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Jeder, ein Woyzeck

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29.04.2016
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Jeder, ein Woyzeck

Wie nennen wir ihn?
Die Welt bezwingt jeden, der sein Schicksal nicht ertragen kann.

Er legte den Stift beiseite. Ende. Vollbracht. Las sich das Geschriebene durch, aufmerksam, prägte sich jedes Wort ein, wie ein Gedicht. Im Halbdunkeln strich er das Papier glatt, hielt es gegen das spärliche Licht und zerriss es, kleine Fetzen, die zu Boden fielen, wirbelten durch den Raum, willenlos im Strom der zuknallenden Tür.
Was nützte schon ein Brief ohne Adressat. Nichts. Überhaupt ein Brief. Als ob ein Brief es erklären könnte, als ob irgendetwas es jemals erklären könnte. Niemand würde verstehen, warum er getan hatte, was er tun musste, zu lange, zu viel nachgedacht, endlich es vollbracht. Erschöpft ließ er sich zurück, befreit.

Einen ganzen Tag verbrachten die Emsigen damit, alles wieder fein säuberlich zusammen zu kleben, wie ein Puzzle wurden die Fetzen zum Ganzen zusammengesetzt. Keiner wusste warum. Routine. Es musste sein. Der Fall war klar, eindeutig wer, eindeutig wie.
Wozu sich die Mühe geben, sich beunruhigen, was ein Irrer schon dachte. Unwichtig. Finden, das war wichtig, aber ein Aufenthaltsort stand wohl nicht drin. Ein Brief, man wollte eben doch noch immer persönlich Abschied nehmen. Die wenigstens griffen zur Email oder SMS. Wohl nicht dramatisch genug, der Kontakt zur glorreichen Historie der Soziopathen nicht gewährleistet. Kopfschütteln.
Dieser Anruf, tot, alle tot, ich gehe, die Tür ist zu, sie sollten es wissen. Eine ganz ruhige Stimme, keine Panik, eine Stimme, die einen freundlichen Hinweis gibt, hilfsbereit. Das machte Angst. Die Familie tot und der Mann in Aufbruchsstimmung. Als ob die Koffer gepackt waren und jemand nur nochmal ins Haus entschwand, das Licht auszumachen. Ganz kurz, nebenbei. Schnell etwas erledigen. Es gab keinen Kampf. Das Kind entschlafen. Die Mutter überrascht beim Fernsehen. Die letzte Sendung vielleicht „Mitten im Leben“, kurzweilige Unterhaltung. Immer wieder musste der Kopf auf den Tisch geschlagen worden sein, immer wieder, ohne nachzudenken. Stumpfe Gewalteinwirkung. Das war ein schöner Mord. Nicht das Kind. Aber die Frau. Ein echter Mord. Wie ein Wahnsinniger. Schlag zu! Schlag zu! Der gemeinsam gekaufte Tisch, massiv, vielleicht Eiche, immerhin kein Glas. Es gab kein Zögern, niemand konnte sich wehren, weder dem Gewissen noch der Übermacht, Exekution. Hatte sie das erwartet? Zeugen sprachen von einer normalen Familie. Was war schon normal? Beide arbeiteten viel, großes Haus, relativ, vor ein paar Jahren erst gebaut, den Traum vom Eigenheim erfüllt. Schön. Tochter noch klein, relativ, Kindergarten, keine Ahnung wie alt, auch nicht wichtig, zu jung. Die Frau war hübsch, ist, wenn man sich den Rest vorstellt.

Wer war sie?
Sie arbeitete in einer Kanzlei, Wirtschaftsrecht. Sie machte Karriere, sie war wohl sehr ehrgeizig, man trauert schon, um sie.
Auffälligkeiten?
Nein.
Vielleicht eine Affäre?
Warum dann das Kind?
Was soll ein Kind ohne Eltern?
Sagen Sie so etwas nicht.
Nagut, Affären?
Nein, ich weiß es nicht, niemand weiß es. Sie war oft bis in den späten Abend in der Kanzlei, sie arbeitete viel, schließlich wollte sie Karriere…
Jaja, nun, hätte sie mal lieber öfter einen Blick auf den Mann geworfen.
Wie?
Ein Psychopath, das hätte man sehen müssen.
Zyniker.
Warten Sie ab, je mehr Sie sehen, je mehr werden Sie, was ich bin.
Nein.
Egal, wo ist der Brief?
Ich suche.
Wo ist er?
Ich suche.
Kaum zu glauben. Das zieht sich.
Es hilft doch nichts!
Nein, nichts hilft etwas.
Gefunden.
Her damit!
Ruhig.
Stimmt, wir haben Zeit, keiner bringt die Toten zurück.
Das nervt.
Dann gehen sie.

Der Brief also, Mosaik des Wahns. Nun dann, frisch ans Werk, was wollte er unbedingt loswerden? Wer war diesmal Schuld? Immer war einer Schuld, nur man selbst nicht, Opfer der Umstände. Man hatte ja keine Wahl. Falsch! Immer hat man die. Die Welt nimmt keine Geisel! Ah, es beginnt.Typisch. Finanzproblem. Sie konnten das Haus nicht abbezahlen. Die Angst vor dem Ruin, der gesellschaftlichen Degradierung. Lieber die Ausradierung, als Degradierung. Kopfschütteln. Nächster Halt, Depressionen.
Also wirklich, was hilft ein Brief, in dem er sich anvertraut. Zum Arzt muss man mit Depressionen, nicht zum Bleistift. Nicht zu fassen, dieses Geschreibsel. Es war schon spannend, was der sich wohl als nächstes ausdenkt?
Er schreibt von Liebe, der enttäuschten. Jawohl, enttäuscht, die Frau hatte wohl doch eine Affäre, vermutete er. Wie wichtig doch die Unschuldsvermutung ist. Eifersucht, klassisches Motiv, langweilig, Gott sei Dank, gibt es hier mehr.
Interessant, er fühlte sich unverstanden, von allen, vor allem den Freunden. Eine Kunst, Facebook hat 1,35 Milliarden Mitglieder. Wer da unverstanden bleibt, will seine eigene Sprache sprechen. Gut, 213 Freunde nur, unterdurchschnittlich. Was tat er sonst so? Die Briefe haben doch was Gutes, man spart sich die Erstellung eines Profils, es fehlt nur noch das Passbild, dann könnten sie eins zu eins als Steckbrief herausgeben werden. Schublade auf, Akte zu. Als ob die Polizei nicht all das schon wüsste.
Nochmal, 43 Jahre, Midlife crisis gefährdet, vielleicht schon 2 Burnouts überstanden, man munkelt. Kein Job, das erklärt die Verzweiflung. Von der Frau übertrumpft, die Schmach des Patriarchen. Davor, Anwalt. Autsch, im eigenen Gebiet geschlagen. Er fühlte sich eingeengt. Angst. Kindheitserinnerungen? Zweitwunsch wohl Psychologe. Oder Künstler, was er für ein schönes Bild malte. Entworfen mit schwungvollen Linien, verschwommener Vordergrund, klarer Hintergrund. Ganz in Grau, mit einem, nein zwei roten Flecken. Ein Familienbild. Mann, Frau und Kind. Sie kennen sich aus einem gemeinsamen Praktikum, der eine leiht dem anderen das Grundgesetz. Nahezu poetisch. Man verbringt gemeinsam die Flitterwochen, Ibiza, ein Traum in Weiß. Weiße Strände, weiße Häuser… viel hübscher als Mallorca. Sie kommen zurück, beide finden schnell einen Job, gut ausgebildet und welch Glück, bald muss Einer zuhause bleiben, schwanger.
Er ist nun Alleinversorger, und es gefällt ihm, wichtig zu sein. Als die Tochter zur Welt kommt, ist das Leben perfekt. Die Quadratur des Kreises stand bevor, 2 Karrieren, ein Kind, keine Familie. Man zog gemeinsam, nur in falsche Richtungen. Er verliert.
Auch seinen Job, zu viel gewollt, zu wenig gekonnt, übernommen. Nun, zuhause geblieben, Alleinversorgter. So viele einsame Stunden. Mutlosigkeit. Verzweiflung. Schlaflose Nächte. Wie konnte man nur neben dem zerschlagenen, toten Körper der Frau versuchen Mitleid zu erhaschen? Es machte alles wenig Sinn. Er muss wieder arbeiten, aber wer will einen Betrüger? Niemand. Gut, dass die Frau noch glaubt, er habe einen Job. Natürlich gelogen, jetzt hat er vier. Peinlich bei McDonalds gesehen zu werden. Den Freund beschwören, es für sich zu behalten. Nein, viele Freundschaften konnte er wirklich nicht mehr gehabt haben.

Wenn das Leben zur Lüge wird… man sollte ihn Potemkin nennen. Potemkin also. Potemkin arbeitet und arbeitet, schuftet bis spät abends, aber niemals kann er das verdienen, was er verdient und verdient hatte. Das Gespräch mit der Frau, die Scham, das eigene Versagen und nur ihre Enttäuschung, enttäuscht ihn nicht. Nun bleibt er zu Hause Potemkin. Nichtsnutz. Sie macht sich wirklich lustig über ihn, obwohl er alles gegeben hat. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Für die Familie hat er doch alles riskiert. Der Arme. Und nun lachen sie, doch nicht lange, bald ignorieren sie ihn.
Nennen wir ihn Sisyphos, denn wie ein Held schleppt er den Stein der Nichtigkeit mit sich herum, wankt, doch noch stolpert er nicht.Wer hilft ihm? Die Frau arbeitet. Nicht da. Nicht bei ihm? Bei wem dann??!! Sisyphos wundert sich, ruft bei Freunden an, ach nein, keiner hat Zeit für ihn. Die Tochter, das Kind?! Er konnte nicht einmal mehr Vater sein. Sie schrie ihn an. Leise schrie er zurück, Hilfe. Wem soll ich noch alles helfen? Wem sollte sie noch alles helfen?
Keiner hat Sisyphos geholfen, der Stein war seine Aufgabe. Akzeptiere dein Schicksal, mach das Beste draus! Erkenne die Absurdität! Der Mensch fragt, die Welt schweigt. Revolte! Revolutioniere! Oh nein, dieser hier, der ließ sich erdrücken, man sah es kommen! Er zitterte. Er stolperte. Stop! Er würde den Stein fallen lassen, ganz oben auf der Spitze der Berges! Und der Stein würde rollen, immer schneller, schneller, im wahnsinnigen Tempo, Stöcker würden brechen, Sand knirschen, Knochen zermalmen! Nein! Er zerriss das Papier! Schluss! Unaufhaltsam alles zerstören! Zerriss es in kleine Fetzen. Nichts würde bleiben, nur Leere. Ruhe. Langsam schweben die Fetzen durch die Luft, setzen sich auf das zerbrochene Haupt. Frieden. Die Tür schlägt zu. Der Stein ist verschwunden. Endlich befreit.

Wie nennen wir uns?

 

Extrem gut! Selten habe ich so durchdachte Texte gelesen.
Kurze Sätze. Klare Struktur.
Die Hin- und Hergerissenheit des Jungen Kommissars macht den Charakter deiner Geschichte aus. Ich sage, dass er es nicht tut und aus dieser Erfahrung wächst. Irgendwo ein Happy End eben.

 

Hej PaulPawel,

ich kann der Geschichte leider nicht so viel abgewinnen. Sie beginnt etwas verworren, ich weiß noch nicht genau wer, wo und was, und reime mir im Laufe der Zeit zusammen, dass da einer auf einen "Fall" drauf schaut (zwischendurch bin ich mir nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe).
Den fand ich nicht so sehr spannend, etwas klischeebehaftet zeigt der mir nichts, was mich berührt.

Die Gedanken desjenigen, der den Fall begutachtet, müssen den Text über weite Strecken tragen.
Die verraten auch wenig über denjenigen, der sie denkt, da steckt wenig Persönlichkeit drin, mehr die grobe Form eines möglichen Denkens.

Gegen Ende wird von irgendwem der Vergleich mit Sisyphos als Erklärung für das Vorangegangene angeboten, Woyzeck im Titel ... als würdest Du Deinem Text nicht zutrauen, dass er auch ohne das eine entsprechende Wirkung hat.

Textkram:

weder dem Gewissen noch der Übermacht (gegenüber?), Exekution.

Die Frau war hübsch, ist, wenn man sich den Rest vorstellt.
Nö, sie war.
Auch wenn man sich den Rest vorstellt.

man trauert schon, um sie.
Das Komma ist überflüssig

Wie? Ein Psychopath, das hätte man sehen müssen. Zyniker. Warten Sie ab, je mehr Sie sehen, je mehr werden Sie, was ich bin. Nein. Egal, wo ist der Brief?
Hier blick ich nicht durch, das könnte man Mm deutlicher machen, ohne dass diese Form verloren geht.

Die Welt nimmt keine Geisel!
Ich verstehe das Argument nicht. Was hat denn jetzt die Welt da zu suchen? Hätte die nicht unwillentlich oder wie auch immer jeden Menschen als Geisel? Erst recht in Zusammenhang mit Ssisyphos und dem Rest

bald muss Einer zuhause bleiben, schwanger
einer klein. Und nicht einer muss zu Hause bleiben, sondern "sie", er ist ja wohl kaum schwanger

Das Kind entschlafen.
Soll das zufällig zur gleichen Zeit passiert sein?

Tja, vllt kannst Du mit meinen Anmerkungen ja etwas anfangen.
Jedenfalls viel Spaß noch hier.

Gruß
Ane
April1912 Wo nimmst Du z.B. den jungen Kommissar her, hast Du einen (oder mehrere) andere/n Text/e als ich gelesen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber PaulPawel,

das tut weh, wenn man sich auf deinen Scherbenhaufen einlässt. Und trotzdem hat er mich gepackt. Diese verkürzten Sätze, die einem am Anfang wie aus einem Zettelkasten genommen und aneinandergereiht vorkommen, ergeben allmählich das Bild des tragischen Woyzeck. Du bemühst Potemkin, um auf die Fassade, die dein Protagonist vergeblich zu erhalten sucht, hinzuweisen, und Syssiphos, um die Ausweglosigkeit seiner Bestrebungen zu zeigen. Am Ende der Mord und der Brief.

Ich finde deinen Stil in seinen Verkürzungen anstrengend und gleichzeitig anziehend, weil sich daraus allmählich ein Mosaik, ein Bild, ergibt. Ja, das hat was. Viel mehr möchte ich allerdings davon an einem Nachmittag nicht lesen. Dann raucht mir der Kopf.

Zur Erzählzeit:
Was mir nicht einleuchtet, ist, warum du an einigen Stellen im letzten Teil ins Präteritum wechselst, dann zurück ins Präsens und später wieder ins Präteritum.

keiner hat Zeit für ihn. Die Tochter, das Kind?! Er konnte nicht einmal mehr Vater sein. Sie schrie ihn an. Leise schrie er zurück, Hilfe. Wem soll ich noch alles helfen?
Unaufhaltsam alles zerstören! Zerriss es in kleine Fetzen. Nichts würde bleiben, nur Leere. Ruhe. Langsam schweben die Fetzen durch die Luft, setzen sich auf das zerbrochene Haupt.
Zur Person:
Ich habe das Gefühl, dass du das Personalpronomen ‚er’ für zwei verschiedene Personen benutzt, ohne zu differenzieren, wer jeweils gemeint ist:

Nun bleibt er zu Hause Potemkin. Nichtsnutz. Sie macht sich wirklich lustig über ihn,
Hier ist es für mich derjenige, der die Tat ausführt.

Er schreibt von Liebe, der enttäuschten. Jawohl, enttäuscht, die Frau hatte wohl doch eine Affäre, vermutete er. Wie wichtig doch die Unschuldsvermutung ist.
Derjenige, der hier vermutet und an die Unschuldsvermutung denkt, scheint mir dagegen ein anderer, vielleicht der Polizist, der den Mord auflösen muss, zu sein.


Zur Zeichensetzung:
An vielen Stellen hätte ich lieber einen Punkt als ein Komma gesetzt. Du gehst einfach von einem Gedanken zum anderen. Ich bin mir nicht sicher, ob du das beabsichtigt hast. Z.B. an dieser Stelle:

Der Brief also, Mosaik des Wahns, (.) nun dann, frisch ans Werk,(.) was wollte er unbedingt loswerden?
Statt der beiden Kommas hätte ich hier zwei Punkte gesetzt. Ähnlich an vielen anderen Stellen.

Lieber Paul Pawel, auf jeden Fall lieferst du hier ein interessantes Sprach-Experiment ab. Ich habe das Gefühl, dass es an manchen Stellen nicht ganz stringent und durchüberlegt ist (s. auch Anes Kommentar), aber dazu müsste man noch einmal sehr akribisch an deinen Text herangehen. Dazu fehlt mir im Moment leider der Antrieb. Gelesen habe ich das Ganze auf jeden Fall mit großem Interesse.

Ich begrüße dich bei den Wortkriegern.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hola PaulPawel,

Wie nennen wir ihn?

Keine Ahnung. Willy?

Die Welt bezwingt jeden, der sein Schicksal nicht ertragen kann.

Das ist ganz toll! Und was ist mit dem, der imstande ist, sein Schicksal zu ertragen? Den bezwingt die Welt nicht? Aber wenn es doch Schicksal ist – Mamma mia!
Und eine vorlaute, (vor)letzte Frage: Was ist die Welt?

Öffnen wir die Flasche Absinth und lassen es lustig gluckern!

Atemlos heruntergehaspelt, wie es gerade kommt. Im Superblock, damit dem Leser die Augen übergehen – drauf losgesprudelt, sehr beeindruckend. Da spart sich der Autor manche Mühe.
Ich finde, das ist ein Klassetrick, große Wirkung mit kleinem Aufwand zu erzielen. Schließlich taucht der rote Faden doch stellenweise wieder auf – nachdem der Leser mit den Nerven am Ende ist. Aber der Autor sagt es selbst:

Endlich befreit.

Auch der Nick ist intelligent gewählt.

Ein nettes Event!
Bedanken will ich mich nicht. Es liest sich eben so, wie es geschrieben ist.
Aber willkommen heißen möchte ich Dich schon! Frischer Wind ist immer gut.

José

 

Hallo zusammen,

zu allererst möchte ich mich für eure schnelle, sachliche Kritik bedanken und freue mich, dass ihr Zeit gefunden habt meinen Text zu lesen. Bevor ich auf einzelne Aspekte eingehe, möchte ich Generelles zum Hintergrund und Sinn der Kurzgeschichte darlegen.

In Anlehnung an Büchners Blaupause des Determinismus´ geht es um das Aufzeigen der äußeren (die Welt - Gesellschaft) und der inneren (Gefühle, Wünsche und Ziele) Bestimmungen in unserer heutigen Zeit. Der Fall ist hierbei gewollt ordinär und simpel gehalten und als modernisierte Woyzeck-Katastrophe zu erkennen, denn der Schwerpunkt liegt auf der Metaebene, dem zu Interpretierenden. Der Beweis soll angetreten werden, dass in jedem ein Woyzeck steckt, jeder die Kontrolle verlieren kann und an seinen persönlichen inneren sowie äußeren Grenzen scheitern kann. Selbst ein zynischer Ermittler, der es am besten wissen müsste, ist nicht gefeit davon. Absichtlich ist der Text verworren und verwirrend, soll keinen Anhaltspunkt geben und nur im Verlauf einiges offenbaren, mehr und mehr von sich preisgeben je intensiver man sich auf ihn einlässt. Es ist eben ein Mosaik des Wahnsinns. Er ist nie als unterhaltende Geschichte gedacht gewesen, sondern als etwas zum Nachdenken Anregendes. Aus diesem Grund sind die Rubriken auch Gesellschaft und Philosophie statt Krimi und Alltag.
Um nicht meinen ganzen Text selbst zu erläutern, was ich hoffe nicht notwendig ist, wenn man ihn sich erarbeitet, sei an dieser Stelle nicht mehr dazu gesagt.
Ane und barnhelm - bezüglich der Erzählzeit: Sie ist als Orientierung für den Leser gedacht, da sie den Text in unterschiedliche Ebenen einteilt, dem was geschieht, geschehen ist und im Brief erläutert wird und der Kommentarebene des Protagonisten, dem "Ermittelnden".

Ja, das Personalpronomen „Er“ wird für 2 Personen verwendet, um das Verschmelzen und den fließenden Übergang von dem „Ermittler“ zum „Woyzeck“ kenntlich zu machen, oder gerade unkenntlich, denn es passiert weder bewusst noch gewollt.

Ich hoffe, dass ich noch im Laufe des Tage dazu komme, die angesprochen nachlässige Strukturierung zu beheben, was dann hoffentlich auch den Zugang zum Text erleichtert/ ermöglicht. Ihr habt Recht, dass ich da wirklich etwas nachzuholen habe.
jose - Ich denke nicht, dass es jemandem zusteht Faulheit zu unterstellen, der den Text ohne Tiefe oder Nachdenken liest, nur um anschließend zu versuchen ihn ins Lächerliche zu ziehen. Die Arbeit von Tagen als „Trick“ abzutun, ohne den Versuch zu verstehen, wirkt arrogant. Ein Danke gilt aber auch dir für deinen einzig konstruktiven Hinweis auf den „Superblock“.

Ich werde noch einmal versuchen etwas nachzujustieren, um ein Labyrinth mit wenigstens etwas Hoffnung auf einen Ausgang zu schaffen.

 

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