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Joseph und seine Last
Am frühen Morgen erwachte Joseph mit einem Druck auf der Brust. Das Atmen fiel ihm schwer. Es war mit einer großen Mühe verbunden, als ob ihm einer die Luft zum Atmen wegnahm. Dieser Gefühlszustand war ungewöhnlich. So ungewöhnlich und zugleich beängstigend. "Das beklemmende Gefühl in meiner Brust, woher das wohl kommen mag?". dachte er sich für einen Moment. Von außen betrachtet, machte Joseph keinen nervösen Eindruck, aber sein Innenleben schien das Gegenteil zu offenbaren.
War es auch nicht öfters so, dass es Menschen nicht leicht fiel, über einen anderen Menschen etwas zu erfahren, sobald es um Gefühle und Gedanken ging? Jeden Tag sehen wir andere Menschen auf der Straße, die vor Heiterkeit strotzen oder eine angenehme Aura ausstrahlen. Wer weiß, was wir erfahren würden, sobald wir mit diesen Personen reden würden. Genauso war es bei Joseph, dessen äußere Erscheinung sehr ruhig wirkte. "Soll ich einen Arzt rufen, vielleicht habe ich ja eine schlimme Krankheit?" sagte er sich. Joseph war auch nicht der Menschentyp, der es schaffte über seine Gefühle zu sprechen."Es würde mir sowieso nichts bringen" ,war stets der Gedanke,sobald er mit der Frage konfrontiert wurde über seine Gefühle zu sprechen. Deswegen wählte er den für ihn leichteren Weg, nämlich seine Probleme alleine zu lösen.
Jene Gedanken hinderten Joseph, um sein Artikel zu schreiben."In zwei Tagen erwartet mein Chef ein Artikel und ich habe noch keine Zeile geschrieben", dachte er sich, als er mittlerweile aufgestanden war und sich am Kopf kratzte. Seine Verschlafenheit machte den Eindruck, als ob er einen mühevollen Arbeitstag hinter sich hatte. Joseph machte sich einen Kaffee und fühlte jedesmal, wie glücklich es ihn machte. Obwohl es nur ein Kaffee war, freute Joseph sich jedesmal, sobald er die Kaffeemaschine hörte.
Was würde ihn wohl an folgenden Tagen erwarten und würde er seinen Alltagsanforderungen gerecht werden. Fragen dieser Art fesselten ihn schon seit einiger Zeit. Woher diese Gedanken herrührten wusste er nicht. Der Druck auf der Brust ließ nicht nach. "Was kann das denn nur sein?", war die Frage, die ihm nicht aus dem Kopf ging. "Der Artikel muss in zwei Tagen fertig sein", dachte er sich und spürte zugleich den Druck auf der Brust.
Joseph setzte sich auf sein Bett und starrte auf seine Schreibmaschine. Er wagte es nicht an sein Schreibtisch zu setzten, um das weiße Blatt mit Leben zu füllen. Wie oft fiel ihm das schwer, den ersten Satz zu finden. In seinem Artikel sollte er über die Einkaufslust der Menschen schreiben. Vor großen Aufgaben scheute sich Joseph, weil er Angst hatte sie nicht bewältigen zu können. Aus diesem Grund vernachlässigte er seine Pflicht und verdrängte es. Dies war bei ihm zur Gewohnheit geworden. Mit anderen Menschen konnte er darüber nicht reden, in der Angst, seine Schwäche zu zeigen. Vielleicht war Joseph jene Person, dessen äußere Erscheinung seine Innenwelt nicht wiederspiegelte.
Er machte stets einen ruhigen Eindruck und zeigte kein Hauch von Nervosität. Mit einer sanften Tonlage vermittelte er eine Ruhe, in welcher seine Mitmenschen sich geborgen fühlten. Tief im Inneren seines Selbst schlummerte jedoch etwas, das er nicht berühren konnte, um zu erfahren, was es war. Dies war gewiss aber dennoch sträubte Joseph sich weiterhin über seine tiefsten Ängste zu sprechen.
"Wie kann es denn nur möglich sein, dass solch eine Angst mich überwältigt", sagte Joseph sich, nachdem er den nächsten Versuch übernommen hatte , um einen Satz zu schreiben. Obwohl sein Leben äußerst monoton war, zeigte sein Innerstes eine Vielfalt von Gedanken, die komplexer nicht sein konnten. Er lebte mehr im Inneren als im Äußeren.
Mittlerweile war das Schmierpapier mit vielen Zeichnungen und Randbemerkungen versehen, aber der erste Satz fehlte. Die Arbeit erschöpfte ihn und er stand auf,nahm lieber eine Tasse Kaffee und trank ein wenig mit dem Blick zum Fenster. "Welch eine Hektik die Menschen antreibt, sobald sie auf der Straße sind, um ein flüchtiges Glück zu erhaschen", dachte er sich und seine Augen weiteten sich. Joseph setzte sich an den Schreibtisch und schrieb jenen Satz nieder.