Jetzt ist es vorbei
„Jetzt ist es vorbei!“ Diese Worte sag ich mir immer wieder und kann sie doch nicht ganz glauben. Es hatte alles auf einer Party im Oktober 2001 angefangen. Der ganze Abend war schon recht langweilig verlaufen und ich hatte ein paar Bier und Zigaretten verschwinden lassen. Es kann nicht all zu spät gewesen sei als der Gastgeber mit zwei Mädchen die Treppe zum Keller hinunter kam. Die Erste nahm ich nicht recht war, doch die zweite die hinter ihm die Treppe runter kam versetzte mir einen richtigen Schock. Ich war für einen Moment völlig gefesselt und wusste nicht was mit mir geschah. Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Sie kam vorsichtig die Stufen hinunter, passte dabei auf wo sie hintrat und als sie ihren Kopf hob, konnte ich zum ersten Mal ihre Augen sehen. Sie strahlten etwas ungewöhnliches aus, etwas gefährliches und etwas wunderschönes. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer angenommen, dass es solche Situationen nur in Geschichten oder Filmen gab, doch jetzt musste ich es am eigenen Leib erfahren. Ich hatte mich auf den ersten Blick in sie verliebt, so unglaublich es auch klingen mag.
Ich musste sie kennenlernen, nur wusste ich nicht wie ich es anstellen sollte. Sie saß auf der hinteren Bank am Tisch und ich hatte keine Möglichkeit mich mit ihr zu unterhalten. Ich stand nach einer gewissen Zeit auf um mir ein neues Bier zu holen und als ich zurück kam setzte ich mich schräg gegenüber von ihr auf den Holzverschlag. Mir war bis dahin nicht aufgefallen, dass außerdem noch jemand mit den beiden Mädchen die Treppe hinunter gekommen war. Ein etwas kleinerer, stark behaarter Kerl der nun direkt neben mir am Tischende und somit auch neben der Unbekannten saß. Ich überlegte mir ob er vielleicht ihr Freund war und hatte schon jegliche Hoffnung aufgegeben. Trotzdem konnte ich nicht anders als sie anzusehen. Ich versuchte es immer etwas unauffällig aus den Augenwinkeln heraus um mir nicht gleich etwas anmerken zu lassen. Sie war wirklich wunderschön und hatte ein atemberaubendes Lächeln. Sie war für mich die perfekte Frau. Alles passte zueinander . Ihre strahlenden Augen, die zierliche, süße Nase und dieser unglaubliche Mund. Ich saß noch eine ganze Weile da bis ich auf die Idee kam mit dem haarigen Typ ins Gespräch zu kommen, um herauszufinden ob sie Beide etwas festes hatten. Als ich ihn anredete und ihm meinen Namen sagte, reagierte er sehr nett und war mich auf anhieb sympathisch. Ich wechselte ein paar Worte mit ihm bis ich zur Frage kam ob dieses Mädchen seine Freundin sei. Er antwortete mir lachend.
<<Nein, das ist meine beste Freundin, wieso?>>
Ich erzählte ihm was mir zu Anfang passiert war und dass ich meinen Blick nicht mehr von ihr richten konnte. Es war schon ein komisches Gefühl so etwas einem Wildfremden zu erklären. Mir war heiß und kalt und ich hatte dieses Gefühl von Schmetterlingen im Bauch, das mich bis Heute begleitete wenn ich an diesen Abend zurück denke. Ich erzählte ihm die ganze Story und er bot mir seine Hilfe an. Er sagte dass er sie darauf ansprechen könne, aber das war mir zu plump und unangenehm. Einige Zeit verging. Ich hatte noch ein paar Bier zu mir genommen und ich zerbrach mir immer noch den Kopf darum wie ich sie anreden sollte, was ich bis jetzt noch nicht gepackt hatte. Die einzigen gemeinsamen Augenblicke mit ihr an die ich mich erinnere waren ein paar kurze Blickkontakte in denen ich ihr ein Lächeln zuwarf und sie es erwiderte. Ich wollte nicht aufgeben und in einem Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich dafür ihr einfach die Wahrheit zu sagen. Ich beugte mich über den Tisch zu ihr hin und sagte.
<<Das soll jetzt echt keine blöde Anmache sein, aber ich finde dich einfach wahnsinnig süß!>>
Sie sah mich an und schenkte mir nur ein verlegenes Lächeln. Ich setzte mich wieder nach hinten und war etwas verschämt, nachdem ich ihr diesen einen Satz gesagt hatte, der mir eine Erleichterung brachte und bei ihr wohl nur einen seltsamen Eindruck hinterlassen hatte wie ich später erfahren sollte. Jetzt war ich doch etwas durcheinander und konnte sie nicht mehr so recht ansehen. Mir war es plötzlich peinlich, dass ich so offen zu ihr gewesen war. Der nette Kerl neben mir merkte mir meine Verzweiflung an und bot mir an sie raus vor die Tür zu locken damit ich mich ungestört mit ihr unterhalten konnte. Ich nahm dankend an und sah wieder etwas vorsichtig zu dem süßen Mädchen rüber. Sie grinste und drehte dann ihren Kopf zu dem Kerl zwischen uns der seinen Oberkörper zu ihr rüber lehnte und ihr etwas zuflüsterte. Die Beiden standen auf und verschwanden kurz darauf im hinteren Teil des Kellers wo sich die Waschmaschine, ein paar Trockenleinen und der Ausgang zum Hof (auf dem die Getränke zum kühlen lagerten) befand. Ich sah mich um und bekam jetzt ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ich wollte kneifen, doch dann stand ich auf und folgte den Beiden nach draußen. Als ich die Tür zum Hof hinter mir schloss, zündete ich mir eine Zigarette an und im selben Moment sagte der Typ.
<<Ich geh dann mal besser wieder rein>>
Wir sahen ihm Beide erstaunt nach und als er sich verflüchtigt hatte trafen sich unsere Blicke, danach sahen wir wieder verschämt unter uns. Es muss uns Beiden ziemlich komisch vorgekommen sein, dass wir jetzt allein hier draußen standen und ich danke Gott dass sie ihm nicht gefolgt war. Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagt ihr.
<<Was ich dir eben da drin gesagt habe, war mein voller Ernst>>
Ich näherte mich ihr jetzt.
<<und ich glaube dass ich mich in dich verliebt habe.>>
Ich stand jetzt neben ihr und gab ihr einen Kuss auf ihre zarte, samtige Wange. Das war alles was ich sagen konnte und machte jetzt dass ich hier weg kam. Es war mir so peinlich. Wir setzten uns wieder auf unsere Plätze und der Abend verging ohne dass wir noch mehr als drei Worte miteinander wechselten. Es wurde später und so nach und nach verdrückten sich die angetrunkenen wie auch die nüchternen. Wir saßen, es muss so gegen fünf Uhr morgens gewesen sein, mit dem übrigen Rest an dem langen Holztisch und als auch der Letzte das Haus verließ, waren nur noch die vier beisammen, die auch hier übernachten sollte. Der Gastgeber, die Beiden Mädchen von denen die eine seine Freundin war und ich. Wir beschlossen dem Abend der schon fast zum Morgen geworden war ein Ende zu setzen und gingen die Treppen zum Schlafen nach oben. Ich hatte mir in einem Nebenraum eine Couch reserviert auf der ich auch schon im Jahr zuvor geschlafen hatte. Die Drei anderen stiegen die Luke zum Dachgeschoss hoch wo sich das richtige Schlafzimmer befand. Ich hatte gehofft dass die Kleine, der ich mein offenes Geständnis gemacht hatte, sich den Raum mit mir teilen würde doch scheinbar hatte ich sie verschreckt. Ich zog mich bis auf die Unterhose aus und wollte gerade unter die Decke auf der Couch kriechen als die Tür aufging. Da stand sie nun und hinter ihr mein Kumpel der die Party geschmissen hatte.
<<Macht’s dir was aus wenn sie hier pennt?>>
Ich sah zu ihm rüber und schüttelte mit dem Kopf.
<<Nein, nein. Kein Problem.>>
So schnell er hereingekommen war, verschwand er auch wieder. Sie war doch noch zu mir gekommen, wenn auch eher etwas gezwungen. Mir war wieder ein wenig flau in der Magengegend. Ich baute mir mein Nest auf dem Boden und sagte ihr.
<<Macht mir nichts aus wenn du auf der Couch pennst. Ich schlaf auf dem Boden>>
In dieser Sekunde hörte ich sie das erste Mal in einem ganzen Satz zu mir sprechen.
<<Wir können uns die Couch ruhig teilen>>
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich nahm mein Kissen und verstaute es auf der linken Seite des Sofas. Sie krabbelte über die Decke und legte sich auf die Seite auf der das Sofa an der Wand stand. Ich machte das Licht aus und kroch neben sie unter die Decke. Wir lagen da, die Gesichter zueinander und unterhielten uns noch ein wenig. Ich fing an ihr durch ihr Haar zu streichen und als wir einen Moment lang ganz ruhig dalagen und keiner mehr etwas sagte, traute ich mich und gab ihr einen Kuss. Es war ein langer Kuss und ich kann nicht sagen ob es zehn Minuten waren oder eine ganze Stunde. Ich wusste nur dass es der schönste Kuss meines Lebens war, von der Frau die ich über alles liebte...