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Is this desire?

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21.06.2001
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Is this desire?

"Warum liebe ich?", fragte sich der junge Mann und warf einen sehnsüchtigen
Blick in die Richtung der Frau mit den faszinierenden Augen.
"Um zu leiden...", antwortete der dunkle Mann und zog an seinem Arm.
"Um zu leben...", antwortete der Andere und nahm den fremden Arm vom
Körper des Mannes.
Langsam ging der junge Mann weiter in Richtung der Frau, die er liebte. Sie
setzte sich gerade auf den kalten Bahnhofsboden, zog ihren Gürtel aus und
legte ihn sich um den Arm. Während die junge Frau in einem Löffel mit einem
Feuerzeug das Heroin erhitzte, versuchte der dunkle Mann wieder ihn
wegzuziehen.
"Lass das Leid nicht größer werden. Sie kann Dir nicht geben was Du
verlangst!", flüsterte er bedrohlich, während ein kalter Wind durch den Bahnhof
schlich.
Der Andere legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter und sagte: "Sie kann
Dir all das geben, was Du in ihren Augen siehst. Du liebst sie, und sie braucht
Deine Liebe!"
Der unglückliche Blick des jungen Mannes fiel wieder auf die junge Frau. Sie
hatte sich gerade das Heroin gespritzt und den Kopf mit zugekniffenen Augen
in den Nacken gelegt. Er konnte deutlich die Träne in ihren Augen sehen, die
wie der Teil einer betäubten Seele über ihre Wange lief.
"Ihr ist nicht mehr zu helfen!", sagte der dunkle Mann, "Sie kann nicht mehr
lieben!"
"Wer weinen kann, der kann auch lieben ...", sagte der Andere.
Der junge Mann ging wieder einige Meter auf das Mädchen zu. Ihre Augen
blickten traurig an die gegenüberliegende Wand. Aber es war kein normaler
Blick. Es war ein offener Blick. Ein Blick der zu schwach war ihr Innerstes zu
verdecken, und der ein unglückliches Leben freilegte. Ein Leben das
jemanden brauchte um es zu retten.
Der junge Mann hatte das Bedürfnis sie zu berühren, ihr zu geben wonach ihre
Augen zu flehen schien. Er hatte doch die Möglichkeit ihr zu helfen.
Aber wie konnte er bloß glauben sie zu lieben? Er kannte sie nicht, er kannte
nur ihren Blick. Tagein und Tagaus. Hundertmal war er vorbeigelaufen ohne
sie zu beachten. Nur mit der üblichen Dosis menschlichen Beileids, welches
niemals helfen kann. Doch dann hatte er ihre Augen gesehen und sie nie
wieder vergessen.
"Du hast Frau und Kinder!", sagte der dunkle Mann und wollte ihn wieder
zurückhalten.
"Du hast Bedürfnisse und Gefühle!", sagte der Andere und zog den dunklen
Mann weg. "Es ist Dein Leben, nicht das der anderen! Zeige kein Mitleid,
wenn es Dir schaden kann!"
Der junge Mann ging wieder ein paar Schritte auf die junge Frau zu. Ihre Haare
waren kraus, ihre Kleidung dreckig, ihr Gesicht gezeichnet und ihre Seele
zerrissen. Der Mann spürte wie sein Herz zu rasen begann. Er war noch nie so
weit gegangen. Es war jetzt nur noch ein kleiner Schritt. Doch wohin sollte er
führen?
"In eine tiefe dunkle Schlucht in der alles um Dich herum einstürzen wird!",
sagte der dunkle Mann.
"In ein neues tiefes Leben das Dir geben kann was Du selbst verlangst!",
sagte der andere.
Der junge Mann ging noch einige Schritte weiter. Er war jetzt nur noch wenige
Meter von der jungen Frau entfernt, welche noch immer mit traurigen Blick die
gegenüberliegende Wand anschaute.
Vorsichtig streichelte sein warmer, unsicherer Blick ihre kalte Haut. Sollte er
sie jetzt ansprechen?
Ihr Körper zitterte als sich ihr Blick plötzlich von der Wand löste und sich auf
den jungen Mann richtete. Überrascht und leidend blickte sie in seine Augen.
Sie sprach kein Wort. Er sprach kein Wort. Es sprachen die Gefühle.
"Is this desire?", fragte der junge Mann, während die junge Frau in seinem
Blick erstarrte.
Der dunkle Mann antwortete, doch der junge Mann wollte ihn nicht verstehen.
Der andere antwortete, doch auch seine Antwort wurde nur als sinnloses
Genuschel wahrgenommen.

Doch während die Beiden in ihren Blicken gefangen waren, kam ein dritter
Mann hinzu. Vorsichtig sprach er die junge Frau an, die sich daraufhin aus
dem Blick des jungen Mannes löste. Nach einer kurzen Unterhaltung nickte die
junge Frau und stand auf. Während sie mit dem Mann ging, der sie
angesprochen hatte, drehte sie sich ein letztes Mal um. Ihr Blick war
sehnsüchtig und bittend, doch auch verzweifelt und hoffnungslos.
Der junge Mann stand alleine auf dem Bahnhof, während die junge Frau
anschaffen war. Sollte er warten?
"Du kannst jetzt nicht mehr gehen! Sie braucht Dich!", flüsterte der Andere in
sein Ohr.
"Du musst jetzt gehen!", sagte der dunkle Mann. "Es stürzt Dich sonst ins
Unglück.
Dann drehte der Mann sich um und ging.

Am Abend war die junge Frau bereits tot. Verzweifelt und von Krämpfen
geschüttelt hatte sie sich über den Bahnhofsboden gewälzt, bis die Überdosis
endlich ihren Zweck erfüllte und ihr quälender Todeskampf ein Ende nahm.

 

wow... engel, teufel und der tod persönlich. nur der letzte absatz gefällt mir nicht so besonders. dass sie stirbt weiß man auch so und das plötzliche fehlen des protagonisten ist unschön und muss nicht sein, finde ich.

 

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