J.J. Privatdetektiv
Entführung
Bruno Geiger verließ am Dienstag gegen 18.00 Uhr das Büro. Seine Aktien standen gut. Auch das Familienglück hatte nicht nachgelassen. Vor einer Woche war seine zweite Tochter zur Welt gekommen. Er war einer der Einflussreichsten Geschäftsmänner der Stadt. Auf dem Parkplatz stieg er in seinen neunen familienfreundlichen Van. Er hatte den silbernen Wagen im Laufe des Nachmittags gekauft. Er war zum Hochzeitstag für seine Frau. Diese kümmerte sich in der Villa um ihr Neugeborenes. Bruno musste auf dem Weg Ruth seine erste, vierjährige Tochter abholen. Sie war seit dem Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter dort und freute sich tierisch über das neue Auto. Zur Feier des Tages durfte sie vorne sitzen. Auf der Autobahn dachte Bruno an die Ankunft zu Hause. Wie sehr sich seine Frau über den Wagen freuen würde. Und den Augenblick, wo Ruth das erste mal ihre Schwester sehen würde. Das wird das schönste Erlebnis seines Lebens werden dachte er, als sich plötzlich ein brauner Lieferwagen neben ihn setzte. Die Schiebetür wurde aufgerissen. Ein Mann mit Sonnenbrille und Schildmütze starrte auf die Rückbank. Sie war leer. Dann erkannte er, dass das Mädchen auf dem Beifahrersitz saß. Drei gleich gekleidete Männer befanden sich in dem Laderaum des Wagens. Bruno wusste sofort, was los war. Er wollte Gas geben, als die Fahrertür aufgerissen wurde. Der Lieferwagen zog bis zum Blechkontakt an den Van heran. Die offene Tür verschwand in dem Laderaum. Einer der Männer klammerte sich ans Lenkrad. Ein anderer riss an Bruno herum, fauchte ihn an: "Das Kind!" Bruno schüttelte den Kopf: "Nehmen sie mich!" "Das Kind!" Bruno drückte auf die Bremse. Der Lieferwagen raste weiter. Der Mann konnte Bruno loslassen. Der andere aber nicht das Lenkrad. Er sprang über die Tür auf die Motorhaube. Die Tür wurde abgerissen, landete in dem Laderaum, dann rutschte sie über die Straße. Die Reifen des Van qualmten, Bruno gab wieder Gas. Der Mann klammerte sich auf die Motorhaube. Ein Schild weiß auf die nächste Ausfahrt und eine Polizeistation hin. Der Lieferwagen setzte sich auf die rechte Seite des Van. Die Hecktüren wurden geöffnet. Es gelang einem Mann aus dem Lieferwagen, den Griff der Beifahrertür zu fassen. Bruno zog den Wagen nach links. Der Mann wurde aus dem Lieferwagen gezogen, öffnete aber auch die Beifahrertür. Er klammerte sich an dem Sitz fest. Bruno versuchte, ihn mit einer Hand abzuwimmeln. Der Mann auf der Motorhaube ergriff ihn, verpasste ihm einen Kinnhaken. Während seine beiden Kollegen das Kind in den Lieferwagen zogen, hielt er das Lenkrad fest. Der andere Mann kletterte von dem Van zurück in den Lieferwagen, schloss die Hecktüren. Dann setzte der Fahrer ihn wieder auf die Fahrerseite des Van. Vorsichtig tätschelte der Mann Bruno wach. Dann kletterte auch er in den Lieferwagen zurück, zog die Schiebetür zu. Bruno kam nur langsam zu sich, sagte ihm Halbschlaf den Namen seiner Tochter vor sich hin. Unmittelbar vor ihm lag die Ausfahrt. Er raste auf dem Seitenstreifen an der Ausfahrt vorbei. Dahinter begann wieder die Leitplanke. Der Van raste mit den beiden rechten Reifen die Planke hoch, drehte sich nach links. Der Anschnallgurt hielt Bruno im Wagen, als die linke Seite des Wagens über den Asphalt schliff. Der Wagen drehte sich weiter, die Motorhaube schlug gegen die Leitplanke. Der Wagen überschlug sich weiter, bis er auf seinen vier Rädern zum Stehen kam.
Brunos Frau, Helga brach fast an der Haustür zusammen, als sie zwanzig Minuten später von der Entführung hörte. Ihr Mann hatte den Crash, abgesehen von einigen Prellungen gut überstanden. Gegen 19.20 Uhr traf er mit einem Taxi vor der "RTL" Redaktion ein. Sein Freund Joachim Ober war in seinem Büro. Zufrieden schaute er die "Explosiv" Sendung, in der gerade sein Privatdetektiv- Test lief. Bruno stürzte in das Büro: "Joachim! Du musst mir Helfen." "Beruhige dich erst einmal." Zitternd setzte sich Bruno auch einen Stuhl: "Es ist etwas schreckliches passiert" Joachim setzte sich hinter seinen Schreibtisch, "Ruth ist entführt worden." Fassungslos stand Joachim wieder auf: "Was!" "Ja, du hast richtig gehört. Du musst mir helfen." "Wie kann ich dir helfen? Du musst zur Polizei." "Darum geht es ja. Wenn die Polizei kommt, dann bringen sie sie vielleicht um!" "Hast du schon irgendwelche Forderungen?" "Nein, aber es wird bestimmt auf eine hohe Geldsumme rauslaufen. Diese will und werde ich auf jeden Fall bezahlen! Die Polizei soll mir nichts vermasseln." "Was denkst du, was ich da tun kann?" "Du hast doch bestimmt Beziehungen. Du bist vom Fernsehen." "Ich könnte dir deine Tochter wiederbeschaffen, ohne Polizei", er deutete auf den Fernseher hinter sich, "Ich kenne einen Privatdetektiv. Er ist gut, er hat unsere Kameras bei einem Test gesehen und uns auflaufen lassen." "Ein Privatdetektiv?" "Ja, er war einmal Polizist. Vielleicht könnte er dir seine Ex- Kollegen auch vom Hals halten." Joachim schaute aus dem Fenster. Hinter Brunos Wagen hielt ein Zivilfahrzeug der Berliner Kriminalpolizei. Zitternd stand Bruno auf: "Ich will einfach nur allein sein und auf Forderungen warten und zahlen und meine Tochter wieder in die Arme schließen. Ich brauche niemanden." In der Eingangshalle stellte sich Mike Schäfer ihm vor. "Ich brauche keine Hilfe!" Schrie Bruno, verließ das Gebäude.
Noch an diesem Abend ging Joachim Ober zu Josh Jonas. An de Tür im Keller hing das Schild "Nicht da". Er klingelte, kurz darauf hörte er Schritte im Treppenhaus. "Guten Abend", sagte Josh. Hände wurden geschüttelt, "Sie sind doch der Mann, der den Bericht gemacht hat." "Genau, endlich lerne ich sie persönlich kennen." "Meine Wohnung ist oben. Sie können mit rauf kommen." "Nein, ich bin nicht zum vergnügen hier." "Um was geht es denn?" "Ich möchte sie arrangieren." "Haben sie deshalb den Test gemacht, um den Besten für ihren Fall heraus zufinden", lächelte Josh. "Nein, der Fall hat sich eben erst ergeben. Es geht nicht um mich. Ein Freund von mir, um den geht es. Seine Tochter wurde entführt." "Ich soll sie finden?" "Ja." "Das ist Polizeiarbeit", erwiderte Josh schnell. "Ich beziehungsweise mein Freund würde ihnen natürlich eine angemessene Summe zahlen." "Eine angemessene Summe?" "Ja, bis jetzt hat er noch keine Forderungen der Kidnapper. Aber er wird ihnen sicher mindestens einen großzügigen Bruchteil des Lösegelds geben." "Das haben sie aber schön formuliert." "Ich muss mit ihrem freund sprechen. Geben sie mir seine Adresse, ich schlafe darüber und kommen morgen vorbei." "Vielleicht ist es dann schon zu spät." "Na gut", sagte Josh genervt, "ich komme sofort mit."
Mike saß im Wohnzimmer der Geigers in einem bequemen Sessel. Helga redete beruhigend auf ihren Mann ein: "Es ist bestimmt besser, wenn wir mit der Polizei zusammenarbeiten." "Ich habe dir doch deutlich gesagt, dass du die nicht reinlassen sollst!" Antwortete Bruno wütend. Mike mischte sich ein: "Herr Geiger, wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben. Es könnte unter umständen tödlich enden, wenn sie unseren Rat nicht nehmen." "Die meisten Entführungen enden tödlich, wegen ihnen!" Fauchte er Mike an. Das Telefon klingelte. Bruno nahm ab. Nachdem er sich gemeldet hatte, schaltete er die Freisprechanlage ein. "Ich weiß, dass jetzt ein paar Bullen zu hören. Ich möchte allerdings morgen früh bei der Übergabe keinen sehen, sonst ist die kleine Tot" Der Mann am anderen Ende der Leitung strengte sich an, cool und ruhig zu wirken. Dennoch hörte man die Aufregung. "Das Lösegeld beträgt fünf Millionen Mark. Zu übergeben morgen früh um fünf Uhr am Güterbahnhof", eine Pause, "Tschüs, gute Nacht." Bruno legte auf: "Ich besorge das Geld." "Sie werden von uns begleitet", sagte Mike. "Nein, es ist meine Tochter und ihr soll nichts passieren!" Nachdem Bruno weggefahren war, schickte Mike unauffällig eine Zivilstreife hinterher. "Sie sollten wirklich mit uns zusammen arbeiten", wandte er sich an Helga. "Was kann ich denn gegen meinen Mann sagen. Es ist auch meine Tochter und sie soll leben." "Das wird sie auch", versicherte ihr Mike. Ein blau- schwarzer Camaro parkte die einfahrt zu. Mike drehte sich zu Josh um: "Du weißt auch schon alles, bevor es passiert!" "Das ist mein Job." "Ich habe dich auch im Fernsehen gesehen, bevor ich weg musste. Reife Leistung." "Danke, der Mann der den Bericht gemacht hat ist mit Bruno befreundet. Er hat mir alles schon erzählt. Muss ein schöner Crash auf der Autobahn gewesen sein." Joachim stieg aus dem Camaro aus, nickte Helga zu. Sie nickte zögernd zurück: "Mein Mann will keine Hilfe." Josh antwortete: "Das kann ich verstehen. Und ich bin deshalb hier. Ich werde ihnen die Polizisten vom Hals halten." Mikes Grinsen wurde zu einem sehr ernsten Gesichtsausdruck: "Du willst nicht die Gangster fassen?" "Nein, ich bin Privatdetektiv, ich habe keine Waffe. Ich werde nur dafür sorgen, dass alles glatt läuft." "Wie willst du das anstellen?" "Ich möchte erst einmal den aktuellen stand des Falles wissen." "Sie fordern fünf Millionen, morgen früh am Güterbahnhof", antwortete Helga. "Sorgen sie dafür, dass das Geld da ist und ich sorge dafür, dass keine Polizisten da sind." "Josh", begann Mike, doch dieser saß schon wieder in seinem Wagen. "Wo wird Bruno das Geld holen?" Fragte er Joachim. Einer seiner Freunde ist Bankmanager. Bruno vertraut ihm sehr, er wird Bruno sicher die Summe aushändigen." "Gut, wo find ich den jetzt?" "Ich schlage vor, wir warten vor der Bank. Dort müssten sie eintreffen."
Die beiden Männer warteten sieben Minuten vor der Bank. Bruno kam mit seinem Freund angefahren. Josh öffnete die Fahrertür des Opel Omega. Bruno erst ihn an, dann Joachim: "Was soll das. Wer ist das?" "Mein Name ist Josh Jonas, ich werde dafür sorgen, dass keine Polizei am Übergabeort ist."
Eine Stunde später lief Josh aus Brunos Villa heraus: "Wenn sie meine Hilfe nicht wollen, dann gehe ich wieder. Ich kann nicht mehr tun, als sie ihnen anzubieten!" Bruno schaute ihm mit Helga empört hinter her. Josh stieg in den Camaro, brauste davon. Mike stand mit seinen Kollegen vor der Villa. "Ich wusste, dass Josh nicht der Richtige für eine Entführung ist", stellte einer fest. Schließlich erkannte Bruno, dass er keine andere Wahl hatte, als die Hilfe der Polizei anzunehmen.
Um halb fünf, kurz vor dem Aufbrechen klingelte das Telefon. Bruno nahm ab, neben ihm war nur Mike im Zimmer. Obwohl keine Freisprechanlage eingeschaltet war verstand er jedes Wort: "Da sich die Bullen jetzt am Güterbahnhof positioniert haben", sagte die aufgeregte Stimme, "treffen wir uns am Olympia Stadion. Ich hoffe für sie, dass sie die Bullen abwimmeln können." Mike ordnete einen großen Sicherheitsabstand an. Bruno stieg in den Opel. Seine Frau blieb zu hause, bei dem Neugeborenen. Es hatte größtenteils friedlich geschlafen und nichts mitbekommen. Ohne größere Umwege folgten die Polizisten dem Opel zum Olympia Stadion. Josh hatte in der Nähe von Brunos Villa ein Appartement mit Gagrage für diese Nacht gemietet. Er hatte dem Vermieter eine hohe Geldsumme angeboten, wenn er stillschweigen bewaren würde. In der Garage stand Brunos Opel Omega. Josh stürmte mit einem der beiden Geldkoffer zu seinem Camaro. Bruno hatte bereits den anderen an dem Kofferraum abgestellt. Als er diesen öffnete blieb ihm der Mund offen: "Sie haben doch gesagt, sie haben keine Waffen!" Stammelte er. Joch zog eine Decke über die AK- 47: "Das ist nur zur Rückendeckung. Man weiß nie, mit wem man es zu tun bekommt", Er wurde enttäuscht angeschaut, "OK, ich lasse es eingepackt." "Sie lassen es hier." Widerwillig nahm Josh das Gewehr aus dem Kofferraum. Bruno stieg auf der Beifahrerseite ein. Hinter dem Kofferraum bückte sich Josh. Es sah so aus, als würde er den Schuh binden. Doch das tat er nicht. "Wie haben sie es eigentlich geschafft, die Stimme so genau zu kopieren?" Fragte Bruno. "Ich habe das Band von ihrem Anrufbeantworter immer wieder meinem Neffen in Wiesbaden vorgespielt. Der kann gut Stimmen imitieren." "Per Telefon?" "Ja." "Ist das nicht ziemlich teuer, so ein Ferngespräch?" "Die Spesen müssen sie zahlen. Das kratzt mich nicht." "Sie haben dann den Text von ihrem Neffen auf ein Band aufgenommen und abgespielt", folgerte Bruno weiter. "Richtig."
Josh stoppte den Wagen vor einer Lagerhalle unmittelbar neben zwei unbenutzten Gleisen. Ein Zug raste auf einem weit entfernten Gleis vorbei. Das Handy klingelte. "Josh Jonas, was gibt es?" Am anderen Ende der Leitung meldete sich Joshs Freund Patrick Hein. Er hatte ein Autovermietung. Aus dieser stammte auch der Opel Omega, den er zur Ablenkung der Polizisten fuhr: "Ich bin jetzt am Olympia Stadion. Ich kann höchstens noch eine Ehrenrunde drehen. Dann schöpfen sie verdacht." "OK. Wir sehen zu, dass alles schnell über die Bühne geht. Danke." Kurz darauf klingelte Brunos Handy. Es waren die echten Entführer: "Wer ist der Mann bei ihnen?" "Er ist mein Fahrer. Er sorgt dafür, dass keine Bullen da sind", antwortete Bruno. "Er soll die Klamotten hoch heben. Ich will sehen, ob er eine Waffe hat." Josh hatte keine Waffe bei sich. Bruno holte den ersten Geldkoffer heraus, öffnete ihn. "Gut, Stellen sie das Ding hin. Und jetzt der zweite!" Wurde ihm weiter befohlen. Eine alte Lock fuhr langsam über das stillgelegte Gleis. Ein Mann stand auf einem Trittbrett. Er hatte Brunos Tochter unterm Arm. Der Mann sprang ab, lief zu dem Geld. Bruno und Josh mussten sich auf den Boden legen, natürlich in angemessenem Abstand zu dem Wagen.
Patrick machte auf dem Parkplatz vor dem Stadion eine 180° Drehung. Zwei Streifenwagen parkte ihn zu. Langsam stieg er aus. Ihm wurden Handschellen angelegt. Von Mike war keine Spur zu sehen.
Josh lag auf dem Boden, er konnte unter seinen Wagen linsen. Er sah ein rotes Lichtchen blinken. Er musste die Augen schließen. Dann sah auch Bruno den Sender. Der Entführer hatte Ruth neben die beiden Koffer gesetzt. Langsam nahm er einen. Plötzlich brach die Hölle los. Überall tauchten Blaulichter auf. Ruth schrie. Bruno auch. Er wollte zu seiner Tochter rennen. Doch er wurde von einem starken Polizisten zurückgehalten. Josh versuchte es. Auch er wurde gepackt. Nachdem er sich losgerissen hatte, war es zu spät. Der Entführer sprang mit einem Geldkoffer in der linken Hand und Ruth an der anderen auf die Lock. Sofort eröffneten zwei Männer von der Lock das Feuer. Josh sprang hinter seinem Wagen in Deckung. Mike kam mit anderen Polizisten aus der Halle gestürmt. Sie suchten hinter einigen Fässern Deckung. Josh zerrte hinter dem Beifahrersitz eine Pistole hervor. Mehrere Polizisten fielen den Kugeln aus den Automatischen Waffen zum Opfer. Ruth wurde auf der Lock in das Führerhaus geschubst. Kurz darauf nahm einer der Entführer eine Panzerfaust aus dem Häuschen entgegen. Er kniete sich auf das Trittbrett. Ein anderer hielt ihn fest. Die Polizisten um Mike erkannten die Gefahr zu spät. Mike erkannte sie überhaupt nicht. Zwei Polizisten konnten rechtzeitig weglaufen. Zwei weitere sprangen gerade über die Fässer, als die Rakete hinter ihnen einschlug. Sie wurden von der Druckwelle, weiter geschleudert. Mike wurde von Feuer vollständig umhüllt. Die Welle riss ihm die Jack auf, dann wurde er brennend zurück geschleudert. Sofort waren zwei Polizisten mit einer Löschdecke zur Stelle. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag Mike neben dem Gleis. Josh ging zu ihm. Sanitäter versorgten ihn, hieven ihn auf eine Trage. Er schaute Josh hilfesuchend an. Als Antwort bekam er nur: "Geschieht dir recht."
Josh saß auf einem Sofa in Brunos Villa. Dieser schrie einige Polizisten an, die an der morgendlichen beteiligt gewesen waren: "Sie haben meine Tochter getötet!" "Beruhigen sie sich!" befahl einer der Beschuldigten. Bruno ging zu ihm hin, hob drohend den Finger: "Ich soll mich beruhigen!? Meine Tochter ist wahrscheinlich tot. Haben sie Kinder? Ich kann mich nicht beruhigen!" Er wurde von dem Polizisten genervt angeschaut. Bruno schlug ihm in den Bauch. Sofort hielten ihn die anderen Polizisten zurück. Josh wollte den Geschlagenen zurückhalten, doch dieser stürmte auf Bruno los. Josh zerrte ihn am Hemd zurück, schlug ihm auf die Nase. Josh packte Bruno an beiden Schultern, schüttelte ihn: "Sie haben die hälfte des Lösegelds gekriegt. Ich glaube nicht, dass sie ihre Tochter umbringen werden. Sie werden den Rest noch verlangen." "Sind sie sich da sicher?" Weinte Bruno. "Ja. Sie sollten sich jetzt ein wenig hinlegen. Sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Sollten sich die Entführer melden, wecke ich sie auf. Mikes Partner Klaus Hesse kam in die Villa gestürmt. Er hatte an diesem Tag eigentlich frei. Aber da Mike schwerverletzt auf der Intensivstation im Krankenhaus lag, musste er einspringen. "Josh Jonas!" Rief er überrascht, "Was machen sie denn hier?" "Bruno hat mich arrangiert." "Haben sie die Übergabe versaut?" "Woher haben sie denn das?" "Sie haben nicht gerade den besten Ruf auf dem Revier." Der kleine eingebildete Mann wandte sich von Josh ab. Er forderte einen Polizisten auf, ihm einen aktuellen Lagebericht zu besorgen und Josh wegzuschaffen. Zwei Polizisten packten Josh unterm Arm, schliffen ihn nach draußen. Bruno hielt sie auf: "Das können sie nicht machen. Er befindet sich auf meinem Grundstück. Sie haben hier nichts zu sagen." "Er behindert uns. Das ist strafbar." "Er hat doch noch überhaupt nichts getan. Außerdem hat einer ihrer Männer bei der Übergabe Scheiße gebaut!" "Wir können ihnen ihre Tochter nur wiederbeschaffen, wenn sie uns Vertrauen." "Ich vertraue ihnen aber nicht. Verlassen sie mein Grundstück!" Letztendlich gingen die Polizisten. Joachim Ober kam am späten Nachmittag vorbei. Er saß gerade mit Josh, Bruno und dessen Frau beim Kaffee, als das Telefon klingelte. Bruno nahm ab. Er hatte schweiß auf der Stirn. Er dachte, es wären die Entführer, aber es war das Krankenhaus. Mittlerweile waren alle auf "du" miteinander: "Für dich Josh." Josh nahm den Hörer entgegen: "Hallo, Josh Jonas." "Herr Jonas. Ich habe gute Nachrichten. Ihr Freund hat die Operation gut überstanden." "Wann ist er ansprechbar?" "Wenn alles gut weiterläuft, morgen früh." "Gut. Danke." Er legte auf. Zwölf Minuten später klingelte es an der Tür. Als Bruno öffnete, blieb ihm der Atem weg. Er blickte in eine tiefschwarze Sonnenbrille. Unter dem Arm des Mannes Stand Ruth, ihr wurde eine Waffe an den Kopf gedrückt. Josh kam an die Tür gerannt. "Holen sie den anderen Koffer", befahl der Mann, "Dann können sie die kleine gleich hier behalten." "Wo steht er?" Fragte Josh Bruno. "In der Garage", stotterte dieser. In weniger als einer Minute hatte Josh den Koffer geholt. Er trug ihn hinter dem Entführer auf die Straße zu dem braunen Lieferwagen, einem Peugeot Boxer. Die Hecktüren öffneten sich. Zwei Männer saßen mit dem anderen Geldkoffer in dem Laderaum, einer saß am Steuer. Der Mann vor Josh hatte Ruth immer noch unterm Arm. Josh wollte den Koffer in den Wagen legen. Plötzlich fiel ein Schuss und zum zweiten mal an diesem Tag brach die Hölle los. Der Mann vor Josh fiel nach vorne um. Ruth wurde von ihm auf den Asphalt geschubst. Er riss im Fallen den zweiten Koffer aus dem Wagen. Mehrer Polizisten liefen durcheinander. Einer packte Ruth, um sie in Sicherheit zu bringen. Doch er wurde von einem Entführer erschossen. Dann zerrte dieser Ruth in den Wagen. Der Fahrer Gab gas. Zwei Polizisten liefen schießend hinter dem Peugeot her. Sie zerstörten die Fensterscheiben in den Hecktüren, die gerade geschlossen wurden. Josh lag vor seinem Camaro. Unter diesem hing immer noch der Sender. Josh hatte ihn aber ausgeschaltet. Er nahm den Sender, schaltete ihn wieder ein. Er wollte ihn in den Lieferwagen werfen. Doch das brauchte er nicht. Ein Polizeiwagen versperrte diesem nämlich den Weg. Der Peugeot vollführte eine 180° Drehung, fuhr in Joshs Richtung. Auch in dieser wurde die Straße gesperrt. Doch der Fahrer bekam die Anweisung, draufzuhalten. Josh sprang auf die Heckstoßstange des Wagens, brachte den Sender zwischen dieser und einer der beiden Hecktüren an. Dann ah er schon den quer gestellten Polizeiwagen vor sich. Der Lieferwagen raste in dessen Heck. Der Wagen drehte sich zur Seite, als Josh auf ihn sprang. Er rollte sich über ihn auf den Bürgersteig. Fassungslos stand Bruno in seiner Haustür. Er kam wütend auf die Straße gelaufen. Er rannte von einem Polizisten zum nächsten, schubste einige. Doch diese blieben ruhig. Josh legte ihm Handschellen an. Er trug ihn ins Haus und schubst ihn auf das Sofa. Klaus stand in der Wohnzimmertür: "Der Kollege mit dem Empfänger müsste gleich ankommen. Dann finden wir die Entführer und ihre Tochter", wandte er sich an Bruno. "Das bringt nichts mehr, sie ist bestimmt schon tot." "Nein, ist sie nicht", warf Josh ein. "Was macht dich da so sicher?" "Wenn sie sie hätten töten wollen, hätten sie es schon längst heute morgen getan. Oder spätestens auf ihrer Flucht eben." "Aber sie haben Polizisten getötet und verletzt. Warum sollten sie meiner Tochter da nichts antun?" "Sie ist noch ein Kind. Das ist fiel schwerer."
Vor der Villa hielt ein Polizeiwagen. Klaus ging zu den aussteigenden Polizisten: "Haben sie den Empfänger?" "Ja, der Wagen steht in einem Hinterhof, das hat eine Zivilstreife bereits festgestellt. Ein Hubschrauber ist auch schon unterwegs. Buttmannsraße 4b." "Wie bitte?" Fragte Klaus. "Buttmann", sagte Josh, " ‚bitte’ ohne ‚e’, mit ‚u’ und ‚Mann’ hinten dran. Wollen sie mit mir fahren?" "Ja, kommen sie auf geht’s." Josh wandet sich an Bruno: "Sie bleiben hier. Ihre Tochter bring ich zurück, das verspreche ich."
Kurz vor Joshs Camaro stoppten zwei Streifenwagen vor dem Haus. Josh sprang mit gezogener Waffe heraus. "Bei allem guten Willen", sagte Klaus, "sie müssen hier bleiben. Sie sind kein Polizist mehr. Tun sie mir den Gefallen?" Etwas widerwillig, jedoch einsichtig legte Josh die Waffe wieder hinter den Beifahrersitz seines Wagens. Klaus stürmte mit fünf Streifenpolizisten in den Hinterhof. Der braune Lieferwagen stand unmittelbar vor der Wohnungstür. Ein Mann kam um ihn gelaufen. Klaus wollte ihn an seine Kollegen weitergeben. Er wusste ja nicht, ob er einer der Entführer war. Doch plötzlich zig der Mann eine Pistole, schoss auf die Polizisten. Klaus lief hinter den Peugeot in Deckung. Die Scheibe der Fahrertür ging zu Bruch. In der Wohnung saß Ruth ruhig auf einem Stuhl. Um sie herum standen zwei Männer. Einer von ihnen packte sie. Dann liefen sie zu dem Heck des Wagens, vor ihrer Haustür. Der Mann schubste Ruth hinein. Der andere Mann lief durch den Wagen ans Steuer. Der Dritte schoss weiter auf die Polizisten, bis sein Kollege gas gab. Er lief hinter dem Wagen her, sprang in den Wagen. Er konnte sich nicht festhalten. Bei einer scharfen Kurve nach dem Verlassen des Hinterhofes fiel er wieder heraus, riss seinen Kollegen mit. Obwohl der Mann etwas doof war, war es ihm gelungen einen Großteil der Polizisten auszuschalten. Klaus war nicht getroffen worden. Er rannte hinter dem Peugeot Boxer her, sprang hinein. Er konnte sich festhalten. Der Fahrer bog in die nächste Straße. Die beiden anderen Entführer lagen vor Josh auf dem Präsentierteller. Josh hechtete sich durch den Camaro, griff seine Waffe. Er wurde beschossen, Fensterglas fiel auf seinen Rücken. Er richtete sich auf, schoss zurück. Mittlerweile hatten die Entführer einen Wagen angehalten, den Fahrer herausgezerrt. Einer musste das Magazin wechseln. Dann schoss er weiter. Er traf den Tank des Streifenwagens vor Josh. Benzin lief aus. Die zwei Mann Besatzung des Wagens kam gerade aus dem Hinterhof gelaufen. Sie wollten das Feuer eröffnen. Einer der beiden wurde jedoch sofort niedergestreckt. Der andere sprang in Deckung, kauerte sich hinter die Hausecke. Ein Entführer klemmte sich hinter das Steuer des angehaltenen Wagens. Der andere schoss das Benzin in Flammen. Blitzschnell brannte die ganze Straße. Der Streifenwagen explodierte. Josh lief die Straße hinunter, um der Flammenhölle zu entkommen. Brennendes Benzin verteilte sich über seinem Camaro. Die Entführer verschwanden in der nächsten Straße. Ein Polizist kam angelaufen, wollte sie mit Josh verfolgen. Doch dieser hatte andere Probleme. Er holte einen Feuerlöscher aus dem zweiten Streifenwagen. Mit der rechten Hand das Gesicht schützend begann er, seinen Camaro zu löschen. Es gelang ihm, zum Glück hatte das Feuer nicht auf die Sitze übergegriffen. Klaus hangelte sich in dem Lieferwagen an Ruth vorbei. Der Fahrer schaute sich um, erst jetzt erkannte er, was passiert war. Klaus richtete sich auf, stürmte nach vorne. Der Fahrer drehte sich um, wurde von Klaus gepackt. Der Wagen brach aus, schliff an der Mittelleitplanke der Schnellstraße entlang. Klaus riss den Fahrer vom Gaspedal, beide fielen in den Laderaum. Der Wagen wurde langsamer, das Lenkrad schwenkte herum, brachte den Wagen wieder auf die Straße. Ein Fiat musste bremsen, stellte sich quer. Der nachfolgende Mercedes wich aus. Parallel zu dem Lieferwagen sprang er die kleine Böschung neben der Straße hinunter. Er landete auf einem Acker. Der Lieferwagen neigte sich bei dem Sprung nach rechts. Er landete auf der Seite, rutschte über den Acker weiter. Dem Entführer war es gelungen, Klaus zu überwelteigen. Er rannte davon. Klaus kam langsam wieder zu sich. Neben ihm lag Ruth. Er schaute sie eine Weile an, dann streichelte er ihr übers Gesicht, als wäre es seine eigene Tochter gewesen. Josh hatte sich ein Taxi zurück zu Brunos Villa genommen. Als er ohne Ruth ausstieg, fing dieser schon an zu weinen. "Bruno, ich habe ihre Tochter nicht", sagte Josh, "Klaus hat sie, er müsste hier bald eintreffen." "Nein", antwortete Bruno, "Er hat angerufen, Ruth ist..." "Ist sie gestorben?" "Nein, sie ist sehr schwer verletzt. Ich möchte sie nicht verlieren!" Plötzlich gab es einen Kurzschluss in seinem Kopf. Er rannte zu Josh, riss ihm die Waffe aus dem Gürtel und hielt sie sich an den Kopf. Seine Frau schrie in der Tür. "Ich halte das nicht durch!" Schrie Bruno. Josh versuchte ihn zu beruhigen: "Tun sie das nicht, das ist keine Lösung." "Was wissen sie denn schon! Nennen sie mir einen Grund, damit ich nicht abdrücke!" Josh überlegte kurz: "OK, drücken sie ab." Helga schrie noch lauter. Bruno kniff die Augen zusammen. Josh fuhr fort: "Aber meine Kinder sind es nicht, die ohne Vater aufwachsen müssen."