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Jahrestag

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18.06.2003
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Jahrestag

In Gedenken an alte Freunde

Das alte Jagdschloss, in dem sie sich an diesem Abend trafen, stand schon seit geraumer Zeit leer und diente meistens der hiesigen Jugend für mehr oder minder ausschweifende Partys. Dazu eignete es sich ausgesprochen gut – es stand weit abseits des Dorfes, am Rand des Waldes, überwuchert von Efeu und umgeben von üppigem Unkraut, außerdem wurde es von seinem Besitzer ohne viele Formalitäten an jeden vermietet. Hier verhallte der Lärm ungehört, hier konnte man ausgelassen feiern, wofür auch immer es einen Anlass gab. Das Innere des Schlosses war fast leer, nur ein paar zum Teil beschmierte Tapeten und der prächtige Kamin erinnerten an seine prunkvolle Vergangenheit. Knarrende Treppenstufen waren mit Staub bedeckt, da die oberen Räume wegen Durchbruchgefahr gesperrt waren und auch den verwinkelten Keller hatte lange niemand mehr genutzt; er war zu feucht und modrig.

Das änderte jedoch nichts daran, dass auch heute die Stimmung ausgelassen war, obwohl die Party überschaubar war. Nur etwa zwölf Personen hatten sich eingefunden, unterhielten sich zu der rockigen Musik, die durch die Zimmer hallte, tranken Bier und aßen den Nudelsalat, den irgendwer mitgebracht hatte. Alle Eingeladenen der Goetheschule, die von der ersten bis zur zehnten Klasse zusammengehalten hatten, waren gekommen. Zwar wusste keiner mehr so genau, ob es der Jahrestag der Einschulung oder des Abschlusses war, den sie feierten, aber die Einladung zur „makaberen Party im Geisterschloss“ war so originell und überraschend gekommen, dass alle zugesagt hatten und erschienen waren.
Im Laufe des Abend hatten sie alte Erinnerungen ausgetauscht und von den Entwicklungen der letzten zehn Jahren berichtet, jetzt hingen sie alle an Davids Lippen, der eine Anekdote aus seinem Studium zum besten gab.

David war der frühere Klassenschönling und Schwarm aller Mädchen gewesen; mit seinen rabenschwarzen Locken und den tiefbraunen Augen hatte er zahllose Herzen gebrochen. In der Oberstufe hatte er unerwartet Lymphdrüsenkrebs bekommen, wie durch ein Wunder überlebt und hatte nach der Chemotherapie, die ihn um ein Jahr zurückgeworfen hatte, nur noch spärliche Haare. Das Gerücht hielt sich, er habe künstlich eingepflanztes Haar.
Das störte die Damen in der Runde aber wenig. Verena, die damals als Freundin begehrteste Mitschülerin, war ein paar Jahre mit ihm zusammen gewesen und hatte einen reizvollen Kontrast zu ihm gebildet. Sie hatte lange blonde Haare gehabt und passend blaue Augen, die ihrer schon in der Oberstufe beginnenden Modellkarriere zuträglich gewesen waren. Leider war sie bereits im ersten Jahr so böse mit den hochhackigen Schuhen umgeknickt, dass es keine Zukunft mehr gab und die Schmerzen im Knie betäubte sie heute noch mit Tabletten.

Anja, ihre beste Freundin, saß neben ihr. Sie war nach der siebten Klasse nach Berlin gezogen, da sich ihre Eltern scheiden ließen. Ihre frühere Rolle als Klassenliebling und ihre damit verbundene böse Zunge waren ihr dort nicht gut bekommen, denn man hatte sie ausgeschlossen und sie hatte sich fett gefressen. Ihre ehemals schlanke Gestalt war unwiederbringlich ruiniert.
Anke, in jungen Jahren schon Hessenmeisterin beim Reiten auf dem Dressurviereck, hatte ihre sportliche Gestalt behalten und trug auch heute ihre schwarzen Haare in einem Zopf, ihr Erkennungszeichen. Sie war verheiratet, hatte einen Sohn und gab Reitstunden für Anfänger, denn seit dem Tritt eines Pferdes an ihre Hüfte konnte sie nicht mehr selbst reiten. Auch sie lauschte David gebannt.

Andreas saß an Davids anderer Seite. Er, David und Jan waren ein unzertrennliches Trio gewesen. Er war der Klügste unter ihnen gewesen, der sein Abitur mit 1,0 hätte machen können, wenn nicht ein Autounfall dazwischen gekommen wäre. Sein ebenmäßiges, eher dunkles Gesicht war etwas verformt von der Operation, bei der sie einen Schädel hatten öffnen müssen. Danach war er nie wieder derselbe gewesen und auch heute schwieg er lieber, statt sich dem Spott auszusetzen, der sein eingeschränktes Sprachvermögen auslöste.
Jan war ein kleiner, energischer Mann, der wenig Rücksicht auf andere nahm. Es bereitet ihm Freude, seinen Untergebenen auf die Fußzehen zu treten, wenn er in der Firma seinen Vaters arbeitete. Sein schmales Frettchengesicht leuchtete von Innen, als er David lauschte. Es war eine willkommene Abwechslung zu seinen immensen Schulden, die sich durch seine Spielleidenschaft angehäuft hatte und die er noch irgendwie seinem cholerischen Vater erklären musste.

Carsten und Udo waren nicht von Anfang an in der Klasse gewesen und hatten sich ihren Platz hart erkämpfen müssen, indem sie über andere Macht ausübten. Carsten war dabei besonders rücksichtslos vorgegangen. Er hatte auch nicht davor zurückgeschreckt, Schlägereien anzustiften und kleinere Schüler zu erpressen. Allzu viel hatte es ihm nicht genutzt, als er nach der Zehnten die Klasse verließ und es niemand zu stören schien. Jahrelang hatte er von niemand gehört und war froh, dass man ihn eingeladen hatte. Er mied Davids Blick, denn er hatte ihn als denjenigen erkannt, den er auf einem bekannten Umschlagsplatz für Drogen um einen Euro angebettelt hatte.
Auch Udos Abschiedsfete war weitgehend unbesucht geblieben, als er nach der zehnten gehen musste, eine Tatsache, an der er lange zu knabbern gehabt hatte. Er war immer der Typ stiller Mitläufer gewesen. In der Pubertät hatte ihm extremer Schweißgeruch, Akne und Neurodermitis zu schaffen gemacht und nichts davon war er wieder losgeworden.

Thorsten war eher der stille Typ, auch heute noch. Seine schlanke Gestalt und die dunkelblonden Haare zu braunen Augen hatten die Mädchen angesprochen, genauso wie seine verkorkste Kindheit. Sein Vater hatte die Familie verlassen und in Armut gestürzt, daher hatte er zum Mitläufer werden müssen, um dem Spott zu entgehen. Irgendwer hatte ihn eine traurige Gestalt genannt und diese Worte ließen ihn nicht mehr los. Sein Abi hatte er nicht geschafft, weil er zuviel nebenher gearbeitet hatte und er hatte nie die Zeit und das Geld gehabt, es nachzuholen. Er arbeitet in einer lauten und dreckigen Druckerei, wo er Ölverschmierte Batterien von Gabelstaplern wartete, die von ehemaligen Sonderschülern gefahren wurden.
Heiko neben ihm war noch genauso fett, einfältig und gewaltbereit wie in der Schule. Er war die ausführende Gewalt von Carsten gewesen, der selbst zu feige für Prügeleien gewesen war. Er war der Einzige, bei dem sich die Karriere erwartungsgemäß entwickelt hatte: Er war der vorbestrafte Schläger eines Zuhälters.

Fehlten noch Anna und Kirsten. Die schmale, zarte Anna hatte immer sehr darunter gelitten, dass ihre Eltern den Zeugen Jehovas angehörten und ihr verboten, U2 zu hören. Sie war ohne Fernseher aufgewachsen und daher schon damals das Objekt von Mitleid gewesen. Ihr größter Wunsch war es gewesen, auszubrechen und ihren strengen Eltern zu entkommen, um ein normales Leben zu führen. Niemand hatte damals bemerkt, dass sie magersüchtig war, aber sie hatte es gut überstanden. Jetzt war sie richtig glücklich: Verheiratet mit einem Mitglied der Glaubensgemeinschaft hatte sie direkt nach dem Abitur ihr erstes Kind bekommen und war inzwischen vierfache Mutter. Sie hatte eingesehen, dass U2 Teufelsmusik und der Fernseher überflüssig waren. Sie verstand nicht, wieso sie immer noch mitleidig gemustert wurde.
Kirsten hatte sich immer für etwas Besseres gehalten und Verena um Stellung und Ansahen beneidet. Sie hatte sich größte Mühe mit Kleidung und Aussehen gegeben und war immer Annas beste Freundin gewesen. Jetzt hatten sie sich entfremdet und Kirsten fühlte sich einsam. Sie war froh, dass es relativ dunkel in dem Raum war, denn so fielen die Brandnarben an ihrem Hals nicht auf, die ihr ihr Ex-Mann zugefügt hatte und die sie unter dem verhassten Rollkragenpulli und dem Halstuch versteckte.

„Wisst ihr, was mich irritiert?“ ergriff nun Verena das Wort, als David geendet hatte, „dass ihr vergessen habt, Britta einzuladen. Sie hat schließlich zu unserem Kreis gehört!“
„Ach komm“, warf Anja boshaft ein, „für mich war sie in dem Moment draußen, als sie angefangen hat, Golle zu verteidigen.“ Der Spottname des allen bekannten Mädchens ließ Carsten auffahren: „Und das, wo sie mich angegriffen hat! Die war doch irre. Die gehörte doch wirklich in die Psychiatrie nach Goddelau.“
„Man hätte meinen können, sie versteht Spaß“, nickte Udo, „du hast sie schließlich nur mit einer Mülltonne verglichen.“
„Ja, aber das vor Davids Augen, in den sie unsterblich verliebt war“, warf Anja ein. „Mein Gott, sie war wirklich widerlich! Alles schwabbelte an ihr, sie trug die letzten Klamotten und die Haare…“
„Und wie sie sich angebiedert hat. Die war echt vom Land!“ stöhnte Anke. „Wie sie stank nach dem Sport und Oberschenkel – soooo dick!“ Sie hielt ihre Hände so weit auseinander, dass ihre Beine zweimal dazwischen gepasst hätten. „Wir haben in der Umkleidekabine immer so laut über sie geredet, dass sie es hören musste.“
„Hat Heiko sie nicht mal verprügelt?“ fragte Thorsten.
Der Koloss in der Ecke grunzte nur, aber Carsten nickte: „Udo und ich haben ihn noch angefeuert, als er sie herumgeschubst hat. Sie ist dann heulend abgehauen.“
„Es wundert mich, dass sie nie zu einem Lehrer gegangen ist“, bemerkte Kirsten: „Ihr habt euch wirklich etwas einfallen lassen: Sie ins Klo eingesperrt, ihre Bücher unters Wasser gehalten, sie nie eingeladen, sie im Unterricht ausgesperrt, ihre Brille zertreten,…“
„Sie war so eine Streberin“, stöhnte Jan, „immer hat sie die Einser kassiert. Überall hat sie sich eingeschleimt.“

„Bist du nicht mal über ihre neuen weißen Schuhe getrampelt?“ fiel es Anna ein und Jan nickte: „Sie war immer grauenvoll gekleidet. Wisst ihr noch, wo sie die neue, schwarze Jeans getragen hat? Todschick!“ Seine Stimme schwamm in Sarkasmus. „Einer nach dem anderen ging zu ihr und fragte sie, ob die Hose neu wäre. Sie hat es erst nach dem vierten oder fünften gemerkt, dass wir sie verarschen.“
„Das beste war doch noch, wo sie sich in David verliebte“, fiel es Anja ein. „Das war kurz nachdem sie zu uns gekommen war. Ich weiß noch, wie Verena herausgefunden hat, was mit ihr los ist, und du“, sie nickte zu David hin, „sie nach dem Schwimmen gefragt hast, ob sie mit dir gehen will. Die blöde Kuh sagte vor aller Augen ja!“
Die Gruppe lachte auf und David bemerkte: „Und ich sagte: Aber ich nicht mit dir! Komisch eigentlich, dass sie nicht mal geweint hat. Sie starrte mich nur an.“
Ein Schatten flog für Sekunden über Davids Gesicht, als täte ihm das Geschehene leid, doch das Gefühl verschwand schnell.

„Britta war die Einzige, die gelegentlich Partei für sie ergriff“, fiel es Verena ein.
„Wisst ihr, was aus ihr geworden ist?“ fragte Anja und Verena erwidert: „Ja. Britta ist Auslandskorrespondentin geworden, wie sie es sich immer gewünscht hat. Sie hat gerade für einen Bericht einen Preis erhalten.“
„Ich meine doch Golle!“ entgegnete Anja.
„Stimmt, das weißt du ja gar nicht“, bemerkte Thorsten.
„Sie ha–hat sich umgebracht“, fügte Andreas vorsichtig an.
„Wir hatten gerade Bio im obersten Stock“, erzählte David, „Aus irgendeinem Grund ließ sich das Fenster öffnen. Golle hat in einem fort hinaus gestarrt und plötzlich stand sie auf und ließ sich einfach nach vorne aus dem Fenster fallen. Sie hat nichts gesagt, nicht geschrieen und war sofort tot.“
„Das ist doch die Härte!“ prustete Anja los.
„Ja, das war genau am…“ David überlegte und rief dann überrascht: „Das war genau vor zehn Jahren! Heute ist ihr Todestag!“
„Klasse!“ strahlte Udo, „Wer von euch hatte denn die Idee, ihren Tod zu feiern?“
Alle sahen sich an, aber keiner meldete sich, keiner wollte es zugeben.
„Egal“, grinste David und wechselte das Thema.

Die Musik schallte durch die Räume, berührte die Spinnwebenbesetzten Ecken und blinden Spiegel, war aber nicht im Dorf zu hören. Nichts war im Dorf zu hören. Einsam, vom Licht des Mondes beleuchtet, stand das Jagdschloss am Waldrand, düster wie ein Grab. Nur der Efeu und das Unkraut bewegten sich, krochen über die Wände, drückten die Fenster ein und drangen in das Innere vor, alles erstickend, zerquetschend, mordend.

 
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Hallo Teffa!

Ja ja, solche Klassentreffen kenn ich... Lästerei und neidische Blicke sind da Programm.

Um ehrlich zu sein, hat mir deine Geschichte nicht sonderlich gut gefallen. Sie war nicht schlecht, versteh mich nicht falsch, aber sie war nicht überraschend, da klar war, daß sich die verspottete Golle rächen würde. So was wurde in Filmen und Geschichten schon zig-mal umgesetzt. Sie war auch nicht spannend oder gruselig, da du nur die Dialoge der Kameraden schilderst.

Ein sehr leises, bedächtiges Ende. Passt irgendwie zu der stillen Golle, daß sie nicht persönlich erscheint, sondern durch die Pflanzen Rache übt. Das hat mir noch am besten gefallen. Ich hätte eigentlich ein typisches Schlitzer-Ende erwartet: die untote Golle schleicht durch das Schloß und killt einen nach dem anderen. Gut, dass es nicht so war!

Was mir bei deinen Charakteren aufgefallen ist: fast jeder von ihnen ist vom Schicksal gezeichnet. Der eine hat Krebs, die andere hatte einen schweren Reitunfall, noch eine andere konnte aufgrund ihres Knieproblems nie Model werden usw. Hat das was zu bedeuten? Kommt mir ein wenig unrealistisch vor, so viele Unfälle. Sollte es eine Bedeutung haben, hättest du das einbauen sollen.

Auch war mir nicht ganz klar, weshalb man solche Ekelpakete wie den Schläger einladen sollte? Man müsste doch froh sein, so jemanden nie wieder zu sehen?

Überhaupt hatte ich Probleme, deine Charaktere richtig zu unterscheiden. Bei jedem Namen musste ich zurückblättern "wer war das doch gleich?". Okay, aufgrund der Kürze der Geschichte war es egal, eine längere Story hätte ich in dem Fall aber nicht gelesen.

Zu deinem Schreibstil: eigentlich okay, richtig flüssig liest es sich (für mich) aber nicht. Keine Ahnung an was es gelegen hat. Z.B. dieser Satz:

"sie hatte lange blonde Haare gehabt und passend blaue Augen, die ihrer schon in der Oberstufe beginnenden Modellkarriere zuträglich gewesen waren."

ist unschön. "zuträglich gewesen". Ich bin ein Typ, der frei von der Leber weg schreibt, ohne allzusehr in die Umgangssprache zu verfallen. Gut, jeder hat seinen eigenen Stil, aber mir kam es hier alles zu gesteltzt, zu beamten-deutsch vor. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.

Noch zwei Fehler:
"seit einer geraumer Zeit leer"
seit geraumer Zeit leer

"ob sie mit die gehen will."
mit dir

Vielleicht verschiebst du die Geschichte in "Seltsam"? Richtigen Horror (oder Grusel) konnte ich nicht entdecken.

Gruß
Mike

 

Hi,

nur ne kurze Frage am Anfang, woher hast du denn das Märchen mit Zeugen Jehovas und U2? Eine Freundin von mir gehört auch dieser Religion an und war mit mir schon bei In Extremo und Metallica und das ist ja wohl 'ne Spur härter als U2, zudem besitzt sie (man höre und staune) einen eigenen Fernseher inclusive DVD-player. Ich finde man sollte manchmal ein bißchen vorsichtig mit Bemerkungen über Randgruppen sein (war ich auch nicht immer, aber man wird ja manchmal mit dem Alter weiser:D ). Zu deiner Story ist zu sagen, daß sie ziemlich vorhersehbar war. Wie mein Vorredner schon gesagt hat, sie ist nicht schlecht, aber dieses Thema gab es hier schon zu oft. Das mit den vielen Schicksalsschlägen ist mir auch aufgefallen und ich hatte auch gedacht, daß das einen tieferen Sinn hat und war am Ende ein bißchen ratlos.

Viele Grüße
Narya

 
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Hi,

kurz zu U 2 und den Zeugen Jehovas: ich möchte natürlich keine Glaubensgemeinschaft diskreditieren. Ich hatte eine Klassenkameradin, deren Eltern den Zeugen Jehovas angehörten und die kein U2 hören durfte und es gab zu Hause keinen Fernseher. Ich habe nicht behauptet, dass das generell bei allen Zeugen Jehovas der Fall ist.
By the way: meiner Ansicht nach kommt der Horror auch nicht durch das mordende Unkraut...

Teffa

 

Hallo Teffa,

auch ich muss den mangelnden Spannungsbogen bekritteln. Es sitzen einige Leutchen zusammen und reden über die gute alte Zeit. Trotz der Beschreibung der einzelnen Charas und ihrer Schicksalsschläge bleiben mir die Leute fern, ich kann sie nicht auf Anhieb von einander unterscheiden.

Eine Lösungsmöglichkeit wäre vielleicht, dass du die Beschreibung aller Protags nicht am Stück herunterbetest, sondern kurze Dialoge zwischenschaltest, damit man die Einzelnen durch ihre Sprache und Aussagen unterscheiden kann. So kommt der Dialogteil erst geballt gegen Ende der Geschichte.

Ich hab den Schluss so verstanden, dass deine Leute ohnhin alle tot sind, bis auf Britta, und dass sie sich an Golles Todestag im Schloss treffen.

Andere Variante wäre, dass Golle sie alle ins Schloss geholt hat, um sie mit einem Streich zu beiseitigen, nachdem sie zehn Jahre damit zugebracht hat, ihnen das Leben zu vermiesen.

Beide Möglichkeiten gehören meines Erachtens nach besser vorbereitet. Kleine Andeutungen im Text würden da sicher helfen und auch die Spannung steigern.

Zum letzten Satz, ich bin kein Freund des Gerundiums, und drei hintereinander sind einfach zu viel. Aber das ist sicher Ansichtsache.

Nimm dir halt raus, was du brauchen kannst.

Fran

 

Geschrieben von Teffa

By the way: meiner Ansicht nach kommt der Horror auch nicht durch das mordende Unkraut...

Teffa


Durch was dann? Durch die Lieblosigkeit mit der untereinander umgegangen wird? Das Kinder und Jugendliche grausam sein können und das ein Kind, welches in der Schule ständig gehänselt wird, psychischen Schaden erleiden kann?

Klar, das verstehe ich und mag wohl in manchen Fällen auch der Wirklichkeit entsprechen. Aber dann würde die Geschichte wiederrum besser in "Gesellschaft" passen.

Aber jeder hat eine andere Vorstellung von Horror. Für die einen sind die alltäglichen Dinge der wahre Horror, andere definieren Horror mit übersinnlichen Dingen, Monstern, Mördern usw.

Schade, dass du dich nicht ausführlicher äußerst.

Gruß
Mike

 

Hallo Mike,

ich weiß, dass die Geschichte nicht umbedingt toll ist. Sie ist nicht wahnsinnig überraschend und ich löse auch nicht alles auf. Was ich an der Geschichte mag ist die Vorstellung, dass dieses namenlose Mädchen noch Gerechtigkeit erfährt, dass es ihr gelingt, die Mitschüler von früher durch die selbe Hölle zu schicken, wie sie durchlebt hat. Zuerst gequält, dann getötet. Ihre Rache finde ich ungemein befriedigend.

Was ich als Horror ansehe ist zum einen die Grausamkeit der Mitschüler und dass sie es nach zehn Jahren immer noch nicht bereuen. Und dass Sie mitten in der Hölle sind, ohne es zu merken.

Teffa

 

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