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Joe

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26.09.2002
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Joe

„Angel, komm her! Na los, komm schon!“ Angel ging langsam auf Joe zu. Sie war im Gold-Kurs und eine begnadete Tänzerin. Ihr langes, blondes Haar trug sie meistens offen, und so kam sie zu ihrem Spitznamen „Angel“. Joe war ihr Tanzpartner und er vergötterte sie gerade zu. Es war wie jeden Samstag Tanzparty aller Kurse der ganzen Schule und gerade spielte der DJ einen herrlichen Samba und den wollte sich Joe nicht entgehen lassen. Er hielt Angel die Hand hin und stolz führte er sie zu einer Stelle im Tanzsaal, die noch nicht ganz so voll war. Sie stellten sich auf und fingen an zu tanzen. Joe genoss jede Sekunde mit Angel und schloss kurz die Augen. Er roch ihr blumiges Parfüm und fühlte bei der Drehung die weichen, langen Haare an seiner Wange. „Au!“ „Entschuldige, Angel, tut mir Leid... Ich passe jetzt besser auf!“ Joe war ihr auf den Fuß getreten und versuchte sich jetzt mehr auf den Tanz und den Rhythmus zu konzentrieren, als auf Angel. Es fiel ihm schwer, aber er schaffte es. Angel und er tanzten schon seit dem Anfängerkurs zusammen, sie waren gute Freunde. Mehr leider nicht, wie Joe fand. Der Samba war fast zu Ende und Lolo, der Freund von Angel, stand am Rand der Tanzfläche und winkte ihnen zu. Oh nein, der schon wieder, dachte Joe und hielt Angel noch fester im Arm. Sie sah ihn kurz verwundert an, lächelte dann aber und er lächelte zurück. „Danke.“ Das sagte Angel am Ende jedes Tanzes und dabei hatte sie eine so sanfte und gedämpfte Stimme, die Joe liebte. Angel ließ ihn los und ging zu Lolo. Er begrüßte sie mit einem langen Kuss und Joe stand da und sah zu, ganz alleine auf der großen, vollen Tanzfläche. „Hi! Willst du tanzen?“ Jessy, die kleine Schwester von Angel, stand vor Joe und hielt ihm erwartungsvoll die Hand hin. Sie war gerade mal im Fortgeschrittenen-Kurs, tanzte also noch nicht mal ein Jahr und war nicht annähernd so talentiert wie Angel, aber Joe brauchte Ablenkung, also nickte er und versuchte glücklich auszusehen. Der DJ hatte einen schönen Discofox aufgelegt und sie begannen zu tanezn. Natürlich beobachtete Joe die ganze Zeit Angel und Lolo, die sich an die kleine Bar gesetzt hatten und aus einem Glas tranken und sich manchmal küssten. Mal lachte Angel, mal Lolo und mal beide. Wie gerne wäre Joe jetzt bei Angel und würde ihr Haar in seinem Gesicht fühlen und ihr Parfüm riechen. „Du magst sie sehr, oder?“ Jessy redete eigentlich nie während dem Tanzen, denn dafür musste sie sich zu sehr konzentrieren, aber heute machte sie eine Ausnahme. „Was? Wen meinst du?“ Joe spürte, wie er rot wurde. „Du weißt genau wen ich meine. Du schaust Angel die ganze Zeit an. Für wie blöd hälst du mich?!“ Überrascht über Jessy´s Schlagfertigkeit stamelte Joe irgendwas vor sich hin, was er selbst nicht verstand. „Sorry, ich muss mal aufs Klo, Jessy.“ Eine dümmere Ausrede hätte Joe ja auch nicht einfallen können. Er schlängelte sich durch die tanzenden Pärchen. Dann die Treppe in den Keller, wo die Toiletten waren. Joe schaute still in den Spiegel. War er ihr überhaupt gut genug, war er ihr würdig? Missmutig blickte er auf einen Pickel auf der linken Stirnseite. Seine braunen Haare hatte er sich gegelt, doch Lolo war doch eh unschlagbar. Er war der beste Tänzer der ganzen Schule und hatte reiche Eltern, die ihm alles möglich machten und kauften, was er wollte. Joe drehte den Wasserhahn auf und ließ eiskaltes Wasser über seine Hände laufen. Es beruhigte ihn irgendwie und er drehte den Hahn wieder zu, trocknete sich die Hände ab und verließ den Toilettenraum. Langsam ging er die Treppe wieder hoch zu der kleinen Bar über die Tanzfläche. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und sah Angel schon von weitem. Sie war allein. Joe ging auf sie zu und gerade, als er sie auffordern wollte, kam Lolo und fragte sie, ob sie tanzen wollte. Natürlich bejahte sie und sah nur kurz zu Joe rüber und nickte ihm zu. Kaum waren die beiden im Gewühl auf der Tanzfläche verschwunden, kam Jessy angewieselt. Sie war etwas pummelig und hatte mittelblondes Haar und grüne Augen. Ihr Gesicht strahlte, wie immer. „Was willst du schon wieder?“ Joe bestellte sich eine Cola und drehte Jessy den Rücken zu. Sie ging schnell herum und sah ihm in die Augen. „Du bist ihr Tanzpartner, mehr nicht. Für alles andere hat sie schließlich Lolo. Und ich möchte, dass du das endlich kapierst, sonst sag ich ihr, dass du in sie verknallt bist!“ Jessy sah ihn prüfend an. Joe nahm seine Cola entgegen, bezahlte und lachte gekünstelt. „Ich bin verknallt? Ist ja interessant. In wen denn? Etwa deine Schwester? Hahaha, dass ich nicht lache, die ist mit Lolo zusammen und außerdem tanzen wir nur, mehr nicht.“ Ja, mehr nicht..., dachte Joe und versuchte gleichgültig zu schauen. Er trank seine Cola aus und ließ die verblüffte Jessy stehen und ging auf ein Mädchen aud dem Silberkurs zu und forderte sie auf. Er hatte ihren Namen vergessen. „Wie heißt du nochmal? Ich habs vergessen...“ Der DJ wechselte gerade zu einem langsamen Walzer. „Pia. Ich hab noch keinen Spitznamen. Und du bist der Tanzpartner von Angel, oder?“ Sie blickte ihn unschuldig an. „Ja, na und? Ich kann doch auch mal mit jemand anderes tanzen, oder ist das verboten?“ Er erschrak selber über seine agressive Antwort. Pia schüttelte den Kopf. „Ich hab doch nur gefragt. Reg dich doch nicht so auf!“ „Sorry, ist gestern ganz schön spät geworden und hab wenig gepennt.“ Sie tanzten schweigend weiter. Joe sehnte sich nach Angel, nach ihrem Haar und ihrem herrlichen Duft, nach ihrem „Danke“, nach ihrem Lachen und ihren wunderbaren Augen. Der Tanz konnte garnicht schnell genug zu Ende gehen. Auch Pia spürte die Lustlosigkeit von Joe und tat so, als ob sie sich sehr auf den Tanz konzentrierte und nichts anderes warnahm. „Ich...“ Joe brach seinen Satz ab. „Du tanzst echt gut. Hätte ich garnicht gedacht, ehrlich gesagt.“ Leise versuchte Joe sein Verhalten wieder gut zu machen. „Danke.“ Pia blickte ihm in die Augen. Sie suchte nach was, aber Joe wusste nicht wonach. Er bemerkte ihr dunkel gelocktes Haar, was sich weich um ihr Gesicht schmiegte. Joe betrachtete sie weiter und erkannte im schummrigen Licht noch ihren wohlgeformten Mund, der leicht geschminkt war. Sie trug ein kurzes, schwarzes T-Shirt. Es hatte einen U-Bootausschnitt, der sehr schön ihr zartes Decolté betonte. Ihre ausgewaschene Jeans passte sich perfekt ihrer Figur an und sah echt gut zu ihrem Shirt aus. Der Tanz war zu Ende und Pia lächelte ihn an. „Du tanzst auch nicht schlecht.“ Sie nahm ihre Hand von seiner Schulter. Der DJ legte einen Blues auf, dämpfte das Licht und betätigte die Nebelmaschine. Ihre Füße verschwanden im Nebel. „Willst du nochmal tanzen?“ Pia nickte leicht. Diesmal blickten sie sich in die Augen. Und diesmal sehnte Joe sich nicht nach Angel und wünschte sich, dass dieser Tanz niemals enden würde.

 

Liebe Mary-Lou,

das ist jetzt die zweite Geschichte, die ich von dir gelesen habe. Ich war wegen der Geschichte "Er" etwas neugierig geworden, was du sonst noch so schreibst.

Deine Geschichte ist gut flüssig geschrieben, ein paar Grammatikfehler bzw. Tippfehler stecken noch drin und zwar mehr im zweiten Teil, aber damit will ich dir jetzt nicht die Laune verderben, lies einfach nochmals in Ruhe Korrektur.

Was mir gefallen hat, ist, dass du in deiner Geschichte eine Art Spannungsbogen erzeugt hast und du in der Kürze des Textes auch deine Figuren kurz und gut vorstellbar umrissen hast. Innerhalb des Textes entstehen nirgendwo Längen, sie läuft schlichtweg rund.
Also schreiben kannste!!!!:thumbsup:

Was mir fehlt ist letztendlich dasselbe wie in deiner anderen Geschichte. Es fehlt an einem wirklich spannenden oder fesselnden Thema. Es mag sicherlich für eine bestimmte jugendliche Lebensphase von höchstem Interesse sein, wer wen bekommt und wie das abläuft.
Aber wirklich interessant, wenn du dir schon solche Themen erwählst, ist eigentlich nicht so sehr die äußere Erscheinungsform, sondern, das, was sich drinnen in den Köpfen der Protagonisten abspielt.
Ihre Gedanken, und vor allen Dingen ihre Gefühle, diesen Widerstreit könntest du darstellen und schon wäre dasselbe Thema anders umgesetzt, auch spannender.
In deiner Geschichte werden auch Gedanken deines Protagonisten dargestellt, nur das sind alles Gedanken, die jeder wohl schon mal in seinem Leben hatte. Du beschreibst hier nur das, was jeder kennt.


Ich hoffe, du verstehst ein wenig, was ich meine. Ich habe den Eindruck, du verschwendest dein Talent an im Prinzip eher schlichte bis sogar langweilige Themen oder besser gesagt, du holst aus deinen gewählten Themen nicht genügend Spannendes heraus.
Ich weiß, so eine Kritik ist schnell geschrieben und leicht daher gesagt, besser machen aber verdammt schwierig und ich hoffe, ich habe dir hiermit auch nicht all deinen Mut genommen, es weiterübend zu probieren. Dafür ist kurzgeschichten.de auch da, nämlich dass man übt und erprobt. Viel GLück , nur Mut.

Lieben Gruß
Lakita

 

Danke für das Kompliment! Ich verliere nicht den Mut, im Gegenteil, ich werde wahrscheinlich gleich eine neue Geschichte anfangen und versuchen, deine Vorschläge umzusetzten!!! Ich danke dir für deine liebe und aufschlussreiche Kritik und schäme mich auch ganz doll für meine echt dummen und überflüssigen Fehler, ciao, Mary-Lou!

 

Hey, hey,

geh mal nicht zu hart mit dir ins Gericht. Von Fehlern (bis auf die grammatikalischen vielleicht) hab ich hier nicht geschrieben, sondern von dem was fehlt.

Bin gespannt auf deine nächste Story.

Lieben Gruß
Lakita

 

Okay... ehrlich gesagt meinte ich mit Fehlern auch die grammatikalischen und nichts anderes...!!!

*g*, Mary-Lou!

 

hi mary,
also - es ist eine gute, solide geschichte - das gleich vorweg.
sie erhebt auch nicht sonderlich viel anspruch - ausser vielleicht den blick für die nackte realität.
kennst du la boom ?
mich erinnerte deine geschichte stark an diesen film.
da war ein mädel schrecklich und unsterblich in einen jungen verliebt und hatte echte anstrengungen gezeigt, um ihn zu kriegen. der film endete damit, dass sie ihn endlich gekriegt hat, und während die beiden endlich zusammen tanzten, blues natürlich *smile*, sieht die kleine über den schultern von ihrem eroberten jungen einen anderen - und *peng* hatte sie sich "umverliebt" *hehe*.
also, wie deine geschichte - typisch pubertät (waren wir jemals anders??? *huahuahuahua*)
also - solide geschichte mit flüssigem sprachstil!
bye
barde

 

Hi Barde,
ich kenne La Boom nicht, aber ich kann es mir ganz gut vorstellen...!!!
Danke, dass dir meine Geschichte gefallen hat!
Bye, Mary-Lou.

 

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