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June

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02.04.2002
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June

June

Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens... sagte June.

Bisher. Fügte sie noch hinzu.

Das Strahlen ihrer Augen war unbändig und frei. So wie sie selbst... Helles Lachen, als ihr das Tortenstück auf dem Teller umkippte...

Das gibt eine böse Schwiegermutter! unkte sie

Unglaublich... diese Frau ließ mein Herz in einem wilden Rhythmus hüpfen, sorgte dafür, daß ganze Horden von Frühlings-Schmetterlingen in meinem Bauch Tiefflug übten und daß sich meine Seele, die nie älter werden wollte, vertrauensvoll in ihre zärtlichen Hände begab. Ich schaute auf diese Hände und dachte an die vergangene Nacht. Mir liefen Schauer den Rücken hinab, bei der Erinnerung ihrer intensiven Nähe und als ich den Teller mit dem dahinschmelzenden Sahnetörtchen entgegennahm, berührten ihre Fingerspitzen sanft meinen Handrücken.

Es war Absicht. Eine schöne Absicht... Ich konnte die Umarmung in ihren Augen erkennen, die diese kurze Berührung beinhaltete.

Hach... sie ließ sich seufzend auf das Sofa plumpsen, griff sich ihren eigenen Teller und lächelte mich verschmitzt an.

Meinst Du, wir können die Zeit anhalten...?

Kurzes Überlegen. Dann: Meinst Du, es wäre überhaupt sinnvoll, die Zeit anzuhalten? Ich will sie doch viel lieber mit Dir verschwenden. Mit Dir erleben. Ja... ganz viel erleben... Mit Dir... das möchte ich.

Ihre Augen waren vom sonnendurchfluteten Fenster erst zu mir herüber gewandert, hatten mich gehalten und waren dann wieder zum Blau des Himmels abgedriftet. Suchend in der Ferne. Wie so oft. Und wie immer fand sie die Antwort in sich selbst. Wir waren schon sehr widersprüchlich in jenem Moment: June in einem Dasein, das die gesamte Welt erfassen konnte und ich, die ich mit jedem Atemzug diesen Moment in dem kleinen Wohnzimmer in mich aufnahm und mit einer ungewöhnlichen Schärfe jedes Detail zu erkennen glaubte. Aber so war es oft. Nicht, daß diese Atmosphäre so häufig vorkam, nein... Es war jene wunderschöne Gegensätzlichkeit, die es uns möglich machte, für einen Augenblick lang eins zu sein, zwei sich ergänzende Puzzlestücke, die schon ausreichten, um vollständig zu sein. Es gab keine ausgefransten Ränder mehr, keine fehlenden Teile. Ungeahnte Kräfte wurden einzig durch unsere Existenz geweckt.

June kaute gemächlich ihren Geburtstagskuchen und ich konnte die Bewegungen ihrer Lippen dabei förmlich spüren, auf den meinen. Das Schweigen umgab uns, ohne ein Zeichen von Distanz zu sein. Es war eher eine Hülle, die unsere Welt von der dort draußen abschloß, gleichzeitig aber auch die Verbindung dorthin war. Denn die Vogelstimmen und die Geräusche der vorbeifahrenden Autos, sogar die Bewegungen der Nachbarn unten, wir hörten alles.

Zeit verging. Ohne Eile.

Irgendwann dann verflog die Intensität meiner Wahrnehmung. Unsere Teller waren leer und als June aufstand und mich fragend anschaute, da folgte ich ihr wortlos.

[ 15-04-2002, 16:41: Beitrag editiert von: loona ]

 

liebe loona, das ist eine schöne geschichte. das was MICH stört ist das "ihre Berührung beinhaltete" ... das klingt (noch) wie eine gebrauchsanweisung.
einen interessanten nick hast du, er erinnert mich an den mond und englische verrückte ... wenn ich smilies verwenden würde, würde ich hier nun einen sehr großen hinsetzen.
schöne grüße, claudine!

 

Hallo loona!

Mir gefällt Deine Geschichte. Gerade die leisen Töne sind es, die etwas Besonderes aus ihr machen, die im Leser etwas zum Klingen bringen. Sehr schön, bitte weiter so!

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Hallo, Ihr 3.

von palladon:
Einzig die Textstelle
und daß sich meine Seele, die nie älter werden wollte,
finde ich nicht ansprechend. Alternde Seelen?

Subjektivität.

Deine Protagonistin denkt und empfindet dies, von daher isses auch schon wieder ok. ;-)

Stimmt, war mir noch nicht aufgefallen. Klar ist es die Denkweise der Protagonistin und das ist numal eine, deren Ratio ihr immer wieder in die "Lebensphilosophie" "pfuscht", die immer alles zu erklären versucht. Und wenn die poetische zu werden versucht, scheint dabei sowas rauszukommen. Unintentional in character geblieben... Eigentlich sollte der zu Grunde liegende Gedanke sein, daß die Ratio schon "erwachsen" ist - und daß die Seele noch nicht soviel vom Leben gesehen hat, noch jung ist. Ganz, ganz unterschwellig impliziert, daß möglicherweise etwas geschehen ist, daß zu diesem Entwicklungs- / Wachstumsstop geführt hat.

von claudine:
liebe loona, das ist eine schöne geschichte. das was MICH stört ist das "ihre Berührung beinhaltete" ... das klingt (noch) wie eine gebrauchsanweisung.
einen interessanten nick hast du, er erinnert mich an den mond und englische verrückte...
Nenne mir auch nur eine Alternative zum "beinhaltete"... *zwinker*

Das mit den englischen Verrückten hab ich grad heute schon mal gehört. Lustigerweise ist das bisher nur den english-Natives aufgefallen, mit denen ich zu tun hab.

von Chaosqueen:
Gerade die leisen Töne sind es, die etwas Besonderes aus ihr machen, die im Leser etwas zum Klingen bringen.
So möchte ich denn auch leise wieder aus dieser Antwort verschwinden... Ich danke Euch sehr.

loona

 

wie wär´s denn mit

"Ich konnte in der kurzen Berührung die Umarmung in ihren Augen sehen."

War ein Jahr in Australien, da sind sie alle looneys.

schöne grüße, claudinchen

 

Liebe loona!

Eine sehr sinnliche Geschichte!
Mir gefällt die Stelle mit dem "Schweigen" gut, in diesem Absatz wird es plötzlich still um mich (Gänsehaut). Gut gelungen auch die Beschreibung der sanften Farbtöne. Macht einruhiges Bild von dieser Szene!

Liebe Grüße
Barbara

 

Hi loona!

Eine wirklich sanfte, zärtliche Geschichte, die mich ruhig werden läßt.
Toll finde ich, dass Du über die Liebe zwischen zwei Frauen geschrieben hast, ohne es anzupreisen oder diese Tatsache in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht einzig und allein um die Liebe, um Anziehung, um Leidenschaft, um Gegensätzlichkeit und Freundschaft zwischen zwei Menschen.

Aber trotzdem ist mir die Geschichte zu statisch, bleibt die Handlung mE zu sehr wie ein gemaltes Bild an der Wand hängen. Die Gedankengänge der Erzählung machen ruhig, aber sie regen nicht zum Nachdenken an - nicht zum Nachdenken über die Geschichte, zum Verweilen bei den Protagonisten und deren Leben.

Dein Stil und die Wahl Deiner Wörter gefällt mir aber und ich hoffe, bald etwas dynamischeres von Dir zu lesen. ;)

Alles Liebe,
Sylvia

 

@loona:
Alternative zu "beinhaltete": "enthielt". Oder Du formulierst den Satz einfach um... ;)

@Kitana:
Hab ich gepennt beim Lesen? Aus welchem Teil liest Du, daß es sich um die Liebe zwischen zwei Frauen handelt? :confused: Ich hab es auch eben, beim zweiten Lesen, nicht gefunden.

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

[ 16-04-2002, 15:39: Beitrag editiert von: chaosqueen ]

 

@chaosqueen

Es gibt nur die von svartdrage zitierte Stelle im Text, die zeigt, dass es sich um die Liebe zwischen zwei Frauen handelt.

Schön, dass es tatsächlich überlesen wird - genau das finde ich lobenswert an dem Text. Kein mit geschwollener Brust hinausgerufenes "Seht, wir sind homosexuell!", sondern eine Beschreibung der Gefühle zwischen Menschen.

 

Hallo, liebe Lesende...

hier ist ja schon wieder eine Menge passiert. Also gleich hinein in die Antworten:

Claudine, Deine Umformulierung beinhaltet (*zwinker*) eine etwas andere Betonung dessen, was worin und wann und wo passiert. Aber "enthielt", Chaosqueen, ist eine durchaus überdenkenswerte Alternative. Danke dafür.

Hallo Barbara, ich verneige mich vor Deinem offenen und persönlichen Feedback. Eines, das mich noch eine Weile begleiten wird. Ebenso das von Chaosqueen.

Ahoi, Kitana - Ruhe und Statik. Zwei Dinge die nur auf den ersten Blick verwandt sind. Eine Momentaufnahme, bei der nur kurz in einen äußerlich ruhigen Nachmittag eingeblendet wird, ist nicht "wirklich" statisch. Dagegen wehre ich mich *g*. Natürlich gibt es hier nur einen gemächlichen (und dabei doch fast allumfassenden) Gedankenfluß und ein klitzekleines bißchen Dialog und kaum mehr Handlung - allerdings, das gebe ich zu bedenken - eröffnet das Ende einen zwischen den Zeilen befindlichen Impuls für sehr interessante Interpretationen:

...und als June aufstand und mich fragend anschaute, da folgte ich ihr wortlos."
Kurz zum Thema "Homosexualität", das Kitana, svartdrage (mit Lob - danke) und inzwischen sicher auch Chaosqueen in dem Text entdeckt haben. Ja, es ist nur diese winzige Stelle, in der zu erfahren ist, daß die Hauptperson eine Frau ist. Es ließ sich nicht ganz vermeiden und ehrlich gesagt, wollte ich es auch nicht. *lächel* Überraschend finde ich es immer wieder, daß die hier erlesbare Gedanken- und Empfindungswelt auch von Frauen - so ohne mit der Wimper zu zucken - als die Geschichte eines Mannes gelesen wird. Ich dachte ja immer, daß Déjà-Vus dafür sorgen würden, daß sich einfach jede in die Protagonistin hineinversetzen würde - so daß es eigentlich jenem verdeutlichenden Halbsatz nicht bedurft hätte. Aber ich denke, ich hab da was überschätzt... *zwinkersehr* Mich oder "die Frauen"? *zwinkerplinker*

In diesem Sinne wünsche ich der versammelten Lesendenschaft noch einen ruhigen, undynamischen Abend... ob ich demnächst etwas Dynamischeres aus dem Fundus zaubere, kann ich nicht sagen. Ist denn das Tagebuch der Joanna L. sooo statisch?!?

Amüsierte, kommunikative Grüße

loona

[ 16.04.2002, 22:54: Beitrag editiert von: loona ]

 

Uups! Ich habe den Ich-Erzähler für einen Mann gehalten. Wahrscheinlich habe ich auch geschlafen beim Lesen. Aber ich hätte gerne eine Auflösung dieser Frage! Wobei: es steht die Stimmung im Vordergrund, finde ich und nicht unbedingt die Geschlechter, zwischen denen sich diese Szene abspielt.

Zur Dynamik: mir geht nichts ab. Es ist eben so ruhig in der Pause zwischen zwei Akten, oder?

Lieben Gruß

Barbara

 

Liebe loona!

Hätte nicht gedacht, dass ich so rasch zu meiner Antwort komme! Danke!
Aber du hast recht! Es hat mich zu Beginn verwirrt, wenn ich mir das noch mal überlege. (Gefühlsdarstellung!) Ich dachte zuerst, du hättest bewusst die Erzählperspektive gewechselt. Aber jetzt ist alles klar!

Liebe Grüße Barbara

 

Original erstellt von Barbara:
Liebe loona!

Hätte nicht gedacht, dass ich so rasch zu meiner Antwort komme! Danke!

Hi Barbara,

da doch nich für... Mach ich doch gerne (das ist das schöne am Kommunikationsmedium Internet... *fasel*) Allerdings scheint meine etwas redselige Antwort alle anderen verschreckt zu haben. Huch?

Welche Frage willst Du eigentlich geklärt haben? Das mit der Hauptperson, die eine Frau ist, ist eindeutig im Text geklärt. Falls Du die (Selbst-?)Überschätzung meinst... da schweige ich besser. :D

In diesem Sinne, beste Grüße

loona

[ 19.04.2002, 20:55: Beitrag editiert von: loona ]

 

Hi loona!

Ja, ich meinte die zwei Frauen. Ist mir nicht gelungen, das so zu sehen. Trotzdem bleib ich bei meiner Meinung: Dein Text hat mich auch so angesprochen!

Lieben Gruß
Barbara

 

Hi Barbara,

hier nochmal die kleine Textstelle, die die Erzählerin zur Erzählerin macht:

June in einem Dasein, das die gesamte Welt erfassen konnte und ich, die ich mit jedem Atemzug diesen Moment in dem kleinen Wohnzimmer in mich aufnahm
Ich denke allerdings auch, daß es nicht bestimmend ist für die Wahrnehmung des Texts, das zu bemerken. Fühlen ist nicht chromosomen-abhängig und somit universell erlebbar (*fasel* nochmal) Hätte ich sagen wollen, daß es wichtig ist, daß es zwei Frauen sind, dann hätte ich den Text. "June (eine Frau) und ich (noch eine Frau) und unser Nachmittag (so unter Frauen)" genannt. Oder so. Ich glaub, jetzt ist das Thema aber auch ordentlich durchgenudelt, es war doch nur ein Wort in einem kompletten und komplexen Text... Danke allen Beteiligten und besonders Dir, Barbara, für's Nachfragen (und immer weiter, sollten noch Fragen zu was-auch-immer offen sein...)

Konstruktive Nachtgrüße

loona

 

Hi Sighard,

danke für Deine Einschätzung - des Textes im Besonderen und meiner "Schreibe" im Allgemeinen.

Einfach zu kommentieren ist die Sache mit der Protagonistin. Zum einen erwarte ich natürlich Aufmerksamkeit, zum Anderen ist es kein besonderes Merkmal *dieser* Liebe hier- wie Du selbst bemerktest. (Das große "Du" kann ich mir einfach nicht abgewöhnen - sieh's mir bitte nach. Ich weiß, daß ich mir da eine Freiheit nehme, die nicht mal die alte Rechtschreibung beinhaltete (die ich mir ebenfalls noch nicht abgewöhnen konnte ;o) ))

Naja, das mit der Seichtheit und der Untiefe trifft mich natürlich schwer ;o)) Klar, ich hätte mehr Kontext dazu schreiben können, aber für das Drumherum wollte ich der geneigten Leserschaft Spielraum lassen. Du hast alles so romantisch gesehen (was nicht "falsch" sein _kann_, denn jede/r darf ja, was er/sie will...), andere haben besonders im Ende (und als June aufstand und mich fragend anschaute, da folgte ich ihr wortlos.) Interpretationsansätze einer hörigen / abhängigen Beziehung gesehen. Barbara oben sah in der Szene eine Pause zwischen zwei Akten. Das Fehlen von Anführungszeichen und der Satz Es war eher eine Hülle, die unsere Welt von der dort draußen abschloß, gleichzeitig aber auch die Verbindung dorthin war. gaben schon einmal Anlaß, Schizzophrenie zu vermuten...

Naja, letztendlich ist es eine kleine, feine romantische (und von mir nur in Ansätzen doppelbödig gedachte) Szene aus einer Zeit, in der ich nichts anderes konnte, als Szenen zu schreiben. Die Zeit der größeren Zusammenhänge hat erst später begonnen. Oder beginnt gerade?

Mea Culpa ;o)) und noch einmal Dank

loona, die leider Houllebecq nicht kennt.

 

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