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Irritationen

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12.02.2004
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Irritationen

Die Menschen im Kinosaal waren fassungslos, als der Todesstern explodierte. Manche fragten sich, wie schnell wohl all die die Hinterbliebenen von dem Unglück erfuhren. Andere mutmaßten, dass es ein schrecklicher Tod sein müsse, plötzlich am Arbeitsplatz zerfetzt und anschließend in den Weltraum hinaus geschleudert zu werden. In der siebten Reihe, fast ganz rechts, saß Franz S. und kämpfte mit sich selbst. Seine Freundin hielt ihm die Hand, drückte sich an ihn, um ihm Kraft zu geben.

Die Ewoks auf der Leinwand tanzten. Eine besorgte Dame äußerte, dass man das auch verstehen müsse. Franz drückte sich die Hände vors Gesicht. Er atmete gepresst und zählte innerlich bis zehn. Endlich überwältigte es ihn, als die Raumschiffe wieder ins Bild sausten und aufmunternde Musik ertönte und er lehnte sich zurück und lachte: „Hahahahahaha!“

Rings erhob sich abfälliges Gemurmel. Seine Freundin legte den Arm um ihn, wie um ihn zu beschützen, flüsterte in sein Ohr: „Komm, wir gehen raus!“
Mit gesenkten Köpfen drängten sie sich an Knien und Popcorn vorbei bis ans Ende der Reihe und schlichen aus dem Saal. Es war heute nicht das erste Mal, dass das passierte! Franz kam eben immer wieder in diesen Zustand, der ihn zum gesellschaftlichen Außenseiter machte.
„Sei nicht traurig!“, sagte seine Freundin, als sie eingehakt durch die Fußgängerzone gingen.

„Ich bin froh, wenn wir nach Hause kommen. Meine Muschi ist hungrig.“
Er stutzte. Wieder so ein seltsamer Moment. Natürlich meinte sie die Katze. Er hatte ewig auf sie eingeredet, dass es vielleicht keine gute Idee sei, die Katze Muschi zu nennen. Sie hatte völlig unbefangen geantwortet: „Wieso denn das?“
Sie kamen in die Wohnung, machten Licht. Franz hängte den Mantel auf, da sah er das Plakat!
„Gefällt es dir?“, fragte sie.
Auf dem Plakat war ein Bild von ihr im Dirndl mit breitem Lächeln, die Klarinette in der Hand und darunter der Schriftzug: Zum Blasen geboren.

Er murmelte nur: „Sehr schön!“

* * *​

Noch schlimmer war es in der Arbeit: „Was ist denn nun schon wieder?“
Sein Abteilungsleiter Ernst merkte, dass er sich bemühte, die Fassung zu bewahren, als sie das Bildmaterial für die neue Kampagne sichteten. Ein Bild zeigte eine Fabrikhalle, mit Gabelstaplern und LKWs davor und auf dem Dach gab es einen Schriftzug mit metergroßen Buchstaben: NÜLLEN KÄSEPRODUKTION!

Franz hauchte: „Geht schon.“
„Vielleicht bist du mit den anderen beiden Klienten schon ausgelastet und ich sollte diesen Auftrag alleine übernehmen?“
„Neinnein, alles kein Problem!“
Ernst schaute ihn durchdringend an. Dann nickte er kurz und betrachtete die Fotos. Die anderen Klienten, die Franz bearbeitete, waren die Fa Kmi Trading in Hongkong und ein skandinavischer Telekom-Anbieter namens Talk. Beide riefen ihn die ganze Zeit an, aber seit Franz die Praktikantin hatte, eine englische BWL-Studentin namens Joanna, war es leichter. Schon wieder stand sie mit gerötetem Gesicht in der Tür: Daumen am Mund, Zeigefinger am Ohr. Sie wollten offenbar, dass er ans Telefon ging.
„Wer ist dran?“
„Both of them.“
„Eins nach dem anderen. Also: One after the other!“
„Fa Kmi now, Talk later?“

Das traf ihn unvermittelt. Er brach einfach nieder. Ernst packte ihn am Kragen: „Hör auf, Mann!“

* * *​

Außer in seiner Feundin hatte Franz in Pater Peter eine Stütze. Mindestens einmal im Monat ging er in das nahe gelegene Kloster, um sich Beistand zu holen: „Ich freue mich immer so, an einen Ort zu kommen, wo diese Sache keine Rolle spielt und ich echte Anteilnahme finde“, sagte er.

Pater Peter war ein lebhafter kleiner Mann, der ständig lächelte: „Der Apostel Paulus belehrt uns im zweiten Teil der Römerbriefe, dass die Nächstenliebe an erster Stelle kommt. Hier im Kloster ist diese Herzenswärme im Umgang mit den Menschen so weit in den Vordergrund gerückt, dass wir schon darüber diskutieren, ob wir nicht eine neue Kongregation begründen sollen ...“

(Oh bitte, lieber Gott! Lass es ihn nicht sagen!)

Aber Pater Peter sagte natürlich trotzdem: „Die Kongregation der Warmen Brüder.“

Franz begann zu weinen. Begütigend legte ihm Pater Peter die Hand auf die Schulter und erklärte, wie sehr er sich über die Anteilnahme freue.

* * *​

„Du machst aus allem einen schlechten Witz!“
„Tue ich nicht.“
„An jeder Information, auch wenn sie noch so banal ist, findest du etwas Lächerliches. Sogar hier: mein Namensschild! Dr. Ernst Lustig. Das findest du witzig, oder?“
„Nein“, log er.
„Nun gut… Ich habe einen Neurologen gefunden, der sich spezialisiert hat auf dein Problem. Willst du dir mal einen Termin geben lassen?“

* * *​

Der Mann hieß Dr. Schniedel. Einer von diesen übrig gebliebenen Achtundsechzigern. Franz hatte den Impuls gespürt, gleich wieder umzudrehen, als er den Namen auf dem Messingschild gesehen hatte: F. Schniedel. Alle Kassen.

Dann kam er an die Reihe:
„Was führt Sie zu mir?“
„Ich finde es sehr irritierend.“
„Was meinen Sie?“
„Alles, Herr Doktor…“
„Nicht so förmlich, junger Freund! Diese Dinge sind alle sehr persönlich. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie mich mit dem Vornamen anreden können? Nennen Sie mich also ruhig Friedel!“

Medikamente halfen, behauptete der Arzt. Seine Tochter, man kannte sie aus der Klatschpresse, seit sie in die Familie des Pharmaproduzenten Wutz eingeheiratet hatte, spezialisierte sich gerade auf diese Therapie. Er gab Franz die Visitenkarte mit dem Doppelnamen und verabschiedete ihn mit einer Umarmung: „Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen! Trinken Sie ein Bier! Lesen Sie die Financial Times!“
„Glauben Sie denn, dass mir das helfen könnte, wieder normal zu werden?“
„Hahahahaha!“

* * * * *​

Vollgepumpt mit Medikamenten erlebte Franz ein Jahr später die erste Bewährungsprobe nach der Therapie. Ganz alleine machte er sich auf den Weg zu einem neuen Klienten in den USA, machte brav seine Atemübungen, als der Charterflug in Butthole, Indiana landete. Das Firmengebäude war futuristisch, die Mitarbeiter schienen auf Erfolg getrimmt zu sein. Ein Bentley holte ihn vom Flughafen ab. Kurz vorher hatte er noch mit seiner Freundin telefoniert: „Ich weiß, du schaffst das! Wir sind alle stolz auf dich.“

Natürlich litt er an Lampenfieber, aber er war der Meinung, dass im fernen Ausland schon die Sprachbarriere einen gewissen Schutz darstellte. Er fragte sich auch, ob ein zweireihiges Sakko mit gepunkteten Boxershorts und Badeschlapfen eine zu gewagte Kombination für so einen Besuch sei. Aber um das zu ändern, war es nun zu spät.

Die Rezeptionistin brachte ihn persönlich in den sechsten Stock. Er atmete tief durch.

Dort erhob sich eine Sekretärin, reichte ihm die Hand: „Mr. Pimperman erwartet Sie!“

 

Oha, Berg :D

Den Anfang fand ich sehr vielversprechend:
"Die Menschen im Kinosaal waren fassungslos, als der Todesstern explodierte. Manche fragten sich, wie schnell wohl all die die Hinterbliebenen von dem Unglück erfuhren. Andere mutmaßten, dass es ein schrecklicher Tod sein musste, plötzlich am Arbeitsplatz zerfetzt und anschließend in den Weltraum hinaus geschleudert zu werden."
Tja Mensch! Was die Explosion des Todessterns auch an Arbeitsplätzen gekostet hat! Und was die Schwächung des Imperiums womöglich für die Rentenkassen und so weiter ...
Ja, da hab ich gegrinst und war neugierig, wie sich der Text entwickelt. Aber gleich im zweiten Absatz war ich wieder draußen, weil ich erstmal nur verwirrt war, in welchem Universum ein Lachen über das Ende des Todessterns mit abfälligen Blicken quittiert würde ... erst nach und nach hab ich kapiert: ah, der Franz wohnt tatsächlich nicht mit mir im selben Universum.
Die Idee hat ja was für sich. Jemand, der mit "unserem" Verständnis für Albernheiten in eine Welt verpflanzt wird, wo alle anderen dieses Verständnis NICHT teilen.
Die Idee nutzt sich aber schnell ab, obwohl dein Text recht kurz ist. Und den hier fand ich einfach ZU konstruiert, da dachte ich innerlich "auatsch":

„Fa Kmi now, Talk later?“

Was auch ungünstig ist: es bleibt eine Aneinanderreihung von kleinen Szenen mit immer derselben Pointe, da steigert sich nix. Das lässt mich unbefriedigt zurück, es gibt kein Finale, es gibt nur eine weitere Szene nach demselben Strickmuster der vorherigen.

Trotzdem, interessante Grundidee.

LG,
MG

 
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Hallo Berg,

deine Geschichte mit den doppelsinnigen Namen war mir eine willkommene Abendlektüre; und obwohl die Pointen vorhersehbar waren, kurzweilig und amüsant versaut.

(Doch hoffe ich nicht, dass unser KG-Friedel für den Dr. Friedel Schniedel gedanklich Pate stand!)

Einen Satz aus deiner Geschichte merke ich mir, für besondere Fälle!

„Ich bin froh, wenn wir nach Hause kommen. Meine Muschi ist hungrig.“

Ein paar kunstvoll eingeflochtene Schnitzer muss ich aber noch anmerken:

Manche fragten sich, wie schnell wohl all die die Hinterbliebenen von dem Unglück erfuhren.

ein „die“ erübrigt sich

„Neinnein, alles kein Problem!“
„Nein, nein, alles kein Problem!“

Das Firmengebäude war futuristich,
futuristisch

Badeschlapfen
Heißen die so? Ich kenne eher: Badeschlappen

Aber um das zu ändern war es nun zu spät.
Aber um das zu ändern KOMMA war es nun zu spät.

Andere mutmaßten, dass es ein schrecklicher Tod sein musste,
besser: sein müsse

Begütigend legte ihm Pater Peter die Hand auf die Schulter und erklärte, wie sehr er sich über die Anteilnahme freute.
Vielleicht besser:
und erklärte, wie sehr er sich über die Anteilnahme freue.

Gerne gelesen!

Gruß
Kathso

P.S.: Zu deiner Geschichte fällt mir noch eine real existierende Namenskombination ein:
Eine Emsländerin mit Namen Nee hat sich seinerzeit mit einem Herrn Ficken eine gemeinsame Wohnung genommen.
Nun steht auf dem Klingelschild: Ficken-Nee.

 

Hallo Berg!

Kennst du den Begriff Wrong Planet Syndrome? Das ist ein Euphemismus für Aspergerautismus.
Das was du hier beschreibst, ist das Alltagsleben eines Aspergerautisten - nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Oder anders: Dein Prota ist im Asperger-Universum gelandet!

Und ich als Aspergerautist sage nur:
HERZLICH WILLKOMMEN! :rotfl:

Ich muss zugeben, ich fand es erst gar nicht lustig. Liegt halt in der Natur der Sache. :shy:
Als ich dann Möchtegerns Kommentar las und das hier fand:

Aber gleich im zweiten Absatz war ich wieder draußen, weil ich erstmal nur verwirrt war, in welchem Universum ein Lachen über das Ende des Todessterns mit abfälligen Blicken quittiert würde ... erst nach und nach hab ich kapiert: ah, der Franz wohnt tatsächlich nicht mit mir im selben Universum.
... da hab ich kapiert, was los ist.
Naja, wie sagt man so schön: Lieber zu spät als nie. :)

Besonders an einer Stelle muss ich jetzt echt lachen:

„Was führt Sie zu mir?“
„Ich finde es sehr irritierend.“
„Was meinen Sie?“
„Alles, Herr Doktor…“
Das ist so echt und mit wenigen Worten genau auf den Punkt gebracht - und gleichzeitig schrecklich witzig, weil es eben die falsche Person äußert. Verstehst du das? Ich finde das sehr, sehr witzig. :lol:

Also ich finde die Geschichte jetzt toll. Die Situationen spielen sich immer nach dem gleichen Muster ab, aber das ist mir ehrlich gesagt egal.
Ich muss zugeben, es ist ein leicht mit Schadenfreude angehauchter Spaß, den ich da empfinde, aber: :whocares:?

Spaß ist Spaß!


@kathso
Ich gehe mit und erhöhe um Altermann-Unten. Gnihi.

Echt gern gelesen!

PSS

P.S.: Hättest du mich nur gefragt ... nach 34 Jahren hätte ich dir Ideen liefern können, auf die würdest du in deinen wildesten Träumen nicht kommen! :lol:

 
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Hallo Berg,
Ich noch mal: Denn es hat mir keine Ruhe gelassen mit dem Fritz, der immer ein bisschen zu stark und in den falschen Situationen lacht, (was in psychischen Ausnahmesituationen auch schon mal den Nicht-Autisten passiert: Lachkrampf, statt Weinen bei einer Beerdigung), Fritz, der deplatzierte Kleidung trägt und seine Assoziationen zu den Namen so plastisch vor sich sieht, dass er seine Reaktionen darauf nicht verbergen kann, dass er zwanghaft darauf reagiert.
Immer wieder scheitert er bei seinen Versuchen, keine Überreaktionen zu zeigen, sich den Situationen entsprechend normgerecht zu verhalten.

Purersternenstaub hat Recht. Fritz ist Aspergerautist.

Ja, ja, man sollte Geschichten zweimal lesen.
Jetzt frage ich mich, ob ich mich beim ersten Lesen amüsieren durfte.
Och doch, im stillen Kämmerlein darf jeder von uns mal den Assoziationen freien Lauf lassen.


Lieben Gruß
Kathso

 

Lieber Berg,

es scheint, als wirke deine Geschichte in mehreren Humor-Dimensionen, und das finde ich toll.
Als ich dir meine Dimension eröffnete, da dachte ich keine Sekunde daran, dass man meinen Kommentar als erhobenen Zeigefinger interpretieren könnte.

Ich bin total verwirrt gerade. :confused:

Sollte sich mein obiger (gibt's das Wort??) Kommentar als Kommentierbremse für die Anderen entpuppen, dann soll der Moderator ihn bitte löschen.


@kathso

Also eines würde ich gerne nochmal verdeutlichen.
Fritz selbst ist kein Aspergerautist - er ist umgeben von Aspies! Er, ein Neurotypischer aka Normalo, lebt in einem Asperger-Universum. Die um ihn rum bemerken die Zweideutigkeiten nicht usw. usf. Er selber tut es sehr wohl und als einziger.

Bitte frag dich nicht, ob du hast lachen dürfen.
Natürlich!
Ich weiß, man liest immer (wenn überhaupt) von Leidensdruck und so weiter, und es ist manchmal wirklich nicht leicht, aber wenn man mal einen Aspie fragt, ob er denn anders sein wollte, dann schaut nur ganz unverständlich und erklärt den Fragenden für verrückt. Ich auch. :lol:

 

Liebe Kommentatoren,

dieser Text entstand aus der Lust heraus, einfach mal ein wenig albern zu sein und ein paar Scherze zu verwursten. Dass die Grundidee der Umsetzung - einen Menschen zu zeigen, der Sinn für Humor hat und deshalb dauernd in peinliche Situationen gerät - Worte wie "Paralleluniversum" und "Asperger-Autist" auf den Plan rufen würde, hätte ich nicht gedacht. ;)

Wobei: Natürlich kenne ich dieses Gefühl sehr gut, im falschen Film mitzuspielen und manchmal muss ich über die albernsten Dinge lachen.

@Möchtegern:

Die Idee hat ja was für sich. Jemand, der mit "unserem" Verständnis für Albernheiten in eine Welt verpflanzt wird, wo alle anderen dieses Verständnis NICHT teilen.
Die Idee nutzt sich aber schnell ab, obwohl dein Text recht kurz ist. Und den hier fand ich einfach ZU konstruiert, da dachte ich innerlich "auatsch":

„Fa Kmi now, Talk later?“
Ich gebe zu, das war ein kleiner Test, wie tief es geht. Vom Niveau her. ;)

Du hast das alles schön prägnant zusammengefasst.

@kathso60:
Vielen Dank für die richtigen Konjunktive und die vergessenen Kommata!

Purersternenstaub hat Recht. Fritz ist Aspergerautist.
Der Protagonist der Geschichte heißt Franz. Ich heiße Fritz. ;)

Freut mich, dass du es kurzweilig und versaut fandst!

@Purersternenstaub:
Da scheint jemand am anderen Ende der Leitung zu sitzen, der ähnlich verrückt humorvoll ist wie ich selbst. :) Freut mich!

Diese Denkweise, Phänomene und Krankheitsbilder mit einem Wort zu versehen und das dann zu verwenden, als wüsste (oder heißt es "wisse"?) man genau, was das ist, die halte ich für unwissenschaftlich. ;)

Freundliche Grüße vom

Berg

 
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Hallo Berg,
es ist einfach nur gut, wenn in Humor ein paar Geschichten gepostet werden. Auch wenn sie aus Albernheit entstanden sein mögen.
Das tut der Rubrik gut, und ich finds klasse, dass da ein paar Geschichten reinkommen, über die man quatschen kann.

Aber zu deiner Geschichte. Nein, an eine Aspergerumkehrung habe ich nicht denken müssen, du kannst dich also beruhigt zurücklehnen, PSS, du hast niemanden in die Irre kommentiert.

Ich find sie gut geschrieben, aber das erwarte ich bei dir ja auch nicht anders.
Anbei wollt ich dir mal schnell sagen, dass die Chiligeschichte (du weißt schon) durch deine Verbesserungen gewonnen hat. Und ich gratulier dir zu der Empfehlung.

Ich finde die Idee auch sehr gut, das hat einfach was, wenn Witze und Albernheiten, die normalerweise für alle als komisch gelten, nur noch für einen einzigen lächerlich sind. Und der Rest reagiert mit Unverständnis auf das Lachen oder gar mit Vereisung.

Also Idee geil. Aber Fortsetzung dann nicht mehr so gut.
Was ich schade fand, war, dass du deine Idee nur über die Anzüglichkeiten, Namenswitzeleien und Zweideutigkeiten machst. Mal davon abgesehen, dass das null mein Geschmack ist, du musst halt auch sehen, dass die alle schon sehr altbekannt sind. Ich glaub jeder kennt so einen Schniedel und Muschiwitz und Mr Pimperman. Und du merkst das ja dann auch daran, dass sofort jeder so einen Namenswitz dazuschreibt.

Ich finde (im Unterschied zu Möchtegern) zwar schon, dass du die Eregnisse gesteigert hast. Der arme Franz versucht ja immer noch die Fassung zu bewahren, nachdem der erste Lachanfall im Kino über die Bühne gebracht ist. Aber du hast sie eben nur in seiner persönlichen Reaktion gesteigert, er wird psychomäßig in Schuss gebracht und so. Aber vielleicht ist das ein bisschen zu sehr aneinandergereiht? Denn es wirkt so, wie wenn du einfach das mögliche Umfeld abgegrast hast, das Franz hat. Also man hätte sein Leiden an der komischen Welt, über die er nicht lachen darf, erhöhen können. (Frag mich bitte nicht, wie, ich wüsst es selbst gern.)
Bei den Witzeleien selbst, da fehlt mir dann aber die Steigerung völlig. Die bleiben alle auf der qualitativ gleichen Ebene. Und das ist halt eine Kinderebene, man spielt ein bisschen mit Pfuiwörtern. Bitte versteht mich nicht falsch, das ist vielleicht auch Geschmacksfrage, aber man sollte auch hier an Neues denken. Und an eine Steigerung. Und hier sind es halt alles Albernheiten, die gleichbleibend sind, auf derselben anzüglichen Ebene, die werden nicht wirklich schlimmer im Sinne von immer noch alberner oder frecher.

Also mein Fazit: Gut geschrieben, gute Idee, aber was die weitere Ausführung betrifft, von meinem ganz anderen Humor abgesehen, ausbaufähig und ausbaunötig aus meiner Sicht.
Trotzdem mag ich den armen Franz. Vielleicht wäre es ja eine Möglichkeit der Geschichte ein bisschen Pfeffer zu geben, wenn man ihn chrakterlich noch ein bisschen austaffiert. In dem Sinne, wie geht der arme Tropf mit der komischen Welt (im doppelten Sinne) um.
Bis die Tage
Novak

 
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Hey berg,

aus einer Albernheit heraus ist dieser Text entstanden, okay. Umhauen kann er mich nicht, so leid es mir tut. Die Idee und das Szenenhafte gefallen mir, aber die Sprüche, die du da reinwürzt, sind sehr - wie sag ich - preisgünstige Wortwitze. Da finde ich eine Frau, die früher Maul hieß, jetzt - da verheiratet - Mund heißt, viel witziger, als dieses Schniedelgewutze. Vielleicht trifft sie einfach nicht meinen Geschmack.

Ein paar Anmerkungen:

Es war heute nicht das erste Mal, dass das passierte! Franz kam eben immer wieder in diesen Zustand, der ihn zum gesellschaftlichen Außenseiter machte.
Ohje, Erklärungen sind schlechte Poesie. Sicher ist das nicht der Kern deiner Erzählung, aber es ist doch ein Handlungsfixpunkt. Denn er geht deswegen auch zum Arzt. (Das finde ich gut!) Aber dann wird zu wenig thematisiert, ein paar Pillen, gut ist.

„Ich bin froh, wenn wir nach Hause kommen. Meine Muschi ist hungrig.“
Er stutzte. Wieder so ein seltsamer Moment. Natürlich meinte sie die Katze.
Der ist so alt wie das weibliche Genital!

Schniedel Friedel Wutz
Ich fasse es nicht.

„Glauben Sie denn, dass mir das helfen könnte, wieder normal zu werden?“
„Hahahahaha!“
Das ist gut!

Butthole, Indiana
So flach ... Warum?

Da sind dir schon bessere Dinge auf das Papier getropft, lieber berg!

Beste Grüße
M. Glass

PS: Der Ansatz, Franz, verloren in einer zweideutig-sexistischen Welt, den könntest du wahrlich aus dieser Albernheit heraus mitnehmen. Eine etwas ernsthaftere Geschichte schreiben, was ja nicht das Ende des Humors bedeuten muss, im Gegenteil!

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Berg,

ich glaube, du beschreibst hier schon einen tatsächlichen Ist-Zustand unserer Gesellschaft (wenn ich mir überlege, wie viele Menschen mich schon entgeistert angestarrt haben in völlig albernen Situationen, wo ich einfach lachen musste, die das aber nicht so sahen ...).

Die ersten beiden Absätze fand ich sehr komisch, sehr gut ehrlich, zugleich haben sie mich neugierig auf das weitere Geschehen gemacht.

Dann allerdings (und hier muss ich mich vielen meiner Vorschreiber anschließen) ist mir die Story zu sehr in diesen Anzüglichkeiten und teilweise für meinen Geschmack auch in lahmen Zweideutigkeiten verebbt (na, also Fa Kme, diese Sorte Witze kennen wir nu auch schon aus Austin Powers zu Genüge). Also meine Form von Humor auch nicht.

Auch wird mir durch den Rest der Geschichte nicht klar, was bei dem Ende von Star Wars jetzt die Zote war, über die Fritz als einziger lachen musste. Der Todesstern explodiert? Hier ist keine sexuelle Anspielung über die es sich zu schmunzeln lohnte. Vielleicht kapier ich es aber auch einfach nicht (soll auch schon vorgekommen sein ;)).

Auf jeden Fall aber danke für die ersten beiden Absätze (gerne gelesen).
Alles was nachfolgte, dann leider nicht mehr so ganz.

Lg

fvg

P.S.: Ein gewisses Schmunzeln kann ich mir am Ende nicht verkneifen, hast du doch mal eine Geschichte von mir als Brachialhumor kritisiert (klingt jetzt wie ne Retourkutsche, ich weiß :D.)

 

„Ich kam gegangen
zuo der ouwe:
dô was mîn friedel komen ê.“
Walther v. d. V., Unter der Linden, wenn auch nicht zu Bärlin​
Nennen Sie mich also ruhig Friedel!

Wie anzüglich, wäre nun eine mögliche Einleitung von mir, wie auch die Frage, seit wann wir uns Siezen,

lieber Fritz,

aber schräg bis hin zu Urmel(i), dessen Pflegemutter schließlich

heißt, ist dieses Werkchen, und käme Einstein an prominenter Stelle hier vor, wäre der Titel Albert albert. Aber ich erwarte, oder besser: fürchte geradezu, dass vor der Explosion unserer Sonne noch Empfangsdamen eine modisch schicke neue Bewegung des Rezeptionismus begründen. Ich weiß, für verhaltenes Stottern des Filmpublikums kannstu nix –
… wohl all die die Hinterbliebenen … -
aber warum singt es nicht, um seine Ängste zu überwinden? Ein feste Burg … oder doch die beruhigende Stophe daraus „und wenn die Welt ein Senfglas wär und wollt uns gar verschlingen …“

Naja, Therapeut bin ich nun nicht und biologisch auch noch kein 68-er, da würd ich erst mal in fünf Jahren ein 67-er (Februar: Vietnamkongress zu Berlin, Sgt. Pepper zu London), aber wenn Du mir verrätst, was

Badeschlapfen
wären oder doch besser sind?
Als Gegenleistung will ich schon mal vorweg sagen, dass fridil (ahd.) und vrîdel/friedel (mhd.) nix mit dem Fritz zu tun haben - und wenn, dann janz anners.

Feine Sache, weiß der

Friedel,

der sich schon amüsiert bei der Vorstellung des Stückes durch die Augsburger Puppenkiste (in jungen Jahren konnte ich den Fiete Appelschnuut hinein imitieren. Aber hängt die Welt nicht global "on a string"?

 

Liebe Freunde des gepflegten Humors,

vielen Dank für die taktvollen Kommentare, eure Leseerlebnisse betreffend. :)

Novak:

Also Idee geil. Aber Fortsetzung dann nicht mehr so gut.
Was ich schade fand, war, dass du deine Idee nur über die Anzüglichkeiten, Namenswitzeleien und Zweideutigkeiten machst. Mal davon abgesehen, dass das null mein Geschmack ist, du musst halt auch sehen, dass die alle schon sehr altbekannt sind. Ich glaub jeder kennt so einen Schniedel und Muschiwitz und Mr Pimperman. Und du merkst das ja dann auch daran, dass sofort jeder so einen Namenswitz dazuschreibt.
Da hast du völlig Recht. Um aus dieser Idee eine Geschichte mit echtem Anspruch zu machen, wäre eine Menge Denkarbeit nötig. Wie ja bei jeder guten Geschichte. Was diese hier natürlich nicht ist. Ich hatte einfach mal Lust, Trash zu schreiben.

M. Glass:

aus einer Albernheit heraus ist dieser Text entstanden, okay. Umhauen kann er mich nicht, so leid es mir tut. Die Idee und das Szenenhafte gefallen mir, aber die Sprüche, die du da reinwürzt, sind sehr - wie sag ich - preisgünstige Wortwitze.
Es sind die vom Niveau her tiefsten, die mir gerade eingefallen sind.

fvg:

Dann allerdings (und hier muss ich mich vielen meiner Vorschreiber anschließen) ist mir die Story zu sehr in diesen Anzüglichkeiten und teilweise für meinen Geschmack auch in lahmen Zweideutigkeiten verebbt (na, also Fa Kme, diese Sorte Witze kennen wir nu auch schon aus Austin Powers zu Genüge). Also meine Form von Humor auch nicht.
Das würde ich dir auch niemals unterstellen. ;)

P.S.: Ein gewisses Schmunzeln kann ich mir am Ende nicht verkneifen, hast du doch mal eine Geschichte von mir als Brachialhumor kritisiert (klingt jetzt wie ne Retourkutsche, ich weiß .)
Da du dich daran immer noch erinnerst, war an der Kritik sicher etwas dran. :D

Friedrichard:

Wie anzüglich, wäre nun eine mögliche Einleitung von mir, wie auch die Frage, seit wann wir uns Siezen,
Da wir denselben Namen teilen, denke ich bei "Friedel" eher an mich selbst. Nenn es ruhig Egoismus!

Naja, Therapeut bin ich nun nicht und biologisch auch noch kein 68-er, da würd ich erst mal in fünf Jahren ein 67-er (Februar: Vietnamkongress zu Berlin, Sgt. Pepper zu London), aber wenn Du mir verrätst, was
Ich bin mir sicher, du wärest ein ausgezeichneter Therapeut und würdest mit den Verrückten einen sehr taktvollen und freundlichen Umgang pflegen. Wie ja auch hier im Forum. ;)

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Es sind die vom Niveau her tiefsten, die mir gerade eingefallen sind.

Da sieht man, auf welch unterschiedlichsten Niveaus man abstürzen kann. Für mich einer der gelungensten Abstürze wie weiland eine Schillerparodie in grauer Vorzeit, die in einer halben Stunde fertig war (wegen des Co-Autors Autorität wahrscheinlich).

Schönes Wochenende uns allen wünscht der andere Fritz,
der sich jetzt erst mal nach Dortmund in die Schlacht begibt.

 

Hey Berg,

Witzig finde ich die entgegengepolte Reaktion im Kino. Habe ich aber gar nicht gleich gecheckt, so im drüberlesen, da war ich erst nur verwirrt. Weil mir das Lachen irgendwie zu spät kommt, es kommt ja, als alles vorbei ist, sozusagen. Hättest du es gleich in die besorgte Masse geworfen, hätte ich es gleich kapiert, ich Spätzünder.
Und dann gleitet es ja über in dieses Namensding mit pubertären Bespaßungsniveau. Und da ist man halt in der Stimmung oder nicht. Schlechte Laune verbreitet es aber auf keinen Fall :).

Diese verquerte Emotionreaktion finde ich witzig, ein dankbarer Prot. für den Humorbereich. Warum du das jetzt aber so einseitig auf die sexualisierte Schiene schieben musstest, ist mir nicht ganz klar. Macht aber nix, muss es auch nicht. Fand es nur etwas schade.

Ja, ernsthaft habe ich deinen Text jetzt wirklich nicht lesen können, von daher - Humorrubrik passt!

Beste Grüße Fliege

 

Lieber Berg!

Vorweg vielen Dank für diesen Lesespaß. Ich habe das Dauergrinsen bis zur letzten Zeile nicht aus meinem Gesicht bannen können.

Aber jetzt zum Ernst der Sache. Und da wird es schwierig. Gewiss gehört diese Geschichte zur Abteilung „Humor“, und dabei könnte ich es belassen, aber diese Feststellung wird dem Anspruch hier nicht gerecht. Also, womit genau haben wir es hier zu tun?

Die Antwort könnte über den geschilderten Konflikt und dessen Lösung zu finden sein.
Franz hat ein Problem mit Doppeldeutigkeiten. Niemand scheint das zu verstehen und er kann dieses Problem für sich nicht lösen. Also tritt er am Ende selbst als leibhaftige Zweideutigkeit auf, um das Problem auf seine Mitmenschen zu übertragen und auf diese Weise das Konfliktpotential zu neutralisieren.
Ob Franz seine Lösung funktioniert bleibt offen. Die freundliche Sekretärin jedenfalls hat nicht auf seine zweideutige Erscheinung reagiert. Und wie Franz auf den Namen Pimperman reagieren wird, bleibt auch im Dunkel. Aber es besteht Hoffnung, das sich alles zum Guten wendet.

Damit wird am Ende der Geschichte der Schritt über den Witz – sie ist ja anfänglich eine Sammlung von Witzen – hinaus Richtung Humor vollzogen.
Ein Beispiel, das gut zu deiner Geschichte passt:

Sagt ein Arzt zu seinem Patienten: „Tut mir leid, aber Sie haben nicht mehr lange zu leben.“
Der Patient ist entsetzt und fragt: „wie lange noch, Herr Doktor, ein paar Wochen oder Monate?“
Sagt der Arzt: „Tja, wie soll ich es sagen? Also, eine Langspielplatte würde ich mir an Ihrer Stelle nicht mehr kaufen.“

Das ist ein bekannter Witz und entspricht dem Muster der ersten Episoden deiner Geschichte. Eine relativ ernste Situation wird auf skurrile Weise an die Wand gefahren und Schluss.
Wenn ich aus dem alten Arztwitz ein kleines Stück mit Humor machen wollte, dann sähe die Fortführung so aus:
Patient: „Reicht die Zeit wenigstens noch für eine Single?“
Arzt: „Aber ja, machen Sie sich da mal keine Sorgen!“
Patient: „Und welche können Sie mir empfehlen?“

Diese Fortsetzung entspricht dem letzten Absatz deiner Geschichte. In beiden Fällen geht es um Hoffnung zur Lösung des Konfliktes oder zumindest um eine Aussöhnung mit selbigen auf originelle Weise. Und das sind (neben anderen) Methoden des Humors.

Gern gelesen!

Lieben Gruß

Asterix

 

Hey Fliege & Asterix,

@Fliege:

Warum du das jetzt aber so einseitig auf die sexualisierte Schiene schieben musstest, ist mir nicht ganz klar.
Weil Sex unverfänglich ist. Bei schlechten Scherzen über Politik, Religion, Erziehungsfragen und so weiter läuft man Gefahr, ernst genommen zu werden.

@Asterix:

Die Antwort könnte über den geschilderten Konflikt und dessen Lösung zu finden sein.
Franz hat ein Problem mit Doppeldeutigkeiten. Niemand scheint das zu verstehen und er kann dieses Problem für sich nicht lösen. Also tritt er am Ende selbst als leibhaftige Zweideutigkeit auf, um das Problem auf seine Mitmenschen zu übertragen und auf diese Weise das Konfliktpotential zu neutralisieren.
Gesprochen wie ein Psychoanalytiker :)

Diese Fortsetzung entspricht dem letzten Absatz deiner Geschichte. In beiden Fällen geht es um Hoffnung zur Lösung des Konfliktes oder zumindest um eine Aussöhnung mit selbigen auf originelle Weise. Und das sind (neben anderen) Methoden des Humors.
Ob man wohl solche durch Analyse gewonnenen Regeln verwenden kann, um lustige Witze zu kreieren? Ich frage mich ja schon lange, woher die Hunderttausenden von Witzen kommen, ohne dass sich je jemand bewusst einen ausdenkt. Eine Funktion des Kollektiven Unterbewusstseins? Oder eine Geheimgesellschaft, die auf diese Weise die Ansichten des Kleinen Mannes manipuliert?

Freundliche Grüße vom

Berg

 

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