Moikka Art,
und herzlich willkommen auf KG.de!
Schau, Du verwechselst etwas - und mir scheint, wenn ich einige Teenager hier lese, daß es durchaus nicht ganz korrekt an Schulen gelehrt wird: Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob man einen gut konzipierten, bewußt gesetzten Anstoß eines Autors nimmt und etwas zwischen den Zeilen liest, bzw. ein paar hingeworfene, unzusammenhängende Eindrücke hingesetzt bekommt, aus denen man sich bitte den Rest der Geschichte, im Sinne von plot, denken soll.
Letzeres ist uninteressant, weil ich mir dann den Text selbst schreiben kann. Denn eiine Kurzgeschichte ist: in erster Linie der Blick eines Schreibers auf ein von ihm gewähltes, ausgearbeitetes Thema, das er unter seinem ganz individuellen Blickwinkel in seinem gewählten Stil vermittelt. Es ist eine Handlung, plot, Charaktere, eine innere und / oder äußere Entwicklung, ein Konflikt (ausgesprochen, d.h. man muß als Leser wissen, worum es geht) und eine Auflösung oder ein Entlassen (ebenfalls bewußt eingefädelt) in die Unsicherheit.
Was Du machst ist nichts dergleichen, und daher denke ich, daß dies so keine Kurzgeschichte ist, sondern maximal ein gröbster Rohentwurf zu zwei Charakteren: Vergleich - Er geht die Straße runter, alles ist grau, ach so grau, doch dann - es passiert! - und alles ist wieder grau.
Interessiert Dich das? Nein, natürlich nicht. Du weißt nicht, um wen es geht. Du weißt nicht, was das Drama soll, das Dir niemand erklärt. Du weißt nicht, was passiert, und deshalb ist es auch egal für Dich als Leser, wie oder was das für ein Ende sein soll. Verkürzt ist dies ganz genau, was Du hier gepostet hast.
Das Problem: Drama um nix reizt zum Lachen, es wirkt unfreiwillig komisch. Und je mehr Herzschmerz und Verzweiflung Du hier um eine Nullstelle es herum behauptest (anstatt uns zu zeigen), desto lustiger wird es. Das kann nicht Deine Intention gewesen sein.
als es ihm erzählt wurde.
Ein aussageloses Wort anstelle einer ganzen Geschichte - das geht nicht. Beim besten Willen nicht. Hier ist Dein Konflikt, das Wesentliche (auch formal!) einer Kurzgeschichte, darauf warten wir, davon hängt ab, wie wir den Rest der Andeutungen bewerten, ausfüllen.
Es: ihm wurde erzählt, daß er das Kind aus einer Vergewaltigung ist; daß seine Mutter heute früh vom Bus überfahren wurde; daß er als Zwitter geboren und umoperiert wurde; daß Aliens die Erde überfallen haben und dabei sind, die gesamte Bevölkerung mit Laserkanonen auszurotten ... Verstehst?
Gleiches: Jeansblau. Aha - das einzige, was ich damit in Verbindung bringen konnte, war eine nette Umschreibung für Komasaufen. Wolltest Du auch nicht, oder? Dann mußt Du das klarer machen.
Deine vagen Andeutungen haben nicht genug Aussagekraft und Stil/Sicherheit, um das Gewollte beim Leser auszulösen. Aber das ist die Kunst beim Schreiben: zu vermitteln, was Du sagen willst, was Du erzählen möchtest. Das erfordert Übung, und die bekommst Du - wie jeder von uns - nur durch Kritik und Rückmeldung und die Bereitschaft, Deinen Text mit fremden Augen zu sehen. Er funktioniert nicht, laß es Dir gesagt sein, und das hat nix mit Deinem "persönlichen Stil" zu tun.
Zwischen den Zeilen lesen muß sein: Du erzählst eine Geschichte, sauber konzipiert, ausgearbeitet, editiert, geschliffen. Du schaffst unter dem Gesagten (nicht: anstelle!) einen doppelten Boden, einen Hintergrund zu Deinem Konflikt, den Figuren. Du lenkst unseren Blick genau darauf, ohne es explizit in Worte zu kleiden. Das ist nicht leicht, aber genau das ist zwischen den Zeilen lesen in einem literarischen Text.
So ist das keiner - überarbeite hier gründlich, arbeite an dem Konflikt, überlege, was Du sagen willst, wie Du es sagen willst - aber spuck's aus. Dann wird es eine Kurzgeschichte. Und ich denke, nichtmal eine uninteressante. Du hast ein Händchen für Dynamik, für kurze, scharfe Sätze - nutz das. Hier ist Potential, aber Du darfst keine Angst haben, etwas tatsächlich zu erzählen. Ich wünsche ganz viel Erfolg!
Herzlichst,
Katla