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Käferbohnen

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06.10.2015
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Käferbohnen

„Wie wars in der Klinik?“

Das war seine Begrüßung, als er in der Tür erschien und sich neben mir aufs Bett fallen ließ. Ich war bei meiner achten Zigarette und auf dem besten Weg, mein Zimmer in eine Nikotinhölle zu verwandeln, der selbst meine Duftkerzen und Deosprays nicht gewachsen waren. Normalerweise rauchte ich aus dem Fenster und beobachtete dabei lustlos die Nachbarn, aber heute kümmerte mich der Gestank, der sich in Bettwäsche und Polster fressen würde, wenig.

„Okay.“ Ich lag auf dem Rücken, in der exakt selben Position, die ich eingenommen hatte, als ich vor zwei Stunden nach Hause gekommen war, und starrte hinauf zur Decke. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Levin nach der Camel Filters Packung griff.
„Fühlt es sich anders an?“
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was er meinte. Bescheuerte Frage. Einfach bescheuert.
„Fühlt es sich anders an? Was meinst du denn? Dass ich das spüre, wenn der Embryo plötzlich nicht mehr da ist? Denkst du, Frauen pinkeln zum Spaß auf Teststreifen?“
Er zündete sich seine Kippe an und zuckte mit den Schultern.
„Schätze nicht. Aber mental gesehen-“ Levin deutete auf seinen Kopf. „-fühlt es sich da anders an? Ist die Welt wieder in Ordnung?“
„Die 'Welt', Levin, wird nie in Ordnung sein. Menschen hungern, Menschen führen Krieg, Menschen sind obdachlos, Menschen sterben.“, gab ich zurück. Und dann, aus einer morbiden Laune heraus: „Manche an Lungenkrebs.“
„Unsere Welt. Du und Ich. Wir beide. Nur wir beide.“

Nur wir beide. Wir, ohne den Rest der Welt, wir, ohne den Embryo. Ich erwiderte nichts, obwohl ich seinen Blick auf mir spürte. Ich schaffte es gerade noch, die Zigarette im Aschenbecher abzuklopfen, bevor die Asche im Bett landete. Levin fragte nicht, warum ich meine strikte 'Entweder aus dem Fenster oder gar nicht' Regel, was das Rauchen in meinem Zimmer anbelangt, gebrochen hatte.

„Wie wars beim Fußballtraining?“

Die nächsten fünf Minuten erzählte er vom Training, wie der Rasen nicht gemäht worden war, wie Thomas immer noch eine hoffnungslose Null beim Passen war, wie der Trainer sie zwanzig statt zehn Runden ums Feld hat laufen lassen, nachdem sie sich wiederholt über den Rasen beschwert hatten, wie Anna aufgetaucht war und zugesehen hatte, woraufhin Nils so nervös geworden war, dass er scheinbar in Rekordzeit die Grundlagen der Ballführung vergessen hatte. Er erzählte noch viel mehr, aber ich hörte nur mit halbem Ohr hin und schaltete irgendwann komplett aus, um mich wieder meinen eigenen Gedanken zu widmen. Nach einer Weile merkte ich, wie Levin mich von der Seite anstarrte.

„Was?“
„Hast du überhaupt zugehört?“
„Hm, ja. Nils steht auf Anna und der Ball muss ins Tor.“
Levin seufzte genervt, dann lehnte er sich über mich und blockierte den Blick zur Decke. Seine Kippe machte er im Aschenbecher aus. „Wieso bist du so schlecht gelaunt? Ist doch alles gut jetzt, oder?“

Ich wollte ja sagen. Ich wollte ja sagen, ohne dass es eine Lüge war, aber stattdessen rauchte ich weiter, als ob der Tabak mir innere Ruhe und Zufriedenheit bescheren könnte. Plötzlich störte es mich, dass die Worte 'Wie geht’s dir?' einfach nicht über Levins Lippen kamen.
Levin sah mich an. Ich sah zurück, denn auf die Decke konnte ich nicht mehr sehen. Zwischen uns schlängelte sich der Rauch meiner Zigarette empor.

„Du hättest mich wenigstens abholen können“, murmelte ich.
„Training, Schatz“, erwiderte er.
„Du hättest es verpassen können.“
„Mia...Eine Abtreibung ist keine Partneraktivität. Was hätte ich denn machen sollen? Dem Arzt über die Schulter schauen, ob er alles richtig macht? Im Wartezimmer sitzen und durch Frauenmagazine blättern?“
„...Nein.“
„Na eben. Ist doch alles glatt gegangen. Und jetzt, wo es erledigt ist, müssen wir uns auch keinen Kopf mehr darüber machen.“
„Okay.“
Er sah mich immer noch an. Ich sah ihn immer noch an.
„Levin...“
Er nahm mir die Kippe weg, warf sie beiseite und presste seine Lippen auf meine. Er schmeckte nach Nikotin. Ich schmeckte nach Nikotin.
„Levin.“
„Mia.“
„Ich kann nicht aufhören, an Käferbohnen zu denken.“

Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

Ich seufzte. Er setzte sich wieder neben mich.
„Käferbohnen?“, wiederholte er. „Warum um alles in der Welt Käferbohnen?“
Irgendwo in mir drinnen, in der Magengegend, tobte nervöse Unruhe.
„Bei Pro Familia-“, fing ich zögernd an, „Hat die Frau gemeint, dass der Embryo ungefähr so groß ist wie eine Käferbohne.“
„Das sind alles Hampelmänner, die bei Pro Familia.“
„Du warst ja nicht mal dabei.“
„Na und? Hör dir das doch mal an. Käferbohne, was fürn Schwachsinn. Da gehst du hin, hoffst auf professionelle Beratung oder zumindest die blöde Bescheinigung, und die kommen dir mit Gemüse.“

„Meine Großeltern haben uns früher immer zu Grillparties in ihrem Garten eingeladen. Die ganze Familie. Jeder hat mitgeholfen. Opa und Papa haben Fleisch gegrillt, meine Tanten haben Grillsaucen gemacht und Brot aufgeschnitten, meine Cousins haben die Getränke rausgebracht, und meine Schwester und ich haben den Tisch gedeckt. Und Oma hat Käferbohnensalat gemacht.“
„Ähm...okay, hört sich nett an?“

Ich wollte, dass Levin verstand, was das bedeutete, was es mir bedeutete, aber ich konnte das Gefühl nicht in Worte fassen, genauso wenig wie ich den Geschmack von Käferbohnensalat beschreiben konnte. Ich war nicht mal ein großer Fan von Bohnen, aber damals, bei den Grillparties, hat er einfach dazu gehört. Und er hat mir da immer besser geschmeckt als an jedem anderen Tag. Ich war immer noch dabei, das zu begreifen und mir die jährlichen Abende so detailliert wie möglich in Erinnerung zu rufen, als Levin fragte, ob ich etwa Appetit auf Käferbohnensalat hätte. Ich schüttelte den Kopf. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich je wieder Käferbohnensalat essen konnte, ohne an den Embryo zu denken. Aber darum ging es gar nicht.

„Laura hat den Salat nie angefasst. Am Anfang, weil sie dachte, es würden echte Käfer in den Bohnen leben, und später, als sie älter war, einfach aus Prinzip“, murmelte ich und sah immer noch auf die Decke, denn in Levins Gesicht stand nur Unverständnis geschrieben. „Und Onkel Philipp hat am meisten gegessen. Vom Salat und von allem anderen auch.“ Onkel Philipp war von Jahr zu Jahr dicker geworden, was aber niemanden außer Tante Agnes gestört hatte.

„Das Problem ist-“ Meine Finger spielten mit der Zigarettenpackung. „Ich werd irgendwann mal die Oma sein, die Käferbohnensalat oder irgendeinen anderen Salat für Grillparties macht und -“
Levin fiel mir, leicht grinsend, ins Wort. „Eine heiße Oma.“
Ich ignorierte ihn. Die nervöse Unruhe verwandelte sich in einen Tornado.
„Und wenn wir dann abends draußen zusammensitzen und essen und zusehen wie die Sonne untergeht und Kerzen am Tisch anzünden und von den Gelsen gestochen werden und lachen und trinken, was ist, wenn da jemand fehlt?“
Levin starrte mich an. „Wer soll denn- was, der Embryo?“ Panik schlich sich in seine Gesichtszüge. „Du hast die Abtreibung aber durchgezogen, oder? Mia?“

„Was ist, wenn ich meine Kinder und Enkelkinder beobachte, wie sie Grillsaucen machen und den Tisch decken und Limonade in Gläser füllen und spielen und sich fragen, ob in Käferbohnen wirklich Käfer hausen, und was ist, wenn ich mir dann wünsche, dass die Familie komplett wäre, aber sie wird nie komplett sein, weil ich vor Jahrzehnten jemanden ausgeschlossen hab? Was ist, wenn ich es nicht jetzt bereue, aber dann?“
„Hey, jetzt beruhig dich mal.“ Aber er selbst war auch nicht ruhig. „Der Embryo ist weg, richtig? Alles ist wieder beim Alten? Wir können die Schule fertig machen und dann tun und lassen, was wir wollen, nicht wahr?“
„Ja.“
„Ja?“
„Der Embryo ist weg.“
Levin schien beruhigt, aber trotzdem noch etwas verwirrt.

„Also...hast du postpartum?“
Noch so eine bescheuerte Frage. Er hatte das Wort wohl im Biologieunterricht aufgeschnappt, als er mal nicht damit beschäftigt war, am Handy zu spielen. Ich griff nach Zigarette Nummer neun.
„Postpartum kriegt man nach der Geburt des Kindes“, sagte ich.
„Post-abtreibung“, schlug er vor
„Nein. Ich denk nur nach.“
Er sagte eine Weile lang nichts. Dann: „Kommst du mit auf Andis Party heute? Soll flüssig werden. Andi und Thomas haben angeblich literweise Alkohol eingekauft. Die haben den ganzen Mist fast nicht in den Kofferraum gebracht.“
„Nein.“
„Jetzt komm. Das wird lustig und bringt dich wieder auf andere Gedanken.“ Levin stieß mich von der Seite an. „Komm schon. Willst du etwa den restlichen Abend hier versauern und über Käferbohnen nachdenken?“

Ich hatte die ersten acht Zigaretten langsam geraucht, aber bei der neunten ließ ich mir noch mehr Zeit. Ich behielt den Rauch eine Weile lang im Mund, sog ihn dann in die Lungen und stieß ihn durch die Nase wieder aus. Das Ganze wiederholte ich so lange, ohne etwas zu sagen, bis Levin wieder das Wort ergriff.

„Komm schon, Mia. Wir vergessen die letzte Woche und machen so richtig einen drauf. Wir trinken Bier, rauchen, und lachen über Nils Versuche, sich an Anna ranzumachen. Ich versprech dir sogar, ich füll dich nicht wieder ab, bis du dir das Oberteil vom Körper reißt und auf dem Tisch einen auf erotische Tänzerin machst...obwohl das schon ziemlich sexy war.“
„Burlesque“, erwiderte ich.
„Wie auch immer.“ Er lachte.
Ich lachte nicht.
„Jetzt komm schon“, flehte er mich an.

Mein Zimmer stank nach Rauch. Ich war müde. Kurz dachte ich an die vielen Parties, auf die wir gemeinsam gegangen waren. Levin und Mia. Mia und Levin. Alle in unserer Schule wussten von unserer Beziehung, und alle wussten, dass wir zusammen alt werden würden. Weil wir Levin und Mia waren. Weil wir immer aneinander klebten. Weil wir zusammen unglaublich dumme Sachen machten, wie Zigaretten von der Tankstelle klauen und nachts in Schwimmbäder einbrechen. Weil wir Spaß hatten und alles locker sahen. Weil seine Eltern mich bereits als einen Teil ihrer Familie ansahen, weil meine Schwester und seine Schwester eng befreundet waren, weil wir beide Team Vanilleeis waren und Schokoeis unausstehlich fanden, weil wir an Sommerabenden im Gras lagen und ich die Sterne zählte, während er über Fußball redete, weil wir uns beide einig waren, als wir mal kein Kondom hatten und die Stimmung perfekt war, dass einmal keinmal war.

Und dann dachte ich wieder an die violett-schwarzen Käferbohnen und wie meine Oma sie vor der Zubereitung in Wasser eingeweicht hatte und wie schön die Grillabende gewesen waren und wie gut das Fleisch geschmeckt hatte, und wie meine Cousins sich immer beschwert hatten, dass mein Opa Pfirsich – statt Zitroneneistee gekauft hatte, und wie mein Opa jetzt im Altersheim war und meine Oma nicht mehr am Leben.

Und dann sagte ich: „Levin, ich denke wir sollten uns trennen.“

 

Liebe pumpkin,

erst einmal :huldig: und "Wow", was für eine tolle Idee und Umsetzung. Irgendwie ist von Anfang an schon klar, wie die Geschichte endet, aber ich habe den inneren Prozess der Protagonistin mitfühlen können. Und im Übrigen, "was für ein Arschloch von Freund". Du hast die Charaktere sehr lebendig dargestellt. Mir gefiel auch der Titel "Käferbohnen" und die Art und Weise, wie Du diese mit dem Schicksal von Mia in Verbindung gebracht hast.

Die Story ist auch sprachlich sehr ansprechend. Mia kommt gereizt rüber und Levin ist eigentlich total erleichtert und kann nicht nachvollziehen, dass für Mia nicht einfach alles wie vorher ist. :thumbsup: Dieser Konflikt kommt sehr realistisch rüber.

Ich habe daher nur drei kleine Anmerkungen.

„Schätze nicht. Aber mental gesehen-“ Levin deutete auf seinen Kopf. „-fühlt es sich da anders an? Ist die Welt wieder in Ordnung?“

Ich bin auch nicht so der Zeichensetzungsprofi, aber der doppelte Gedankenstrich in der wörtlichen Rede kommt mir irgendwie falsch vor. Pünktchen oder einfach ein Punkt wären hier m.E. richtiger.

was ist, wenn da jemand fehlt?“

Was ist, wenn ich meine Kinder und Enkelkinder beobachte, wie sie Grillsaucen machen und den Tisch decken

So, das war es dann auch.

Ganz liebe Grüße nach Wien
Maedy

 

Hej pumpkin,

da ist dir aber eine runde Geschichte gelungen.
Wie wunderbar du die beiden charakteriert hast, durch Dialoge, Bilder, Handlung. Es bleibt kein Zweifel, es passt. Das Thema ist klug gewählt, weil es eben zwei Meinungen gibt, zwei Protagonisten. Weiblich - männlich. Schade, dass das Klischee bedient wurde. Sie pro, er unreif und contra.

Ist aber egal, weil es eben eine Variante ist und du sie, wie gesagt, sehr gut angegangen bist, subtil, nicht fordernd und anklagend, zweifelnd und traurig am Geschehenen, wie du sie begreifen lässt. Hach.

Es störte mich, dass 'wir beide' eine andere Bedeutung zu haben schien als 'gemeinsam', denn während ich mit gespreizten Beinen in der Klinik saß, hatte Levin mit seinen Kumpels einem Ball nachgejagt.

Das hätte ich nicht gebraucht, das hast du vorher schon wunderbar herausgearbeitet.

Und es hätte mich auch nicht gestört, wenn du das Ende offen gelassen hättest, damit Mia nicht komplett in die Erwachsenenrolle übergleitet, sich Zeit lassen kann. Weißt du, was ich meine?

Danke für diese Gedanken und freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hallo pumpkin,

ja so ungerecht ist das Leben, Männer werden von Käferbohnen dick, Frauen von ...
Ich bin richtig froh, dass deine Prota den halbgaren Freund in die Wüste schickt (hoffentlich!), der ist ja so sensibel wie eine Steckrübe.

Deine Prota dagegen lässt du in Windeseile einen erstaunlichen Reifeprozeß durchlaufen, die hat die Reifeprüfung schon vor dem Abi bestanden. Nicht, dass es nicht zwingende Gründe für einen Schwangerschaftsabbruch geben könnte. In deinem Text geht es wohl eher um den Umgang mit einer solchen Entscheidung, sprich um Verantwortung.

Du hast das wunderbar als für den Leser nachvollziehbaren Prozess dargestellt, ohne den moralischen Zeigefinger. Besonders ( für mich) intensiv das Bild mit den Grillfesten der Oma:

Und was ist, wenn ich dann wünsche, dass die Familie komplett wäre, aber sie wird nicht komplett sein, weil ich vor Jahrzehnten jemanden ausgeschlossen hab?

Die Käferbohnen worden mir eine ganze Weile nicht mehr aus dem Kopf gehen. Solche Grillabende erlebe ich als Oma zur Zeit ganz oft.

Herzliche Grüße und danke für die eindringliche Geschichte.

wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo pumpkin,

Gratulation zu deiner wunderbaren Geschichte! :thumbsup: Der ganze Text, die Dialoge lesen sich natürlich und flüssig. Alles ist da, wo es hin soll. Das Thema und wie du es angegangen bist hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, dass sie die Abtreibung doch nicht durchgezogen hat (obwohl sie ja ununterbrochen raucht) und mitgefiebert, wann bei ihr der Groschen endlich fällt. Alles absolut stimmig.
Gut auch, dass du Levin nicht zu sehr überzeichnet hast. Er bemüht sich, aber kann es eben nicht begreifen. So ist es auch glaubwürdig, dass sie ein Paar sind bzw. mal eins waren.

Das Ende - es hätte ruhig offener sein können, immerhin ist ihre Entwicklung sehr deutlich. So gefällt es mir aber auch.

Zwei winzige Kleinigkeiten habe ich doch noch, ist aber Geschmackssache:

Dem Arzt über die Schulter schauen, ob er eh alles richtig macht?
das "eh" würde ich streichen

Levin seufzte genervt, dann lehnte er sich über mich und blockierte den Blick zur Decke. Seine Kippe machte er im Aschenbecher aus.
Drückt er die Kippe aus, während er über sie lehnt? Das klingt komisch für mich. Oder muss er dafür über sie hinweggreifen? Er spricht sie danach doch (noch über sie gelehnt) an, oder?

Grüße,
Rotmeise

 

Hey, hallo alle zusammen, guten Abend (oder doch schon guten Morgen)!

Zuerst mal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich wohl länger verschwunden war als Kolumbus auf seinen Entdeckungsfahrten in die Neue Welt, und nun unverschämt spät auf eure lieben Kommentare reagiere. Normaler Arbeitsstress, Pokemon Go (verflucht sei dieses Spiel), und einige Projekte haben die Tage angekurbelt wie sonst was, und Wochen wie Minuten vorbeifließen lassen. (Ich fühl mich grad echt wie ein Bär, der im Sommer aufwacht und versucht zu begreifen, dass er den Frühling verschlafen hat - aber genug der grottenschlechten Metaphern)

Liebe @Maedy

Dein 'Wow' lässt mein Herz höher schlagen - im Juni als ich deinen Kommentar zum ersten Mal mit einem breiten Grinsen im Gesicht gelesen hab, wie auch jetzt noch. Vielen Dank, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass die Charaktere für dich lebendig waren. Mit den Satzzeichen hast du Recht, sieht weder schön noch besonders richtig aus, ups...Muss schauen, was ich da stattdessen mache. Und wieder die guten alten Beistriche, die fehlen mir auch jedes mal, haha.


Liebe @Kanji

Danke, danke, danke! Freut mich, dass es für dich trotz des Klischees funktioniert hat! Und sobald du das erwähnt hast, ist mir aufgefallen, wie interessant die umgekehrte Variante gewesen wäre.
Stimmt, ist mir jetzt, nachdem ich etwas Abstand zum Text bekommen habe, auch überflüssig und sogar störend vorgekommen - wahrscheinlich streiche ich den Satz. Was das Ende angeht, ja, ich weiß was du meinst, glaube ich zumindest. Lasse ich mir auch noch durch den Kopf gehen, obwohl ich es wahrscheinlich nicht mehr ändern werde, finde ich persönlich Vorschläge/Anregungen von wegen alternativen Enden sehr interessant, weil ich mir mit dem Schluss von Geschichten immer schwer tue.

Liebe wieselmaus

Mittlerweile geistern dir die Käferbohnen bestimmt nicht mehr im Kopf herum, aber ich bin froh, dass dich der Teil des Textes besonders angesprochen hat - das Bild der Grillabende und Käferbohnen war für mich der wichtigste Teil. (Weswegen ich auch nicht umhin konnte, ihn in den Titel einzubauen, haha) Ich habe, nachdem ich die Geschichte gepostet habe, noch lange darüber nachgedacht ob ich beide etwas zu krass dargestellt habe, sie zu reif, ihn zu unsensibel und unreif, und bis jetzt bin ich mir ehrlich gesagt immer noch nicht sicher...
Danke dir vielmals für deinen Kommentar!

Liebe Rotmeise

Dein Kommentar hat mich ehrlich erleichtert und wahnsinnig gefreut! Um ehrlich zu sein, habe ich kaum mit so viel positivem Feedback gerechnet, ich habe den Text hochgeladen, weil ich das Gefühl hatte, irgendwas stört oder fehlt oder...ich weiß auch nicht.
Ich habe während des Schreibens (und eigentlich auch davor schon) mit dem Gedanken gespielt, dass sie die Abtreibung doch nicht durchgezogen hat, und ihm dann das verklickern muss, und er flippt aus. (An dem Rauchen hätte sich nichts geändert, sie wäre sich nicht mal sicher gewesen, ob sie es denn behalten will, oder einfach noch mehr Bedenkzeit braucht.) Vom Gefühl her bin ich dann aber doch bei meiner ersten Idee geblieben.
Das 'eh' muss definitiv weg, da hast du Recht, es klingt furchtbar!
Ja, er greift praktisch über sie hinweg, aber...vielleicht formuliere ich das auch noch um..hmm...
Vielen Dank für deinen Kommentar!

~~~
Ein großes Danke nochmal an euch alle, dass ihr euch die Zeit genommen habt, euch so ausführlich mit meinem Text zu beschäftigen!
Liebe Grüße,
~pumpkin

 

Hallo pumpkin,

wirklich eine tolle Geschichte und ich bin froh, dass sie wieder nach oben gespült wurde und ich sie nicht verpasst habe.

Aber weil das all die anderen ja auch schon gesagt haben und es für dich nichts Neues ist und ich inhaltlich und sprachlich auch überhaupt nichts auszusetzen gefunden habe, habe ich dann, um mich wenigstens ein bisschen nützlich zu machen, mal ein paar Tipp-, Tempus- und Kommafehler herausgepickt. Wirklich mehr für mich als für dich:

„Wir wars beim Fußballtraining?“
"Wie wars ..."

Die nächsten fünf Minuten erzählte er vom Training, wie der Rasen nicht gemäht worden war, wie Thomas immer noch eine hoffnungslose Null beim Passen war, wie der Trainer sie zwanzig statt zehn Runden ums Feld hat[te] laufen lassen, nachdem sie sich wiederholt über den Rasen beschwert hatten, wie Anna aufgetaucht war und zugesehen hatte, woraufhin Nils so nervös geworden war, dass er scheinbar in Rekordzeit die Grundlagen der Ballführung vergaß.
vergaß = vergessen hatte

„Und wenn wir dann abends draußen zusammensitzen und essen[] und zusehen[,] wie die Sonne untergeht[,] und Kerzen am Tisch anzünden[] und von den Gelsen gestochen werden[] und lachen und trinken, was ist[,] wenn da jemand fehlt?

„Was ist[,] wenn ich meine Kinder und Enkelkinder beobachte, wie sie Grillsaucen machen und den Tisch decken und Limonade in Gläser füllen und spielen und sich fragen, ob in Käferbohnen wirklich Käfer hausen, und was ist, wenn ich mir dann wünsche, dass die Familie komplett wäre, aber sie wird nie komplett sein, weil ich vor Jahrzehnten jemanden ausgeschlossen hab?

Weil wir Spaß hatten[] und alles locker sahen.

Weil seine Eltern mich bereits als einen Teil ihrer Familie ansahen, weil meine Schwester und seine Schwester eng befreundet waren, weil wir beide Team Vanilleeis waren und Schokoeis unausstehlich fanden, weil wir an Sommerabenden im Gras lagen und ich die Sterne zählte[,] während er über Fußball redete, weil wir uns beide einig waren, als wir mal kein Kondom hatten und die Stimmung perfekt war, dass einmal keinmal war.

Und dann dachte ich wieder an die violett-schwarzen Käferbohnen, und wie meine Oma sie vor der Zubereitung in Wasser eingeweicht hatte[] und wie schön die Grillabende gewesen waren und wie gut das Fleisch geschmeckt hatte[] und wie meine Cousins sich immer beschwert hatten, dass mein Opa Pfirsich – statt Zitroneneistee gekauft hatte, und wie mein Opa jetzt im Altersheim war und meine Oma nicht mehr am Leben.

Rein zufällig sind die zitierten Aufzählungssätze auch gerade meine Lieblingssätze in der Geschichte, nur dass halt bei Nebensätzen das "und" reicht und kein Komma davor kommt.

Ansonsten erste Sahne und trotz des schweren Themas richtig gern gelesen
Liebe Grüße
Ella Fitz

 

Hallo pumpkin,
Gut, dass der Text noch mal seinen Weg nach oben in die Liste gefunden hat. Womöglich wäre er mir ansonsten entgangen, und das wäre sehr schade. Ein wunderschön zarter, anrührender Text mit Stellen, die mich fast zum Weinen gebracht haben.

Vor allem: „Und wenn wir dann abends draußen zusammensitzen und essen, und zusehen wie die Sonne untergeht und Kerzen am Tisch anzünden, und von den Gelsen gestochen werden, und lachen und trinken, was ist wenn da jemand fehlt?“ und „Was ist wenn ich meine Kinder und Enkelkinder beobachte, wie sie Grillsaucen machen und den Tisch decken und Limonade in Gläser füllen und spielen und sich fragen, ob in Käferbohnen wirklich Käfer hausen, und was ist, wenn ich mir dann wünsche, dass die Familie komplett wäre, aber sie wird nie komplett sein, weil ich vor Jahrzehnten jemanden ausgeschlossen hab? Was ist, wenn ich es nicht jetzt bereue, aber dann?“.

Da bekomme ich immer noch Gänsehaut, weil es hier so sehr um das Leben geht. Das man geben oder nehmen kann. All die Möglichkeiten, die ein Menschenleben ausmachen: einfach weg. Und immer wird sie sich fragen, wie hätte sich der Mensch entwickelt, wie hätte er die Familie bereichert usw. Und ihr Freund, der kapiert diese ganze Tragweite überhaupt nicht, ist zu sehr im Hier und Jetzt.

Die Aufzählung zum Schluss, all die vermeintlich tollen Sachen, die sie mit Levi machen konnte, bedeuten nichts mehr gegen den Verlust, den sie erlitten hat und im nächsten Absatz beschreibt. Schöne Gegenüberstellung zweier Lebensansichten. Klasse!

Wie gesagt, hat mich tief berührt. Danke.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo pumpkin,

ich möchte mich dem allgemeinem Lob anschließen. Kritik liegt mir fern, alles was ich vielleicht erwähnen könnte ist:

Ich habe den ersten Satz gelesen, wurde aber von der Mikrowelle unterbrochen, die ein italienisches Nudelgericht (Reste von gestern) erwärmt hatte und bekam irgendwie sofort einen Schwangerschaftsabbruch in den Sinn, vermutlich in Verbindung mit dem Titel. Viele Menschen haben ja die Eigenart, dem ungeborenem Leben einen Arbeitstitel zu geben und wenn etwas einen Namen hat wird es schnell herzzerreisend.

Liebe Grüße
Lem Pala

 

Auweia, es ist mir komplett entgangen, dass meine KG während meiner Abwesenheit noch so liebe Kommentare bekommen hat. Das haste wieder toll hingekriegt, pumpkin :sconf:
Ihr Lieben - abermals tut es mir Leid, dass ich es bei dieser KG anscheinend nicht auf die Reihe kriege, in vernünftiger Zeit zu antworten. Aber ich werde antworten, und wenn es das letzte ist, was ich tue. :cry:

Hallo @EllaFitz

Es freut mich ungemein, dass dir die KG gefallen hat! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, rauszuschreiben, was mir beim Korrekturlesen entangen ist. Jetzt kann ich den Text in einem Schwung überarbeiten. :D Mit den Kommas vor 'und' hast du mich ertappt, da kribbelt es mir immer in den Fingern, eines zu setzen, obwohl es doch nicht immer notwendig ist. Die Beistriche werden mich eines Tages sowieso noch in den Wahnsinn treiben, obwohl ich glaube, zumindest schon mehr Beistriche als bei meiner ersten Geschichte gesetzt zu haben.

LG, pumpkin

Hey @Fraser

Danke DIR, Fraser! Solch Lob zu lesen fühlt sich schon extrem toll an, besonders da ich selbst immer noch baff bin, dass der Text doch bei überraschend vielen Leuten Anklang gefunden hat. Es ist so schwer, eine KG zu schreiben, die berührt, und dass mir das bei dir gelungen ist, macht mich wahnsinnig glücklich.

LG, pumpkin

Hi @Lem Pala

Danke auch dir, dass du dir die Zeit genommen hast, meine KG zu lesen und ein Kommentar zu hinterlassen. Haha, da kann ich dir wohl nichts vormachen. ;) (Und jetzt hast du mir Hunger gemacht)

LG, pumpkin

 

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