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Ja ich bin Kellner, nein mein Name ist nicht: "hallo!?"

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19.01.2010
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Ja ich bin Kellner, nein mein Name ist nicht: "hallo!?"

Ja ich bin Kellner, nein mein Name ist nicht: "Hallo!?"


Ich verstehe mich darauf, jedem Gast an der Nasenspitze anzusehen, ob er gut oder schlecht gelaunt ist und ich kann mich diesen Stimmungen immer prima anpassen. Ich weiß, dass manche Gäste zu cholerischen Anfällen neigen, wenn sie ihr Essen so erhalten, wie sie es bestellt haben. Die Bestellung "Wie immer" kann ich stets zweifelsfrei und ohne Verzug an die Küche weitergeben. Ohne Knoblauch, bitte.
Es macht mir nichts aus, beschimpft zu werden, denn als Kellner nimmt man nichts persönlich. Außerdem ist es ja sowieso meine Schuld, wenn Sie schlechte Laune haben. Ja, ich weiß, dass "Sie Volltrottel" nur ein kleiner Scherz war, und weil Sie so witzig waren, geht das Dessert natürlich auf´s Haus.
Wie immer: Ohne Sahne.

Ich habe übrigens auch die Fähigkeit, das Restaurant nach Belieben umzubauen, zu vergrößern und Tische zu schreinern. Natürlich haben wir am ersten Weihnachtstag noch einen Fenstertisch für 8 Personen frei. Welches Datum heute ist? Der 23.12., warum?

Selbstverständlich behalte ich immer den Überblick über meine Gäste. Auch wenn wir ungefähr 2000 Frühstücke haben, weiß ich immer, wann und wohin sich ein Gast umgesetzt hat. Klar finde ich es super, wenn Sie fünf Tische und fünf Gedecke für ein Frühstück benutzen. Ich mag es sehr, wenn ich Ihnen alles hinterhertragen darf. Natürlich geht das auch schneller.

Ich bin Kellner. Als solcher ist man automatisch masochistisch veranlagt. Wenn Sie ein Rinderfilet mit fünf verschiedenen Saucen (die Hollandaise und die Pfefferrahmsauce aber bitte à part), bestellen, statt Karotten lieber Spargel (erwähnte ich, dass wir Dezember haben?) hätten und es schön wäre, wenn die Bratkartoffeln einzeln ausgarniert wären, reißt mir die Küche den Kopf ab. Aber gerade das mag ich so an meinem Beruf....
About me:

.....Es macht mir auch gar nichts aus, die Rechnung für Ihren Tisch mit 23 Personen schnell mal zu splitten. Ich habe zwar vor dem Buchen gefragt, ob Sie getrennte Rechnungen wünschen, aber wenn Sie es sich spontan anders überlegt haben - kein Problem. Unser Kassensystem ist übrigens so alt, dass es schon die Kellner unserer Vorväter benutzt haben (und ich kann diese Keilschrift auch sehr schlecht lesen), aber da Sie alle ja im Prinzip stante pede weg müssen, beeile ich mich selbstverständlich endlich mal. Erstmal muss ich aber meinen Kassenhinkelstein hier einlesen.

Ich spreche auch alle möglichen Sprachen, doch besonders gut bin ich in nonverbaler Konversation: Naserümpfen bedeutet "Ein Steak Tatar, pikant, aber ohne Kapern, bitte.", Grunzen heißt "Es wäre sehr freundlich, wenn Sie mir noch ein Bier bringen würden.". Ich weiß ebenfalls, dass Sie Ihre Getränke nicht zu bezahlen brauchen, weil Sie schon seit 17 Jahren zu uns kommen. Dieses Restaurant gibt es erst seit 5 Jahren. Ich habe Sie noch nie gesehen - mein Fehler, ich weiß.

Ich bin Kellner. Ich muß immer alles wissen, können, möglichst schnell erledigen und auf jeden lustigen Scherz eingehen. Als Kellner besitze ich logischerweise einen IQ unterhalb der Zimmertemperatur.

Mein Beruf ist nur für Idealisten geeignet, doch dafür haben die meisten von uns wirklich Spaß bei der Arbeit. Vor allem übrigens dann, wenn alle anderen frei haben (außer Krankenschwestern, Taxifahrer und Totengräber). Warum auch nicht? Schließlich wird der Job super bezahlt, deshalb ist es mir auch ganz egal, ob Sie mir Trinkgeld geben oder nicht.

Ich bin gern Kellner, denn man erlebt die schönsten Dinge. Es ist schön, wenn Gäste mir erzählen, warum sie viele Möhren im Salat wünschen (ist angeblich gut gegen Hämorrhoiden) und auch an Ihren Krampfadern bin ich sehr interessiert. Es ist schön, wenn Gäste denken, dass ich taub bin für Tischgespräche, in die ich nicht involviert bin, dann erfahre ich endlich mal, wie geil der Hintern meiner Kollegin aussieht. Ich selber bin natürlich auch nicht von schlechten Eltern. Für dieses Kompliment verzichte ich gern auf mein Trinkgeld. Aber diesmal bitte mit Sahne!

 

Hallo!

Hat mir gefallen dein Einblick in das Alltagsleben eines Kellners! Da ja nicht wirklich eine Handlung stattfindet, war die Länge ok.
Die eingeklammerten Aussagen fand ich beim Lesen ein wenig störend. Die lassen sich sicher auch treffend in die Sätze einfügen.

Nett geschrieben!

LG Katze

 

Hallo,

das ist keine Geschichte, sondern ein Text im Kolummnenstil, der komisch wirken möchte, es aber nicht tut, weil er nichts Neues zu sagen hat, und das, was er erzählen möchte, so erzählt, dass man das Gefühl hat, es schon zu kennen, während man es liest.
Oder um es anders zu sagen: Die gewöhnlichen Problemchen fremder Leute interessieren einen nur, wenn sie außergewöhnlich gut beschrieben sind.

Gruß
Quinn

 

Hallo Drsnoopy,

und ein verspätetes Willkommen auf kurzgeschichten.de! Die Beobachtungen und Gedanken in Deinem Text sind hübsch, aber es fehlt die Handlung. Die wichtigste Zutat zu einer Kurzgeschichte, den Protagonisten, hast Du ja schon. Um daraus eine Geschichte zu machen, wäre es nötig, eine Situation zu schaffen, in der der Protagonist etwas tut! Am einfachsten wäre ein Dialog mit einem ignoranten Gast.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Oder ein Kellner in Ausbildung, wo der Ausbilder selbst seine eigenen Lehren zu demonstrieren versucht, und dabei scheitert, vom Lehrling übertrumpft wird, oder er dabei die durch die ignorante Gästen aufgestaute Wut am Lehrling auslässt, am besten direkt vor den Gästen. Oder so. Ach, der Text hätte gut werden können, der Titel versprach was. Ne Geschichte, geschweige Satire ist es jedenfalls nicht, das haben meine Vorkritiker schon genannt. Eher eine Polemik. Bist nicht zufällig selbst Kellner, der seinem Ärger hier Luft machen wollte, ne?

Außerdem den Titel bitte nicht im Text wiederholen. Außerdem hätte ich ihn nüchterner gestaltet: Ja, ich bin Kellner und nein, ich heiße nicht Hallo

Fazit: Vermutlich hast du dir nicht viel Mühe gemacht, schade.

-- floritiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Drsnoopy,

Deine Satire hat mir gefallen, obwohl es auch bei "Alltag" gepasst hätte.
Ich fand es sehr gut, dass Du im gesamten Text dem Prinzip treu geblieben bist, zuerst eine Aussage über das Kellnerleben abzugeben und sie dann entsprechend zu illustrieren. Dadurch gewinnt der Aufbau Deines Textes etwas "klassisches"

Außerdem hat der Text einen sehr überzeugenden quengelnden, schmolligen Ton von einem mittlerweile etwas zynisch gewordenen Kellner.
Das macht den Reiz dieser geschichte aus . Vielleicht solltest Du das noch etwas stärker betonen,

Eine "Handlung" im klassischen Sinn mit Spannungsbogen etc., die von einigen anderen Kritikern hier vermisst wird, hätte in Deinem Text garnichts zu suchen.

Da reicht es völlig, finde ich, dass Du am Ende so eine Art Pointe hinkriegst (Sahne), die zudem auch komisch ist

Ansonsten würde ich stilistisch noch etwas feilen, z.B. würde ich einen Absatz nicht mit drei Pünktchen anfangen lassen

Gruß Schmidt

 

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