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Joachim Berke
Über den Wolken
Franz hing im April 84 im Flieger LH 025 von Düsseldorf nach Muc wieder einmal in der Luft. Mittelprächtige Turbulenzen schütteten Rotwein über sein helles Jackett. Er mußte ja unbedingt Rotwein saufen! Bevor der Vogel in die Luft ging, jagte eine große, unfreundliche Stewardess ihn aus dem selbst gewählten Sitz. Der war vollgekotzt. Die Maid regte sich auf, sie hätte extra die Lehne nach vorn gekippt, aber dann kam der Herr! Natürlich, dachte sie, so ein Doofmann, so ein Kamel, das hätte er sich der Kerl doch denken können! Lehne weggeklappt heißt Kotze auf dem Platz oder so, wo, irgendwie, vielleicht bis auf die Rückwand des vorderen Sessels. Jetzt roch er säuerlich, war auch egal, sein Rotweinfleck sah blutig, eklig aus.
In der Reihe vor Franz blätterte einer im Playboy. Unterhalb der Schamhaare eines blonden Modells entdeckte er ein Muttermal. Schön schwarz leuchtete es aus der Zeitschrift. Echt oder aufgetragen, war hier die Frage.
Die Kiste, der Flieger war bumsvoll. Es war unangenehm eng. Der Service war wie in einem Autobus. Krach machte die alte Karre für zwei. Es stank gewaltig nach Kerosin. Ein Airbus wäre schöner und sicher auch viel besser. Die Luft war alt, verbraucht, mehrmals umgewälzt, furchtbar, es war ein elendes Klima in dieser alten 727-Wiesbaden.
Franz war kaputt, müde, ausgelaugt, zwei Tage Meeting hatte er hinter sich. Schlafen im Hotelbett, quasseln, diskutieren, die halbe Nacht hindurch. Cola, Wasser, zuletzt einen Brandy aus der Zimmerbar, alles saumäßig teuer, die Spesen reichten weder hin noch her. Mit den Gewerkschaftsfritzen hatte er auch wieder Ärger. Blödes Volk, diese Funktionäre, nur weil er seine Schnauze nicht halten konnte. Scheiße.
Vor Franz, der mit dem Playboy, hatte jetzt eine Brünette aufgeschlagen, auch nicht schlecht, Haare bis zum Knie, hm, die Brüste spitzten durch, nicht durch eine Bluse, nee, nee, nur durch den roten, natürlichen Schleier der Strähnen.
Anschnallen bitte, ach ja, schon wieder, gleich werden sie da sein. Sie näherten sich dem Airport. Das blöde Hotel hier, Franz fiel der Name nicht ein. Irgendwo mußte er den Wisch, diesen Gutschein haben, auf die Müllerin war doch immer Verlaß, tüchtiges Mädchen, seine Sekretärin, wenn sie sich nur nicht so anmalen würde!
Na bitte, sie waren soeben gelandet!
Franz wollte gleich zur Toilette gehen, Jacke säubern, schöne Schweinerei, also erst zum Klo, dann zur Taxe.
"Wir wünschen Ihnen noch einen sehr schönen Abend in München!"
Bitte schön, ......Danke!