Joker, Zwerg und Manyon
Der Joker, der Zwerg und Manyon
Eines Tages fragte sich der Tischler Manyon, ob er vielleicht einen Gehilfen gebrauchen könnte. Der Tischler war ein fleißiger Mann, gewiß, doch um alle Aufträge zu erfüllen, musste er eine weitere Hilfskraft engagieren, eine Hilfskraft die ihm bei der teilweise anstrengenden Arbeit zu Hand gehen könnte. So gab er eine Anzeige im „Schlössischem Kreisanzeiger“ auf und wartete auf die Reaktionen.
Schon bald erhielt er eine erste Antwort auf seine Anfrage. Ein gewisser Joker wolle sich bei ihm um den Posten bewerben. Der Tischler Manyon freute sich, denn es kamen immer mehr Aufträge für ihn. So empfing er den Joker bei sich in der Werkstatt. Manyon fand, dass er noch nie einen solchen komischen Kauz in seinem Leben gesehen hatte. Der Joker war ein Mann unschätzbaren Alters mit einer langen, weißen Hose und einer blauen Jacke. Auf dem Kopf hatte er einen albernen Hut mit einer schwarzen Feder. Der Joker hatte aber ein freundliches Gesicht und ein sympathisches Auftreten. Trotzdem hatte Manyon wegen Jokers Aussehen ein paar Bedenken. Schließlich war der Joker etwas völlig Neues für den Tischler aus dem Schloßdorf.
Manyon beschloß Joker zu prüfen. Nach der Begrüßung forderte er den Joker auf seine Tischlerfähigkeiten zu zeigen. Er dachte, dass Joker vielleicht die Aufgabe nicht bewältigen könne-so dachte er heimlich an ein Versagen seines seltsamen Gastes. Dennoch musste er sich vom Gegenteil überzeugen, da der Joker alles richtig machte und nicht einen einzigen Fehler beging. Manyon bereute immer mehr, dass er ihn eingeladen hatte, denn sein Unbehagen gegen den Fremdling wuchs und wuchs. Was sollen meine Freunde denken? Meine lieben Angehörigen? Mitglieder im Tischlerverein Schloßdorf? Nein, ich darf diesen seltsamen Menschen nicht in mein Haus lassen. Es wäre falsch und gegen die Bestimmungen des Tischlerhandwerks, ich habe eine Idee, ich habe doch einen Neffen, wieso kann er nicht mein Gehilfe werden, wieso hab ich nicht an ihn gedacht? Wahrscheinlich weil mich dieser Mann da aus der Fassung brachte, ja genau, das wird es wohl sein, denn ich kann genau sagen was richtig oder falsch ist, und außerdem hat er doch ein paar Fehler begangen muss man sagen, er vergaß , dass man den Hobel um 10 Grad mehr neigt, ja, dies hatte er vergessen.
Manyon überlegte dies während der Joker mit freudigen Augen auf ihn wartete. Der Tischler ging nun zum Joker und sagte zu ihm : „Lieber Joker, ich weiß genau wie Sie sich angestrengt und bemüht haben um den Arbeitsplatz zu kriegen. Aber leider muss ich Ihnen mitteilen, dass mein Neffe eine bessere Leistung als sie gebracht hatte, von daher bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zu ermuntern eine andere Stelle zu finden.“
Der Joker sah ihn nun mit feuchten Augen an und fing an zu weinen. Er hatte nicht den Mut um nach Details zu fragen, er wendete sich einfach nur ab und ging aus der Werkstatt heraus. Der Tischler war froh ihn los zu sein, so machte er sich voller Zuversicht an die Arbeit und beschloß, dass er nach ihr, zu seinem Neffen gehen sollte, um ihm die Stelle anzubieten.
Doch Manyon vergaß, dass noch manch andere Menschen die Zeitung lesen, in der seine Anzeige stand. So wunderte er sich, als jemand an die Tür klopfte. Er erwartete niemanden zu dieser Zeit und auch der Joker war weg, sodass der Tischler höchst verwundert über einen Besuch war. Er eilte zur Tür und machte sie auf.
Zuerst sah der Tischler niemanden. Doch als jemand ihm an sein Bein fasste, sah er nach unten. Manyon erstarrte vor Schreck. Dort unten war ein circa 50 cm hoher Zwerg mit einer überaus häßlichen Visage, langen Fingern und einem langen grauen Bart. Der Tischler blieb verdutzt an der Haustür stehen bis er etwas von dem Gnom hörte. „Sehr geehrter Herr Manyon, wie ich vom Wirt Mmud hörte, suchen Sie noch einen Gehilfen. Er steht vor Ihnen.“ Der kleine Mann winkte und lachte freudig. Der Tischler stand immer noch verdutzt an der Schwelle zum widerlichen Zwerg und versuchte die Ruhe zu bewahren. Er atmete tief durch und setzte zum Sprechen an. „Verehrter Herr, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich meine Stelle schon leider vergeben habe. Es tut mir leid, falls ich Sie enttäuschen muss. Aber mein Neffe zeigte ein außerordentliches Geschick im Handwerk, alle anderen Bewerber haben leider keine Chance mehr.“ Und Manyon sagte zu sich selbst: Gut gemacht. Er sah den Zwerg an und wartete auf seine Antwort. „Nun Herr, gerade eben habe ich einen Joker getroffen. Er hat sich auch um diese Stelle beworben, doch auch er musste ihrem Neffen weichen. Auch mich trifft dieses Schicksal. So sagen sie mir, wo kann ich diesen bewundernswerten Handwerker finden? Ich will nämlich noch viel lernen. Sagen sie es bitte guter Mann.“
Manyon überlegte. Sollte er dem Zwerg wirklich sagen wo der Neffe wohnt? Dann könnte ich ihn loswerden...ja, eine gute Idee. Das mach ich. Mein Neffe ist ein guter Mann und ich bin es auch. „Lieber Herr, mein Neffe Lötlep wohnt in der Netioid-Allee, Haus 23. Ich hoffe, dass er ihnen weiterhelfen kann. Nun entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu arbeiten.“ „Vielen Dank Herr Manyon, danke für ihre kostbare Zeit die sie mir geopfert haben. Ich danke Sie vielmals. Auf Wiedersehen Herr Manyon, und einen schönen Tag noch.“ Der Zwerg ging nun vom Haus weg und verschwand. Manyon war froh, dass er nun weg war. Der Tischler lachte und schloß die Tür. Nun, so dachte er, bleibe ich von weiteren Bewerbern hoffentlich verschont. Dann kann ich jetzt weiter arbeiten. Der Tischler ging in seine Werkstatt und setzte sein Werken fort.
Am nächsten Tag besuchte der Tischler seinen Neffen Lötlep. Er war gespannt, ob der Zwerg ihn besuchen gegangen ist oder nicht. Manyon war schon in der Straße Lötleps, da traf er den Joker vom letzten Tag wieder. Er erinnerte sich an die weinerliche Reaktion des merkwürdigen Mannes und versuchte freundlich zu wirken.
„Herr Joker, wie geht es Ihnen? Hoffentlich habe ich sie gestern nicht verletzt. Wissen sie, ich gehe meinen Neffen besuchen. Da ich gestern noch einen anderen Bewerber empfing, schickte ich ihn zu meinem Neffen, denn dieser könnte eine hervorragende Inspiration für denjenigen sein. Was ist mit Ihnen? Wollen sie mit zu Herr Lötlep kommen? Ich bin sicher, er kann....“ Manyon brachte den Satz nicht zu Ende. Er sah vor seinen Augen, dass der Joker ein Messer in der Hand hielt und ihn mit funkelnden Augen ansah. Er sprach mit einer zittrigen Stimme: „Seien sie ruhig Manyon. Sie haben Glück, dass sie Arbeit haben und dass sie Freunde haben und dass sie alles haben. Ich dagegen habe nur meine Handwerkskunst, aber das haben sie nicht erkannt. Sie sind ein böser Mensch Manyon. In Wirklichkeit haben sie doch keinen Neffen. Es ist alles erfunden. Sie wollten mich dich nur schnell loswerden, weil ich anders bin als die anderen. Und jetzt...jetzt sollen sie mal erfahren was es heißt Schmerzen zu ertragen und Qualen zu erleiden.“ Der Joker lachte hysterisch. „Jetzt ist die Zeit gekommen. Wie der Schloßherr zu einem seiner Diener sagte: Mein wird die Rache sein.“
Manyon schrie laut auf: „Sie Unwissender! Ich habe einen Neffen, er wohnt gleich hier, schauen sie doch. Gehen sie nur ein Stück weiter. Das Haus Nummer Dreiundzwanzig, es hat ein blaues Dach und einen lieblichen Garten. Bitte, sie können mich auch nachher töten, im Falle dass ich die Unwahrheit sage. Sehen sie sich doch an....Zorn und Wut bestimmen ihr Handeln. Prüfen sie das Wort eines ehrbaren Bürgers und beurteilen sie dann mich.“
Der Joker stand weinerlich da und senkte das Messer. Er weinte nun und senkte das Messer. „Gehen wir. Ich hoffe aber für mich, dass Sie Unrecht haben.“
So gingen sie zu Herr Lötpel. Als Manyon dachte sie wären angekommen, waren plötzlich Schreie zu hören. Der Nachbar seines Neffen, Herr Ulbrat eilte zu ihm herbei, den Joker eines Blickes nicht würdigend.
„Meister Tischler, ihr Neffe, ein Unglück ist geschehen. Jemand hat ihm einen Dolch in den Rücken gestoßen. Seine Leiche wurde abgeholt....ein schreckliches Unglück. Herzliches Beileid Manyon. Ich...“
„Lüge!Alles Lüge sie Schuft! Es gibt keinen Neffen! Es ist alles nur ihre Erfindung! Ich weiß es, sie haben mich belogen.“ Joker kreischte aus der ganzen Kehle. Doch der aufmerksame Herr Ulbrat bemerkte einen Wahnsinnigen neben Manyon und schlug ihm das Messer aus der Hand. Danach trat er den Joker in die Kniekehle und schlug ihm ins Gesicht. Der Joker fiel hin und Herr Manyon wischte sich den Schweiß weg. Er bedankte sich bei Ulbrat und verschwand ohne ein Wort.
Fünf Tage nach dem Vorfall erschütterte ein weiteres Verbrechen das Schloßdorf. Herr Ulbrat fand seinen Freund Manyon in seinem Garten vor. Er lag auf dem Bauch. In seinem Rücken steckte ein Messer. Daneben sah Ulbrat einen Zeitungsausschnitt. Er bückte sich und las ihn aufmerksam durch.
TISCHLERGEHILFE GESUCHT. MÖGLICHST MIT GRUNDAUSBILDUNG. GUTE BEZAHLUNG. MELDEN BEI: HERR MANYON, ZINLEOTNARSTRASSE 5.