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Irrenhaus, 16. Straße

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02.09.2001
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Irrenhaus, 16. Straße

Die Gesellschaft wollte ihn nicht, was ja eigentlich kein Problem war, er wollte die Gesellschaft auch nicht und zeigte es ihr auf seine Art auch oft genug, doch die Gesellschaft hatte mehr Macht als er, und damit reagiert, ihn wegzusperren.
Das Jahr 1964. Jetzt.
Patrick ist Insasse des Irrenhauses in der 16. Straße, seit 2 Jahren ist er hier, seit 2 vollen Jahren, im Frühjahr 1962 hat er seine so verhasste Welt dort draußen das letzte Mal gesehen.
Patrick ist der, der da sitzt.
Er wusste das er nicht eingesperrt wurde weil er wirklich geisteskrank ist, er wurde eingesperrt weil er in dieser Gesellschaft nicht bestehen kann.
Er war einfach nicht schlecht oder krank genug für sie.
Als er mit seinen Mitteln gegen sie protestierte, in dem er ihr vor Augen führte wie krank sie eigentlich war, wurde es den Leuten irgendwann zuviel, dann sperrten sie ihn weg, verbannten ihn von diesem Leben.
Eigentlich müsste er ihnen danken, wäre er nicht so freiheitsliebend.
Das größte Problem war vor allem dass er befürchtet langsam zu werden wie die anderen Insassen des Heims.
Ein Irrer.
Er ist aber nicht so.
Er ist nicht krank.
Patrick sinniert darüber ob es in der „realen“ Gesellschaft nicht auch so ist, dass die Menschen sich einfach so stark in sie eingliedern und sich anpassen, dass sie nicht mehr sehen wie krank diese Gesellschaft eigentlich ist.
Tausend kleine Negerlein verhungern pro Tag. Bald wird jeder Europäer ein Automobil haben.
Taube kam zu ihm.
Er kündigte sich durch diese für ihn so typischen Gurrlaute an.
Derzeit hatte Taube wieder ein gebrochenes Bein, er versuchte vom Tisch in die Freiheit zu fliegen.
Es gelang ihm nicht.
Zumindest nicht allzu lange.
Patrick vermutete das Taube überhaupt nicht fliegen kann.
Bis auf die eine oder andere kleine Macke war Taube aber absolut liebenswert, und ein, wenn man es so sagen kann, fast intelligenter Bursche, zumindest wenn er nicht wieder mal aus sinnloser Wut mit seinem „Schnabel“ auf jemanden einhackt.
Jedenfalls hatte er fast dieselben Ansichten wie Patrick.
Patrick war sich auch völlig sicher das die Gesellschaft für das Gurren von Taube verantwortlich war.
„Häh ? Häh ? Häh ?“
Und für die eine oder andere kleine Macke.
Taube kam mit der Gesellschaft übrigens erstmals in Konflikt als er versuchte auf dem Kopf einer Statue, nun ja, sein Geschäft zu verrichten.
Auf dem Stuhl hin und her schaukeln
„Zum Taubenfutter....“
Die Kinder, sie verhungern.
Jetzt folgt schon wieder dieses Gespräch über Taubenfutter.
Patrick konnte es fast nicht mehr hören.
Und dann, irgendwann, alle werden sie verhungern, alle.
Und dann immer dieser Schlusssatz von Taube:
“Warum werde ich nie mit Brotkrümeln gefüttert ?“
In Zukunft wird die Gesellschaft Tauben jagen und essen.
Weil es sonst nichts mehr gibt.
Taube wollte es einfach nicht kapieren, er war keine Taube, das sollte er spätestens nach den vielen Brüchen begriffen haben, die er zu verzeichnen hatte.
Patrick war da ganz anders.
Er hatte ein schweres Leben gehabt, ja.
Und seine schwere Kindheit...
Der Geburtstagsclown, 1942, er kam nicht, er war im Krieg gefallen.
Die Ballons die er bekam, erinnerten ihn an die Bomben, vor denen sie alle Angst hatten.
Er war dann aber aus sich heraus gegangen.
War er.

Taube sprang auf den Sessel und schlug mit den Armen schnell aber doch gleichmäßig, um sich dann vom Sessel herunterzustürzen.
Patrick meint die Flugzeuge verseuchen alles, wenn nicht mit Treibstoff, dann mit den Bomben und Raketen, die sie verschießen.
Patrick ist gegen das Fliegen, nicht mal Vögel sollten fliegen dürfen.
Taube fiel zu Boden, blieb aber auf beiden Beinen.
Dann hüpfte er unkontrolliert in der Gegend herum.
Die Ärzte kamen.
Patrick dachte sie würden kommen wegen dem Fernsehapparat, heute war es wieder so weit, alle Gäste durften fernsehen.
In Zukunft, denkt Patrick, werden die Irren sich nicht in ihre Phantasie, sondern zum Fernsehapparat flüchten.
Sie würden heute wieder Heimatfilme sehen, diese schöne heile Welt.
Patrick sehnte sich nach ihr.
Taube pickte mit seinem Schnabel nach ihnen.
Spritze.
Noch eine Spritze.
In Zukunft wird die Gesellschaft Spritzen verteilen, nein, jedem in den Leib rammen, der gegen sie ist.
Antidepressiva für eine bessere Welt.
Auch Patrick wehrt sich.
Spritze in den Rücken.
Schlag in den Bauch.
Schmerz.
Mein Schmerz.
Ich spüre den Schmerz.
Ich...
Nein, nicht ICH, er, Patrick spürt den Schmerz.
Er spürt die Schmerzen.
Starke Schmerzen.

 

Schlecht ist die Geschichte nicht. Aber der Stil ist schon ein bißchen gewöhnungsbedürftig... :rolleyes:

Ich bin da mit dieser "Taube" irgendwie nicht richtig mitgekommen... Was für eine Bedeutung hat die für den Irren Patrick noch mal??? :confused:

Also; keine Geschichte ohne Fragen, nicht schlecht, aber auch nicht herausragend.

Griasle!
stephy

 

Hallo!!!

Die Geschichte hat mich nicht sonderlich umgehauen, es wurde nichts neues gesagt. Aber zum Erzählstil:
Ihr habt das mit "Unbilden" oder sogar "Anormalitäten" bezeichnet, wie wäre es mit "rhetorische Mittel"??? Schlagt mal unter Alliterationen, Anaphern, Parallelismus etc. nach! (Meine Deutschlehrerin wäre begeistert...)

Gruß,
kc

 

Danke für die Kritik.

Ich glaube ich kann nicht mehr viel zur Story sagen außer das der eigenartige Erzählstil, die seltsam geformten Sätze und die nicht passenden Zwischenbemerkungen, sowie Taube als "seltsamer Vogel" durchaus gewollt sind.

Der Satzbau ist auch aus dem Grund seltsam weil es eine "Ich" -Geschichte ist.
Der Erzähler ist hier auch der Eingesperrte, nur erzählt er, bzw. denkt von sich selbst in der 3. Person, deshalb auch die etwas komisch wirkende Schlusspassage:

Spritze in den Rücken.
Schlag in den Bauch.
Schmerz.
Mein Schmerz.
Ich spüre den Schmerz.
Ich...
Nein, nicht ICH, er, Patrick spürt den Schmerz.
Er spürt die Schmerzen.
Starke Schmerzen.

Durch den Schmerz der Spritzen und Schläge "kommt er wieder" in sein eigenes Ich zurück, kann man sagen.

 

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