Was ist neu

Jonas und Ben

Mitglied
Beitritt
09.12.2003
Beiträge
13
Zuletzt bearbeitet:

Jonas und Ben

Jonas und Ben

Der Spielplatz wurde von der juniwarmen Nachmittagssonne beschienen.
Jonas saß auf einer Bank und wartete auf seinen Freund Ben.
Die große Platane, die an der Rutsche am Rande der Wiese ihre Krone wie einen Dom ausbreitet, machte mit ihren Blättern ein Licht- und Schattenspiel auf Jonas nackten Knien.
Ben wohnt genau gegenüber vom Spielplatz und seine Mutter kann vom Küchenfenster auf das Klettergerüst und die große Rutsche sehen.
Jonas ist zwei Monate jünger als Ben, sie werden beide dieses Jahr noch sieben Jahre alt und sie gehen zusammen in die „Tigerentenklasse“ 1b.
Schon im Kindergarten waren sie unzertrennlich, so, als wären sie Zwillinge.
Um den ganzen Spielplatz wächst eine hohe Ligusterhecke, die von Herrn Krause geschnitten wird. Er verdient sich dadurch ein paar Euro dazu, denn er ist schon lange arbeitslos. Allerdings ist die Hecke am Rande der Sandkiste zu einem ziemlich wildem Gebüsch geworden und an manchen Stellen schon recht verholzt.
Ein kleiner, aber mit Autos befahrbarer Schotterweg führt hinter dem Buschwerk zum Altenheim „Oase“. Dieses liegt in einem parkähnlichen Gelände mit vielen Bänken zum Ausruhen.
Seit ein paar Wochen spielen die Jungs am liebsten Ritter. Das Altenheim ist die feindliche Burg und das Haus in dem Ben wohnt ist die eigene, in ihrer Phantasie mit Zinnen, Türmchen und Schießscharten versehene Festung.
Manchmal verstecken sich Ben und Jonas in der Hecke nahe am Sandkasten zum Überfall oder Beobachten bereit.

Ben sagt immer, seine Mutter mache sich Sorgen, wenn sie ihn nicht sehen kann. Die Sandkiste ist von ihrem Fenster nicht einsehbar. Aber Jonas meint dann, sie ist eben das Burgfräulein, was am Fenster steht und weit ins Land nach ihrem mutigen Ritter Ausschau hält.
Zur Zeit der alten Ritter war das so, das hat Jonas von seinem Vater gehört.
Jonas Eltern gehen beide arbeiten und er geht nach der Schule in den Hort, wo er mittags essen kann und gleich seine Hausaufgaben macht.
Als er heute nach Hause kam, hat er seine Schultasche in den Flur gestellt und sich schnell seine anderen Sachen angezogen, sich einen Apfel genommen und ist los. Dabei hat er den Schlüssel in seinem Zimmer
liegen lassen und die Wohnungstür zu geknallt.
Na ja, regnen wird es heute nicht und wenn doch, dann kann er mit zu Ben
gehen, bis seine Mutter kommt. Das macht er öfter und meistens klingelt sie erst bei Bens Eltern, wenn sie ihn auf dem Spielplatz nicht sieht.
Aber wo bleibt sein Freund?
Heute wollen sie doch ihr Versteck ausbauen und im Gebüsch ein Loch buddeln, in das sie ihre Schwerter und die selbst gebastelten Schilde aus dicker Pappe legen wollen.
Wahrscheinlich muss Ben nach dem Essen erst seiner Mutter helfen.
Seinen kleinen Hamster „Knirps“ versorgt er gern, aber abtrocknen und Müll herunter tragen, das nervt ihn ganz schön. Dann macht er Hausaufgaben, die seine Mutter kontrolliert, ehe er auf den Spielplatz darf. Jonas findet, dass er es da besser hat.
Seine Mutter oder der Vater sehen sich abends die Aufgaben an und reden mit ihm über den Tag. Das ist ab und zu ganz schön schwierig, die wollen immer so viel wissen. Aber es ist auch ganz gemütlich, wenn sie alle drei auf dem Sofa sitzen und kuscheln.
Bens Eltern sprechen abends nicht mit ihm über den Tag, es kommt auch vor, dass er alleine Abendbrot essen muss.
Er hat seinem Freund schon öfter erzählt, wie sich seine Eltern streiten.
Sie reden immer über das Geld und davon, dass sie sich keinen Urlaub und kein Auto leisten können. Bestimmt, weil seine Mutter wegen ihm nicht arbeiten geht, meint Ben und ist darüber ganz traurig. Wenn er doch nur genug in seinem Sparschwein hätte, dann könnte er den Eltern ein Auto kaufen, rot müsste es sein, „schumirot“.
Da kommt Ben endlich angerannt und ruft schon nach Jonas. Sein Freund rennt über den Platz und seine blaue Kappe fliegt ihm dabei vom Kopf. Wie immer, denn Ben hat so viele dicke schwarze Wuschelhaare, da hält die Kappe einfach nicht.
Jonas hat auch seine Kappe auf, natürlich verkehrt herum, damit man das Logo sehen kann. Aus dem Loch, was sich zwischen Kappe und dem Band zum Verstellen der Größe bildet, gucken hellblonde Haare hervor. Sein Lieblings-T-Shirt ist rot und am Halsausschnitt rot-weiß gestreift.
Die Ärmel haben auch rot-weiße Streifen, aber der untere Teil ist nur rot.
Heute ist es heiß und die Sonne strahlt Jonas an. Da ist es gut, dass die Ärmel kurz und weit geschnitten sind.
Seinen Apfel hält er mit beiden Händen und will ihn jetzt schnell aufessen. Er schält immer zuerst mit den Zähnen die Schale ab, weil ihm das Fruchtfleisch dann besser schmeckt.
Meist bekleckert sich Jonas und deshalb hält er den Apfel etwas ab, damit das Bildchen auf seinem T-Shirt sauber bleibt.
Die beiden Ritter haben sich vorgenommen den Spielplatz vom
Gebüsch aus zu bewachen. Besonders die Sandkistenecke, wo meist die Mädchen spielen.
Seit drei Wochen ist nämlich Johanna verschwunden. Sie kannten Johanna aus dem Kindergarten und die Polizei hat gesagt, dass sie vom Spielen nicht nach Hause gekommen sei, vielleicht ist sie mit einem Fremden mitgegangen.
Jonas und Ben finden das ganz merkwürdig, denn die Erwachsenen, die sie hier immer sehen, kennen die beiden alle.
Ben erzählt seinem Freund, dass er sich bei seiner Mutter jede Stunde einmal melden soll. Auch die Eltern von Jonas haben mit ihm über das Verschwinden von Johanna gesprochen und dass er mit niemandem mitgehen darf.
Na ja, jetzt wollen sie aber endlich ihr Versteck ausbauen und gleich einmal das Bewachen üben, aber die Sandkiste ist noch leer.
Die Mädchen sind noch nicht da, auch die ganz Kleinen mit ihren Müttern nicht.
Was nun? Mal sehen, vielleicht sitzt Opa Max auf seiner Bank, drüben am Schotterweg?
Ja, da ist er.
Mit Opa Max unterhalten sich die Kinder immer gern, er weiß viele spannende Geschichten.
Nur wenn der Mann aus dem Altenheim kommt, der so viel mit ihnen schimpft, dann nehmen sie Reißaus. Das ist der Pfleger Helmut, sagt Opa Max und die Jungs lachen: „ Pfleger – Feger „ spotten sie.
Ben schwärmt für Autos, besonders für den roten Porsche, der oft hier steht. Er würde gern einmal mitfahren, aber er traut sich nicht zu fragen, denn das Auto gehört dem "Feger".
Vielleicht könnte Opa Max…?
Ach, den Wagen hat der Helmut doch gar nicht mehr. Er hat doch jetzt ein silbernes Audi-Cabriolet.
Den Porsche hat er an den Schwiegersohn von Opa Max verkauft. Das ist bestimmt schon vier Wochen her.
S c h w i e g e r s o h n – das Wort haben Ben und Jonas noch nie gehört.
Ob das so ähnlich ist wie Stiefmutter, die im Märchen immer böse zu den Kindern ist? Jetzt muss Opa Max lachen.
Drüben vom Spielplatz hört man Kinderstimmen und nun springen die beiden Jungs auf und lassen Opa Max allein auf seiner Bank zurück.
Mit ihren Schwertern und Pappschilden bewaffnet schleichen sie sich um den ganzen Spielplatz herum. Sie können nur auf den Händen und Knien durch das Ligusterholz kriechen. Aber das macht ihnen nichts aus, denn ein edler Ritter, der sein Land bewacht, hat es eben schwer.
Auf der Wiese an der Platane spielen die großen Jungs Fußball. Einer hat Jonas und Ben entdeckt und sie aus der Hecke gezogen. Sie erzählen den Großen, dass sie den Spielplatz bewachen wollen, weil doch Johanna verschwunden ist.
Aber die Fußballhelden schütteln nur mit den Köpfen und tippen sich mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn.
Es ist sowieso Zeit nach Hause zu gehen und so gehen Ben und Jonas zurück über den Spielplatz und dann jeder in seine Richtung.
Als Jonas zu Hause ankommt schmerzt sein rechtes Knie heftig. Es ist ganz rot und wird schon dick. Ein Rosendorn hat sich in die Haut gebohrt.
Gut, dass seine Mutter schon da ist und ihm gleich helfen kann.
Am nächsten Morgen ist das Knie ganz entzündet und er muss mit seiner Mutter zum Arzt. Jonas bekommt einen Verband und darf ein paar Tage nicht in die Schule.
Er ärgert sich ganz schrecklich, weil er doch nun nachmittags mit seinem Ritterfreund den Spielplatz nicht bewachen kann.
Nach der Schule kommt Ben vorbei und sie beraten, wie er ohne Jonas die heimatliche Festung, die feindliche Burg und auch noch den Spielplatz belauern kann. Nach langem hin und her und natürlich äußerst geheimnisvollem Flüstern in Jonas Zimmer haben die Jungs die Lösung gefunden.
Es ist ganz klar mit der Burg „Oase“ muss ein Friedensvertrag geschlossen werden. Dann kann Ritter Ben die Mädchen vom Gebüsch aus allein im Auge behalten.
In der Schule wurde nichts Neues von Johanna erzählt, ruft Ben seinem Freund noch zu, als er die Treppe hinunter springt. Oben hört man nur noch, wie die schwere alte Haustür laut ins Schloss fällt.
Die dunklen Locken von Ben wippen lustig auf und ab, weil er flink über den Platz läuft. Zuerst muss er zu Opa Max und den Friedensvertrag mit ihm schließen. Natürlich nur im Spiel, denn der freundliche alte Herr weiß gar nicht, dass die Jungs sein Altenheim zur feindlichen Burg erklärt haben.
Außerdem geht er gern zu Opa Max und erzählt sich etwas mit ihm, der hat auch oft eine kleine Leckerei in der Tasche.
Ben sieht, Opa Max hat Besuch. Sein Sch…, wie heißt der Sohn? Ach, dieses schwere Wort, jedenfalls steht das rote Auto gleich hinter der Hecke
auf dem Schotterweg.
Da wird sich sein alter Freund aber freuen, denn er hatte schon seit drei Wochen keinen Besuch mehr.
Der kleine Lockenkopf geht den Weg hinauf zum Altenheim, er will fragen, ob Opa Max seinen Besuch schon gesehen hat?
Als Ben nach ihm fragt, sagt die Schwester, dass er vor einer halben Stunde mit der Taxe zum Frisör gefahren ist.
So trottelt der Junge zurück zum Spielplatz, richtige Lust, sich alleine ins Gebüsch zu setzen und aufzupassen, hat er nicht.
Da sieht er das schumirote Auto noch stehen. Ob der Mann noch gar nicht weiß, dass er ganz umsonst gekommen ist?
Ben geht zum Auto.
Nach ein paar Tagen tut Jonas das Knie fast gar nicht mehr weh und er hat nur noch ein Pflaster auf der Wunde.
Morgen geht er wieder in die Schule und wird von Ben hören, was es Neues
bei der ritterlichen Belagerung gibt.
Doch als Jonas in den Klassenraum kommt, ist Bens Platz leer.
Die Lehrerin, Frau Blume, kommt herein und macht ein ernstes Gesicht.
Sie sagt, dass ein Mann von der Polizei in der Schule ist und allen Kindern
Fragen stellt.
Bestimmt geht es immer noch um Johanna, denkt Jonas.
Dann kommt der Polizist in die Klasse. Er ist ganz freundlich und fragt als erstes, wer denn der beste Freund von Ben ist.
Alle wissen, dass es Jonas ist und der meldet sich auch gleich.
Wann hat er denn den Ben das letzte Mal gesehen, will der Polizist wissen.
Jonas erzählt die Geschichte von seinem Knie und davon, was er mit Ben
besprochen hat.
Frau Blume sagt, Ben sei seit diesem Nachmittag verschwunden und man suche nach einem roten Auto.
Als Jonas nach der Schule nach Hause geht, ist der Spielplatz ganz leer und verlassen.
Ob das nur an dem strömenden Regen liegt, der seit heute Morgen fällt?

 

Hallo Romy,

ich habe deine Geschichte mit Interesse gelesen, denn sie behandelt ja ein schwieriges Thema, das Kinder (leider) betrifft. Ich denke, dass deine Geschichte, wenn sie Kindern vorgelesen wird, Anlaß sein kann, mit ihnen über diese Problematik zu sprechen.

Du beschreibst sehr genau und detailliert. Das fand ich allerdings teilweise etwas verwirrend, vor allem, wenn du weitere "Problembereiche", die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben (beispielsweise die Streitigkeiten von Bens Eltern) beschreibst. Auch ist erst relativ spät, nämlich erst als du Johannas Verschwinden erwähnst, erkennbar, "wohin die Geschichte läuft".

Ich gehe davon aus, dass du entsprechend des Alters der Hauptfiguren als "Zielgruppe" die 6-8jährigen "im Auge hast", und ich bin mir nicht sicher, ob Kinder in dem Alter die eigentliche Handlung "mitbekommen" (zum einen wegen der vielen Details, die ablenken können, zum anderen, weil du das, was Ben passiert ist, nur andeutest). Vielleicht unterschätze ich die Kinder aber auch nur. Da sind sicher die Meinungen anderer kg.-Mitglieder hilfreich.

Eine Kleinigkeit noch (die du schnell beseitigen kannst): störend ist auch, dass am Anfang und während des Textes Name, Seitenzahl und Aufgabe GB2 (was heißt denn das überhaupt?) steht.

Bei deiner Geschichte bin ich wirklich mal auf die Kritik anderer Mitglieder gespannt; sie ist nämlich keine "nette", "harmlose" Kindergeschichte und daher auch für uns "Kritiker" nicht so einfach.

Liebe Grüße

Andrea

 

Hallo, Andrea, danke für die Kritik. Der Name, Seitenzahl und Aufgabe stehen nur aus Versehen mit drin. Das war meine erste Geschichte, die ich abgeschickt habe und hatte vergessen obiges zu löschen. Ich heiße eigentlich Sabine und mache eine zweijährige Schreibschule bei einer Akademie mit. Diese Jonas und Ben Geschichte war ein Thema, d.h. man mußte keine Kindergeschichte,Krimi oder Entführung nehmen. Grundlage war lediglich ein Foto eines kleinen blonden Jungen,ca. 6 Jahre alt. Welcher Art die Geschichten der Schüler sind, kann also sehr unterschiedlich sein. Details waren zur Bildbeschreibung gewünscht. Ich könnte die Geschichte aber nochmal bearbeiten und erweitern - bei Gelegenheit. Gruß, Romy

 

Hallo Sabine,


Ich bin auch der Meinung, dass das Thema zu wichtig ist, als dass es je vergessen werden darf. Dennoch gehört schon etwas geistige Reife zu dessen Verarbeitung, aber, nach Deinem Stil zu urteilen, sprichst Du wohl eine ungefähr geeignete Zielgruppe an.

Rein vom Formellen her würde ich viel mehr Absätze einfügen. So liest es sich bestimmt leichter.

Zum Inhalt: Der ist schon ein Kompliment wert, finde ich. Deine Charakterisierung ist einfach klasse (manchmal vielleicht etwas übertrieben - s. T-Shirts), wodurch Du den Leser sehr gut an die Geschichte bindest und du erwirkst eine Art Bekanntschaft zwischen ihm und den Figuren. Auch baust du eine gewisse Spannung auf, bin mir aber nicht sicher, wieviel Wert dies in Hinsicht auf das gewählte Thema ist. Denn es ist etwas zu empfindlich, um ihm richtige Spannung abverlangen zu können, aber na gut.

Was mich hingegen sehr enttäuscht hat war der letzte Satz. Es geht hier erstens um Kindesentführung (1000 x !), und zweitens besteht die beste Freundschaft zwischen den Jungen. Da kann doch Jonas nicht melancholisch den Spielplatz anglotzen und sich wundern, warum dieser so leer und verlassen ist! Ich weiß, was Du meinst, aber das Motiv "Stimmung <-> Weltsicht" ist hier, wenn auch durchaus geeignet, beileibe viel zu lasch und naiv verarbeitet.
Das Ende muss meines Erachtens mehr Emotionalität haben (ich meine nicht Schicksalskitsch!). So wie jetzt ist Jonas am Ende schlicht unglaubwürdig. Ich in seiner Situation hätte eine Heidenangst um meinen Freund.


Es grüßt
FLoH.

 

Hallo Romy und herzlich willkommen. :)

Ich fand Deine Geschichte ebenfalls gelungen. An manchen Stellen wirkt sie etwas langatmig, Kinder werden schnell ungeduldig, und die Charakterisierung der Jungen und ihrer Freundschaft ist extrem ausführlich. Wie floh schon angemerkt hat, die Stelle mit den T-shirts beispielsweise, da könntest Du etwas kürzen, wodurch die Geschichte noch gewinnen würde. Bei letzten Satz muss ich Floh ebenfalls recht geben: das ist eine Kindergeschichte, da hat so ein Satz wenig zu suchen. Davon abgesehen gut und flüssig geschrieben, geschickt gemacht. Ein Ansatzpunkt zum Gespräch.
Du kannst Deine Geschichte noch editieren übrigens, mit dem Bearbeiten-button rechts unten. Ich würde dich bitten, Seitenzahlen ect rauszunehmen, das teilt so. Und vielleicht magst Du ja über ein Kürzung nachdenken.

Schöne Grüße
Anne

 

Hallo, Romy,
Die Geschichte, wie ich sie sehe (teilweise ergänzt, verändert)

Jonas und Ben sind zwei siebenjährige Jungs, die zusammen zur Schule gehen und nachmittags meist zusammen spielen. Sie kennen sich schon sehr lange, schon aus dem Kindergarten. Sie haben sich ein neues Spiel einfallen lassen: das Altersheim im Park neben dem Spielplatz ist eine gegnerische Burg, die sie bewachen, da von dort der ‚Feind’ kommen könnte. Das Haus von Ben (da, wo Ben wohnt) ist die eigene Burg. Der Spielplatz ist ihr Schlachtfeld. Zurzeit müssen sie die Mädchen beschützen, die Jungfrauen ihrer Burg, denn Johanna ist verschwunden. Sie ist wirklich verschwunden, auch die Polizei war schon da und hat viele Fragen gestellt. Es ist also kein Frieden in ihrem Land.

Die gegnerische Burg hat einen Vorposten ausgeschickt, Opa Max. Der sitzt meist auf einer Bank neben dem Spielplatz, aber im Park des Altenheims. Jonas und Ben tauschen manchmal Worte mit Vorposten Opa Max, d.h. er erzählt ihnen Geschichten, die sie richtig dufte finden, aber meist kommt der Ritter Helmut im falschen Moment und fordert den Vorposten Opa Max auf, mit den Kindern nicht zu schwätzen und verjagt Jonas und Ben. Ritter Helmut besitzt einen Porsche, den Traum von Ben, und dann auch noch in rot. Aber der Porsche ist nicht mehr Helmuts Porsche. Der Schwiegersohn von Opa Max hat ihn gekauft (hat Opa Max erzählt). Ritter Helmut hat jetzt einen Audi.

An diesem Tag wartet Jonas auf Ben. Sie wollen ihre Rüstungen verstecken und ihre Burg mit einem guten Versteck ergänzen, damit sie die gegnerische Burg besser beobachten können. In der Ligusterhecke um den Spielplatz herum gibt es viele Möglichkeiten für Verstecke. Aber es gibt auch Dornen und an einem verletzt sich Jonas. Er muss ein paar Tage zu Hause bleiben, darf nicht mehr spielen, damit die Vergiftung durch den Rosendorn abklingen und verheilen kann.

Ben muss nun allein kämpfen. Das ist zwar nicht so schön, aber was ein richtiger Ritter sein will, der lässt sich nicht schrecken.

Und so kämpft Ritter Ben drei Tage. Einsam aber heldenhaft. Allerdings sind die Jungfrauen meist in Begleitung ihrer Anstandsdamen oder persönlichen Beschützer da.

Am dritten Tag sieht er den Porsche in der Nebenstraße. Oh, das wird Opa Max freuen, er hat Besuch. Ben wollte aber von Opa Max noch etwas Wichtiges wissen (ob Opa Max seinen Schwie … wie war das noch … mal überreden konnte, dass der mit Ben eine Runde dreht) und geht zur Burg der Alten. Dort erzählt man ihm, dass Opa Max gar nicht im Hause sei sondern mit dem Taxi zum Frisör gefahren. Ob der Schwie.., wie hieß der noch, das wusste? Er geht also zum roten Porsche. Nur um mal zu gucken.

Am vierten Tag ist Jonas wieder gesund und kann zur Schule gehen. Er freut sich auf Ben. Doch Ben ist nicht da. Dafür steht ein Polizist in der Klasse und stellt Fragen. Bens Mutter hat bei Jonas’ Mutter angerufen, ob Ben denn bei Jonas wäre. War er aber nicht. Jonas Mutter hat nichts gesagt, um Jonas nicht zu beunruhigen, und so wusste Jonas noch nicht, dass Ben verschwunden war. Man sucht nach einem roten Auto. Und Jonas sagt, was er weiß, auch über den Schw… - wie war das noch? - … von Opa Max.

Die Polizei bringt Jonas zu seiner Mutter, anschließend fahren sie zu Jonas nach Hause. Denn alles, was Jonas erzählen konnte, war wichtig.

Was wird aus Ben? Jonas weiß es nicht, er fragt nur immer wieder nach ihm.

Die Polizei findet den roten Porsche, die Polizei findet den Schwie …. gersohn von Opa Max. Sie findet aber Ben nicht und auch nicht Johanna. Kein Zeichen von den beiden. Auch keine Zeichen beim Schwiegersohn, keine Zeichen im Porsche.

Erst nach zwei Wochen intensiver Suche findet man Ben. Johanna noch eine Woche später. In verschiedenen Wäldern, viele Kilometer entfernt. Sie sind beide tot.

-----------------------------------------------------------------------

Zwei wesentliche Dinge habe ich ergänzt: einmal den zeitlichen Ablauf, in dem Ben drei tage lang allein spielt und erst dann verschwindet, und zweitens den Abschluss. Nicht weil zu dieser Geschichte ein Schluss gehört, sondern weil es eben keinen richtigen Schluss hier gibt, aber das unmenschliche Ende der beiden ausgesprochen werden muss. Ich habe weg gelassen die Probleme des täglichen Lebens und die Träume von Ben.

Wenn in der Originalgeschichte dieses Ende nicht genannt wird, dann vielleicht auch deshalb, weil es auch sein kann, dass die Kinder einfach wieder da sind nach einiger Zeit und die Welt wieder in Ordnung ist. Sie ist es aber nicht. Ich bin in dieser Hinsicht leider von dem Fall, der jetzt in Aachen verhandelt wurde, geprägt, auch aus persönlichen Gründen. Es sind sicher viele Schlüsse denkbar. Aber wenn wir ein Geschichte schreiben wollen, die dem Leser unter die Haut geht und ihn anregt, mit Kindern dieses Thema, dieses Problem so zu durchleuchten, dass die Kinder rechtzeitig den Weg nach Hause finden, rechtzeitig NEIN zu sich selbst sagen und ihre angeborene Neugier bezähmen, dann müssen wir eine Geschichte schreiben, die Erfindung enthält, böse Konsequenzen und einen Weg, sich mit dem Umfeld der Kinder rechtzeitig und intensiv zu beschäftigen. Keine Lösung anbieten, aber das Nachdenken und den Willen anregen, zu vermeiden, was vermeidbar ist.

Lohnt es sich, diese Geschichte zu erzählen? Ich meine ja.

So weit meine Anmerkungen zum Inhalt.

Nun zur Form.
Kurzgeschichten haben Form zu haben. Auch Kurzgeschichten für Kinder? Ich denke ja. Zumindest ist dieser formale Rahmen ein Gerüst, in dem wir uns bewegen können. Ich denke, in deiner Akademie wirst du etwas über diesen Rahmen erfahren.

Dann zu den Erzählzeiten. Du springst aus der Vergangenheit in die Gegenwart und bleibst dann da. Warum? Dann erzähle alles in EINER Zeit, das ist zunächst einfacher.

Eine Regel zu Kurzgeschichten besagt, alles in Handlung aufzulösen. Durch die Handlung ist zu beschreiben, wie die Akteure sind und was sie tun. Am besten durch viele Dialoge. In diesen ist dann die Handlung enthalten, getrieben und verdichtet.
Du hast viel beschrieben und, - Wie heißt das so schön? – narrativ zusammenge-fasst.

Auf Einzelheiten möchte ich jetzt nicht weiter eingehen, denn derer sind es viele.

Ich muss zugeben, dass mich die Geschichte reizt, sie neu zu schreiben. Aber es ist deine Geschichte. Wenn du möchtest, könnten wir beide die Geschichte noch einmal schreiben bzw. ändern und uns gegenseitig das Ergebnis zusenden. Vielleicht können wir am Ende eine gemeinsame Geschichte daraus machen, die du dann veröffentlichen kannst. Was hältst du davon?

Viel Glück, viel Erfolg
Peter

 

Hallo, Peter, ich weiß gar nicht, wieso ich erst heute Deinen Brief zum Thema "Jonas und Ben" gelesen habe. Irgendwie ist er mir durchgerutscht. Also, nun trotzdem ein verspätetes Dankeschön. Zunächst will ich bei Gelegenheit die Geschichte von Form- und anderen Fehlern bereinigen und dann an eine Fortsetzung denken. Ich habe meinen Enkelkindern(beide 8 Jahre alt) die Geschichte vorgelesen. Sie fragten, wie es nun weiter geht. Es könnte vielleicht im Falle Bens auch einen guten Ausgang geben. Schreib mir bitte wieder Deine Meinung. Gruß Romy.

 

Liebe Sabine,

auch ich finde, dass Du Dich mit dieser Geschichte an ein Thema gewagt hast, das schwierig und zugleich sehr wichtig ist.

Im Gegensatz zu Peter würde ich das Ende offen lassen und nicht vom Tod der beiden Kinder berichten und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich 6-8jährigen Kindern, die ja wohl die Adressaten Deiner Geschichte sind, keine Angst machen möchte. Sensible Kinder könnten durch einen so drastischen Schluss soviel Angst bekommen, dass sie zum Beispiel nicht mehr draußen spielen möchten und das hielte ich für den völlig falschen Weg.

Ich würde als Lösung die Möglichkeit, dass Johanna und Ben noch gefunden werden, gerettet werden, wirklich vorziehen. Man könnte dann mit den Kindern sprechen und von den Ängsten der Eltern erzählen und ihnen so nahebringen, dass sie niemals einfach so mit Fremden mitgehen, sondern immer erst zu Hause Bescheid sagen sollten.

Auf jeden Fall scheint mir Deine Geschichte eine Kindergeschichte zu sein, die Kinder nicht allein lesen sollten, die darauf angelegt ist, dass Eltern sie gemeinsam mit den Kindern lesen.

Du erzählst sehr schön. Mir gefiel, wie das Spiel der beiden Jungen langsam vor meinen Augen entstand und Opa Max und das Altenheim in das Ritterspiel mit einbezogen wurde. Allerdings gebe ich Anne recht, dass es besser wäre in diesem Teil etwas zu kürzen, denn so streifst Du sehr viele Themen (Berufstätigkeit der Eltern von Jonas, Streit der Eltern von Ben, etc), die alle verdient hätten weitergeführt zu werden und die den Leser alle interessieren. Ein kleines bisschen verzettelst Du Dich da.

Ganz liebe Grüße
Barbara

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom