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Jack O'Grady: Eine Rose zum St. Patrick's Day
„ … jedenfalls sagt dieser reiche Sack zu seiner Alten: Schatz, die Geschäfte laufen schlecht. Wie wär’s, wenn du Kochen lernst und wir entlassen unseren Küchenchef? Und seine Alte daraufhin: Ja klar. Und du lernst zu bumsen und wir feuern den Chauffeur.“
Luca wiehert wie ein Bekloppter und schlägt dabei mit der flachen Hand auf den Tisch. Noch zwei, drei von solchen Witzen, und ich brauche neue Möbel.
Ich grinse schief und teile die nächste Runde aus. Der Witz ist ja gar nicht übel … wenn er ihn nicht bei wirklich jedem Pokerabend erzählen würde. Aber so ist Luca nun mal. Er liebt Humor, Alkohol, Frauen und Karten. Warum können nicht alle Menschen so sein wie er?
Levi lacht auch nicht, sondern starrt nachdenklich ins Leere. Er ist schon den ganzen Abend so abwesend. Das bemerkt sogar Luca.
„Hey, Feingold. Was ist heute los mit dir? Verbietet dir deine Religion neuerdings das Lachen?“
Feingold schreckt aus seinen Gedanken hoch. Offenbar hat er gar nicht zugehört. Er macht auch keine Anstalten, dem feisten kleinen Italiener Konter zu geben.
Bleibt die Rolle des Ehrenretters wohl mal wieder an mir hängen.
„Ach, und darfst du als Katholik ständig saufen wie ein Wal, Falcone? Oder wie war das noch gleich mit Begehre nicht deines Nächsten Weib? Hat dich nicht neulich erst Rudy Malloy mit seiner Frau in Flagranti erwischt?“
„War nur ein Akt christlicher Nächstenliebe, wo der gute Rudy doch keinen mehr hochkriegt. Geschieht ihm außerdem ganz recht - der alte Knacker lacht nie über meine Witze.“ Luca kichert und gießt sich einen weiteren Bourbon ein.
„Sitzen ein Ire, ein Itaker und ein Jude am Tisch und spielen Poker. Das klingt selber schon wie der Anfang von ‘nem Witz“, sage ich grinsend und schnippe einen Vierteldollar in die Tischmitte.
„Am Samstag ist St. Patrick’s Day und ich geh mit meiner Kleinen feiern. Und dafür, Gentlemen, brauche ich Geld, und zwar euer Geld. Also dann, ich eröffne mit 25. Wie sieht’s aus, Levi, gehst du mit?“
Irgendwann ist der Abend vorbei und wie immer habe ich die beiden bis aufs Hemd ausgezogen. Luca ist schon abgetigert, aber Levi steht noch unschlüssig in meiner Bude rum. Anscheinend ringt er mit sich selbst, ob er mit seinem Problem rausrücken will oder nicht.
„Jack, hast du noch einen Moment Zeit?“ Ok, das Problem hat gewonnen.
Ich stöhne innerlich. Eigentlich habe ich heute Abend keine Lust auf fremde Sorgen. Was soll’s.
„Spuck‘s aus. Ärger am Hals?“
Feingold seufzt gequält auf und lässt sich schwer in einen meiner abgewetzten Sessel fallen.
„Nett von dir, dass du fragst, Jack. Ich habe gestern Post von meiner Schwester bekommen. Sie lebt mit ihrer Familie in Deutschland, weißt du?“
Ich zucke die Achseln.
„Ist das jetzt gut oder schlecht? Die einzigen Deutschen, die mir je über den Weg gelaufen sind, haben immer nur versucht, mich abzuknallen. Damals, ‘18 in Frankreich.“
„Seit einem Jahr gibt‘s doch da so einen neuen Präsidenten. Und der ist auf Juden ganz und gar nicht gut zu sprechen. Mein Schwager darf jetzt nicht mehr in seiner Firma arbeiten. Und eines Abends haben irgendwelche Schmocks meiner Schwester zuhause alle Fenster eingeworfen. Die Polizei hat nichts gemacht. Kannst du dir das vorstellen? Gar nichts haben die unternommen.“
Ich zünde mir eine Lucky an und frage mich, was er von mir will. Ich bin zwar Privatschnüffler, aber ich glaube kaum, dass Levi mich beauftragen wird, nach Deutschland zu fahren und die Schweine zu finden, die seiner Schwester die Scheiben zerdeppert haben.
„Tut mir leid zu hören, Levi. Üble Geschichte. Ich glaub, ich hab über diesen Krautfresser ‘nen Artikel in der Life gelesen. Hilton oder so, nicht wahr?“
„Jedenfalls habe ich Angst um meine Schwester. Sie hat zwei kleine Kinder. Ich habe mir überlegt, dass ich sie hierher in Sicherheit in die Staaten hole. Aber das kostet ein Vermögen. Bestimmt 5.000 Dollar, wenn nicht mehr. Ein Darlehen bei der Bank kann ich vergessen, das hab ich schon probiert. Und du bist der einzige, den ich kenne, der mehr als nur ein Paar Schuhe und eine Hose besitzt.“
Oh oh! Jetzt weiß ich, was er von mir will. Besser, ich setze die Dinge sofort ins richtige Licht.
„Sorry, Kumpel, ich brauche im Augenblick selber jeden Cent. Es gibt da nämlich eine kleine Chinesin, die drüben in Liu Shangs Restaurant arbeitet und die zukünftige Mrs. Jack O’Grady ist. Aber dafür muss ich beim alten Shang Brautgeld löhnen. Ist scheinbar so ’ne chinesische Familientradition. Kein Zaster, keine Mrs. O’Grady. Wie bei ‘nem Baseballspieler, ist das zu fassen?!“
„Ich werde dir jeden Cent zurückzahlen, sobald ich nur kann. Ehrlich, ich …“
„Ach, komm schon. Wir wissen beide, dass du so eine große Summe dein Lebtag nicht abstottern kannst. Ich schätze, das ist wohl auch der Grund, warum du keinen Kredit bei der Bank kriegst.“
Er will mich unterbrechen. Gleich wird er mir weismachen wollen, dass ich im Handumdrehen alles wieder zurückkriegen würde. Ich kann die Verzweiflung in seinen Augen sehen.
„Levi, du schuldest mir immer noch zwanzig Mücken, und zwar schon seit Oktober. Ich bin nicht drauf rumgeritten, weil ich weiß, dass du keine großen Sprünge machen kannst und mich zwanzig Mäuse nicht umbringen. Aber auf meinem Türschild stehen demnächst zwei Namen. Und wie willst du mir fünftausend Piepen zurückzahlen, wenn du das schon bei zwanzig nicht auf die Reihe kriegst?“
Unbewusst verspüre ich den Stich eines schlechten Gewissens. Ach Scheiße! Ich würde ihm ja helfen, wenn ich könnte. Aber in meinem Garten steht auch kein Dukatenesel. Ich hab nicht mal ‘nen Garten. Außerdem ist Levi Feingold weder mein bester Freund, noch hat er mir das Leben gerettet oder sonst etwas für mich getan. Er ist ein Bekannter, mit dem ich ab und zu Karten spiele und der mir zwanzig Dollar schuldet, mehr nicht.
Und bei aller christlichen Nächstenliebe, zu der ich fähig bin, ist mir Jiao nun mal wichtiger als Levi Feingolds Schwester.
„Aber was soll ich denn jetzt machen?“ Er sieht mich an wie ein geprügelter Hund.
„Ich kann dir zwei Dinge raten, die du besser nicht machst. Erstens, renn bloß nicht zu ‘nem Kredithai. Selbst wenn er dir die Knete geben würde, lässt er dir vielleicht einen Monat, sie mit 30 Prozent Zinsen zurückzuzahlen. Andernfalls bist du ein toter Mann. Und zweitens, versuch dein Glück nicht beim Pokern. Du schaffst es ja noch nicht einmal, gegen Luca zu gewinnen, und der spielt schon verdammt mies.“
Levi steht langsam auf und sieht mich dabei nicht an. Er murmelt eine Verabschiedung und verschwindet, noch bevor ich Zeit habe, irgendeinen geheuchelten Blödsinn von mir zu geben. Ich habe das Gefühl, dass Luca und ich uns einen neuen Pokerkumpel suchen müssen.
Jiaos Lippen schmecken nach Kirschen. Ich lege meinen Arm um sie und sie kuschelt sich an mich. Zärtlich streichele ich ihre Brust, während ich mir mit der anderen Hand eine Kippe anzünde. Langsam schließe ich die Augen und inhaliere tief den Rauch.
„Ich versuche mich schon die ganze Zeit zu erinnern, was für eine gute Tat ich getan hab, um dich zu verdienen. Keine Ahnung, ich komm einfach nicht drauf.“
Jiao richtet sich auf, umfasst meine Schulter und sieht mich ernst an.
„Du Bestes, was mir passiert ist in Leben. Ich liebe dich größer als alles. Wenn wir eines Tages haben Tochter, und sie trifft Mann wie dich, ich werde sein glücklichste Mutter auf Welt.“
Ich lache und küsse Jiao erstmal ausgiebig. Danach lasse ich mich wieder ins Kissen sinken.
„Immer mit der Ruhe, mein kleiner Glückskeks. Bevor wir anfangen über Töchter zu reden, muss ich erst noch diese Sache mit deinem Boss klären. Vielmehr, dich diesem Dreckskerl abkaufen. Ich warte noch auf den Scheck von meinem letzten Auftrag, dann hab ich die Moneten zusammen. Scheiße, das alles ist ganz schön unamerikanisch.“
Ihr Gesichtsausdruck wird düster.
„Ich weiß, du das nicht verstehen in Amerika. Meine Familie mich aus mein Zuhause in Xi’an geschickt hierher, damit verdienen Geld. Hälfte geht an Liu Shang, Hälfte für Familie. Wenn ich will sein frei, dann Liu will haben Geld, weil ich nicht mehr arbeite bei ihm. Jack, wenn du nicht wollen zahlen, dann ich verstehe. Ist viel Geld. Ich kann …“
Ich lege ihr einen Finger auf die Lippen.
„Vergiss das mal ganz schnell wieder! Du kommst nicht mehr vom Haken. Ich bin viel zu neugierig, was wohl bei einem irisch-chinesischen Mix rauskommt. Außerdem,“ füge ich grinsend hinzu, „kochst du ja auch noch ganz vernünftig und mit deinen kleinen Händchen kommst du beim Staubwischen in jede Ecke.“
Spielerisch schlägt sie mir auf den Oberarm. Für so ein kleines Persönchen kann Jiao ziemlich fest zuhauen, wenn sie will. Und wenn sie wütend wird, hätte sogar mein Drillsergeant Schiss gekriegt. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass hinter der sanft lächelnden kleinen Zuckerpuppe, die mir mal Frühlingsrollen serviert hatte, auch eine richtige Tiger-Lady stecken konnte.
„Ich habe eine Überraschung für dich. Du hast mir so viel von euren Festen und Bräuchen erzählt, jetzt bin ich mal dran. Denn heute, meine kleine Zuckerschnute, ist der St. Patrick’s Day. Das ist ein irischer Gedenktag. Und da meine Eltern aus Irland kommen, feiern wir zwei heute. Wir gehen schick essen, so mit allem Drum und Dran. Kannst dem alten Penner Shang also schon mal sagen, dass ich dich um sechs abhole. Und ich will dieses mal kein Gezeter von ihm hören, sonst erzähl ich dem Gesundheitsamt, dass sein Rindfleisch in Wirklichkeit Katze ist.“
Jiao lacht. Dann küsst sie mich und fängt an, mein Nachthemd aufzuknöpfen. Yep, mein Leben könnte schlechter laufen.
Ich muss mich endlich mal um meine Bücher kümmern. Die Finanzbehörde ist mit ihrer Geduld so langsam am Ende.
Trotzdem fällt es mir schwer, mich auf den Steuerkram zu konzentrieren. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, mich auf den Abend mit Jiao zu freuen. Hätte mir vor nicht mal einem Jahr jemand erzählt, ich würde so viel für eine Frau empfinden, ich hätte entweder den Typen oder mich selbst ins Irrenhaus gesteckt und den Schlüssel in den Hudson geworfen. Doch Irrenhaus hin, Hudson her, ich fühle mich großartig.
Pfeifend sortiere ich Rechnungen, als es an meine Bürotür klopft. Verwundert sehe ich auf, denn ich hatte das „Geschlossen“-Schild draußen aufgehängt.
Noch bevor ich dem Störenfried durch die Tür zurufen kann, dass ich nicht da bin, bittet sich der Besucher selbst herein.
Der Kerl trägt dunkle, schäbig aussehende Sachen, eine schwarze Wollmütze sowie einen mürrischen, verschlagenen Gesichtsausdruck, der gut zu seinen Klamotten passt. Beunruhigender sind jedoch seine Augen. Rot umrandet, eingesunken, mit übernächtigt wirkenden Augenringen, dazu ein gehetzter, wütender Blick. Insgesamt eine Type, bei der jeder Cop automatisch seine Hand auf die Kanone legt.
Und trotzdem kommt er mir bekannt vor. Ich weiß nicht woher, aber …
„Nette Bude, Jackie. Hast es ja richtig zu was gebracht.“ Schwerer, irischer Akzent. Langsam dämmert es mir.
„Slugger, bist du das? Himmel, Arsch und Wolkenbruch, das ist ja eine Ewigkeit her. Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist damals wieder nach Irland.“
Liam „Slugger“ Murphy. Als Jugendliche wohnten wir im selben Viertel und da war es nur natürlich, dass wir irischen Jungs zusammenhielten. Alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Als Sohn irischer Einwanderer allein und ohne Rückendeckung einer Gruppe Söhne italienischer Emigranten in die Arme zu laufen endete mit einer Tracht Prügel, wenn man Glück hatte, oder einem Messer, wenn’s schlecht lief. Slugger und ich waren keine richtigen Freunde gewesen, aber wir kannten und respektierten uns.
Jedoch hatte er sich nie in den Staaten wohl gefühlt. Das Bier war ihm zu dünn, die Weiber zu kompliziert und … was weiß ich … das Gras nicht grün genug. Er wollte ständig nur zurück nach Derry und dort bei seinem Onkel auf den Docks arbeiten. Das letzte, was ich von ihm gehört hatte, war, dass er sich diesen Wunsch dann irgendwann selbst erfüllt hatte. Kein „Auf Wiedersehen“, keine Verabschiedung von Eltern, Geschwistern oder Freunden, er hatte eines Abends einfach seinen Seesack gepackt und war auf irgendeinem Kahn zurück nach Irland geschippert.
„Stimmt schon, Jackie, ich bin auch zurück in die alte Heimat. Oder vielmehr zurück zu dem, was die verdammten Rotröcke daraus gemacht haben. Wusstest du schon, dass man Derry jetzt sogar offiziell nicht mehr Derry nennen darf, sondern nur noch Londonderry. London? Am Arsch.“
Irgendwas in seiner Stimme sagt mir jetzt schon, dass ich dieses Gespräch nicht mögen werde.
„Ich interessiere mich nicht besonders für Politik, Slugger.“ Seine Augen werden noch schmaler.
„Ist das so? Na, das ist ja ‘nen Ding. Du hast aber schon mitbekommen, dass die Scheiß Briten uns das halbe Land weggenommen haben, nicht wahr? Die Ulster-Boys drüben in der 57’en Straße sprechen von nichts anderem. Hast dich wohl lange nicht mehr in unserem alten Viertel blicken lassen, was, Jackie?“
„Wie ich schon sagte, ich interessiere mich nicht für Politik, Slugger. Und für Straßenbanden aus Hell’s Kitchen, die außer saufen und prügeln nicht viel zustande bringen, interessiere ich mich auch nicht.“
Slugger verzieht keine Miene und sieht sich in meinem Büro um. Sein Blick bleibt an der gerahmten Schatulle an der Wand kleben, in der meine Orden hängen.
„Stell dir vor, ich bin jetzt auch Soldat, genau wie du einer warst. Wer hätte das gedacht, wir sind jetzt tatsächlich alte Kriegskameraden.“ Slugger lacht, als hätte er einen guten Witz gerissen. Ich lache nicht. Sein Gesichtsausdruck verfinstert sich wieder.
„Denn wir haben Krieg zuhause, Jackie. Vielleicht kein so großer wie der, in welchem du gekämpft hast. Und es gibt auch keine Orden. Aber es gibt Verluste. Tote. So wie mein Cousin Ronan. Oder mein Freund Kyle. Oder die Tante meiner Frau. Oder meine Frau selbst. Ich lebe in Dublin. Das war kein Spaß, damals.“
„Was zur Hölle willst du von mir?“
„Ich will an die verkümmerten Reste deiner irischen Seele appellieren. Du könntest deiner Heimat wirklich von Nutzen sein. Wir suchen wertvolle Kontakte hier in Amerika, und ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du da der richtige Mann sein könntest.“
„Pass auf, Slugger. Bloß, weil ich irischen Whiskey trinke oder mir am St. Patrick’s Day ‘nen albernen grünen Hut aufsetze, heißt das nicht, dass du hier nach 20 Jahren reinschneien und mich in irgendwelche krummen Touren reinziehen kannst. Tut mir leid um deine Leute in Dublin. Aber das geht mich nichts an. Deutlich genug?“ Slugger seufzt theatralisch. Wahrscheinlich hat er mit sowas gerechnet.
„Das ist wirklich ein Jammer, mit ansehen zu müssen, wie ein strammer Kerl und Kriegsheld wie du so sehr seine Wurzeln vergisst. Du magst Irland vielleicht den Rücken gekehrt haben, aber ich nicht. Ich beobachte dich schon ‘ne ganze Weile. Du hast gute Kontakte zu den Bullen, in jeder Kneipe von Green Port bis Staten Island Freunde und kennst jeden krummen Hund, den’s in der Gegend gibt. Papiere, Waffen, Informationen, du weißt, wo man sie herkriegt. Also entscheide dich.“
„Da gibt’s nichts zu entscheiden. Und jetzt zieh Leine, sonst lernst du meine Polizeikontakte besser kennen, als dir lieb ist.“
Sluggers Kiefer verkrampft sich so sehr, dass er aussieht wie ein beschissener Nussknacker. Ich spanne meine Muskeln an, hebe die Schultern und senke leicht den Kopf. Doch scheinbar hat er meine bedrohliche Haltung richtig eingeschätzt, denn plötzlich taucht ein fieses Lächeln in seinem Gesicht auf.
„Da kann man wohl nichts machen. Grüß die kleine Schlitzaugenpuppe von mir, die in der Auskoche drüben in der 16’ten diesen Rattenfraß verkauft. Vielleicht besuche ich die ja mal und ...“
Weiter kommt er nicht, denn mit einem Schritt bin ich bei ihm. Egal, wie lange Slugger auf den Docks gearbeitet hat, ich habe auch nicht nur Bleistifte angespitzt. Mit einem brutalen Stoß nagele ich ihn an die Wand und drehe seinen Kragen so stark herum, dass es ihm die Luft abwürgt. Gleichzeitig drücke ich ihm mein Knie in die Familienjuwelen.
„Du verschwindest jetzt ganz schnell, und zwar ohne ein weiteres Wort, Liam. Und sollte ich auch nur den Anflug eines Verdachts haben, dass du in ihre Nähe kommst, wirst du dir wünschen, du wärst auch in Dublin gestorben. Das schwöre ich dir auf die irische Flagge, jeden einzelnen Iren und dein ganzes verdammtes Irland. Also … verpiss dich!“
Ich ziehe ihn kurz von der Wand und ramme ihn dann nochmals so hart dagegen, dass ein Bild zu Boden fliegt. Dann zerre ich ihn zur Tür und schmeiße ihn raus.
Meine Steuererklärung kann ich für heute vergessen. Ich muss erstmal wieder runterkommen. Zum Glück ist meine Stammkneipe Fat Eddy’s direkt um die Ecke.
Drei Bourbon später habe ich mich genug beruhigt, um nicht wie ein angeschossener Stier durch die Gegend zu laufen.
Früher hätte mich so ein kleines, harmloses Techtelmechtel nicht mal ein müdes Arschrunzeln gekostet. Doch jetzt lässt allein die Vorstellung, dieser fanatische Irre würde seine Hände an Jiao legen, bei mir alle Sicherungen durchgehen.
Verdammter Mist, ich muss Vorkehrungen treffen. Um sechs hole ich Jiao ab. Bis dahin ist sie in ihrem Restaurant in Sicherheit. Das heißt, ich habe jetzt noch knapp drei Stunden Zeit. Ich gehe rüber zum Münzapparat von Eddy und rufe einen alten Bekannten an.
Eine halbe Stunde später kommt mein Telefonpartner zur Tür rein. Offiziell hat Danforth Carter ein Eisenwarengeschäft. Ein guter Gag, weil er inoffiziell ebenfalls mit Eisenwaren handelt. Der Deal dauert nicht mal eine Minute, und ich bin um hundert Mäuse ärmer und um einen nicht registrierten Revolver Colt ‘38er Special reicher. Klein genug für eine Handtasche, groß genug, um Slugger Murphy noch auf fünfzig Meter den Schädel wegzublasen.
Obwohl die Knarre zu ihrem Schutz dienen soll, bin ich mir dennoch ziemlich sicher, dass ein Ballermann nicht das romantischste Geschenke für einen Abend zu zweit ist. Deshalb kaufe ich noch eine rote, langstielige Rose zum St. Patrick’s Day. Jiao liebt Rosen, und ich liebe Jiao.
So, ab nach Hause. Jetzt noch rasieren, duschen und ein frisches Hemd anziehen, und dann werde ich den unangenehmen Teil des Tages mit ‘nem Glas Champagner wegspülen. Und um Pubs werden wir einen Bogen machen. Nach der Begegnung mit Murphy steht mir der Sinn heute nicht mehr nach irischem Brauchtum.
Ich muss mich beeilen, denn ich hab nur noch ‘ne halbe Stunde. Als ich in meine Straße biege, kann ich die Streifenwagen schon von weitem vor dem Haus sehen, in dem ich meine Wohnung habe. Mich beschleicht ein ziemlich ungutes Gefühl, als ich auf die Polizeibeamten zugehe, die vorm Eingang stehen. In dem Haus wohnen sechzehn Parteien und trotzdem weiß ich sofort, dass es um mich geht.
„Hi, ich bin Jack O’Grady und wohne in zwei null vier. Was ist denn hier los?“
Einer der Polizisten sieht auf seinen Notizblock.
„Mr. O’Grady, ich fürchte, jemand ist bei Ihnen eingebrochen. Die Nachbarn haben uns angerufen. Leben Sie allein?“
„Ja, allerdings. Scheiße, kann ich erstmal rauf in meine Wohnung?“
Der Cop nickt und begleitet mich nach oben. Schon an der Tür kann ich erkennen, dass meine Bude ziemlich wüst aussieht. Umgeworfene Stühle, zerbrochenes Geschirr, kaputte Gläser, eine zersplitterte Weinflasche. Seltsam, ich kann mich gar nicht erinnern, Wein im Haus gehabt zu haben.
Ein anderer Polizist in Zivilklamotten kommt auf mich zu.
„Mr. O’Grady, ich bin Inspektor Nolan. Wie Sie sehen können, wurde bei Ihnen offensichtlich eingebrochen. Sie leben allein hier?“
„Ja, Herrgott noch mal. Wieso fragen mich das eigentlich alle?“
„Weil wir in Ihrer Wohnung die Leiche einer Frau gefunden haben. Sie wurde anscheinend erwürgt. Nachbarn hörten vor knapp einer Stunde Lärm und Kampfgeräusche und haben uns alarmiert.“
Meine Kehle schnürt sich zu. Ich kann das Blut in meinen Ohren rauschen hören. Das Sichtfeld zieht sich zusammen. Mein Magen fühlt sich an, als hätte mir ein Maulesel mit voller Wucht hineingetreten.
„Kann ich … kann ich sie bitte sehen?“
Nolan deutet stumm hinter die Couch. Langsam gehe ich um die Couch herum.
Sie hat ihr grünes Seidenkleid an. Das mit den Blumen- und Drachenmotiven drauf. Sie hatte mir mal gesagt, dass sei ihr bestes Kleid. Ihr einziges Kleid. Ich sehe, wie achtsam sie sich geschminkt hat. Der Puder auf ihren Wangen bildet einen seltsamen Kontrast zu dem hässlichen blauschwarzen Bluterguss, der sich wie ein Schal um ihren schlanken Hals gelegt hat. Ich habe oft Leichen gesehen. In den Gräben Frankreichs. An Tatorten. In Leichenhallen. Auf Beerdigungen. In den Augen der Toten war nichts mehr. In ihren Augen ist jetzt auch nichts mehr.
„Der Tisch war gedeckt, es brannten Kerzen und Ihre Wohnung war mit Blütenblättern geschmückt. Die Tür wurde zwar aufgebrochen, aber wir haben einen Wohnungsschlüssel bei ihr gefunden. Ich nehme an, Sie kannten die Frau, Mr. O’Grady?“
Ich drehe mich zu Nolan um. In meinem Mund ist ein komischer Geschmack.
„Mr. O’Grady?“
Nolans Krawatte hat ein hässliches Muster. Wieso haben eigentlich alle Bullen immer so hässliche Krawatten.
„Ja, ich kannte die Frau. Sie ist … eine Freundin von mir.“
„Das tut mir leid, Mr. O’Grady. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, aber das hat auch bis morgen früh Zeit. Wir müssen noch den Tatort weiter untersuchen, aber in ungefähr zwei Stunden können Sie ihre Wohnung wieder betreten.“
„Haben Sie den Täter geschnappt. Gibt es Zeugen?“
„Einer Ihrer Nachbarn hat einen ihm unbekannten Mann gesehen, der zur fraglichen Tatzeit aus dem Haus gelaufen ist. Er trug dunkle Kleidung und eine schwarze Strickmütze. Haben Sie eine Idee, wer das sein könnte?“
Ich schüttele den Kopf.
„Ich … auf Anhieb fällt mir keine bestimmte Person ein.“
Nolan sieht mich scharf an.
„Bitte melden Sie sich dann morgen früh bei mir auf dem 14. Revier, 33’ste Straße.“
Ich nicke und verlasse meine Wohnung. An der Ecke steht ein Taxi. Ich winke es heran und steige ein.
„Was ist denn da los, Mister? Ich hab Polizeiwagen in der Straße gesehen.“ Der Fahrer sieht mich neugierig im Rückspiegel an.
„Hell’s Kitchen, 57’ste Straße. Vorwärts.“
Ich finde dich, Liam.
Auch wenn ich keine tiefgehenden Bindungen zu irischen Einwanderern pflege, heißt das nicht, dass ich in Hell’s Kitchen keine Kontakte habe. Drei Kneipen, insgesamt sechzig Dollar, und ich habe eine Adresse. Wo sonst sollte Slugger sich auch verkriechen, wenn nicht im irischen Viertel?
Ich bin ganz ruhig, als ich die Feuerleiter hochsteige. Es überrascht mich selber, wie klar und messerscharf ich denken kann. Normalerweise hätte es mich nicht gewundert, wenn ich den Wunsch verspürt hätte, eine Stange Dynamit durchs Fenster von Sluggers Bude zu werfen. Aber diese eiskalte, berechnende Ruhe macht mir Angst vor mir selbst.
Von der Straße tönt Musik, Gelächter und Lärm. Kein Wunder am St. Patrick’s Day ausgerechnet hier. Der Radau ist eine gute Tarnung. Dennoch bin ich vorsichtig. Gut möglich, dass Slugger mich bereits erwartet. Deshalb habe ich vorhin dem Botenjungen in einem Laden, wo ich eine Whiskeyflasche gekauft habe, zehn Dollar gegeben, damit er an Sluggers Tür klopft und ihm die Flasche bringt. Ein Ablenkungsmanöver, das mir die Zeit verschafft, über die Feuerleiter in seine Bleibe einzusteigen. Und zwar genau … jetzt.
Durchs Fenster habe ich einen Blick auf die Wohnungtür. Ich kann es dumpf klingeln hören und einen Augenblick später sehe ich Liam, wie er sich mit einem gezogenen Revolver neben die Tür stellt. Er wirft einen Blick durch den Türspion und macht dann auf.
Los! Ich schleiche zum Badezimmer und hebele mit einem Drahtbügel, den ich in meinem Dietrichetui bei mir habe, das Fenster auf. Vorsichtig husche ich zur Tür und spähe um die Ecke.
Slugger steht in seinem Wohnschlafzimmer und betrachtet die Whiskeyflasche. Den Revolver hat er sich hinten in den Hosenbund gesteckt. Sehr schön.
Ich überlege, ob ich ihm direkt und ohne viel Worte einfach in den Hinterkopf schießen soll. Oder in beide Beine, damit er vorher noch leidet. Ich werde es davon abhängig machen, wie er reagiert. Und was die eiskalte Ruhe in mir mit diesem Schwein vorhat. Also lassen wir uns überraschen.
„Pfoten hoch, du verdammter Bastard.“
Slugger zuckt erschrocken zusammen und lässt die Flasche fallen. Krachend zerspringt sie und ein stechender Alkoholgeruch breitet sich aus. Langsam hebt er die Hände und lässt mich dabei nicht aus den Augen.
„Hast du einen schönen Abend gehabt, Slugger? Gefällt dir meine Wohnung? Gefällt dir Jiao? Bildschön, nicht wahr?“ Wieder kann ich das Blut in meinen Ohren rauschen hören.
„Ich weiß, warum du hier bist, Jackie. Hör mir nur eine Sekunde zu, bevor du abdrückst. Das ist alles.“
Die Wohnungstür geht auf. Endlich kommt er nach Hause. Seufzend schaltet er das Licht ein. Dann stößt er einen erschreckten Schrei aus und zuckt zurück. Das liegt daran, dass er nicht damit gerechnet hat, dass ich gegenüber der Tür in einem Sessel sitze. Er wird kreidebleich. Soweit das bei dem geschwollenen, blutverkrusteten Gesicht erkennbar ist.
„Ärger mit dem Milchmann gehabt, oder wer hat dich so verprügelt?“
„Jack, was machst du denn hier? Ach, mein Gesicht … äh … ich hatte Streit mit meinem Nachbarn.“
„Und der hat dich nicht nur geschlagen, sondern auch gekratzt und gebissen? Muss ja ein heftiger Streit gewesen sein. Um was ging’s denn dabei? Wolltest du ihn auch um Geld anpumpen, Levi?“
Levis Blick zuckt zwischen mir und der Wohnungstür hin und her. Nervös leckt er sich über die Lippen.
„Hör mal, Jack. Ich weiß zwar nicht, warum du … äh … hier so unangekündigt vorbeigekommen bist, aber ich bin wirklich sehr müde. Lass uns doch in ein paar Tagen …“
„Kann ich mir gut vorstellen, dass du müde bist. Frauen erwürgen ist ziemlich anstrengend, oder etwa nicht?“
In seinen Augen flackert jetzt eindeutig Panik.
„Wovon redest du da? Ich … ich weiß nicht, was du meinst.“
„Hör mit der Scheiße auf. Es gab einen Zeugen, der gesehen hat, wie ein Mann blutend und heulend aus meiner Wohnung getürmt ist. Und ich kenne nicht viele Leute, die eine Kippa tragen.“
Unbewusst fasst sich Levi an den Kopf und berührt seine kleine Kopfbedeckung. Dann tastet er zitternd nach einem Stuhl, der an einem Tisch steht, und lässt sich wie ein nasser Sack darauf fallen.
„Ein Zeuge? W … wer?“
„Ein irischer Patriot, den ich seit 20 Jahren nicht gesehen habe und der mich mit einem Fotoalbum und Bildern von seiner toten Frau vom Kampf für die Befreiung Irlands überzeugen wollte. Nur hat er nicht mich angetroffen, sondern meine tote Frau. Ironie des Schicksals.“
Levis Schultern sacken nach unten und er fängt unterdrückt an zu schluchzen.
„Ich … ich … Oh Gott, es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich dachte, du wolltest ausgehen. Mit deiner Freundin. Das hast du Luca und mir doch neulich erzählt. Ich dachte, in deiner Wohnung ist niemand.“
Er heult jetzt hemmungslos. Die Tränen laufen seine schmalen, unrasierten Wangen hinunter. Ich sehe ihm dabei zu.
„Ich wusste mir nicht anders zu helfen, Jack. Bitte. Bitte, das musst du verstehen. Ich brauche das Geld für meine Schwester. Für ihre Kinder. Sie sind selber bettelarm. Sie sind in Gefahr. Da drüben in Deutschland. Ich musste doch etwas unternehmen.“
„Zum Beispiel Jiao umbringen?“
„Das wollte ich nicht. Ich dachte, deine Wohnung sei leer. Ehrlich. Aber als ich die Tür aufgebrochen hatte, da hat sie mich angesprungen. Wie eine Raubkatze. Sie hat geschrien, gekratzt und mich getreten. Ich hätte ihr niemals etwas angetan, wirklich nicht. Ich … ich habe mich nur verteidigen wollen. Aber sie hat einfach nicht aufgehört. Und dann … plötzlich …“
Ich schließe langsam die Augen. Ich sehe ihr Gesicht vor mir. Sie lächelt mich an.
„Sie war vor mir zu Hause und wollte mich überraschen. Mit einem Abendessen oder so. Stattdessen hat sie dann wohl dich überrascht, oder, Levi?“
Müde schüttele ich den Kopf. Ich kann sie immer noch lächeln sehen.
„Was hast du dir denn gedacht? Dass ich mein Geld in ‘nem Sparstrumpf unterm Kopfkissen versteckt habe? Das Geld liegt im Tresor in meinem Büro. Du bist völlig umsonst bei mir zuhause eingebrochen. Du hast Jiao völlig umsonst getötet. Für nichts und wieder nichts.“
Er vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Ich warte und sehe ihm dabei zu. Fünf Minuten. Vielleicht zehn. Schließlich sieht er mit verquollenen Augen zu mir rüber.
„Was hast du jetzt vor, Jack?“
Langsam stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Levi schluckt hart.
„Zunächst wollte ich mich überzeugen, dass mein Zeuge keinen Schmu erzählt hat. Den Beweis kann ich in deinem Gesicht sehen. Und damit meine ich nicht die Schrammen und Kratzer. Danach hatte ich vor, dich abzuknallen.“ Ich ziehe meine 45’er und Levi fängt wieder an zu plärren.
„Aber das wäre Mord. Und ich will nicht wegen einem Stück Dreck wie dir auf dem Stuhl oder lebenslänglich in Rikers landen. Deshalb gebe ich dir eine Chance. Etwas, das du Jiao nicht gegeben hast.“
Hoffnung glimmt in Levis Augen auf. Mir wird beinahe schlecht vor Hass.
„Ich könnte die Bullen rufen. Die Kratzer in deiner Fresse, Hautfetzen unter Jiaos Fingernägeln, deine Fingerabdrücke in meiner Bude und ich kenne genug Typen, die für zehn Dollar Stein und Bein schwören werden, dich gesehen zu haben. Das reicht für 99 Jahre. Was glaubst du wohl, was die mit zarten, hübschen Bengeln wie dir so alles anstellen? Der Knast wird für dich die Hölle auf Erden. Oder aber …“
Ich hole den Colt aus meinem Mantel und lege ihn auf den Tisch.
„Den habe ich eigentlich für Jiao gekauft. Das Schicksal hat manchmal einen echt schrägen Humor.“ Levi sieht die Kanone an, als sei sie eine Giftschlange.
„Du willst doch wohl nicht etwa, dass ich dich …“
„Mich, dich selbst oder Knast. Du hast nur diese drei Möglichkeiten.“
Levi sieht aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
„Jack, bitte. Bitte. Es … es tut mir leid … ich wollte das alles …“
„Spar dir das Gewinsel. Ich muss mich sowieso schon zusammenreißen, um bei deinem Anblick nicht zu kotzen oder dich gleich jetzt und hier umzulegen. Los, entscheide dich, und zwar sofort.“
Sein Blick wandert zu dem Colt.
Na los! Tu es! Tu es!
Levis streckt die Hand nach dem Revolver aus. Er schließt seine Finger um den Griff.
Ich drücke ab.
Nolan klappt sein Notizbuch zu und sieht mich nachdenklich an.
„Sie hatten mir doch gesagt, Mr. O’Grady, Sie hätten keinen Verdacht, wer der Täter sein könnte. Und nicht mal sechs Stunden später dann das hier?“
Ich sehe den Bullen zu, wie sie Levis Bude durchwühlen. Seine Schränke öffnen. Fotos von den Blutspritzern machen.
Ich lehne mich an die Wand. Gott, bin ich müde.
Nolan wartet auf eine Antwort.
„Ich bin Privatdetektiv. Was erwarten Sie von mir? Dass ich Däumchen drehe und hoffe, dass Ihr in die Gänge kommt? Ein Informant hat mir einen Tipp gegeben. Also bin ich der Sache nachgegangen.“
„Und als Sie ihn zur Rede gestellt haben, zog er den Revolver, und Sie haben …“
„Genau. Notwehr. Ende der Geschichte.“
Der Cop sieht sich in Levis schäbiger Bleibe um.
„Haben Sie denn wenigstens eine Idee, was sein Motiv war?“
„Er brauchte Geld. Sehr dringend und sehr viel. Ein gemeinsamer Freund, Luca Falcone, kann das bestätigen. Er hat sich von jedem in der Gegend was leihen wollen. Und als er von mir keins gekriegt hat, wollte er es sich selber von mir leihen. Meine … das Opfer hat ihn offensichtlich dabei überrascht. Den Rest kennen Sie.“
Nolan seufzt.
„Also schön. Das reicht mir vorerst. Kommen Sie trotzdem morgen aufs Revier. Wir brauchen Ihre ausführliche Aussage fürs Gericht.“
„Na sicher.“
„Hören Sie, Mr. O’Grady, es tut mir leid um den Verlust Ihrer Freundin. Aber er wird seine Strafe kriegen. Verlassen Sie sich darauf. Dafür kassiert er lebenslänglich.“
Die Sanitäter heben die Trage hoch, auf der Levi liegt. Sein Schulterverband ist blutgetränkt. Ich sehe ihm stumm in die Augen, als sie ihn wegbringen.