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Jim´s Mission

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10.08.2003
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Jim´s Mission

Jim ging an diesem Tag ganz normal auf seinen Bus. Ganz normal wäre wohl gelogen, angesichts seiner Waffe die er sicher in seinem Ranzen verstaut hatte. Es war schon praktisch, wenn der eigene Vater im Besitz eines Waffenschranks war. Ihm zum Beispiel kam es zugute, weil er nun endlich für Gerechtigkeit sorgen könnte.
Erst, so hatte er es sich überlegt, würde seine verhasste Mathelehrerin daran glauben müssen. Immer wieder hatte sie ihn vor der gesamten Klasse gedemütigt. Aber Jim war davon überzeugt, dass sie ihn hasste. An der Boshaftigkeit der hießigen Lehrkräfte war nichts zu rütteln. So lief er heute zur Abwechslung, mit einer scheinbar zufriedenen Miene zum Bus. Keiner hätte in diesem Moment wohl erraten, was in seinem Kopf zu wirklich vorging. Er dachte daran, wie seine Idole es vorgemacht hatten, wie sie es geschafft hatten ihre tollkühnen Pläne in die Tat umzusetzen und berühmt zu werden.
Bücher wird man über ihn schreiben. Was ihn dazu gebracht hat. Warum es ausgerechnet dieser Tag gewesen sei und noch vieles mehr. Es hatte ihn schon immer fasziniert, was für eine Ehre einem bei einer solchen Tat zuteil wurde. Die Motive aber waren so einfach, wie unergründlich. Er hatte den heutigen Tag ausgewählt, weil er es einfach nicht mehr abwarten konnte, es den anderen zu zeigen.
Warum wollte er es ihnen überhaupt zeigen? Er wusste es nicht. Er wusste nur eines: Schon immer war er der Außenseiter gewesen. Noch nie hatte er irgendwelche Freunde gehabt. Nie hatte sich jemand um ihn gekümmert wenn es ihm schlecht ging. Nie.
Für diese frevelhaften Schandtaten mussten sie nun alle bezahlen. Ob er nun in der ersten oder zweiten Mathestunde anfangen sollte, fragte er sich, als er in den Bus einstieg. Er würde, wie fast jeden Tag keinen Sitzplatz bekommen. Wer seiner nicht existenten Freunde sollte ihm auch besetzen? Aber das machte ihm schon lange nichts mehr aus. Heute war es ihm sogar ganz recht. Er war schon immer der Meinung gewesen, im Stehen besser nachdenken zu können. Er beschloss, sein Werk in der zweiten Mathestunde zu vollbringen. Er nannte sein Vorhaben gerne Werk oder Tat weil er sich absolut im Recht sah. Keiner konnte ihm sagen das er es nicht war. Leider.
Er stieg voller Vorfreude aus dem Bus aus und schlenderte in Richtung Klassenzimmer, wo ihn schon ein paar der coolen Kids entsprechend begrüßten: "Hey Vierauge, alles Senkrecht?" Es war immer die gleiche Begrüßung und jedesmal schienen sie, es für den besten Witz auf Erden zu halten. Es war weniger die Demütigung als vielmehr die Einfallslosigkeit, mit der sie ihn immer wieder beschimpften. Na gut dann trank sein Vater eben. Dann mussten sie eben von Sozialhilfe leben. Ist doch klar, dass man sich da keine coolen Klamotten oder Schuhe leisten konnte. Erst recht, wenn der Vater das wenige Geld auch noch für Waffen ausgab. Wer braucht schon einen Waffenschein, einen Abzug kann Mann auch ohne Waffenschein drücken, pflegte sein Vater immer zu sagen. Sein Vater war schon immer von diesen Dingern fasziniert gewesen. Nichts würde ihn davon abhalten sich noch weitere edle Stücke anzuschaffen.
Sein Vater hatte erst mit Trinken begonnen als seine Mutter auf so tragische Weise verschied. Damals hatter gerade das zarte Alter von vier Lenzen erreicht. Er hatte die Worte des Pfarrers immer noch in den Ohren : Auf tragische Weise verschieden. Es hörte sich so fern von dem an, was wirklich passiert war. Seine Mutter war Tod. War aber nicht jeder Tod tragisch? Nun heute wohl eher nicht. Es störte ihn irgendwie, dass er am großen Tag nochmal an seine Mutter denken musste. Den einzigen Menschen der ihn je wirklich geliebt hatte.
Wenn man es genau nahm, konnte seine Mathelehrerin nichts dafür, dass sein Vater trank und ein Waffenfreak war. Aber das war Jim egal. Wichtig war nur noch, dass er die Schuld heute endlich begleichen wollte. Er hatte die Waffe am Rücken postiert, so dass niemand etwas ahnen würde. Oft hatten sie schon Späße darüber gemacht, wann er es wohl zu Ende bringen würde. Das war im Grunde einfach nur geschmacklos.
Eine Schadenfreude breitete sich in ihm aus, wie er sie noch nie verspürte hatte, wenn er daran dachte, dass sie heute erfahren würden, wie er es "zu Ende bringen" würde.
Nun zog er seine preiswerte(Wortlaut seines Vaters), ihm viel zu kurze Regenjacke aus, nahm seinen kümmerlichen Ranzen und betrat das Klassenzimmer. Er beschloss die erste Mathestunde damit zu verbringen, nicht aufzufallen sondern alles zu beobachten. Ein wenig Angst hatte er natürlich auch.
Ein unbeschreiblicher Hass hatte sich die letzten Monate in ihm ausgebreitet. Ein Hass der ihn den Freitod wählen ließ. Ein Hass, der das Gespött über ihn, selbst nach seinem eigenen Tod nicht ertragen lassen wollte. Er wollte das man ehrfürchtig über ihn sprechen würde, wenn er abgetreten war. Keiner würde sich mehr daran erinnern, wie er nie die Utensilien für den Zeichenunterricht dabei hatte. Keiner würde mehr daran denken, wie er bei der Mathearbeit angefangen hatte zu weinen. Wie eine Heulsuse loszuflennen sagten die anderen immer. Bald würden sie nichts mehr sagen. Dessen war er sich sicher.
Endlich war es soweit. Die Glocke läutete zur ersten Pause. Seiner letzten dachte er plötzlich. Aber er konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Das letzte was er nun vorhatte war die nächste Mathestunde unbeschadet zu überstehen. Eine unheimliche Vorfreude machte sich in ihm breit. Er war von dem Gedanken besessen, es nun allen heimzuzahlen. Sie hatten ihn soweit gebracht. Sie waren an allem schuld. Die Glocke läutete erneut und er wusste was er zu tun hatte. Er würde warten bis sie etwas an die Tafel schrieb und dann das Feuer auf sie eröffnen. Voll freudiger Erwartung, die er sich selbst nicht mehr erklären konnte, wartete er bis sie sich wegdrehte.
Auf einmal war es soweit, sie wollte gerade eine Formel anschreiben, als er mit stoischer Ruhe die Waffe aus dem Ranzen nahm, zielte und feuerte. Laute Schreie füllten das Klassenzimmer. Die Lehrerin stürzte zu Boden. Sichergehen. Er musste sichergehen ob sie noch lebte. Sein ganzes Denken hatte sich auf das hier und jetzt beschränkt. Blutspritzer hatten sich groteskerweise über die bereits angeschrieben Hausaufgabe gelegt. Er blickte sich um und genoss die Furcht der anderen. Endlich hatten sie Respekt vor ihm. Endlich.
Nun stand er vor der Lehrerin. Er stand vor ihr und schaute mit einer traurigen und doch gleichgültigen Miene auf sie herab. Er betätigte den Abzug. Plötzlich fing er an laut zu lachen. Ein lautes schrilles Lachen füllte den mit Angst und Hass gefüllten Raum. Seine Mitschüler hatten sich unter den Tischen verkrochen. Er fühlte sich gut, irgendwie allmächtig, um nicht zu sagen unbesiegbar. Keiner konnte ihm mehr was. Niemand würde es jetzt wagen, sich über ihn lustig zu machen. Nie wieder, würde sich jemand über ihn lustig machen. Er ging Reihe, für Reihe nach hinten zur Clique der Coolen. Jene die sich immer über ihn erhoben und ihn gedemütigt hatten, saßen jetzt unter ihren Tischen und zitterten vor Angst. Mit einem schiefen Lächeln im Gesicht nahm er Maß. Blut spritzte ihm ins Gesicht. Er hatte aufgehört zu lachen. Mit lauter Stimme befahl er : "Der Rest. Zur Tür."
Oft hatte er sich dieses Szenario im Geiste vor Augen geführt. Doch nie hatte er sich ausmalen können was für ein Gefühl es war, sie alle so zu sehen. Von der ursprünglich 25-köpfigen Klasse krochen noch 20Gestalten zur Tür. "Wer es wagt die Klinke zu berühren, wird sterben."
Mit unmenschlicher Ruhe, befahl er zweien die Vorhänge zu schließen. Er hatte nie etwas gegen sie gehabt. Sie konnten nichts dafür. Sie waren schließlich nur mit dem Strom geschwommen. Plötzlich kam ihm einer seiner Lieblingssprüche in den Sinn. Er hätte seine beiden Mitschüler fast das Leben gekostet. -Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom-
Zu ihrem Glück ließ er von diesem Gedanken ab weil er keine Panik verursachen wollte. Er war überrascht wie klar er denken konnte.
Wie er es in einem Film gesehen hatte, waren die Vorhänge nun geschlossen, damit ihn die Scharfschützen nicht erfassen konnten. Richtig stolz war er auf sich und sein Genie. Mit deutlicher Stimme sprach er: "Ihr habt es so gewollt. Ihr habt mich zu dem gemacht was ich heute bin. Ein Amokläufer. Aber ich töte nicht wahllos. Ich sorge für Gerechtigkeit. Das habe ich wie ihr hinter mir seht geschafft. Die Tat ist vollbracht."
Nun kam das beste an seinem Plan. Er würde sie zwingen ihn umzubringen. Er würde keinen Suizid begehen. Nein. Das war das Fantastische an seinem Plan. Er würde in die Geschichte eingehen, weil er einen von ihnen zwingen würde sie umzubringen. Auf diese Idee war er nicht ganz alleine gekommen. Dieses Detail seines Plans fasste er, nachdem er sie hinter seinem Rücken hatte sagen hören: Der zieht sich an als wäre er schon tot. Vielleicht wirds ja bald Zeit.
Das hatte ihm auch den Rest gegeben. Sie hatten nicht mehr darauf geachtet ob er sie überhaupt hört wenn sie über ihn lästern.
Er schritt langsam zu seinem Rucksack und holte eine mit sechs Schuss geladene Pistole heraus. Während er dies tat sprach er mit ruhiger und leiser Stimme:
"Ihr habt mir oft wehgetan. Ihr habt keine Ahnung wie sehr. Durch euch stehe ich nun hier und habe sechs Menschenleben auf dem Gewissen. Einer von euch wird mich auch umbringen."
Er warf die Waffe zu ihnen und sagte: "Entweder werdet ihr mich jetzt umbringen oder ich werde das Feuer auf euch eröffnen. Ihr habt dreißig Sekunden dann werde ich schießen."
Keiner hatte es gewagt ihm zu widersprechen. Keiner hatte es gewagt überhaupt etwas zu sagen. Das gefiel ihm. Es gab ihm so ein Gefühl der Unbesiegbarkeit. Als hätten sie seine Gedanken gelesen hörte er in diesem Moment einen lauten Knall und stürzte zu Boden. Er lag auf dem Boden und sah wie sich eine Lache aus seinem eigenen Blut bildete. Er schloss die Augen mit dem Gedanken: "Ich hätte nicht gedacht, dass sie es so eilig haben."
Schreiend und alle aufgestauten Emotionen loswerdend, rannte die Klasse hinaus. Nur einer blieb zurück.
Er saß da und starrte auf Jim.
Die Pistole noch fest umklammernd, begann auch er zu weinen.

 

Ob da wohl ein wenig eigener Frust ueber den Matheunterricht mitschwingt? Mal ehrlich, wer hat sich nicht schon einmal gewuenscht, endlich von der Qual der Formeln und Zahlen erloest zu werden?

Das Thema ist ernst, keine Frage. Der Protagonist ist von seinen Gefuehlen in die Enge getrieben, weiss keinen Ausweg aus Hohn und Spott, der ihm tagtaeglich entgegen gebracht wird. Ohne Freunde findet er keinen Halt, findet keinen Ausweg aus den schmerzenden Gefuehlen, ausser den einen, finalen.
Schueler wie ihn mag es viele geben, ohne Freunde, ohne vertraute Familie sich selbst ueberlassen. Schmerzlich sind die Erfahrungen, die sie machen muessen, und manche zahlen es mit Schmerzen zurueck; etwa wie in Amerika oder Erfurt.

Das Ende deiner Geschichte hat etwas von SIeben- etwas tragisches, durchaus aber passendes, wie es sich als roter Faden durch selbe zieht. Verletzt werden und verletzen, toeten und getoetet werden, Gewalt erzeugt Gegengewalt: ein Canon der Toetlichen Tragik klingt durch die Zeilen und ist Echo des Weltschmerzes!

Ich moechte die Geschichte jetzt nicht im klassischen Sinne bewerten, denn sie ist zu nah an der Realitaet, als dass man sie in ihre Einzelteile zerfluecken sollte- allerdings fielen mir einige Rechtschreib- und viele Kommatafehler ins Auge. Waere schoen, wenn du sie hinsichtlich dessen nochmals ueberarbeiten wuerdest.
Ansonsten gelungen, wie ich finde.

Mfg Jan

 

Hallo Maniac,

hab mal angefangen, deine Geschichte zu lesen, aber schon nach dem ersten viertel hab ich aufgehört. Es sind einfach zu viele Kommafehler drin, die den Leser zusätzlich zum etwas wirren Stil ins stocken bringen.
Du schreibst da über ein sehr brisantes Thema, und allein aus diesem Grund würde ich die Geschichte gerne lesen. Wäre also schön, wenn Du Dir das Ganze nochmal anschaust. Versteh mich nicht falsch, ich will jetzt nicht nen fehlerfreien Text, aber schau Dir mal den folgenden Satz an:
>Wer seiner nicht existenten, Freunde sollte ihm auch besetzen?<
Selbst bei richtiger Kommasetzung klingt der Satz komisch, finde ich. Man kommt nicht in nen angenehmen Lesefluß.
Klar, ist schon blöd von mir, nen Text zu kritisieren, den ich nichtmal bis zur Hälfte gelesen habe, aber ich glaube, dass Du vielleicht noch mehrere potenzielle Leser "abschrecken" könntest, wenn Du nicht n bisschen was änderst.

Nichts für ungut
Rob

 

"Jims Mission"
Im Deutschen wird das (besitzanzeigende) Genitiv-S nicht mit Apostroph verwendet.

 

Hallo Maniac,

Diese Geschichte ist eindeutig eine deiner besseren Geschichten. Du lässt dir genügend Zeit sie aufzubauen und uns deinen Prot in seiner Verzweiflung aber auch in seiner gestörten Wahrnehmung und in seinem tötendem Größenwahn vorzustellen.
Ich denke, diese Fantasien von Zeitungsartikeln und Büchern kann ein jugendlicher Amokläufer schon haben. Ebenfalls ist es bestimmt typisch, dass er sich von der Welt geknechtet und gedemütigt fühlt und sich nciht der Frage stellt, was er in seinem Leben ändern könnte.
Der Plot als solches ist also ok.
Was mir als Kritikpunkt auffiel ist, dass du sprachlich manchmal leider manchmal etwas zu gestelzt wirkst. Ich bin beileibe kein Freund von Umgangssprache aber

Sein Vater hatte erst mit Trinken begonnen als seine Mutter auf so tragische Weise verschied. Damals hatter gerade das zarte Alter von vier Lenzen erreicht.
wirkt bei einem Schüler, der sich aufmacht, seine Lehrerein und Klassenkameraden zu meucheln doch etwas merkwürdig, fast als würdest du dich über ihn lächerlich machen. An solchen Stellen wäre weniger mehr gewesen.
Gefallen tut mir dein offenes Ende.
Die Rechtschreibung scheinst du schon mal editiert zu haben. Ich habe allerdings jetzt auch nicht nach Fehlern gesucht. also belasse ich es bei denen, die mir ins Auge sprangen. ;)
Nun kam das beste an seinem Plan.
heißt glaube ich das Beste
Von der ursprünglich 25-köpfigen Klasse krochen noch 20Gestalten zur Tür
Da schreibt man die Zahlen immer besser aus.
Stilistisch kannst du noch einmal danach schauen, dass einige Sätze mit dem Wort "Nun" anfangen. Das finde ich persönlich immer etwas langweilig. Vielleicht fällt dir da ja noch was anderes ein.

Lieben Gruß, sim

 

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