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Isoliert

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01.08.2008
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Isoliert

Der Wagen rumpelte plötzlich über einen Feldweg. Scheiße! Hatte gerade die Straße aufgehört? Mark verfluchte im Stillen sein Navi. Seit dem Ausfall des GPS-Signals konnte es die Position nur mehr sehr grob bestimmen. Ein Waldweg wurde da schon mal zur überregionalen Landstraße hochgestuft. Unbrauchbar. Mark hielt den Wagen an.
„Papa“, erklang eine verschlafene Stimme vom Rücksitz. „Sind wir schon da?“
„Fast“, seufzte Mark. Lisa würde wohl so schnell nicht mehr einschlafen. Mühsam entfaltete er die Straßenkarte und versuchte im schwachen Licht der Innenbeleuchtung etwas zu erkennen.
„Boah, schau mal, die vielen schönen Sterne!“, rief Lisa. Mark lächelte sie an. Seine Tochter hatte bis jetzt nur den städtischen Nachthimmel gekannt. „Komm! Steigen wir mal aus!“, sagte er. Mark sah sich gerne das nächtliche Spektakel an, auch wenn es ihn traurig machte.
Er öffnete seiner Tochter die Tür. Es war warm draußen. Die Grillen veranstalteten ein Galakonzert. Um sie herum waren keine Gebäude, keine Autos, nur ein riesiges Feld. Mark musste grinsen. Wie er es mit seiner Orientierungslosigkeit nur geschafft hatte, an den Job zu kommen?
„Papa?“
„Ja?“
„Mama hat heute zu Thomas gesagt, der kaputte Satellit ist schuld daran, dass wir jetzt alle sparen müssen. Das habe ich nicht ganz verstanden.“
„Sonst hat sie nichts dazu gesagt? Nur dass wir sparen müssen?“
„Nein.“
Marks Mine verfinsterte sich. Welche Kleingeister die Menschen doch waren. Seine Ex war keine Ausnahme.
Er wandte den Blick von der Show am Sternenhimmel ab, blickte seine Tochter an, und versuchte wieder zu lächeln. „Okay, ich werde es dir erklären! Dieser Satellit, Oreosat 7, ist nicht nur kaputt gegangen, sondern explodiert. Das heißt, dass er sich in viele kleine Teile aufgespalten hat. Diese Teile haben wieder andere Satelliten kaputt gemacht, immer weiter, bis kein einziger mehr übrig war. Und weil wir die Satelliten für viele Dinge benötigt haben, für das Fernsehen, die Navigation von Schiffen, und vieles andere, leidet die Wirtschaft. Das heißt nichts anderes, als dass wir alle ein bisschen weniger Geld haben.“
„Und wird das immer so bleiben?“
„Nein, mein Schatz. Wir Menschen sind so weit gekommen, weil wir uns an Veränderungen anpassen können. Die Welt ist ein bisschen durcheinander, aber das wird sich schon wieder einrenken. Nur eines wird sich nicht mehr ändern.“
„Was denn, Papa?“
„Kein Mensch kann mehr in das Weltall fliegen. Nie mehr wieder.“
„Das ist aber schade.“
„Ja, mein Schatz. Schade.“ Während Mark die Tausenden von Sternschnuppen betrachtete, konnte er die Tränen nicht mehr zurück halten. In zwei Monaten wäre er auf der ISS gelandet.

 

Hi Irony,

tjo, das ist ein kompakter Text. Ich weiß jetzt gar nicht, was man daran groß ändern kann. Es ist halt so ein kurzer Gedankenaustausch, und dann die Pointe wird am Ende serviert. Das muss man dem Text dann so abkaufen, ob man will oder nicht. Die Grundidee finde ich sehr gut: dieses Reanalogisieren, da hätte man auch irgendwie mehr draus machen sollen. So ist das nur ein netter Hintergrund, um dann dieses Argument zu bringen, Menschen passen sich an. Und warum sollten sie nie mehr in den Weltall fliegen können? Kein Geld? Keine Technologie mehr? Das habe ich mich gefragt.

Also, es ist gut geschrieben, flüssig und so, aber ich weiß nicht, ich komme mit dem Schluss nicht klar. Das ist mir zu einfach, zu nichtssagend.

Gruss, Jimmy

 

Hi Jimmy, danke für den Kommentar.
Es geht hier um ein Ereignis, dass mit großer Wahrscheinlichkeit wirklich einmal eintritt: Dass der Orbit so voller Weltraumschrott ist, dass nichts und niemand mehr rauffliegen kann, vielleicht für Jahrhunderte.
Mir geht es darum, dass der Mensch dann auf der Erde isoliert wäre. Erschreckende Vorstellung für mich. Aber die meisten würden wohl nur die alltäglichen Ärgernisse bzw. die leidende Wirtschaft sehen. Diesen Kontrast wollte ich in der Geschichte über den Kniff mit dem Astronauten zeigen. Die "Pointe" soll eigentlich gar keine große Pointe sein, sondern nur ein Abschluss dieser sehr kurzen Story.

 

Hallo Irony,

die Idee finde ich gut; du schreibst angenehm, ohne viel Schnörkel.
Allerdings verschenkst du enorm viel an Möglichkeiten. Irgendwie ist mir das viel zu wenig. Du hättest da eine echte Geschichte schreiben können - das wirkt auf mich wie ein Fragment.
Das Satelittending hat mich natürlich an Gravity erinnert, aber auch daran, wie spannend das da aufgebaut wurde. Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit gewesen - Spannungsliteratur. Auch darüber kann man seine Ideen verkaufen. Ein paar "Sternschnuppen" würden wohl auch abstürzen, bei solch einem Szenario. Vermutlich gäbe es erstmal Schlimmeres als die Vorstellung, nie mehr ins All reisen zu können.

Der Wagen rumpelte plötzlich über einen Feldweg. Scheiße! Hatte gerade die Straße aufgehört? Mark verfluchte im Stillen sein Navi. Seit dem Ausfall des GPS-Signals konnte es die Position nur mehr sehr grob bestimmen. Ein Waldweg wurde da schon mal zur überregionalen Landstraße hochgestuft. Unbrauchbar. Mark hielt den Wagen an.

Das finde ich wirklich unglaubhaft. Ein angehender Astronaut, der trotz Satellitenausfall auf sein Navi vertraut - im besten Fall könnte man versuchen, sich via Handynetzt navigieren zu lassen, via Satelitt wäre schlicht unmöglich. Natürlich wüsste der das.

„Sonst hat sie nichts dazu gesagt? Nur dass wir sparen müssen?“

Viel mehr dazu sagt er ja dann auch nicht. Die Auswirkungen wären vermutlich doch drastischer, man denke an Grenzstreitigkeiten, fehlende Telekommunikation, militärische Konflikte, abstürzende Trümmerteile - aber okay, er spricht ja mit seiner Tochter -, ich hätte mir trotzdem mehr gewünscht.

„Nein, mein Schatz. Wir Menschen sind so weit gekommen, weil wir uns an Veränderungen anpassen können. Die Welt ist ein bisschen durcheinander, aber das wird sich schon wieder einrenken. Nur eines wird sich nicht mehr ändern.“
„Was denn, Papa?“
„Kein Mensch kann mehr in das Weltall fliegen. Nie mehr wieder.“

Nochmal: das Durcheinander anschaulich machen, ein zwei Beispiele; wie möchte man sich anpassen, was für konkrete Folgen ...?
Dann schreibst du, die Menschen packen das alles schon, aber ins All aufzubrechen, wird nie mehr möglich sein? Das passt irgendwie nicht - warum sollte es nie mehr möglich sein, man bastelt ja schon heute an Technologien, die Weltraumtrümmer beseitigen sollen. -> "Wir Menschen sind so weit gekommen, weil wir uns an Veränderungen anpassen können", schreibst du.

Kleinkram:

„Okay, ich werde es dir erklären! Dieser Satellit, Oreosat 7, ist nicht nur kaputt gegangen, sondern explodiert. Das heißt, dass er sich in viele kleine Teile aufgespalten hat. Diese Teile haben wieder andere Satelliten kaputt[zusammen]gemacht, immer weiter, bis kein einziger mehr übrig war. Und weil wir die Satelliten für viele Dinge benötigt haben, für das Fernsehen, die Navigation von Schiffen, und vieles andere, leidet die Wirtschaft. Das heißt nichts anderes, als dass wir alle ein bisschen weniger Geld haben.“

Auch wenn er mit einem Kind spricht, es ließen sich Wortwiederholungen vermeiden.

... konnte er die Tränen nicht mehr zurück[zusammen]halten.

Vielleicht kannst du was mit meiner Lesermeinung anfangen.

hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey hell,
klar kann ich was damit anfangen :) Vielen Dank.

Ein paar "Sternschnuppen" würden wohl auch abstürzen,
Bei Milliarden Mikropartikeln (bei genügend Kollisionen mit hohen Geschwindigkeiten löst sich das Zeug fast bis auf molekulare Ebene auf -> exponentieller Effekt) würden es sicher mehr als nur ein paar sein.

Vermutlich gäbe es erstmal Schlimmeres als die Vorstellung, nie mehr ins All reisen zu können.
Erstmal - bestimmt. Aber ich und mein Protagonist denken halt längerfristig ;) Schon alleine für die Wissenschaft wäre es eine Katastrophe.

Das finde ich wirklich unglaubhaft. Ein angehender Astronaut, der trotz Satellitenausfall auf sein Navi vertraut - im besten Fall könnte man versuchen, sich via Handynetzt navigieren zu lassen, via Satelitt wäre schlicht unmöglich. Natürlich wüsste der das.
Das mit dem Handynetz hatte ich zuerst das so geschrieben, aber es kam mir dann unnötig umständlich vor. Habe da auf die Intelligenz der leser vertraut :) Natürlich wird kein Mensch ein Navi benutzen, dass gar keine Positionsdaten liefern kann.

warum sollte es nie mehr möglich sein, man bastelt ja schon heute an Technologien, die Weltraumtrümmer beseitigen sollen.
Ich vermute, dass diese Technologien nur angewendet werden können, solange der GAU nicht eingetreten ist (man also noch Nutzlasten in den Orbit bringen kann).
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es unmöglich ist, dann auch nur das kleinste Raumschiff da rauf zu bringen. Erdgebundene Systeme wären vielleicht theorethisch denkbar, aber ob die Technologie innerhalb weniger Jahrzehnte soweit wäre?
Ich vermute, dass es billiger und einfacher ist, den Nutzen von Satelliten mit anderen Technologien zu erreichen, als einen Raumsauger zu bauen.
Deshalb könnte ein solches Ereignis durchaus das Ende der Raumfahrt einläuten. Ist ja heute schon chronisch unterfinanziert.

Übrigens: Die Geschichte ist wirklich von Gravity inspiriert.

Dankeschön noch mal,
lg Irony

 
Zuletzt bearbeitet:

Da Du Gravity gesehen hast, müsste Dir klar sein, was man aus der gleichen Idee machen kann: Deutlich mehr als das hier.
Der Text ist einfach zu kurz. Die Figuren sind an den eigentlichen Ereignissen praktisch unbeteiligt. Es gibt keinen nennenswerten Spannungsbogen (da es keine ernsthafte Bedrohung gibt, keine nennenswerte Neugier ausgelöst wird).

 

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