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Just like the night
„Bist du da?“ Ich lächelte in die Dunkelheit. Ich hörte seinen angespannten Atem. Ich war schon lange hier, er war erst gerade gekommen, ich spürte, dass er gerannt war und roch die Stadtluft um ihn herum. Plötzlich hörte ich ihn grinsen. „Ich weiß, dass du da bist.“ Ich sagte nichts, im Dunkeln lächelten wir uns an, blind und nur auf die paar Sinne beschränkt, die uns jetzt noch blieben. Ich hörte nicht, wie er einen Schritt machte, meine Augen waren nie so blind gewesen, meine Ohren hatten nicht die feine Gabe, so klar und deutlich zu lauschen. Im nächsten Moment nahm er meine Hand. Ich schloss die Augen und atmete seinen Duft ein, der jetzt über mich hereinbrach und mich in dieser stillen, blinden Leere umhüllte. Ich lehnte mich sachte nach vorne, in seine Arme und wir hielten einander fest, denn jetzt waren wir beide vereint gegen die Dunkelheit, die plötzlich bedrohlich geworden war. Denn wir waren zusammen. Und jetzt durfte die Schwärze uns blind, taub und stumm machen.
Die Abstellkammern der Schule sind auch jetzt noch dunkel und still. Fällt ein Licht herein, tanzen Staubkörner, geblendet und sinken dann wieder herab, friedlich zurück, dorthin, wo das Licht sie nicht erreicht. Korn um Korn legt sich auf den Fußboden, Spuren von streichelnden Fingern, tastenden, suchenden Schritten verblassen langsam und verschwinden, wie im Schnee. Die Spinnweben werden größer und verteilen sich, geduldig spinnt die Spinne das Netz, das tausend Geheimnisse birgt, Geflüster und niemand kommt dahinter, was es ist, wenn es um einen herum plötzlich nach Märchen schmeckt und sich etwas Beruhigendes um die Gedanken legt, wie das Netz um die Fliege oder der Staub auf dem Fußboden.