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Josephines Licht
Es war einmal eine Prinzessin. Ihr Name war Josephine und sie lebte mit ihrem Vater und ihren Bediensteten in einem großen Schloss. Dieses Schloss war umgeben von einem riesigen Wald, in dem die Prinzessin immer schon gerne gespielt hatte. Am liebsten Verstecken, denn zwischen den vielen Bäumen gab es unzählige Orte, wo man sich gut verstecken konnte.
Josephine war immer schon ein sehr fröhlicher Mensch gewesen und wollte diese Freude an alle anderen Menschen weitergeben. Deswegen ging sie oft in die Dörfer in der Nähe des Schlosses und versuchte den armen Leuten dort zu helfen, damit sie es auch so gut hatten wie sie.
Nur wenn Josephine am Abend in ihrem Bett lag, wurde sie manchmal etwas traurig. Dann musste sie an ihre Mutter denken, die gestorben war, als die Prinzessin noch ganz klein gewesen war. Doch diese Gedanken brachten Josephine nur dazu, mit noch mehr Eifer den anderen Leuten zu helfen. Denn sie hatte das Gefühl, dass sie wusste, wie es ihnen gehe.
Zu Josephines Geburtstag gab es ein riesiges Fest vor dem Schloss. Alle, die kommen konnten und wollten, waren eingeladen, um mit der Prinzessin zu feiern.
Josephine war glücklich und strahlte noch mehr als sonst. Solche Feste liebte sie. Sie konnte mit den Leuten reden und sich über ihre lachenden Gesichter freuen. Niemand dachte, dass jemand das Fest stören könnte.
Doch genau das hatte jemand vor. Tarkan, ein böser Zauberer, wollte das Schloss erobern, den König und die Prinzessin gefangen nehmen und von nun an über das Land regieren. Schon seit Jahren entwickelte er seinen teuflischen Plan und heute sollte der Tag gekommen sein, an dem er dem Volk Angst und Schrecken einjagen wollte.
Mit seinen Männern lauerte er schon zwischen den viele Bäumen im Wald. All die Verstecke, die Josephine immer zum Spielen benützt hatte, nützten sie jetzt, um immer näher zu kommen.
Tarkan hätte nie damit gerechnet, dass ihn doch jemand sehen könnte. Ein Schlosswächter kam zufällig vorbei und entdeckte ihn zwischen den Bäumen. Er lief sogleich zum König und berichtete ihm alles.
Der König kannte Tarkan. Er und seine Vorfahren versuchten schon seit Jahrhunderten die Macht an sich zu reißen, doch bis jetzt ohne Erfolg. Denn es gab eine Möglichkeit, um das zu verhindern. Das älteste weibliche Mitglied der königlichen Familie musste ihr inneres Licht scheinen lassen und Tarkan damit blenden. Um das zu schaffen, gab es drei Aufgaben zu erfüllen. Eigentlich hätte die Königin diese Aufgaben übernehmen müssen, doch sie war ja schon vor langer Zeit gestorben. Deswegen ließ der König Josephine zu sich rufen.
Er sagte ihr, dass Tarkan hier war und nur sie sie alle retten konnte. „Bist du bereit die Aufgaben zu erfüllen?“
Josephine wusste, wie schwierig es war, das innere Licht leuchten zu lassen. Deswegen zögerte sie zuerst. Doch als sie in die angsterfüllten Gesichter der Menschen, um sie herum, blickte, konnte sie nicht anders. Sie musste etwas tun!
Die erste der drei Aufgaben bestand darin einen speziellen Trank zu trinken. Er wurde aus den verschiedensten Zutaten gemischt und schmeckte abscheulich, aber sie brachte ihn herunter.
Dann musste sie ein Lied singen, das sich so schrecklich anhörte, dass man es sich gar nicht vorstellen konnte – aber auch das schaffte sie.
Doch die letzte Aufgabe war zu viel für Josephine. Dabei musste sie von hoch oben, hinunter in die Arme ihres Volkes springen. Aber sie hatte doch so schreckliche Höhenangst! Sie traute sich einfach nicht und lief beschämt ins Schloss.
Tarkan, der das Ganze beobachtet hatte und seinen Plan schon als vernichtet sah, erblickte hier seine Chance. Schnell befahl er seinen Männern den Angriff und schon liefen von allen Seiten seine Leute auf den Festplatz und das Schloss zu.
Josephine war oben in ihrem Zimmer und musste alles durch ihr Fenster beobachten. Ihr Herz schlug immer schneller, als die Wachen und Festgäste verzweifelt versuchten sich zu wehren. Sie wollte ihnen helfen, sie musste ihnen helfen! Sie wusste auch, wie sie helfen konnte, aber sie konnte sich nicht überwinden!
Josephine wendete sich ab. Sie konnte nicht länger nach unten schauen. Verrückteste Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Immer wieder überlegte sie, ob sie es tun sollte oder nicht. Ja oder nein, ja oder nein?
Da drehte sie sich wieder um. Ohne noch einmal darüber nachzudenken kletterte sie durchs Fenster, sprang – und wurde von der Menge gefangen.
Plötzlich erstrahlte Josephine und ihr Umgebung in hellem Licht. Tarkan, von so viel Glanz geblendet, musste sich geschlagen geben und sich mit seinen Männern zurückziehen. Josephine hatte ihr Land gerettet! Sie musste nur ihre Angst überwinden und konnte damit wahre Wunder vollbringen.
„Deine Mutter wäre stolz auf dich“, sagte der König. Seitdem strahlte Josephine mehr als je zuvor.