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Intuitive Ereignisse
Dies ist die Geschichte von einer vornehmen Frau, die nachts plötzlich nicht mehr schlafen konnte. Sie grübelte darüber nach, wie das Universum beschaffen sein könnte. Sie blickte aus dem Fenster und schaute sich den Mond an. Manchmal erschien ihr dieser wie in einem Van Gogh-Gemälde; verschwommen und impulsiv. Sie hatte die Angewohnheit sich während dieser Phase auch nachts wieder adrett anzuziehen, sogar zu schminken und Schmuck zu tragen. Anderenfalls fühlte Sie sich nicht wohl. Doch ihre vornehmen Tage waren eigentlich vorbei, es waren nur noch die Accessoires, welche den Schein aufrecht hielten. Das Zimmer war sehr karg und klein, mit einem einzigen kleinen runden Fenster – es war ein Bullauge eines Schiffes. Die Dame, namens Alexandria, hatte sich mit ihrem letzten Geld ein Ticket für eine 2-monatige Schiffsfahrt gekauft. Mit dem Ziel am Ende in den Tod hinüberzugleiten, oder aber Mut für einen neuen Lebensabschnitt zu fassen.
Oft war sie zu tiefst entsetzt, ab ihrem Haaransatz, der Ihre grauen Haare preisgab. Doch es fehlte Ihr am nötigen Kleingeld, um dies zu fixieren. Innerlich brannte Sie nach dem Leben, aber es fehlte ihr der Zugang dazu. Längst war Sie in die Isolation getreten, lebte von kurzen Momenten in der Strassenbahn, wenn wieder mal ein junger Herr Sie begutachtete. Sie musste eine sonderbare Erscheinung sein: Ganz in Schwarz, höchstens mit einem roten Halstuch oder roten Schuhen.
Doch Sie war einsam und mit Ihr waren es wohl Abertausende von Menschen. Und trotzdem gab es stets Hoffnung, dass Sie nochmals ins Leben zurückgeholt werden würde. Sie glaubte an ein schicksalhaftes Ereignis, anstatt selbst an einem Ziel zu arbeiten.
So stand Sie am siebten Tage, nachts, wieder am Fenster und bemerkte, wie sich im Mond etwas veränderte, Sie wusste nicht, was es war, doch Sie hatte Hühnerhaut bekommen. Plötzlich fühlte Sie sich alleine und wie von einem Zauber umgeben. Sie legte sich seitlich in aufs Bett und begann zu weinen, bis Sie an einem wärmenden Feuer in einem riesigen Schlosssaal wieder aufwachte. Zu Ihrer Freude war sie jetzt jung und frisch, noch schöner als sie sich in Erinnerung hatte. Sie freute sich innig, war sich aber bewusst, dass dies nur ein Traum oder eine Illusion sein konnte. So entschied Sie, mutig zu sein, um herauszufinden, wo Sie gelandet sei. Sie sah sich um und erblickte nur einen leeren Raum mit einem roten Teppich. Sie war sich sicher, dass dies nur eine Erinnerung aus einem Film sein konnte, also schüttelte sie den Kopf und plötzlich war der Raum gefühlt mit tropischen Pflanzen! Wasser plätscherte in einem unbeschreiblichen Geräusch, Vögel zwitscherten, Wärme umhüllte ihren Körper, angenehme Tiergeräusche hörte sie, ein entferntes Gewitter war zu hören, leichter Regen klopfte in einem sanften Ton auf Blätter über ihr - es war als ob Sie im Paradies angekommen sei – sie fühlte sich frisch, pudelwohl und wunderschön.
Nach ungefähr 15 Minuten wurde sie nachdenklich und fühlte sich urplötzlich unglaublich unglücklich. Wie konnte das sein? Gerade nur einige Minuten vorher schien sie im Paradies angekommen zu sein und kurz daraufhin war sie bereits wieder untröstlich unglücklich und einsam...
Alexandria wachte wieder auf. Sie war glücklich wieder in der Realität angekommen zu sein. Das graue Haar schien sie nicht mehr zu stören und sie freute sich, über die Kerze, welche ihr Licht schenkte. Nun überlegte sie, für wen sie beten könnte aus Dankbarkeit für diesen schönen Moment, doch an einen Gott glaubte sie nicht und es gab niemand in ihrem Leben, dem sie hätte danken können für diesen inneren Frieden. Ihr selbst konnte sie nicht danken, dies kam ihr abwegig vor.
Dann überlegte sie weiter, wie sie diesen Zustand beibehalten konnte oder wieder abrufen könnte, unabhängig von ihrer physischen oder körperlichen Verfassung. Wäre dies möglich, dachte sie sich...? In diesem Punkte war sie eine Optimistin, sie dachte immer, dass es eine Lösung für ein Problem geben würde. Sie überlegte, sass an dem kleinen Tisch in Ihrer Kabine. Sie griff zur Reiseschere und schnitt sich Ihre Haare ab. Sie blickte in den Spiegel und war überglücklich – ein neuer Lebensabschnitt begann.
ENDE