi,
hallo Gernot,

hab die Geschichte überarbeitet. Wär nett, wenn ihr nochmal einen Kommentar dazu geben könntet...
Danke!!

Ein Blick zur Uhr – sie hatte noch zwanzig Minuten Zeit, bis sein Flieger landete. Sie setzte sich in der Halle auf eine der freien Bänke und beobachtete die anderen Wartenden. Wer hier wohl wen abholen würde? Dann schweiften ihre Gedanken ab – die Ereignisse der letzten Wochen liefen wie ein Film vor ihren Augen ab.

Wie und wann es begonnen hatte, wusste sie nicht mehr genau. Sie konnte sich nur noch an den Tag erinnern, als sie bei ihrem Chef einen Termin hatte. Sie sprachen über verschiedene Themen und es war eine angenehme Diskussion. Aber als sie sein Büro verließ, spürte sie plötzlich diese Leere. So, als ob er ihr den letzten Funken Energie aus ihrem Körper gezogen hätte.

Anfangs glaubte sie, das ist nur eine Laune, das geht wieder vorbei. Doch nachdem es Tage und Wochen anhielt und sich zudem noch Unzufriedenheit einstellte, machte sie sich ernsthaft Sorgen, dass mit ihr etwas nicht stimmte.

Immer wieder wurde sie von Freunden und Kollegen darauf angesprochen, wo denn ihr strahlendes Lächeln sei, ihre gute Laune? Warum sie immer so traurig schaute? Sie wusste es nicht! Sie konnte niemand eine Antwort geben.

Dabei hatte sie alles. Alles was man sich nur wünschen konnte: Einen tollen Job, natürlich ein dementsprechendes Gehalt, gute Freunde, viele Bekannte, ein schickes Auto, ein teures Appartement... Einen Mann? Nein, den wollte sie bewusst nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Ihre Scheidung lag zwar schon einige Wochen zurück, aber sie genoss ihr Single-Leben und ihre Unabhängigkeit viel zu sehr, als dass sie sich auf eine feste Beziehung einlassen wollte.

Aber was war es dann, das in ihrem Leben nicht in Ordnung war? Sie konnte es nicht erklären. Einen positiven Gedanken zu fassen, war unmöglich. Immer wieder nur: „Ich will nicht mehr..“, „ich kann nicht mehr....“. Natürlich war ihr klar, dass sie sich damit nur noch mehr runterzog. Aber momentan kam sie aus dieser Spirale einfach nicht heraus. Sie fühlte sich wie der sprichwörtliche Hamster im Hamsterrad.

Dann fing sie an ihren Job zu vernachlässigen. Sie machte Fehler und es war ihr egal. Sie hatte keine Lust mehr, sich mit Kollegen rumzustreiten oder sich für irgend etwas einzusetzen. An manchen Tagen konnte sie früh nicht mal aufstehen. In ihren Gliedern war eine bleierne Müdigkeit. Mehrmals rief sie bei ihrem Chef an, um sich zu entschuldigen. Vielleicht war sie krank?

Eines abends wollte sie ihre beste Freundin anrufen und sie um Rat fragen. Doch als sie die Nummer wählte, lies sie mutlos den Hörer wieder sinken. Was sollte sie ihr sagen? „Mir wächst meine Arbeit über den Kopf“, „ich hab keine Lust mehr zum arbeiten“ oder „ich sehe keinen Sinn mehr in meiner Arbeit“. Und wenn sie fragt: „Warum?“ Was sollte sie antworten? Sie wusste doch selbst nicht, warum! Also entschied sie sich das Problem alleine zu lösen. Und dann kam ihr die Idee mit dem Urlaub.

Der Urlaub sollte die Rettung sein. Es war zwar nur eine Woche, aber sie wollte nichts weiter tun, als sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Um endlich klar zu sehen, was ihr wichtig war in ihrem Leben und wo ihr Weg hingehen sollte.

Die Wahl des Urlaubslandes war ganz einfach. In den letzten Jahren zog es sie immer wieder nach Ägypten. Dort gab es etwas, was magisch auf sie wirkte. In diesem Land gab es keinen Stress und keinen Druck! Nur Ruhe und Langsamkeit. Und genau das wollte sie geniessen. War es vielleicht das, was ihr hier fehlte? Oder was ihr hier zuviel wurde?

Mit vielen Fragen im Gepäck kam sie in ihrem Hotel an. Am ersten Tag war sie noch viel zu angespannt, um sich über ihre Probleme Gedanken machen zu können. Als sie den ersten Strandspaziergang machte, dachte sie, das hätte ja noch Zeit...

Dass sie diese Zeit nicht hatte, wusste sie in dem Augenblick noch nicht...


Am zweiten Tag sah sie ihn. Nein, es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Vielmehr ein Gefühl der Vertrautheit. Sie trafen sich, als sie sich an einem Stand frisches Obst kaufte. Er stand hinter ihr und als sie sich umdrehte, schaute sie direkt in seine Augen.

Sie verstanden sich auf Anhieb. Natürlich verabredeten sie sich für den Abend und für den nächsten Tag und für den ganzen Urlaub. Sie konnten stundenlang miteinander reden. Am liebsten saßen sie am Meer und philosophierten über den Sinn des Lebens. Ihr wurde klar, dass sie in ihm einen Seelenverwandten gefunden hatte. Er war genauso wie sie auf der Suche nach irgend etwas. Für beide stand fest, es konnte kein Zufall gewesen sein, dass sie sich getroffen hatten.

Die Woche verging und sie verschwendete keinen einzigen Gedanken an ihre Sorgen zuhause.

Die holten sie erst wieder ein, als sie alleine am Flughafen stand. Nur, jetzt hatte sie noch ein Problem mehr! Sie hatte sich verliebt und musste alleine zurück.

Bevor Sie eincheckte, überlegte sie, ob das vielleicht die Lösung wäre: Einfach dableiben. Wenn es doch kein Zufall war, dass sie sich trafen???

Doch es war ihre Vernunft, die sie zwang, ihren Koffer aufzugeben und sich artig in die Schlange der Heimreisenden einzureihen. Unwillkürlich sah sie das Bild ihres Vaters vor sich, wie er entsetzt sagte: „So was kann man doch nicht machen!!“ Und dann begann der Kampf in ihrem Inneren von Neuem: „Warum kann man das nicht machen? Weil es nicht normal ist? Weil ihre Eltern nie etwas verrücktes gemacht haben?“ Doch das waren wieder Fragen, die ihr niemand beantwortete.

Als sie am nächsten Tag wieder in ihrem Büro saß, war von Urlaubserholung nichts zu spüren. Zu der quälenden Frage: „Was will ich?“ kam jetzt noch hinzu „Wann werde ich ihn wiedersehen?“

Eine Woche schleppte sie sich durch, dann kam ein Anruf, der noch mehr durcheinander brachte: „Ich komme morgen nach Deutschland, hol mich bitte am Flughafen ab!“

Den nächsten Tag durchlebte sie wie in Trance. Er kommt! Es war aber nicht nur Freude, die sie spürte, auch Angst, Unsicherheit, Verzweiflung. Wie wird das Wiedersehen sein? Weg aus seinem Land, hier in Deutschland...?

Gerade hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, als er plötzlich auf sie zustürmte. Sie hatte die Zeit ganz vergessen. Und jetzt stand er da, strahlte sie an und nahm sie einfach in den Arm. In dem Moment warf sie alle Sorgen über Bord.

Sie verbrachten eine genauso schöne Zeit miteinander wie in Ägypten. Die Bedenken waren alle umsonst. Natürlich konnte er nicht ewig bleiben. Und irgendwann kam die unvermeidliche Frage: „Kommst Du mit, für immer?“

Und wieder die Frage, ist das die Lösung? Die Koffer packen, den Job kündigen und ab in den Flieger. Wäre doch ganz einfach, oder? Wollte sie das?

Aber... Was wird sie da unten tun, was arbeiten, wie leben? „Das wird schon“, war die Antwort von ihm. Klar, mit seiner Einstellung und seiner Mentalität war das ganz easy...

Aber nicht für sie. Für sie musste immer alles hundertprozentig geklärt sein. Sie braucht Sicherheit. Nein, so einfach geht das nicht!

An den letzten Tagen fingen sie zu streiten an. Er warf ihr vor, dass sie ihn nicht liebte. Sonst würde sie nicht überlegen. Sie sagte ihm, dass er es sich zu leicht machte.

Als er wissen wollte, wie lange sie brauchen würde, bis sie sich entscheidet, konnte sie wieder keine Antwort geben. Was hätte sie ihm auch antworten sollen? Sie wusste es doch wieder nicht.

Dann ging sein Flieger. Sie blieb alleine zurück...

Drei Tage sind seit seinem Abschied vergangen. Es war schon spät an diesem Freitagabend. Sie hatte gerade das letzte Glas Rotwein ausgetrunken und noch eine Zigarette geraucht. Dann ging sie ins Bett.

Doch es war wieder so eine Nacht, in der an Schlaf nicht zu denken war. Und plötzlich musste sie an ihr Lieblingsgedicht denken: „Der Panther“. Der gefangen war in seinem Käfig. War sie das nicht auch? Gefangen in ihren Gewohnheiten, ihren Vorstellungen, mit denen sie erzogen wurde und der „Normalität“? Ihr fiel es wie Schuppen vor die Augen. Das war es, was sie hinderte, die längst fällige Entscheidung zu treffen. Sie hätte von anfang an auf ihren Bauch und ihr Herz hören sollen. Dann hätte sie den verhassten Job gekündigt und wäre auf und davon. Auch wenn es nicht normal ist! Oder wenn die anderen Leute denken, das ist nicht normal!

Und in dem Moment schlief sie mit einem Lächeln auf den Lippen ein und freute sich auf den Anruf am nächsten Morgen. Wenn sie ihm mitteilen wird, dass sie ihr Ticket ohne Rückflug gebucht hatte...

 

Hallo Katrin,

hab Dir einen Link zur neuen Version im ersten Posting eingebaut. - Zum Lesen komm ich vermutlich erst am Wochenende. ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Susi,

vielen Dank für Deine Hilfe! Ich kenn mich hier ja noch gar nicht aus, bin noch ziemlich neu.

Freu' mich auf Deinen neue Kritik. Ich werde die Geschichte so lange bearbeiten, bis sie passt!!! :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo KSK!

Entschuldige, dass ich Deine neue Version übersehen habe... die "mein kg.de"-Seite hat mich irgendwie nicht auf dem Laufenden gehalten, Gernot ist aber auch zu blöd.

Ich finde die Geschichte schon besser! Insbesondere ist der Anfang "Ein Blick zur Uhr" sehr lebendig, man kann sich etwas konkretes vorstellen und hat sofort etwas vor Augen, so dass dann die abstrakten Gedanken sich in eine konkrete situation hinein fügen.

Ich glaube, was der Story jetzt noch fehlt, ist das "Show, don't tell!", und das ist verdammt schwierig! Zeigen, nicht sagen - das erkläre ich am besten am Beispiel:

"Er zitterte vor angst, er war hier noch nie gewesen und fürchtete sich vor Strassenräubern"

Dieses ist ein schlechtes Beispiel, aus der Kategorie "Tell", der Autor sagt direkt, was er beschreiben will: Der Protagonist hat angst. Besser ist:

"Er schritt in eine dunkle Gasse, die er noch nie betreten hatte, und von der er nicht wusste, ob sie in einem Hinterhof oder in einer anderen Strasse enden würde. Es war merkwürdig, dass er seit zehn Minuten keinen mehr gesehen hatte, plötzlich war alles wie leergefegt. Wenn doch nur seine Schritte nicht so laut hallen würden!"

Die zweite Szene gehört zur Kategorie "Show" - Tatsachen beschreiben, die die Gefühle des Prots herüberbringen. Obwohl der Absatz ganz andere Infos enthält, transportiert er die gleichen Informationen!!

In Deiner Geschichte heisst das, Du könntest zum Beispiel aus

(Kollegen fragten sie...), wo denn ihr strahlendes Lächeln sei, ihre gute Laune? Warum sie immer so traurig schaute? Sie wusste es nicht! Sie konnte niemand eine Antwort geben.

folgendes machen:

(Kollegen fragten sie...), wo denn ihr strahlendes Lächeln sei, ihre gute Laune? Warum sie immer so traurig schaute? 'Geht Euch nichts an', hatte sie dann gefaucht, wahr früher nach hause gefahren und billige Pralinen zum Abendbrot gegessen.

Statt zu schreiben, was der Prot fühlt, solltest Du schreiben, wie der Prot es zum Ausdruck bringt, damit sagtst Du viel mehr aus! Die meisten Leser sind in der Lage, aus dem zweiten Absatz (meinem Vorschlag) den ursprünglichen Inhalt zu erschliessen - und erfahren dann auch noch mehr Infos!(wie war die Frau miesgelaunt)

Wie gesagt, das ist schwer, aber "Show don't tell" zu beherrschen gilt als Gral in der Erzählkunst!

Gernot

P.S.: Ich finde es übrigens gut, dass Du noch weitere Versionen postest, das scheinen hier nur wenige zu tun! Ehrlich gesagt, ich dachte ich bin der Einzige.

 

Liebe Katrin!

Also verbessert hast Du die Geschichte auf alle Fälle schon ziemlich. Besonders der Absatz, der mit »Doch es war ihre Vernunft« beginnt, macht sich sehr gut. :)

Trotzdem will ich Gernot gar nicht widersprechen: Je mehr Du zeigst statt erzählst, desto besser wird die Geschichte. ;)
Den ganzen Schluß – über den ich mich übrigens sehr gefreut hab, ich mag´s, wenn es gut ausgeht – könntest Du zum Beispiel viel besser zeigen, wenn Du nicht erzählst, was sie denkt, sondern sie zum Beispiel ihr Kissen festhalten läßt, ihren Blick an die Decke oder noch besser aus dem Fenster und in den Sternenhimmel richtest, vielleicht ein paar Tränen dazu, und die Frage nach dem Warum als ihre Gedanken, und gar nicht so ausführlich, wichtig ist der Entschluß, den sie dann faßt.

Ein paar Kleinigkeiten hab ich noch gefunden:

»Und genau das wollte sie geniessen.«
– genießen

»Wenn es doch kein Zufall war, dass sie sich trafen???«
– besser nur ein Fragezeichen (auch danach mal bei den Rufzeichen)

»Weil ihre Eltern nie etwas verrücktes gemacht haben?«
– etwas Verrücktes

»Und wieder die Frage, ist das die Lösung?«
– würde einen Doppelpunkt nach „Frage“ machen (dann groß weiter)

»Dann ging sein Flieger.«
– ein gehender Flieger gefällt mir eigentlich nicht wirklich, auch wenn man das umgangsprachlich so sagt – er könnte zum Beispiel starten oder aufsteigen (Dann stieg sein Flieger in den Himmel auf. Sie schaute ihm noch nach, als er längst nicht mehr zu sehen war...) ;)

»Und plötzlich musste sie an ihr Lieblingsgedicht denken: „Der Panther“. Der gefangen war in seinem Käfig.«
– hier könntest Du ruhig das Gedicht einfügen, man darf nur kein Gedicht für sich allein posten, aber Inhalt einer Geschichte darf es schon sein (falls es nicht von Dir ist mit Angabe des Autoren)

»Ihr fiel es wie Schuppen vor die Augen.«
– wie Schuppen von den Augen

»Sie hätte von anfang an auf«
– von Anfang an

Ich komm auch gerne wieder, wenn Du die Geschichte noch einmal überarbeitest. :)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Ihr zwei,

vielen, vielen Dank für das nochmalige Lesen und die Hinweise. Wie gesagt, ich werde die Geschichte so lange bearbeiten...

Mir liegt viel daran, diese Geschichte "perfekt" zu machen, dann tu ich mir bei weiteren wahrscheinlich auch leichter.

Werd wahrscheinlich erst am Wochenende dazu kommen. Schaut Ihr dann einfach nochmal drüber? Das wär supernett von Euch! Danke :)

Bis dahin, liebe Grüße

Katrin

 

Hallo Katrin,

eine gelungene Geschichte über die Schwierigkeit einer wichtigen Entscheidung. Du hast die Vorgeschichte sauber aufgebaut, die Sehnsucht nach Veränderung beschrieben und die Unentschlossenheit der Hauptfigur aufgezeigt. Am Ende war ich als Leser insgeheime "erleichtert", daß sie sich zugunsten dieses Schritts entschieden hat.

Weniger interessant finde ich bloß die explizite Benennung ihres Vorhabens durch den letzten Satz. Stilistisch reichte es aus, wenn du schlicht schriebst: "Sie fällte ihre Entscheidung und schlief mit einem Lächeln ein" oder so ähnlich. Der Leser denkt noch einen Moment nach und versteht dann schon. Schöne Story.

Liebe Grüße,
Emil

 

Hallo Susi, hallo Gernot

hat zwar etwas länger gedauert, aber hier nochmal eine Überarbeitung. So wahnsinnig viel hab ich nicht mehr geändert, aber mir selbst gefällt die Geschichte immer besser :) Ich hoffe, Euch auch! Jedenfalls schon mal danke für neue Kritik. Wie das mit dem Link geht, weiss ich allerdings immer noch nicht :-(

Hallo Emil,

danke für Deine positive Rückmeldung, auch den Schluß hab ich nochmal etwas umgeschrieben.

Viel Spaß beim Lesen:

Ein Blick zur Uhr – sie hatte noch zwanzig Minuten Zeit, bis sein Flieger landete. Sie setzte sich in der Halle auf eine der freien Bänke und beobachtete die anderen Wartenden. Wer hier wohl wen abholen würde? Dann schweiften ihre Gedanken ab – die Ereignisse der letzten Wochen liefen wie ein Film vor ihren Augen ab.

Wie und wann es begonnen hatte, wusste sie nicht mehr genau. Es muss wohl der Tag gewesen sein, als sie bei ihrem Chef einen Termin hatte. Sie sprachen über verschiedene Themen und es war eigentlich eine angenehme Unterhaltung. Aber als sie sein Büro verließ, spürte sie plötzlich diese Leere. Ihr kam es vor, als ob er ihr den letzten Funken Energie aus ihrem Körper gezogen hätte.

Anfangs glaubte sie, dass es nur eine Laune wäre, die wieder vorbei ginge. Doch nachdem es Tage und Wochen anhielt und sie mit der Zeit mit allem und jedem unzufrieden war, machte sie sich ernsthaft Sorgen, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie konnte sich weder über ihr neues Auto noch über die Einladung zu einer tollen Fete richtig freuen.

Immer wieder wurde sie von Freunden und Kollegen darauf angesprochen, wo denn ihr strahlendes Lächeln sei, ihre gute Laune? Warum sie immer so traurig schaute? Sie beantwortete diese Fragen mit einem traurigen Kopfschütteln und Tränen in den Augen. Sie wusste es nicht!

Dabei hatte sie alles. Alles was man sich nur wünschen konnte: Einen tollen Job, natürlich ein dementsprechendes Gehalt, gute Freunde, viele Bekannte, ein schickes Auto, ein teures Appartement... Einen Mann? Nein, den wollte sie bewusst nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Ihre Scheidung lag zwar schon einige Wochen zurück, aber sie genoss ihr Single-Leben und ihre Unabhängigkeit viel zu sehr, als dass sie sich auf eine feste Beziehung einlassen wollte.

Aber was war es dann, das in ihrem Leben nicht in Ordnung war? Immer wieder grübelte sie darüber nach. Doch einen positiven Gedanken zu fassen, war unmöglich. Immer wieder nur: „Ich will nicht mehr..“, „ich kann nicht mehr....“.
Sie hatte genug Bücher über positives Denken gelesen, um zu wissen, dass sie sich damit nur noch mehr runterzog. Aber sie kam aus dieser Spirale einfach nicht heraus. Sie fühlte sich wie der sprichwörtliche Hamster im Hamsterrad.

Dann fing sie an ihren Job zu vernachlässigen. Sie machte Fehler und es war ihr egal. Sie hatte keine Lust mehr, sich mit Kollegen rumzustreiten oder sich für irgend etwas einzusetzen. An manchen Tagen konnte sie früh nicht mal aufstehen. In ihren Gliedern war eine bleierne Müdigkeit. Mehrmals rief sie bei ihrem Chef an, um sich zu entschuldigen. Vielleicht war sie krank?

Eines abends wollte sie ihre beste Freundin anrufen und sie um Rat fragen. Doch als sie die Nummer wählte, lies sie mutlos den Hörer wieder sinken. Was sollte sie ihr sagen? „Mir wächst meine Arbeit über den Kopf“, „ich hab keine Lust mehr zu arbeiten“ oder „ich sehe keinen Sinn mehr in meiner Arbeit“. Und wenn sie fragt: „Warum?“ Was sollte sie antworten? Sie wusste doch selbst nicht, warum! Also entschied sie sich das Problem alleine zu lösen. Und dann kam ihr die Idee mit dem Urlaub.

Der Urlaub sollte die Rettung sein. Es war zwar nur eine Woche, aber sie wollte nichts weiter tun, als sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Um endlich klar zu sehen, was ihr wichtig war in ihrem Leben und wo ihr Weg hingehen sollte.

Die Wahl des Urlaubslandes war ganz einfach. In den letzten Jahren zog es sie immer wieder nach Ägypten. Dort gab es etwas, was magisch auf sie wirkte. In diesem Land gab es keinen Stress und keinen Druck! Nur Ruhe und Langsamkeit. Und genau das wollte sie genießen. War es vielleicht das, was ihr hier fehlte? Oder was ihr hier zuviel wurde?

Mit vielen Fragen im Gepäck kam sie in ihrem Hotel an. Am ersten Tag war sie noch viel zu angespannt, um sich über ihre Probleme Gedanken machen zu können. Als sie den ersten Strandspaziergang machte, dachte sie, das hätte ja noch Zeit...

Dass sie diese Zeit nicht hatte, wusste sie in dem Augenblick noch nicht...


Am zweiten Tag sah sie ihn. Nein, es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Vielmehr ein Gefühl der Vertrautheit. Sie trafen sich, als sie sich an einem Stand frisches Obst kaufte. Er stand hinter ihr und als sie sich umdrehte, schaute sie direkt in seine Augen.

Sie verstanden sich auf Anhieb. Natürlich verabredeten sie sich für den Abend und für den nächsten Tag und für den ganzen Urlaub. Am Meer fanden sie einen Platz, an dem sie stundenlang saßen und miteinander redeten. Am liebsten philosophierten sie über den Sinn des Lebens. Ihr wurde klar, dass sie in ihm einen Seelenverwandten gefunden hatte. Er war genauso wie sie auf der Suche nach irgend etwas. Für beide stand fest, es konnte kein Zufall gewesen sein, dass sie sich getroffen hatten.

Die Woche verging und sie verschwendete keinen einzigen Gedanken an ihre Sorgen zuhause.

Die holten sie erst wieder ein, als sie alleine am Flughafen stand. Nur, jetzt hatte sie noch ein Problem mehr! Sie hatte sich verliebt und musste alleine zurück.

Bevor Sie eincheckte, überlegte sie, ob das vielleicht die Lösung wäre: Einfach dableiben. Wenn es doch kein Zufall war, dass sie sich trafen???

Doch es war ihre Vernunft, die sie zwang, ihren Koffer aufzugeben und sich artig in die Schlange der Heimreisenden einzureihen. Unwillkürlich sah sie das Bild ihres Vaters vor sich, wie er entsetzt sagte: „So was kann man doch nicht machen!!“ Und dann begann der Kampf in ihrem Inneren von Neuem: „Warum kann man das nicht machen? Weil es nicht normal ist? Weil ihre Eltern nie etwas Verrücktes gemacht haben?“ Doch das waren wieder Fragen, die ihr niemand beantwortete.

Als sie am nächsten Tag wieder in ihrem Büro saß, war von Urlaubserholung nichts zu spüren. Sie schaffte es gerade, die Post, die sich in der Woche angehäuft hatte, von einem Stapel auf den anderen zu sortieren. Zu der quälenden Frage: „Was will ich?“ kam jetzt noch hinzu „Wann werde ich ihn wiedersehen?“

Eine Woche schleppte sie sich durch, dann kam ein Anruf, der noch mehr durcheinander brachte: „Ich komme morgen nach Deutschland, hol mich bitte am Flughafen ab!“

Den nächsten Tag durchlebte sie wie in Trance. Er kommt! Wie ein Wirbelwind sauste sie durch das Büro. Es blieb wieder jede Menge Arbeit liegen, doch diesmal weil sie dauernd an das Wiedersehen denken musste. Aber zwischendurch spürte sie auch Angst und Unsicherheit. Wie wird das Zusammensein hier sein? Wird er sich bei ihr überhaupt wohlfühlen?

Gerade hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, als er plötzlich auf sie zustürmte. Sie hatte die Zeit ganz vergessen. Und jetzt stand er da, strahlte sie an und nahm sie einfach in den Arm. In dem Moment warf sie alle Sorgen über Bord.

Sie verbrachten eine genauso schöne Zeit miteinander wie in Ägypten. Die Bedenken waren alle umsonst. Natürlich konnte er nicht ewig bleiben. Und irgendwann kam die unvermeidliche Frage: „Kommst Du mit, für immer?“

Und wieder stellte sie sich die Frage: Ist das die Lösung? Die Koffer packen, den Job kündigen und ab in den Flieger. Wäre doch ganz einfach, oder? Wollte sie das?

Aber... Was wird sie da unten tun, was arbeiten, wie leben? „Das wird schon“, war die Antwort von ihm. Klar, mit seiner Einstellung und seiner Mentalität war das ganz easy...

Aber nicht für sie. Für sie musste immer alles hundertprozentig geklärt sein. Sie braucht Sicherheit. Nein, so einfach geht das nicht!

An den letzten Tagen fingen sie zu streiten an. Er warf ihr vor, dass sie ihn nicht liebte. Sonst würde sie nicht überlegen. Sie sagte ihm, dass er es sich zu leicht machte.

Als er wissen wollte, wie lange sie brauchen würde, bis sie sich entscheiden kann, wandte sie sich von ihm ab. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Was hätte sie ihm antworten sollen? Sie wusste es doch nicht.

Dann kam der Tag des Abschieds. Sie begleitete ihn zum Flughafen. Eine letzte Umarmung, ein letzter Blick, dann verschwand er in die Abflughalle. Sie blieb alleine zurück...

Drei Tage sind seitdem vergangen. Es war schon spät an diesem Freitagabend. Sie hatte gerade das letzte Glas Rotwein ausgetrunken und noch eine Zigarette geraucht. Dann ging sie ins Bett.

Doch es war wieder so eine Nacht, in der an Schlaf nicht zu denken war. Sie stand auf und schaute in den klaren Nachthimmel. Und plötzlich fiel ihr ihr Lieblingsgedicht ein: „Der Panther“. Der gefangen war in seinem Käfig. „...Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt...“. Trifft das nicht genauso auf sie zu? Gefangen in ihren Gewohnheiten, ihren Vorstellungen, mit denen sie erzogen wurde und der „Normalität“? Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Das war es, was sie hinderte, die längst fällige Entscheidung zu treffen. Sie hätte von Anfang an auf ihren Bauch und ihr Herz hören sollen. Dann hätte sie den verhassten Job gekündigt und wäre auf und davon. Auch wenn es nicht normal ist! Oder wenn die anderen Leute denken, das ist nicht normal!

Und wieder liefen ihr Tränen über die Wangen – aber diesmal waren es Tränen des Glücks. Denn genau in diesem Moment hatte sie eine Entscheidung getroffen. Und sie wusste, dass es die richtige war, denn sie kam tief aus ihrem Herzen. Sie ging ins Bett und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein...

 

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