Was ist neu

Irre?!

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01.10.2003
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Irre?!

Ich habe diese Geschichte selbst erlebt, schreibe sie aber in der dritten Person. Da sonst Stimmen in meinem Kopf laut werden und sagen, das der Protagonist in dieser Geschichte fehlt.

Es war ein Morgen wie jeder andere. Die Sonne schien und der Tau in seinem Bett war noch frisch. Als er aufstand wollte er nicht wie jeden Tag mit dem rechten Fuß aufstehen. Also entschloss er sich, es mit dem Linken zu versuchen und flog direkt auf die Fresse. Und während er so auf die Fresse flog, überlegte er: „Junge, du bist nun 16 Jahre alt, du hast dein halbes Leben vergeudet. Die besten Jahre deines Lebens liegen hinter dir.“ Nach einer, wie es ihm vorkam, Ewigkeit, erreichte er den Fußboden. „Mmmmmh, der Boden ist heute aber sehr weich. Ich müsste mal wieder Staub saugen.“, dachte er sich während er auf dem Boden lag. Und versuchte kurz darauf aufzustehen, was ihm aber nicht gelang, da er seine Arme nicht bewegen konnte. Ein 180 Grad Kopfdrehen und er entdeckte das Problem. Bei der weißen Jacke die er an hatte, waren die Ärmel zu lang und zu all seinem Übel, noch hinten zusammen gebunden und mit Schlössern befestigt. Das erste was ihn in den Kopf schoss war: „Wo bin ich und warum trage ich eine Jacke die hinten zusammen gekettet werden kann???“ Was ihm noch auffiel war, das die Wände des Zimmers weiß waren. Sein eigentliches Zimmer war voll gehängt mit Postern über Postern. Als er es schaffte aufzustehen, schmiegte er sich an eine Wand und bemerkte das auch diese ganz weich war. Plötzlich ging die stählerne Tür, mit nur einem kleinen Sichtfeld darin, auf. Ein stämmiger Mann mit weißen Schuhen, weißer Hose, weißem Hemd und einer Glatze, trat herein. Die ersten Fragen die der Verwirrte, der sich an die Wand schmiegte, stellte waren: „Wer sind sie? Was wollen sie? Wo bin ich? Wann gibt es was zu Essen?“ Die Antwort von dem weißtragenden Glatzkopf war nur: „Ganz ruhig. Nur nicht unnötig aufregen. Ich stelle ihnen ein paar Fragen. Setzen sie sich auf das Bett.“
„Geht nicht das ist nass!“, erwiderte er und grinste verlegen. Derweil schloss der Mann die Tür und machte eine Geste, das er sich auf den Boden setzen sollte. Er wusste nicht warum, aber tat es. Er setzte sich auf den weichen, weißen Boden und musterte das Gesicht des Mannes in seinem Zimmer, falls es überhaupt seins war. Der Mann hatte ein von Narben zerfurchtes Gesicht, seine Hände waren so groß wie Klodeckel (nicht bildlich gemeint) und hatte Schultern, so breit wie ein Wandschrank. „Apropo Wandschrank“, dachte er , „wo ist der eigentlich (der Wandschrank, nicht der Mann)?“ Er entdeckte ihn nirgendwo und wieder kamen Zweifel ihn ihm hoch, ob das wirklich sein Zimmer war. Der Mann sprach mit ihm, er hörte aber gerade nicht zu und fragte, nach einigen Minuten sinnloses vor sich hinstarren: „Häh?“
„Ich habe sie schon seit längerer Zeit gefragt wie ihr Name ist!“
„Oh, tut mir Leid. Ich war gerade abwesend.“
Er kritzelte etwas auf seinen Notizblock.
„Und wie heißen sie? Wissen sie es?“
„Ja klar ich heiße ... (angestrengtes Nachdenken) ... ich heiße Bastian.“
„Hat lange gedauert, aber richtig. Ihr Nachnahme?“
„Mmmh, irgendwas mit K. Ki... Ka... Ku... Ke... . Ich komme nicht drauf.“
„Sie heißen mit Nachnahmen Kohler.“
„Ich wusste es doch etwas mit K.“
„Wie alt sind sie?“
„Die Hälfte eines Lebens, 16 Jahre.“
„Stimmt, aber wieso die Hälfte eines Lebens?“
„32 durch 2 ist 16. Ganz einfach!“
„Aaaaha!“
Und wieder kritzelte er auf seinen Block.
„Nun habe ich ein paar Fragen an sie.“
„Schiessen sie los. Ich habe aber nicht viel Zeit. Andere Menschen brauchen auch meine Hilfe.“
„OK. Wer sind sie? Wo bin ich? Wann gibt es was zu Essen? Und warum trage ich eine...“
„... Zwangsjacke?! Tja. Sie sind in einer psychiatrischen Klinik. Ich bin ihr Arzt Dr. Katzinsky (der Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert). Ach ja, Essen gibt es um 8, 12 und 18 Uhr. Ich muss jetzt los schlucken sie diese Pillen!“
Er legte die Pillen auf den Boden, kritzelte schon wieder was auf seinen Block und verschwand. Bastian wollte die Pillen nicht nehmen und kickte sie in die Ecke. Er wollte auf seine Uhr schauen, bemerkte aber das er immer noch die Zwangsjacke anhatte. Pech. Nach etlichen langen und quälenden Minuten, die Jacke loszuwerden, ging die Tür wieder auf und ein dürrer und großer Mann kam herein. Er sagte barsch: „Kommen sie, es gibt Frühstück.“ Er zehrte Bastian nach draußen, einen langen, weißen, sterilen Gang entlang, in einer der unzähligen Türen betraten einen großen, man kann schon fast sagen Saal, nur die Decke hing so niedrig wie eh und je. Viele Stühle und Tische waren aufgestellt und an einigen saßen sogar Menschen. Der dünne Betreuer schleppte ihn zu einem Stuhl, sagte: „Setzen!“ und drückte ihn gleichzeitig runter. „Warten sie hier das Essen kommt gleich.“, setzte er hinzu und machte sich wieder auf den Weg nach draußen. Nach einigen Minuten war der Saal fast voll, nur ein paar Tische waren leer. Dienstfrauen kamen mit dem Tablett und stellten jeden ein Frühstück hin. Es bestand aus einer Scheibe Brot mit Butter und je nachdem was man mochte, Wurst oder Käse drauf. Einen Pappbecher Orangensaft, einen kleinen Becher Pillen und zur Krönung, etwas Müsli ohne Milch (Versteht sich doch von selbst das keine Milch dabei ist. Welcher Mensch isst schon Müsli mit Milch). Bastian fragte sich, wie er etwas essen sollte ohne Hände, da die immer noch zusammen gebunden waren. Er fragte seinen Nachbarn ganz höflich (und mit Zucker oben drauf): „Ähm. Könnten sie mir helfen?! Mir sind die Hände gebunden. Ich kann nichts essen.“
„Kein Problem Kumpel. Ich helfe gerne. Du bist neu hier!?“
„Ja. Wissen sie wann einem die Jacken abgenommen werden?“
„Natürlich. Ich war ja auch einmal neu. In ein, zwei Jahren kannst du deine Arme wieder bewegen.“
„Was so lang! Puh. Könnten sie mir dann beim essen helfen?“
„Du darfst mich duzen. Ich helfe gerne. Ich glaube nämlich du bist so wie ich. Definitiv nicht verrückt. Es gibt hier schon einige komische Kauze, aber ich glaube du bist einer der normalen Sorte.“
„Oh, danke. Ich nehme das mal als Kompliment. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne mit dem Brot anfangen.“
Beide arbeiteten sich vom Brot zum Müsli weiter, zum Orangensaft bis zu den Pillen.
„Ich will die Pillen nicht. Ich bin in Ordnung.“
„An deiner Stelle würde ich sie essen. Sonst schöpfen die Ärzte und Helfer verdacht, stecken dich in Einzelarrest und mischen noch mehr Pillen in dein Essen. Mach es so wie ich. Nimm die Tabletten in den Mund, schluck sie aber nicht runter, sondern versteck sie unter deiner Zunge. Danach gehst du auf Klo, spuckst sie aus und spülst sie runter.“
„Danke für den Tipp. Ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Ich bin Bastian. Ich würde dir gerne die Hand schütteln. Ich bin aber leider verhindert.“
„Angenehm, ich bin Toni.“
Er klopfte Bastian auf die Schultern und grinste. Die erste Hälfte der Insassen, darunter Bastian und Toni, wurden in den Freizeitraum gebracht. Dort hat man so viel Freizeit, das man gar nicht weiß was man tun soll. Die andere Hälfte wurde unter Drogen gestellt und schlief sofort ein. Toni führte den Neuen herum und erzählte ein bisschen was über die Leute:
„Der Typ mit der Hand im Hemd und der Papiermütze hält sich für Napoleon. Der da hinten, mit der dicken Nickelbrille, hält sich für Elvis Presley.“
„Aha. Und was ist mit der da?“
Bastian zeigte auf eine Frau, die ihre Zwangsjacke so zurecht gerissen und gebissen hat, das es sehr, ähm (Hüstel), freizügig aussieht.
„Ach die glaubt sie wäre eine vietnamesische Hure. Dabei kommt sie aus Bielefeld.“
Sie gingen weiter. Plötzlich konnte Bastian nicht weiter gehen. Schaute auf seine Füße und bemerkte das eine Frau sich um sein Bein klammert.
„Wer ist das?“
„Das ist Eva. Sie ist die Glücklichste von uns allen.“
„Wie meinst du das?“
„Das wirst du noch merken.“
Er schrie Eva an: „Geh endlich weg von meinem Bein!“
Sie rieb sich etwas an seinem Knie und frohlockte: „Oh, ich mag es wenn man mich anschreit. Das macht mich immer so glücklich. Bitte, schrei mich noch mal an. Bitte. Bitte.“
„Geh weg.“, brüllte er.
„Vielen Dank. Das macht mich glücklich.“ Sie rieb sich noch ein bisschen an seinem Knie, machte eine Rolle rückwärts, stand auf, fiel über ihre eigenen Füße und sagte, das es sie fröhlich stimmt und das sie gerne über etwas fiele.
„Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Warum bist du eigentlich hier?“
„Meine Familie hat mich hierher gebracht. Sie sind verrückt und ich normal. Da ich anders als sie war, steckten sie mich hier rein. Und du? Warum bist du da?“
„Ich weiß es nicht. Ich bin aufgewacht und war auf einmal hier. Ich kann mich an nicht viel erinnern. Nur an das Wichtigste, wie Alter, Name, Größe, Augenfarbe und so was.“
„Wir halten das schon durch. Ich bin hier schon seit drei Jahren.“
„Wie alt bist du denn?“
„17.“
„Wow. Du wurdest schon mit 14 eingeliefert. Das ist hart.“
Toni zuckte mit den Schultern. Die Betreuer kamen wieder und brachten jeden in sein Zimmer.
Bastian hüpfte ein bisschen gegen die Wände und freute sich als er zurück gefedert wurde. Er dachte an Eva und hörte damit auf. Die zeit verging so langsam, das er dachte die zeit würde rückwärts laufen. Er hätte gern auf die Uhr geschaut. Endlich ging die Tür wieder auf und er wurde zum Mittagessen gezehrt und gezogen, auf einen Stuhl gedrückt und wartete. Das Essen war da aber Toni nicht. Er dachte sich nichts dabei und steckte den Kopf in den Kartoffelbrei. Er hatte mehr Essen an und um, als in sich. Diesmal war er in der zweiten Hälfte die unter Drogen gestellt wurden. Er schlief bis zum Abendessen. Toni war wieder nicht da. Wo blieb er bloß? Er machte sich Sorgen. Diesmal saß Eva neben ihm. Das machte sie glücklich und als das Essen kam explodierte sie fast vor Freude. Sie jauchzte und frohlockte. Dabei gab es nur den Rest des Mittagessens, aufgewärmt. Er stellte sich Evas Reaktion vor, wenn es was frisches zu Essen gab. Er fragte sie trotzdem: „Hey Eva. Könntest du mich füttern?“
„Schön das du mich fragst, das macht mich glücklich. Natürlich füttere ich dich das macht Spaß.“ Sie konnte sich vor lauter Glück nicht zurück halten und rieb sich wieder an seinem Knie. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, gab sie Bastian was zu Essen. Als das Geschirr wieder einsammelt wurde, kamen alle in den Freizeitraum. Eva blieb in seiner Nähe, sie meinte das es bei ihm am meisten Spaß mache und das sie immer so glücklich sei. Ihm machte es nichts aus er musste abgelenkt werden. Sie sprang um ihn herum und sprühte nur so vor Elan. Er bat Zitronenschnittchen, wie er Eva nun nannte, nicht so viel herum zu hüpfen. Das machte sie wieder ganz froh und setzte sich voller Ungeduld auf seinen Schoß. So schlecht sieht sie gar nicht aus. Sie hatte schulterlanges Haar mit schwarzen Spitzen, braune Augen, war 1, 70 groß und war gut bestückt. Sie hatte auch einen knackigen Hintern. Wie er bemerkte trug sie Kontaktlinsen. Sie zappelte vor erstaunen und kam immer näher an Bastians Gesicht ran. Bis sie dann leise und voller Fröhlichkeit verkündete: „Du hast blaue Augen, das macht mich soooooooo glücklich. Juche.“
„Komm mal näher“
Sie beugte sich weiter vor.
„Näher.“
Sie beugte sich noch weiter vor.
„Näher.“
Ihre Nasen berühten sich schon. Bis er sich den Rest selbst vorbeugte und sie küsste. Sie schaute verdutzt und in ihrer ganzen Glückseeligkeit, hätte sie nicht damit gerechnet das sie jemand küssen würde. Sie stand auf, überlegte kurz und frohlockte vom Neuem. nach einiger zeit kam sie zurück. Sie zog ihn nach vorne, beugte sich über seinen Kopf hinweg und öffnete mit einer Haarnadel die Schlösser an seiner Zwangsjacke und befreite ihn aus seinem Armgefängnis. Er küsste sie noch mal. Jetzt war sie doppelt glücklich. Sie schwebte sozusagen unter der Decke.
„Hey Zitronenschnittchen. Weist du wo Toni ist?“
Eva drehte sich zu ihm um, warf sich ihm um den Hals, schwelgte und seufzte: „Nur wenn du mich noch glücklicher machst als ich schon bin!“
Er küsste sie, packte sie an den Armen und wirbelte sie herum. Eva jauchzte vor Freude. Er hörte sich auf zu drehen und ließ sie runter. Sie war total verschwitzt und wusste gar nicht was sie als erstes wurde fröhlich, glücklich oder fasziniert. So hatte sie schon seit längerer zeit keiner mehr glücklich gemacht. Sie warf sich ihm um den Hals, kaute an seinem Ohr, rieb sich an seinem Knie und flüsterte dann in seine Ohr: „Sie haben gemerkt das Toni seine Pillen schon seit einem Jahr nicht mehr genommen hat und muss heute alle versäumten Tabletten vor deren Augen runterschlucken. Oh, wie glücklich ich doch bin.“
„Oh mein Gott. Eva, wir müssen ihn da rausholen.“
„Nein, nein. Sonst kommen wir in die Dunkelkammer, ohne Licht und ohne Gesellschaft. Das macht mich nicht glücklich.“
„Was, du bist dann nicht glücklich? Dann muss es wirklich schlimm sein!“
„Ja, das ist es. Aber wir sollten die restliche zeit über ein fröhlicheres Thema reden.“
kaum waren diese Worte ausgesprochen, kamen die Betreuer rein und brachte jeden in seine Gummizelle. Eva wollte bei ihm bleiben, da sie in seiner Nähe immer glücklich war. Doch das ging nicht. Abends lag er wach in seinem Bett. Er dachte sich: „Ich besuche Zitronenschnittchen und hole Toni da raus.“ Er stand mit dem linken Fuß auf und fiel auf die Fresse. Gut das der Boden so weich war. Er ging zur Tür, drückte die Klinke runter und wunderte sich das sie nicht abgeschlossen war. Er schlenderte durch die Gänge und schaute durch die kleinen rechteckigen Fenster in den Türen. Nach einer halben Stunde fand er Evas Zimmer. Es hatte die Nummer sieben. Bastian grinste (Sieben ist die weltbekannte Glückszahl). Er drückte die Türklinke runter, aber sie war verschlossen. Während Eva vor Glück in ihrem Zimmer rum sprang, sucht er nach einem Wärter mit Schlüssel, den er überwältigen konnte. Nach einer weiteren halben Stunde suchen, fand er einen schlafenden Betreuer, mit einem Schlüsselbund an der Hose. Er schlich sich leise an und überlegte wie er die Schlüssel runterkriegt, ohne den weißgekittelten Mann aufzuwecken. Er musste niesen. Hatschi. Gut er schläft noch. Bastian rüttelte am Bund, er löste sich nicht. Er suchte in den Schubladen des Schreibtisches, an dem der Typ schlief und fand einiges. Ein Quitscheentchen, einen viertel Donut vom letzten Jahr, eine Säge, Spritzen, Morphium und andere ruhigstellende Sachen und ein Revolver. Er wollte ein bisschen Mac Geiwer spielen und bastelte herum. Er fühlte die Spritze mit den verschiedenen Beruhigungsmitteln und steckte sie in die Pistole. Sie passte harrgenau rein. Die Kugeln aus dem Revolver raus, auf des Betreuers Arm gezielt und abgefeuert. Zu seinem jetzigen tiefen Schlaf, noch die Beruhigungsmittel, dürfte er nicht vor dem Ende der Welt aufwachen. Die Kugeln wieder in den Revolver und in den Hosenbund geschoben. Mit dem Schlüsselbund in der Hand eilte er zu Evas Zimmer zurück. Er hoffte das Abends nicht fiele Partoullien rum liefen, aber wenn die alle so fleißig wie der Schlüsselwächter waren, brauchte er sich keine Sorgen machen. Endlich kam er an der Tür mit der Aufschrift Nummer 7 an. Bastian hatte Glück, es waren nur fünf Schlüssel am Bund und musste deswegen nicht lange rumprobieren. Mit zittrigen Fingern steckte er den Schlüssel ins Schloss. Es machte Klick, er drückte die Klinke runter und machte die Tür nun auf. Während er herein kam und die Tür hinter sich schloss, frohlockte Eva durch den Raum. Als sie ihn bemerkte, haute es sie fast aus den Socken. Sie sprang umher und ihm um den Hals. Das erste was sie sagte war: „Ich bin so glücklich.“
Er küsste sie, wartete bis sie sich beruhigt hatte und fragte sie dann: „Weißt du in welchen Zimmer Toni ist?“
„Ja, ja, ja. Ich weiß wo. Ich weiß wo.“
„Gut, bring mich hin.“
„Nein, nein, nein. Sonst müssen wir in die Dunkelkammer. Da will ich nicht rein. Nein.“
„Och, bitte. Wenn wir ihn befreit haben wirst du noch glücklicher sein, als jetzt schon. Ich habe nämlich einen Plan ... glaube ich.“
Eva überlegte. Dann nickte sie fröhlich und frohlockte voraus. Einige Gänge links, dann rechts, geradeaus, ein Stück zurück und wieder links. Nach etlichen Minuten erreichten sie eine Tür, mit der Aufschrift „Keine Panik“. Er zog den Schlüsselbund hervor und schon der dritte Schlüssel passte. Der Raum war voller Dunkelheit über Dunkelheit. Man konnte überhaupt nichts sehen. „Ist das die Dunkelkammer?“, fragte Bastian, seine Augen wollten sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen.
„Nein, die Dunkelkammer ist viel dunkler und schwärzer.“
Sie betätigte den Lichtschalter. Mit einem Lichtschalter hatte er nicht gerechnet. Toni war auf einer Barre gefesselt und war wie im Delirium. Er redete im Schlaf. Eva war wieder ganz glücklich und Bastian versuchte die Fesseln zu lösen. Nach einiger Zeit hatte er es geschafft und versuchte dann Toni mit Ohrfeigen aufzuwecken. 135,67 Ohrfeigen und zwei wunde Wangen später, wachte er endlich auf. Eva strotze noch mehr vor Glück. Toni war ganz Benommen und musste sich wegen den Drogen übergeben. Und noch ein zweites Mal. Nachdem er wieder zu Kräften kam, bedankte er sich bei Bastian. Eva hielt im glücklich sein inne und sagte: „Du hast doch einen Plan. Hast du gesagt.“ Bastian räusperte sich: „Ähm. Mrrg. Tja, mein Plan war Toni zu befreien. Das war mein Plan und dann dachte ich mir schauen wir weiter wenn wir das geschafft haben.“
„Und jetzt?“, fragte sie.
„Nachdenken, wir sollten nachdenken.“
Toni meldete sich zu Wort:
„Worüber willst du denn nachdenken? Können wir uns nicht einfach hinsetzen, an unseren Unterlippen herumzupfen und ein bisschen budumbudumbudum machen? Können wir nicht einfach sachte vor uns hin sabbern und ein paar Minuten lang schlaff nach links wegsacken? Ich verkrafte das nicht mehr all dieses Nachdenken und Sachen – Ausknobeln.“
„OK. Ich habs. Während du deine Rede geschwungen hast, ist mir was eingefallen. Wir brechen aus, mit all den Anderen.“
„Und wie?“
„Hier muss es doch einen Mechanismus geben, der alle Türen öffnet oder schließt. Wenn wir den finden...!“
„Du hast Glück. So einen gibt es. Ich habe es selbst mit erlebt beim großen Fluchtversuch 2001. Sie haben einige Türen aufgebrochen, aber die Wärter haben mit einer Handbewegung alle restlichen Türen abgeschlossen.“
Während sie redeten, sprang Eva vor lauter Glück umher. Bastian fragte: „Weißt du wo dieser Raum ist?“
„Wenn ich mich richtig erinnere,... ja.“
„OK. Dann los. Komm Eva wir gehen.“
Die Drei machten sich auf den Weg durch die verschiedenen Gänge und immer wenn sie ein Geräusch hörten, pressten sie sich an die Wand und horchten angestrengt. Nach etlichen Wanddrücken, horchen und weitergehen, erreichten sie ein Schild mit der Aufschrift „Überwachungs- Zentrale“. Neben dem Schild war die dazu gehörige Tür, auch mit einem kleinen Sichtfeld ausgestattet. Toni lugte hindurch und teilte Bastian mit das es zwei Männer waren. Worauf er antwortete, das er das übernehme. Er zog den Revolver aus dem Hosenbund, trat die Tür auf und schrie: „Hände hoch und keine Bewegung (Das wollte ich schon immer mal sagen).“
Die Wärter fuhren erschrocken herum und im Angesicht der Pistolenmündung hoben sie die Arme. Bastian sagte zu seinen Begleitern: „Fesselt und knebelt sie.“ Toni fesselte die beiden Betreuer mit Verlängerungskabeln und klebte ihnen den Mund mit Isolierband zu, während Eva wie immer vor Glück und Freude herum sprang. Nachdem sich die Wärter keinen Millimeter mehr rühren konnten, wendeten sie sich dem Raum zu. Fünf Meter gegenüber der Tür, standen Monitore, auf den man sehen konnte was in den Zellen und Gängen passiert. Sie hatten wirklich großes Glück das sie nicht entdeckt wurden. Darunter Armaturen zum umschalten und zoomen. Überall lagen Kabel rum und ein Mikrofon war angeschlossen um Durchsagen zu machen. Irgendwo musste auch der Knopf zur Entriegelung aller Türen sein. Nach einigen versuchen und rum spielen an den Knöpfen, hatten sie den richtigen gefunden. Drück. Auf den Bildschirmen konnten sie sehen das die Türen entriegelt wurden und selbstständig aufgingen. Bastian schnappte sich das Mikrofon und sprach zu all den verrückten Leuten: „Meine Freunde und Mitgefangenen. Liebe Genossenen und Genossen. Hiermit rufe ich zur Freiheit auf. Es ist Tag der offenen Tür. Flieht. Flieht. Via la revolution (Bei diesem Satz freute sich der Typ, der sich für Napoleon hielt, ganz besonders). Auf in die Freiheit. Wir sehen uns draußen.“
Damit beendete er seinen Aufruf und rannte mit Toni und Eva aus dem Zimmer. Sie kamen ohne Probleme bis zum Ausgang, da die Betreuer mit einem Haufen anderer Leute beschäftigt waren. Doch am Ausgang stellten sich zwei Weißkittel gegen sie, einer davon war Dr. Katzinsky. Verdammt, Bastian hatte den Revolver im Überwachungsraum liegen lassen. Er flüsterte Toni zu: „Ich übernehme den mit der Glatze und du den anderen!“
Er nickte und stürmte auf den Begleiter des Doktors zu. Der Arzt versuchte auf Bastian einzureden: „Hören sie doch auf. Wenn sie draußen sind, finden wir sie eh wieder. Sie können sich nicht verstecken. Wir stöbern sie überall auf.“
„Halts Maul.“, antwortete er kurz und barsch, und griff den stämmigen Arzt an. Er schlug mit der rechten Faust gegen das Gesicht des Doktors. Er hatte den Überraschungsmoment auf seiner Seite. Katzinsky taumelte etwas zurück, brachte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. Er holte zum Gegenschlag aus. Denn ersten paar Schlägen konnte Bastian noch ausweichen, aber nach und nach landete er mehr Treffer. Basti ging langsam in die Knie. Der Quacksalber wollte zum letzten Schlag ausholen und haute drauf. Bastian konnte sich noch wegducken, zog mit seinem Fuß, die Beine des Arztes weg. Während er am Boden lag, stand Basti über ihm, knete seine rechte Faust, knackst mit den Finger, grinste verrückt, und schlug Katzinsky bewusstlos. Toni war mit seinem auch fertig. Der Betreuer lag bewusstlos in einer Pfütze aus Blut. Bastian nahm Eva bei er hand und rannte mit den Beiden in die Freiheit. Ihnen folgte ein Großteil der Innsassen der psychiatrischen Klinik.

Sie konnten sich verstecken bis sich die Sache gelegt hatte. Danach konnten sie ein normales (was ist heutzutage noch normal) Leben anfangen. Bastian führte mit der immer glücklichen und fröhlichen Eva eine glückliche Beziehung. Toni arbeitete um Geld zu verdienen, um mit ihnen in einer Wohnung zu leben. Bastian und Eva entschlossen sich das letzte Schuljahr zu Ende zuführen. In der Klasse, in die sie kamen, trafen sie all die Leute wieder, die sie damals befreit hatten.

 
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Hallo Psychater,

deine Kurzgeschichte ist locker zu lesen und der Schauplatz Psychiatrie gefällt mir gut, trotzdem finde ich deine Geschichte nur mittelmäßig.

Einige Stellen sollen wohl humorvoll sein, so richtig amüsieren konnte ich mich aber nicht darüber. Auch erscheint mir vieles in dieser Irrenanstalt unrealistisch. Das Verhalten deines Protagonisten war mir dabei auch nicht immer schlüssig.

Beispiele:
○ Der Mann mit weißem Kittel legt die Pillen auf dem Boden und verschwindet danach aus dem Zimmer. Müsste er sich davor nicht vergewissern, dass sein Patient sie auch wirklich einnimmt?
○ Dein Protagonist wundert sich, wo sich der Wandschrank in dem Zimmer befindet. Müsste er nicht längst bemerkt haben, dass er nicht mehr zu Hause ist?
○ Katzinsky wird überwältigt – der Überraschungsmoment war auf der Seite des Angreifers. Finde ich nicht – nach der Durchsage des Angreifers müsste Katzinsky doch längst damit gerechnet haben, dass die Patienten nun alles tun werden, um auszubrechen, oder?
○ Toni muss alle Tabletten schlucken, die er innerhalb eines halben Jahres versäumt hat?!

Ich vermute, du wolltest die Frage, wer in der Geschichte nun wirklich die Irren sind, offen lassen; die Insassen oder die Aufseher. Meiner Meinung nach beide.

Auch erscheint mir die Flucht viel zu einfach, Spannung kam keine auf. Hintergründe, wie Bastian nun eigentlich in diese Anstalt gelangt ist, usw. erfährt man leider auch keine.

Schade, die Idee an sich ist nicht schlecht. Ein wenig hat mich die Geschichte an Szenen aus "Twelve Monkeys" erinnert. Aber ich finde, man könnte noch weitaus mehr aus der Geschichte herausholen.

Hinsichtlich Rechtschreibung / Zeichensetzung sind noch einige Fehler in dem Text. Wenn du ihn bitte noch einmal gründlich Korrektur lesen könntest (fehlende Kommas, Unterscheidung das / dass, Groß- und Kleinschreibung, etc.)?
Außerdem hatte ich im Dialog auf der ersten Seite anfangs ein wenig Schwierigkeiten zu unterscheiden, wer was sagt; das wurde mir erst beim Weiterlesen klar.

Ich hoffe du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen.

@ JahRastaWhaa:
Wenn du in Zukunft bitte konstruktivere Kritiken schreiben könntest ... ;)

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hi Michael.

Danke für die Kritik. Ich werde daran arbeiten. Und für alles andere gibt es eine simple Erklärung: Ich bin verrückt.
-Die Tabletten die Bastian nicht einnimmt, werden doch wie erwähnt in sein Essen gesteckt.
-Der Protagonist ist irre, deswegen braucht er länger um zu merken, das dies nicht sein Zimmer war.
-Katzinsky hat aber nicht damit gerechnet angegriffen zu werden.
-Ja, alle Tabletten!

Grüße zurück,

Bastian

 

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