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Jochen und sein Rochen

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21.11.2016
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Jochen und sein Rochen

Es war der warme Sand unter seinen Füßen, der in Jochen ein beruhigendes Gefühl der Geborgenheit auslöste, während er vor seiner kleinen Hütte am Strand stand und hinaus auf die ruhige See schaute, die am Horizont mit einem klaren, blauen Himmel verschmolz. Wie an jedem Tag bereitete er sein kleines Boot vor, um hinaus auf das Meer zu fahren, welches für ihn wie eine zweite Heimat geworden war. Vor einem Jahr hatte er sein altes Leben hinter sich gelassen und sich diese Hütte gekauft, die nun seinen wenigen Besitz beherbergte. Dies war nicht, wie bei vielen Menschen, ein Ziel für den Ruhestand auf das er sein ganzes Leben lang hinaus gearbeitet hatte. Es war vielmehr eine spontane Entscheidung gewesen, eine Entscheidung die ihm damals alternativlos erschienen war, denn kurz vor seinem spontanen Aufbruch in dieses neue Leben hatte das Schicksal es als lustig empfunden ihm innerhalb eines Monats alle zu nehmen, die er geliebt hatte. Erst seine Mutter, die mit einem Tod an Altersschwäche noch am besten davon gekommen war. Kurz darauf starb seine Tochter an einem Schlaganfall. Sein Sohn wurde das Opfer eines tödlichen Autounfalls und gerade als dieser Monat, den Jochen auch immer nur mit „Der Monat“ titulierte, dabei war zu ende zu gehen, hatte sich seine Frau, getrieben durch die Trauer über den Verlust ihrer Kinder, das Leben genommen. Es war eine unbegreifliche Situation für ihn gewesen, als er plötzlich alleine dagestanden hatte und die Fundamente seines Lebens innerhalb eines Monats zerschmettert worden waren.
Jochen, der immer ein intelligenter und schnell denkender Mensch gewesen war, verlor auch diese Fähigkeiten und stumpfte geistig stark ab. Manche sagten es hätte psychische Gründe, verursacht durch das Trauma, das seinen Ursprung in dem Verlust seiner Familie hatte. Doch die Meisten waren sich sicher es gäbe rein physische Gründe, denn immerhin ist Jochen bei der Beerdigung seiner Frau, da er ziemlich betrunken erschienen war, zu nahe an das offene Grab gegangen und hineingestürzt, wobei er mit dem Kopf zuerst gegen den harten Sargdeckel fiel. Es passierte kurz nach diesem Zwischenfall, dass er seinen Job kündigte und sich dazu entschied von seinem Ersparten hier an dieser Küste zu leben, weit weg von seinem alten Leben, den Erinnerungen und den Gräbern der von ihm geliebten Menschen. Nur hier konnte er für sich sein, alleine mit dem sanften Schaukeln der See. Das Geräusch der rauschenden Wellen, die nach langer Reise ihr Ziel am Strand erreichten und dort brachen, half ihm jede Nacht dabei einzuschlafen. Durch seinen nun eingeschränkten Verstand und die Ruhe schaffte er es auch manchmal, zumindest für kurze Zeiträume, zu vergessen und einfach nur ein Mensch zu sein den keine Vergangenheit plagte und der sich über keine Zukunft Gedanken machte.
Es war eben solch ein Tag, an dem Jochen nun dabei war seine Schuhe wieder anzuziehen und das Boot für eine kleine Ausfahrt vorbereitete. Dabei handelte es sich um ein kleines Boot, in Fachkreisen auch liebevoll als „Nussschale“ bezeichnet, das aber zumindest über ein Segel verfügte. Eben dieses setzte Jochen endlich, kurz nachdem er ein Stück von der Küste gepaddelt war, und sah erfreut, wie der Wind es spannte und weiter nach draußen trug. Etwa einen Kilometer von der Küste entfernt ragte ein großer, mit Bäumen und Buschwerk bewachsener Felsen aus dem Meer und bot damit die einzige Abwechslung in der ansonsten komplett blauen Umgebung. Diesen Felsen nutzte Jochen immer zur Orientierung, denn die Seite des Felsens, die der Küste abgeneigt war, zeigte einige Furchen und Dellen auf, verursacht durch die Wellen die seit Äonen dabei waren ihre Kraft gegen ihn einzusetzen. Aber noch immer stand der Felsen tapfer und erweckte nicht den Anschein, als hätte er jemals vor zu kapitulieren, komme was da wolle. Doch für Jochen gab es noch einen weiteren Grund, warum er die Nähe dieses Felsens immer wieder aufsuchte, denn in seiner Nähe lebte der einzige Freund den Jochen jetzt noch hatte. Es war ein Rochen und ein äußerst kleines Exemplar von ungefähr 70 Zentimeter Spannweite. Anfangs war sich Jochen gar nicht so sicher darüber, ob es immer der selbe Rochen war auf den er an diesem Ort stieß, doch dann bemerkte er, dass der Rochen einen großen, grauen Fleck in Form eines Ambosses auf seinem ansonsten schwarzen Rücken hatte.
„Hallo, mein Freund. Wie geht es dir?“, fragte Jochen als er sah, wie der Rochen das Boot umkreiste.
„Du schon wieder“, hätte der Rochen gesagt, wenn er in der Lage gewesen wäre zu sprechen. „Kannst du fetter Penner mich nicht mal in Ruhe lassen? Du vertreibst mit deinem Lärm ständig meine ganze Beute!“.
Der mit einer guten Auffassungsgabe ausgestattete Leser wird jetzt wohl schon bemerkt haben, dass die Gefühle die beide füreinander hatten von sehr unterschiedlicher Natur waren. Und ein Leser, der sich sehr für Linguistik interessiert, wird wohl zusätzlich etwas Verwunderung über die Wortwahl des Rochen empfinden, weswegen ich mich gezwungen sehe hier kurz zu unterbrechen, um etwas ozeanische Aufklärungsarbeit zu leisten. Tatsächlich gehören Rochen, was die Wortwahl angeht, zu den untersten Klassen der Meeresbewohner und befinden sich ungefähr auf dem sprachlichen Niveau eines Hauptschülers aus Berlin. Noch primitiver sind nur Seepferdchen und Seeteufel. Am schlimmsten ist es jedoch, man mag es kaum glauben, bei den Delfinen. Es ist einfach nicht möglich ein gutes Sprachgefühl zu entwickeln, wenn man dazu gezwungen wird einen großen Teil seines Lebens mit geistig behinderten Kindern zu verbringen. Dagegen gelten Barrakudas, Piranhas und Tunfische als äußerst Eloquent und wohlerzogen, zumindest im sprachlichen Sinne. Doch die waren Meister der Sprache waren schon immer die Hammerhaie. Könnten sie lesen und sprechen, würden sie wahrscheinlich die meiste Zeit unter Wasser Shakespeare zitieren. Dies ist auch der wahre Grund, warum alle anderen Meeresbewohner sie meist so verwundert anstarren. Es liegt nicht, wie viele fälschlicherweise behaupten, an der Form ihres Kopfes. Ein Hammerhai mag vielleicht mit grausamer Präzision seine Beute zerfleischen, aber auch dabei denkt er sich gelegentlich: „Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln“.
Jochen wusste von all diesen Dingen natürlich nichts. Er freute sich einfach über etwas Gesellschaft und einen geduldigen Zuhörer, dem er alles anvertrauen konnte, ohne dafür kritisiert zu werden. Wäre er in der Lage gewesen zu hören, was der Rochen sich alles dachte, hätte er diese Monologe wohl keineswegs als so frei von Kritik an seiner Person aufgefasst. Er redete und redete, lachte und weinte auch manchmal, wenn die Erinnerungen wieder zurückkamen. Der Rochen tollte weiterhin um das Schiff, schwamm seine Kreise und tauchte manchmal drunter durch. Schon seit Monaten verbrachte er jeden Besuch von Jochen damit, dass er Stundenlang nach Schwachstellen im Boot suchte, durch die er es sinken lassen könnte, doch bisher blieben seine Suchen erfolglos. Dabei fluchte er die ganze Zeit.
„Ihr dummen Affen,“ dachte er sich, „ihr habt hier überhaupt nichts verloren. Ihr solltet auf euren widerlichen Bäumen sitzen. Stattdessen fällt ihr sie, baut daraus solche komischen Dinger und begebt euch auf das Wasser. Das ist einfach nicht richtig“.
Hier muss angemerkt werden, dass Rochen zwar keine sprachlich begabten Lebewesen sind, aber dafür umso mehr über Ökosysteme wissen und sehr an der Einhaltung ihrer Grenzen interessiert sind. Eine Bande von angeblich intelligenten Affen, die ihres Verlassen um Fische zu jagen empfinden sie als beleidigend und taktlos.
Auch dieses mal musste der Rochen nach mehreren Stunden mit Bedauern feststellen, dass Jochen das Boot wirklich gut in Stand hielt und so gab er es schließlich auf und verschwand in den Tiefen der See. Jochen war mittlerweile auf dem Boot eingedöst und hatte davon gar nichts mitbekommen. Ein starkes Schaukeln des Boots weckte ihn wieder auf. Müde rieb er sich die Augen und musste dann mit Entsetzen feststellen, dass er im Schlaf weit hinaus auf die See getrieben war und sich nun am Rande eines großen Sturms befand. Mit den Rudern drehte er das Schiff in Richtung Küste und hoffe dort anzukommen, bevor der Sturm ihn einholen würde. Er nutzte seine ganze Kraft und ruderte gegen das schwere Wasser an, doch schnell musste er einsehen, dass er dem Sturm nicht entkommen konnte. Als er nur noch zweihundert Meter von dem Felsen entfernt war, zitterte das Segel im starken Wind und kalter regen Peitschte ihm gegen das Gesicht. Die Wellen wurden stärker und ließen sein kleines Boot, das sich langsam mit Wasser füllte, in alle Richtungen kippen. Sein ganzer Körper schmerzte bereits vor Erschöpfung und Kälte, als er sich wieder an der Stelle befand, an der er zuvor eingeschlafen war. Im Segel bildeten sich mittlerweile kleine Risse, so dass er sich dazu gezwungen sah es zu hissen, wenn auch nur schweren Herzens, denn nun konnte der Wind ihm nicht mehr helfen, er musste weiter rudern. Plötzlich erblickte er in dem unruhigen Wasser, wie der Rochen wieder um sein Boot schwamm.
„Da bist du ja.“ sagte Jochen, erfreut über diesen kleinen Silberstreif an einem ansonsten düsteren Horizont. „Du möchtest mir wohl helfen, was?“
„Das hast du nun davon, du dummer Affe.“ Dachte sich der Rochen. „Du hast hier einfach nichts verloren.“
In dem Moment wurde das Boot plötzlich von einer großen Welle, die von Backbord kam, erfasst und kippte stark zur Seite. Jochen, der noch dabei war das Segel zu befestigen, fiel über Bord, zusammen mit einem der Paddel, das ihm gegen den Kopf schlug. Durch diesen Schlag war Jochen in einem Zustand halber Bewusstlosigkeit. Sein Verstand war noch da, aber sein Körper war taub, er hatte keine Kontrolle mehr über ihn und so sank er langsam in die dunklen Tiefen, während seine Lungen sich füllten.
„Na endlich.“ Dachte sich der Rochen in diesem Moment des Triumphs. „Seit Monaten gehst du mir auf die nerven, aber nun siehst du ja, was du davon hast. Wärst du mal auf deinen ekelhaften Bäumen geblieben!“.
Jochens Gedanken waren viel friedvoller. Er war sich seines bevorstehenden Todes bewusst, doch das störte ihn nicht weiter. Eigentlich hätte es gar nicht besser sein können, denn nun würde er endlich seine Familie wieder sehen und könnte gleichzeitig für immer bei seinem geliebten Rochen sein.

 

Hallo Bultasar ,

das ist jetzt nicht ganz einfach.

Dein Titel

Jochen und sein Rochen

kombiniert mit den Tags Humor und Seltsam hat mich total neugierig gemacht. Der Verlauf der Geschichte hat mich dann eher enttäuscht. Von "Humor" habe ich nicht so viel gespürt und auch insgesamt ist Deine Geschichte etwas unausgegoren.

Sätze wie

Doch die Meisten waren sich sicher es gäbe rein physische Gründe, denn immerhin ist Jochen bei der Beerdigung seiner Frau, da er ziemlich betrunken erschienen war, zu nahe an das offene Grab gegangen und hineingestürzt, wobei er mit dem Kopf zuerst gegen den harten Sargdeckel fiel.

sind nicht nur zu lang, sondern enthalten auch zu viele Informationen. Zudem finde ich den Anfang Deiner Geschichte er tragisch-traurig und überhaupt nicht humoristisch. Da hilft auch der Sturz auf den Sargdeckel nicht drüber weg.

„Du schon wieder“, hätte der Rochen gesagt, wenn er in der Lage gewesen wäre zu sprechen. „Kannst du fetter Penner mich nicht mal in Ruhe lassen?

Das finde ich etwas irritierend formuliert. "Hätte der Rochen gesagt" hört sich für mich so an, als ob der Autor dem Rochen die Worte in den Mund legt, aber es nicht das ist, was der Rochen wirklich denkt. Ich würde daher, wie Du es auch später machst, eher schreiben: "Du schon wieder", denkt der Rochen oder auch ohne Anführungszeichen: Du schon wieder, denkt der Rochen.

Der mit einer guten Auffassungsgabe ausgestattete Leser wird jetzt wohl schon bemerkt haben, dass die Gefühle die beide füreinander hatten von sehr unterschiedlicher Natur waren. Und ein Leser, der sich sehr für Linguistik interessiert, wird wohl zusätzlich etwas Verwunderung über die Wortwahl des Rochen empfinden, weswegen ich mich gezwungen sehe hier kurz zu unterbrechen, um etwas ozeanische Aufklärungsarbeit zu leisten. Tatsächlich gehören Rochen, was die Wortwahl angeht, zu den untersten Klassen der Meeresbewohner und befinden sich ungefähr auf dem sprachlichen Niveau eines Hauptschülers aus Berlin. Noch primitiver sind nur Seepferdchen und Seeteufel.

An dieser Stelle nimmt Deine Geschichte eine seltsame Wende. Du wechselst den Erzählstil und sprichst nun den Leser an. Mir ist dieser Bruch etwas zu krass und er steht in Widerspruch zu der traurigen Geschichte Deines Protagonisten.

„Das hast du nun davon, du dummer Affe.“ Dachte sich der Rochen. „Du hast hier einfach nichts verloren.“

... du dummer Affe", dachte sich der Rochen. Der gleiche Fehler kommt weiter hinten noch einmal.

Durch diesen Schlag war Jochen in einem Zustand halber Bewusstlosigkeit. Sein Verstand war noch da, aber sein Körper war taub, er hatte keine Kontrolle mehr über ihn und so sank er langsam in die dunklen Tiefen, während seine Lungen sich füllten. „Na endlich“, dachte sich der Rochen in diesem Moment des Triumphs. „Seit Monaten gehst du mir auf die Nerven, aber nun siehst du ja, was du davon hast. Wärst du mal auf deinen ekelhaften Bäumen geblieben!“.

Gegen Ende steigt Deine Fehlerquote. Zudem schließt es sich für mich aus, nur noch halb bei Bewusstsein und trotzdem noch bei Verstand zu sein. Das ist noch etwas undurchdacht.

Eigentlich hätte es gar nicht besser sein können, denn nun würde er endlich seine Familie wiedersehen und könnte gleichzeitig für immer bei seinem geliebten Rochen sein.

Und hier geht auch noch der letzte Funken Humor verloren. :sad:

Das hört sich jetzt gebündelt wohl etwas negativ an. Liegt hauptsächlich daran, dass ich wirklich etwas Lustiges erwartet habe. Deine Geschichte verfehlt den Humor. Formulierungen wie

befinden sich ungefähr auf dem sprachlichen Niveau eines Hauptschülers aus Berlin.
finde ich auch eher anmaßend als lustig. Vielleicht gibt es da aber auch den einen oder anderen Leser, der das anders sieht.

Ich denke, Du solltest Deine nächste Geschichte etwas besser durchdenken.

Viele Grüße
Mädy

 

Maedy
Erst mal Danke für deine Mühen! Das Problem mit dem Tags war dieses, dass ich seltsamerweise keins für "Drama" oder dergleichen gesehen hatte. Ehrlich gesagt verwundert mich deine Reaktion aus folgendem Grund. Ich hatte die Geschichte für eine Freundin geschrieben, die Idee und der Titel entsprangen einem Insider, weswegen sie auch so kurz gehalten ist. Dass das "Drama" wirklich dramatisch auf den Leser wirkt hätte ich eigentlich nicht gedacht. Es sollte eher eine Komödie mit einem leicht dramatischen Unterton sein, auf dich wirkte es aber wohl eher wie eine Tragödie mit einem humoristischen Unterton (wobei wir beide wohl einen ganz unterschiedlichen Humor haben, was ja nicht selten vorkommt). Im großen und ganzen sehe ich deine Kritik schon fast als Lob, weil ich nicht erwartet hätte, dass dieses eher einfach geschriebene Dramatische wirklich eine solche Wirkung haben könnte. Es sagt mir also, dass ich anscheinend doch in der lage bin, etwas dramtisch wirkendes zu schreiben, wenn ich es will.
P.s. Du findest den Witz mit den Berliner Hauptschülern anmaßend, aber beschwerst dich nicht über den mit Delfinen und behinderten Kindern? Das wundert mich ehrlich gesagt.

Mit freundlichen Grüßen
Bultasar

 

Hi Bultasar!

Ich erzähl dir mal was witziges:

"Kriege ich eine Tasse Kaffee?"
"Nix da! Sie trinken gefälligst Vanillemilch!"

Nicht komisch? Hm... also ich könnt mich jedes Mal darüber beömmeln. Liegt vielleicht daran,dass es ein Insider ist.
Ich wette,du verstehst,worauf ich hinaus will. Das ist ja schließlich die Natur der "Insider"- dass sie eben nicht öffentlichkeitstauglich sind. Von daher ist es auch fraglich,inwieweit es sinnvoll ist,eine Kritik damit abzutun,dass es sich ja auch um einen einer bestimmten Gruppe vorbehaltenen "Humor" handelt.
Ich denke, Insider gehören wohl eher in private Mails und weniger in ein öffentliches Forum. Denn ich fand die Geschichte jetzt auch nicht sonderlich humorvoll.

EISENMANN

 

Lieber Bultasar,

es tut mir leid: Das ist leider nicht mein Humor. Ich möchte deshalb auch nicht in die Einzelheiten gehen, das wäre müßig. Verschiedene Vorstellungen von Humor lassen sich nicht gegeneinanderstellen und bewerten. Ich kann es daher nur ganz subjektiv ausdrücken: Mich erreicht deine Art von Humor nicht.

Was mich dagegen erreicht hat, sind u.a. ca. 20 fehlende Kommas und ein Sermon (so wirkte diese Stelle auf mich) über die Linguistik (ein anderes Wort für Sprachwissenschaft) von Meeresbewohnern:

Der mit einer guten Auffassungsgabe ausgestattete Leser wird jetzt wohl schon bemerkt haben, dass die GefühleK die beide füreinander hattenK von sehr unterschiedlicher Natur waren. Und ein Leser, der sich sehr für Linguistik interessiert, wird wohl zusätzlich etwas Verwunderung über die Wortwahl des Rochen empfinden, weswegen ich mich gezwungen seheK hier kurz zu unterbrechen, um etwas ozeanische Aufklärungsarbeit zu leisten. Tatsächlich gehören Rochen, was die Wortwahl angeht, zu den untersten Klassen der Meeresbewohner und befinden sich ungefähr auf dem sprachlichen Niveau eines Hauptschülers aus Berlin. Noch primitiver sind nur Seepferdchen und Seeteufel. Am schlimmsten ist es jedoch, man mag es kaum glauben, bei den Delfinen. Es ist einfach nicht möglichK ein gutes Sprachgefühl zu entwickeln, wenn man dazu gezwungen wirdK einen großen Teil seines Lebens mit geistig behinderten Kindern zu verbringen. Dagegen gelten Barrakudas, Piranhas und Tunfische als äußerst Eloquent (eloquent) und wohlerzogen, zumindest im sprachlichen Sinne.

Mir ist völlig unklar, was diese Stelle soll, was sie mit der Beziehung von Jochen zum Rochen (welch ein witziges Wortspiel!) zu tun hat, was in ihr die Berliner Hauptschüler sollen? Auch kann ich nicht nachvollziehen, dass Delfine kein gutes Sprachgefühl entwickeln können, weil sie gezwungen werden, einen großen Teil ihres Lebens mit geistig behinderten Kindern zu verbringen. (Wie gesagt, wir haben eine sehr unterschiedliche Auffassung von Humor.) Und was das Ganze dann mit Sprachwissenschaft zu tun hat, erschließt sich mir erst recht nicht. Erklär's mir.

Noch einige Flüchtigkeiten:

Doch die Meisten (meisten) waren sich sicherK es gäbe rein physische Gründe, denn immerhin ist (wäre) Jochen bei der Beerdigung seiner Frau, da er ziemlich betrunken erschienen war (wäre), zu nahe an das offene Grab gegangen und hineingestürzt,
Du leitest mit dem Konjunktiv II (gäbe) ein, müsstest mMn dann auch mit ihm fortfahren.

zu vergessen und einfach nur ein Mensch zu seinK den keine Vergangenheit plagte und der sich über keine Zukunft Gedanken machte.
Wie macht man das: sich über keine Zukunft (also nichts) Gedanken zu machen?

dass er Stundenlang (stundenlang) nach Schwachstellen im Boot suchte,

Eine Bande von angeblich intelligenten Affen, die ihres Verlassen um Fische zu jagen empfinden sie als beleidigend und taktlos.
???

Auch dieses mal (Mal) musste

Mit den Rudern drehte er das Schiff in Richtung Küste und hoffe (hoffte) dort anzukommen,

zitterte das Segel im starken Wind und kalter regen Peitschte ihm gegen das Gesicht.

„Das hast du nun davon, du dummer Affe.“ Dachte sich der Rochen.
„Das hast du nun davon, du dummer Affe", dachte sich der Rochen.

„Na endlich.“ Dachte sich der Rochen in diesem Moment des Triumphs.
dto.

„Seit Monaten gehst du mir auf die nerven,

Lieber Bultasar, du sagst,

Ich schreibe in meiner Freizeit Kurzgeschichten und Romane, und bin immer auf der Suche nach Lesern und Kritikern.

Keine Sorge, die findest du hier. Und deshalb begrüße ich dich bei den Wortkriegern. Allerdings ist Kritik nicht immer leicht zu ertragen. Und die Kritiker müssen auch nicht immer Recht haben. Aber um sich zu verbessern, sollte man das, was sie zu sagen haben, auf sich wirken lassen und abwägen, ob nicht vielleicht doch etwas daran ist. Nur das Lob aus allem zu filtern, bringt dich nicht weiter.

Ich hatte die Geschichte für eine Freundin geschrieben, die Idee und der Titel entsprangen einem Insider, weswegen sie auch so kurz gehalten ist.

Das allerdings müsstest du mir (vermutlich auch Eisenmann) wirklich genauer erklären: ‚entsprangen einem Insider’ ??? Und auch, warum Idee und Titel deshalb so kurz gehalten sind, will sich mir nicht erschließen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Lieber Bultasar,
auch ich hatte meine Schwierigkeiten mit der Geschichte, was in erster Linie daran lag, dass die Abstecher in die Vergangenheit und die Meeresbiologie meiner Meinung nach den Erzählfluss hemmen. Mir würde ein Satz über die Vergangenheit reichen, ich finde es für den Verlauf der Geschichte nicht wichtig zu wissen, wer woran gestorben ist. Auch die Szene mit dem Sarg ist mir etwas zu ausgelutscht, sorry. Aber sie wurde schon in in so vielen Filmen als Gag eingesetzt und wirkt hier eher wie Effekthascherei auf mich. Ich hätte es spannender gefunden, wenn Du Dich stattdessen mehr auf das Verhältnis zwischen Jochen und dem Rochen konzentriert hättest, denn das schien mir nur angerissen zu sein. Auch den Kampf gegen den Sturm und Jochens Tod hättest Du dramatischer gestalten können. Ich erfahre kaum etwas über Jochens Gefühle in der Situation und kann mich von daher schwer mit ihm identifizieren. Sein Tod löst deshalb nichts in mir aus, außer dass ich dachte: Das ging jetzt aber schnell zuende.
Auch hast Du ein paar sehr umständliche Formulierungen drin, wie: "...Es passierte kurz nach diesem Zwischenfall, dass..." oder: "...An dem Jochen nun dabei war, seine Schuhe anzuziehen..."
Das könntest Du kürzer und knackiger formulieren, dann würde die Geschichte an Fahrt aufnehmen. So kommt es mir insgesamt so vor, als wird mir hier eine Geschichte erzählt, bei der man sich, statt zum Punkt zu kommen, in Nebensächlichkeiten verliert. Dabei finde ich die Idee eines "Dialogs" zwischen Jochen und dem Rochen gar nicht schlecht, zumal der Rochen Jochen ja nicht mag, aber das hätte für mich mehr ausgebaut werden müssen.
Gruß, Chai

 

Hallo Bultasar!

In deinem anderen Text hast du die Fehler größtenteils berichtigt. Ich vertraue darauf, dass du auch hier noch einmal Hand anlegst, und verschiebe diese Geschichte nicht ins Korrektur-Center.

Missverständnis scheint dein Thema zu sein. Aber irgendwie komme ich bei dieser Geschichte nicht auf das Konzept. Hammerhaie sind Shakespeare-Fans, Delphine scheitern am Bildungssystem, da habe ich eine milde Vermutung, was die Story mir sagen will. Aber warum sind Seeteufel primitiv? Das verstehe ich nicht.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Bultasar ,

nun "Drama" finde ich vielleicht auch etwas übertrieben. Ich fand den Anfang einfach eher tragisch als lustig. Im Film gibt es ja dieses eigenartig Mischgenre der Dramödie. Unter Umständen ist es das, was Dir eigentlich bei diesem Text vorschwebte.

Dass Du eine Geschichte für eine Person geschrieben hast, finde ich nicht tragisch. Das habe ich mit meinen Pierwürmern auch gemacht. Allerdings, da hat Eisenmann recht, muss natürlich auch das nicht eingeweihte Publikum die Geschichte nachvollziehen können.

Unser Humor scheint nicht viele Überschneidungen zu haben. Ich habe deshalb die Hauptschüler als Beispiel genannt. Humor ist auch Geschmacksache.

Viele Grüße
Mädy

 

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