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Kämpfernatur

Liz

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12.07.2002
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Kämpfernatur

Wenn man von einer sagen wir mal ungefähr fünfzehn Meter hohen Steilküste in den Atlantik stürzt, steht man unter Schock, das kann ich Ihnen versichern. Alle Sinne werden geschärft, noch während des freien Falles. Ein unvorsichtiger Schritt, nachgebendes Gestein und ab geht die Post. Die Felsgruppen und bizarren Klippenformationen haben nichts Malerisches mehr, sie wirken nur noch beängstigend. Man spannt den Körper an, um sich beim Aufprall nicht alle Knochen zu brechen – immerhin braucht man seine Gliedmaßen möglichst intakt und gut erhalten, vor allem, wenn man keine Hilfe erwarten kann, da man sich einen unwirtlichen und menschenleeren Platz für seine Angleraktivitäten ausgesucht hat und dadurch gezwungen ist, sich selbst zu helfen.

Da habe ich mich also in halsbrecherischer Manier auf die steilsten Klippen gewagt, zwecks eines guten Angelplatzes. Viele Angler können gut klettern – inklusive meiner Wenigkeit, aber es gibt jedes Jahr auch schlimme Stürze – nur dass ich noch nie davon betroffen war.

Bis jetzt, wohlgemerkt.

Ich bin in Seenot geraten und auf mich alleine gestellt. Aber welche Chance habe ich?
Im Alleingang gegen Wind, Wellen und Unterströmungen ankämpfen – so habe ich mir den Tagesablauf eigentlich nicht vorgestellt. Im Gegenteil, der Tag hätte ablaufen müssen wie seit eh und je, schließlich bin ich kein blutiger Anfänger was das Fischen auf den Klippen betrifft. Meine Frau wird heute aus den gefangenen Aalen kein Gericht mit Salbeibutter, das sie so unvergleichlich gut zubereiten kann, kreieren. Nein, heute hat der tosende Atlantik ihren Mann verschluckt als würde er sich zurückholen, was dieser ihm all die Jahre mühsam entrissen hat.

Jedenfalls darf ich nicht in Panik geraten. Panik macht koordiniertes Handeln unmöglich und kann eine fatale Kette von Fehlhandlungen verursachen. Abläufe, die nicht verinnerlicht sind und nicht zuvor realistisch geübt wurden, werden in Panik mit höchster Wahrscheinlichkeit falsch, unvollständig oder gar nicht genutzt, das weiß jedes Kind.

Die Kälte nimmt einem den Atem wenn man tief unter die Wasseroberfläche gedrückt wird. Man kommt hoch und die erste Welle wogt über den Kopf, der gleich einem Spielball im Wasser auf- und abhüpft, hinweg. Gischt spritzt einem ins Gesicht und in den nach Luft schnappenden Mund hinein. Man hustet verzweifelt, dann ist auch schon der nächste Schwall Wasser da, das perfekte Folterwerkzeug. Das feste Schuhwerk macht das Schwimmen auch nicht leichter.

Die Wellen müssen nicht besonders hoch sein um den Körper hilflos gegen die nächste Klippe schleudern zu können. Das ist ein ziemlich schwer wiegendes Problem, vor allem, weil der Mensch nicht dafür geschaffen ist, mit voller Wucht gegen hartes Gestein zu prallen. Man ist schließlich keine Panzerechse. Und natürlich kommt es wie es kommen muss, ein Teil des Körpers wird zerschmettert, in diesem Fall meine rechte Körperhälfte. Ich spüre keine Schmerzen und habe auch nicht die Zeit den Schaden zu begutachten. Meine Finger krallen sich in das nasse Gestein und ich beginne mich auf der Suche nach Felsvorsprüngen mühsam hoch zu ziehen. Ich fasse Mut - wenn es mir nur gelingt, bis nach oben durch zu halten. An meine Familie denkend, beginne ich mit dem Aufstieg an dieser tödlich glitschigen Steilwand.

Fingernägel brechen bis tief ins Fleisch ab, meine Arm- und Beinmuskulatur beginnt unkontrolliert zu zittern, aber mit aller Kraft treibe ich mich voran. Ruhe wird mir nicht vergönnt, die Felsvorsprünge sind zu schmal, bieten kein Plateau, auf dem ich mich ausruhen könnte, aber wenigstens gibt es keine Überhänge, die meinen sicheren Tod bedeuten würden.

Bei der Hälfte des Marathons verharre ich, meine Kraftreserven neigen sich dem Ende zu. Tränen laufen über mein Gesicht, ich denke an meine Frau und die Kinder. Dann setzen die Schmerzen ein, grausame stechende Schmerzen, als würden mir tausend Messer in den Leib getrieben. Der Augenblick der Wahrheit ist gekommen, ich sehe an mir herunter und unterdrücke einen Aufschrei. Durch meine zerfetzte Jacke kann ich die weißlich blitzenden Knochen meiner bloßgelegten Rippen sehen, das aufgeschlitzte Fleisch hängt in einem traurig baumelnden Lappen herunter.

Ich beiße die Zähne zusammen und klettere weiter. Jede Bewegung wird zur Höllenqual, jeder Zentimeter den ich schaffe, bezahle ich mit Schmerzen, von denen ich nicht wusste, dass es sie überhaupt geben kann. Nebel steigt in mir auf, ich merke, dass ich drauf und dran bin, das Bewusstsein zu verlieren. Aber das darf nicht sein. Wenn ich jetzt ohnmächtig werde, ist es aus und vorbei mit mir, daran gibt es nichts zu Rütteln.

Der letzte Meter. Ich greife über den Rand, ziehe mich hoch, ich weiß jetzt, dass ich es schaffen werde. Meine eiserne Willenskraft hat es möglich gemacht. Ich werde überleben.
Die nächsten Wochen werde ich zwar keinen Aal essen, sondern höchst wahrscheinlich an einen Tropf angeschlossen in einem Krankenbett liegen, aber ich habe es vollbracht mir selbst das Leben zu retten.

Schluchzend und wimmernd treibe ich meinen Körper weiter voran, mit einem Bein bin ich bereits über dem mir so verhängnisvoll gewordenen Klippenrand, dem Ziel so nahe. Dann verliere ich mit dem anderen Bein den Halt, rutsche ab, pralle auf meine verletzte Seite und die tosende See unter mir hat mich wieder.

Luftanhalten. Schlucken von Flüssigkeit. Panik. Noch mehr Flüssigkeit. Erbrechen. Nicht unterdrückbares Einatmen. Schaumbildung in der Lunge. Zwerchfellzittern. Stimmritzenkrampf. Keine Atmung mehr möglich. Deadline.

 

Hey Liz!
Irgendwie hast Du ja einen Tick für Gewässer.. :susp:

Wie bei 'Beschleunigung' stört mich hier wieder der sehr rationale Erzählstil der Geschichte. Wenn Du dazu kommst, die Panik des Mannes zu beschreiben, ist das auch wieder so sachlich geschildert, dass für mich persönlich kein Horror aufkommt.
Deine andere Seenot-Geschichte hatte ja eine ziemlich miese Pointe (:D), und so etwas in dieser Art fehlt mir hier.

So ist diese Geschichte schon gut geschrieben, sehr anschaulich und schöne Formulierungen. Auch die äußere Form gefällt mir sehr gut. Aber der Stil gefällt ist einfach nicht meins, sorry.
Ich bin mir aber sicher, dass Andere die Story mögen werden. Vielleicht bekommst Du von denen dann auch eine etwas konstruktivere Kritik, mir fällt irgendwie nicht so viel ein. :shy:

Ugh

 

Hallo,

gute Erzählung über den Kampf gegen den Tod. Daß er am Ende trotz aller Anstrengungen doch noch stirbt, hat mich nicht gewundert, sonst wäre die Story zu seicht geworden.

Den ersten Absatz, sozusagen die einleitende Erklärung halte ich persönlich für überflüssig. Gleich am Anfang rein in die tosende Flut, dadurch würde der eher schlicht gehaltene Stil seine Wirkung noch verstärken.

Gruß,

Poncher

 

Hallo Liz!
Kann leider nicht behaupten, dass mich die Geschichte beeindruckt hätte. Vor allem der Stil hindert mich daran, in die Geschichte reinzukommen. Hier ein paar Beispiele:

Die Felsgruppen und bizarren Klippenformationen haben nichts mehr Malerisches an sich

"...nichts Malerisches mehr..."

Man spannt den Körper an, um sich beim Aufprall nicht alle Knochen zu brechen – immerhin braucht man seine Gliedmaßen möglichst intakt und gut erhalten, vor allem, wenn man keine Hilfe erwarten kann, da man sich einen unwirtlichen und menschenleeren Platz für seine Angleraktivitäten ausgesucht hat.

Ich bezweilfe die Wirksamkeit dieses "Tipps". :)
Davon abgesehen liest sich der Absatz so trocken, als würde man in einem Reiseprospekt darauf stoßen: "Bitte spannen Sie im Falle eines Sturzes vom malerischen Felsmassiv die Muskeln an. Sie werden merken, dass sie in der traumhaft schönen, menschenleeren Landschaft keine Hilfe zu erwarten haben."

Abläufe, die nicht verinnerlicht sind und nicht zuvor realistisch geübt wurden, werden in Panik mit höchster Wahrscheinlichkeit falsch, unvollständig oder gar nicht genutzt, das weiß jedes Kind.

Klingt wieder so, als würde man in einem Buch darüber lesen.


Gegen Schluss hin kommt doch etwas Spannung auf, die aber durch das abrupte Ende gleich wieder abgewürgt wird.
Reduzieren wir die Story aufs Elementare, bleibt folgendes Gerüst übrig: Ein Mann stürzt beim Klettern ab, fällt ins Meer, wird halbtot an den Strand geworfen und muss sich nach oben ziehen, um Hilfe zu holen. Leider gelingt es dir, wie gesagt, nur am Schluss, etwas Spannung zu erzeugen. Vor allem der Anfang kommt viel zu trocken daher, geradezu steif. Auch, wenn er im Wasser ums Überleben kämpft, ist sein Erzählstil mehr als nüchtern - als würde er eine technische Anleitung rezitieren. Dabei geht es um SEINEN Körper, SEIN Leben!

Ich finde den Kern der Story net übel - die Ausführung hapert noch gewaltig. Empfehle dringend eine Überarbeibung. :)

 

Hallo Bib, Ponch & Rain,

zuerst mal vielen Dank für eure Kommentare und der Auseinandersetzung mit der Story. :)

@ Bib

Jo, da hast schon recht mit dem Tick, hehe ... und es wird nicht die letzte Story von mir sein, die mit Wasser zu tun hat ... :baddevil:

Tja, das mit dem sachlichen Erzählstil ist so meine Art, glaub ich. :shy:

____

@ Ponch

dass der erste Absatz nicht so toll daher kommt ist eine gute Anregung von dir – das werde ich ändern. Freut mich jedenfalls sehr, dass du die Story ganz o.k. findest. :)
____

@ Rain

Hab ich dich denn schon jemals mit einer Story beeindrucken können??? :heul:

Net wirklich, hehe.

Nö, ohne Schmäh jetzt, dank dir für die intensive Auseinandersetzung. Ob ich imstande bin, die Story spannender zu gestalten, weiß ich nicht, gegen meinen trockenen Erzählstil komm ich (glaub ich halt) nicht an, vor allem die Horror-Sachen betreffend. Andererseits habe ich es noch nicht versucht – ich habe halt irgendwie Angst, dass dann ein absoluter Quatsch rauskommt. Aber wie heisst es doch so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt - also versuche ich es. Vielleicht hab ich in dieser Hinsicht eh einen Anstoß nötig zwecks Weiterentwicklung. :)

Liebe Grüße an euch alle,
Liz

 

Man spannt den Körper an, um sich beim Aufprall nicht alle Knochen zu brechen

Na gut, du hast das zwar geändert, aber ich hab das mal in der Praxis ausprobiert:

Wenn du dich ganz steif machts und ohne abzufedern mit den Fersen auf hartem Boden landest, geht dir das durch Mark und Bein. Eine Sprunghöhe von 15cm reicht dabei schon aus. Danach tut dir echt alles weh.
Naja, aber so extrem wird dein Protagonist das auch nicht gemacht haben.

 

@ Leif

Ist ja sehr nett, dass du mich auf diesen Logikfehler aufmerksam machst, aber irgendwie hätte ich es noch besser gefunden, wenn du mir gleichzeitig deine Meinung zur Geschichte an sich mitgeteilt hättest (was du vielleicht eh unterschwellig getan hast ... :)). Abgesehen davon hab ich den von dir zitierten Teil des Satzes kein bisschen geändert – keine Spur. :confused:

Gruß
Liz

 

Heja gcsha,

danke auch dir für`s Lesen und deine Anmerkungen :).

Der staubtrockene Erzählstil kommt glaub ich wirklich nicht so gut an ... :(

Die Felsgruppen und bizarren Klippenformationen haben nichts mehr Malerisches mehr,

Jo, völlig richtig angemerkt - dass klingt ziemlich schwachsinnig ... werde es editieren.

Gruß
Liz

 

Hallo Liz!

Staubtrockener Erzählstil!? Also darunter stelle ich mir etwas anderes vor. Folgende Stellen z.B. finde ich überhaupt nicht staubtrocken, sondern ziemlich spannend und direkt:

Man hustet verzweifelt, dann ist auch schon der nächste Schwall Wasser da, das perfekte Folterwerkzeug.
Sehr drastisch, schauderlich.
Meine Finger krallen sich in das nasse Gestein und ich beginne mich auf der Suche nach Felsvorsprüngen mühsam hoch zu ziehen. Ich fasse Mut - wenn es mir nur gelingt, bis nach oben durch zu halten.
Hier werden die Gedanken, Gefühle beschrieben. Der verzweifelte Überlebenswillen klingt durch.
Durch meine zerfetzte Jacke kann ich die weißlich blitzenden Knochen meiner bloßgelegten Rippen sehen, das aufgeschlitzte Fleisch hängt in einem traurig baumelnden Lappen herunter.
Waehhh ....
Schluchzend und wimmernd treibe ich meinen Körper weiter voran, mit einem Bein bin ich bereits über dem mir so verhängnisvoll gewordenen Klippenrand, dem Ziel so nahe.
Was ist daran bitte staubtrocken?? Das ist hochdramatisch. Also bitte ..

Usw. Aber ich kann ja hier nicht die ganze Geschichte zitieren. Horror ist nicht unbedingt mein Gebiet. Ich habe also keinen allzu großen Vergleich. Aber mir gefällt die Geschichte. Ich finde sie nicht nur spannend, sondern auch stellenweise wirklich horrormäßig. Und sein Überlebenskampf wird auch ziemlich drastisch geschildert, gerade eben weil er versucht, nicht in Panik zu geraten. Man merkt richtig, wie er seine ganzen Geistes- und Körperkräfte zusammennimmt, um zu überleben.

Hmm .. Geschmäcker sind scheinbar verschieden. Aber trocken find ich weder die Geschichte selbst noch den Erzählstil.

lg
klara

 

Heja Klara,

boah! Das freut mich jetzt aber total! :)

Jo, mit den Geschmäckern hast absolut recht, ich find`s halt super, dass du die Story spannend und nicht staubtrocken findest - so wollte ich vom Content her ja auch vermitteln. :cool:

lg
Liz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Liz,

ich fand deine Erzählweise - gemessen am Thema - auch oftmals zu rational, fast analytisch teilweise. Insofern kam mir das Ganze nicht wirklich realistisch vor. Ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass man so reagiert, wenn man vorm Ertrinken steht. Ich hab eigentlich nicht mit deinem Protagonisten gezittert, weil ich immer dachte, da kommt noch ein Clou, und es ist alles gar nicht so, wie man denkt. Auch am Schluss, als es auf sein Ende zugeht, ging das nicht so nahe, weil (für mich) vorher die Emotionen etwas gefehlt haben, um darauf vorzubereiten.

Nur ein paar Beispiele dafür:

Meine Frau wird heute aus den gefangenen Aalen kein Gericht mit Salbeibutter, das sie so unvergleichlich gut zubereiten kann, kreieren. Nein, heute hat der tosende Atlantik ihren Mann verschluckt

Jedenfalls darf ich nicht in Panik geraten. Panik macht koordiniertes Handeln unmöglich und kann eine fatale Kette von Fehlhandlungen verursachen. Abläufe, die nicht verinnerlicht sind und nicht zuvor realistisch geübt wurden, werden in Panik mit höchster Wahrscheinlichkeit falsch, unvollständig oder gar nicht genutzt, das weiß jedes Kind.

Das ist ein ziemlich schwer wiegendes Problem, vor allem, weil der Mensch nicht dafür geschaffen ist, mit voller Wucht gegen hartes Gestein zu prallen. Man ist schließlich keine Panzerechse.

Man kommt hoch und die erste Welle wogt über den Kopf, der gleich einem Spielball im Wasser auf- und abhüpft, hinweg. Gischt spritzt einem ins Gesicht und in den nach Luft schnappenden Mund hinein. Man hustet verzweifelt, dann ist auch schon der nächste Schwall Wasser da

Wenn ich jetzt ohnmächtig werde, ist es aus und vorbei mit mir, daran gibt es nichts zu Rütteln.

Das oft verwendete "man" würde ich ersetzen, es wirkt mir zu verallgemeinernd, zu unpersönlich, wenn du verstehst, was ich meine.

Natürlich hast du auch etliche Passagen drin, die gut und sprachlich/stilistisch angemessen sind (wurden teilweise schon zitiert), aber leider haben die anderen, rational-sachlichen Stellen deren Wirkung (für mich) wieder aufgehoben.

Leider kam so für mich kaum Spannung und letztlich auch kein Horror auf. Und ich hätte mir das bei dem Thema schon irgendwie erhofft. Sprachlich ist die Geschichte eigentlich okay, wenn man die „rationale Wortwahl“ mal außer Acht lässt.

Über „haben nichts mehr Malerisches an sich“ bin ich allerdings auch gestolpert. Das "mehr" würde ich hintenanstellen.

Ich denke, dass du viel mehr aus der Story rausholen könntest, wenn du sie noch mal überarbeiten würdest. Werf die "rationalen" Sachen raus und erweitere die guten Szenen, dann wird es eine gute Geschichte. Ist natürlich nur meine Meinung.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Liz,
Inhaltlich fand ich Deine Geschichte gar nicht so schlecht. Die Atmosphäre kommt sehr gut rüber. Man kann das Salz fast riechen. Das ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt. Die Ausflüge ins Rationale finde ich nicht uninteressant. Nur sollten sie sich nicht mit einem zu umständlichen Satzbau verbünden. Dann wird´s in der Tat etwas "trocken".

nichts mehr Malerisches
> nichts Malerisches mehr

immerhin braucht man seine Gliedmaßen möglichst intakt und gut erhalten, vor allem, wenn man keine Hilfe erwarten kann, da man sich einen unwirtlichen und menschenleeren Platz für seine Angleraktivitäten ausgesucht hat und dadurch gezwungen ist, sich selbst zu helfen.

Deine Satzkonstruktion ist mir zu umständlich. Ich würde es einfacher ausdrücken:

>...immerhin braucht man seine Gliedmaßen möglichst gut erhalten, vor allem, wenn keine Hilfe da ist. Wer angelt schon an einem unwirtlichen, menschenleeren Ort?

Da habe ich mich also in halsbrecherischer Manier auf die steilsten Klippen gewagt, zwecks eines guten Angelplatzes
>Da habe ich mich in halsbrecherischer Manier auf die steilsten Klippen gewagt, wegen eines guten Angelplatzes.
[Das "also" finde ich nicht nur redundant, sondern es wiederholt sich zudem auf unschöne Weise im nächsten Absatz.]

nur dass ich noch nicht davon betroffen war.
>nur dass ich noch nie davon betroffen war.

Meine Frau wird heute aus den gefangenen Aalen kein Gericht mit Salbeibutter, das sie so unvergleichlich gut zubereiten kann, kreieren. Nein, heute hat der tosende Atlantik ihren Mann verschluckt als würde er sich zurückholen, was dieser ihm all die Jahre mühsam entrissen hat.
Inhaltlich sehr schön! Stilistisch würde ich noch feilen. Am meisten stört mich die Klammerkonstruktion im ersten Satz. Mir würde die "reine Form" besser gefallen, ohne ablenkende Schnörkel:

>
Meine Frau wird aus den gefangenen Aalen kein Gericht mit Salbeibutter kreieren. Heute hat der tosende Atlantik ihren Mann verschluckt.

[Ich würde unbedingt nach "verschluckt" enden. Den Nachsatz hat man schon zu oft gehört, aber vor allem nimmt er dem starken Satz seine Wucht. Das seine Frau so unvergleichl. kochen kann, ist an dieser Stelle unwichtig.]

Höre an diesem Punkt auf.

Vielleicht kannst Du mit meinen Anregungen etwas anfangen.
LG Petra

 

@ criss und petdays

Vielen Dank an Euch zwei, dass ihr euch so intensiv um die Geschichte gekümmert habt. :)

Dank der vielen Anregungen werde ich eine Überarbeitung vornehmen, mal gucken was daraus wird.

So, und jetzt werde ich mal im Vorfeld ein paar Sachen editieren ...

Gruß
Liz

 

Hi Lizzi!

Wie gut ist es doch, dass die Geschmäcker verschieden sind. Ich fand deine Geschichte tiptop. Gerade die total sachliche Schilderung der Ereignisse, die ja wirklich der schrecklichste Albtraum sind, machte für mich den besonderen Reiz beim Lesen aus.

Ein unvorsichtiger Schritt, nachgebendes Gestein und ab geht die Post.
Allein an diesem Satz merkt man doch schon wo's langgeht. Schwarzer Humor eben!

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es überhaupt deine Intention war, den Tosdeskampf des armen Kerls in mitfühlbar und emotionsgeladen darzustellen?!?

Also, vom mir gibt's schlicht und einfach: Gut! Du hast mich unterhalten.

Beste Grüße
sticker

 

@ Sticker

Ich versuche zwar in meine Geschichten immer etwas Dramatik einfließen zu lassen ... aber irgendwie gelingt es mir nicht so richtig. :)

Ich bin selber ein ziemlich sachlicher Mensch und darum fallen auch meine Geschichten eher unter die Kategorie "nüchtern und kühl". Andererseits spricht diese Art zu schreiben, auch ein paar Leser an, dich - was diese Story betrifft - beispielsweise. :cool:

Deine Kritik freut mich übrigens sehr! Es gibt in dieser Hinsicht nichts Schöneres, als vom Leser die Rückmeldung zu bekommen, dass er sich gut unterhalten hat.

Liebe Grüße
Liz

 

Hi Liz!

"Schlimme" Geschichte :)! Aber nicht erschrecken, denn das ist ein Kompliment.
Du hast übrigens einen interessanten Kunstgriff gemacht, der zum Glück für ein bißchen Distanz sorgt: Dein Protagonist erzählt auf eine seltsam selbst-distanzierte Weise, so, als würde er sich selbst in seinen letzten Minuten beobachten - aber vielleicht ist das ja auch tatsächlich so, wenn man in einer solchen Situation ist?
War sehr spannend zu lesen.

LG!
Tanja

 

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