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Juni, das Ende der Liebe

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17.06.2018
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Juni, das Ende der Liebe

Ophelia saß an Joshuas Bett, und er sah friedlich aus, aber Ophelia wusste, dass er kämpfte. Einen Kampf, den er alleine kämpfen musste, auch wenn sie ihm noch so gerne in der Schlacht beiseite gestanden wäre. Wie konnte das Schicksal so grausam sein? Wieso ließ es sie nicht helfen, so wie er ihr immer geholfen hatte. Sie erinnerte sich an jene Nacht, als ihr Vater sie aus dem Gutshaus geworfen hatte, und sie in ein Hotel geflüchtet war. Ihr Vater hatte erfahren, dass sie mit Joshua zusammen war, und konnte es nicht dulden, dass sie einen Kurierfahrer heiraten wollten. Er hatte ihr unerhörtes Betragen vorgeworfen. Dass sie Joshua nicht wirklich liebe, sondern nur aufbegehren wollte gegen das Elternhaus. Und dann hatte er Ophelia vor die Wahl gestellt, und natürlich hatte sie sich für Joshua entschieden, denn sie liebte ihren Vater, aber Joshua war ihr Leben.
Als Joshua zu ihr ins Hotelzimmer kam, starrte sie in den stummen Fernseher. Sie fiel ihm um den Hals und weinte bitterlich, aber alleine seine Anwesenheit beruhigte sie und bewies ihr, dass sie sich trotz des Schmerzes richtig entschieden hatte. Sie hasste ihren Vater dafür, dass er Joshua verschmähte, und ihre solchen Gram bereitete, aber Joshua hatte in seiner Großherzigkeit nur Verständnis für ihn. Er kann eben auch nicht aus seiner Haut, sagte er zu ihr. Eines Tages, wird er erkennen, dass es nur um die Liebe geht, und dann wird er akzeptieren, dass unsere Seelen sich berührt haben, lange, bevor wir uns zum ersten Mal trafen und nichts uns zu trennen vermag.
S
chon damals hielt Ophelia ihn für einen Engel, der gekommen war, sie zu retten. Und schon damals lachte er laut darüber, und sagte ihr, sie sei der Engel, sie müsse nur noch lernen, zu fliegen.

Seine Kraft schwand, er ließ ihre Hand los und ging. Ein hoher, stetiger Ton füllte den Raum und erlosch sogleich mit einem Klick. Eine Träne fand ihren Weg über Ophelias Wange, tropfte auf das Laken, zog ein. Auch, wenn er losgelassen hatte, sie konnte es nicht. Sie hielt ihn ganz fest, strich ihm über die Wange, küsste ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust, wie sie es immer so gern getan hatte. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal hörte sie sein Herz nicht schlagen. Es war stumm.

»Frau van Wellinghoff.« Die Stimme riss Ophelia aus der stillen Leere. Im ersten Moment, ihren Kopf noch auf Joshuas Brust, wusste sie nicht, wie ihr geschah. »Es tut mir Leid, Frau van Wellinghoff. Ich muss Ihren Verlobten jetzt wegbringen.«
Und jetzt goss der Tod Schmerz in das Loch in ihrem Herzen. Joshuas Gesicht wirkte nur noch fahl und ausdruckslos. Der Verfall setzte schnell ein, wenn es einmal vorbei war. Es war beängstigend.
Ophelia sagte nichts, stieg aus dem Bett. Sie sah zu, wie die Schwester das Laken über Joshuas Kopf zog, ihn von den medizinischen Geräten befreite und aus dem Zimmer schob. Wie betäubt stand Ophelia im leeren Zimmer, starrte, versuchte, zu verstehen. Sie fragte sich, ob es einfacher wäre, wäre sie vorbereitet gewesen. Wenn man ihr gesagt hätte, dass er heute stirbt. Oder war es wie beim Abreißen eines Pflasters? Tat es weniger weh, wenn es plötzlich kam? Konnte man diese Frage überhaupt beantworten?
Eine warme Hand auf Ophelias Schulter.
»Frau van Wellinghoff, kann ich jemanden für Sie anrufen?« Es war die Schwester.
Gedankenverloren schüttelte Ophelia den Kopf.
»Sie sollten heute nicht alleine sein«, sagte die Schwester. »Sind Sie sicher, dass ich niemanden verständigen soll?«
Sie war sicher. Joshuas Familie war alles, was Ophelia blieb. Und sie wollte es ihr selbst sagen. Aber erst morgen. Jetzt musste sie erstmal hier weg, sie brauchte Ruhe. Und Ophelia wollte das Zimmer verlassen, aber die Schwester hielt sie zurück.
»Lassen Sie mich wenigstens ein Taxi für Sie rufen.«

Es wirkte nichts richtig. Zu Hause sah alles aus wie immer. Das Licht flutete die Räume wie immer. Es roch wie immer. Der Lärm der Großstadt rauschte im Hintergrund. Wie immer. Und all das wirkte so falsch, denn es war nichts wie immer, alles hatte sich verändert. Wie konnte die Welt es wagen, sich weiterzudrehen? Wie konnte sie es wagen, so zu tun, als sei nichts geschehen? Joshua. Er war weg. Das war das Ende. Wie konnte die Welt das Ende verleugnen?
Ophelia trat auf den Balkon, in die laue Juninacht. Der Mond, halb von Wolken verhangen, glänzte in Ophelias glasigen Augen. Die Großstadt lag ihr zu Füßen. Ein Windhauch strich ihre Haut. Ihr war, als schmiegte sich Joshuas Geist an sie. Als wollte er sie anschieben, damit sie diesen einen Schritt täte, der zu ihm führte. Damit sie sich jetzt und hier in die Tiefe stürzte. Um die Grenze zu überschreiten, die sie nun trennte. Um seine Hand wieder halten, ihm wieder in die Augen blicken zu können. Nur ein Schritt.
Noch so viel Liebe hätte sie über für ihn, für Joshua. Alles wollte sie ihm geben. Als Geschenk, als Dank, dafür, dass er ihre Kämpfe bestritten hatte. Dafür, dass er nie aufgegeben hatte. Dass er für sie da gewesen war, als ihre Eltern wiedermal versucht hatten, ihr Leben zu bestimmen und sie nicht aufhören konnte, zu weinen. Immer hatte er an ihrer Seite gestanden, sie beschützt, sie gehalten, ihre Seele aufgefangen, wenn sie drohte, in den Abgrund zu stürzen. Und nun war er weg. Sie hatte nie eine Chance bekommen, um ihn zu kämpfen, ihn festzuhalten, ihn zu retten.
Die Tränen floßen in einem stillen Fluss und vermengten sich mit den Regentropfen, die die schweren Wolken des Sommergewitters nun freigaben. Sie wünschte, der Regen könnte den Schmerz einfach nehmen und davontragen. Abwaschen, als wäre es nur blaue Farbe. Aber das tat er nicht. Nichts konnte Ophelia ihren Schmerz nehmen. Er lag tief in ihr, reckte sich in der Dunkelheit, die Joshuas Platz in ihrem Herzen eingenommen hatte.
Und der Schritt über die Grenze schien der Weg zu sein, zu fliegen. Ein Engel zu sein. Joshua war es schon, er war es immer gewesen. Und sie konnte es auch werden. Sie konnte sich fallen lassen, fliegen lernen, wie er es gesagt hatte. Und den Schmerz einfach abwerfen, denn er war der Ballast, wie eine Eisenkugel an sie gekettet, der ihr den Flug verweigerte. Es war immer der Schmerz gewesen, der ihr verbot, zu strahlen. Der Schmerz, den die Welt ihr zugefügt hatte. Und Joshua war da gewesen, hatte sie an der Hand gehalten, ganz fest, sie niemals losgelassen und sie zu sich hoch gezogen. Bei ihm konnte sie strahlen, mit ihm konnte sie fliegen. Und vielleicht wies er ihr nun den Weg, um es selbst tun zu können.
Der Wind frischte auf, Ophelia trat an das gusseiserne Geländer. Ja, es war nur ein Schritt. Um zu fliegen, um zu strahlen. Um Joshuas Hand wieder greifen zu können.

 

Hi @Alveus Jekat,

ich finde deinen Text zum einen einfühlsam geschrieben, zum anderen aber auch recht konventionell. Das nichtendenwollende Kreisen um den Schmerz ist mir spätestens in der zweiten Hälfte der Geschichte zu viel, da würde ich Entscheidungen treffen und deutlich abspecken. Ein paar schöne Formulierungen oder Bilder sind ja drin, nur sind es halt zu viele (plus ein paar weniger schöne).

Eine Unstimmigkeit finde ich in Ophelias Tun zu Beginn und der Behauptung im zweiten Absatz, sie habe geschlafen. Natürlich kann der erste Absatz ein Traum sein. Nur: Warum sollte er? Lass es doch Imagination sein.

Nicht so toll finde ich ja übrigens als Stilmittel, wenn man erst das Pronomen bringt:

Seine Kraft schwand
und später erst den Namen. Das find ich etwas abgedroschen, jeder zweite macht das so, und dabei ist es eigentlich ein ungewöhnliches Vorgehen. Diese Nuance - dass es eben nicht die normale Reihenfolge ist - geht verloren, wenn es jeder macht. Und dann - finde ich halt - lässt man es lieber bleiben. Etwas anders ist es sicher, wenn die Figur gar keinen Namen hat. Und es muss ja auch gar nicht der Name sein, aber lieber doch ein etwas plastischerer Zugriff als das olle Pronomen.

Und eine zweite Unstimmigkeit sehe ich darin, dass Ophelia erst unbedingt selbst der Familie Bescheid geben möchte, sich aber am Ende der Geschichte schnell vorher noch umbringen möchte. Dann kann sie doch auch die Schwester machen lassen. Oder wenigstens eine andere Begründung (oder keine) liefern.

Konventionell finde ich neben einer ganzen Reihe von Formulierungen (auffällig für mich z.B. im Zusammenhang mit den Wörtern "Tränen" und "Schmerz") den Inhalt selbst: Eine Frau muss von ihrem toten Geliebten lassen und möchte sich deshalb (womöglich) umbringen. Schlimm, keine Frage, aber auch überraschungsfrei.

Ach so, und dann ist da im Hintergrund noch ein Konflikt, der in seinen vielen möglichen Schattierungen nie aufhört, interessant zu sein: Die Familie erlaubt die Verbindung nicht. Aber dieser Konflikt ist untergeschoben. Das wirkt wie schnell noch eingefügt, damit es halt doch noch eine Dimension gibt, die was Überraschendes in sich bergen könnte. Aber so ist es eben auch: In der Form verbirgt der Konflikt seine Möglichkeiten immer noch, da könnte er auch gestrichen werden. Wenn du ihn aber entfalten würdest, dann könnte das alles in einem anderen Licht erscheinen.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo, @Alveus Jekat

Ich gehe erstmal auf Fehlersuche, weil mich das so anspringt.

Seine Kraft schwand, er ließ ihre Hand los, und ging.

Komma weg vor „und“. Wenn Du das irgendwie vom restlichen Satz trennen willst, könntest Du einen Gedankenstrich verwenden.

Ein hohes, stetiges Geräusch füllte den Raum, und erlosch sogleich mit einem Klick.

Auch hier. Ein Komma vor einem „und“ ist nur erlaubt (bis auf Ausnahmen bei komplizierter Satzstellung, aber wälzen wir das an anderer Stelle aus), wenn danach ein neuer Hauptsatz kommt. Und woran erkennen wir einen Satz? An Subjekt und Prädikat. In den beiden ersten Sätzen kommt bei Dir zwar ein neues Prädikat, aber kein neues Subjekt. Und Du kannst die armen Prädikate nicht von ihren Subjekten abschneiden.

Generell liegt Deine Trefferquote deutlich höher, wenn Du an „und“s keine Kommata setzt. Wenn Du Probleme mit Zeichensetzung hast, würde ich dieses Vorgehen empfehlen.

Ach ja, jetzt, wo ich den Satz nochmal lese, fällt mir auf, wie schwer der zu begreifen ist. Statt "Geräusch" wäre "Piepen" oder so vielleicht angemessen, das würde das Verständnis erleichtern.

Eine Träne fand ihren Weg über Ophelias Wange, tropfte auf das Lacken, zog ein.
Sie sah zu, wie die Schwester das Lacken über Joshuas Kopf zog, ihn von den medizinischen Geräten befreite und aus dem Zimmer schob.

„Laken“ statt „Lacken“.

»Frau van Wellinghoff.«

Später heißt sie „van Wellighoff“. ;)

Ich muss ihren Verlobten jetzt wegbringen.«

In der Höflichkeitsanrede wird „Ihr/e/n/s“ groß geschrieben.

Der Verfall setzte schnell ein, wenn es einmal vorbei war.

Totaler Allgemeinplatz. Woran sieht sie das? Wie sieht das aus?

»Frau van Wellighoff, kann ich jemanden für sie anrufen?«

Die Höflichkeitsanrede „Sie“ wird groß geschrieben. Weißt Du ja auch. :p

Ophelia trat auf den Balkon, hinaus, in die laue Juninacht.

Der Satzrhythmus fühlt sich blöd an so. Ich würde das Komma vor „hinaus“ weglassen.

Ein Windhauch strich ihre Haut.

„strich über ihre Haut“, für meine Begriffe.

Ihr war, als wäre es Joshuas Geist, der sich an sie schmiegte.

Dieser Satz ließe sich vereinfachen: „Ihr war, als schmiegte Joshuas Geist sich an sie.“

Die Gedanken drehten sich endlos in Ophelias Kopf.

Ach ja? Das sind Sätze, die ich immer nicht so ganz glaube. Was denkt sie denn? Wie lange ist „endlos“? Wenn Du tatsächlich endlos meinst, dann habe ich allen Grund, anzunehmen, dass ich belogen werde. Das ist unanschaulich, würde ich sichtbarer formulieren. Oder streichen. Wenn ich den restlichen Absatz so lese, denke ich, streichen wäre richtig. Das ist ein unanschaulicher Allgemeinplatz.

Dass er für sie da gewesen war, als ihre Eltern sie wiedermal gebrochen hatten und sie nicht aufhören konnte, zu weinen.

Hm, also wenn ich darüber nachdenke, glaube ich, „jemanden brechen“ bedeutet, ihn seiner (Willens-)Kraft und seiner Selbstbestimmung zu berauben. Ich bezweifle, dass man das mehrmals tun kann oder muss. Da würde ich auch ein bisschen konkreter werden, zumindest Andeutungen für echte Handlungen der Eltern machen. Haben sie sie immer beschimpft oder waren sie richtig gewalttätig? Inwiefern? Du müsstest es nicht genau sagen, nur aus „jemanden brechen“ eine konkrete Handlung machen, die Du dann andeutest.

Abwaschen, als wäre es nur blaue Farbe.

Das finde ich wundervoll! Sehr klug.

Sie können eben auch nicht aus ihrer Haut
, hatte er zu ihr gesagt, Eines Tages, werden sie erkennen, dass es nur um die Liebe geht, und dann werden sie es akzeptieren.

Satzanfänge werden groß geschrieben, und Sätze enden mit einem Punkt. Deshalb musst Du „eines“ entweder klein schreiben oder davor einen Punkt machen.

Unsere Seelen haben sich berührt, lange, bevor wir uns zum ersten Mal trafen,
hatte Joshua zu ihr gesagt, als sie damals im Hotel vor dem Fernseher lagen. Sie sahen nicht hin, hatten nur Augen füreinander. Aber sie mochten es beide, wenn er im Hintergrund lief. Es beruhigte sie. An jenem Abend hatten Ophelias Eltern erfahren, dass sie mit Joshua zusammen war, und sie darauf hin aus dem Anwesen der van Wellighoffs geworfen. Einen Kurierfahrer, das konnten sie nicht dulden. Und Ophelia hasste sie dafür, während Joshua nur Verständnis über hatte. Sie können eben auch nicht aus ihrer Haut, hatte er zu ihr gesagt, Eines Tages, werden sie erkennen, dass es nur um die Liebe geht, und dann werden sie es akzeptieren. Er hatte gelächelt und dann hatten sie sich geliebt. Und schon damals hatte sie ihn für einen Engel gehalten, der gekommen war, sie zu retten. Und schon damals hatte er laut darüber gelacht, und ihr gesagt, sie sei der Engel, sie müsse nur noch lernen, zu fliegen.

Ich habe das auch erst kürzlich kapiert, und es verlangt mir immer noch einiges ab, aber Du musst solche Absätze nicht im Plusquamperfekt schreiben. Dass Joshua in dieser Szene noch lebt und Deine Prota aus dem Haus geschmissen wird, reicht mir, um das Geschehen zeitlich vor seinem Tod einzuordnen. Deshalb kannst Du den ganzen Absatz problemlos ins Präteritum setzen und vielleicht am nächsten Absatz noch ein Wörtchen wie „nun“ oder „jetzt“ einbauen, das anzeigt, dass wir uns wieder im gegenwärtigen Geschehen befinden.

Und Joshua war da gewesen, hatte sie an der Hand gehalten, ganz fest, sie niemals losgelassen, und sie zu sich hoch gezogen.

Komma weg vor „und“.

Also, Alveus, ich fand das tatsächlich schön zu lesen. Du hast ein paar wunderbare Bilder, wie das mit der Farbe drin. Ich lerne, dass Deine Prota in der Vergangenheit häufig verletzt wurde und Joshua ihr half, dem zu entkommen. Dass er jetzt nicht mehr da ist, ist für sie fatal.

Eigentlich mag ich Selbstmordgeschichten nicht, aber diese schreibst Du mit sehr viel Feingefühl für Deine Prota, das tröstet mich darüber hinweg. Einzig ein paar Allgemeinplätze, die ich versucht habe, aufzuzeigen, könntest Du noch individuell auf Deine Prota zuschneidern. Da sind hier und da noch so Sätze, die in jeder traurigen Geschichte über jede traurige Person fallen. Das ist doch schade.

Sehr gerne gelesen, und nun ran an die Kleinigkeiten: Make it work!

Blaue Grüße,
Maria

 

Hallo @erdbeerschorsch!

Vielen Dank fürs Lesen und Deine Kritik. Ich habe mich sehr darüber gefreut, da Du einiges kritisiert hast, das von mir so gewollt war :D

Das nichtendenwollende Kreisen um den Schmerz ist mir spätestens in der zweiten Hälfte der Geschichte zu viel

Das zum Beispiel. Es geht in der Geschichte um die ersten Stunden nach dem Tod eines geliebten Menschen. Und da erlebt man nun mal ein nichtendenwollendes Kreisen um den Schmerz. Es war schon ein bisschen der Gedanke dabei, dass sich der_die Leser_in irgendwann denkt "Kann der Schmerz dann nicht mal aufhören, es wird mir langsam zu viel."

Eine Unstimmigkeit finde ich in Ophelias Tun zu Beginn und der Behauptung im zweiten Absatz, sie habe geschlafen. Natürlich kann der erste Absatz ein Traum sein. Nur: Warum sollte er? Lass es doch Imagination sein.

Das verstehe ich nicht ganz. Der erste Absatz ist kein Traum. Joshua stirbt, Ophelia bleibt bei ihm, legt sich zu ihm, ihren Kopf auf seine Brust, nickt ein, bis die Schwester kommt.

Nicht so toll finde ich ja übrigens als Stilmittel, wenn man erst das Pronomen bringt

Das ist wohl Geschmackssache. Ich mag beides, benutze auch beides. In dem Fall gefiel mir das besser, weil ich Ophelias Namen als erstes nennen wollte, da sie ja die Protagonistin ist.

Und eine zweite Unstimmigkeit sehe ich darin, dass Ophelia erst unbedingt selbst der Familie Bescheid geben möchte, sich aber am Ende der Geschichte schnell vorher noch umbringen möchte.

Hast Recht, habe ich jetzt abgewandelt :P

Konventionell finde ich neben einer ganzen Reihe von Formulierungen (auffällig für mich z.B. im Zusammenhang mit den Wörtern "Tränen" und "Schmerz") den Inhalt selbst: Eine Frau muss von ihrem toten Geliebten lassen und möchte sich deshalb (womöglich) umbringen. Schlimm, keine Frage, aber auch überraschungsfrei.

Es war nie meine Absicht, etwas inhaltlich unkonventionelles zu schreiben, von daher ist auch das mehr oder weniger gewollt. Welche Formulierungen Du (zu) konventionell findest, würde mich aber genauer interessieren.

In der Form verbirgt der Konflikt seine Möglichkeiten immer noch, da könnte er auch gestrichen werden.

Das finde ich nicht. Der Konflikt mit den Eltern ist für die Geschichte nur in einer seiner Facetten wichtig; er ist ein Paradebeispiel, für Joshuas Charakter. Er soll zeigen, wieso Ophelia Joshua geliebt hat. Auf andere Facetten des Konflikts einzugehen würde die Geschichte zerstören, da es nicht um diesen Konflikt geht, sondern um Ophelias Welt nach Joshuas Tod.

Nochmal vielen Dank fürs Lesen und die Anregungen.

Alveus

Hallo @TeddyMaria!

Vielen Dank fürs Lesen, die Fehlersuche und die Kritik im Allgemeinen. Die sprachlichen und orthographischen Fehler habe ich alle beseitigt. Natürlich heißt sie "van Wellinghoff". Warum ich es nur einmal richtig, und dann nur noch falsch geschrieben habe, ist mir ein Rätsel :D
Ich danke Dir auch für deine Komma-Lektion. Seit ich hier bin, habe ich schon so viel über Zeichensetzung von Dir gelernt, das ist eine echte Bereicherung. Ich habe die Prädikate wieder mit ihren Subjekten vereint :P
Den Allgemeinplätzen habe ich ein bisschen Leben eingehaucht, bzw. sie ersatzlos gestrichen. Es ist unglaublich, wie sehr ich dazu neige, solche inhaltsleeren Floskeln einzubauen. Gut, dass es Leute wie Dich gibt, die das sehen. Ich bin absolut blind dafür.

Ich habe das auch erst kürzlich kapiert, und es verlangt mir immer noch einiges ab, aber Du musst solche Absätze nicht im Plusquamperfekt schreiben. Dass Joshua in dieser Szene noch lebt und Deine Prota aus dem Haus geschmissen wird, reicht mir, um das Geschehen zeitlich vor seinem Tod einzuordnen. Deshalb kannst Du den ganzen Absatz problemlos ins Präteritum setzen und vielleicht am nächsten Absatz noch ein Wörtchen wie „nun“ oder „jetzt“ einbauen, das anzeigt, dass wir uns wieder im gegenwärtigen Geschehen befinden.

Das fand ich sehr interessant, das wusste ich nicht. Allerdings habe ich den Absatz umgeschrieben, ihn gelesen, und es für unpassend befunden. Mag sein, dass das daran liegt, dass ich das einfach nicht gewohnt bin. Ich werde es jetzt mal bei dieser Geschichte so belassen, wie es ist und ab jetzt beim Lesen auf solche Stellen achten, und schauen, wie das andere so machen. Auf jeden Fall vielen Dank für den Hinweis.

Es freut mich sehr, dass Dir die Geschichte gefallen hat, vor allem, weil Dir solche Geschichten sonst nicht zusagen. Nochmal vielen Dank fürs Durcharbeiten, und fürs Dinge Sehen, die ich nicht sehe :P

LG,
Alveus

 

Hallo @Alveus Jekat,

so viel kann ich gar nicht sagen, da mir deine Geschichte gut gefallen hat. Aber auch sowas muss ja dann mal gesagt werden.

Zum Ende hin war mir das bissel viel hin und her, aber nicht so schlimm. Die Emotion ist bei mir angekommen.
Sie entscheidet sich gegen die reiche Familie, lässt alles hinter sich für ihn und nur so kurz darauf bleibt sie allein zurück und hat im Grunde dann alles verloren.

So traurig aber schön.

Liebe Grüße
Charly

 

Hallo @Charly1406!

Lieben Dank fürs Lesen und für deine Reaktion. Du hast recht, auch das Positive muss erwähnt werden. Um es mit Kreiskys Worten zu sagen: "Sie glauben gar nicht, wie viel Lob ein Mensch verträgt." :P

LG
Alveus

 

Servus @Alveus Jekat,

Rechtschreibefehler machst du wenige bis keine, das ist sehr wohltuend. Dennoch habe ich ein paar Textdinger:

Auch, wenn er losgelassen hatte, sie konnte es nicht
Das Komma ist mMn überflüssig.

»Es tut mir Leid, Frau van Wellinghoff. Ich muss Ihren Verlobten jetzt wegbringen.«
Ich kann nachvollziehen, dass du auf diesem Weg die Info transportieren willst, glaube jedoch nicht, dass eine Krankenschwester über den Verlobten sprechen würde. Sie würde vermutlich sagen: "Es tut mir leid, aber ich muss ihn jetzt wegbringen."

Joshuas Gesicht wirkte nur noch fahl und konturlos.
Die Kontur bleibt doch? Nur das Leben weicht aus dem Gesicht, oder?

ihn von den medizinischen Geräten befreite
Ihm ist es doch egal, er ist tot, deshalb würde ich nicht befreite schreiben, sondern "klemmte … ab" oder "zog die Schläuche" oder sowas.

Oder war es wie bei einem Pflaster? Tat es weniger weh, wenn es plötzlich kam?
Tut ein Pflaster weh, wenn es plötzlich kommt? Oder das Abreißen des Pflasters?

Als Geschenk des Dankes
"Geschenk des Dankes" klingt sehr strange. "Als Dank" reicht mMn auch.

während Joshua nur Verständnis über hatte.
Verständnis über? Ist das ein Austriazismus? :D

Mir persönlich ist die KG etwas zu gefühlsduselig. Das ist alles ok und gut nachvollziehbar geschrieben, aber auch ziemlich handlungsarm und deep in the mudd. Das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Ich mags halt lieber mit weniger Depri-Schlagseite. Mir sind Protas lieber, die sich wehren, die wild aufbegehren, statt sich zu ergeben. Aber wie gesagt, das ist reine Geschmacksache.

Peace, linktofink

 

Hi @Alveus Jekat,

Vielen Dank fürs Lesen und Deine Kritik. Ich habe mich sehr darüber gefreut
Na, wenn das so ist, dann will ich doch gleich in die zweite Runde gehen und mich weiter mit dir fetzen.

Dieses Herumwühlen im Schmerz war also Absicht. Ja gut, hab ich mir schon gedacht. Allerdings nicht, dass es dem Leser zu viel werden soll. Nun ist das ja so eine Sache mit der Absicht. Das eine ist es, eine Absicht umzusetzen, das andere, welchen Zweck du mit der Absicht verfolgst. Du möchtest also das Kreiseln im Kopf der Protagonistin nachbilden. Kann man sicher machen, muss aber nicht unbedingt so, hm, Verzeihung, schmalzig sein, wie es in diesem Fall stellenweise herauskommt. Daher wird es mir ja zu viel, nicht weil es immer um den Schmerz geht. Und dann frage ich mich eben, ob es gelungen ist, in mir ein Abbild dessen hervorzurufen, was in ihrem Kopf geschieht. Ich würde sagen: Nein, denn der Grund, warum die Protagonistin und warum ich genervt bin, ist beide Male ein ganz anderer. Gelungener fände ich, wenn du es schaffen würdest, in mir ein Abbild eben der Schmerzen aufsteigen zu lassen. Wenn ich dann mitleide und das wird mir langsam zu viel, dann sind wir auf derselben Spur. Aber erst kommt das Mitleiden, sonst bleibt das Kreiseln trotz der Nennung von Schmerzen beliebig.

Der erste Absatz ist kein Traum.
Aha, gut. Ich habe mir das so zusammengereimt, weil ich es ganz und gar unglaubwürdig finde, das jemand auf der Brust des gerade dahingegangenen Verlobten eines sanften Nickerchens pflegt. Nimm das Nickerchen doch raus. Wenn es zeigen soll, dass Ophelia so erschüpft ist, dass sogar in dieser Situation einschläft, dann - finde ich - musst du das anders zeigen.


Auch zum Personalpronomen hake ich frech noch mal nach. Du lieferst eine Begründung, die sicher etwa für sich hat:

In dem Fall gefiel mir das besser, weil ich Ophelias Namen als erstes nennen wollte, da sie ja die Protagonistin ist.
Das überzeugt mich aber allenfalls zur Hälfte. Es erklärt nämlich nicht, warum du nicht wenigstens Ophelia im ersten Satz beim Namen nennst. Auch für den Joshua gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich will nicht drauf bestehen, ich weiß auch, dass das ein bisschen ein Spleen von mir ist, so eine Sache, auf die man halt anspringt, nachdem es einmal Klick gemacht hat. Und trotzdem könnte es sich lohnen, zumindest zu erwägen, ob es nicht Darstellungsweisen gibt, die mehr Fleisch haben. Vom Gefühl her setze ich da an: Du möchtest Ophelia zuerst nennen, beginnst aber mit "seiner Kraft". Warum machst du nicht Ophelia zum Subjekt? So etwa nach diesem Muster: "Ophelia fühlte, wie die Kraft aus seiner Hand schwand" (ganz billiger Versuch, schon klar, Hans/schwand und so, geht aber nur um das Grundmuster.) Jetzt stört man sich vielleicht daran, dass das Pronomen sich nicht aufs Subjekt zurückbezieht (wäre spätestens dann störend, wenn Ophelia Hamlet hieße, also ein Junge wäre). Dann kannst du so was machen wie: "Ophelia fühlte, wie die Hand sich löste". Oder so. Find ich vom Grundmuster her irgendwo straffer, zielgerichteter. Aber klar, da spielt eine gewisse persönliche Obsession mit hinein.

Welche Formulierungen Du (zu) konventionell findest, würde mich aber genauer interessieren.

Ich versuche mal ein Beispiel:
"Der Schmerz überkam sie wieder mit voller Kraft, und die Tränen floßen in einem stillen Fluß und vermengten sich mit den Regentropfen" Die volle Kraft; dass die Tränen fließen, und das auch noch als stiller Fluß. Das berührt mich nicht, zu oft gehört, zumindest kommt es mir so vor.
Viel besser finde ich dagegen das Bild: "Abwaschen, als wäre es nur blaue(?) Farbe."
Stärker in der Wirkung fände ich schon:
"Der Schmerz überkam sie wieder, die Tränen vermengten sich mit den Regentropfen"
Oder noch kürzer:
"Die Tränen vermengten sich mit den Regentropfen" und dann z.B. gleich anschließen: "aber der Regen konnte den Schmerz nicht nehmen und davon tragen. Abwaschen, als wäre es nur blaue Farbe."

Nun zum Konflikt im Hintergrund. Du findest ihn wichtig. Ich nach wie vor nicht. Es geht nicht um diesen Konflikt, wie du sagst, dann streich ihn raus. Was interessiert mich, warum sie Joshua geliebt hat? Das will ich wissen, wenn du dazu eine Geschichte schreibst. Wenn nicht, werde ich mir schon selbst so zusammenreimen, dass er für sie wichtig gewesen ist. Wäre denn der Schmerz geringer, wenn sie ihn aus anderen Gründe genauso sehr geliebt hätte? Ich sehe nicht, warum das so sein sollte. Du konzentrierst dich auf die Darstellung des Schmerzes - dann mach den Schmerz selbst interessant, und versuch nicht, ihn mit einem geliehenen Kostüm fetter zu machen, als er aus sich selbst zu wirken die Kraft hat.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo @linktofink!

Danke fürs Lesen und durcharbeiten! Ich habe geändert, womit ich einverstanden bin. Ich bin Dir für den Punkt mit dem Pflaster ganz besonders dankbar, das ist natürlich ein Darstellungsfehler.

Verständnis über? Ist das ein Austriazismus?

Da musste ich recherchieren, bin aber auf keinen grünen Zweig gekommen, was mich ein bisschen erstaunt. Ich meinte, dass Joshua Verständnis über hatte. Also über haben, aber nicht im Sinne von überhaben, sondern im Sinne von von etwas zu viel haben. Scheint es aber nur in meinem Dialekt zu geben, ich finde keinen Austriazismus, keinen Dudeneintrag dazu. Das verändert gerade ein bisschen mein Weltbild :D Ich habe es neu formuliert.

Mir persönlich ist die KG etwas zu gefühlsduselig. Das ist alles ok und gut nachvollziehbar geschrieben, aber auch ziemlich handlungsarm und deep in the mudd. Das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Ich mags halt lieber mit weniger Depri-Schlagseite. Mir sind Protas lieber, die sich wehren, die wild aufbegehren, statt sich zu ergeben. Aber wie gesagt, das ist reine Geschmacksache.

Stimmt wohl, ist Geschmackssache. Ich wollte einfach mal so etwas probieren, viel Gefühl, wenig Handlung, einfach um zu schauen, ob das funktioniert. Der Text ist inspiriert von zwei Songs, und ich wollte versuchen, das schwere Gefühl, das die Songs vermitteln in einen Text zu packen. Es war wiedermal ein Experiment :P

Danke nochmal und LG
Alveus

Hallo @erdbeerschorsch!

Let's fetz :P

Du möchtest also das Kreiseln im Kopf der Protagonistin nachbilden. Kann man sicher machen, muss aber nicht unbedingt so, hm, Verzeihung, schmalzig sein, wie es in diesem Fall stellenweise herauskommt. Daher wird es mir ja zu viel, nicht weil es immer um den Schmerz geht. Und dann frage ich mich eben, ob es gelungen ist, in mir ein Abbild dessen hervorzurufen, was in ihrem Kopf geschieht.

Gut, das ist nachvollziehbar, vor allem in Verbindung mit den zu konventionellen Formulierungen. Ich werde mir darüber Gedanken machen, versuchen, bessere Umschreibungen zu finden. Aber das braucht Zeit, da muss ich ein bisschen in mich gehen.

Aha, gut. Ich habe mir das so zusammengereimt, weil ich es ganz und gar unglaubwürdig finde, das jemand auf der Brust des gerade dahingegangenen Verlobten eines sanften Nickerchens pflegt.

Hast wohl recht, habe ich geändert.

Jetzt zum Personalpronomen:

Du möchtest Ophelia zuerst nennen, beginnst aber mit "seiner Kraft". Warum machst du nicht Ophelia zum Subjekt?

Nicht ganz. Ich wollte ihren Namen zuerst nennen. Ich habe mich trotzdem mal ein bisschen auf die Problematik eingelassen, habe den ersten Satz umgeschrieben zu Seine Kraft schwand, er ließ Ophelias Hand los und ging. Das zwang mich jedoch dazu, im übernächsten Satz Eine Träne fand ihren Weg über ihre Wange zu schreiben. Und das geht ja gar nicht. Ich müsste also überhaupt alles umstellen, nur um dem gerecht zu werden. Ich bin aber grundsätzlich zufrieden damit, wie es ist, deswegen werde ich es so beibehalten.

Zum Konflikt im Hintergrund:

Du findest ihn wichtig. Ich nach wie vor nicht. Es geht nicht um diesen Konflikt, wie du sagst, dann streich ihn raus. Was interessiert mich, warum sie Joshua geliebt hat?

Ich weiß nicht, was es dich interessiert. Offenbar interessiert es dich nicht :D Mir war es trotzdem wichtig, zu zeigen, was besonders an Joshua war. Ich finde die Liebe sonst so leer. Ohne Erklärung wirkt es unehrlich und unecht, zumindest meiner Ansicht nach. Würde Ophelia nur schwärmen, wie sehr sie ihn liebt, wie toll er war, dass er ein Engel war, dass er sie gerettet hat, es wäre noch schmalziger, würde mehr einer Obsession als einer Liebe gleichen. Und das wollte ich wirklich nicht. Von daher widerspreche ich dir auch ganz und gar, wenn du sagst, ich versuche den Schmerz mit einem geliehen Kostüm fetter zu machen (Großartige Formulierung btw :D). Das möchte ich gar nicht, das soll die Hintergrundgeschichte auch nicht. Den Schmerz der verlorenen Liebe hätte sie, egal, ob wir die Hintergrundgeschichte kennen oder nicht. Den Schmerz würden wir so oder so verstehen, aber ihre Liebe nicht.

LG
Alveus

 

Hallo Alveus Jeka,

in meinen Augen krankt der Text an einem gewichtigen Punkt. Du erzählst die eigentliche Geschichte nicht. Du legst dem Leser zwar einen Kurzabriss hin, zeigst ihn aber nicht.
Der Schmerz deiner Prota (und muss sie wirklich Ophelia heißen? Zumindest bei mir löst das einen sehr theatralischen Effekt aus, der dem Thema nicht unbedingt dienlich ist), tja, da bedienst du dich üblicher Mechanismen, um ihn zu begreiflich zu machen.
Anteil nimmt man aber erst, wenn man auch erleben kann, was verloren wurde. Ophelia ist einfach nur eine Schablone genau wie ihr Verflossener. Welche Magie da auch immer gewirkt hat zwischen ihnen, die bleibt nicht nachvollziehbar.
Dieser Absatz hier, der ist der wirklich wichtige, der hat die Möglichkeit, damit man die Liebe der beiden nachempfinden und damit den Verlust spüren kann:

als sie damals im Hotel vor dem Fernseher lagen. Sie sahen nicht hin, hatten nur Augen füreinander. Aber sie mochten es beide, wenn er im Hintergrund lief. Es beruhigte sie. An jenem Abend hatten Ophelias Eltern erfahren, dass sie mit Joshua zusammen war, und sie darauf hin aus dem Anwesen der van Wellinghoffs geworfen. Einen Kurierfahrer, das konnten sie nicht dulden. Und Ophelia hasste sie dafür, während Joshua Verständnis für sie hatte. Sie können eben auch nicht aus ihrer Haut, hatte er zu ihr gesagt. Eines Tages, werden sie erkennen, dass es nur um die Liebe geht, und dann werden sie es akzeptieren. Er hatte gelächelt und dann hatten sie sich geliebt. Und schon damals hatte sie ihn für einen Engel gehalten, der gekommen war, sie zu retten. Und schon damals hatte er laut darüber gelacht, und ihr gesagt, sie sei der Engel, sie müsse nur noch lernen, zu fliegen.
Das Problem ist, wie Eingangs erwähnt: Du zeigst nichts, sondern behauptest nur. Sinnvoll wäre es, ein zwei Stationen szenisch darzulegen, damit man als Leser dabei sein, sich ein Bild machen kann. Langsam kann ich es selbst nicht mehr hören, aber show dont tell ist einmal mehr das Mittel, das diesen Text die nötige Tiefe geben könnte, den er braucht, um zu funktionieren.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo @weltenläufer

Vielen Dank fürs Lesen und für deine Kritik.

Du zeigst nichts, sondern behauptest nur. Sinnvoll wäre es, ein zwei Stationen szenisch darzulegen, damit man als Leser dabei sein, sich ein Bild machen kann. Langsam kann ich es selbst nicht mehr hören, aber show dont tell ist einmal mehr das Mittel, das diesen Text die nötige Tiefe geben könnte, den er braucht, um zu funktionieren.

Ich denke, du hast Recht. Die Tiefe geht tatsächlich ein bisschen in der Gefühlsduselei unter. Ich werde mich genauer damit beschäftigen, vielleicht alles ein bisschen umstellen und die Hotelszene besser beleuchten. Du hast mich mit deinen Worten motiviert :D

muss sie wirklich Ophelia heißen?

Ja, das muss sie. Ich liebe den Namen deswegen verwende ich ihn gerne :P

Ich werde mich gleich nochmal dran setzen. Einstweilen, vielen Dank und LG
Alveus

 

...
Ashes of laughter, the coast is clear
Why do the best things always disappear
Like Ophelia - please darken my door

Was it somethin' that somebody said?
Honey, you know we broke the rules
Was somebody up against the law?
Honey, you know I'd die for you

They got your number, scared and runnin'
But I'm still waitin' for the second comin'
Of Ophelia - come back home.“

auf: The Band „The Last Waltz“ (1976)

Zeit, mal bei Dir reinzuschauen,

Alveus Jekat,
denn ich bin neugierig auf „das Ende der Liebe“, was die Namenswahl der Ophelia („Nutzen, Vorteil“) und Joshua (Jehoshua, lat. Jesus, „Gott hilft“) verstärkt, ein Griechischer Name verbunden mit einem hebräischen/aramäischen Namen, der mit seinem Blut Weltgeschichte geschrieben hat und für die Nächstenliebe (politisch umgemünzt „Solidarität“) eintrat, die heute so wenig von den Eliten gern gesehen wird wie vor zwo Jahrtausenden. Ein bisschen schimmert da auch durch die Geschichte durch, wenn sie dem väterlichen Gebot widersteht und es heißt

Schon damals hielt Ophelia ihn für einen Engel, der gekommen war, sie zu retten.

Trotz des schwierigen und traurigen (wir erfahren vom Sterben des J.) Themas leuchtet – gewollt oder nicht, Jacke wie Hose, verhaltene Ironie im Zitat auf, denn Engel („angelos“, griechisch) sind Boten und J.ist „Kurierfahrer“.

Aber was soll das für eine Liebe sein, die sich vom Tod beeindrucken und beenden lässt? Gar dazu führt, sein eigenes Leben weniger zu opfern als wegzuwerfen? Die „Liebe des Lebens“ ist oft nur eine Fiktion, denn sie bleibt zumeist unvollendet und ein Ideal. Aber ich will nicht über die Liebe referieren, denn da gibt‘s noch mancherlei zu feilen am Text, der auffällig unter der Fuchtel von Hilfsverben steht und zur Partizipienreiterei zu werden droht, selbst wenn haben und sein gelegentlich als Vollverb genutzt werden.

Und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Nehme wir den Absatz

Wieso ließ es sie nicht helfen, so wie er ihr immer geholfen hatte. Sie erinnerte sich an jene Nacht, als ihr Vater sie aus dem Gutshaus geworfen hatte, und sie in ein Hotel geflüchtet war. Ihr Vater hatte erfahren, dass sie mit Joshua zusammen war, und konnte es nicht dulden, dass sie einen Kurierfahrer heiraten wollten. Er hatte ihr unerhörtes Betragen vorgeworfen. Dass sie Joshua nicht wirklich liebe, sondern nur aufbegehren wollte gegen das Elternhaus. Und dann hatte er Ophelia vor die Wahl gestellt, und natürlich hatte sie sich für Joshua entschieden, denn sie liebte ihren Vater, aber Joshua war ihr Leben.
… geholfen hatte… geworfen hatte … geflüchtet war. … hatte erfahren, … zusammen war, … hatte … vorgeworfen. …hatte … gestellt, … hatte … entschieden, … war ihr Leben.

Dabei beginnt der zwote Satz bereits mit einem Hinweis auf Vorzeitigkeit, der überhaupt erst die Zeitenfolge ermöglicht: Die Erinnerung (hier in Schriftform geronnen, da als
Sie erinnerte sich an jene Nacht, …
die es ermöglicht, zusammengesetzte Zeiten zumindest auf ein geringeres Maß einzuschränken, als Du sie verwendest – wer begriffe es nicht, was mit der Form gemeint sei, wenn es statt der von Dir gewählten Formel hieße „Sie erinnerte sich an jene Nacht, als ihr Vater sie aus dem Gutshaus warf, und sie in ein Hotel flüchtete“?

Versuch‘s mal ohne Schulgrammatik, die ja keineswegs falsch ist – aber doch eher die Schulbank denn die schöne Literatur drücken soll. Versuch‘s mal an andern Sätzen selber ...

Gelegentlich scheinstu das falsche Verb zu wählen, wie hier

Als Joshua zu ihr ins Hotelzimmer kam, starrte sie in den stummen Fernseher.
Lief vielleicht ein Stummfilm oder war der Fernseher still und blind, weil er ausgestellt war? Denn: Sterbende haben selten ein Interesse am Fernsehprogramm ...

Hier

Er kann eben auch nicht aus seiner Haut
, sagte er zu ihr. Eines Tages, wird er erkennen, dass es nur um die Liebe geht, und dann wird er akzeptieren, dass unsere Seelen sich berührt haben, lange, bevor wir uns zum ersten Mal trafen und nichts uns zu trennen vermag.
Und schon damals lachte er laut darüber, und sagte ihr, sie sei der Engel, sie müsse nur noch lernen, zu fliegen.
frag ich mich, warum nur der Schluss im Konj. I steht. Wo Du doch insgesamt seine wörtl. Rede referierst ...

Die Stimme riss Ophelia aus der stillen Leere.
Wann wäre „Leere“ jemals laut? Wo nichts ist als Leere – siehe den luftleeren Raum – ist auch kein Laut. Aber eine Stimme kann schon aus der Stille reißen ...

Sie fragte sich, ob es einfacher gewesen wäre, wäre sie vorbereitet gewesen. Wenn man ihr gesagt hätte, dass er heute sterben würde.
Hier stört mich neben dem doppelten gewesen wäre vor allem zum Schluss die würde-Konstruktion, die ich nicht mal durchs Futur ersetzt haben wollte, lässt sich doch ein „dass er sterben wird (was eigentlich alle irgendwann werden)/werde“ durchs einstellige, historische Futur, „dass er heute stirbt“ gut ersetzen.

HIer

Sie war sicher. Joshuas Familie war alles, was Ophelia geblieben war.
ruf ich Dir zu: Trau Dich, das Trio „sein (war)“ einzudämmen ...

Ein Windhauch strich ihre Haut
In welcher Farbe, wäre zu fragen. Du meinst, der Wind strich „über“ ihre Haut ... So viel Zeit und Raum muss sein ...

Dieser Gemischtwarenladen aus Konj. und Indikativ hier ist falsch (der Konj. hat nix mit der Zeitenfolge zu tun. Er ist eine Mischung aus Potentialität und Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn dass etwas sei/werde erfordert, dass es möglich ist zwischen Lüge (0) und Wahrheit (1), in den Werten zwischen 0 (unmöglich) und den verschiedenen Graden der Wahrscheinlichkeit bis hin zur 1, (= real, wahr)

Als wollte er sie anschieben, damit sie diesen einen Schritt tat, der zu ihm führte.
Dabei hastu noch Glück, dass der Konj. II von „führen“ mit dem Prät. identisch ist und nur „tun“ umgewandelt werden muss.

Die Tränen floßen in einem stillen Fluß und vermengten sich mit den Regentropfen, …
Da ist eine gelungene Seite der an sich gescheiterten Rechtschreibreform an Dir vorbeigegangen: Unbetonte kurze Silben werden seit einigen Jahren bereits mit doppel-s, betonte lange Silben mit dem ß verknüpft, Beispiel Fluss und Fuß, geflossen und fließen

Sie wünschte, der Regen könnte den Schmerz einfach nehmen und davon tragen.
Davontragen in dem Fall zusammen

Wie dem auch sei -

einen schönen Restsonntag wünscht der

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

wie versprochen, folgt nun die Antwort auf deine Kritik. Auch an dieser Stelle spreche ich noch einmal eine Entschuldigung dafür aus, dass sie so spät kommt.

Nun denn, beginne wir.

Aber was soll das für eine Liebe sein, die sich vom Tod beeindrucken und beenden lässt? Gar dazu führt, sein eigenes Leben weniger zu opfern als wegzuwerfen? Die „Liebe des Lebens“ ist oft nur eine Fiktion, denn sie bleibt zumeist unvollendet und ein Ideal. Aber ich will nicht über die Liebe referieren, denn da gibt‘s noch mancherlei zu feilen am Text

Die Liebe zwischen Ophelia und Joshua ist keineswegs perfekt, doch Ophelia ist fest davon überzeugt, dass sie ist es, was zugleich wohl den größten Makel darstellt. Eine Liebe, in der sich die eine Person völlig in der anderen auflöst und ohne diese nicht sein kann, kann Gefahren bergen. In extremen Fällen möglicherweise sogar eine Gefahr für Leib und Leben.

der auffällig unter der Fuchtel von Hilfsverben steht und zur Partizipienreiterei zu werden droht, selbst wenn haben und sein gelegentlich als Vollverb genutzt werden.

Und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Nehme wir den Absatz
Wieso ließ es sie nicht helfen, so wie er ihr immer geholfen hatte. Sie erinnerte sich an jene Nacht, als ihr Vater sie aus dem Gutshaus geworfen hatte, und sie in ein Hotel geflüchtet war. Ihr Vater hatte erfahren, dass sie mit Joshua zusammen war, und konnte es nicht dulden, dass sie einen Kurierfahrer heiraten wollten. Er hatte ihr unerhörtes Betragen vorgeworfen. Dass sie Joshua nicht wirklich liebe, sondern nur aufbegehren wollte gegen das Elternhaus. Und dann hatte er Ophelia vor die Wahl gestellt, und natürlich hatte sie sich für Joshua entschieden, denn sie liebte ihren Vater, aber Joshua war ihr Leben.
… geholfen hatte… geworfen hatte … geflüchtet war. … hatte erfahren, … zusammen war, … hatte … vorgeworfen. …hatte … gestellt, … hatte … entschieden, … war ihr Leben.
Dabei beginnt der zwote Satz bereits mit einem Hinweis auf Vorzeitigkeit, der überhaupt erst die Zeitenfolge ermöglicht: Die Erinnerung (hier in Schriftform geronnen, da als
Sie erinnerte sich an jene Nacht, …
die es ermöglicht, zusammengesetzte Zeiten zumindest auf ein geringeres Maß einzuschränken, als Du sie verwendest – wer begriffe es nicht, was mit der Form gemeint sei, wenn es statt der von Dir gewählten Formel hieße „Sie erinnerte sich an jene Nacht, als ihr Vater sie aus dem Gutshaus warf, und sie in ein Hotel flüchtete“?


Wie schon bei meinem Traumtext, muss ich dir auch hier ganz und gar Recht geben. Diese Partizipienreiterei, wie du sie so klingend nennst, ist wohl eines der größten Probleme meiner Schriftstellerei. Die Gründe dafür habe ich dir bereits dargelegt, und ehe ich dieses Problem behoben habe, bitte ich um Nachsicht für solcherlei Zeilen. Es wird besser werden, das verspreche ich.

Gelegentlich scheinstu das falsche Verb zu wählen, wie hier
Als Joshua zu ihr ins Hotelzimmer kam, starrte sie in den stummen Fernseher.
Lief vielleicht ein Stummfilm oder war der Fernseher still und blind, weil er ausgestellt war? Denn: Sterbende haben selten ein Interesse am Fernsehprogramm

Ich verstehe nicht wirklich, wieso hier das falsche Verb stehen soll. Vor allem, da du in deiner nachfolgenden Ausführung nicht näher darauf eingehst. Außerdem frage ich mich, wer der Sterbende ist, von dem du hier sprichst. Bei genauerem Hinsehen bemerkst du vielleicht, dass in dieser Szene noch niemand stirbt.

Hier
Er kann eben auch nicht aus seiner Haut

, sagte er zu ihr. Eines Tages, wird er erkennen, dass es nur um die Liebe geht, und dann wird er akzeptieren, dass unsere Seelen sich berührt haben, lange, bevor wir uns zum ersten Mal trafen und nichts uns zu trennen vermag.
Und schon damals lachte er laut darüber, und sagte ihr, sie sei der Engel, sie müsse nur noch lernen, zu fliegen.
frag ich mich, warum nur der Schluss im Konj. I steht. Wo Du doch insgesamt seine wörtl. Rede referierst


Nun, das ist schnell erklärt. Das kursiv Geschriebene gibt, wie du richtig erkannt hast, seine wörtliche Rede in Ophelias Erinnerung wieder. Der letzte Satz wurde von mir mit einer Erzählung versehen, weshalb ich zum Konjunktiv 1 griff, um das Gesprochene wiederzugeben. Ein Stilmittel, das von mir nicht erfunden wurde. Wohl ist es Geschmackssache, denn ich bestreite freilich nicht, dass ich auch diesen letzten Satz als direkte Rede referieren könnte.

Die Stimme riss Ophelia aus der stillen Leere.
Wann wäre „Leere“ jemals laut? Wo nichts ist als Leere – siehe den luftleeren Raum – ist auch kein Laut. Aber eine Stimme kann schon aus der Stille reißen

Die Leere bezieht sich auf das Gefühl, das der Tod Joshuas bei Ophelia hinterlassen hat. Die Stille bezieht sich auf die Tatsache, dass Ophelias Kopf nach wie vor auf Joshuas Rumpf liegt, in dem kein Herz mehr schlägt. Möglicherweise ist diese Formulierung etwas unglücklich geraten.

Sie fragte sich, ob es einfacher gewesen wäre, wäre sie vorbereitet gewesen. Wenn man ihr gesagt hätte, dass er heute sterben würde.
Hier stört mich neben dem doppelten gewesen wäre vor allem zum Schluss die würde-Konstruktion, die ich nicht mal durchs Futur ersetzt haben wollte, lässt sich doch ein „dass er sterben wird (was eigentlich alle irgendwann werden)/werde“ durchs einstellige, historische Futur, „dass er heute stirbt“ gut ersetzen.

Auch hier gebe ich dir Recht. Wird sofort ausgebessert.

Ein Windhauch strich ihre Haut
In welcher Farbe, wäre zu fragen. Du meinst, der Wind strich „über“ ihre Haut ... So viel Zeit und Raum muss sein ...

Tatsächliche habe ich hier lange überlegt, schon beim Schreiben, ob das Wörtchen streichen in diesem Kontext eine Valenz für über aufweist. Nach reiflicher Überlegung und einem Blick in den Duden, bin ich der Meinung: nein, nicht zwangsläufig. Ich erkläre gerne, wieso. Im Duden findet sich als Definition für das Wort streichen folgendes: "mit einer gleitenden Bewegung über etwas hinfahren". Für mich bedeutet das, dass die Semantik des Wortes streichen das über bereits beinhaltet, und man es daher nicht zwangsläufig braucht, um korrekt ausdrücken zu können, was gemeint ist. Der Duden unterstützt weiters meine These, in dem er folgendes Beispiel anführt: "er strich sich nachdenklich über den Bart/(auch: ) strich sich den Bart". Ich bin jedoch sehr gerne bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Als Student der Linguistik sind solcherlei Diskussion für mich äußerst aufschlussreich.

Auf die grammtischen bzw. Rechtschreibfehler, die du am Ende deiner Ausführung erwähnst, muss ich nicht weiter eingehen. Sie werden umgehend einer Verbesserung unterzogen. Vielen Dank, dass du mich darauf verwiesen hast.

Und somit verbleibe ich mit lieben Grüßen,
Alveus

 

Auch an dieser Stelle spreche ich noch einmal eine Entschuldigung dafür aus, dass sie so spät kommt.

Das kommt vor,

lieber Alveus,

zum einen ist halt Sommer und Urlaubszeit, zum andern ist hier hoffentlich keiner wie die arme Fliege im Netz gefangen, weil er ja was verpassen könnte, und darüber das wirkliche Leben verpasst. Zudem hat der Text den Verteidigungs- und Erklärungsmodus wie hier

Die Liebe zwischen Ophelia und Joshua ist keineswegs perfekt, doch Ophelia ist fest davon überzeugt, dass sie ist es, was zugleich wohl den größten Makel darstellt. Eine Liebe, in der sich die eine Person völlig in der anderen auflöst und ohne diese nicht sein kann, kann Gefahren bergen. In extremen Fällen möglicherweise sogar eine Gefahr für Leib und Leben.
nicht nötig. Bin eh der Auffassung, dass der Text besser ist, der mehr als ein Deutung zulässt, als die bloße Lebensberatung und Gebrauchanweisung.

Wie schon bei meinem Traumtext, muss ich dir auch hier ganz und gar Recht geben. Diese Partizipienreiterei, wie du sie so klingend nennst, ist wohl eines der größten Probleme meiner Schriftstellerei. Die Gründe dafür habe ich dir bereits dargelegt, und ehe ich dieses Problem behoben habe, bitte ich um Nachsicht für solcherlei Zeilen. Es wird besser werden, das verspreche ich.
Bin ich auch von überzeugt, dass die Schulbank verlassen wird.

ich schrieb
Gelegentlich scheinstu das falsche Verb zu wählen, wie hier
Als Joshua zu ihr ins Hotelzimmer kam, starrte sie in den stummen Fernseher.
Du :
Ich verstehe nicht wirklich, wieso hier das falsche Verb stehen soll.
Ist der Ton abgestellt, ist ein TV-Gerät stumm und/oder still, das Bild ist aber noch da (darum der Verweis auf einen „Stummfilm“ im ersten Beitrag). Ist das Gerät ausgestellt, ist es blind und stumm. Was gibt es da näher „einzugehen“?

Du:
Vor allem, da du in deiner nachfolgenden Ausführung nicht näher darauf eingehst. Außerdem frage ich mich, wer der Sterbende ist, von dem du hier sprichst. Bei genauerem Hinsehen bemerkst du vielleicht, dass in dieser Szene noch niemand stirbt.
Stimmt, da nehm ich Banause was vorweg, weil ich von Shakespeare bis Robbie Robertson das Schicksal der Ophelia kenne … Ich kann eben auch nicht aus meiner Haut ...

Muttertext;
Ein Windhauch strich ihre Haut
meine Frage dazu:
In welcher Farbe, wäre zu fragen. Du meinst, der Wind strich „über“ ihre Haut ... So viel Zeit und Raum muss sein ...
Du:
Tatsächliche habe ich hier lange überlegt, schon beim Schreiben, ob das Wörtchen streichen in diesem Kontext eine Valenz für über aufweist. Nach reiflicher Überlegung und einem Blick in den Duden, bin ich der Meinung: nein, nicht zwangsläufig. Ich erkläre gerne, wieso. Im Duden findet sich als Definition für das Wort streichen folgendes: "mit einer gleitenden Bewegung über etwas hinfahren". Für mich bedeutet das, dass die Semantik des Wortes streichen das über bereits beinhaltet, und man es daher nicht zwangsläufig braucht, um korrekt ausdrücken zu können, was gemeint ist.
Was hältstu eigentlich – bevor nun Dein Leser mit dem Duden in der Hand – Dein Werk lesen sollte - von dem aus dem älteren „streichen“ abgeleiteten „streicheln“, das lt. Duden schlicht bedeutet „mit leichten, gleitenden Bewegungen der Hand sanft, liebkosend berühren; leicht, sanft über etwas streichen, hinfahren“, das ohne nähere Bestimmung durch eine Präposition auskommt und dem Text-Geschehen allein schon durchs „liebkosend“ näher steht, als zwischen Anstrich und Zapfenstreich herumzustreichen?

Tschüss

Friedel

 

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