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Jahrestag
Jahrestag
Sie hatten sich auf diesen Jahrestag eigentlich sehr gefreut. Seit fünf Jahren kannten sie sich jetzt, liebten sich und hatten viel miteinander unternommen. Jeder hatte zwar seine eigene Wohnung, aber die meiste Zeit verbrachten sie zusammen in ihrer Wohnung. Das war ja auch viel einfacher, hier kannte sie sich aus, kannte ihre Waschmaschine, ihr Bügeleisen und alle ihre anderen Haushaltsgeräte. So konnte sie sich um seine Wäsche und auch um sein leibliches Wohl kümmern. Ganz selten übernachtete sie bei ihm.
Doch für ihn war seine Wohnung seine Fluchtburg. Hierhin zog er sich zurück, wenn er glaubte mal wieder alleine sein zu wollen. Und das kam in letzter Zeit häufig vor.
Doch jetzt stand dieser Jahrestag an, fünf Jahre Gemeinsamkeit. Er wußte, daß sie sich sicher etwas besonderes davon erhoffte. Vielleicht einen Heiratsantrag. Er war sich nicht sicher. Er war sich auch nicht sicher ob er das überhaupt wollte. Sich lieben und zusammen sein war eine Sache, aber sich binden war doch ein gewaltiger Einschnitt in sein bisher so schönes Leben. Er liebte sie, sie passten so gut zusammen und hatten so viele Gemeinsamkeiten. Er wußte nicht was er tun sollte.
Und dann war er da dieser besondere Tag. Sie hatte darauf bestanden zu Hause zu essen und sie hatte sich sehr viel Mühe gegeben. Er hatte ihr einen großen Strauß roter Rosen mitgebracht.
Nun standen sie sich mit einem Glas Champagner gegenüber. Er wollte sie an sich ziehen und küssen, doch sie schob ihn sanft zurück, hob das Glas, sah ihn an und sagte: „So sollte man eine Liebe beenden, wenn man merkt, daß sie zur Routine wird und ein wenig langweilig. Laß` uns unser Abschiedsessen geniessen.“
Sie setzte sich an den schön gedeckten Tisch und forderte ihn auf, der eindeutig etwas dumm schaute, sich auch zu setzen.