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Küss oder stirb

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09.12.2015
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Küss oder stirb

In dem Abstellkämmerchen, das Daniel Anders an jenem sonnigen Samstagmorgen im Juli als Versteck diente, war es dunkel und eng. Er hockte da in einer Haltung, als säße er auf der Toilette – ein bärengroßer Mann zwischen Staubsauger, Wischern, Besen und allerlei anderen Haushaltsgegenständen.
Er atmete schwer. Verdammt!, dachte er. Ich bin zu laut. Er wusste, dass ihn jeder noch so kleine Laut ins Verderben führen konnte. Ein dünner Lichtstreifen drang in die Abstellkammer, die er fast komplett mit seiner beachtlichen Größe und Masse ausfüllte. Hierdurch konnte er minimal den Flur einsehen. Und da tauchte seine Frau plötzlich im Profil auf, wie sie sich schleichend fortbewegte, gleich einem Raubtier auf der Fährte ihres Mannes.
Schweiß rann ihm von der Stirn und lief ihm in die Augen, die er sich rasch rieb; dies verursachte ein rappelndes Geräusch, da er mit dem Arm gegen ein paar der Haushaltsgegenstände stieß.
Susan Anders wandte den Kopf zu ihm und ihr entschlossener Blick traf durch den Türspalt direkt sein spähendes rechtes Auge.
Daniel hatte keine Wahl als sein Versteck aufzugeben; er riss gewaltsam die Tür auf, die Susan am Arm traf. Diese stieß einen Schmerzensschrei aus; ihr Mann stürmte währenddessen an ihr vorbei in Richtung Wohnzimmer. Dort öffnete er hastig die Terrassentür, drehte sich ängstlich um, und da war schon seine Frau, die auf ihn zu gerannt kam, in der linken Hand den großen Besen schwenkend. Ihr Gesicht drückte unbändige Wut aus, und Daniel glaubte, sie wolle ihn diesmal wirklich umbringen.
Und das alles, weil ich vergessen habe, die Mülltonne wieder reinzuholen, dachte er.
Er fuhr wieder herum, erreichte den Rasen über die Terrasse, bis ihm die Beine weggezogen wurden und er auf dem Kinn landend auf den Boden fiel.
Jetzt drosch seine Frau mit der Stielseite des Besens auf seinen Rücken und seinen Hintern ein. »Das - wirst - du - mir – büßen!«, rief sie, jedes Wort ein Schlag. Daniel stöhnte bei jedem Mal auf, verfluchte seine Frau inständig.
Seine ganze Kraft zusammennehmend, rollte er sich zur Seite, wodurch er ihrem nächsten Angriff ausweichen konnte. Dann richtete er sich auf und rannte wieder.
»Du entkommst mir nicht. Dazu bist du viel zu fett!«, verkündete sie; sie schien die Situation jetzt in vollen Zügen zu genießen.
Er schaffte es bis zum hohen Bretterzaun, der ihren Garten umschloss, sprang, hielt sich fest und zog sich daran hinauf. Sein Puls überschlug sich und er spürte Seitenstiche, er nahm sich in diesem Moment wie so oft vor, unbedingt mehr Sport zu treiben.
Endlich gelangte er über den Zaun, ließ sich vorsichtig fallen. Auf beiden Beinen landete er auf dem Bürgersteig der umliegenden Straße, hielt gebeugt und schwer schnaufend inne und lauschte dem Stöhnen seiner Frau. Diese hangelte sich gerade die andere Seite des Zauns hoch. Was ist nur mit ihr los?, fuhr es Daniel voller Entsetzen durch den Kopf und er drehte sich wie mechanisch wieder um, obwohl er vermutlich besser daran getan hätte, einfach zu rennen, bis die Beine versagten.
Der Kopf seiner Frau kam hoch über ihm zum Vorschein. Ihr Haar stand wirr zu allen Seiten ab, die Augen sahen blutunterlaufen aus, als sei sie von etwas Bösem besessen.
Diese Veränderung Susans seit etwa einem halben Jahr, damit kam er einfach nicht zurecht, das wollte auf Gedeih und Verderb nicht in seinen Kopf.
Sie stieg über den Zaun hinweg, mit entschlossenem Ausdruck, darauf bedacht, ihm eine Abreibung zu verpassen … und mehr.
Und nun ließ sie sich vom Zaun gleiten und kam genau vor ihm auf, mit einem Grinsen und einer Boshaftigkeit, die ihm Angst machte. So standen sie sich gegenüber, nur dass Susan schräg hochblicken musste, um ihrem zwei Köpfe größeren Mann ins Gesicht sehen zu können.
Ausgerechnet vor seiner eigenen Frau fürchtete sich Daniel Anders jetzt mehr als je zuvor in seinem Leben. Sie hob keifend die Hände und ergriff seinen Vollbart, um daran zu ziehen, stärker und stärker, bis es wehtat und er keuchende Geräusche von sich gab.
Sie strahlte im Gesicht, ja, sie liebte es ihm Schmerzen zu bereiten. In der anderen Hand umschloss sie ihren Besen, den sie für eine andere Tätigkeit als Fegen umfunktioniert hatte.
Er versuchte, etwas Gutes in ihren grünen Augen auszumachen, ein Fünkchen von früher, aber vergebens. Unter ihrer Folter biss er die Zähne zusammen.
War sie vielleicht geisteskrank geworden? Das würde zumindest erklären, wie sie, als er sie vor fünf Jahren kennenlernte, die liebste Person von der Welt sein konnte, und seit einem halben Jahr ein wahres Biest.
Schlag zu!, drängte sich ihm der Gedanke auf. Nur ein Hieb in ihren Bauch und du bist diesen verdammten Schmerz los. Aber es ging einfach nicht. Er konnte seine Frau nicht schlagen.
»Du Lusche«, flüsterte sie. »Wie konnte ich nur ein Weichei wie dich heiraten?«
»Susan«, flehte er. »Du bist nicht du selbst. Du brauchst Hilfe.«
Doch sie schien ganz woanders zu sein und seine Worte gar nicht erst zu hören. »Du betrügst mich doch. Gib es zu.«
Das war neu. Diese abstruse Anschuldigung hörte Daniel zum ersten Mal von seiner Frau. »Susan«, sagte er eindringlich. »Ich würde dich nie betrügen.« Das stimmte. Das würde er nicht und hatte er nie getan.
Es half nichts. Sie holte, während sie sich mit der Linken am Bart zu schaffen machte, mit rechts aus, bereit einen Homerun mit dem Besen zu schlagen.
»He!«, rief jemand. »Was ist denn hier los?«
Beide wandten sich der Richtung zu, aus der die Stimme kam. Ein Mann mittleren Alters im roten Wollpyjama und Hausschuhen lief wie ein Feuerwehrmann bei einem Brand über seinen Vorgarten, mitten auf Daniel und Susan zu.

Er stand vor der Drosselallee 22, strich sich über seinen in Mitleidenschaft gezogenen Bart, griff sich an Rücken und Po und sah noch einmal auf die eine Nachricht auf seinem Handy hinab: Wenn dir mal nach quatschen ist, komm einfach vorbei.
Glücklicherweise hatte der Nachbar die Situation entschärft, bevor es Tote gab. Daniel hatte sich irgendwann reflexartig umgedreht und war losgegangen, hatte den Nachbarn und seine Frau einfach verdutzt stehen gelassen, wie ein Schauspieler mitten in einer Szene seine Kollegen nach dem Motto: Ich hab keinen Bock mehr, das ist mir zu blöd.
Mit schmutzig grüner Jeans und den Nerven am Ende roch er an seinem Shirt, verzog das Gesicht und warf zerstreute Blicke auf die Namen unter den vielen Klingeln. Er fand entsprechenden Namen, drückte die Klingel und fragte sich, was er ausgerechnet hier machte.
Das Summen der sich öffnenden Tür ertönte und Daniel drückte sie hastig auf, als würde es nur zwei, drei Sekunden und nur einmal summen. Schnell atmend arbeitete er sich die Stockwerke hinauf, erblickte in jedem den falschen Namen an den Türen rechts und links. Endlich, fast ganz oben, fand er den Glückverheißenden. Einen Moment darauf öffnete sich die Wohnungstür.
Eine Sekunde glaubte er, sein Herz würde aussetzen, denn er sah seine Frau in der Tür. Dann erkannte er die Unterschiede, den schmaleren Mund, die größeren Augen, diese Grübchen an den Wangen, die Susan fast vollständig fehlten. Wie von selbst erschien ein Lächeln auf seinem Mund. »Du siehst ja aus wie vom Bagger überfahren«, sagte sie. Und da war noch ein erfreulicher Unterschied – sie hatte Humor, seine Frau war schon immer völlig humorfrei gewesen.
Daniel Anders´ Arbeitskollegin hieß Lana Kuhn und arbeitete als Sachbearbeiterin in dem Bauunternehmen, wo er als Maurer tätig war. Sie war jemand, dem man bedingungslos vertrauen konnte, ein Kumpeltyp.
Sie saßen am Küchentisch von Lanas ordentlicher, schicker Wohnung, die zu ihrem gepflegten Äußeren passte. Er nahm einen großen Schluck des Kaffees, den ihm Lana zubereitet hatte, und gab ein genüssliches »Ahhhh« von sich.
Lana konnte sich ein Lächeln aufgrund der herzallerliebsten Art ihres Kollegen nicht verkneifen.
Daniel sah zu ihr hin und erwiderte es unwillkürlich, er war jetzt froh hierhergekommen zu sein.
»Und nun erzähl«, sagte Lana. »Die heiße Dusche kannst du gleich nehmen, das habe ich dir ja versprochen.«
Daniel errötete.
Lana ahnte, worum es ging, sie hatte schon länger die Anzeichen auf überraschend gute Weise richtig interpretiert. »Du brauchst dich nicht zu schämen«, führte sie in sanftem Ton an. »Ich habe auch tausende von Dingen, die mir peinlich sind. Ach, komm. Du weißt was für eine schusselige Person ich bin. Ein Vorschlag. Für jedes Detail aus deiner Geschichte, ein peinliches aus meinem Leben.«
Daniel nickte. »Schon gut. Ich sag´s dir ja. Und verschone mich mit deinen peinlichen Details.«
Lana musste auf diese Erwiderung hin kichern.
Also erzählte er ihr alles, wie Susan ihn seit geraumer Zeit regelmäßig verdrosch, von ihren Wutausbrüchen, die ganz plötzlich kamen.
»Wieso hast du sie denn nicht angezeigt?«, fragte Lana irgendwann mit heiserer Stimme. »Oder dich einfach gewehrt. Ich weiß, sie ist deine Frau, aber so etwas muss man sich doch nicht bis zum Exzess gefallen lassen.«
»Ich kann es nicht. Was ist das für ein Mann, der seine Frau schlägt?« Daniel kam sich erbärmlich vor. Er hielt den Kopf gesenkt und gab vor, einen Schmutzfleck auf seinem T-Shirt unter die Lupe zu nehmen. Aufgrund genau dieses Peinlichkeitsgefühls, das er jetzt empfand, hatte er vor gehabt, nie einer Menschenseele davon zu erzählen.
»Weiß Gott«, sagte Lana jetzt. »Häusliche Gewalt kann auch umgekehrt passieren. Das sieht man oft genug in den Fernsehnachrichten. Aber wenn es einen selbst betrifft, ist das natürlich was anderes.«
»Ja.«
Lana fuhr sich durch ihr lockiges braunes Haar, wie immer, wenn sie von etwas völlig eingenommen war.
Daniel blickte auf die Uhr hinter ihr an der Wand, die drei anzeigte, und die römischen Ziffern verschwammen plötzlich vor seinen Augen. »Eine Dusche wäre jetzt wirklich schön.«
»Ja, sicher.« Lana stand auf. »Und wie gesagt: du kannst so lange hier bleiben wie du willst.«
Als Daniel sich mit den Händen auf dem Tisch vom Stuhl hochhob (der Tisch knarrte dabei), überlegte er, wie es nur jetzt weitergehen sollte.
Pfeifend bereitete sie das Badezimmer für seine Dusche vor, während er hinter der Tür wie versteinert wartete. Er fragte sich, was seine Ehe noch bedeutete.
Lana öffnete die Tür und sah ihren fast schon katatonischen Kollegen mitleidig an.
Daniel erwachte aus seiner Gedankenwelt, trat etwas verwirrt ins Bad, schloss die Tür und entledigte sich seiner Kleider, die gefühlte Zentner wogen. In der Duschkabine konnte er, nachdem er den Duschkopf weit nach oben schob und das Wasser warm geworden war, etwas entspannen. Aber nicht ganz, denn sein Rücken brannte furchtbar unter dem Strahl. Er hielt eine ganze Weile die Arme hinter dem Kopf, während die Tropfen auf ihn herabfielen, und ließ seine Gedanken in alle Richtungen schweifen.
Ach, hätte sein armer Paps – Gott hab ihn selig – das je vorausgesehen? Er, der älteste Bruder von drei Geschwistern und Haupternährer der Familie mit Achtzehn, als sein Vater bereits krank war. Dass er eines Tages von seiner eigenen Frau entmannt wurde?
Was würde er jetzt tun? Wie konnte er seiner Frau helfen, wo sie verrückt, absolut durchgeknallt geworden schien? Du betrügst mich doch. Gib es zu, hatte sie an diesem Vormittag behauptet. Pah! Daniel Anders musste unwillkürlich in der kleinen Kabine losprusten, als er sich gerade einschäumte, es war aber keine rein fröhliche Geste, denn es steckte viel Verzweiflung darin.

Tracking. Das war die wunderbarste Idee der Welt. Sie hatte es vor einer Woche heimlich auf seinem Handy eingerichtet. So konnte sie immer auf ihrem sehen, wo er sich aufhielt, der notorische Fremdgeher. Ihn unter Kontrolle behalten, das war nur das Beste für ihn, sie tat ihm damit einen Gefallen, ganz genau. Sie war jetzt, es war zehn Uhr abends, in dieser abscheulichen Gegend gelandet, er besorgte es bestimmt so einer mit Gonorrhoe verseuchten Schlampe, klar, das passte ja zu ihm.
Ihr kamen die Worte des Therapeuten im Jugendgefängnis ins Gedächtnis. Sie zeigen keinerlei Anstalten, etwas an ihrer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ändern zu wollen. Störung? Oh, hätte sie sich nur nicht so einen Kerl wie Daniel angelacht, darin sah sie ihren einzigen Fehler. Er hatte es nicht anders verdient, konnte er ja nicht mal ein ordentliches Gehalt nach Hause bringen. Zudem schwieg er immer, wenn sie reden wollte und zog sich zurück, statt wie ein Mann mit ihr die Probleme anzupacken. Aber gleichzeitig gab es da eine Tatsache, die sie nicht verleugnen konnte – sie liebte diesen Mann auch. Liebe und Wut waren für sie untrennbar miteinander verbunden, und dazwischen gab es nichts.
Sie stand mit dem Handy in der Hand vor der Drosselallee 22 und besah sich die Namen auf den Klingelschildern, von denen einer der eines furchtbaren Flittchens war. Sie drückte voller Eifer mit beiden Händen alle Klingeln des Hauses gleichzeitig. Summ, richtig, einer macht immer auf. Freudig öffnete sie die Tür. Aber wo genau versteckt Daniel sich? Das konnte sie auf der App nicht erkennen, die ja keine Höhen wiedergab. Sie pustete laut aus und sah sich im Treppenhaus um. Dann eben so: Überall klingeln und auf übermäßig freundlich tun, was sie ja von den Anfängen der Ehe mit Daniel gewohnt war. Wer fickte, war auch wach, also würde früher oder später ein halbnackte Fotze die Tür öffnen, und dann Gnade euch Gott, ihr zwei. Manche machten erst gar nicht auf. Susan arbeitete sich unermüdlich eine Treppe nach der anderen hoch. Ein paar öffneten die Tür, manche sehr unfreundlich, zehn Uhr sei es bereits, ihr doch egal. Sie blieb freundlich … und nein, die waren es sicher nicht, die Daniel ein Versteck boten. Sie blieb schließlich vor einer Tür stehen, neben der der Name Kuhn stand, und hier hatte sie so ein komisches Gefühl. Sie schüttelte sich und ballte die Fäuste.
Eine junge Frau in rosa Seidenshorts und einem knappen Top öffnete. Ihr Haar war leicht durchei-nander gewirbelt. Susan verlor für einen Moment ihre Entschlossenheit und kam sich wie ein Kind vor, das an Halloween schüchtern nach Süßem oder Saurem fragte.
»Ist Daniel hier?«, fragte sie patzig, wieder ganz sie selbst. »Ich muss ihn sprechen, sofort.«
Die junge Frau drehte sich zerstreut um. »Ich weiß nicht.«
Und schon stürmte Susan an ihr vorbei in den Flur. Anfängerin, dachte sie.
»Ey, was soll das?«
»Ich will zu meinem Mann, wonach sieht´s denn aus?«
Lana Kuhn packte Susan am Arm und zerrte sie wieder bis vor die Wohnungstür zurück. Susan drehte ihr daraufhin den Arm um. Lana kreischte, was im ganzen Treppenhaus widerhallte. Sie riss sich von Susan los, jetzt zur Wand stehend. Susan zerkratzte ihr das Gesicht mit ihren langen türkislackierten Fingernägeln. Lana heulte bitterlich auf, mit zwei langen blutenden Streifen an den Wangen. Daniel erschien hinter Susan, packte sie um die Taille und zog sie von Lana weg, dabei geriet Susan ins Straucheln und fiel polternd und kreischend die Treppenstufen hinunter, zwölf an der Zahl.
Susan war ohnmächtig, aber nur einen Moment. Verschwommen nahm sie, während sie langgestreckt am Fuße der Treppe lag, wieder ihre Umgebung wahr. Ihr Rücken fühlte sich taub an. Sie hob mit viel Anstrengung den Kopf, da waren die beiden, die reumütig auf sie herabblickten.
Daniel kam mit hochrotem Kopf die Treppen herabgestiegen und schrie sie an. »Was fällt dir eigentlich ein? Was machst du überhaupt hier?«
So hatte Susan ihn noch nie erlebt. Mucksmäuschenstill lag sie da, ungewohnt ruhig und verwirrt.
Daniel atmete schwer aus und half ihr etwas auf, sodass sie jetzt mit dem Rücken an die Wand gelehnt saß. Er hockte vor ihr, hatte die eine Hand auf ihre Schulter gelegt und blickte ernst und tieftraurig. »Selbst schuld«, flüsterte er ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme. »Woher weißt du eigentlich, wo ich bin?«
Lana Kuhn stand wie unter Schock mit zerkratztem Gesicht über der Treppe und rührte sich nicht einen Zentimeter. Daniel sah besorgt zu ihr hoch. Er bedeutete ihr mit einem Kopfnicken sich zurückzuziehen, was sie, als sei sie plötzlich erwacht, sofort tat.
Susan lehnte ihren Kopf auf seine Hand an ihrer Schulter und stöhnte leise vor Schmerz auf.
Sie war hergekommen, um ihm die Leviten zu lesen, aber jetzt saß sie wie geläutert da, die Extre-mitäten erstarrt und das Herz voll Kummer. Da war dieser kräftige, bärtige Mann neben ihr, für den sie unleugbar Gefühle hatte. Ihr wurde warm und kalt zumute, sie hatte diesen Mann ein halbes Jahr lang geschlagen und tyrannisiert … wegen nichts.
»Ich gehe jetzt«, sagte sie. »Aber vielleicht kommst du die Tage zu mir und wir können reden.«
»Du brauchst einen Arzt«, sagte er ruhig. Er war erschöpft. Dabei musste es vielleicht schnell gehen, wenn seine Frau sich ernste Verletzungen zugezogen hatte.
Sie saßen eine Weile so da. Susan nahm diese Momente in der Nähe ihres Mannes bewusst wahr. Sie hatte die Vermutung, es könnten die letzten überhaupt sein, bei der versteinerten, nachdenklichen Miene, die er angenommen hatte. Die Polizei kam. Ein Nachbar hatte sie gerufen. Und die Polizei rief dann den Notarzt.

 

Hallo Chico1989,

gleich den Anfang deiner Geschichte kann ich mir gut vorstellen - zwischen Besen und Wischern eben... :xmas: S'ist ja erfahrungsgemäß nicht leicht, einen gelungenen Einstieg zu schreiben.

Seine Atmung ging schwer.
Der Atem geht? Ich kenne diese Redewendung, ja, aber für mich passt sie irgendwie nicht in den Kontext. Da würde sich meiner Meinung nach ein vertrauteres "das Atmen fiel ihm schwer" noch besser einfügen.

Ein Spaltweit Licht
Ich habe selber nochmal nachschauen müssen, aber laut duden.de scheint es "spaltweit" nicht zu geben. Meintest du vielleicht "spaltbreit?

(...) in der linken Hand den großen Besen für draußen schwenkend.
Das "für draußen" wär' entbehrlich, oder?

(...) und seit einem halben Jahr ein Biest allererster Güte.
Ein Biest "allererster Güte"? Gute Güte!

er in eine DVD vertieft gewesen war
Hm. Ich habe ja versucht, es mir vorzustellen, bin aber leider gescheitert an der Vorstellung, wie man in eine DVD vertieft sein kann. Vielleicht eher auf den Film, der auf der DVD ist, oder in ein Buch?!

Tja, das ist schon ein Ding, wenn man Wahnvorstellungen bekommt, dass einen seine eigene Frau umbringen würde, nur weil man vergessen hat, die Mülltonnen reinzuholen. Aber da scheint was drann zu sein, wenn sie ihn (auf dem Boden liegend) mit einem Besen vermöbelt.
Inhaltlich hat es mir deine Geschichte ehrlich gesagt nicht besonders angetan, das ist für mich irgendwie zu viel "Gelaber". Das klingt alles ein wenig verklemmt, wie wenn deine Protagonisten zwar wissen, worauf sie hinaus wollen, aber sich dann in Formulierungen verheddern (insofern das als Protagonist überhaupt geht... ;)) und dabei den Schwung aus dem Text nehmen, finde ich. Dann zog sich das Ganze ein bisschen hin, wie ich ja schon versucht habe anzudeuten. Das liegt sicher auch an mir, also setze meinen Kommentar nicht zu hoch - ich übe ja noch mit dem Kommentieren.

Schöne Grüße,
SCFuchs

 

Hallo SCFuchs,

danke erstmal für dein Kommentar. Ja, "die Atmung ging schwer" klingt irgendwie komisch. Auch den Rest der daraufhin angemerkten Punkte kann ich nachvollziehen.
In Bezug auf den Inhalt verstehe ich was du meinst. Wenn die Protagonisten erscheinen, als würden sie selbst schauspielern oder so, dann ist das sicher kein gutes Zeichen für eine KG. Und Gelaber, puh, da muss ich auch wohl hier nochmal ran. Ich habe halt versucht besonders auf die Gefühle und Gedanken der Prots einzugehen, aber vielleicht war das dann zu viel des Guten oder zu Teilen irrelevant. Ach was, wir üben doch alle mit den Kommentaren, jedes ehrlich gemeinte Kommentar ist goldwert.

Lg, chico

 

Hallo Chico!

Dass du dich in deinen Geschichten Leuten annäherst, die nicht ganz dem entsprechen, was manche als den "normalen Durchschnitt" bezeichnen würden, finde ich sehr gut.

Diese Geschichte hat einen klasse Anfang. Der Leser sieht die Situation, man kann sich das bildlich vorstellen, und zugleich fragt man sich: Was geht da gerade vor? Hervorragend.

Den ersten Abschnitt der Geschichte, die Situation zwischen Daniel und Susan, fand ich sehr gut.

Nach der ersten Leerzeile hat es mich dann allerdings erstmal rausgeworfen. Triebe? Höhlenmensch-Version, Industriegebiet? Hä, was? Ich habe kein Bild mehr, an das ich mich halten kann.

Dann, besonders, als Daniel Lana alles erklärt, fand ich den Text zu laberhaft. (Es ist auch wiederholend, weil der Leser ja schon weiß, wie Daniel behandelt wird.)

Insgesamt gefällt mir die Geschichte. Im Mittelteil würde ich aber viel kürzen. Und brauchst du das, dass Lana sozusagen in Daniel verknallt ist (und das ganze Drumherum)? Lana könnte doch einfach nur ein Kumpel sein, das gefiele mir besser. Weg mit Lanas und Daniel Trieben und stattdessen mehr Konzentration auf das Problem der prügelnden Susan und dem Opfer Daniel.

Grüße,
Chris

 

Moin Chris,

ja, das mit dem kürzen hab ich mir schon gedacht. Freut mich aber das der erste Teil gefällt. Seit der Mann-Frau-Verwirrung habe ich Angst, dass meine Figuren nicht mehr glaubwürdig sind, sie, wie Scfuchs es auch hier sinngemäß anmerkte, wie Schauspieler wirken. So habe ich also probiert die Motive deutlich darzustellen und die Gedankenwelt der Charaktere. Hier ist es natürlich wieder das Problem, dass ich sowas selbst noch nicht erlebt habe. Ich hatte einfach die Idee der häuslichen Gewalt mit vertrauschten Rollen, die erste Szene war das einzige, das lange stand. Diese hatte ich auch klar vor Augen. Dass Lana nur eine Freundin sein könnte, finde ich auch gut. Die Szene, wo sie ihn in der Nacht mit ihrem kuss überfällt, kommt ohnehin sehr slapstickhaft daher.

Danke für deine Tipps und dass du dir die Mühe gemacht hast, die recht lange KG zu lesen.

Lg, chico

 

Hallo,

zur Info: ich habe die KG auf Chris´Vorschlag hin jetzt deutlich in der Mitte gekürzt. Wahrscheinlich muss noch mehr weg, aber das fürs Erste. Daniel Anders´Kollegin ist jetzt lediglich eine Freundin, sodass der Fokus mehr auf die häusliche Gewalt gelegt wird.

viele Grüße,

chico

 

Hallo Chico1989,

schade, dass deine Geschichte so wenig Aufmerksamkeit erhält ... Ich befördere sie nochmal nach oben und bringe dir ein paar Kleinigkeiten mit.

Wenn er sich die Augen reibt, weil Schweiß reingelaufen ist, tut er das ja nicht "unwillkürlich", oder?

"Aber deine Gründe sind ja immer wenig spektakulär, du suchst ja förmlich nach ihnen!" - > Das würde ich streichen, dein Daniel ist in Panik, den Gedankengang in dieser weiten Ausführung finde ich unglaubwürdig.

"»Das - wirst - du - mir – büßen!«, rief sie, jedes Wort ein Schlag" -> Stark!

"... er nahm sich ebenda wie so oft vor unbedingt mehr Sport zu treiben." -> Da fehlt ein Komma nach "vor".

"... obwohl er vermutlich besser daran getan wäre einfach nur zu rennen bis seine Beine ihm versagten." -> Komma fehlt nach "wäre" und vor "bis", "wäre" würde ich durch "hätte" ersetzen und "ihm" streichen.

"darauf bedacht ihm eine Abreibung zu verpassen" -> Komma fehlt nach "bedacht". Ich höre hier mal auf, die anderen findest du bestimmt selbst, wenn du nochmal über den Text gehst. :)

Hat übrigens ein Weilchen gedauert, bis ich den Homerun auch als solchen identifiziert habe. Wollte da erst ein deutsches Wort finden. :D

Ganz kurz noch was, wie fährt man sich denn "kräuselnd" durch's Haar? Kräuselt sich nicht eher das Haar selbst?

Doch, obwohl es teilweise etwas langatmig war, habe ich deine Geschichte sehr interessiert gelesen und finde es schön, dass du dich mit solchen Themen befasst. Natürlich kann Susan am Ende keine totale Kehrtwende machen, aber ich bin froh um die kleine Einsicht und das offene Ende, das hoffen lässt. In erster Linie für Susans Befinden, vielleicht aber auch für ihre Beziehung.

Liebe Grüße,
JackOve

 
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Hej Chico1989,

Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen. Das Thema ist nicht besonders populär und deswegen wichtig, zu behandeln. Ich konnte mich gut einfühlen in deinen Protagonisten. Mit Susann hatte ich eher Probleme. Ihr Verhalten und der Sprachgebrauch zeugten doch eher von schwereren psychischen Problemen, genau wie die Diagnose ihrer Jugend und so kann ich ihr geläutertes Ende nicht nachempfinden.

Schnell atmend lief er das Treppenhaus hinauf, fand in jedem Stockwerk den falschen Namen an den Türen rechts und links.

Klingt so, als hätte er nach falschen Namen Ausschau gehalten. ;)

Daniel Anders´ Arbeitskollegin hieß Lana Kuhn und arbeitete als Sachbearbeiterin in dem Bauunternehmen, wo er als Maurer tätig war.

Und ich dachte, sie wäre die Zwillingsschwester der Ehefrau, weil sie ihr so ähnlich sah. :shy:

Also erzählte er ihr alles, wie Susan ihn seit geraumer Zeit regelmäßig verdrosch, obwohl er das doppelte an Masse wie sie aufbrachte ... von ihren Wutausbrüchen, die ganz plötzlich kamen.

Meinetwegen brauchst du es nicht zu wiederholen, dass er massig ist. Das habe ich ohnehin dauernd im Hinterkopf.

Aber nicht ganz, denn die Hämatome, verursacht durch Susans Schläge auf seinen Rücken und Hintern, brannten furchtbar dabei.

Mein Hang zum Drama sagt mir, du brauchst nicht mehr zu schreiben, welche Folgen auf die Misshandlungen zurückzuführen sind.

Ihr kamen die Worte des Therapeuten im Jugendgefängnis ins Gedächtnis.

Ja, das kommt gerade recht. Ich war soweit gewesen, verstehen zu wollen, was diese Frau treibt.

Sie schüttelte sich und ballte die Fäuste, fühlte sich ohne ihren Besen merkwürdig unwohl.

Möchtest du, dass ich immer wieder an eine Hexe denke und nicht an eine Frau, die vermutlich selbst schon viel während ihrer Jugend erfahren hat?

Sie fühlte sich in Konkurrenz zu der Frau, die noch diese unangetastete Jugend von Frauen in den Zwanzigern besaß.

An dieser Stelle habe ich auch mal daran gedacht, es wäre toll gewesen, zu sehen, also gezeigt zu bekommen, wie sie sich fühlt. Denn im Grunde lasse ich mir auch gerne sagen, was ich sehe.

Lana Kuhn rannte auf sie zu und packte sie am Arm.

Das scheint ein sehr langer Flur zu sein, denn 'rennen' klingt nach einer größeren Distanz.

Auaaaaa«, kreischte Lana, was im ganzen Treppenhaus widerhallte.

vielleicht kannst du auf die Interjektion verzichten, sie wirkt leicht überzogen und unseriös.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich wollen, dass beide Abstand nehmen und das Ende offener bleibt. :shy:

Danke für die Geschichte und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Jack,

puh, wenn ich nur die geheime Formel hätte, mit der man hundertpro viel Interesse und Diskussionen heraufbeschwört. :D Wahrscheinlich gibt es keine. Von einem selbst niedrig gewertete Texte werden in den höchsten Tönen gelobt und solche, wo man überzeugt ist einen Treffer gelandet zu haben, werden gnadenlos zerrisssen. Man ist ja selbst häufig ein schlechter Beurteiler seiner eigenen Sachen, da hilft nur nach einiger Zeit drauf zu schauen, um da etwas objektiver ranzugehen. Vielleicht ist diese KG einfach zu lang oder das Thema trifft nicht jedermanns Geschmack, ich weiß es nicht.

Danke jedenfalls für deine Ratschläge. Habe sie gleich umgesetzt. Schön, dass ich dein Interesse wecken konnte, auch wenn es etwas langatmig war.
Das Schwierigste war ja Susan glaubwürig erscheinen zu lassen. Keine Ahnung, ob mir das gelungen ist. Sie ist halt schon recht brutal, aber sie als nur böse darzustellen wäre ja wieder unrealistisch, denn niemand ist nur böse oder nur gut. Charaktere sollen ja auch vielschichtig sein. Musste halt versuchen zu begründen, warum sie ist wie sie ist, ihre Motive darstellen. Und warum Daniel das alles über sich ergehen ließ.

Ja, mit der Themenwahl ist es auch so eine Sache. Manchmal kommt eine Idee wie von selbst und manchmal erkennt man eine, die auf den ersten Blick kreativ ist, in anderen Romanen oder KGs so ähnlich wieder.

Lg, chico

 

Moin Kanji,

deine zitierten Kritikpunkte zu Sprache und Inhalt kann ich nachvollziehen.
Susan bereitet mir auch viele Sorgen. Ich habe ja ein bisschen gemogelt, da ich einfach so eine Diagnose im letzten Absatz in den Raum geworfen habe. Aber ich wusste nicht, wie ich das sonst ohne zu viel "tell" deutlich machen sollte. Im letzten Absatz habe ich sie schon sehr vulgär dargestellt. Und dann kommt das Ende, wo ich sie von einer anderen, geläuterten Seite nach ihrem Sturz präsentieren wollte. Am Ende nehmen sie keinen Abstand zueinander auf, aber durch Daniels versteinerte Miene wollte ich ausdrücken, dass er wohl nicht zu ihr zurückkommt.

Danke fürs lesen und kommentieren.

Viele Grüße,

chico

 

Und zur Zwillingsschwester. Naja, ich wollte dadurch, dass er im ersten Moment in der Tür seine Frau sieht, sein Trauma deutlich machen. Kurz darauf mache ich ja klar, dass sie sich doch nicht so ähnlich sehen. Oder kommt das nicht klar genug rüber?

Lg

 

Nein, Chico1989,

das geht schon klar. Ich habe nur schon gedacht beim Lesen und dann doch verstanden, weil du ja erklärst, dass sie nur eine Kollegin ist.
Bei der Gelegenheit gefällt mir die Wahl deiner Protagonisten sehr gut. Einfache Menschen mit handwerklichem Beruf. Da geht einem gleich auf, wie verbreitet dieses "Phänomen" sein könnte.

Gruß, Kanji

 

Hallo chico und alle Mitleser!

Nur kurz zum Ende: Ich hatte es so interpretiert, dass Susan so schwer verletzt ist ("die Extremitäten erstarrt" , "Ihr wurde warm und kalt"), dass sie sterben wird ("diese Momente in der Nähe ihres Mannes bewusst wahr. Sie hatte die Vermutung, es könnten die letzten überhaupt sein"). Und unter diesem Gesichtspunkt macht für mich die vermeintliche "Läuterung" hundertprozentig Sinn.

Grüße,
Chris

 
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Hallo Chico,

besser spät als nie, möchte ich dir nun auch noch meinen Leseeindruck schildern, wenn auch nicht ganz frisch, denn ich habe deinen Text schon vor ein paar Tagen gelesen.

Du kennst mich, erst muss ich dir mit Textkram auf die Nerven gehen, bevor ich zu meinem Fazit komme. :lol:

Einen spaltbreit Licht drang in die Abstellkammer
Kann man das so schreiben? Vielleicht ein dünner Lichtstrahl drang durch den Spalt in die Abstellkammer … Passt dann allerdings nicht mehr mit dem nächsten Satz, merke ich gerade. :confused:

Susan Anders wandte den Kopf zu ihm hin
„Hin“ ist überflüssig finde ich.

Und das alles, weil ich vergessen habe K die Mülltonne wieder reinzuholen

»Das - wirst - du - mir – büßen!«, rief sie, jedes Wort ein Schlag
Das sehe ich wie JackOve – sehr starke Szene (ebenso stark wie der „Homerun“)!

Sein Puls überschlug sich und er spürte Seitenstiche, er nahm sich ebenda wie so oft vor, unbedingt mehr Sport zu treiben.
Das „ebenda“ stört mich, es passt nicht so recht zum restlichen Stil. „In diesem Moment“ würde mir besser gefallen.

Auf beiden Beinen kam er auf dem Bürgersteig der umliegenden Straße zum Landen, hielt gebeugt und schwer schnaufend inne und lauschte dem Stöhnen und Grunzen seiner Frau.
„Kam … zum Landen“ würde ich anders formulieren und „Grunzen“ – ich weiß nicht. Sie ist aufgebracht und du vergleichst sie auch mit einem Raubtier, aber das ist mir etwas zu übertrieben. Das „Stöhnen“ passt aber.

nur dass Susan schräg den Kopf heben musste, um ihrem zwei Köpfe größeren Mann ins Gesicht blicken zu können.
Zweimal Kopf

In der anderen Hand umschloss sie ihren Besen, den sie für eine andere Tätigkeit als Fegen umfunktioniert hatte.
Den letzten Satzteil finde ich etwas umständlich.

Er versuchte K etwas Gutes in ihren grünen Augen auszumachen

Ein Mann mittleren Alters im roten Wollpyjama und Hausschuhen (auf der gegenüberliegenden Straßenseite) lief wie ein Feuerwehrmann bei einem Brand über seinen Vorgarten, mitten auf Daniel und Susan zu.
Den geklammerten Teil würde ich streichen, bläht den Satz umständlich und unnötig auf.

Er fand (den) entsprechenden Namen, drückte die Klingel und fragte sich, was er ausgerechnet hier machte.
„Namen“ hast du auch schon im Satz vorher.

griff ans (Treppeng) Geländer der nächsten Treppe und zog sich erneut hoch.

»Schon gut. Ich sag´s dir ja. Und verschone mich mit deinen peinlichen Details.«
Warum lässt er sich die Chance entgehen?? Schade, hätte mich auch interessiert … :Pfeif:

Er hielt den Kopf gesenkt und gab vor K einen Schmutzfleck auf seinem T-Shirt unter die Lupe zu nehmen.
Der Satz gefällt mir – bitte mehr davon!

Aufgrund genau dieses Peinlichkeitsgefühls, das er jetzt empfand, hatte er vor gehabt nie einer Menschenseele davon zu erzählen.
„Vorgehabt, nie“ – Aber den Satz würde ich streichen, ist doch viel anschaulicher im vorherigen Satz.

überlegte er wie es nur jetzt weitergehen sollte.
… überlegte er, wie es jetzt nur weitergehen sollte.

Was bedeutet diese Ehe noch?, fragte er sich selbst. Sag es mir. Du bist ein seelisches Wrack, ein Mann, der seit heute vollkommen von seiner Frau gebrochen wurde und dessen Ehe kurz vor dem Aus steht.
Seine Gedanken (wie auch an anderen Stellen) sind mir zu „geschrieben“, zu ausführlich, zu erklärend.

Aber nicht ganz, denn die Hämatome, verursacht durch Susans Schläge auf seinen Rücken und Hintern, brannten furchtbar dabei.
Ein Vorschlag, weniger erklärend und weniger überflüssige Info: Aber nicht ganz, denn sein Rücken brannte wie Feuer (unter dem Wasserstrahl). Ein Schnellschuss, dir fällt sicher noch was Besseres ein.

So konnte sie immer (auf ihrem eigenen Handy) sehen, wo er sich aufhielt, der notorische Fremdgeher.
Dopplung

aber damit war (circa) seit einem halben Jahr Schluss.

Danielo La Schlappschwanzo
Ähm, ok, das ist wohl Geschmackssache … :hmm:

Das konnte sie auf dem Handy nicht erkennen, das keine Höhen wiedergab.
Vielleicht aber besser auf die App und nicht das Handy beziehen.

Überall klingen
Klingeln

Wer fickte, war auch wach, also würde früher oder später ein(e) halbnackte Fotze die Tür öffnen, und dann Gnade euch Gott, ihr zwei.
Top! :lol:

Sie blieb schließlich vor einer Tür stehen, wo daneben der Name Kuhn prangte,
„Wo daneben … prangte“ Nicht eben elegant formuliert.

nach Süßem oder Saurem fragte

Und schon lief Susan an ihr vorbei in den Flur.
Auf Kanjis Vorschlag hin geändert, mein Vorschlag: stürmte.

Lana heulte bitterlich auf, mit zwei langen blutenden Streifen an den Wangen.
Die Kratzer erwähnst du später noch, würde ich hier streichen.

»Woher weißt du (,) eigentlich K wo ich bin?«

Insgesamt muss ich mich meinen Vorkommentatoren anschließen. Ich hab deine KG gern gelesen. Gut, dass du dich mit dem Thema auseinandergesetzt hast. Allerdings bin auch ich der Meinung, dass Susan ein bisschen kurz kommt. Daniels Situation und Gefühle kann ich sehr viel besser rauslesen. Du sagst, du wolltest sie nicht einseitig beschreiben, das ist dir in meinen Augen nicht so gut geglückt. Es gibt den einen Satz mit dem Hinweis auf die Diagnose, sonst kann ich mich kaum in sie hineinversetzen. Sie ist eine Furie, die wie aus heiterem Himmel zur lieben Ehefrau (zurück) wechselt. Hier kann ich dir einfach nicht so gut folgen, da fehlt mir etwas. Insgesamt ist mir an einigen Stellen zu viel „Tell“. Ich würde mich freuen, mehr von den T-Shirt-Szenen zu entdecken, denn hier hast du seine Gefühle gut veranschaulicht.

Dass du die Perspektive wechselst, hat mir übrigens gut gefallen. Allerdings wäre genau hier die beste Gelegenheit, Susan etwas besser zu beleuchten. Ihren Charakter finde ich sehr spannend und da vergibst du vieles. Das Geschimpfe würde ich streichen, bis auf die prägnantesten Stellen, und dafür noch ein bisschen mehr ihrer anderen Seite zeigen, die sie ja offenbar auch in sich trägt. Du weißt schon, schlechtes Gewissen, etwas Distanz zur Wut, vielleicht als Rückblick oder so. Es fehlt gar nicht viel, nur ein kurzer Hinweis, damit ich sie weniger schwarz sehen muss. Vielleicht wird sie z.B. immer wütender, weil er sich einfach nicht wehrt. Sie gibt ihm eindeutiger die Schuld, dass sie so ausrasten MUSS, weil er so und so ist. Ich glaube, das hast du auch schon drin, aber das könnte deutlicher sein. Und ihre Veränderung kommt mir auch viel zu plötzlich. Möglich, dass der Schock die Wut unterbricht, aber da muss dann noch etwas mehr als nur ein Satz kommen. Vielleicht könntest du Daniels Reaktion auf den Angriff auf Lana mehr hervorheben. Dann ist Susan einfach überrascht von der plötzlichen Gegenwehr, was Susans Sinneswandel etwas besser erklären würde. Vielleicht greift er sie auch stärker an. Ein bisschen Entwicklung beim Prot (wohlgemerkt nur ein bisschen, damit es glaubwürdig bleibt) und Susans Veränderung wäre eben nachvollziehbarer.

Gut übrigens, dass du die aufkeimende Affäre gestrichen und den Mittelteil gekürzt hast (auch wenn seine Passivität der Kollegin gegenüber seinen Charakter gut unterstrichen hat und der dritte Perspektivwechsel nun leider fehlt). Obwohl ich finde, dass noch immer Potential zum Kürzen wäre. Ich würde mir ein schnelleres Tempo, mehr Spannung zum Mitfiebern wünschen, knackigere Dialoge und Gedankengänge, mehr auf den Punkt, denn der Plot gibt das allemal her, ohne dass die Nachvollziehbarkeit und der Einblick in die Charaktere darunter leiden müssten. Vieles ist zu erklärend, wiederholt sich – vertrau mehr auf den Leser, der kapiert schon, was du sagen willst, ohne dass du es ihm haarklein erklärst ;)

Ich bin schon sehr gespannt, auf das nächste heiße Eisen, das du angehst.

Liebe Grüße
Rotmeise

 

Moin Chris,

war eigentlich nicht so gemeint, dass sie stirbt, sondern nur verletzt und verwirrt ist.
Rotmeise, da bist du ja ganz schön ins Detail gegangen. Danke dafür. Ich antworte dir morgen mit frischem Kopf :)

Lg, chico

 

Guten Morgen Rotmeise,

auf den "Textkram" werde ich nicht groß eingehen, den konnte ich so gut wie immer nachvollziehen, habe ihn gleich übertragen. Habe auch ein paar überflüssige Gedankengänge Daniels gestrichen und sonst noch ein wenig gekürzt oder geändert.

An der Susan muss ich noch ein bisschen feilen, da hast du recht, damit sie nicht allzu "schwarz" und einseitig daherkommt. Ich mache mir mal Gedanken dazu. Deinen Vorschlag für das Ende finde ich gut. Es muss deutlicher werden, warum Susan da so verändert ist, abgesehen vom Schock. Vielleicht könnte Daniel ihr wirklich das erste Mal eine kleine Standpauke halten, sich also mal wehren. Männer die sich nicht wehren, sind natürlich kein Grund regelmäßig zuzuschlagen, aber das könnte sie eventuell wachrütteln, sie aus ihren üblichen Gedankenmustern treiben.

Danke für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Hat mir sehr geholfen. Ja, heiße Eisen interessieren mich nun mal ;)

Lg, chico

 

Alter Maria ... noch ein Versuch: Moin Maria,

Paw-Tschicki-Paw-Paw? Ich komme einfach nicht auf deine Person klar, was ich auf sympathische Weise meine ;D oh man ... uff ... nun zur Kg. Darum geht es ja schließlich. Die notgeile Maria wurde also nur annähernd befriedigt. So, nun zum Text. Aber jetzt wirklich. Soll ich mal was schlüpfriges posten, nur für dich?

Nun zur KG. Ich stehe auch auf Verrückte. Es tur mir leid, dass der Anfang dich nicht packen konnte und, dass es dir teilweise zu protokolliert klang. Ich kriege es nicht hin die Emotionen von meinen verdammten Fingern, wenn sie auf die Tasten schlagen, bis hin zu den Lesern zu transportieren. Und wenn mir jemand schreibt, dass ich es da und da geschafft habe, weiß ich nicht wie ich das da und da gemacht habe. Das ist mir alles ein fucking Rätsel, die Schreiberei. Nun ja, Susan mochtes du, ich mag sie auch. Daniel war für mich der typische große, kräftige Teddybär und vielleicht deshalb zu unlebendig, zu klischeehaft. Dann wäre da noch mein vermaledeiter Stil. Puh. Mir egal, ich schreib weiter und hoffe besser zu werden ;)

Lg, Stefan, in der Hoffnung, nicht für diesesn Beitrag von den großen Meistern dieses Portals zensiert oder gesperrt zu werden

 

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