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Jetzt stirb endlich!
(Neuere Version befindet sich etwas weiter unten.)
Ein vollständiges, schriftliches Geständnis wirkt sich strafmildernd aus. Hat mein Anwalt zumindest behauptet. Okay. Wo fang ich an?
Tja. Tom und ich. Anfangs waren wir total wild aufeinander. Verliebt bis über beide Ohren. Sex an den aufregendsten Orten. Aber irgendwann wurde es mir langweilig. Tom wurde langweilig.
Vielleicht hätte ich nie an so etwas gedacht, wenn er damals nicht viel zu früh von dieser Geschäftsreise zurückgekehrt wäre.
Ich war zu Hause. Zusammen mit seinen Freunden vom Fußballverein. Und – nennen wir das Kind ruhig beim Namen – wir hatten Gruppensex. Na obwohl... Ich war die einzige Frau. Kann man es dann „Gruppensex“ nennen? Es war auf alle Fälle eine schmutzige, höchst erregende Angelegenheit. Gut gebaute, nackte Kerle, die mich von allen Seiten...
Aber ich schweife ab.
Tom kam nach Hause und überraschte uns. Sein Gesicht wurde kreidebleich und er taumelte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass alles besser wäre, wenn er einen Herzanfall bekäme und einfach tot umfallen würde.
Und dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los.
Ich hatte nichts mit dem Autounfall zu tun. Sie können gerne den Mechaniker fragen. Die Kiste war eben alt. Aber er hing an dem Wagen, also fuhr er ihn. So lange bis die Bremsen nicht mehr funktionierten.
Während Tom damals im Krankenhaus lag lernte ich Salvatore kennen. Und Lieben. Es ist einfach besser. Leidenschaftlicher. Und Salvatore ist um einiges mehr Mann als Tom.
Mit Tom darüber zu reden hätte wenig Sinn gemacht. Und außerdem – so hätte ich doch keinen Cent bekommen. Dagegen, wenn er starb und es möglichst natürlich wirkte…
Also beschloss ich, ihn aus dem Weg zu räumen.
Nie hätte ich gedacht, dass der Zoohändler mich verpfeift. Ja, ich lieh mir für zwei Tage einige Piranhas aus. Tom wollte ich weismachen, dass wären diese Fische, die einem die toten Hautschuppen vom Körper knabbern. Aber da er nur mit mir zusammen in die Wanne gegangen wäre musste ich diesen Plan wieder verwerfen.
Nein, die Pistole gehört nicht mir. Sie ist ein altes Erbstück von Toms Großvater. Und mit alt meine ich wirklich alt. Nirgendwo gab es mehr passende Patronen zu kaufen.
Ja, das was sie in unserem Haus fanden ist Gift. Aber irgendwann gab ich es einfach auf, ihm immer wieder etwas in den Kaffee oder in das Bier zu rühren. Entweder er entschied sich spontan dafür, etwas anderes zu trinken, was er sich dann selbst holte – oder er hatte gar keine Zeit für Frühstück, weil er dringend zur Arbeit musste.
Und was „Baby“ angeht... Okay, er ist ein Pitbull. Und ja, ich habe ihn abrichten lassen. Aber doch nur zu unserem Schutz! Er sollte Einbrecher vertreiben. Wie hätte ich denn ahnen können, dass er allgemein keine Männer mag?
Während Tom wieder einmal einige Tage im Krankenhaus verbrachte erlebte ich glückliche Stunden mit Salvatore. Und er gab mir Tips für die nächsten Versuche – er ist also noch viel tiefer darin verstrickt als es vielleicht jetzt aussieht.
Da ich ja doch irgendwie Schuld an seinen letzten Verletzungen hatte schenkte ich Tom zum Geburtstag einen Fallschirmsprung.
War soweit eine ganz gute Idee. Wenn dieser andere Typ doch nur nicht kurz vor dem Absprung noch einen Blick in Toms Rucksack geworfen - und mir somit alles vermasselt - hätte.
Und ja, auch an dem Treppensturz war ich Schuld. Salvatore war oben im Schlafzimmer und Tom sollte eben nicht sehen, dass ich ihn betrog. Er war betrunken, dass erleichterte die Sache.
Aber er brach sich ja eh nur die Beine.
Was ihm Krankenhaus, und mir Zweisamkeit mit meinem Liebhaber einbrachte.
Zweisamkeit, in der wir zwar einen Großteil der Zeit mit Sex, aber auch einige Stunden mit dem Austüfteln eines Planes verbrachten.
Nein, damit meine ich nicht die paar Brandwunden an seinen Händen. Wenn ich ihn angezündet hätte, dann schon richtig. An dem Bißchen ist er selbst schuld. Wenn er so dumm war, mit einer glimmenden Zigarette in der Hand einzuschlafen, könnte ihm doch eh keiner mehr helfen.
Nach einer Fußballübertragung, die sich Tom zusammen mit seinen neuen Freunden in einer Bar angesehen hatte, kam er ziemlich betrunken nach Hause. Er schaffte es gerade mal bis ins Wohnzimmer, wo er auf dem Fernsehsessel einschlief.
Warum ich ihn damals nicht einfach erwürgt habe weiß ich bis heute nicht. Wahrscheinlich, weil ich dann ja auch die Leiche noch hätte beseitigen müssen. Und so lief alles in Einem ab.
Salvatore war dabei und half mir, Toms Füße einzubetonieren. Tom war so betrunken, dass er kein einziges Mal aufwachte.
Es dauerte ewig, bis der Beton trocken genug war, dass wir alles raus zu Salvatores Auto schaffen konnten.
Das mit dem Boot war heikel. Tom war schwer und beinahe wären wir alle untergegangen.
Die frische Nachtluft bewirkte, dass er aufwachte.
Er schrie. Dass er mich lieben würde. Dass er sich meiner Liebe jedoch nicht mehr so sicher sei.
Wäre mir bewusst gewesen, dass sich ganz in der Nähe des Sees ein Campingplatz befand, hätte ich ihm irgendetwas in den Mund gestopft.
Aber für Tom war es ohnehin zu spät. Salvatore und ich, wir stießen ihn über den Bootsrand.
Noch einmal hörte ich ihn rufen.
"Ich glaube, Du liebst mich nicht mehr."
Er hatte lange gebraucht, bis er dahintergekommen war.