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Jill aus Eis

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20.01.2018
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Anmerkungen zum Text

Danke @Maedy fürs Korrekturlesen.

Jill aus Eis

Julvanger liegt am Arsch der Welt, aber das ist es nicht, was Magne stört. Es sind auch nicht die verschneiten Kiefernwälder, die sich überall entlang des Fjords und der Berghänge erstrecken, nicht die Tatsache, dass der Sommer nie länger als sechs Wochen dauert. Magne stören die immergleichen Boote, die über das kristallklare Wasser schippern und zum Fischen auf das Meer hinausfahren, die bekannten Gesichter, wenn er nach der Schule im Bunnpris einkauft. Er hat das Gefühl, etwas zu verpassen, für das er noch gar keinen Namen gefunden hat. Im Sommer macht er seinen Abschluss, dann will er weg.

In jeder Hand einen Becher Kaffee marschiert Magne über den Schulhof, die Knie immer hoch, um durch den Schnee zu kommen. Es ist irgendein Tag im Februar. Der Basketballkorb trägt einen Frostbart. Am Rand des Hofs steht der Hausmeister und schippt fluchend, sein Lehrling steht auf der Leiter und schlägt mit einem Hammer nach den Eiszapfen. Vor Magne erheben sich Beton und Glas. Langsam, um den Kaffee nicht zu verschütten, steigt er die Stufen hoch.
Vor der Tür wartet ein Mädchen aus tiefblauem Glas. Statt Winterkleidung trägt es einen luftigen Sommerpullover mit weiten Ärmeln und eine kastanienbraune Jeans. In der einen Hand hält es einen Regenschirm, in der anderen eine Tasche mit Aufnähern. Magne braucht einen Moment, um zu bemerken, dass das Mädchen nicht aus Glas ist; es ist Eis. Im warmen Licht der Wandlampe schimmert der Körper wie ein Lapislazuli. Das Eis ist so transparent, dass Magne sich anstrengen muss, die Gesichtszüge klar zu erkennen. Sie ist hübsch, stellt er fest. Eine kleine Nase, dünne Lippen. Das Licht fällt ihr auf die schmale Wange, wird gebrochen und strahlt als Regenbogen auf den Boden; ein lebendes Prisma.
„Hi“, sagt das Mädchen. „Ist das der C-Flügel?“
„Ich bin Magne.“ Er streckt die Hand aus.
Sie starrt auf den Kaffee. „Danke, aber ich trinke keinen Kaffee.“
„Ich …“ Magne bricht ab. Er hat den Becher in der Hand ganz vergessen. „Du … magst sicher keinen Kaffee.“
„So kann man es auch sagen.“
Einen Augenblick lang starren sie sich an.
„Du hast keine Augenfarbe“, stellt Magne fest und beißt sich auf die Unterlippe. Warum hat er das gesagt?
„Natürlich“, sagt sie. „Hab ja kein Melanin im Körper.“
„Weil dein Körper vollkommen …“
„Aus Eis ist, ja.“
„Und das ist … normal.“
„Schon immer.“
Magne nickt langsam und schweigt. Schneeflocken legen sich dem Mädchen auf den Eiskopf.
„Wird dein Kaffee nicht kalt?“, fragt sie.
„Äh, klar. C-Flügel“, sagt Magne und deutet mit dem Kopf in Richtung Glastür. „Du bist hier richtig …“
„Jill.“
„Ich hab beide Hände voll, könntest du …“
„Natürlich.“ Sie öffnet ihm die Tür. Magne tritt ins Warme, aber bevor er sie fragen kann, in welche Klasse sie geht, fällt die Tür hinter ihm ins Schloss.

Magne sieht sie beim Essen wieder; sie sitzt allein auf der Terasse, auf einer verschneiten Bank, wo im Sommer Pølser gegrillt werden. Auf dem Tisch steht kein Tablett; sie hat die Knie angewinkelt, Köpfhörer auf, und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Glasscheibe. Dahinter geht es zu wie auf einem Rummelplatz; heute gibt es Fiskekaker.
Als sie vor der Mensa stehen, winkt Magne ihr zu. Jill reagiert nicht. Hooge streckt die Arme zu einem Kreis aus und tut, als hätte ihm jemand einen Basketball hineingeworfen.
„Arschloch“, murmelt Magne und zieht am Türgriff.

„Magne, von allen Mädels, die mit uns nach Julvanger verbannt wurden …“, sagt Hooge, während er seine Kartoffeln mit der Gabel zermantscht, „suchst du dir ausgerechnet sie aus? Ich meine, wie stellst du dir das vor?“
Magne löst den Blick von der Scheibe und zwingt sich, seinen Teller anzustarren. Er zuckt mit den Schultern. Zu seiner Erleichterung hält der Rest des Tisches die eigenen Gespräche für interessanter. Magne pickt nach den Erbsen.
„Keine Ahnung“, sagt er. "War ne Impulsentscheidung." Wenn er darüber nachdenkt, kann er sich selbst nicht erklären, was ihn an Jill so fasziniert. Vielleicht ist es diese Andersartigkeit, denkt er sich.
Hooge legt sein Besteck weg und schaut nach draußen. Er streckt sich. „Sie isst gar nichts.“
„Hab ich auch schon bemerkt.“
„Wovon sie wohl lebt?“
„Von Kaffee auf jeden Fall nicht. Den hat sie ausgeschlagen.“
Hooge legt den Kopf in den Nacken und lacht so laut, dass man ihm sogar vom Nachbartisch Blicke zuwirft. „Du hast ihr nicht wirklich einen Kaffee angeboten? Sie ist aus Eis, Magne. Aus Eis!"
Magne widersteht dem Drang, Jill einen Blick zuzuwerfen; seine Gedanken können das nicht. Warum, grübelt er, hat sie nicht zurückgegrüßt.
„Weißt du, in welcher Klasse sie ist?“, fragt Hooge. Magne schüttelt den Kopf.
„Zwölf“, ruft jemand von der Seite. Ein hageres Mädchen aus der Stufe unter ihm, blonder Zopf, dicke Lippen. Magne kennt sie; Anna, wenn er sich richtig erinnert. „Bei uns.“
„Wie ist sie so?“, fragt Hooge.
„Keine Ahnung. Sie war kurz im Klassenraum und ist dann abgehauen. Länger als ein paar Minuten hält sie es in der Wärme nicht aus.“
„Und dann?“, fragt Magne.
„Dann ist sie nach draußen gegangen und hat auf der Fensterbank mitgeschrieben. Beim Schwimmen war sie gar nicht dabei.“
„Da hast du dir ja was vorgenommen“, sagt Hooge mit gesenkter Stimme und zerkleinert weiter seine Kartoffeln.

„Kann ich mich setzen?“
Jill schaut auf. Heute trägt sie ein weinrotes Top und eine lange Cordhose. Vor ihr steht ein Schachcomputer; weiß auf ihrer Seite, schwarz auf Magnes. Auf seinem Teller liegt irgendetwas mit Lachs. Ganz genau weiß Magne es selbst nicht.
Sie zuckt mit den Schultern. „Klar.“
Magne legt das Tablett neben dem Schachbrett ab, wischt den Schnee von der Bank und nimmt Platz. Mit klammen Fingern zerlegt er den Fisch; Soße tropft ihm auf die Winterjacke.
„Du hast knallrote Ohren“, sagt Jill. „Drinnen ist es warm.“
„Ich weiß."
„Ich komme auch alleine klar, ehrlich."
„Alles gut.“
Er betrachtet das Schachbrett. Jill drückt zwei Knöpfe am Rand, bewegt dann den schwarzen Läufer nach vorne. Sie drückt einen anderen Knopf, bewegt die weiße Dame. Wenn sie eine Figur greift, kann Magne sie blass durch ihre Finger erkennen. Er betrachtet die schwarzen, die am Rand stehen und Zeuge werden, wie Jill ihre verbliebenen Kumpanen aus dem Spiel nimmt. Magne späht in ihren geöffneten Rucksack; Comics und Bücher bis zum Reißverschluss.
„Das ist diskriminierend“, sagt Magne. „Immer auf die Schwarzen.“
Sie schmunzelt. „Meinst du, es wäre gerechter, wenn ich die Farben gewechselt hätte?“
„Vielleicht.“
„Bullshit“, sagt Jill. „Es gibt keinen Unterschied zwischen beiden; gleich viele Figuren, gleiche Typen, gleiche Aufstellung. Keine Figur hat irgendeinen Nachteil wegen ihrer Farbe.“
„Aber weiss fängt immer an.“
Sie hält inne. „Hast Recht. Ist das jetzt rassistisch?“
„Keine Ahnung“, sagt Magne. Er zerteilt seinen Fisch und sieht Jill dabei zu, wie sie Schwarz den Rest gibt. Als nur noch der König übrig ist, fragt er: „Wollen wir eine Runde spielen?“
Jill nimmt die Figuren vom Brett und drückt auf den Aus-Knopf. „Warum nicht.“
„Ich nehme schwarz. Dann hab ich wenigstens die moralische Hoheit.“
Sie lacht. Magne isst zu Ende, dann spielen sie. Jill besiegt ihn in wenigen Zügen. Bis zum Ende der Mittagspause spielen sie vier Partien, die jeweils nicht länger als die erste dauern. Magne stützt den Kopf auf dem Arm und tut, als würde er nachdenken, während er Jill beobachtet. In der Mittagssonne strahlt sie wie ein Diamant. Irgendwann klappt sie den grünen Schirm auf und hält ihn so eng am Körper, dass Magne ihren Oberkörper nicht mehr erkennen kann; nur noch die Cordhose. Wie eine französische Adelige, denkt Magne. Oder zumindest, wie er sich eine vorstellt.
„Krieg ich deine Nummer?“, fragt Magne. „Du hast doch ein …“
„Handy?“
„Genau.“
„Warum sollte ich keins haben?“

Eine Woche lang sitzen sie jede Mittagspause im Schnee und spielen. Jill behauptet, sie hätte noch andere Gesellschaftsspiele, aber von Schach abgesehen, sind sie alle nur für einen Spieler. Sehr schnell merkt Magne, wie begrenzt sie in ihren Möglichkeiten sind. Für Kartenspiele ist der Tisch zu feucht, Monopoly dauert zu lange und bei Würfelpoker bekommt Jill schlechte Laune. Auf seine Nachrichten antwortet sie immer im Laufe der nächsten Stunde; schnell genug, damit es höflich ist, aber zu langsam für echtes Interesse.
Beim sechsten Mal fragt Magne, ob sie am Wochenende zusammen Schlittschuh laufen wollen. Jill zögert einen Moment, dann sagt sie ja.

Mittags kündigt sich Schnee an. Wind streicht um die Wipfel, pustet über den Fjord und in die Straßen von Julvanger; mit sich bringt er dunkle Wolken, schwere, zum Anschlag geladene Schiffe, die sich an den umliegenden Gipfeln und Tannenkronen die Bäuche aufkratzen. Schon schneit es.
Mit dem Rad fährt er hinab zum Hafen. Am Kai liegen zwei verlassene Lagerhallen, der Beton löchrig, die Fenster zerkratzt. Früher wurden hier Fische ausgenommen, aber seit sie im Süden die Lachsfarmen betreiben, sind die Arbeiter verschwunden. Jetzt kommt niemand her, der Schnee liegt unberührt bis unter die Fenster. Es riecht nach Tran und künstlicher Farbe. Eiszapfen hängen wie Fledermäuse kopfüber von den Regenrinnen. Magne kettet das Fahrrad am Geländer an, bricht mit Handschuhen einen der Zapfen ab und stapft durch den Schnee hinter die Lagerhalle. Auf der Rückseite, hinter morschen Paletten und einem rostigen Rollstuhl, ist er ungestört. Er zieht die Handschuhe aus und berührt den Eiszapfen; erst mit der Handfläche, dann mit den Fingern. Mit der anderen Hand zieht er sein Handy hervor, stellt einen Timer und misst, wie lange er das Eis berühren kann. Magnes Hand schließt sich um das Eis. Es ist massiv, aber glatt; die Kälte sticht ihm in die Haut, den Handballen hinab bis in die Finger. Die Kuppen werden taub. Es schmerzt viel mehr, als er es sich vorgestellt hat. Als hätte man ihm mit einem Hammer auf die Hand geschlagen. Bald spürt er seine Finger nicht mehr.
Nach einer Minute und siebenunddreißig Sekunden muss er die Hände wechseln. Magne zieht die Jacke aus. Mit dem flachen Ende des Eiszapfens fährt er über seinen Unterarm, über die Brust, dann übers Schlüsselbein. Er schüttelt sich, nimmt das Eis wieder in die Hand und ballt die Faust. Es fühlt sich an, als umschließe er einen Igel.
Auf einmal ist die Kälte weg. Magne öffnet die Hand; Wasser rinnt ihm durch die Finger.

Sie verabreden sich für halb elf. Obwohl Magne den Weg kennt, verläuft er sich zweimal. Die Schlittschuhe hat er an den Schnürsenkeln verknotet und sich über die Schulter gelegt. Trotz der Kälte schwitzen seine Hände. Immer wieder ertappt er sich dabei, dass er an den Fingernägeln knabbert; jetzt kommt er sich dumm vor, die Handschuhe absichtlich im Schrank gelassen zu haben, also vergräbt er die Fäuste in der Jackentasche. Von der Kälte schmerzt ihm der Kiefer, da, wo der Arzt im Sommer die Weisheitszähne entfernt hat.

Jill wohnt auf der anderen Seite des Fjords. Als er in die Straße biegt, sitzt sie im Schnee und winkt.
„Tut mir leid“, sagte Magne und blickt auf die Uhr. „Hab mich verlaufen.“ Einen Augenblick lang schauen sie sich an; Magne fällt es noch immer schwer, Emotionen aus ihrem Gesicht zu lesen. Die Sonne spiegelt sich im Eis, blendet ihn. Als säße ihr eine Lampe im Gehirn.
Sie lächelt, stellt er fest. Ihm wird warm.
„Komm, lass weg hier“, sagt Jill. „Meine Schwester sitzt am Fenster und glotzt.“ Sie dreht sich zu einem heidelbeerblau getünchtem Haus um und zeigt den Mittelfinger; dann stapft sie davon. Magne betrachtet das Haus: rote Gardinen, Schornstein, verschneite Kunstblumen in den Fenstern.
„Ist deine Schwester … wie du?“, fragt er, als sie in die nächste Straße eingebogen sind.
„Nein.“
„Dachte nur.“
„Ich bin die Einzige in meiner Familie, falls du das wissen willst.“
Magne weiß nicht, was er darauf antworten soll. „Du trägst Schuhe“, stellt er fest.
„Natürlich“, sagt Jill und lacht. „Du nicht?“
„Es ist immer … ich muss mich noch daran gewöhnen, welche Dinge in deinem Leben anders laufen und welche nicht.“
Jill schweigt lange. „Eigentlich alles außer Schuhe.“

Als sie am See ankommen, verschränkt Jill die Arme. Die halbe Schule ist auf dem Eis. In der Ferne reibt Hooge seiner Schwester lachend den Schnee ins Gesicht.
„Ziemlich crowded“, sagt Magne und sieht Jill an; er will nicht, dass sie sich unwohl fühlt. Eigentlich möchte er mit ihr alleine sein. „Wenn es dir zu viele sind, können wir wieder gehen.“
„Ach was“, sagt Jill und streift ihre Schuhe ab. Barfuß macht sie einen Schritt auf den See. Sie grinst Magne an; dann beugt sie sich nach vorne und läuft los, schlüpft zwischen zwei Kindern hindurch, dreht sich, läuft weiter. Magne blickt ihr nach, während er sich die Schlittschuhe anzieht; dann beugt er sich nach vorne, winkelt die Knie an und stößt sich ab. Jill jagt an ihm vorbei und winkt, dann ist sie hinter einer Gruppe Erstklässler verschwunden. Magne will ihr hinterher, bremst ab, um keines der Kinder zu überfahren. Im Schneckentempo umkreist er die Gruppe.
Eine kalte Hand packt ihn an der Schulter; er zuckt zusammen. Jill kommt zum Stehen. „Fühlt sich gut an, wieder auf dem Eis zu sein", sagt sie. „Als Kind war ich jeden Tag in der Schlittschuhhalle.“
„Wegen der Kälte?“
„Um Laufen zu lernen.“ Sie zeigt auf seine Schlittschuhe. „Du hättest es auch gebrauchen können.“
„Noch bin ich nicht hingefallen.“
Sie streckt ihm die Hand hin, zieht sie zurück. „Hast du Handschuhe?“
„Vergessen.“
„Ist das okay für dich?“
„Wegen der Kälte?“
„Auch.“
Magne greift vorsichtig nach ihrer Hand; sie ist hart und steif und verflucht kalt. Es fühlt sich nicht an wie eine Hand, eher wie ein geformter Stein, der zu lange im Fjord lag. Ihre Finger schließen sich; Magnes Herz klopft so laut, dass er Angst hat, es könnte ihm aus der Brust springen und davonhüpfen.
„Sag Bescheid, wenn es nicht mehr geht“, sagt Jill.
„Mach ich“, sagt Magne. Langsam laufen sie los.
Einmal angefangen, hört sie nicht auf zu reden; dass ihre Familie Dänemark für Norwegen verlassen hat, weil Jill hier ein halbwegs normales Leben führen kann. Dass ihre Schwester es leid ist, wenn Entscheidungen immer zu Jills Gunsten getroffen werden. Dass Jill sich manchmal fragt, ob sie mehr Mensch oder Eiszapfen sei; ein schwarzes Zebra mit weißen Streifen oder ein weißes Zebra mit schwarzen Streifen. Dass sie ihre Freunde vermisst.
„Vielleicht ziehen wir nochmal um, Papa sucht gerade nach einem Haus, das auch für mich passt. Dann könnte ich mit unter dem Dach wohnen.“
„Tust du das nicht?“
„Ne. Im Baumhaus.“ Sie sieht ihn an. „Komm, lach schon.“
„Warum sollte ich?“
„Weil … egal.“
Sie umkreisen eine Gruppe Eltern, die Jill unverhohlen anstarren. Sie drückt seine Hand fester. Magne beißt sich auf die Unterlippe.
„Deine Hand zittert“, stellt Jill fest und löst ihren Griff. „Du sollst doch Bescheid sagen, wenn es zu viel wird.“
„Alles bestens.“
„Wirklich?“
„Nur Zahnschmerzen.“

Ihren ersten Kuss haben sie unter einer stillgelegten Eisenbahnbrücke. Hier kommt nur her, wer keinen anderen Ort zum Knutschen hat. Kurze Küsse gehen; bei langen kann es passieren, dass seine Lippen an ihren festfrieren. Wenn Magne mit den Fingern über seine Lippen fährt, sind sie spröde von der Kälte; Jills fühlen sich an wie tiefgefrorene Glasmurmeln. Von Hooge leiht er sich Pulswärmer; die zieht er an, wenn er heimfährt. Seine Eltern sollen nicht sehen, wie blass seine Hände geworden sind. Von Jill erzählt er ihnen nicht; er will nicht, dass sie sich Sorgen machen.
Eigentlich will Magne nach dem Abitur nach Frankreich; arbeiten, Geld verdienen, Französisch lernen. Als er Jill davon erzählt, nickt sie.
„Nach Frankreich würde ich auch gerne“, sagt sie. „Manchmal guck ich mir auf Pinterest Orte und Städte an, wo ich noch nicht war.“ Sie schweigt einen Moment. „Ich würde gerne mal nach Bordeaux. Und Havanna.“
Du kannst mich ja besuchen, möchte Magne sagen, aber er beißt sich auf die Zunge. Seine Zähne schmerzen.

Jills Eltern fahren für ein Wochenende runter nach Trondheim. An der Kasse nach Kondomen zu fragen, ist ihm peinlich, aber als er mit der Packung in der Hosentasche den Laden verlässt, ist Magne seltsam stolz auf sich.
Um sieben Uhr ist er bei Jill. Sie lehnt sich zur Begrüßung über den Gartenzaun und reicht ihm einen Schlüssel. „Für den Keller“, sagt sie. „Meine Schwester hat dir ein Bett mit Decken und einer Heizung aufgebaut.“
Magne nimmt den Schlüssel und steckt ihn zu den Kondomen. Er sagt kein Wort, nickt nur und lächelt.
Mit Jills älterer Schwester Pauline backt er Pizza. Jill ist draußen und schaukelt. Pauline hat kastanienbraune Haare, die sie im Gegensatz zu Jill zum Zopf gebunden hat, lange Wimpern und Sommersprossen. Manchmal ertappt Magne sich dabei, wie er Pauline betrachtet und sich vorstellt, wie Jill aussehen würde. Braun, denkt er dann. Hätte sie Melanin im Körper, es wären braune Augen.

Jills Bett ist viel bequemer, als Magne es sich ausgemalt hat. Er hat sich einen Timer gestellt; zwölf Minuten draußen, dann aufwärmen. Es braucht Überwindung, Pullover und Shirt auszuziehen. Er schüttelt sich, ihm klappern die Zähne. Jill behält ihr Shirt an; Arm in Arm liegen sie im Bett. Wo sie ihn berührt, brennt es, aber mit jeder Minute wird es leichter. Wenn man nichts spürt, kann es auch nicht weh tun.
Das Mondlicht reicht nicht bis in das Baumhaus. Trotz der Dunkelheit kann Magne ihre tiefblauen Beine erkennen. Er greift nach seinem Gürtel.
„Warte“, sagt sie. Sie setzt sich auf, legt ihm die Hände auf die Brust und schließt die Augen; Magne holt Luft. Er schüttelt sich. Beinahe hätte er ihre Hände weggeschlagen. Er atmet zu schnell, stellt er fest, und zwingt sich, langsamer Luft zu holen. Die Schläfrigkeit, die er gerade noch hatte, ist verschwunden. Er legt die Arme hoch und schließt die Augen; sein Herz peitscht.
„Ich kann deinen Herzschlag spüren“, sagt Jill mit einem Lächeln. Eine Weile lang sagt sie nichts. „Magne?“
„Hm.“
„Kann ich dir was sagen?“
Magne öffnet die Augen. „Ist das eine Fangfrage?“
„Bitte. Sei ernsthaft.“ Sie flüstert.
Er wirft einen Blick auf den Timer. Noch sechs Minuten. Allmählich fühlt sich die Kälte schön an. „Was geht dir durch den Kopf?“
„Ich denke die ganze Zeit dran, aber … ich dachte, es wäre klüger, wenn ich es dir stattdessen zeige. Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich wie das Zebra fühle. Aus Madagaskar. Schwarze Streifen, weiße Streifen. Mensch oder Eiszapfen."
„Ich erinnere mich.“
„Ich bin ein Mensch, Magne. Wirklich.“ Sie greift ihr Shirt und zieht es sich über den Kopf, löst den schwarzen BH. „Und ich will es dir beweisen.“
Vorsichtig berührt Magne ihre Brüste, fährt mit dem Finger das Brustbein entlang. Er braucht einen Moment, bis er es sieht; hinter der Brust, tief im Eis, sitzt ein schwarzes Ding, groß wie eine Faust. Ein dicker, lebloser Klumpen.
„Ist das …“, er bricht ab, legt eine Hand auf ihre Brust, greift mit der anderen nach ihrer Hand, sucht die Pulsader. Alles, was er spürt, ist Kälte. Er nimmt die Hand weg; der schwarze Klumpen regt sich nicht.
„Jill“, flüstert er. Er setzt sich auf, sie zieht ihre Hände zurück. In der Dunkelheit fällt es Magne schwer, klare Gesichtszüge zu erkennen. Nur Eis, das sieht er.
„Was ist?“, flüstert sie.

„Und dann?“
Magne kann Hooges Vater aus dem Haus hören. Er ruft zum Abendessen. Sie liegen auf dem Steg, die nackten Füße im See. Die Sonne wärmt Magnes Gesicht, die erhitzten Bretter seinen Rücken. Es riecht nach selbstgebackenen Vanilleboller.
Magne niest, putzt sich die Nase.
„Ich hab gesagt, ich brauche fünf Minuten. Den Kopf freibekommen“, sagt Magne.
„Und sie hat es falsch aufgenommen.“
„Es war keine Absicht.“
„Klar. Tut sicher trotzdem weh.“ Hooge nimmt einen Schluck vom Cidre. „Scheiße. Ein totes Herz.“
„Ja Mann.“
„Und dann war … vorbei?“
Magne nickt. „Das hat die Situation irgendwie ziemlich gekillt. Ich meine, zuerst. Auf dem Weg heim … keine Ahnung, da war der Gedanke schon normal. Eigentlich hätte ich es mir sogar denken können. Aber zu spät. Ich glaube, Jill ist verletzt. Sehr. Sie hat nicht damit gerechnet.“
„Seid ihr noch zusammen?“
„Keine Ahnung. Hab seit gestern Nacht nicht mehr mit ihr gesprochen. Sie geht nicht an ihr Handy.“
„Ganz schlechtes Zeichen.“
„Ich sollte bei ihr vorbei …“
„Auf keinen Fall, Alter. Das klappt nur in Filmen.“
Hooges Vater ruft erneut. Hooge beschimpft ihn und sagt, er wäre beschäftigt. Es wird still auf dem Steg.
„Kann ich ein paar Stunden bleiben?“, fragt Magne. „Ich will noch nicht nach Hause.“
„Klar, Mann.“ Hooge seufzt. „Vor morgen würde ich nicht bei ihr aufkreuzen. Sie muss sich wahrscheinlich erstmal sammeln.“
Magne starrt auf den See. Auf einmal fühlen sich die letzten Wochen an wie geträumt. Was hat er sich nur eingebildet?
„Wenn ich sie mag und sie mich, dann ist das doch Grund genug, oder? Alles andere muss sich doch lösen lassen. Irgendwie.“
Sein Kumpel schweigt.
„Hooge?“
„Hmm?“
„Lässt sich das …?“
„Ich weiß es nicht, Magne. Ich weiß es wirklich nicht.“

 

Hallo Meuvind,

was für eine coole Idee, ein Mädchen aus Eis! Es gibt immer noch ein paar Logikfehler (was macht sie im Sommer? Auch in Norwegen hat es Plusgrade...), aber angesichts dieser coolen Idee drücke ich mal ein Auge zu ;)

Mir hat die Geschichte gut gefallen, da waren schöne Szenen drin und sie liest sich sehr gut und leicht. Ab und zu waren mir die Dialoge etwas zu lang und redundant, da könntest du m.M.n. noch kürzen.

Weniger gefallen hat mir der Schluss. Der war so völlig abrupt und irgendwie ... unpassend, auch vom Stil her. Man fällt so aus dieser gefühlvollen Szene in einen Dialog zwischen Hooge und Magne, in dem Magne plötzlich sehr cool und unbeteiligt wirkt. Gerade so Sätze wie "Scheiße, ein totes Herz." - "Ja Mann." oder "Das hat die Situation irgendwie ziemlich gekillt." wirken auf mich zu cool und irgendwie auch sehr unreif. Finde ich schade, weil die Geschichte bis dahin so schön war. Versteh mich nicht falsch, ich bin kein Fan von Happy-Ends, aber für mich hat der Schluss einfach nicht zum Rest der Geschichte gepasst - als hättest du die Geschichte einfach schnell zu Ende bringen wollen (ich weiß, dass das sicher nicht der Fall war!).

Ich geh mal noch im Einzelnen durch den Text:

Am Rand des Hofs steht der Hausmeister und schüppt fluchend, sein Azubi steht auf der Leiter und schlägt die Eiszapfen mit einem Hammer klein.
Gibt es das Wort "schüppen"? Kenne ich gar nicht. Oder meintest du schippen?

Vor der Tür wartet ein Mädchen aus tiefblauem Glas.
Ah, wie cool. Wie du das halt einfach einbaust, als wäre es das Normalste der Welt.

Er braucht einen Moment, um zu erkennen, dass sie nicht aus Glas ist; es ist Eis.
Auch cool :)

„Ich …“ Magne bricht ab. Er hat den Becher in der Hand ganz vergessen „Uhm … ja klar.“
Kommt für mich nicht so glaubwürdig rüber. Wenn man jemandem die Hand geben will, streckt man sie doch aus, da würde der Becher ja runterfallen.

„Du hast keine Augenfarbe“, stellt Magne fest und beißt sich auf die Unterlippe. Warum hat er das gesagt.
„Natürlich“, sagt sie. „Hab ja kein Melanin im Körper.“
Weil dein Körper vollkommen …“
„Aus Eis ist, ja.“
„Und das ist … normal.“
„Für mich? Schon immer.“
Hier würde ich z.B. kürzen, dass Jill aus Eis ist, weiß der Leser jetzt.

Er zuckt mit den Schultern. Zu seiner Freude hält der Rest des Tisches die eigenen Gespräche für interessanter. Magne pickt nach den Erbsen.
Passt hier "Zu seiner Erleichterung" nicht besser?

„Keine Ahnung“, sagt er. „So weit hab ich noch nicht geplant.“
„Dann solltest du …
„Wenn es eine Person gibt“, sagte Magne und richtet die Gabel auf Hooge, „die mich nicht über Beziehungen belehren kann, bist das du.“
Nach einer einmaligen Begegnung von "planen" und "Beziehung" zu sprechen, finde ich etwas früh.

Sein Kumpel wird rot. „Aua.“
„Tschuldigung.“
„Arschloch.“
„Selbst.“
Würde ich auch streichen.

„Ich nehme schwarz. Dann hab ich wenigstens die moralische Hoheit.“
Sie lacht. „Nix da. Du kriegst weiß. Damit du dich nachher nicht beschwerst, ich hätte nur wegen der Farbe gewonnen.“
Auch hier würde der Dialog m.M.n. ohne die festgedruckten Sätze stärker wirken.

In der Mittagssonne strahlt sie wie ein Diamant.
Schmilzt sie da nicht?

Er zieht die Handschuhe aus und berührt den Eiszapfen; erst mit der Handfläche, dann mit den Fingern. Mit der anderen Hand zieht er sein Handy hervor, stellt einen Timer und misst, wie lange er das Eis berühren kann.
Finde ich eine total schöne Szene.

„Es ist immer … ich muss mich noch daran gewöhnen, welche Dinge in deinem Leben anders laufen und welche nicht.“
Jill schweigt lange. „Eigentlich alles außer Schuhe.“
Auch das.

„Mach ich“, sagt Magne. Langsam laufen sie los.
Magne hat das Gefühl, dass Jill sich wohl fühlt. Einmal angefangen, hört sie nicht auf zu reden;
Den Satz kannst du weglassen. Dass sie sich wohl fühlt, zeigst du im darauffolgenden Abschnitt.

Ein eigenartiges Gefühl ergreift neuerdings Besitz von ihm.
Das ist mir zu schwammig. Was willst du genau sagen?

Er schüttelt sich, ihm klappern die Zähne, aber er beißt sich durch.
Diese Wendung gibt im Zusammenhang mit den klappernden Zähnen irgendwie ein schiefes Bild ;)

Ich hoffe, du kannst mit meinen Kommentaren etwas anfangen! :)

Liebe Grüße
Tintenfisch

 

Hallo @Meuvind
Ich finde, dir ist hier wirklich eine tolle Geschichte gelungen! Romantik ist normalerweise wirklich gar nicht die Art von Geschichten, die mir sonderlich zusagen. Aber bei deinem Text hat das für mich einfach wirklich gut funktioniert! Ich fange mal damit an, dass du es schaffst, eine tolle Stimmung zu erzeugen. Deine Beschreibungen sind detailliert, aber dennoch kurz und einfach passend. Wirklich gut. Dann finde ich auch die Grundidee, eine jugendliche Liebe zwischen Magnus und einem Mädchen aus Eis richtig gut! Und wie du mit dem Eis und allen Problemen, die damit einhergehen spielst, ist dir ebenfalls gut gelungen. Nun, genug des Lobs, ich hoffe, du hörst meine ehrliche Begeisterung raus.

Unten habe ich noch ein paar wenige Anmerkungen:

Julvanger liegt am Arsch der Welt, aber das ist es nicht, was Magne stört. Es sind auch nicht die verschneiten Kiefernwälder, die überall entlang des Fjords und der Berghänge stehen, nicht der Sommer, der nie länger als sechs Wochen dauert. Magne stören die immerselben Boote, die über das kristallklare Wasser schippern und zum Fischen auf das Meer hinausfahren, die vertrauten Gesichter, wenn er nach der Schule mit Kurt im Bunnpris einkauft.
Alleine dieser Einstieg hat mich irgendwie schon bekommen. Habe unter anderem wegen solchen Sätzen deinen Text sehr genossen.

Frankreich vielleicht,
Vorschlag: in Frankreich vielleicht,
„Ich …“ Magne bricht ab. Er hat den Becher in der Hand ganz vergessen „Uhm … ja klar.“
„Ach?“
„Ich meine, du bist aus Eis. Du … magst sicher keinen Kaffee.“
Also für mich funktionieren deine Dialoge gut. Unsicherer Teenietalk halt :) mit einer Person, die aus Eis besteht...
„Wenn es eine Person gibt“, sagte Magne und richtet die Gabel auf Hooge, „die mich nicht über Beziehungen belehren kann, bist das du.“
Sein Kumpel wird rot. „Aua.“
„Tschuldigung.“
„Arschloch.“
„Selbst.“
Witzig.
und bei Würfelpoker bekommt Jill schlechte Laune.
Auch gut.
Auf seine Nachrichten antwortet sie immer im Laufe der nächsten Stunde; schnell genug, damit es höflich ist, aber zu langsam für echtes Interesse.
Ohje. Das ist natürlich eine Erfahrung, die schon viele machen mussten...
Mit dem Rad fährt er hinab zum Hafen. Am Kai liegen zwei verlassene Lagerhallen, der Beton löchrig, die Fenster zerkratzt. Früher wurden hier Fische ausgenommen, aber seit sie im Süden die Lachsfarmen betreiben, sind die Arbeiter verschwunden. Jetzt kommt niemand her, der Schnee liegt unberührt bis unter die Fenster. Es riecht nach Tran und künstlicher Farbe. Eiszapfen hängen wie Fledermäuse kopfüber von den Regenrinnen.
Auch diese Beschreibung wieder. Finde ich wirklich gut gemacht, ohne dir jetzt genau sagen zu können, warum das bei mir so gut funktioniert.
Sein Vater sagt immer, sein Sohn sei nicht dafür geboren,
Ist er selbst gemeint? Dann würde ich das auch schreiben. Ansonsten ists etwas verwirrend.
„Wir finden einen Weg, wie du rumkommst. Vielleicht in einer Kühltruhe. Wie ein Vampir im Sarg.“
Sie lacht.
Cool. Hat mich ein wenig an den Film So finster die Nacht erinnert. Aber nur diese Stelle :)
„Ich bin ein Mensch, Magne. Wirklich.“ Sie greift ihr Shirt und zieht es sich über den Kopf, löst den schwarzen BH. „Und ich will es dir beweisen.“
Vorsichtig berührt Magne ihre Brüste, fährt mit dem Finger das Brustbein entlang. Er braucht einen Moment, bis er es sieht; hinter der Brust, tief im Eis, sitzt ein schwarzes Ding, groß wie eine Faust. Ein dicker, lebloser Klumpen.
„Ist das …“, er bricht ab, legt eine Hand auf ihre Brust, greift mit der anderen nach ihrer Hand, sucht die Pulsader. Alles, was er spürt, ist Kälte. Er nimmt die Hand weg; der schwarze Klumpen regt sich nicht.
„Jill“, flüstert er. Er setzt sich auf, sie zieht ihre Hände zurück. In der Dunkelheit fällt es Magne schwer, klare Gesichtszüge zu erkennen. Nur Eis, das sieht er.
„Was ist?“, flüstert sie.
Diese Stelle fand ich richtig stark!
Magne starrt auf den See. „Wenn ich sie mag und sie mich, dann ist das doch Grund genug, oder? Alles andere muss sich doch lösen lassen. Irgendwie.“
Sein Kumpel schweigt.
„Hooge?“
„Hmm?“
„Lässt sich das …?“
„Ich weiß es nicht, Magne. Ich weiß es wirklich nicht.“
Ja, ich kann verstehen, wenn dieses Ende vielleicht abrupt wirkt. Ich finds aber eigentlich ganz passend.

So viel erst mal von mir.
Viele Grüße
Habentus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Meuvind,
Aus deinem Titel und den Genres kann man schonmal erkennen worum es sich in der Geschichte handeln wird: Ein Mädchen aus Eis, welches ein Liebesdrama erlebt. Mal sehen, was du daraus gemacht hast.

Als er an der Reihe ist, zieht er zwei Fünf-Kronen-Münzen hervor, steckt eine in den Automaten und drückt KOPP KAFFE.
würde schreiben "drückt auf Kopp Kaffe:" Blockschrift finde ich hier unpassend.

Es ist irgendein Tag im Februar. Der Basketballkorb trägt einen Frostbart. Am Rand des Hofs steht der Hausmeister und schüppt fluchend, sein Azubi steht auf der Leiter und schlägt die Eiszapfen mit einem Hammer klein. Vor Magne erheben sich Beton und Glas. Er eilt gerade die Treppen hoch, als er sie sieht.
Hier könntest du einen längeren Satz draus machen, um bei der Beschreibung den Lesefluss nicht anzuhalten.

Im warmen Licht der Wandlampe schimmert ihr Körper auf wie ein lapislazulifarbener Bernstein.
Da Lapislazuli an sich schon ein nicht gerade bekanntes Wort ist, sollteste du es nicht noch verkomplizieren. Angebracht wäre zum Beispiel "wie ein Bernstein in der Farbe eines Lapsilazuli."

Was? Ah, klar. Turmbau
Verstehe nicht, was du damit sagen willst.

Auf Amazon bestellt er sich Pulswärmer; die zieht er an, wenn er heimfährt. Seine Eltern sollen nicht sehen, wie blass seine Hände geworden sind.
Bekommt er die denn nicht nach Hause geliefert?

Du kannst mich ja besuchen, möchte Magne sagen, aber er beißt sich auf die Zunge.
"Du kannst mich ja besuchen", ...

Mehr ist mir auf den ersten Blick nicht aufgefallen. Mir gefällt deine Geschichte sehr gut.:thumbsup:
Die Idee finde ich kreativ und mich würde sehr interessieren, wie das Mädchen zu Eis wurde und was es mit dem toten Herz auf sich hat. Bis auf einzelne Stellen, wo du längere Sätze verwänden könntest (oben das Beispiel), fand ich den Text angenehm zu lesen und auch das Ende finde ich toll: die Erzählung wird plötzlich unterbrochen und die beiden Jungs sind ratlos darüber, wie es weitergehen wird. Wirkt authentisch und nicht weit hergeholt.

Grüße
YWKM

 

Hallo @Meuvind,

mir hat deine Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Ich mag, wie du diese ungewöhnliche Situation in die Realität integrierst und mit den verschiedenen Problemen umgehst, die sich daraus ergeben. Mich würde es tatsächlich interessieren, wie es weitergeht, gleichzeitig gefällt es mir aber auch, dass du das offen lässt.

Mir sind nur ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:

Er zieht die Handschuhe aus und berührt den Eiszapfen; erst mit der Handfläche, dann mit den Fingern.
Warum zuerst mit der Handfläche und dann mit den Fingern? Andersherum macht meiner Meinung nach mehr Sinn.

Sie zeigt auf sein Schlittschuhe.
seine

An der Kasse nach Kondomen zu fragen, ist ihm peinlich, aber als er mit der Packung in der Hosentasche den Laden verlässt, ist seltsam stolz auf sich.
Hier fehlt ein 'er'

Vorsichtig berührt Magne ihre Brüste, fährt mit dem Finger das Brustbein entlang. Er braucht einen Moment, bis er es sieht; hinter der Brust, tief im Eis, sitzt ein schwarzes Ding, groß wie eine Faust. Ein dicker, lebloser Klumpen.
„Ist das …“, er bricht ab, legt eine Hand auf ihre Brust, greift mit der anderen nach ihrer Hand, sucht die Pulsader. Alles, was er spürt, ist Kälte. Er nimmt die Hand weg; der schwarze Klumpen regt sich nicht.
„Jill“, flüstert er. Er setzt sich auf, sie zieht ihre Hände zurück. In der Dunkelheit fällt es Magne schwer, klare Gesichtszüge zu erkennen. Nur Eis, das sieht er.
Die Wendung mit dem toten Herz habe ich nicht erwartet. Das finde ich sehr gelungen.

Allerdings schreibst du, dass er das Herz erkennen kann, es für ihre Gesichtszüge aber zu dunkel ist. Das widerspricht sich meiner Meinung nach.

Den Kopf freibekommen“, sagt Magne.
'freizubekommen'

Hooge beschimpft ihn und sagt, er wäre beschäftigt.
Das macht ihn sehr unsympathisch, würde ich weglassen.


Ich habe deine Geschichte gerne gelesen.

Liebe Grüße,
Nele

 

Ich hatte echt Angst, dass der lange Text abschreckt, aber da kamen ja eine richtige Menge Kommentare rein. Danke euch!

Hey @Tintenfisch ,

freut mich, dass du vorbeigeschaut hast.

was für eine coole Idee, ein Mädchen aus Eis!

Danke. Die Idee hatte ich schon länger, glaube vor Corona. Eine Geschichte mehr, die die Theorieschublade verlässt ;).

Es gibt immer noch ein paar Logikfehler (was macht sie im Sommer? Auch in Norwegen hat es Plusgrade...), aber angesichts dieser coolen Idee drücke ich mal ein Auge zu ;)

Ganz hieb- und stichfest ist das nicht, stimmt, aber ich denke, wichtig ist, dass es keine direkten Widersprüche gibt. Der Text kann gar nicht jede Frage beantworten (das hab ich versucht und ich habe es gelöscht, weil es viel zu viel wurde). Und ich verspreche dir, dass es in Nordnorwegen verflucht kalt ist. Immer. Wobei es zwischendurch auch viel Sonne gibt, also hast du wohl recht.

Ab und zu waren mir die Dialoge etwas zu lang und redundant, da könntest du m.M.n. noch kürzen.

Hab die Anmerkungen gesehen. Viele sehr gute, bei manchen weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Ich drösle sie nachher auf.

aber für mich hat der Schluss einfach nicht zum Rest der Geschichte gepasst - als hättest du die Geschichte einfach schnell zu Ende bringen wollen (ich weiß, dass das sicher nicht der Fall war!).

Inwiefern passt sie für dich nicht? MMn. passt eher die Szene mit dem Herz nicht rein, weil das Thema Jills Einsamkeit und Menschbegehren im Text weniger addressiert wird als Magnes Versucht, eine romantische Beziehung mit der Tatsache, dass Jill aus Eis ist, unter einen Deckel zu bringen. Ich sehe definitiv ein, dass das Ende womöglich unbefriedigend ist. Für mich hat es gepasst, weil Magne mit der Frage schließt, ob eine Beziehung möglich ist, und weder er noch Hooge haben eine Antwort drauf. Wenn ich den Text fortführe, wird genau diese Frage beantwortet, ob ich es will oder nicht. Das möchte ich aber, wenn ich ehrlich bin, gar nicht. Ich werde mal das allgemeine Feedback abwarten. Wenn der Bruch für viele zu krass ist, schraube ich noch dran.

Oder meintest du schippen?

Meinte ich, danke.

Wenn man jemandem die Hand geben will, streckt man sie doch aus, da würde der Becher ja runterfallen.

Was meinst du mit runterfallen? Ich hab es als ein "Ich strecke die Hand aus und hab vergessen, dass n Becher drin ist" gelesen (und geschrieben).

Passt hier "Zu seiner Erleichterung" nicht besser?

Ich denke, es gibt sich nicht viel. Ich übernehme es mal trotzdem.

Schmilzt sie da nicht?

Gute Frage. Ein oder zwei Moment in der Sonne gehen, dann wird es kritisch. Deshalb hat sie ja den Regenschirm dabei. Ich schreibe es vielleicht am besten dazu. Ansonsten ändern.

Den Satz kannst du weglassen. Dass sie sich wohl fühlt, zeigst du im darauffolgenden Abschnitt.

Hast recht.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Kommentaren etwas anfangen! :)

Und wie, danke dir sehr :D der erste Kommentar ist eine unglaubliche Erlösung, gerade mit dieser Geschichte, und was gebracht hat er mir auch. Ist mein erster Text Richtung Romantik. Ich kann immer noch null einschätzen, was daran wohl gut oder schlecht ist und was ich selbst daran finde.

Liebe Grüße
Meuvind


Hey @Habentus ,

schön, dass du es hergeschafft hast. Und wieder schreiben wir über Frankreich :lol:.

Nun, genug des Lobs, ich hoffe, du hörst meine ehrliche Begeisterung raus.

Tue ich, danke :D schön zu sehen, dass es dir angetan hat. Ich freue mich vor allem deshalb, weil ich meinen eigenen Text null einschätzen kann. Wollte erst die Challenge schieben und dem Text mehr Zeit geben, aber dann dachte ich so what.

Alleine dieser Einstieg hat mich irgendwie schon bekommen. Habe unter anderem wegen solchen Sätzen deinen Text sehr genossen.

Cool, dass es für dich geklappt hat. Ich hab immer zwischen Show und Tell geschwankt. Mit einer der Gründe, warum ich mir eventuell so unsicher war.

Vorschlag: in Frankreich vielleicht,

Klingt gut, habs übernommen.

Also für mich funktionieren deine Dialoge gut. Unsicherer Teenietalk halt :) mit einer Person, die aus Eis besteht...

Sehe ich auch so. Ich bin aber auch näher dran am Teenietalk als vielleicht andere im Forum. Ich gehöre auf jeden Fall zu Team Ich-ziehe-den-Altersdurchschnitt-herunter :lol:.

Ist er selbst gemeint? Dann würde ich das auch schreiben. Ansonsten ists etwas verwirrend.

Guter Punkt, mach ich.

Ja, ich kann verstehen, wenn dieses Ende vielleicht abrupt wirkt. Ich finds aber eigentlich ganz passend.

Wie du es beschreibst, hab ich es mir auch gedacht.

Danke dir für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Meuvind

Hey @YouWillKnowMe ,

ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Freut mich!

würde schreiben "drückt auf Kopp Kaffe:" Blockschrift finde ich hier unpassend.

Puuh, da hab ich wirklich keine Ahnung. Dachte mir, wenn ich es groß schreibe, kommt es eher als Taste herüber. Ich behalte es erstmal im Auge und schau, ob da noch wer sich meldet. Für den Moment lasse ich es stehen.

Hier könntest du einen längeren Satz draus machen, um bei der Beschreibung den Lesefluss nicht anzuhalten.

Findest du? Ich wüsste gar nicht, wie ich die Sätze verknüpfen sollte, die klingen mMn. so gut. Wie würdest du es dir denn vorstellen?

Da Lapislazuli an sich schon ein nicht gerade bekanntes Wort ist, sollteste du es nicht noch verkomplizieren. Angebracht wäre zum Beispiel "wie ein Bernstein in der Farbe eines Lapsilazuli."

Aber nur die Satzstellung ändert doch nichts an der Wortwahl. Das Bild bleibt doch dasselbe. Da müsste ich eher vom Begriff Lapislazuli wegrücken, was bei dieser Challenge nun mal schwer ist. Und ich zumindest kannte den Begriff schon vor der Challenge. Ich hab aber dennoch eine Auge drauf, vielleicht stolpert ja noch jemand drüber.


Verstehe nicht, was du damit sagen willst.

Ist einfach nur ein Name. Turmbau war an meiner alten Schule eine Bezeichnung für den abgeranzten, unterfinanzierten Teil ;).

Bekommt er die denn nicht nach Hause geliefert?

Guter Punkt. Ich hab es angepasst.

Danke dir für den schnellen Leseeindruck!

Liebe Grüße
Meuvind


Hey @Nele Marie Scambalo ,

wir kennen uns auch noch nicht. Schön, von dir zu lesen.

Ich mag, wie du diese ungewöhnliche Situation in die Realität integrierst und mit den verschiedenen Problemen umgehst, die sich daraus ergeben.

Danke. Das scheint der Bereich der Fantasy zu sein, in dem ich mich wohlfühle, ohne es entschieden zu haben :D einfach wierde Figuren und Gestalten und Dinge in der echten Welt.

Warum zuerst mit der Handfläche und dann mit den Fingern? Andersherum macht meiner Meinung nach mehr Sinn.

Boah schwierig. Ich hab es mir vollkommen anders vorgestellt als du. Ich lasse es für den Moment stehen und schaue, ob noch jemand etwas anmerkt.

Allerdings schreibst du, dass er das Herz erkennen kann, es für ihre Gesichtszüge aber zu dunkel ist. Das widerspricht sich meiner Meinung nach.

Denke nicht. Magne hat ja schon Probleme, ihre Gesichtszüge bei Tag auseinanderzuhalten, weil sie sich so ähnlich sind und das Eis da auch nicht hilft. Das blaue Eis selbst aber sieht man in der Dunkelheit. Vielleicht kennst du das; nen Strand siehst du ja nachts auch deutlich vom Meer abgehoben, obwohl es dunkel ist. Nun ist ein Strand ja jetzt kein Eis, aber ich denke, der Effekt ist derselbe.

Das macht ihn sehr unsympathisch, würde ich weglassen.

Vielleicht. Ich finde aber nicht, dass Hooge zwingend sympathisch sein muss, und für mich passt es in die Rolle des Rebellen. Nicht, dass Hooge in dieser Rolle klar erkennbar aufgeht. Dafür liegt der Fokus ehrlich gesagt viel zu wenig auf ihm. Ich verstehe deinen Punkt, aber ich möchte es ehrlich gesagt beibehalten.

Danke dir für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend @Meuvind,

schön, dass du auch bei der Challenge dabei bist. Ich lasse dir hier meinen subjektiven Leseeindruck da. Ich finde du fängst stark an, der erste Abschnitt hat mich fasziniert. Du hast das sprachlich geschickt gemacht, beschreibst die Landschaft, ohne, dass es sich gezwungen anhört. Deine Idee mit der Liebesgeschichte zwischen Magne und Jill, dem Mädchen aus Eis, finde ich eine interessante Idee. Was für mich noch nicht funktioniert, ist die Verankerung in der Realität. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie das sein kann. Denn es ist eben keine Fantasy-Welt, sondern es spielt sozusagen in der Realität. Mir hat als Leser da die Erklärung gefehlt. Klar, du führst es als selbstverständlich ein und ermöglicht es mir, mich als Leser darauf einzulassen. Nichtsdestotrotz hatte ich beim Lesen immer diese Frage, wie das denn sein kann. Ich denke, dass du da noch Verbesserungspotential hast, um aus dieser guten Geschichte, eine sehr gute zu machen. In welche Richtung ich mir das vorstelle? Schwer zu sagen. Ich denke, dass es einer Erkundung bedarf, wie genau Jill entstanden ist. Vielleicht könntest du die Erklärungen schon anklingen lassen zwischen den Dialogen von Magne und Jill. Irgendetwas brauche ich jedenfalls als Leser (und das ist natürlich nur mein subjektiver Leseeindruck), um mich voll auf diese Welt von dir einzulassen. Du machst es dir meiner Meinung auch schwer, dass du es in der Realität verankerst. Ich habe letztens einen Kurzgeschichtenband von Salman Rushdie gelesen, der auch magische Elemente in die Realität eingeflochten hat. Gleich im ersten Satz hat er mich dabei vorbereitet. Dieses Vorbereiten habe ich als Leser vermisst. Wie kann sie aus Eis sein? Wieso schmilzt sie nicht einfach? Ich frage mich gerade, ob ich dir da einen Impuls geben kann. Vielleicht handelt es sich ja um einen ganz besonderen Ort, der dafür bekannt ist, dass es das Mädchen aus Eis gibt? Oder hat sie manipulierte Gene? Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber das waren meine Gedanken, die ich während des Lesens hatte. So, gehe in meinen Kommentaren auf diesen Eindruck ein:

Julvanger liegt am Arsch der Welt, aber das ist es nicht, was Magne stört.
Der erste Satz funktioniert, löst Spannung aus. Allerdings denke ich, dass er für deine Geschichte noch mehr leisten muss. Es wäre für mich vorteilhaft gewesen, wenn du mich schon am Anfang auf das Mädchen aus Eis vorbereitet hättest.

Es sind auch nicht die verschneiten Kiefernwälder, die überall entlang des Fjords und der Berghänge stehen, nicht der Sommer, der nie länger als sechs Wochen dauert.
Geschickt gemacht, wie du wie ganz nebenbei die Beschreibung lieferst. Hat mir gut gefallen, sprachlich fand ich das auf einem hohen Niveau.

Im warmen Licht der Wandlampe schimmert ihr Körper auf wie ein lapislazulifarbener Bernstein.
Ich finde, dass du die Challenge Wörter sehr geschickt und kreativ eingebaut hast. Habe dafür diese Stelle rauskopiert, weil sie mir gefallen hat.

„Keine Ahnung“, sagt er. "War ne Impulsentscheidung."
Musste hier grinsen, ich lese auch aus diesem Text eine gewissen Portion Humor raus. Mache das z.B. an solchen Stellen fest. Tja, war halt eine Impulsentscheidung. :D

„Von Kaffee auf jeden Fall nicht. Den hat sie ausgeschlagen.“
"Den hat sie ausgeschlagen", da bin ich etwas darüber gestolpert. Das klang mir etwas zu altbacken, vielleicht kannst du dir das noch einmal anschauen.

Magne legt das Tablett neben dem Schachbrett ab, wischt den Schnee von der Bank und nimmt Platz. Mit klammen Fingern zerlegt er den Fisch; Soße tropft ihm auf die Winterjacke.
Ich finde, dass du es geschickt machst, wie sich die Beziehung zwischen den beiden nach und nach entfaltet. Das hat mir ausgezeichnet gefallen und gehört für mich zu den stärksten Teilen deiner Geschichte. Da steckt Liebe drin, da ist diese behutsame Entwicklung, ja das habe ich gerne gelesen.

„Bullshit“, sagt Jill.
Also sind wir wohl even.“
Die englischen Einschübe haben mir nicht gefallen. Habe nicht ganz verstanden, weshalb du sie eingebaut hast?

In der Mittagssonne strahlt sie wie ein Diamant.
Hier habe ich mich gefragt, wie das denn sein kann. Wie kann sie in der Sonne strahlen, aber nicht schmilzen? Da brauche ich wie ganz oben erwähnt, eine Erklärung. Ich bin da als Leser etwas unzufrieden gewesen und habe den Text über nach Hinweisen gesucht. Denke, dass du hier noch Potential hast. Das kann richtig interessant werden. Wie ist sie zu dem geworden, was sie ist?

Mittags kündigt sich Schnee an. Wind streicht um die Wipfel, pustet über den Fjord und in die Straßen von Julvanger; mit sich bringt er dunkle Wolken, schwere, zum Anschlag geladene Schiffe, die sich an den umliegenden Bergipfeln und Tannenkronen die Bäuche aufkratzen. Schon schneit es.
Habe die Atmosphäre genossen, gelingt dir einfach. Ich habe mir das gut vorstellen können, die Bilder stimmen.

Mit der anderen Hand zieht er sein Handy hervor, stellt einen Timer und misst, wie lange er das Eis berühren kann. Magnes Hand schließt sich um das Eis. Es ist massiv, aber glatt; die Kälte sticht ihm in die Haut, den Handballen hinab bis in die Finger. Die Kuppen werden taub. Es schmerzt viel mehr, als er es sich vorgestellt hat. Als hätte man ihm mit einem Hammer auf die Hand geschlagen. Bald spürt er seine Finger nicht mehr.
Finde ich eine glaubwürdige Sache. Er muss sich zunächst damit befassen, wie es ist, für lange Zeit mit der/ihrer Kälte zurecht zu kommen.

Von der Kälte schmerzt ihm der Kiefer, da, wo der Arzt im Sommer die Weisheitszähne entfernt hat.
Durch solche Sätze bekommt dein Prota Tiefe, du lässt sein Leben vor dem Geschichte durchscheinen. Für mich hat das gut funktioniert, ich war ihm nahe.

Die Sonne spiegelt sich im Eis, blendet ihn. Sie lächelt.
Gleiches wie oben, ich habe mir hier eine Erklärung gewünscht. Kennst du das, wenn du einer neuen interessante Welt liest und dir doch nicht ganz sicher bist, ob du dich darin wirklich verlieren kannst? Bei mir ist es immer so, dass ich die gebaute Welt des Autors oder der Autorin erst einmal prüfe. Läuft das nach klar definierten Regeln, die ich vielleicht noch nicht ganz verstehe, aber die doch da sind und den Text durchziehen? Das habe ich bei dir vermisst und ich hätte mir diese Regeln im Hintergrund gewünscht. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Einmal angefangen, hört sie nicht auf zu reden; dass ihre Familie Dänemark für Norwegen verlassen haben, weil Jill hier ein halbwegs normales Leben führen kann. Dass ihre Schwester es leid ist, dass Entscheidungen immer zu Jills Gunsten getroffen werden. Dass Jill sich manchmal fragt, ob sie mehr Mensch oder Eiszapfen sei. Dass sie ihre Freunde vermisst.
Da könntest du vielleicht einen Hinweis platzieren. Wie genau funktioniert das mit ihr?

Eigentlich will Magne ein Jahr nach Saint-Denis, als Kellner arbeiten und akzentfrei Französisch lernen.
Ich habe nicht so ganz verstanden, weshalb du Frankreich mit reingenommen hast. Okay, er träumt davon, Frankreich zu sehen und hat Sehnsucht. Also im Sinne von Charakterzeichnung. Aber so richtig habe ich die Funktion für deine Geschichte noch nicht verstanden.

„Wir finden einen Weg, wie du rumkommst. Vielleicht in einer Kühltruhe. Wie ein Vampir im Sarg.“
Er bietet ihr an sie mitzunehmen, aber das, was mich als Leser interessiert, das ist noch nicht gekommen. Wie kann das Mädchen aus Eis existieren?

An der Kasse nach Kondomen zu fragen, ist ihm peinlich, aber als er mit der Packung in der Hosentasche den Laden verlässt, ist seltsam stolz auf sich.
Kleinigkeit: ist "er" seltsam stolz auf sich.

Jills Bett ist viel bequemer, als Magne es sich ausgemalt hat. Er hat sich einen Timer gestellt; zwölf Minuten draußen, dann aufwärmen. Es braucht Überwindung, Pullover und Shirt auszuziehen. Er schüttelt sich, ihm klappern die Zähne.
Offensichtlich kann sie in einem Bett schlafen, und da schmilzt sie nicht? Da steckt so viel Spannung drin und ich wünsche mir da Antworten als Leser.

„Ich bin ein Mensch, Magne. Wirklich.“ Sie greift ihr Shirt und zieht es sich über den Kopf, löst den schwarzen BH. „Und ich will es dir beweisen.“
Auch das. Sie ist ein Mensch, aber sie hat kein schlagendes herz. Das lässt mich eher mit Fragezeichen und Skepsis zurück. Ich finde, dass es da noch an entscheidenden Informationen fehlt. Denn sie ist total interessant für mich, ich will mehr über sie wissen. Da lässt du meiner Meinung nach einiges an Potential für den Text liegen.


Er setzt sich auf, sie zieht ihre Hände zurück. In der Dunkelheit fällt es Magne schwer, klare Gesichtszüge zu erkennen. Nur Eis, das sieht er.
„Was ist?“, flüstert sie.

„Und dann?“

Und mir geht es ähnlich wie @Tintenfisch fand das Ende am schwächsten. Es gibt mir nicht die Antworten auf die ich gewartet habe. Vielleicht kannst du die beiden streiten lassen und dabei entscheidende Informationen fallenlassen. Denn das Zentrum deiner Geschichte ist für mich das Mädchen Aus Eis und über sie möchte ich mehr wissen. Ich finde, dass du dir mit dem Wechsel der Perspektive nicht unbedingt einen Gefallen tust. Denn das ist doch die Stelle, auf dich ich als Leser hinfiesere. Da steckt der Kern deiner Geschichte drin und genau da hörst du auf. Ich hätte mir da einen Konflikt und mehr Informationen über sie gewünscht.

„Jetzt weiß ich, warum Facebook den Status Es ist kompliziert erfunden hat“
Kleinigkeit: Fehlt ein Punkt am Ende.


So, ist ein langer Kommentar geworden. Liegt daran, dass ich deine Geschichte so interessant finde und das Gefühl habe, dass da richtig Potential besteht. Wenn du etwas mit meinen Impulsen anfangen kannst, top und wenn nicht, dann hast du meinen Leseeindruck. :)
Wünsche dir alles Gute und feiere deinen Tipp mit dem Unravel immer noch. Mein Lieblingslied ist mittlerweile "Rusted Apart", soo gut. Bei deinem nordischen Setting musste ich an "njól" von Jeremy Soule denken. Sagt dir was?


Beste Grüße
MRG

 

Lieber @Meuvind,
was habe ich gestaunt, das ist so gut gemacht, Wahnsinn. Du hast eine meiner Stimmen sicher.
Dein Text hat für mich zwei Mega-Pluspunkte:

Die Idee. Wie Du den Leser konfrontierst, das Mädchen ist aus Eis, Punkt. Diese Selbstverständlichkeit, das ist stark. Auch gut, dass sie keine Eisfee oder ein Fantasy-Wesen ist, sondern ein Mensch. Ich mag Geschichten über das Anderssein. Und was das mit sich bringt, das lotest Du umfassend aus. Sowas hier meine ich.

„Krieg ich deine Nummer?“, fragt Magne. „Du hast doch ein …“
„Handy?“
„Genau.“
„Warum sollte ich keins haben?“
Auch die Handlung setzt Du so unaufgeregt in Szene. Das wirkt trotz des dicken Brockens, den Du dem Leser erstmal hinwirfst, so natürlich und trotz der surrealen Note herrlich normal.
Eine "Anbahnungsgeschichte", der Prota wirbt um das Mädchen aus Eis und als er am Ziel ist, zuckt er zurück. Kann ich nachvollziehen, diese Irritation, dieses in der Schwebe hängen, weil ich nicht weiß, was nun ist. Kenn ich noch von früher.

Der Stil. Bilde ich mir das ein, oder hast Du einen Sprung gemacht, und zwar einen gewaltigen? Ich weiß nicht, welche Geschichte ich zuletzt von Dir gelesen habe, Ich glaube, das war Jasper. Im Vergleich ist das hier so klar, so treffend und nüchtern, so passend zum kühlen Setting. Erinnert mich an die Kurzgeschichten-Bände von Schirach. Toll. Auch den Text im Präsens zu schreiben, das macht ihn direkt und mittelbar.

Im Sommer macht er seinen Abschluss, dann ist er weg.
Dieses dann ist er weg könnte offener sein, vllt. dann kann er weg.
die Haare fallen ihr bis zur Schulter.
Da hab ich mich gefragt, wie die aussehen, dünne Eisfäden, brechen die nicht?
„Ich …“ Magne bricht ab. Er hat den Becher in der Hand ganz vergessen „Uhm … ja klar.“
„Ach?“
Das Ach? finde ich nicht ganz passend, vllt ein "... Und?"
Warum hat er das gesagt.
Finales Fragezeichen?
„Keine Ahnung“, sagt er. "War ne Impulsentscheidung."
Würde das gar nicht erklären und offen lassen. Warum werden wir zu anderen Menschen hingezogen? Selten können wir das erklären oder auf einen Punkt bringen.
„Dann solltest du …
Gänsefüßchen hinten.
„Wenn es eine Person gibt“, sagte Magne und richtet die Gabel auf Hooge, „die mich nicht über Frauen belehren kann, bist das du.
Würde den Anfang und das Ende ändern, finde es ein wenig zu ausformuliert.
"Schon klar, wenn es eine (...), dann Du.!
Er betrachtet die Schwarzen,
MMn klein, da es sich auf die Figur im Vorgängersatz bezieht.
wenn ein Kind vom Ball getroffen wurden.
wurde, aber richtig wäre mMn wird.
Sie hält inne. „Hast Recht. Ist das jetzt rassistisch?“
Wirkt authentisch auf mich, der ganze Dialog.
„Keine Ahnung, ganz ehrlich“
Jill sortiert die Figuren nach Zugehörigkeit.
Ich hab auch noch nie gegen einen anderen Menschen gespielt
Wieso auch? Magne hat doch schon gegen Kurt gespielt? Wie können sie da even sein?
Auf seine Nachrichten antwortet sie immer im Laufe der nächsten Stunde; schnell genug, damit es höflich ist, aber zu langsam für echtes Interesse.
Das meine ich mit natürlich.
mit sich bringt er dunkle Wolken, schwere, zum Anschlag geladene Schiffe, die sich an den umliegenden Bergipfeln und Tannenkronen die Bäuche aufkratzen.
Schönes Bild. Klasse, wie gut Du das Setting präsentierst. Auch hier:
Mit dem Rad fährt er hinab zum Hafen. Am Kai liegen zwei verlassene Lagerhallen, der Beton löchrig, die Fenster zerkratzt. Früher wurden hier Fische ausgenommen, aber seit sie im Süden die Lachsfarmen betreiben, sind die Arbeiter verschwunden. Jetzt kommt niemand her, der Schnee liegt unberührt bis unter die Fenster. Es riecht nach Tran und künstlicher Farbe. Eiszapfen hängen wie Fledermäuse kopfüber von den Regenrinnen.
Das lebt.
Mit dem flachen Ende des Eiszapfens fährt er über seinen Unterarm, über die Brust, dann am Schlüsselbein. Er schüttelt sich; der Nacken ist schlimm, aber kein Vergleich zum Schritt.
Auch das glaube ich, dieses "wissen wollen, wie es wäre". Stark. Du fühlst Dich gut in die Figuren ein. Auch seine Hitze wegen der Aufregung.
Ich bin die Einzige in meiner Familie, wenn du das wissen willst
falls?
„Es ist immer … ich muss mich noch daran gewöhnen, welche Dinge in deinem Leben anders laufen und welche nicht.“
Jill schweigt lange. „Eigentlich alles außer Schuhe.“
Schön.
Sie zeigt auf sein Schlittschuhe.
seine.
Handschuhe?“
„Vergessen.“
„Ist das okay für dich?“
„Wegen der Kälte?“
„Auch.“
Klasse.
Vielleicht ziehen wir nochmal um, Papa sucht gerade nach einem Haus mit einem Zimmer, das für mich passt. Dann könnte ich immerhin mit unter dem Dach wohnen
Bisschen einsparen ginge.
„Jetzt weiß ich, warum Facebook den Status Es ist kompliziert erfunden hat“
Das "Es ist kompliziert" würde ich kursiv oder in Gänsefüßchen setzen. Punkt am Ende.
Magne starrt auf den See. „Wenn ich sie mag und sie mich, dann ist das doch Grund genug, oder? Alles andere muss sich doch lösen lassen. Irgendwie.“
Sein Kumpel schweigt.
„Hooge?“
„Hmm?“
„Lässt sich das …?“
„Ich weiß es nicht, Magne. Ich weiß es wirklich nicht.“
Für mich ein gelungenes offenes Ende, das mich beschäftigt. Klar sind da offene Fragen, aber das setzt sich in meinem Kopf fort als mögliche Fortsetzungen. Gut gemacht.
Peace, l2f

 

Hey @MRG ,

geil, dass du vorbeigeschaut hast.

Deine Idee mit der Liebesgeschichte zwischen Magne und Jill, dem Mädchen aus Eis, finde ich eine interessante Idee. Was für mich noch nicht funktioniert, ist die Verankerung in der Realität.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie das sein kann. Denn es ist eben keine Fantasy-Welt, sondern es spielt sozusagen in der Realität. Mir hat als Leser da die Erklärung gefehlt. Klar, du führst es als selbstverständlich ein und ermöglicht es mir, mich als Leser darauf einzulassen. Nichtsdestotrotz hatte ich beim Lesen immer diese Frage, wie das denn sein kann.
Gleich im ersten Satz hat er mich dabei vorbereitet. Dieses Vorbereiten habe ich als Leser vermisst. Wie kann sie aus Eis sein? Wieso schmilzt sie nicht einfach? Ich frage mich gerade, ob ich dir da einen Impuls geben kann. Vielleicht handelt es sich ja um einen ganz besonderen Ort, der dafür bekannt ist, dass es das Mädchen aus Eis gibt? Oder hat sie manipulierte Gene? Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber das waren meine Gedanken, die ich während des Lesens hatte.

Finde ich interessant, weil hier deutlich wird, was man von einer Geschichte erwartet und mit welchen Gedanken man drangeht. Ich merke allmählich, dass ich meine Ecke in der Fantasy gefunden habe, in der ich mich wohlfühle. Realität, aber mit fantastischen Elementen. Dschinn Tonic, was du witzigerweise gelesen hast, war da eine der ersten Texte. Das gibt dann einen schönen Konflikt, weil eben die Welten fremd sind und aufeinander prallen.
Ich denke, der Knackpunkt liegt hier begraben: Eine Geschichte, in der Jills bloße Existenz rational erklärt werden kann, würde (mir persönlich) den Zauber nehmen. Wie das sein kann? Sie ist aus Eis, einfach so, und jetzt geht es darum, wie sie die Situation bewältigt. Der Grund ist sein Grund selbst. Sieh sie gerne als Fabelwesen; Dschinn Tonic hast du ja auch akzeptiert. Die Geschichte befasst sich nicht mit dem Weg dahin, weil ich sie dann ändern würde; ich hab schon mehrmals genau diesen Fehler begangen, eine Geschichte von hinten zu erzählen. Also eine Situation und einen Konflikt erschaffen, dann aber den Text darum handeln lassen, wie es dazu kam. Das hatte ich mit meinen Seeelben, das ging kolossal schief :D . Würde ich die Frage nach Jills Existenz in den Mittelpunkt stellen, würde die Geschichte darum handeln, nicht um die Beziehung zu Magne, und für diese Kg fällt alles andere noch mehr aus dem Rahmen. Verstehst du, was ich sagen will? Wäre das ein Roman, würde ich deutlich mehr Fokus auf Jills Herkunft legen. Ihre Geburt, erste Kindheitstage, Verwunderung der Ärzte. Zeitungsartikel über das "Eiskind". Vielleicht ist es das, was du meinst. Ich denke aber nicht, dass ich den Grund, die Möglichkeit für ihre Existenz mit mehr Platz trotzdem beantworten würde. Ist einfach so.
Das darf aber nicht verwechselt werden mit Logikbrüchen, da hast du Recht. Die Geschichte spielt nicht ohne Grund in Nordnorwegen und nicht in Havanna. Denn da teile ich deine Meinung; wenn Jill unter der Sonne im Liegestuhl sitzen und Schirmchendrinks schlürfen würde, wäre die Illusion von Realismus dahin. Deswegen muss ich an manche Szenen auch nochmal ran. Wenn ich schon in der echten Welt spiele, muss ich auch ihre Regeln beherzigen. Ein wenig dehnen, das geht.
Nordnorwegen ist freaking kalt. Glaub mir. Mein Profilbild hab ich auf den Lofoten aufgenommen, da war ich mit einem Kumpel im Schnee zelten (und hatte dummerweise wasserdichte Schuhe vergessen ;)). Ich hab zwei Wochen durchgefroren. Das mit den Zahnschmerzen bei Kälte war auch übrigens kein Witz. Die waren bei mir so schlimm, dass ich mir mit gebrochenem Norwegisch starke Schmerzmittel kaufen musste, weil ich sonst an die Decke gegangen wäre. Trotzdem ( und da hast du auch Recht) ist noch nicht alles richtig. Auch in Nordnorwegen gibt es Plusgrade, gerade in der Sonne. Vielleicht schreibe ich es so um, dass es mehr Wind gibt und Jill öfter mal ihren grünen Schirm aufspannt.

Alle Kleinigkeiten und Fehler hab ich angepasst, danke dafür!

Der erste Satz funktioniert, löst Spannung aus. Allerdings denke ich, dass er für deine Geschichte noch mehr leisten muss. Es wäre für mich vorteilhaft gewesen, wenn du mich schon am Anfang auf das Mädchen aus Eis vorbereitet hättest.

Findest du? Warum denn mit Jill die Tür einrennen? Ich wollte erstmal das Setting etablieren, dann Jill quasi "alltäglich" einführen.

Ich finde, dass du die Challenge Wörter sehr geschickt und kreativ eingebaut hast. Habe dafür diese Stelle rauskopiert, weil sie mir gefallen hat.

Danke, aber ich weiß nicht, ob mir das Lob gebührt. Den Rollstuhl hab ich einfach hinter die Lagerhalle geschmissen :lol: irgendwo musste er unterkommen.

Musste hier grinsen, ich lese auch aus diesem Text eine gewissen Portion Humor raus. Mache das z.B. an solchen Stellen fest. Tja, war halt eine Impulsentscheidung. :D

Kenne ich doch von mir :D.

"Den hat sie ausgeschlagen", da bin ich etwas darüber gestolpert. Das klang mir etwas zu altbacken, vielleicht kannst du dir das noch einmal anschauen.

Hast Recht, hab ich geändert.

Die englischen Einschübe haben mir nicht gefallen. Habe nicht ganz verstanden, weshalb du sie eingebaut hast?

Anglizismen sind mMn. schon gängiger Teil der Umgangssprache. Zumindest sind es Begriffe, die ich benutzt, du vielleicht auch. Und wir sind ja nicht ganz so weit vom Alter entfernt.

Hier habe ich mich gefragt, wie das denn sein kann. Wie kann sie in der Sonne strahlen, aber nicht schmilzen? Da brauche ich wie ganz oben erwähnt, eine Erklärung

Jup, da geb ich dir Recht.

Durch solche Sätze bekommt dein Prota Tiefe, du lässt sein Leben vor dem Geschichte durchscheinen. Für mich hat das gut funktioniert, ich war ihm nahe.

Ganz ehrlich, das waren nur meine Kieferschmerzen :D da hab ich nicht besonders viel Arbeit reingesteckt. Und sie passen so schön in den Konflikt, weil sie es natürlich erschweren, Zeit mit Jill zu verbringen.

Kennst du das, wenn du einer neuen interessante Welt liest und dir doch nicht ganz sicher bist, ob du dich darin wirklich verlieren kannst? Bei mir ist es immer so, dass ich die gebaute Welt des Autors oder der Autorin erst einmal prüfe. Läuft das nach klar definierten Regeln, die ich vielleicht noch nicht ganz verstehe, aber die doch da sind und den Text durchziehen? Das habe ich bei dir vermisst und ich hätte mir diese Regeln im Hintergrund gewünscht. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Ja, kenne ich. Ich denke, das Ding ist, dass die Welt selbst nach normalen Regeln spielt, Jill tut es nicht. Vielleicht ist die Geschichte auch keine Fantasy, und wenn doch, einfach viel weniger Fantasy als Romantik. Macht natürlich unglücklich, wenn man nach Brotkrumen sucht, wo gar keine liegen.

Da könntest du vielleicht einen Hinweis platzieren. Wie genau funktioniert das mit ihr?

Hier hab ich nicht ganz verstanden, was du fragen willst. Was soll mit ihr funktionieren?

Ich habe nicht so ganz verstanden, weshalb du Frankreich mit reingenommen hast. Okay, er träumt davon, Frankreich zu sehen und hat Sehnsucht. Also im Sinne von Charakterzeichnung. Aber so richtig habe ich die Funktion für deine Geschichte noch nicht verstanden.

Frankreich soll ein wenig n Bruch darstellen. Magne will nach Frankreich, weil es da nicht wie in Julvanger ist. Jill kann aber nicht nach Frankreich, weil sie mehr oder weniger an Julvanger gebunden ist. Frankreich soll eigentlich auf den Konflikt nochmal hinweisen: Klappt ne Beziehung unter den Umständen? Reicht Liebe aus oder nicht? Das wollte ich damit.

Offensichtlich kann sie in einem Bett schlafen, und da schmilzt sie nicht? Da steckt so viel Spannung drin und ich wünsche mir da Antworten als Leser.

Ich gebe zu, für den Sommer hab ich keine Möglichkeit geliefert, wie sie überlebt. Denn dann gibt es definitiv Plusgrade. Jetzt ist aber die Situation eine andere; es ist Nacht, draußen liegt Schnee und sie sind in der unbeheizten Gartenhütte. Ich denke schon, dass das geht. Für Jill, auf jeden Fall. Dafür wird es Magne wieder unangenehm.

Auch das. Sie ist ein Mensch, aber sie hat kein schlagendes herz. Das lässt mich eher mit Fragezeichen und Skepsis zurück. Ich finde, dass es da noch an entscheidenden Informationen fehlt.
Es gibt mir nicht die Antworten auf die ich gewartet habe. Vielleicht kannst du die beiden streiten lassen und dabei entscheidende Informationen fallenlassen. Denn das Zentrum deiner Geschichte ist für mich das Mädchen Aus Eis und über sie möchte ich mehr wissen. Ich finde, dass du dir mit dem Wechsel der Perspektive nicht unbedingt einen Gefallen tust. Denn das ist doch die Stelle, auf dich ich als Leser hinfiesere. Da steckt der Kern deiner Geschichte drin und genau da hörst du auf. Ich hätte mir da einen Konflikt und mehr Informationen über sie gewünscht.

Ich glaube, ich hab verstanden, wo der Hund begraben liegt; für dich geht die Geschichte um Jill. Für mich geht sie darum, dass Liebe (und Beziehungen) zwar auf dem Papier, in Fernsehserien und in Träumen einfach klingt. Nach dem Motto: wenn wir uns wirklich lieben, finden wir schon einen Weg. Ist sie aber nicht. Und weil ich mich mit meiner Frage beschäftige und eben nicht mit deiner, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass du unglücklich mit dem Text und besonders dem Ende bist. Weil deine Antworten irgendwo vor und nach dem Text liegen. Ich kann aber die Geschichte nicht weiterführen, weil ich sie genau in der Schwebe angebrochen habe. Wenn ich die Geschichte weiterschreibe, muss ich auf die Frage, ob Magne und Jill ne vernünftige Beziehung aufbauen können, eine Antwort geben. Will ich aber nicht. Nenn mich Feigling, aber ehrlich gefällt mir das offene Ende. Ich hoffe, das ich dir damit ein wenig Kopfschmerzen genommen habe. Vielleicht finden wir uns ja irgendwan in derselben Copywrite-Runde wieder und du ziehst mich, dann kannst du dich richtig austoben :D das würde ich verdammt gerne lesen.

Meine Güte, was ein langer Kommentar. Geil, dass du vorbeigeschaut hast!

Liebe Grüße
Meuvind

 

Sorry, dass ich nochmal reingrätsche, lieber @Meuvind, die Story beschäftigt mich. Ich habe weitergedacht, heißt nicht dass Du denselben Gedankengang nichts hattest, vermutlich schon, aber was hältst Du von Folgendem:
Was mich bei zunehmendem Nachdenken gestört hat, das ist, dass es von vorneherein eigentlich keine Chance gab für die beiden. Das kann man machen, ist aber schon recht radikal und lässt nicht viel Platz für Spekulation.
In meiner Vorstellung würde das besser, weil offener, funktionieren, wenn Jill nicht sofort schmilzt, sondern wenn sie bei Berührung oder Wärme langsam auftaut. Ihr geht es dann schlecht, sie wird antriebslos, es tauchen bestimmte körperliche Beschwerden auf, ihre Haut wird weißlich blass. Ihr Wohlbefinden ist dann auch eine Frage des Timings.
Mit der Konstruktion hätte die Liebe eine theoretische Chance, sie würde beiden nach wie vor viel abverlangen. Jill geht es nur richtig gut, wenn sie in der Kälte ist, aber es ist möglich, sich ihr zu nähern, auch intim zu werden, es hat halt nur seinen Preis.
Ist son bisschen wie mit der Meerjungfrau an Land, das geht, bedeutet aber Opfer von allen Seiten, die nur dann gebrachte werden, wenn die Liebe so stark ist, dass sie trägt. Ist sie das? Kann sie das in dem Alter sein?
Nur mal als zusätzlicher Input, kannst ja mal drüber sinnieren, wenn Du Langeweile hast. :Pfeif:
Peace, l2f

 

Hi @Meuvind,

vielen Dank für deine Antwort, das hat mir ein paar Punkte erklärt. Vor allem der unterschiedliche Fokus war sehr einleuchtend für mich.

Würde ich die Frage nach Jills Existenz in den Mittelpunkt stellen, würde die Geschichte darum handeln, nicht um die Beziehung zu Magne, und für diese Kg fällt alles andere noch mehr aus dem Rahmen.
Ja, das kann ich total nachvollziehen.

Nordnorwegen ist freaking kalt. Glaub mir. Mein Profilbild hab ich auf den Lofoten aufgenommen, da war ich mit einem Kumpel im Schnee zelten (und hatte dummerweise wasserdichte Schuhe vergessen ;)). Ich hab zwei Wochen durchgefroren. Das mit den Zahnschmerzen bei Kälte war auch übrigens kein Witz. Die waren bei mir so schlimm, dass ich mir mit gebrochenem Norwegisch starke Schmerzmittel kaufen musste, weil ich sonst an die Decke gegangen wäre.
Ah, deswegen liest sich die Atmosphäre wahrscheinlich auch so gut, weil du es selbst erlebt hast. Stelle mir das mit den Zahnschmerzen absolut übel vor.

Ich wollte erstmal das Setting etablieren, dann Jill quasi "alltäglich" einführen.
Ergibt jetzt für mich Sinn, wenn ich deinen Fokus auf die Beziehung berücksichtige.
Ich denke, das Ding ist, dass die Welt selbst nach normalen Regeln spielt, Jill tut es nicht. Vielleicht ist die Geschichte auch keine Fantasy, und wenn doch, einfach viel weniger Fantasy als Romantik.
Ja, hier hatte ich ja mit meinem Leseeindruck angesetzt und dir das geschildert. Ich kann allerdings nachvollziehen, dass dir die Beziehung am wichtigsten ist.

Hier hab ich nicht ganz verstanden, was du fragen willst. Was soll mit ihr funktionieren?
Wie sie leben kann, wenn sie ja kein schlagendes Herz hat.

Frankreich soll eigentlich auf den Konflikt nochmal hinweisen: Klappt ne Beziehung unter den Umständen? Reicht Liebe aus oder nicht? Das wollte ich damit.
Okay, das macht es deutlich, das hatte ich so nicht direkt herausgelesen. Das lag aber an mir, jetzt ergibt es Sinn.

Für mich geht sie darum, dass Liebe (und Beziehungen) zwar auf dem Papier, in Fernsehserien und in Träumen einfach klingt. Nach dem Motto: wenn wir uns wirklich lieben, finden wir schon einen Weg. Ist sie aber nicht.
Finde, dass du das auch gut rausgearbeitet hast. Verstehe mich da auch bitte nicht falsch, ich mochte deine Geschichte. Die Atmosphäre ist top, die Idee auch und ich hab schon auf hohem Niveau rumgenörgelt.

Wenn ich die Geschichte weiterschreibe, muss ich auf die Frage, ob Magne und Jill ne vernünftige Beziehung aufbauen können, eine Antwort geben. Will ich aber nicht.
Kann ich nachvollziehen, ja wenn ich es so betrachte, ist das auch klar.

Vielleicht finden wir uns ja irgendwan in derselben Copywrite-Runde wieder und du ziehst mich, dann kannst du dich richtig austoben :D
Da hätte ich richtig Bock drauf! :D Ich mag dieses Einfließen von magischen Elementen in die Realität.

Wollte mich noch einmal kurz auf deine Antwort melden, weil sie für mich hilfreich war und mir einige Punkte erklärt hat. Und ich möchte noch einmal betonen, wie stark ich deine Geschichte fand. Good job! (tja diese Anglizismen, hast schon recht :D)

Beste Grüße
MRG

 

Hey @linktofink ,

als ich heute gesehen hab, dass du mir nen Kommentar geschrieben hast, hatte ich erst richtig richtig Schiss :lol: nicht, dass ich mich nicht trotzdem gefreut habe. Ich kenne dich als aufmerksamen Kommentator, der ein Auge dafür hat, Dinge genau auf den Punkt zu bringen. Und dann der Kommentar? Mensch, ich hab gegrinst wie ein Pferd.

Die Idee. Wie Du den Leser konfrontierst, das Mädchen ist aus Eis, Punkt. Diese Selbstverständlichkeit, das ist stark. Auch gut, dass sie keine Eisfee oder ein Fantasy-Wesen ist, sondern ein Mensch. Ich mag Geschichten über das Anderssein.

Danke. Das mit der Selbstverständlichkeit war mir wichtig. Ich hatte im Kommentar weiter oben an MRG ja schon geschrieben, wie ich mir das vorgestellt hatte; echte Welt mit fantastischen Figuren, Gegenständen e.c. Das ergibt mMn. schöne Konflikte. Für Magne ist das natürlich erstmal surreal, aber auch faszinierend.

Der Stil. Bilde ich mir das ein, oder hast Du einen Sprung gemacht, und zwar einen gewaltigen? Ich weiß nicht, welche Geschichte ich zuletzt von Dir gelesen habe, Ich glaube, das war Jasper. Im Vergleich ist das hier so klar, so treffend und nüchtern, so passend zum kühlen Setting. Erinnert mich an die Kurzgeschichten-Bände von Schirach.

Ich glaube, das mit dem neuen Stil geht uns bei dieser Challenge beiden so :D aber ja, ich denke, ich hab nen Sprung gemacht. Wobei, ganz so groß ist er vielleicht nicht. Vor einem Jahr, als ich die Artemis-Geschichte beim Copywrite hochgeladen hab, hatte ich schon das Gefühl, ein Stück vorangekommen zu sein. Ich denke, ich hab drei Sachen wirklich gelernt: Inhaltlich Themen und Konflikte so genau zuschneiden zu können, dass Geschichten einfach nicht mehr überladen sind. Das war früher eins meiner größten Probleme, das jeder Text einfach alles wollte. War bei Jasper ja auch nicht wirklich anders, wenn man mal ehrlich ist. Ist dann natürlich schwer, eine Sache ganz und gut zu machen.
Beim Schreibstil, keine Ahnung, das hat mich einfach gepackt. Ich hab auch sehr, sehr sehr viel gekürzt, sowohl inhaltlich als auch an Füllwörtern. Ich denke, das ist das Ergebnis. Hat Mut gekostet und war sicher auch einer der Gründe, warum ich mir lange so unsicher mit dem Text war. Außerdem war ich zwar in letzter Zeit wenig auf Wk aktiv, hab aber davon abseits am Romanprojekt gebastelt. Ich bin also nicht untätig gewesen. Wäre mal interessant, das Manuskript durchzugehen und zu schauen, ob sich da eine Veränderung richtig ablesen lässt.
Und, ganz banal, ich hab tatsächlich angefangen, mir vor dem Schreiben mal Gedanken zu machen und zumindest Konflikte, Figuren und Szenen grob zu entwerfen. Vorher war Schreiben eher eine Reise, bei der erst nach halber Strecke der Kompass gezückt wurde. Mittlerweile markiere ich mir immerhin ein rotes Kreuz auf der Karte, da, wo ich hinwill.
Ich bin auch ehrlich überrascht, dass der nüchterne Stil zur Romantik passt. Das ist nämlich ein Ding, wo ich Angst vor hatte. Da ich recht wenig in Magnes Kopf bin, hab ich befüchtet, die Romantik und alles wäre vielleicht zu konstruiert. Zu viel Kopf, zu wenig Herz, quasi. Viele schöne Sätze, aber keiner bringt das Eigentliche auf den Punkt.

Ich bin echt müde. Ich mache morgen weiter mit deinen beiden Kommentaren, heute war lang genug.

Danke dir! Liebe Grüße
Meuvind

 

Hi Meuvind

Danke erst einmal. Ich wurde von der Ambiente in die deine Geschichte eingebettet ist angesprochen. Es wurde mir wunderbar kalt. Irgendetwas störte mich dann von Zeit zu Zeit an deinen Dialogen. Wenn Du willst kann ich darauf noch näher eingehen. Ich weiß noch nicht wie alles hier funktioniert (zum Beispiel wie man Dich zitiert), so lasse ich das diesmal so stehen.

Dann hatte ich noch die Frage warum musste es eine Frau sein? Warum sind die Rollen so eindeutig? Oder eben wie ich aus einen deiner Kommentar zu ersehen glaube, sind sie absichtlich so eindeutig, so dass Du dann anderweitig mit den Konventionen brichst. Mir gefällt der Übungsteil und der Wille des Protagonisten sich auf den Mensch aus Eis einzulassen. Ich habe mich nur gefragt: Wie kommt es, dass er nach alle dem was er auf sich nimmt, nur weil sie ein totes Herz hat, vor ihr zurückschreckt? Na, das ist auch nur eine sehr persönliche Ansicht. Es hat mir Spaß gemacht „Jill“ zu lesen. Die Geschichte hat etwas leichtes, märchenhaftes. Vielen Dank für das Lesevergnügen.

Mit freundlichen Grüssen

G.

 

Hey @linktofink ,

so, hier die angekündigte zweite Fuhre. Den Kleinkram hab ich übernommen, danke!

Da hab ich mich gefragt, wie die aussehen, dünne Eisfäden, brechen die nicht?

Ich glaube, wir stellen uns das unterschiedlich vor. Ich hab es nicht gut genug beschrieben, denke ich. Ich hab an einen Schulterschnitt gedacht, die Haare, aber nicht einzeln als Fäden, sondern zusammen. Quasi eine feste, steife Frisur aus Eis. Ich merke aber jetzt, dass ich das gar nicht genug beschrieben habe. Ich werde das ändern.

Das Ach? finde ich nicht ganz passend, vllt ein "... Und?"
Finales Fragezeichen?

Habs angepasst.

Wieso auch? Magne hat doch schon gegen Kurt gespielt? Wie können sie da even sein?

Hast Recht. Hab ergänzt, dass Jill öfter mit ihrer Schwester gespielt hat, dann kommt das hin.

Für mich ein gelungenes offenes Ende, das mich beschäftigt. Klar sind da offene Fragen, aber das setzt sich in meinem Kopf fort als mögliche Fortsetzungen. Gut gemacht.

Schön, dass du das so siehst :D hat ja so auch was Schönes: Jeder kann sich eben selbst ausmalen, ob und inwiefern es zwischen Magne und Jill klappt. Ist eigentlich nämlich keine Antwort, die ich geben will.

Sorry, dass ich nochmal reingrätsche,

Ach was, hab mich gefreut!

Was mich bei zunehmendem Nachdenken gestört hat, das ist, dass es von vorneherein eigentlich keine Chance gab für die beiden. Das kann man machen, ist aber schon recht radikal und lässt nicht viel Platz für Spekulation.
In meiner Vorstellung würde das besser, weil offener, funktionieren, wenn Jill nicht sofort schmilzt, sondern wenn sie bei Berührung oder Wärme langsam auftaut. Ihr geht es dann schlecht, sie wird antriebslos, es tauchen bestimmte körperliche Beschwerden auf, ihre Haut wird weißlich blass. Ihr Wohlbefinden ist dann auch eine Frage des Timings.
Mit der Konstruktion hätte die Liebe eine theoretische Chance, sie würde beiden nach wie vor viel abverlangen. Jill geht es nur richtig gut, wenn sie in der Kälte ist, aber es ist möglich, sich ihr zu nähern, auch intim zu werden, es hat halt nur seinen Preis.

Mega guter Punkt. Ist ja auch eigentlich gar nicht so fern ab, wenn man mal darüber nachdenkt; Magne passt sich den ganzen Text über an Jill an und nimmt für sie Nachteile in Kauf. Das ist natürlich radikales Commitment von nur einer Seite, etwas, das in der Liebe (oder generell jeder Beziehung) ungesunde Früchte trägt. Ne Beziehung lebt ja davon, dass beide Seiten sich wohlfühlen, und es fühlt sich für die Person, die keine Nachteile erleidet, mies an. Schuldgefühlt, weil es dem anderne körperlich schlecht geht. Hier ist es Magne, der sich ganz nach Jill richtet. Ich denke, ich werde auf jeden Fall daran schrauben; vielleicht kann z.B. das Baumhaus annähern auf 0 gebracht werden. Ich muss mich mal ein wenig einlesen, es gibt sicherlich eine kluge Temperatur, einen Mittelpunkt, auf den beide kommen müssen. Ich denke auch nicht, dass Jill sofort schmilzen würde. Massives Eis braucht ja auch eine Weile, bis es sich auflöst.
Ich werde das aber nicht sofort machen. Ich will dem Text ein oder zwei Wochen geben und einfach nur im Forum liegen lassen, bevor ich mich nochmal an ernste Textarbeit setze. Erstens, weil ich gerade eigentlich alle Hände voll zu tun habe (ich hab mir vorgenommen, bis zum Ende der Abstimmung zumindest jeden Text gelesen zu haben), zweitens, weil ich den Text "nüchtern" lesen will. Ansonsten übersieht ich noch Dinge, die das ganze Konzept wieder umschmeißen.

Danke dir für den zweiten Kommentar! Hat mich auf jeden Fall selbst nochmal zum Nachdenken gebracht.

Liebe Grüße
Meuvind


Hey @MRG ,

Willkommen zurück :D.

Mein Lieblingslied ist mittlerweile "Rusted Apart", soo gut. Bei deinem nordischen Setting musste ich an "njól" von Jeremy Soule denken. Sagt dir was?

Kenne ich nicht. Ich habs mir gerade angemacht, erinnert mich doch stark an Skyrim. Hab ich auch mal gespielt, ich meine aber "nur" über knapp 40 Stunden. "Far Horizons" ist halt wirklich, wirklich krass. Das ist mir vom Spiel im Gedächtnis geblieben.
Aus dem Unravel-Album sind meine Favoriten "The Red Threat", "Mist in the Mire" und "Departure". Tatsächlich mag ich aber jedes Lied :lol: ich glaube, da kickt einfach ein Nostalgiefaktor rein. Unravel ist ja von einem schwedischen Entwickler und Frida Johannsson meine ich auch. Fühlt sich an wie Norwegen.

Ah gerade gesehen, ich wusste doch, dass ich den Namen Jeremy Soule kenne. Natürlich hat der Kerl für Skyrim die Musik geschrieben :lol:. Irgendetwas, dass du sonst noch empfehlen kannst?

Ah, deswegen liest sich die Atmosphäre wahrscheinlich auch so gut, weil du es selbst erlebt hast. Stelle mir das mit den Zahnschmerzen absolut übel vor.

Geht einem ja immer so, dass man am besten über das schreibt, was man selbst erlebt hat. Und die Zahnschmerzen sind ok, wenn du nur noch halb bei Bewusstsein bist :).

Ich kann allerdings nachvollziehen, dass dir die Beziehung am wichtigsten ist.

Wie gesagt, mit mehr Platz wäre das was anders. So muss ich mich fokussieren.

Wie sie leben kann, wenn sie ja kein schlagendes Herz hat.

Ich weiß nicht, ob man von leben sprechen kann. Sie hat keine Puls, sie isst und trinkt nichts. Biologisch ist sie definitiv nicht mehr als ein Stück Eis. Dass mit dem Herz sollte ne Brücke zum Menschsein sein; sie ist halt ein ganz, ganz bisschen biologisch Mensch.

Verstehe mich da auch bitte nicht falsch, ich mochte deine Geschichte. Die Atmosphäre ist top, die Idee auch und ich hab schon auf hohem Niveau rumgenörgelt.

Hab ich auch nicht als Nörgeln wahrgenommen :D im Gegenteil. Freut mich, dass du ein zweites Mal vorbeigeschaut hast!

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hey @Meuvind,

Achtung, wenn ich das jetzt hier gleich schreibe, wirst du sicher denken, jetzt kommt die wieder mit ihrem kurz-und-knapp-Wahn à la Flash Fiction um die Ecke :rolleyes: :D:
Ich finde, da kann noch einiges gekürzt werden in deinem Text. Für mich persönlich schon mal der komplette erste Absatz. Klar, da lernt man, dass Magne gelangweilt ist von seinem Ort und raus will in die weite Welt, aber irgendwie will das gefühlt jeder Jugendliche und das trägt für mich keine Infos in sich, die man für die Geschichte braucht. Ein Einstieg bei

In jeder Hand einen Becher Kaffee marschiert Magne über den verschneiten Schulhof, die Knie immer hoch, um durch den Schnee zu kommen. Es ist irgendein Tag im Februar.
fänd ich stärker und ich sag dir auch, warum: Erstens ist man sofort in der Situation, direkt bei Magne, man erfährt, hui, da schneit es aber ordentlich und man spürt, der junge Mann ist gelangweilt, denn das impliziert für mich dieses "Es ist irgendein Tag im Februar". Da steht also eigentlich voll viel drin und das zieht mich viel schneller rein, als die Ausführungen im ersten Absatz.

Nun weiß ich, dass jeder anders schreibt und ich verstehe auch, wenn man sagt, man möchte da am Anfang eben einen softeren Einstieg mit Umgebungsbeschreibung und all sowas. Du kannst das auch einfach ignorieren. Mich kriegst du einfach schneller mit so was Direktem, das mir zwischen den Zeilen auch noch was erzählt.

Das jetzt mal stellvertretend für den ganzen Text, der an der ein oder anderen Stelle für mein Gefühl gewinnen würde an Intensität, wenn du dich kürzer fasst.

ABER die Idee ist cool (im wahrsten Sinne und so, höhöhö). Wurde schon erwähnt, aber ich sag's einfach noch mal: Dieses Mädchen aus Eis einfach so einzuleiten, keine Erklärung, kein Erstaunen, nix, sie ist da und jetzt gehen wir damit um, das find ich richtig gut. Übrigens, vielleicht denk ich da zu viel, aber guter Name für sie: Jill. Klingt fast wie Chill, was wieder ans Eisige erinnert.

„Und dann?“
Magne kann Hooges Vater aus dem Haus hören. Er ruft zum Abendessen. Sie liegen auf dem Steg, die nackten Füße im See. Die Sonne wärmt Magnes Gesicht, die erhitzten Bretter seinen Rücken. Es riecht nach selbstgebackenen Vanilleboller.
Wenn das schon erklärt wurde, sorry für die Dopplung, ich habe mir nicht alle Kommentare durchgelesen. Aber das verstehe ich nicht: Der Abend mit Jill ist doch eben erst passiert, oder? Und da war es doch richtig kalt draußen. Wieso sitzen sie denn hier bei Hitze mit nackten Füßen im Wasser am See? Hab ich irgendwas überlesen? :sad:

Zuletzt - ja, man mag sich fragen, warum es deinen Prot nicht abschreckt, dass Jill aus Eis ist, er dann aber umgehauen wird, als er sieht, dass ihr Herz tot ist. Ich frage mich das nicht, für mich macht das total Sinn.
Ein schlagendes Herz beinhaltet, gerade wenn man so jung ist und verliebt sein ja noch viel krasser, als wenn man älter wird, die Fähigkeit zu großen Gefühlen, zu wildem Herzklopfen, aufgeregt sein, usw. Wenn da nichts schlägt, ruft das Assoziationen hervor, die man womöglich nicht sofort kontrollieren kann und die einen dazu bringen, sich erst einmal aus dem Staub zu machen. Ich kann ihn also verstehen, deinen Magne.

Schönes frostiges Märchen, das du da geschrieben hast.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hey @G. Husch

Danke erst einmal. Ich wurde von der Ambiente in die deine Geschichte eingebettet ist angesprochen. Es wurde mir wunderbar kalt. Irgendetwas störte mich dann von Zeit zu Zeit an deinen Dialogen. Wenn Du willst kann ich darauf noch näher eingehen. Ich weiß noch nicht wie alles hier funktioniert (zum Beispiel wie man Dich zitiert), so lasse ich das diesmal so stehen.

Wir kennen uns noch nicht, oder? Freut mich.
Die Dialoge sind natürlich Jugendsprache, das wird nicht jedermanns Sache sein. Mal ganz davon abgesehen, dass man vielleicht einige dieser Begriffe auch einfach schlicht nicht versteht, wenn man sie noch nicht gehört hat.
Ein paar Tipps: Wenn du ein @ schreibst und dann dahinter einen Namen setzt, kannst du jemanden direkt markieren. Der- oder diejenige bekommt dann eine Benachrichtigung oben an der Glocke, dass ihn da jemand markiert hat. So, wie ich es oben gemacht habe. Zum Zitieren markierst du mit der Maus einfach einen Teil Text, so, wie wenn du ihn markieren würdest, um ihn zu markieren. Gedrückt halte und ziehen. Wenn du das machst, tauchen an deiner Maus zwei kleine Knöpfe. Damit kannst du zitieren. Wenn du unten dann einen Text schreibst, kannst du links unten einfügen. Probiers mal aus, ist gar nicht so schwer.

Dann hatte ich noch die Frage warum musste es eine Frau sein? Warum sind die Rollen so eindeutig? Oder eben wie ich aus einen deiner Kommentar zu ersehen glaube, sind sie absichtlich so eindeutig, so dass Du dann anderweitig mit den Konventionen brichst.

Was meinst du mit Rollen genau? Hier geht es natürlich auch um Anziehung. Jill ist zwar aus Eis, aber sie ist immer noch ein Mädchen. Ich denke nicht, dass Magne sich in z.B. einen Gletscher verliebt hätte. Da fehlt ja dann der Mensch bzw. das Romantische.
Jill ist auch deshalb eine Frau, weil ich ein Mann bin. Ich fand den Text schon komplizier genug, da werde ich Romantik definitiv aus einer Sicht schreiben, die ich kenne und mit der ich vertraut bin. Und das ist nun eben mal diese.

Wie kommt es, dass er nach alle dem was er auf sich nimmt, nur weil sie ein totes Herz hat, vor ihr zurückschreckt?

Das ist ja kein bewusster Schritt, keine dauerhafte und geplante Entscheidung. Magne hat es nicht erwartet; er ist verwundert, vielleicht sogar ein wenig erschrocken. In Momenten, wo man so ehrlich miteinander ist, kann man das nicht verstecken.

Vielen Dank für das Lesevergnügen.

Gerne doch! Danke dir für den Kommentar.

Liebe Grüße
Meuvind


Hey @Rob F ,

schön, dass es dich herverschlagen hat. Danke dir für die Flusen, ich hab sie ausgebessert.

So als würde Magne z.B. zum ersten Mal eine Schülerin aus einem fernen Land sehen und versuchen, sie kennenzulernen, mit all ihrer Andersartigkeit.

Ein ziemlich guter Vergleich. Eigentlich ziemlich nah dran.

Am Ende ist es dann ein einziger Moment, Magnes Reaktion und wie Jill sie wahrnimmt, die die Beziehung vielleicht beendet. Manchmal ist das so und man kann es nicht mehr ändern.

So ist das manchmal. Dann passieren Dinge ungesagt. Und gerade, wenn sich jemand mit einem Thema öffnet, was ihm peinlich, unangenehm aber wichtig ist und man dann verletzt wird, tut das weh. Magne kann da ja nicht mal was für, es ist eine reine Reaktion. Ist jetzt die Frage, ob es reicht, wenn sich zwei Menschen gegenseitig mögen.

"Kaffee" könntest du hier streichen

Ist übernommen, gute Idee.

m.E. kein Komma ; an die Glasscheibe

Bei dem Komma bin ich mir unsicher; ich denke, weil es zwischengeschoben ist, passt es.

Ein gewagter Vorschlag, aber zum Glück lacht sie!

War auch mehr ein Witz als ein ernsthafter Vorschlag.

Danke dir für den Kommentar. Hat den Text nochmal aufpoliert.

Liebe Grüße

Meuvind

Hey @RinaWu ,

geil, dass du vorbeigeschaut hast.

Achtung, wenn ich das jetzt hier gleich schreibe, wirst du sicher denken, jetzt kommt die wieder mit ihrem kurz-und-knapp-Wahn à la Flash Fiction um die Ecke :rolleyes: :D:
Ich finde, da kann noch einiges gekürzt werden in deinem Text. Für mich persönlich schon mal der komplette erste Absatz. Klar, da lernt man, dass Magne gelangweilt ist von seinem Ort und raus will in die weite Welt, aber irgendwie will das gefühlt jeder Jugendliche und das trägt für mich keine Infos in sich, die man für die Geschichte braucht.

Im Gegenteil, sehe ich. Hab hin und her überlegt und mich jetzt dazu entschlossen, den ersten Absatz beizubehalten. Der schleudert zwar nicht sofort die Szene an, macht mMn. dafür aber Atmosphäre, was ich ebenso wichtig finde. Dafür ich hab ich die Szene beim Kaffeeautomaten rausgeworfen. Waren auch nur drei Sätze, aber so what. Alles wichtige erklärt sich dann ja von selbst. Und außerdem ist dann die erste Szene, in die man einsteigt, die, in der er dann auch Jill begegnet. Hab also ne gute Lösung gefunden, denke ich.

Das jetzt mal stellvertretend für den ganzen Text, der an der ein oder anderen Stelle für mein Gefühl gewinnen würde an Intensität, wenn du dich kürzer fasst.

Du lachst, aber ich hab MASSIV gekürzt. Alles raus, was nicht niet-und nagelfest war. Oder zumindest nicht so fest, dass es unersätzlich wäre. Ich hab auch zum ersten Mal das Gefühl, eine schöne Balance zwischen Szenen und Tellpassagen gefunden zu haben. Wenn man erstmal raushat, wie für eine Geschichte das Gleichgewicht sitzen muss, kann man besser erkennen, was noch raus kann.

ABER die Idee ist cool (im wahrsten Sinne und so, höhöhö).

:hmm:

Ok ist doch witzig. Geb ich dir.

Übrigens, vielleicht denk ich da zu viel, aber guter Name für sie: Jill. Klingt fast wie Chill, was wieder ans Eisige erinnert.

Daran hab ich gar nicht gedacht :lol: ich finde es vermutlich viel witziger, als es eigentlich ist. Das wäre jetzt so eine Passage, wenn man den Text im Deutschunterricht lesen würde, würde der Lehrer auf den Namen verweisen und fragen, was der Autor damit gemeint habe?

Der Abend mit Jill ist doch eben erst passiert, oder? Und da war es doch richtig kalt draußen. Wieso sitzen sie denn hier bei Hitze mit nackten Füßen im Wasser am See? Hab ich irgendwas überlesen? :sad:

Ne. Ich hatte eigentlich so geschrieben, dass Magne Nachts von ihr abhaut und am nächsten Tag mit Hooge am See sitzt. Mittags kommt selbst in Norwegen manchmal die Sonne durch, und in der Sonne ist es dann ja auch warm. Ich weiß nicht, ob du was überlesen hattest. Bisher hat da noch niemand drauf hingeweisen, aber wenn ich so selbst drüberlese, ist es schon nicht zu 100% eindeutig.

Wenn da nichts schlägt, ruft das Assoziationen hervor, die man womöglich nicht sofort kontrollieren kann und die einen dazu bringen, sich erst einmal aus dem Staub zu machen. Ich kann ihn also verstehen, deinen Magne.

Das hätte ich nicht besser schreiben können :D.

Liebe Rina, vielen Dank dir für den Besuch!

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @Meuvind

nach deinem tollen und hilfreichen Feedback bei meiner Geschichte bin ich jetzt gleichmal zum Gegenbesuch vorbeigekommen. Am Wochenende werde ich ausführlich auf Dein Feedback eingehen und meinen Text auch nochmal gründlich durchgehen.

Ich hab Deine Geschichte sehr gerne gelesen. Sie ist flüssig geschrieben und trotz der Länge hab ich sie in einem Rutsch durchgelesen. Ich finde die Geschichte interessant. Ein Mädchen aus Eis. Bisher habe ich über so eine Thematik noch nie was gelesen. :) Eine coole, sehr individuelle Idee. Ich finde das Tempo des Textes passend, es ist irgendwie gemächlich, Du baust langsam die Beziehung zu Deinen Protagonisten auf. Ich konnte mir alles bildlich vorstellen. Die Nähe zu Deinen Figuren hab ich aufgebaut, ich leide mit. Sie stecken in einer komplizierten Situation. Sind sehr mutig. Besonders schön und gelungen finde ich die Landschafts/ Settingsbeschreibungen und ich mag den Humor, den Du immer mal wieder einfließen lässt. Du nimmst mich mit auf eine Reise ins Unbekannte. Sehr schön :thumbsup:

Hier ein paar Anmerkungen:

Julvanger liegt am Arsch der Welt, aber das ist es nicht, was Magne stört. Es sind auch nicht die verschneiten Kiefernwälder, die überall entlang des Fjords und der Berghänge stehen, nicht der Sommer, der nie länger als sechs Wochen dauert. Magne stören die immerselben Boote, die über das kristallklare Wasser schippern und zum Fischen auf das Meer hinausfahren, die vertrauten Gesichter, wenn er nach der Schule mit Kurt im Bunnpris einkauft. Er hat das Gefühl, etwas zu verpassen, das er gar nicht benennen kann. Wo er es finden kann, weiß er nicht; in Frankreich vielleicht, das stellt er sich spannend vor. Im Sommer macht er seinen Abschluss, dann will er weg.

Den Einstieg finde ich sehr gelungen. Schön beschrieben. Ich war sofort in der Szene drin.

In jeder Hand einen Becher Kaffee marschiert Magne über den verschneiten Schulhof, die Knie immer hoch, um durch den Schnee zu kommen. Es ist irgendein Tag im Februar. Der Basketballkorb trägt einen Frostbart. Am Rand des Hofs steht der Hausmeister und schippt fluchend, sein Azubi steht auf der Leiter und schlägt die Eiszapfen mit einem Hammer klein. Vor Magne erheben sich Beton und Glas. Er eilt gerade die Treppen hoch, als er sie sieht.

Auch das ist sehr schön ausgedrückt. Tolles Kopfkino.

Vor der Tür wartet ein Mädchen aus tiefblauem Glas. Anstatt Winterkleidung trägt sie einen luftigen Sommerpullover mit weiten Ärmeln und einer kastanienbraunen Jeans. In der einen Hand hält sie einen Regenschirm, in der anderen eine Tasche mit Aufnähern von Punk-Bands, die Magne allesamt unbekannt sind. Er braucht einen Moment, um zu erkennen, dass sie nicht aus Glas ist; es ist Eis. Im warmen Licht der Wandlampe schimmert ihr Körper auf wie ein lapislazulifarbener Bernstein. Das Eis ist so transparent, dass Magne nur schwer ihre Gesichtszüge voneinander unterscheiden kann. Sie ist hübsch, stellt er fest. Eine kleine Nase, dünne Lippen, die Haare fallen ihr bis zur Schulter.

Ganz zu Anfang hab ich noch überlegt, ob das ne Metapher ist, bis mir dann recht schnell klar wurde, dass sie wirklich aus Eis ist. Ich finde, Du beschreibst sie sehr gut. Ich kann mir das bildlich vorstellen und finde es faszinierend.

„Du hast keine Augenfarbe“, stellt Magne fest und beißt sich auf die Unterlippe. Warum hat er das gesagt?
„Natürlich“, sagt sie. „Hab ja kein Melanin im Körper.“
„Weil dein Körper vollkommen …“
„Aus Eis ist, ja.“

Ein sehr interessanter Moment.
Ich finde es auch toll, wie Du rüberbringst, dass sie ihn von Anfang an fasziniert, trotz ihrer Andersartigkeit.

Hooge legt sein Besteck weg und schaut nach draußen. Er streckt sich. „Sie isst gar nichts.“
„Hab ich auch schon bemerkt.“
„Wovon sie wohl lebt?“
„Von Kaffee auf jeden Fall nicht. Den hat sie ausgeschlagen.“

Da musste ich schmunzeln.

Mittags kündigt sich Schnee an. Wind streicht um die Wipfel, pustet über den Fjord und in die Straßen von Julvanger; mit sich bringt er dunkle Wolken, schwere, zum Anschlag geladene Schiffe, die sich an den umliegenden Bergipfeln und Tannenkronen die Bäuche aufkratzen. Schon schneit es.

Sehr schön beschrieben.

Mit dem Rad fährt er hinab zum Hafen. Am Kai liegen zwei verlassene Lagerhallen, der Beton löchrig, die Fenster zerkratzt. Früher wurden hier Fische ausgenommen, aber seit sie im Süden die Lachsfarmen betreiben, sind die Arbeiter verschwunden. Jetzt kommt niemand her, der Schnee liegt unberührt bis unter die Fenster. Es riecht nach Tran und künstlicher Farbe. Eiszapfen hängen wie Fledermäuse kopfüber von den Regenrinnen. Magne kettet das Fahrrad am Geländer an, bricht mit Handschuhen einen der Zapfen ab und stapft durch den Schnee hinter die Lagerhalle. Auf der Rückseite, hinter morschen Paletten und einem rostigen Rollstuhl, ist er ungestört.

Auch diese Szene ist toll und hat mich sehr beeindruckt.

Kurze Küsse gehen; bei langen kann es passieren, dass seine Lippen an ihren festfrieren. Wenn Magne mit den Fingern über seine Lippen fährt, sind sie spröde von der Kälte; Jills fühlen sich an wie tiefgefrorene Glasmurmeln.

Super rübergebracht. Ich konnte es förmlich selbst spüren.

„Nach Frankreich würde ich auch gerne“, sagt sie. „Manchmal guck ich mir auf Pinterest Orte und Städte an, wo ich noch nicht war.“ Sie schweigt einen Moment. „Ich würde gerne mal nach Bordeaux. Und Havanna.“

Die Sehnsüchte der beiden hast Du toll beschrieben.

Vorsichtig berührt Magne ihre Brüste, fährt mit dem Finger das Brustbein entlang. Er braucht einen Moment, bis er es sieht; hinter der Brust, tief im Eis, sitzt ein schwarzes Ding, groß wie eine Faust. Ein dicker, lebloser Klumpen.

Uff. Ein krasser Moment. Da war ich echt schockiert.

Magne nickt. „Das hat die Situation irgendwie ziemlich gekillt. Ich meine, zuerst. Auf dem Weg heim … keine Ahnung, da war der Gedanke schon normal. Eigentlich hätte ich es mir sogar denken können. Aber zu spät. Ich glaube, Jill ist verletzt. Sehr. Sie hat nicht damit gerechnet.“

Die Entwicklung finde ich spannend. Klar, er ist erstmal schockiert. Du lässt das Ende offen, was ich gut finde. So bleibt es der Phantasie des Lesers überlassen, ob sie wohl noch eine Chance haben.

Vielen Dank für die schöne Gesichte.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag und sende ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hi @Meuvind

Danke für deinen Kommentar. Er war erst einmal aufschlussreich und dann natürlich schön. Er hat auch all meine Fragen beantwortet. Ja, mit der Jugendsprache bin ich noch nicht vertraut.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Weiterschreiben und vielleicht begegnen wir uns auf der Seite erneut.

Mit freundlichen Grüßen wünsche ich Dir einen tollen Tag.

G.

 

Hey @Silvita ,

schön, dass du vorbeigeschaut hast. Was mache ich denn jetzt? Da war ja gar keine Kritik bei :D aber was, ist ja auch schön.


Ganz zu Anfang hab ich noch überlegt, ob das ne Metapher ist, bis mir dann recht schnell klar wurde, dass sie wirklich aus Eis ist.

Ne, schon Eis. War mir nicht sicher, wie das mit dem Glasvergleich ist. Ich dachte mir, gut möglich, dass da jemand motzt; wäre zu ähnlich, würde falsche Bilder erzeugen und so weiter. Hat sich aber bisher keiner dran gestoßen, also schätze ich, die Gedanken waren unbegründet.

Ich finde es auch toll, wie Du rüberbringst, dass sie ihn von Anfang an fasziniert, trotz ihrer Andersartigkeit.

Ich würde gar nicht sagen "trotz ihrer Andersartigkeit", sondern "gerade wegen ihrer Andersartigkeit" :lol:.

Danke dir für den Kommentar! Dann warte ich mal aufs Wochenende, da lesen wir wieder voneinander.

Liebe Grüße
Meuvind

Hey @G. Husch ,

schön, dass es dich nochmal herverschlagen hat.

Er war erst einmal aufschlussreich und dann natürlich schön. Er hat auch all meine Fragen beantwortet.

Freut mich! Was das mit dem @ und dem Zitieren angeht, das sind Dinge, die muss man natürlich erstmal lernen. Ich weiß noch, dass ich das ein wenig seltsam fand, als ich angefangen habe; alle waren viel vertrauter mit dem Features und Möglichkeiten der Seite und haben coole Sachen gemacht, wären ich zum Kommentieren Stellen aus dem Text kopiert habe. So lernt man dazu.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Weiterschreiben und vielleicht begegnen wir uns auf der Seite erneut.

Na sicher, ich gehe hier nicht weg :D hab vor mir auch noch eine Menge Challenge-Texte, die ich vor Abstimmungsende lesen muss.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Meuvind,

mir hat die Geschichte gut gefallen. V.a. die Idee des Mädchens aus Eis finde ich sehr gut. Ich finde, das ist auch so schön metaphorisch, für ein faszinierendes, aber „kaltes“ Mädchen; die Schmerzen, die bei Magne in dieser Beziehung aufkommen, dass er sie nicht lange berühren kann etc. Also gerade diese metaphorische Bedeutung, mit einem „kalten Menschen“ zusammen zu sein, gefällt mir hervorragend.

Meinem Geschmack nach hättest du diesen Bogen der Metapher auch mit dem Ende der Geschichte zuende bringen müssen. Wie ist es, mit einem sehr kalten Menschen zusammen zu sein? Ich hätte es so geil gefunden, wenn dein Prot sich nach der Nacht mit Jill richtig krass erkältet hätte - wenn ihn praktisch ihr sehr nah zu kommen krank macht, aber gleichzeitig extrem glücklich bzw. er ist süchtig danach, ihr ganz nah zu kommen und kann nicht anders. Das wäre ein Dilemma gewesen, was mir hier gefallen hätte, weil es eben die Metapher zu Ende führen würde. Vllt. hat Magne am Ende deiner Geschichte super harte Erfrierungen überall und all seine Freunde und Familie sagen ihm, lass das!, aber er kann nicht anders, als weiter Jill zu treffen und sich weiter zu unterkühlen. Vllt müsste er es am Ende einsehen, dass er sich trennen muss, weil die Beziehung aus dem Grund einfach zu toxisch ist. Also ich will dir nicht sagen, was du hättest schreiben sollen, das ist irgendwie unschön, ich nehme nur deine vorhandene Metapher/Story und denke mir, das hätte man strikt zuende erzählen müssen, dann würde ich es hart abfeiern! ;) Ich hoffe, das ist nicht nur mein eigener »Geschmack«, ich möchte dir auch nichts aufdrücken, sondern ich sehe da einfach noch mal Potential, wenn du deine Metaphern und Konflikte, die du in deinen sehr fantasiereichen Storys zu Anfang aufwirfst, zuende führst.

Also, Hab ich wirklich gerne gelesen, das Ende ist OK, aber hier verschenkst du mMn etwas zu viel. Dein Prot hat noch nicht so viel gelernt, wie er aus dem Konflikt, der ihm widerfahren ist, lernen könnte. Oder anders: Der Konflikt, in den dein Prot geraten ist, hat deinen Prot noch nicht so sehr verändert, wie er es könnte. An der Stelle verschenkst du Potential.

Props gehen raus an deine Kreativität, die ich noch mal loben möchte. Das hab ich dir ja schon mal gesagt - das war bei Dschinn Tonic auch so, dass du so eine dir besondere Art der Fantasie mit «Realismus« vermischst, und heraus kommt dein ganz eigener Story-Stil, der deine persönliche Note trägt und der mir sehr gut gefällt.

Viele Grüße
zigga

 

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