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It Was A Dark And Stormy Night

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13.06.2002
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It Was A Dark And Stormy Night

Es war eine dunkle und stürmische Nacht.
Natürlich war sie das, denn in solchen Situationen müssen Nächte dunkel und stürmisch sein, das wird so von ihnen erwartet. Sogar Zeichentrickhunde, die auf ihrer Hundehütte sitzend Romane schreiben, kennen dieses Gesetz. Sie wissen einfach, daß eine gute Geschichte nur in einer dunklen und stürmischen Nacht beginnen kann. Sonst würde sie überhaupt keinen Sinn ergeben.

Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Die beiden Männer standen an der Klippe, bereit zu tun, was zu tun war. Der Wind heulte eine schreckliche Melodie von Tod, Schmerz und Vergessen. Das Meer hatte sich in dieser Nacht in eine brodelnde schwarze Masse verwandelt, die unaufhaltsam gegen das Gestein der Klippe sprudelte. Kalte Wassertröpchen trafen die beiden Männer, aber die ignorierten das.
„Es ist soweit.“
„Ja, das ist es.“ Sie traten ihre Zigaretten aus, warfen sich einen letzten Blick zu und traten an ihr Auto, eine schwarze Limousine mit abgedunkelten Fenstern, einem fremdartigen Nummernschild, einer behäkelten Klorolle auf der Hutablage und einer Leiche im Kofferraum. Letztere war in einen schwarzen Müllsack eingewickelt, damit der Wagen nicht verdreckt. Sie hatten wirklich an alles gedacht.
Das Paket war schwer, aber mit vereinten Kräften schafften die beiden es, die Leiche über den steinigen Boden zu schleifen und schließlich in das Meer zu werfen.
„Das wars.“
„Ja. Der arme Kerl.“
„Hast du etwa Mitleid mit ihm?“
„Nein. Gehen wir was essen.“

...

Zwei Stunden zuvor:
Paul Jackson saß auf der Veranda seines kleinen Häuschens. Er genoß es, so spät abends noch alleine draußen zu sein. Wenn seine Frau und die Kinder schliefen, konnte er in aller Ruhe die Sterne betrachten und seinen Gedanken nachhängen. Früher einmal war er ein stadtbekannter Drogendealer gewesen, aber als seine damalige Frau wegen einer Überdosis den Löffel abgegeben hatte, hatte er sich geschworen, den Beruf an den Nagel zu hängen.
Paul dachte oft an seine erste Frau. Er hing immer noch sehr an ihr und seine zweite Ehe mit Michelle funktionierte nicht richtig. Er hatte sie geheiratet, weil er dachte, sie als streng katholische Pfarrerstochter könnte ihn auf den Pfad der Tugend führen. Das hatte zur Folge, daß sie ihm verbot, in Kneipen zu gehen, Mädchen nachzusehen und vor allem, daß er seine alten Freunde nicht mehr treffen konnte.
In genau diesem Moment bogen zwei seiner alten Freunde in ihrer schwarzen Limousine um die nächste Ecke und jagten ihm eine Kugel ins Herz.

...

Zehn Minuten später:
„Mußte das denn sein?“
„Sie hätte alle Nachbarn geweckt. Und dann erklär denen mal die Leiche hier auf dem Rasen.“
„Ja, aber wieso denn gleich sowas?“
„Halt die Klappe! Mach es doch das nächste Mal besser, okay? Und jetzt nerv mich nicht und pack lieber mit an!“
Die beiden Männer nahmen die Leiche und legten sie in den Kofferraum. Dann fiel ihnen ein, daß ihr Boß den Wagen sauber zurückhaben wollte und so gingen sie ins Haus und suchten einen Müllbeutel und Essigreiniger, um den Wagen wieder zu säubern. Dann wickelten sie die Leiche ein und legten sie in den Kofferraum. Zum Schluß legten sie eine Decke auf den Rasen, um den Blutfleck, den Paul hinterlassen hatte, zu verdecken.
„Und was jetzt?“
„Entsorgen, ohne Spuren zu machen.“

...

Dreißig Minuten später:
„Hey Vince, wie geht’s altes Haus?“
„Halt die Klappe, Mann. Was willst Du?“
„Wir haben hier einen toten Passagier und den müssen wir entsorgen. Hast du ne Idee?“
Vincent Drake war zwar nur ein kleiner Fisch in ihrer Organisation, aber der einzige, den die beiden Männer in dieser Gegend kannten. Wenn einer wüßte, wo man hier eine Leiche verschwinden lassen kann, dann er. Vince sah auf seine goldene Armabanduhr. Er hatte sie damals von seinem Vater geerbt und seitdem ist sie nicht einmal falsch gegangen.
„Wegen soner Scheiße rufst du mich mitten in der Nacht an? Du hättest meine Frau wecken können! Was, wenn die jetzt dran wäre? Was würdest du dann tun?“
„Ich würde mich entschuldigen, sie geweckt zu haben. Was ist denn jetzt mit unserer Leiche? Seit ner halben Stunde eiern wir hier durch die Gegend!“
„Ach verdammt! Schmeißt das Teil ins Meer oder so, aber lass mich bloß mit deiner Scheiße in Ruhe!“
Mit einer wütenden Geste schmiß Vince den Hörer auf die Gabel und ging zurück ins Bett.

...

Eine Stunde davor:
„Also Jungs, dieser Typ ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Tut so, als wäre er ein ganz normaler Typ mit geregeltem Einkommen, ner Familie und so. Aber er hat dabei seine richtige Familie vergessen. Es kann gut sein, daß er irgendwann anfängt, zu singen. Ich will, daß ihr den Typen kaltmacht, aber hinterlaßt keine Spuren, klar?“
Die beiden Männer nickten. Sie trauten sich beide nicht, ihren Boß nach dem Grund für seine Befürchtung zu fragen, er hatte bestimmt seine Gründe. Einer hatte es einmal gewagt, den Boß nach einem Grund zu fragen. Seitdem hat er ein Loch in der Hand. Und eins im Kopf. Die beiden kannten die Geschichte und darum hielten sie jetzt die Klappe.
„Ihr seid meine besten Männer. Ich gebe euch meinen Wagen mit, aber macht mir da keinen Dreck rein. Ich rede von Blut oder Gehirnmasse. Paßt da ein bißchen auf. Eigentlich gehört der Wagen meiner Frau und ich will nicht, daß da von ihr Klagen kommen, klar?“

...

Zwanzig Minuten später:
Erschrocken setzte Michelle sich im Bett auf. Sie hatte einen Knall gehört. Die Leere, die sie mir ihrer Hand neben sich ertastete, verriet ihr, daß Paul nicht da war. Vermutlich hatte er wieder nicht schlafen können und sitzt jetzt wieder da draußen und denkt an seine tote Frau. Michelle machte sich keine Illusionen. Sie wußte, daß Paul sie nur geheiratet hatte, damit er nicht alleine alt werden muß. Er liebte sie nicht wirklich. Aber ihr machte das nichts aus. Wichtig war, daß sie verheiratet war und Kinder hatte. Damit hatte sie ihren Dienst an der Gesellschaft erbracht.
Dennoch sehnte sie sich manchmal nach ein wenig Liebe und Wärme. Paul hatte ihr zum Beispiel noch nie die Füße massiert, obwohl sich das in einer Ehe eigentlich so gehören müßte, fand Michelle.
Jetzt stand sie auf und trat ans Fenster, denn von dort hatte sie den Knall gehört. Vermutlich ist Paul nur wieder mit dem Fuß irgendwo gegengetreten oder sowas, aber sie wollte lieber mal nachsehen, denn der Knall klang ein wenig wie ein Schuß.
Als sie aus dem Fenster sah, stockte ihr der Atem. Da standen zwei Männer über Paul gebeugt, der blutüberströmt auf dem Rasen lag. Sie wollte schreien, aber der Schock nahm ihr den Atem. In dem Moment hatte einer der Männer sie gesehen. Er rannte ins Haus und bevor sie richtig reagieren konnte, hatte er sie überwältigt und ihr mit einem Kissen die Luftzufuhr abgeschnitten.

...

zweieinhalb Stunden später:
Die Neonreklame vom „Bonnies Diner“ flackerte vor dem schwarzen Nachthimmel. Es gab hier kein wirklich gutes Essen, nur Hamburger, aber es war der einzige Laden, der um diese Zeit noch geöffnet hatte. Die beiden Männer stellten ihre geklauten Fahrräder ab und betraten den Laden.
„Weißt du, daß mit dem Auto hätte nicht passieren dürfen!“
„Klar Mann. Aber was erzählen wir jetzt dem Boß?“
„Is mir egal. Du bist gefahren!“
„Ja, aber du mußtest ja unbedingt im Auto qualmen!“
„Na schön. Paß auf, wir sagen dem Boß, daß... daß uns der Wagen von ein paar Killern geklaut wurde.“
„Scheiß Idee Mann! Das kauft der uns nie ab!“
„Hier bitte sehr. Ihre Hamburger. Übrigens, Sie bluten aus der Nase.“ Die Bedienung reichte dem einen Mann ein Taschentuch.
„Danke Lady, ist nett von Ihnen.“ Er wartete, bis sie sich anderen Gästen zuwandte und warf das Taschentuch unbenutzt in den Tischmülleimer. „Was machen wir denn jetzt?“
„Ich bleibe bei meinem Vorschlag.“
„Klasse Mann! Dann hält uns der Boß nicht für dämlich, sondern für Schwächlinge, die sich von ein paar Junkies übertölpeln lassen!“
Plötzlich öffnete sich die Tür und Freddie, das Wiesel betrat den Laden.
„Schnell, ihr müßt kommen! Der Boß ist in Schwierigkeiten!“
„Was ist denn passiert?“
„Keine Zeit. Wir nehmen meinen Wagen!“
„Das ist mal eine gute Idee, Freddie!“

...

Eine Stunde früher:
Donnie Lebowski, oder der Boß, wie ihn seine Leute nannten, wurde sehr unsanft aus seinen Träumen geweckt. Seine Frau hatte nämlich geschrien. Und als Donnie die Augen aufschlug, sah er einen finster dreinblickenden Mann mit einem Baseballschläger vor seinem Bett stehen.
„Falls du deine Leute rufen willst, die sind nicht mehr. Meine Leute haben deine Leute nämlich kaltgemacht! Und jetzt kommst du mit!“ Der Mann holte seine andere Hand hinter dem Rücken hervor und zielte nun mit einer Pistole auf Donnie.
„Ich denke ja gar nicht daran, Arschloch!“
„Nicht? Schade eigentlich.“ Der Mann machte eine leichte Handbewegung, drückte ab und traf Donnies Frau am Bein.
„Oh, das tut mir leid! Kommst du jetzt mit? Deine Frau hat noch viel mehr Körperteile...“
Donnie überdachte einen Moment lang seine Situation und entschied dann, daß er dem Mann wohl oder übel folgen müsse.

...

Fünfundvierzig Minuten später:
„Paß auf die Schlaglöcher auf!“
„Ja Mann, ist schon gut!“
Die schwarze Limousine raste durch die Straßen der Stadt. Die beiden Insassen waren auf der Suche nach einem Restaurant.
„Warum rast du eigentlich so? Wir haben jetzt massenhaft Zeit.“
„Ich habe einfach Kohldampf. Mach die Kippe aus!“
„Ja Mann, ist ja gut.“ Der Beifahrer nahm den Zigarettenstummel aus dem Mundwinkel und wollte ihn in den Aschenbecher werfen, als sie über ein Schlagloch fuhren und die Kippe in den Schritt des Fahrers fiel.
„Scheiße! Verflucht!“ Er riß vor Schreck das Steuer herum und der Wagen knallte gegen einen Baum.

...

Zwanzig Minuten später:
Der Mann führte Donnie in ein altes Lagerhaus, wo eine ganze Gruppe finsterer Typen auf sie wartete. In der Ecke stand ein Käfig, in dem sich irgendwas schwarzes befand.
Einer der Männer ging auf diesen Käfig zu und wollte die Tür öffnen doch in diesem Moment wurde das Eingangstor der Halle aus den Angeln gehoben. Freddie, das Wiesel und seine beiden Begleiter waren einfach durch das Tor hindurch gefahren. Sie hatten Maschinenpistolen dabei und damit konnten sie die Übermacht leicht in Schach halten.
„Was wollten die denn mit dir anstellen, Boß?“
„Du, das will ich gar nicht wissen. Aber ihr habt auf jeden Fall alle jetzt was gut bei mir.“
„Das trifft sich ganz gut. Denn was den Wagen deiner Frau betrifft...“

ENDE

 

Darf ich fragen, ob du in letzter Zeit zufällig Pulp Fiction gesehn hast ;) Also das ist ja wohl kaum zu übersehn!

Die Füße masieren... Vincent... Vor-, Zurück- und Zwischenblende... och gnoebel... aber sich inspirieren lassen, nennt man das ja! Hab ich erst gelernt! ;)

Das du am Schluß (den ich nicht ganz kapiert hab) noch eigenen Handlungssaft dazu gegeben hast, hat mich sehr beruhigt...

ach gnoebel, was soll ich sagen? geniale Geschichte! :D

bye bye, Corinna.

 

Kann mich da nur anschliessen, einfach ne gute Story.
Toll, wie Du auf das Ende hingearbeitet hast, obwohl dem wirklich nicht mehr so klar zu folgen ist, wie dem Anfang der Story. Schade!

Mir gefällt der Anfang plus erster Absatz besonders gut. Hatte schon auf die typische "Wir springen in den Selbstmord"-Situation getippt, aber es kam alles anders...

Gruß, joy

 

Hi Korina!

Hab ich da etwa genial gelesen? Stand das da, oder war das blanke Illusion? Schönes Wort, gefällt mir! :D

Was Pulp Fiction betrifft: Ja, den habe ich mal gesehen. Eigentlich sogar ziemlich oft. Und da dachte ich, was der Herr Tarantino kann, das kann ich schon lange... :)
Aber Spaß beiseite, der Film ist genial, und ich habs einfach mal versucht, wobei ich hoffe, daß ich genug eigenen Inhalt habe, um nicht als Dieb durchzugehen. Und ich weiß auch, daß ich ihn nicht annähernd erreicht habe, aber es sollte ja auch nur eine Hommage sein... ;)

Am Schluß wird Donnie gekidnapt und in ein Lager gebracht. Die wollen da wohl ganz schlimme Sachen mit ihm machen (vgl. Pulp Fiction, der Ramschladen, schwarzes Etwas in Käfig - ja, da habe ich geklaut... mich inspirieren lassen). Dann kommen seine drei Leute, retten ihn und beichten die Sache mit dem kaputten Wagen.

Nette Kritik, kannst Du gerne an anderer Stelle wiederholen...

GNOEBEL

 

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