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Je voudrais

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20.01.2018
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Je voudrais

Ich fuhr mit dem Zug nach Prag. Das war weniger weit weg von Berlin, als ich mir vorgestellt hatte. Das Studentendorf, wo die Go-Konferenz stattfinden würde, lag ein bisschen auβerhalb am Stadtrand. Es war aber einfach zu finden mit der Metro. Beim Aussteigen aus der Metro hörte ich den Vorsichttürenschliessen-Spruch über Lautsprecher. Ich fand, das klang schön in tschechisch. So ein bisschen Singsang. Es wäre schön, ein wenig tschechisch sprechen zu können, dachte ich mir. Am Anmeldetisch geben sie mir meine Zimmernummer. Das Studentendorf hatte diesen Ost-Charme. Ein Plattenbau mit vielen Betten pro Zimmer. Es erinnerte eigentlich eher an eine Jugendherberge als an ein Studentenwohnheim. Macht nix, dachte ich mir, bin ja nicht anspruchsvoll.
„Wir hatten gehofft, dass Du nicht kommst.“
Die junge Frau hatte lange blonde Haare und stand direkt neben dem Eingang des Zimmers, das mir zugeteilt worden war. „Mein Freund ist nicht angemeldet. Deshalb haben wir jetzt ein Bett zu wenig. Deshalb haben wir gehofft, Dass Du nicht kommst.“ Die junge Frau ist keine junge Frau. Eher ein Mädchen. Höchstens sechzehn. Na, das ist ja ein Superempfang, denke ich mir. Ich bestand aber darauf, bis sie einräumte, hmm, ja, ihr Freund könne ja auch zu ihr ins Bett, obwohl, die seien ja recht schmal….. Ich war immer noch recht ungläubig. Was für ein seltsames Mädchen. Ich bemühte mich zwar, nur das nötigste zurecht zu legen, um dann so schnell wie möglich wieder rausgehen zu können, doch ich überhörte dann doch einige Sätze, die sie mit den anderen Zimmerbewohnern wechselte. Die meiste Zeit über redete das blonde Mädchen. Die meiste Zeit über sprach sie von anderen Personen, indem sie auf deren Spielstärke verwies und nicht auf deren Namen. Das hörte sich dann ungefähr so an:
„Der Fünfkiyu wollte nicht mit der Siebenkiyu ein Bier trinken gehen, weil er meinte…. Dann kam der Zweidan hinzu und sagte…..“.
Sie spricht mit ihrem Freund. Später fand ich heraus, dass ihr Freund doppelt so alt ist wie sie. Sehr seltsame Konstruktion. Welcher zweiundreißigjährige Mann ist mit einer Sechzehnjährigen mit Wahrnehmungsstörungen zusammen?

Ich liebe Go. Ich bin da nicht sonderlich gut drin. Aber ich liebe dieses Spiel. Man kann sich da drin verlieren. Ich spiele, zerbreche mir den Kopf, ob ich hier noch meine Gruppe retten kann, oder lieber da setzen sollte oder doch nicht………… Und alles andere um mich rum verliert an Bedeutung. Stunden verstreichen, aber das ist ganz gleich. Ich kann da so eintauchen. Das ist fast so wie beim Bücherlesen. Dann bin ich auch ganz weg. Auf einem anderen Planeten. Wo andere Dinge zählen und andere Dinge möglich sind als die Dinge aus meinem normalen Leben. Wo mit viel Fantasie noch viel mehr möglich ist und die Perspektive weniger trüb. Deswegen also Go-Konferenz. Ich bin wirklich weit davon entfernt, in Turnieren punkten zu wollen. Aber das gehört nun einmal dazu. Wir spielen so oft, dass ich nachts in meinen Träumen weiße oder schwarze Steinchen aufs Brett lege. Die Steine tanzen auf und ab. Der ganze Kopf ist voll damit, selbst in der Nacht, beim Schlafen. Ab und zu unterhalten wir uns aber auch und holen nicht gleich die Spielsteine heraus. Da war Markus mit der lustigen Lache. Wenn er anfing, zu lachen, dann musste man sofort auch lachen, weil einfach seine Lache sich so lustig anhörte. In Prag war das Bier billiger als das Wasser und die Cola. Die tschechischen Studenten sagten, das sei ganz normal. Sie fragten sogar zurück:
„Ist in Berlin das Bier in den Kneipen denn teurer als die Cola?“
„Na klar“
antworten wir.
Einmal, da treffe ich Markus kurz alleine und wir unterhalten uns. Am Ende sagte er „Naja, gestern nachmittag war ich noch mit Justus auf eine Partie verabredet. Aber der wollte ja lieber schäkern gehen.“ Ich lächle einen Moment recht blöd, bevor ich kapiere. Achso. Es macht klick in meinem Kopf. Andere haben das auch bemerkt. Justus war schäkern. Justus hat mich getroffen.

Der Vorteil meiner neuen Welt, der Go- Welt, der lag eigentlich genau darin, dass das kein Thema mehr war für mich. Das war ja das Gute: nur der Spielspaβ zählte, die Zeit, die man miteinander verbrachte. Es ging nicht ums richtige Leben. Mit Beziehungen wollte ich nichts zu tun haben. Ich schaltete das einfach ab. Ich war auf dem Ohr einfach taub. Es war ja auch genug passiert. Nun war ich allein. Ich hatte neu angefangen. Das Beste an dem Neuanfang war meine neue Wohnung hoch oben im Wolkenkratzer vom Nollendorfplatz. Und die Hängematte, die ein Freund einer Freundin mir da angebracht hatte, genau vor dem groβen Fenster. Ich konnte lange in dieser Hängematte liegen, mich in eine Decke kuscheln und auf Berlin blicken. Und versuchen zu vergessen, wie mein Leben in Berlin davor war. Davor. Und das zweitbeste an diesem neuen Leben war, nun ja die neue Freizeitbeschäftigung Go.

Am meisten mochte ich an Justus das Berlinerische, das aus seinem Mund herauskam. Und den Blick, der aufblitzte, wenn er mich ansah. Es dauerte aber noch eine ganze Weile. Mein Lieblings-Tshirt war damals ein weißes Berlin-Schöneberg-Tshirt. Ich hatte es mir zusammen mit einer Freundin gekauft in ihrem Lieblingsladen. Auf dem Tshirt war vorne in rosa ein Hirsch abgedruckt, dadrunter stand Schöneberg. Auch hatte mir die Freundin ihren Jeansrock ausgeliehen für meine Pragreise. Den hatte sie mir schon einmal ausgeliehen, das war kurz danach. Wir waren fürs Wochenende zu ihren Eltern gefahren. Ich fand es rührend, wieviel Mühe sie sich um mich gab.
In meiner Erinnerung an Prag trage ich fast immer diese beiden Kleidungsstücke. Manchmal sehe ich mich dort am Tisch sitzen, mit Go-Steinen in der Hand. Ich ging fast immer mit einem Űbungsbuch in der Hand herum, das hieß, glaube ich, solving go problems oder sowas in der Richtung. Als es dann endlich soweit war, hatte ich es auch dabei. Da waren wir bei irgendwelchen Bekannten von Justus auf dem Zimmer. Dort vergaß ich dann auch das Buch. Es gab ja dann wichtigeres. Ich konnte richtig in seinen Armen sein. Er sagte mir:
„Du riechst gut“.
Das war diese neue Bodymilk mit dem Apfelgeruch. Er konnte richtig gut küssen. Es war so, als würde die Zeit und die Welt anhalten. Und ich war nicht vorbereitet auf diese Riesenwelle von Zärtlichkeit, die mich da überrollte.
Am nächsten Tag hole ich Justus von seinem Turnier ab. Er war noch nicht fertig mit dem Spielen und ich beobachtete ihn aus der Ferne. Eigentlich müsse es andersrum sein, sage ich mir in Gedanken. Und da fiel sie mir ein, Anna Gavalda. Sie hatte dieses Buch „Je voudrais que quelqu’un m’attend quelque part“ veröffentlicht. Ich habe es als Vorbereitung gelesen, da ich mein französisch verbessern musste. Die meisten Kurzgeschichten in diesem Buch handeln von Einsamkeit und überzogenen Sehnsüchten. Frauen, die sich den perfekten Mann vorstellen und dabei gar nicht merken, wie sehr sie abheben und gar nicht mehr in der Realität zuhause sind. Mit tausendundeinhundert Vorstellungen und Wünschen. Mein Wunsch ist gar nicht so übertrieben. Er ist ganz bescheiden. Nur das eine. Dass ein-, zweimal jemand auf mich wartet. Und dass dann sein Blick so aufblitzt, wenn er mich sieht.

Ich freundete mich mit einer Gruppe Franzosen an. Die waren alle sehr nett. Und außerdem konnte ich ein bisschen mein französisch aufbessern. Ich sollte bald nach Frankreich ziehen, ich musste mehr französisch lernen. Am freundlichsten war Julien, der mir viel von seiner Familie erzählte und den Büchern, die er mit seinen Kindern gerade las. So erfuhr ich vom französischen Robin Hood, von Arsene Lupin. Die Geschichte imponierte mir. Es war eben nicht alles so Schwarzweiß wie bei Robin Hood. Mit Julien blieb ich später noch in Kontakt. Er war es, der uns als erster auslachte, als ich ihm später erzählte, mein Vater und ich seien am 15. August los, um eine Wohnung zu finden in der neuen Stadt in Frankreich, in der ich dann wohnen würde. Im Ernst. Am 15. August in Frankreich? Als klar war, ich würde einen ganzen Tag frei haben und es kein Turnier gab, an dem ich hätte teilnehmen können, entschloss ich mich, die französische Gruppe auf einen Ausflug zu begleiten. Wir hatten uns entschieden, mit dem Bus an einen See zu fahren. Welchen, weiss ich nicht mehr. Er war total klar und gar nicht so kalt. Ich ging als eine der ersten hinein. Die Kinder, die dabei waren, machten mit einigen der Erwachsenen Wortspiele in französisch, da verstand ich sowieso nichts. Ich bin lange in dem See geschwommen.
„Ihr wart aber lange weg“
sagte Justus, als ich ihn im Studentendorf wiedertreffe am Abend.
„Du hast doch nicht etwa auf mich gewartet?“ Erwidere ich erstaunt.

Die Konferenz ist fast zu Ende. Ich habe nicht sehr gut abgeschnitten, aber das war nicht wichtig für mich. Wir sitzen auf einer Wiese in der Nähe des Studentendorfes. Justus druckst ein wenig herum.
„Du, ditt wird in Berlin anders sein.“ sagt er.
„Nicht so wie hier.“
Oh Mann, denke ich mir. Noch nicht einmal Klartext reden. Hab ich das nicht verdient? Den Klartext meine ich. Dann fällt es mir wieder ein, je voudrais que quelqu‘ un m‘ attend quelque part….. Stimmt, sag ich dann zu mir. Nur das hab ich ja gewollt. Das hab ich gehabt. Für ganz kurz. Ich sehe ihn an. Diesmal lächelt er nicht, sondern guckt ganz ernst.
„Ich weiβ“ erwidere ich. „Ich bin doch nicht blöd.“

 

Liebe Wortkrieger,
ja ich bin ganz neu dabei. Werde mich aber auf alle Fälle beteiligen und auch Kommentare zu anderen Geschichten schreiben.
Freue mich auf Eure Kommentare!
schöne grüsse

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und Willkommen bei den Wortkriegern, Sarastro! Hoffe, du hast die Zauberflöte eingepackt!:D

Werde mich aber auf alle Fälle beteiligen und auch Kommentare zu anderen Geschichten schreiben.
Sehr gut - das ist schon mal der richtige Ansatz hier!:thumbsup:

Kommen wir aber mal zu deiner Geschichte! Direkt vorab - Vorschusslorbeeren und Lobhudeleien gibts hier nicht! Das macht aber auch den hohen Wert dieses Forums aus und deshalb fallen einige Kritiken durchaus auch mal etwas härter aus.

Dein Titel:

Je voudrais
Gefällt mir nicht, weil der in diesem Kontext unpassend ist. Du schreibst etwas über Prag, erwähnst eine Fahrt aus Berlin und es geht um eine Meisterschaft in GO. Ich fasse zusammen: Wir haben hier Bezüge zur Tschechischen Republik, Deutschland und Japan! Dein Titel ist aber auf Französisch - merkst du was? Ist immer schlecht, wenn schon der Einstieg daneben geht - macht es unheimlich schwer, diesen Eindruck wieder rauszureißen.

Deshalb haben wir jetzt ein Bett zu wenig. Deshalb haben wir gehofft, Dass Du nicht kommst.“
Unschöne Wiederholung
Die meiste Zeit über redete das blonde Mädchen. Die meiste Zeit über sprach sie von anderen Personen
Unschöne Wiederholung
Wo andere Dinge zählen und andere Dinge möglich sind als die Dinge aus meinem normalen Leben.
Du kannst es dir bestimmt schon denken ... ;)

Später fand ich heraus, dass ihr Freund doppelt so alt ist wie sie. Sehr seltsame Konstruktion. Welcher zweiundreißigjährige Mann ist mit einer Sechzehnjährigen mit Wahrnehmungsstörungen zusammen?
Wow, keine "seltsame", sondern wohl eher einer strafrechtlich bedenkliche/grenzwertig pädophile Situation! Mit doppelt so alten Freunden hat keiner ein Problem, wenn die Spanne 20-40 wäre. Aber mit 16?? Setz das Alter vielleicht lieber ein bisschen hoch.

Andere haben das auch bemerkt. Justus war schäkern. Justus hat mich getroffen.
Häh??? Who the f%&§ is "Justus"? Hab ich da was überlesen, oder taucht dieser Justus jetzt zum ersten Mal auf. Und wo und wann hat er deinen Prot denn überhaupt getroffen? Oder mit ihm/ihr geschäkert? Da fällt mir auf - ich weiß gar nicht, ob deine Hauptfigur überhaupt Männlein oder Weiblein ist. Wäre ja nicht so schlimm, aber so kann ich nicht einordnen, ob Justus vielleicht homosexuell ist oder aber deine Protagonistin kein Problem damit zu haben scheint, dass ein 32-jähriger, fremder Mann dann zusammen mit ihr in einem Raum schläft. Egal wie man es dreht - bleibt trotzdem ziemlich schräg!:susp:

Der Vorteil meiner neuen Welt, der Go- Welt, der lag eigentlich genau darin, dass das kein Thema mehr war für mich.
Was war denn kein Thema? Das die Welt "neu" ist?

Ich schaltete das einfach ab. Ich war auf dem Ohr einfach taub.
Zur Abwechslung mal wieder eine Wiederholung.;)
Wenigstens kann ich allmählich ableiten, dass wir es hier mit einer Prota zu tun haben.:D

Dort vergaß ich dann auch das Buch. Es gab ja dann wichtigeres.
Ich muss nichts mehr sagen, oder?

Ich konnte richtig in seinen Armen sein.
Kann man auch "falsch" in Armen sein? Ich verstehe schon, was du meinst, aber das klingt komisch. Außerdem beschreibst du nicht, wie sich die beiden überhaupt näher kommen. Reicht es da einfach aus, ein Übungsbuch mit englischem Titel durch die Gegend zu tragen? Wow, das sollte ich mal ausprobieren!!;)

Es war so, als würde die Zeit und die Welt anhalten.
Wenn schon, dann "würden" - klingt aber ein bisschen abgedroschen. Der nachfolgende Satz ist viel schöner, emotionaler und beschreibt die romantische Atmosphäre zwischen den beiden auch sehr viel besser. Ich würd die angehaltene Welt und Zeit rausschmeißen.

Sie hatte dieses Buch „Je voudrais que quelqu’un m’attend quelque part“ veröffentlicht.
Da haben wir ihn ja endlich, den Bezug zum Titel. Zwei Sachen sind daran leider (nach wie vor) missglückt:
1) Mit Englisch mag man ja noch gewisse allgemein vorhandene Kenntnisse voraussetzen dürfen -bei Französisch wird die Luft allerdings dann schon dünner. Und es ist nicht im Sinne des Leser, dass er erstmal irgend einen Übersetzer ranziehen muss, um den Sinn und Bezug zwischen Titel des Buches und der Geschichte kapieren zu können
2) Der Bezug passt vielleicht zu deiner Geschichte, aber nicht in den Kontext der Rahmenhandlung. Das Mädel ist in Prag!
Ich habe es als Vorbereitung gelesen, da ich mein französisch verbessern musste.
Wo? In Prag? Sprechen da alle französisch?
Nein, stop - ohne Witz!! Ich will dich nicht aufziehen oder irgendwie vorführen!!:)

Nur das eine. Dass ein-, zweimal jemand auf mich wartet. Und dass dann sein Blick so aufblitzt, wenn er mich sieht.
Wiederholung bzw. unschöne Satzkonstruktion. Sowas in der Art hier:
"Mein Wunsch ist ganz bescheiden. Dass jemand ab und zu auch auf mich wartet und sein Blick aufblitzt, wenn er mich dann sieht."

Und außerdem konnte ich ein bisschen mein französisch aufbessern. Ich sollte bald nach Frankreich ziehen, ich musste mehr französisch lernen.
Na sieh mal einer an - so langsam kriegt die Geschichte ihren Frankreichbezug. Wenn du das vorher einbaust, wird es auch gleich viel logischer.

Trotzdem auch leider hier wieder:

[...] da ich mein französisch verbessern musste. [...]ein bisschen mein französisch aufbessern.
"Französisch" groß geschrieben und wieder wiederholst du wiederholt Wiederholungen zum wiederholten Male!

Am 15. August in Frankreich?
Und was soll mir dieses mysteriöse Datum sagen? Tag der Revolution? Tag der Befreiung von der deutschen Besatzung? Tag der Erfindung des Baguettes? Keine Ahnung, keine Lust zu goooogeln und damit muss ich diese kryptische Andeutung wohl so hinnehmen, was sie mir auch immer sagen soll...

Als klar war, ich würde einen ganzen Tag frei haben und es kein Turnier gab, an dem ich hätte teilnehmen können,
Holprige Satzkonstruktion und hier hast du mich auch von der Handlung her abgehängt. Zuerst dachte ich, die Prota wär mit ihrem Vater in Frankreich auf Wohnungssuche, dann hat sie auf einmal einen Tag frei (warum eigentlich?) und jetzt ist sie doch wieder im Studentendorf in Prag? Wow - nicht ganz einfach, das!

„Ihr wart aber lange weg“
sagte Justus, als ich ihn im Studentendorf wiedertreffe am Abend
Da bist du in der Zeile verrutscht - ist dir weiter oben irgendwo auch schon mal passiert.

„Du hast doch nicht etwa auf mich gewartet?“ Erwidere ich erstaunt.
Komma hinter den Anführungszeichen und das "Erwidere" klein.

Die Konferenz ist fast zu Ende.
Und zu guter Letzt: was ist dieses GO-Event denn jetzt? Eine Konferenz, ein Turnier, eine Meisterschaft?

So, Sarastro! Jetzt hab ich deine Geschichte ziemlich zerpflückt und dir eine Menge an den Kopf und um die Ohren geworfen. Ich ziehe mal ein Fazit:
Ich finde die Geschichte gar nicht mal schlecht! Kein Witz und keine Ironie. Die Liebesgeschichte ist sehr gefühlvoll, da sie schön auf die Wünsche, Vorstellungen und Träume deiner Hauptfigur eingeht. Das Setting mit der Meisterschaft finde ich sehr interessant. Es ist schön, wenn man Handlungen in Sportevents oder Meisterschaften einbaut. Ob's jetzt Tanzwettbewerbe a la Dirty Dancing sind, oder Martial-Arts-Gekloppe a la Bloodsport! Ich mag eine solche spannende Rahmenhandlung sehr gern. Schade, dass solche Geschichten hier relativ selten sind! Von daher: gut gemacht!

Was die Mankos angeht - Sprache, Kontext, Verständlichkeit, Bezüge zu- und untereinander - dazu habe ich mich ja erschöpfend geäußert.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen, wünsche dir ein schönes WE und verbleibe mit einem Au revoir!
Homme de Fer, a.k.a. EISENMANN

 

Salut Sarastro,

du benutzt absichtlich oder unabsichtlich die Erzähltechnik des Bewusstseinsstroms / inneren Monologs. Leider war es schwer für mich, der Protagonistin zu folgen.

Ich schließe mich Eisenmann in allen Punkten an und schlage zusätzlich vor, den Text im Präsens zu schreiben. Die Rückblenden wären so auch besser zu erkennen.

Viele Grüße von
Captain B

 
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Lieber Eisenmann, lieber Captain B,
vielen Dank für die Kommentare.
Das mit den Wiederholungen ist ein guter Hinweis. Das ist zu nervig. Nur bei den "Dingen", da hatte ich das absichtlich gemacht.
An der Anwendung der Zeitformen: Ich hatte mir da mal Gedanken gemacht, dass es klarer sein sollte und zuviel Springerei, war aber irgendwie nicht weitergekommen. Ich werde das mit dem Umschreiben ins Präsens mal versuchen. Wahrscheinlich spricht es den Leser auch mehr an, wenn alles in den Präsens gesetzt wird und die Rückblenden in eine andere Zeitform.
Ich hatte beim Schreiben diesen Gedanken im Kopf, dass Kurzgeschichten so unmittelbar beginnen. Das war dann wohl ein bisschen zu sehr auf die Spitze getrieben. Wenn ich das jetzt so zusammensehe, wie der Eisenmann es zusammengefasst hat, so hört es sich in der Tat zu chaotisch an.
Dass dieser Justus einfach so ganz unmittelbar auftaucht, war Absicht. Ich wollte nicht soviel zu seiner Person erklären. Er sollte tatsächlich so unmittelbar auftauchen. Und das sollte dann quasi parallel dazu stehen, wie unerwartet und doch nicht unerwartet die nächsten Ereignisse für die Prota waren. Aber letztendlich, hmmm, ja, weithergeholt.
Go ist so eine Art Schachspiel. Aber das müsste ich auf alle Fälle noch näher erklären. Das kennen wohl zu wenige.
Verwendung von französischen Wörtern und Feiertagen: Ja, das ist definitiv zu unerklärt. Ich muss also noch mehr erläutern. Aber dann mache ich es lieber einfacher, denn ich finde es immer nicht so passend, in einer Kurzgeschichte so viel zu erläutern.
Vielen Dank! Und auf bald!
Sarastro


Lieber Eisenmann, lieber Captain B,

kurzer Nachtrag: Ich dachte, dass sei super, eben nicht zu beschreiben, wie sich die beiden näher kommen. Aber vielleicht fehlt da was. Ich werde da mal was ergänzen, das macht dann das Sichernäherkommen greifbarer. Ich hatte da mal was drin, das klang mir aber zu abgedroschen und zu Schontausendmalgelesen. Lasse mir mal was neues einfallen.
Viele Grüsse
Sarastro

 

Hallo, Sarastro

Ich möchte meinen Vorrednern zustimmen insofern, als dass Handlungszeit und -ort mir v.a. am Ende vollkommen schleierhaft waren. Nicht nur, dass ich zwischendurch denke, dass deine Prota jetzt in Frankreich auf Wohnungssuche ist, auch so etwas:

Auch hatte mir die Freundin ihren Jeansrock ausgeliehen für meine Pragreise. Den hatte sie mir schon einmal ausgeliehen, das war kurz danach. Wir waren fürs Wochenende zu ihren Eltern gefahren. Ich fand es rührend, wieviel Mühe sie sich um mich gab.

Du berichtest in der Vergangenheit von einem Ereignis, das "danach", also in der Zukunft, passiert? Verstehe ich nicht. Also, gar nicht. Normalerweise versteht man Dinge ja, wenn man eine Weile darüber nachdenkt, aber ich habe keine Ahnung, wann hier was passiert ist. Dieses Problem zieht sich mit verschiedenen Szenen durch den ganzen Text. Das wurde ja auch schon angemerkt.

Jetzt hätte ich noch ein paar Kleinigkeiten.

Ich fand, das klang schön in tschechisch.

Das ist Denglisch. Im Deutschen ist grammatikalisch richtig "auf Tschechisch". Außerdem würde ich das "ich fand" weglassen. Im Alltag lernt man, dass man nicht über Dinge urteilen soll, wo die Geschmäcker auseinandergehen, aber in einer Geschichte holpert es doch ganz ordentlich.

doch nicht…………

Du machst ständig so wahnsinnig viele Satzzeichen. Immer nur eins. Bei Punkten darf man auch drei machen. Aber bitte nicht zwei und schon gar nicht noch mehr.

„Na klar“
antworten wir.

Nach wörtlicher Rede mit angehängtem "sagte/fragte/..." kommt ein Komma. Und der Absatz muss natürlich weg. Also: "Na klar", antworteten wir.

Er sagte mir:
„Du riechst gut“.

Wenn der "sagte/fragte/..."-Teil vor der wörtlichen Rede kommt, schließt die wörtliche Rede selbst mit einem Punkt vor dem Anführungszeichen. Also: Er sagte mir: "Du riechst gut."
Am besten führst Du Dir die Regeln zur Zeichensetzung bei wörtlicher Rede nochmal vor Augen. Da geht so einiges durcheinander.

das hieß, glaube ich, solving go problems oder sowas in der Richtung.
Sie hatte dieses Buch „Je voudrais que quelqu’un m’attend quelque part“ veröffentlicht.

Ich bin ja immer ein Freund davon, Dinge konsistent zu machen. Ich denke, das ist auch sinnvoll. Einmal schreibst Du einen Buchtitel groß und in Anführungszeichen, einmal haut er einfach so komplett klein und unmarkiert dazwischen. Ich würde für beides die gleiche Variante nehmen.

„Du, ditt wird in Berlin anders sein.“ sagt er.
„Nicht so wie hier.“

Mal ganz davon abgesehen, dass hier wieder die Zeichensetzung total Banane ist: Wieso eigentlich nicht? Sie leben doch beide in Berlin. Ist das nicht optimal? Ich meine, er könnte ja auch Tscheche sein oder in Bayern leben. Aber die beiden kommen sogar aus der gleichen Stadt. Warum können sie nicht zusammen sein? Geht für mich aus der Geschichte nicht hervor.

Mir hat es eigentlich gut gefallen, dass Justus so plötzlich in der Geschichte aufgetaucht ist. Ich fand, diese Liebesgeschichte hat sich sehr schön entfaltet. Normalerweise bin ich kein Fan von romantischen Geschichten, aber diese hier wurde sehr schön erzählt. Ich würde mir jedoch überlegen, ob bei drei genannten Namen zwei ausgerechnet "Justus" und "Julien" sein müssen. Die sehen sich sehr ähnlich. Mit so etwas muss man beim Schreiben auch immer rechnen, weil Ähnlichkeit (nicht im Klang, sondern im Aussehen) den Leser irritieren könnte.

Bin gespannt darauf, herauszufinden, wann das mit dem Rock passiert ist und ob Deine Prota jetzt schon in Frankreich lebt oder die Wohnungssuche erst später stattfindet. ;)

Viele Grüße,
Maria

 

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