Was ist neu

Jeder Tag könnte dein letzter sein

Mitglied
Beitritt
19.11.2013
Beiträge
1

Jeder Tag könnte dein letzter sein

Ich falle. Immer tiefer, immer weiter. Endlos durch Raum und Zeit. Unter mir ist nichts, nur Schwärze. Dunkelheit ist so schön. Sie schützt und verbirgt. Verbirgt, was und wer man ist. Ich lasse locker und schmiege mich in die unendlich tiefe und weiche Schwärze. So wollte ich immer sterben. Tief unten auf dem Grund, umgeben von von einem dunklen Nichts. Still und einsam. Nur ein kleiner Lichtstrahl, der zu mir hervordringt, mich daran erinnert das es noch ein anderes Leben gibt, außerhalb des Wassers. Merken, wie die Luft knapper wird, die Sicht verschwimmt, alles egal wird. Ich stoße mich mit den Füßen ab. Nach oben, schnell! Ich halte es nicht mehr aus, meine Lungen wollen Luft. Mich packt eine lähmende Angst, doch schon durchstoße ich die Wasseroberfläche. Tief einatmen, ganz ruhig. Alles ist in Ordnung, niemand weiß von meinem Geheimnis. Der Mond scheint hell und rund, hoch über mir. Das Wasser plätschert leise und beruhigend. Eine leichte Brise weht die Gerüche des Waldes herüber. Nasses Moos, Erde, ein Hauch Waldmeister. Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich treiben. Es ist vollkommen still. Ich liebe die Dunkelheit. Sie verbirgt die Identität, dort ist jeder gleich. Dort gilt nicht das, was war oder was sein wird. Es zählt nur der Moment. Doch nun bin ich wieder. Ich bin, weil ich sein sollte. Mit Vergangenheit und Zukunft, mit Fehlern und Stärken. Mit all der Last, all der Wut und Trauer. Und mit all dem Hass. Ich bin ich, weil andere mich so gewollt haben. Sie haben mich erschaffen. Mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Eine Mörderin. Das wollten sie bestimmt nicht, daran haben sie nicht gedacht. Doch sie hatte sterben müssen, es gab keinen anderen Ausweg. Das, was sie getan hatte, konnte keine Entschuldigung, keine gute Geste und keine Reue mehr ungeschehen machen. Aber nun ist sie weg, für immer. Niemals würde sie wiederkehren. Sie durfte den Tod sterben, den ich mir immer erhofft hatte. Friedlich und still am Grund. Still in alle Ewigkeit. Es sollte ihr eine Ehre sein, dass sie so hatte sterben dürfen. Für mich ist nun etwas anderes bestimmt. Am Ufer steht eine einsame Person. Weiß und beinahe durchscheinend sieht sie aus. Nackt und frierend steige ich aus dem Wasser. Der Geist blickt mich ruhig an und legt mir eine Hand auf die Schulter, ganz sacht. Erinnerungen steigen in mir hoch. An sie und ihre Taten. Doch ich spüre keinen Zorn, keine Scham. Ich bin ruhig und beinahe friedlich. „Du bist bereit. Geh nun, du bist bereit.“ , hallt es in meinem Kopf. Langsam trete ich an den Rand des Abgrundes und blicke über das Tal. Mein Heimat. Von hier oben sieht alles so furchtbar klein aus. Ich schließe die Augen und versuche, mir meine Eltern ins Gedächtnis zu rufen. Es gelingt mir nicht. Das Bild ist trüb und verschwommen. Wer sie sind sie? Auch die Erinnerung an mein zu Hause wird blasser, löst sich in Luft auf. Es wird auf einmal leicht, so leicht zu vergessen. All die Erinnerungen schwinden, alles wird undeutlich. Unter mir ist nichts als Luft, viel Luft. Warum war ich am See? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich glaube, um ihm lebe wohl zu sagen. Mein See. Die vielen Stunden mit ihm, auch sie verschwinden. Jetzt gibt es nur noch mich und den Geist der hinter mir steht. Die Welt löst sich auf, ich löse mich auf. Schön, endlich einmal niemand sein. „Geh, geh! Schnell, du bist bereit!“ dringt erneut die Stimme an mein Ohr. Alles ist so unwirklich, so frei. So muss es sich anfühlen wenn man Drogen genommen hat. Meine nackten Zehen berühren den Rand des Abgrundes. Nur einen Schritt muss ich machen, dann ist alles vorbei. Ich wäre frei, wie ein Vogel. Einfach auf und davon, mit meinem Geheimnis ins Grab. Ich löse mich auf, bin nicht mehr ich.

Leichtfüßig mache ich den ersten Schritt und lächle.

 

Hej paulineee,

mit dem was Du erzählst, bleibst Du sehr, sehr vage.
Das liest sich leider wenig spannend oder geheimnisvoll, sondern berührt aus genau diesem Grund kaum und hat so gut wie keine Aussagekraft.

Ich fasse mal zusammen:
Jemand "fällt" wobei sich das Fallen später als "sinken" herausstellt, ist ja schon ein Unterschied (warum diejenige das gemacht hat, bleibt unklar).
Andere haben sie "erschaffen", einen Mörderin aus ihr gemacht, damit könnte der Einfluss der Eltern oder irgendeine andere Form der Sozialisation gemeint sein, im Grunde würde aber beides nicht wirklich zutreffen und es stellt sich eher die Frage, warum sie das so sehen will. Leider gibt es dazu keine weiteren Hinweise.
Eine Art Geist lotst sie ans Ufer (von was?) und sagt vielleicht etwas, und sie stürzt sich in einen Abgrund.

Einen Kontrast zum Text bildet die Überschrift. Die ist als Aussage ebenso wahr wie banal, weil Deine Geschichte sie nirgends vertieft, nach meinem Empfinden mal abgesehen von dem Wort "Mörderin" und "Grab" nicht einmal berührt.

Ich würde Dir empfehlen, etwas Konkretes, etwas Nachvollziehbares im Sinne von "klar" oder "eindeutig" aus der Geschichte zu machen. Findest Du wirklich, dass die von Dir erdachte Handlung zur Überschrift passt?
Wenn ja, wo?
Wie wäre es, wenn Du beides vertauscht: Du versuchst, die Überschrift als Handlung in den Text zu bekommen und versuchst umgekehrt aus dem Text eine Überschrift zu finden, die einen Art Quintessenz bildet.

Wie auch immer, wenn Du Deine Leser teilhaben lassen willst, solltest Du ihm etwas in die Hand geben, zu dem er ein Gefühl entwickeln kann.

Ich wünsche Dir noch viel Spaß beim Schreiben,

LG
Ane

 

Liebe Paulineee,

eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Wer ist die Erzählerin? Wo kommt sie her? Was ist ihr Geheimnis? Der Mord? Oder etwas anderes? Und wer ist "sie", das Opfer? Hat die Erzählerin wirklich jemanden ermordet, oder ist sie selbst damit gemeint? Wer ist der Geist, der am Ufer steht? Ist es die Ermordete? Oder doch nur das Spiegelbild der eigenen, verblassenden Erinnerung?
Du verstehst es, in deiner Geschichte die Opposition Licht/Dunkelheit, Fallen/Steigen, Erinnern/Vergessen, und schließlich Leben/Tod zu entwickeln.
Die Erzählerin zieht es hin zur Dunkelheit, zum Vergessen, zum Tod. Doch gleichzeitig kämpft sie dagegen an, möchte nicht vergessen, nicht sterben. Am Ende springt sie - Zwischen ihr und dem Nichts steht nur noch der Geist, das geheimnisvolle Dritte zwischen Leben und Tod. Schließlich löst sich alles auf in einem Bild von Freiheit.
Besonders interessant ist hier, was du aus den Themen Wasser und Luft machst. Das Wasser ist beides, ist einmal gefährlich, verbunden mit Dunkelheit und Tod, einmal ruhig und friedlich, verbunden mit der Erinnerung und dem Leben. Die Luft ist im einen Moment lebensrettend, im nächsten Moment bedeutet sie das Ende, den Tod der Erzählerin.
In deiner Geschichte verschwimmt der Gegensatz zwischen Leben und Tod, durch die wechselnden Assoziationen genauso wie durch das Vergessen, das "sich in Luft auflösen", durch den Geist, und durch die Verbindung von Tod und Freiheit am Ende. Es ist nicht klar, wann die Erzählerin noch lebt, und ab wann sie schon tot ist. Gerade das ist es, was deine Geschichte so spannend macht.

Liebe Grüße,

Sunchelle

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
weiß nicht wirklich, ob mir die Erzählweise gefallen hat. Sie ist auf jedenfall recht einfallsreich.
Folgendes fiel mir auf:

Nur ein kleiner Lichtstrahl, der zu mir hervordringt, mich daran erinnert das es noch ein anderes Leben gibt, außerhalb des Wassers.
Hier müsste es heißen: "... daran erinnert, dass es noch ..."
Da das 'dass' hier einen Nebensatz einleitet und sich auf nichts bezieht (das->Auto). Sorry, falls es nur ein Flüchtigkeitsfehler war. Aber lieber kurz erklärt. :E
Dunkelheit ist so schön.
&
Ich liebe die Dunkelheit.
Vielleicht etwas redundant.

Mein Heimat.
Meine Heimat.

„Du bist bereit. Geh nun, du bist bereit.“ , hallt es in meinem Kopf.
Den Punkt weglassen in der direkten Rede am Ende: „Du bist bereit. Geh nun, du bist bereit“ , hallt es in meinem Kopf.

So muss es sich anfühlen wenn man Drogen genommen hat.
Etwas unglücklich und vielleicht auch Klischeehaft meiner Meinung nach. Es wirken ja nicht alle Drogen gleich usw. usf.
Außerdem fehlt ein Komma nach: "... sich anfühlen, ..."

Gruß.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom