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Jedgar Bärenhäuterbarlokson
Langsam öffnete er seine Augen, doch es blieb dunkel.
Er versuchte seinen Körper zu bewegen, doch es regte sich nichts.
Langsam kam wieder etwas Gefühl in seinen rechten Arm, doch es war ein brennender Schmerz, der sich durch seinen ganzen Körper fraß.
Der Gestank von Blut lag in der Luft, und Jedgard war froh, zumindest riechen zu können. Er blickte sich um in der Dunkelheit und bemerkte, wie sie sich langsam aufzulösen begann, gleich dichtem Nebel der vom Wind zerstreut wird.
Vor Schmerzen begann er zu stöhnen, als Blut in sein Auge ran. Unter ungeheuren Qualen schaffte er es, sich auf die Seite zu drehen, und mit seiner schmutzigen, halbtauben Hand sich das Blut aus dem Auge zu wischen. Er sah nun einen leblosen Körper neben sich liegen.
War es jemand den er kannte?
Wo war er überhaupt?
Wie kam er hierher?
Er konnte sich nicht einmal erinnern, wer oder was ihn hierher gebracht haben könnte. Er überlegte, woran er sich überhaupt erinnern konnte.
Langsam kamen die Erinnerungen an seinen Sohn Jurgon zurück. Seinen Sohn der immer so ungeduldig war und mit seinen neun Sommern schon mit auf Beutezug gehen wollte. An seine wunderschöne Frau Klareija, die sich immer um ihn sorgte, wenn er loszog um mit den anderen zu Fuß oder per Schiff das Dorf verließen.
Wie ein Blitz fiel ihm der Überfall ein, Orks hatten ihnen aufgelauert und hatten sich aus dem Hinterhalt auf das Lager der Nordmänner gestürzt.
Jedgard rollte sich weiter von der Seitenlage auf seinen Bauch und hörte, wie eine seiner Rippen brach. Vermutlich schon vorher angeknackst war sie nicht die einzige Rippe, die gebrochen war.
Er konnte jetzt auch langsam wieder seine rechte Hand bewegen, was ihm kaum Schmerzen verursachte. Dennoch war es unangenehm, wegen des ganzen Blutes, welches darauf klebte.
Laut hörte er stampfende Schritte auf sich zukommen. Eine grunzende Stimme brüllte etwas, das Jedgard nur als Orkisch einstufen konnte.
Der Ork, der vermutlich ein Geräusch von Jedgard gehört hatte, schaute sich in dem schwach erhellten Raum um. Es befanden sich zwei Fackeln an der Wand um den Raum zu erhellen. Der Raum wurde vermutlich dazu verwendet, um die getöteten Feinde der Orks zu lagern, bis sie gefressen werden. Neben den zwölf leblosen Körpern auf dem Boden standen noch einige Fässer und Kisten an den moosbedeckten Wänden. Der Ork trat gegen einen der Körper, um nach einem Lebenden zu suchen. Er trat gegen einen weiteren. Der Ork verließ den Raum wieder, scheinbar der Meinung, sich das Geräusch nur eingebildet zu haben.
Jedgard erkannte nun, dass er sich in einem kleinen Lagerraum befand. Aufgrund von Wurzeln, die von der Decke herab hingen vermutete er, dass sich der Raum unter der Erde befand. Er bemerkte auch, dass die Orks sich seiner Waffe bemächtigt hatten, wie auch seiner Rüstung. Mit letzter Hoffnung tastete er sich mit seiner rechten Hand bis zu seinem Gürtel. Er hoffte, dass diese Orks nicht viel klüger waren als jene, denen er bis jetzt begegnet war.
Und tatsächlich, sie hatten das kleine Tonfläschchen in seinem Gürtel übersehen. Langsam und unter starken Schmerzen zog er das Fläschchen bis zu seinem Kopf herauf. Völlig entkräftet zog er den Korken heraus und schlürfte den dickflüssigen Brei aus dem Tongefäss.
Es dauerte eine Weile, bis die Wirkung des Trankes sich bemerkbar machte. Und Jedgard spürte wie die Schmerzen in seiner Brust und seinem Bauch schwächer wurden.
Hätte er nur auf Klareija gehört und eine weitere Viole mit einem Heiltrank eingesteckt. Wie oft hatte sie ihn schon darum gebeten, und jedes Mal hatte er sie beruhigt und erklärt, würde so etwas nie benötigen. Selbst dieses Fläschchen wollte er eigentlich nicht mitnehmen.
Jedgard spürte, wie er langsam wieder all seine Gliedmaßen bewegen konnte. Doch trotz des Heiltrankes hatte er noch Schmerzen und eine offene Wunde am linken Oberarm und am linken Bein. Langsam setzte er sich auf und versuchte dabei kein Geräusch zu machen. Wenn der Ork jetzt zurückkommen würde, würde dieser kurzen Prozess mit ihm machen.
Als er sich aufgesetzt hatte, blickte er die Leichen um ihn herum an. Es waren Freunde, die er schon sein Leben lang gekannt hatte. Freunde die gerächt werden mussten.
Die Orks hatten die Waffen woanders gelagert oder benutzten sie bereits. Doch ein Holzprügel, der früher einmal zu einem Stuhl oder einem Tisch gehört haben musste, lag auf einer der Kisten. Langsam richtete sich Jedgard auf und torkelte bis zur Kiste. Er nahm den Prügel in seine blutige Hand und drehte sich zum Ausgang. Langsam näherte er sich dem kurzen Gang, der diesen Raum mit dem nächsten verband und hörte schon das Grunzen von Orks. Es waren nicht viele, glaubte er, zwei oder drei. Er lugte um die Ecke und sah tatsächlich zwei Orks an einem Tisch sitzen, jeder mit einem Krug in der Hand.
Nachdem er die Schmerzen aus seinem Kopf vertrieben hatte rannte Jedgard auf den Ork zu, der nicht zu ihm blickte.
Der andere Ork konnte nur kurz aufschreien als er den zwei Meter großen Nordmann sah. Doch sein Saufkumpan sackte zusammen, als der Holzprügel gegen seinen Kopf geschlagen wurde. Doch bevor der andere Ork noch nach seiner Waffe greifen konnte hatte Jedgard schon eine Drehung gemacht und auch ihn niedergeschlagen. Doch auch Jedgard war noch nicht vollkommen bei Kräften und drehte sich weiter und fiel zu Boden.
Es wurde ihm schwarz vor Augen, und ihm wurde übel. Kalter Schweiß brachte ihn zum Frösteln und gleich darauf war ihm heiß, als würde er verbrennen. Er lag einige Zeit auf dem Boden, ständig mit der Befürchtung, weitere Orks konnten ihn gehört haben und kommen. Er wäre nun eine leichte Beute, selbst für einen einzelnen Ork.
Doch er erholte sich rasch, und konnte sich wieder aufsetzen. Er sah nun, dass sich in dem Raum, mit den beiden Orks, eine kurze, grobgehauene Treppe nach oben befand die an einem schweren Steintor endete. In einem Regal, an einer der Wände, erkannte er auch die Waffen seiner Freunde, zumindest einige davon. Seine eigene Waffe, ein großes Schwert, welches man mit zwei und auch mit einer Hand führen konnte, war nicht dabei.
Jedgard rappelte sich auf, warf den Holzprügel zur Seite und nahm sich eines der Schwerter seiner Mitstreiter. Er hatte im vorigen Raum alle aus seiner Gruppe gesehen, doch wusste er nicht, wie viele von den Orks bei deren Überfall ums Leben gekommen waren. Noch wusste er wie er von hier wieder wegkommen sollte. Er wusste nicht einmal wo „hier“ überhaupt war.
Er ging die paar Stufen die Treppe hinauf, drückte die Türe einen kleinen Spalt auf und lauschte. Er sah Bäume und den Nachthimmel mit seinen unzähligen Sternen. Ein abstoßender Gestank drang ihm in die Nase, und laute Stimmen von Orks waren draußen zu hören. Langsam wagte er sich weiter hinaus und drückte das steinerne Tor langsam auf. Dieses kratzte auf der Erde, doch es machte dabei keine allzu lauten Geräusche.
Als die Türe soweit offen war, dass er hindurch schlüpfen konnte, entschwand er ins Freie, drückte sie wieder leise zu und blickte sich um. Er stand an einem Hügel, in dem die Türe war und der beiden Räume unter sich bedeckte. Ein großer, alter Baum stand darauf und dahinter konnte der Nordmann einen Lichtschein erkennen.
Er schlich den kleinen Hügel hinauf und ging hinter dem Baum in Deckung. Er sah ein Lagerfeuer auf dem irgendein großes Tier gegrillt werden sollte. Doch selbst hier, gute zwanzig Meter entfernt, konnte Jedgard das verbrannte Fleisch riechen. Um das Lagerfeuer saßen einige Orks, die sich lautstark unterhielten. Jedgard erkannte, als einer der Orks nach hinten umfiel, dass sie vermutlich gerade ihren Sieg feierten. Er konnte etwa dreizehn oder vierzehn Orks zählen die noch munter um das Feuer saßen und aus Bierkrügen tranken. Hinter dem Feuer standen sich zwei behelfsmäßige Hütten gegenüber. Aus beiden Behausungen drang ein Lichtschein, was darauf schließen lässt, dass auch dort jemand feierte.
Jedgard band sich das Langschwert mit den Resten seiner Weste auf den Rücken. Dann schlich er ein kurzes Stück seitwärts von dem Feuer weg und legte sich dann auf dem Boden. So kroch in Richtung einer der Hütten, wie er es schon früher oft bei der Jagd getan hatte. Zu seinem Glück hatte ihn keiner der feiernden Orks bemerkt und er konnte bis zur Rückseite des Gebäudes schleichen. Durch einen kleinen Spalt konnte er ins Innere blicken.
Es war vermutlich die Behausung des Schamanen. Es hingen überall tote Tiere herum und Kerzen waren in dem ganzen Raum entzündet worden. Doch es war keiner hier. Jedgard schlich weiter bis zur anderen Hütte und konnte auch da ins Innere blicken. Er sah zwei Orks, einer mit Tiertotenköpfen geschmückt und einem kurzen Stab in der Hand. Der andere hatte Jedgards Lederrüstung an, saß in einem kleinen Holzsessel, der mit Waffen und anderen Trophäen geschmückt wurde, und neben ihm lag Jedgards Schwert. Im hinteren Bereich konnte Jedgard auch einige andere Gestalten sehen. Er sah zwei Frauen und ein kleines Mädchen, die aneinandergekettet auf dem Boden saßen und scheinbar um ihr Leben bangten.
Da konnte Jedgard sich nicht mehr zurückhalten.
Er lief durch den Eingang der Hütte hinein und streckte den Schamanen mit einem Schlag seines geborgten Schwertes nieder. Der Orkhäuptling sprang erschrocken auf und hatte auch schon sein Schwert in der Hand.
„Hol du nur deine Orkfreunde, doch die werden die auch nicht mehr helfen können. Dich werde ich für den Tod meiner Freunde büßen lassen.“ Sagte Jedgard seinem Gegner mit wütender Stimme entgegen.
Der Orkhäuptling lachte und blickte den Nordmann etwas belustigt an. Mit tiefer, grunzender Stimme sagte er zu Jedgard: „Was glaubt Mensch wie ich zu Chef von Stamm geworden? Glaubt Gewürm Orkhäuptling braucht Hilfe von Pack? Ich werde Menschenabschaum töten. Dann werden wir zu Menschendorf gehen, Frauen und Kinder abschlachten. Häuser verbrennen und stinkendes Getier umhacken. Doch als erstes, du wirst sterben!“ Mit diesen Worten packte der Ork das lange Schwert, und machte damit einen Schlag auf Jedgard. Dieser konnte nur mit Mühe blocken, doch es gelang ihm, zur Seite abtauchen und selbst einen Schlag ausführen. Er stach dem Ork in die Seite, doch das schien diesen nicht zu kümmern. Der Ork holte gleich darauf aus und machte eine Wirbelattacke die Jedgard etwas überraschte. Der Ork konnte Jedgard am linken Arm verwunden, ein kleines Stück unter der alten Verletzung. Die beiden schenkten sich keine weitere Gelegenheit zum Treffer. Geschickt wichen sie den Schlägen des anderen aus, versuchten aus geblockten Schlägen ihren Vorteil zu ziehen und warfen selbst mit umstehenden Gegenständen aufeinander.
Durch den Kampflärm aufgeschreckt waren einige der beim Lagerfeuer feiernden Orks zur Hütte ihres Anführers gelaufen. Als diese Orks mit ihren Waffen in Händen am Eingang waren, schrie sie der Häuptling in deren Sprache an, worauf diese nicht eingriffen.
Plötzlich schaffte es Jedgard die Waffe seines Gegners zur Seite zu drücken, schwang sein eigenes Schwert und hackte dem Ork beide Hände ab. Jedgard lies das geborgte Schwert fallen und fing seine eigene Waffe auf. In einer Hand schwang er es, machte eine volle Drehung und hackte dem zu Boden sinkenden Ork den Kopf von den Schultern. Der Kopf rollte bis zu den Orks, die in der Türe standen und das Ende ihres Häuptlings mit angesehen hatten. Schreiend und grunzend liefen die Orks von der Türe weg ins Freie. Jedgard drehte sich um und sah die Frauen an der Wand kauernd und weinend. Er ging auf sie zu, holte mit seiner gewaltigen Waffe aus und zerschlug mit dem Schwertknauf das Schloss, welches die Ketten zusammen hielt. Die Frauen realisierten erst nach einem Aufschrei was geschehen war und schauten Jedgard nach, der schon zur Türe gegangen war. Mit einem Fußtritt verfrachtete er den abgetrennten Kopf aus dem Raum.
Als er draußen war, konnte noch einige Orks sehen, die in den Wald zu fliehen versuchten. Doch viele lagen regungslos auf dem Boden, betrunken und schlafend. Er stellte sich vor, wie sie reagieren werden, wenn sie am nächsten Tag aufwachen würden und ihren toten Häuptling vorfinden würden. Da er seine Rache an dem Anführer getilgt hatte, ließ er diese Orks in Ruhe. Denn schlafende und betrunkene Orks töten war nichts, mit dem man sich rühmen konnte.
Jedgard nahm sich ein noch volles Fass mit irgendeinem starken Gebräu und ging, mit seiner Waffe auf den Rücken geschnallt, zu dem Hügel. Er ging durch das steinerne Tor und leerte das Fass über seinen Freunden aus. Er nahm sich dann eine der Fackeln und warf sie auf den Leichenhaufen, der sofort zu brennen begann. Langsam kam er aus dem qualmenden Räumen wieder durch das Tor, wo schon die Frauen auf ihn warteten. Es war nicht weit, etwas zwei Tagesreisen, bis zu seinem Dorf, und bis dort wollten sie mit ihm reisen.