Kälte
Er sitzt da, traurig und einsam. Es ist kalt, denn es ist der 22. Dezember, kurz vor Weihnachten. Er guckt nach oben, überall Menschengedränge. Menschen mit vollen Einkaufstüten. Geschenke, überall Geschenke für die Familie. Ob seine Tochter dieses Jahr auch etwas zu Weihnachten geschenkt bekommt, vielleicht eine Puppe, nein, für so was ist sie schon zu alt. Ein paar Cent landen in der Pappschachtel, welche vor ihm steht. Ob das für was zu Essen reichen wird? Früher ja, aber heute? Ein paar junge Leute gucken ihn an. Er kann sehen was sie denken: „Warum geht der nicht arbeiten?“ Keiner der Menschen sieht warum er da sitzt und um ein paar Cent bittet. Und gefragt hat ihn auch noch nie jemand. Damals nach seinem Autounfall hatte sich alles geändert. Seine Frau starb bei dem Autounfall. Seine Tochter nahm man ihm weg, da er finanziell nicht mehr für sie aufkommen konnte. Arbeiten konnte er nicht mehr, er war nicht mehr tragbar. Doch das alles sehen die Menschen nicht. Er könnte seine Tochter im Heim besuchen, vielleicht ist sie aber auch bei einer Pflegefamilie. Was würden die Menschen denken wenn ein verwahrloster Mann ankommt und seine Tochter sehen möchte und was würde erst seine Tochter denken? Wieder ein paar Cent. Der Mann steht auf, nimmt seine Sachen und geht die Straße entlang. Er möchte sich etwas zu Essen kaufen. Bald ist Weihnachten, das Fest der Familie. Wo ist seine Familie? Er wird dieses Weihnachten alleine sein, wie in den letzten fünf Jahren. Ohne seine Frau und ohne seine Tochter. Allein unter so vielen Menschen, die alle nur an sich denken. An sich und ihre Familie.