Was ist neu

Interessiert disch meine Geschichte eine Scheiß, Alder

Mitglied
Beitritt
15.07.2008
Beiträge
78
Zuletzt bearbeitet:

Interessiert disch meine Geschichte eine Scheiß, Alder

Wir sitzen seit acht Minuten in dieser U-Bahn, er auf der einen Bank, ich ihm gegenüber. Unsere Fußspitzen könnten sich berühren. Könnten, tun sie aber nicht. Ich schaue ohne Umwege in sein Gesicht. Er versucht, an mir vorbei zu schauen, doch immer wieder gelingt es mir, seine Blicke für einen kurzen Moment einzufangen, für einen Augenblick, oder zwei. Seine dunklen Augen funkeln mich zunehmend bedeutungsvoller an, seine Mimik gewinnt an Ausdruckskraft, seine Lippen zucken, kleben aber noch schweigend aufeinander. Seit acht Minuten gebe ich ungestraft den Blickfänger, verdammt lange, überraschend lang. Mein ungeübter „Ich-betrachte-dich“ – Blick beginnt bereits zu zittern. Ich dachte, es würde mir leichter fallen. Im tiefen Wedding U-Bahn fahren und Unbekannte ansprechen saugt beträchtlich Mut aus meinem Hirn.

„He, was guckst du so?“, platzt es endlich aus ihm heraus.
„Wissen Sie“, sage ich zu ihm, „ich frage mich, was Ihre persönliche Geschichte ist.“
„Kannst du eine auf Schnauze haben, Arsch.“
Ich nehme ihm diese etwas persönliche Anrede nicht übel. Was sollte er auch sagen, wo er doch meinen Namen nicht kennt? Herr Arsch etwa? Ich bitte Sie.
„Das ist keine hilfreiche Antwort.“ Nur ungern belehre ich ihn, Vorsicht ist angeraten, manche Mitbürger reagieren gelegentlich selbst auf gut gemeinte Hinweise empfindlich.
Seine Suche nach passenden Worten unterbrechend, sage ich zu ihm: „Ich weiß nichts über Sie. Es ist doch so: Wir fahren einen gemeinsamen Weg des Lebens - und ich weiß zwar, warum ich hier sitze, aber ich weiß nicht, warum gerade Sie mir gegenüber sitzen. Warum ausgerechnet Sie?“
„Alder, hast du Scheiße im Kopf?“
„Wenn das eine ernst gemeinte Frage ist, lautet meine Antwort: nein. Aber die wirklich spannende Frage geht doch so: Was ist Ihre Geschichte? Verstehen Sie? Wenn das, was wir in diesem Moment gemeinsam erleben, eine Geschichte wäre, ein Kapitel in einem Buch, eine Filmszene, dann würde der Leser doch wissen wollen, wer wir sind, Sie und ich. Warum wir hier sitzen. Was wir denken, wenn wir uns in die Augen schauen. Was wir fühlen.“
„Fühlst du gleich Nasengeblute.“
„Ach was. Wenn wir keine Antworten geben auf diese Fragen, fällt die Kritik entsprechend mies aus.“
„Kritik?“
„Ja, Kritik. Und zwar für uns Beide. So langsam scheinen Sie mich zu verstehen.“
Mir scheint, als würde er – ein Schwede, Türke oder Kanadier, ich weiß nicht – in das Thema einsteigen.
„Jeder lebt seine Geschichte, Sie Ihre, ich meine. Verstehen Sie?“
Auch wenn er mit den Achseln zuckt, ich bin mir sicher, dass er eine eigene, sehr persönliche Geschichte hat.
„Na klar verstehen Sie. Und wenn ich Ihre Geschichte nicht kenne, dann habe ich doch auch keine Ahnung, woher Sie kommen und wohin Sie fahren.“
„Interessiert disch meine Geschichte eine Scheiß, Alder“, sagt er unnötig laut.
„Eben nicht“, erwidere ich, bewusst das Risiko des Widerspruches in Kauf nehmend. „Und selbst wenn, dann trotzdem nicht, es kommt immer auf den Blickwinkel an. Unsere Geschichten überschneiden sich. Wenn ich die Meine erzähle, gehört Ihre dazu. Sie gehören zusammen, und wenn auch nur für dreißig Minuten. Ich mag nicht meine Geschichte schreiben und dann eine beschissene Kritik kassieren, nur weil ich von Ihrer nichts weiß. Ich brauche Informationen von Ihnen.“
„Brauchst du gleisch Zahnspange.“
Er ist kleiner als ich, etliche Jahre jünger, kompakt, kräftig, wirkt sehr sportlich. Er trägt einen schönen weißen Sweater mit feinen schwarzen Streifen, mit Kapuze, Ghetto Musik steht auf der Brust geschrieben, eine Halskette, zwei Ringe an der rechten Hand.
Ich spreize meinen Zeigefinger in der Jackentasche, strecke ihn weit nach vorn.
„Wenn Sie mich angreifen, schieße ich Ihnen ein Loch in den Bauch.“
„Bist du schwul oder was?“
Eine überraschende Frage, wie kommt er auf diesen Gedanken?
„Wie kommen Sie auf diesen Gedanken? Interessant. Haben Sie Kontakt mit Schwulen? Regelmäßig? Find ich Klasse, Sie können offen mit mir darüber reden. Das gibt der Geschichte den richtigen Drive. Wirklich gut. Sehen Sie, ich hatte recht: jeder hat seine Geschichte. Ich kannte mal einen ...“
„Bin isch nisch schwul!“
„Psst, was sollen die Leute denken?“
Erschrocken schaut er sich um, blitzschnell werden Augenlider über neugierige Blicke gezogen.

Ich versuche wieder auf mein eigentliches Thema zurückzukommen: „Stellen Sie sich vor, es gibt eine Annahmestelle für Kleider und Sie wollen Ihren tollen, weißen Sweater abgeben, weil er Ihnen nicht mehr gefällt, oder weil er riecht und Sie wollen ihn nicht waschen. Aber die Bearbeiter an der Annahmestelle sagen: Wir nehmen Ihren Marken-Sweater nur dann an, wenn Sie vorher zwanzig selbst hergestellte Stücke abgeben, irgend etwas genähtes, gestricktes, gehäkeltes, egal, aber keine Gedichte. Was würden Sie machen?“
„Würd’ ich Sweatshirt in Mülltonne werfen.“
„Mann, jetzt mal im Ernst. Sagen wir, Sie würden zehn beschissene kleine Topflappen häkeln, dann erst diese und dann den Sweater abgeben.“
„Wieso sind jetzt genug zehn Topflabbe, denk ich, zwanzisch?“
„Vielleicht weil Sie denken, dass Ihr weißer Sweater so geil aussieht, dass zehn reichen?“
„Hast du Haken zum Aufhängen von Topflabbe?“
Diese Frage sitzt. Betrübt schüttele ich den Kopf.
„Dann Topflabbe ist echt Scheiße und so.“
„Ist das wirklich deine Meinung?“, frage ich ihn, echt deprimiert.
„Ist Meinung von meiner Mama. Meine Meinung, du bist eine Spinner.“
„Bin ich keine Spinner.“ Widerspruch. „Ich bin ein Autor.“ Aussage.
„Warum fahrst du dann U-Bahn?“
„Hä?“
„Kleine Spaß.“
Die Situation scheint mir zu entgleiten. Er grinst mich an.
„Wenn unser Zusammentreffen so endet, ist das Ergebnis jetzt schon klar.“
Leider stellt er keine interessierte Frage.
„Es werden Sätze fallen wie: Ein paar mehr Details hätten der Geschichte vielleicht gut getan. Oder: Woher die Einstellung? Warum dieser Drang, Dinge ändern zu wollen?“
„Welsche Einstellung? Bin isch arbeitslos. hat sich nisch geändert."
„Ab ins Korrekturzentrum, strotzt ja vor Fehlern.“
„Spresch isch deutsch besser als du türkisch.“
„Ben seni tschok sevijorum.“ Da staunst du, was?
“Şi salutări cordiale lu Iakita,” entgegnet er.
“Das ist niemals türkisch.”
„Hast du recht, Alder.“
„Natürlich hab’ ich recht. Es werden Bemerkungen kommen wie: Ich sehe da wenig Kurzgeschichtenhaftes. Oder härter: Dialoge gepaart mit U-Bahnfahren, das ist echt Müll in einer Geschichte, die Geschichte ist Müll.“
Sein Blick beginnt mich langsam zu irritieren.
„Da liegt viel mehr Potential drin für eine echte Geschichte“, versuche ich, ihn zu interessieren. „So ist das nämlich im Grunde keine Geschichte, ohne einen Hintergrund taugt das doch nicht mal zu einer seichten Satire.“
Was grinst er so abfällig?

Als die Bahn an der Station anhält und sich die Türen öffnen und Menschen ein- und aussteigen, erhebt er sich. Ich fordere ihn dringenden auf, doch bitte sitzen zu bleiben, weil mit den wenigen Informationen, die ich von ihm habe, keine gute Story zu schreiben sei. Nur U-Bahn und schwul reicht nicht. Niemand wird verstehen, warum wir uns schon in diesem frühen Stadium trennen. Nicht einmal, wozu wir uns überhaupt getroffen haben.
Er schiebt sich mit einer aufreizend langsamen Geste die Eier zurecht.
„Weißt du?“, sagt er, „mach dir nicht soviel Gedanken darüber, was die Anderen meinen werden. Schreib.“
Akzentfrei. Er zwinkert mir zu, steigt aus. Die Tür schließt sich, der Zug fährt an, jeder hebt grüßend eine Hand.

 

Hi Jürgen,

kurz und knapp. Gefällt mir gut. Pointiert und bestimmt realistisch, wenn man denn in der Bahn jemanden derartig ansprechen würde. Ob ich dann allerdings so mutig wäre, weiter zu bohren, würde ich doch sehr bezweifeln.
Ich finde ja, du hättest die Schnitzeljagd als Inspiration nennen sollen.

Ach ja, und natürlich ist deine Geschichte rassistischer Dreck. ;)

Lieben Gruß
sim

 

Na ja, realistisch? Würde man hier einen "Migranten" derart ansprechen, hätte dieses süffisante Arschloch von einem Protagonisten nach dem zweiten Satz schon einen in der Fresse sitzen. Und zurecht. Wenn beabsichtigt war, dass einem der offensichtlich Deutsche (warum auch sonst die wörtliche Abgrenzung zum "Migranten") so unangenehm ekelhaft erscheinen soll, dann kann man diese Geschichte als gelungen betrachten. Durch die Ich-Perspektive würde ich aber nicht unbedingt darauf wetten, dass dies tatsächlich so gewollt ist, das Gewicht liegt mir hier schon fast zu sehr auf der Bloßstellung des verbal Bedrängten. Meine Abneigung gegenüber intellektuellem Gehabe, um sich vermeintlich weniger Gebildeten überlegen darzustellen, ist einfach zu groß, als dass ich die Intention nicht hinterfragen müsste. Also bring mal Licht ins Dunkel, Jürgen Be. Beifall oder faules Obst und Gemüse, was wird's am Ende sein?

 

Bevor ich hier in eine Ecke gestellt werde, in die ich bestenfalls zum Ausfegen gehe, einige Hinweise.
@sim

Ich finde ja, du hättest die Schnitzeljagd als Inspiration nennen sollen.
hab ich vorher nicht gelesen und ist keine Quelle der Inspiration.
Interessanterweise hast du auf meine erste hier veröffentlichte Geschichte Dateileiche
folgendes geschrieben:
oder warst schon mal unter anderem Nick registriert.

Was ich nicht war. Warum dieses Misstrauen?

@sim

Pointiert und bestimmt realistisch ...
@Wemaster
Na ja, realistisch?

Da ist gar nichts realistisch. Das ist eine SATIRE, daher in der gleichnamigen Rubrik veröffentlicht.
Und das ist keine Satire über, für oder gegen Migranten, der spielt hier eine komplett untergeordnete Rolle. Es ist eine Satire, die sich mit den Kommentaren in diesem Forum beschäftigt. In "Dateileiche" habe ich viele Geschichten gelesen und eine geschrieben, in die so manche Inhalte daraus eingeflossen sind, inklusive des kompletten Webmasters. Erfreulicherweise wurde diese Geschichte ausgezeichnet. Diesmal liegt der Grundgedanke eher auf den Kommentaren und in den letzten Zeilen werden einige zitiert.
Es ist eine Satire, die sich mit den Kommentaren auf Kurzgeschichte.de befasst, den "Topflabbe".

@Wemaster

Wenn beabsichtigt war, ...
Durch die Ich-Perspektive würde ich aber nicht unbedingt darauf wetten, dass dies tatsächlich so gewollt ist

Doch, genauso beabsichtigt und gewollt. ICH ist ein Arschloch, der eine Geschichte schreiben will und diese nach den zu erwarteten Kommentaren ausrichtet. Er hat hier fleißig gelesen und fürchtet sich vor genau diesen Kommentaren, die er zitiert. (und anderen, so wie diese hier)

Und ICH bin nicht ich, in diesem Fall.

Liebe Grüße und herzlichen Dank für euer Lesen und die Reaktionen
Jürgen

 

N'abend,

aaaalso ... ich glaub, ich hab's nicht verstanden.
Da sitzt einer in der Bahn und stellt seinem Gegenüber philosophische Fragen, der ziemlich klischeehafte Antworten darauf gibt. Das fand ich übrigens recht witzig, auch gut geschrieben. Der Frager will daraus dann eine Geschichte machen und will Informationen haben und so ... ist das so richtig?

Wie gesagt, ich find's ganz gut geschrieben, aber ich versteh's nicht. Hab leider auch die Satire nicht mitgekriegt. Und ich trau mich fast nicht zu fragen: Hat das nen bestimmten Grund, das es ein Migrant ist?

Klärste mich auf?

Lieben Gruß von backslash

 
Zuletzt bearbeitet:

Oh hallo Jürgen,

dieses Mal war es kein Misstrauen, sondern aufgrund der Ähnlichkeit im Plot die Überzeugung, dass du eine Idee gern für einen eigenen Gedanken dazu adaptiert hast, was keinesfalls ehrenrührig gewesen wäre.
Das zur ersten Geschichte geäußerte Misstrauen hatte weniger mit dir als mit meiner Erfahrung bei KG zu tun, nach der die meisten derer, die permanent auf uns schimpfen, sich trotzdem allzugern immer wieder bei uns anmelden, weil man so schwer von dem lassen kann, was man hasst. ;)

Und, um es noch mal zu erwähnen: Ich fand deine Geschichte gut.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo \,
hast du meinen Kommentar in #4 gelesen? Darin scheibe ich etwas über meine Gedanken zu diesem Text. Reicht das als Erklärung?
Ich danke dir fürs Lesen - und fürs "witzig finden", das sollte es auch sein. Und nein, nicht auf Kosten des "Migranten", wie mir nun vermutlich fleißig um die Ohren gehauen wird.
Liebe Grüße
Jürgen

 

Hallo Jürgen!

Hm, bei mir kam da nix an. Die Idee, sich mit den verschiedenen Arten von Kommentaren und Rückmeldungen in Geschichtenform auseinanderzusetzen in allen Ehren; aber gelungen ist Dir das hier meines Erachtens nicht. Mein Fazit wäre dann: Idee gut, Umsetzung schlecht.

Warum der Migrant? Braucht's den? Der zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich, wo es die Aufmerksamkeit doch eigentlich an anderer Stelle bräuchte. Es wurde genausogut mit einem neutralen "alten Mann" funktionieren. Nein, nicht genausogut: besser! Ich hätte mich dann eher auf das hinter den Kulissen Gesagte konzentriert, und nicht auf dieses herablassende Provozieren von Versatzstücken wie "Was guckstu" und so.
Ach, na ja, und wenn Du schon so eine überzeichnete Konstellation bringst, dann hab auch den Mut, und schmeiß den Schweden raus: "... als würde der Migrant – ein Schwede, Türke oder Aserbaidschaner, ich weiß nicht ..." Wenn poklitisch unkorrekt, dann bitte nicht so feige! "Türke, Araber, was weiß ich" - das würde Deinem Erzähler zu Gesicht stehen. Als würde so einer einen Schweden, Holländer oder Belgier überhaupt als "Migrant" wahrnehmen ...

Aber ich will mich nicht mit der Migrantensache aufhalten. Obwohl ... mehr zu sagen hab ich eigentlich nicht. :D Es funktioniert bei mir halt nicht, weil die Geschichte eher wie ein misslungener Versuch wirkt ... ja, keine Ahnung, irgendwas Migrantenbezogenes zu erreichen halt. Auf jeden Fall kam bei mir nicht das an, was Du beabsichtigt hattest.

Wir nehmen Ihren Marken-Sweater nur dann an, wenn Sie vorher zwanzig selbst hergestellte Stücke abgeben, irgend etwas genähtes, gestricktes, gehäkeltes, egal, aber keine Gedichte. Was würden Sie machen?
Das ist der Kern? Klingt nach verletzter Künstlerehre. :)

„Wieso sind jetzt genug zehn Topflabbe, denk ich, zwanzisch?“
Das fand ich etwas unglaubwürdig. Auf einmal geht der Migrant auf ihn ein, steigt ins Gespräch ein. Warum grad jetzt? Ich war da verdutzt.

„Warum fahrst du dann U-Bahn?“
„Hä?“
„Kleine Spaß.“
Die Situation scheint mir zu entgleiten.
Ja, die Geschichte auch. War das Absicht? - Wow, ich kann damit echt nix anfangen, tut mir leid.

„Diese Geschichte ist nämlich im Grunde keine Geschichte, sie taugt doch nicht mal zu einer seichten Satire.“
Verletzte Künstlerehre ... ganz klar. :D

Nee, mich hat's nicht erreicht. Die Idee find ich gut, auch wenn's stellenweise nach persönlichem Groll klang. Aber da will ich Dir mal nix unterstellen, ehrlich nicht. Die Migrantensache hat das Ganze für mich aber zum Einsturz gebracht: Da wurde zu viel Aufmerksamkeit auf, ich sag mal: Provokation gelenkt, die für die Geschichte ohne Belang war.

Bis denne,
Fisch

 

Also sowas. Der eine vermutet ungenannte Textinspirationen, der andere ahnt Fremdenfeindlichkeit, die Dritte erkennt verletzte Künstlerehre ...
Ich mach einen Termin bei Efdal Erzin, meinem Therapeuten, er kann sicher Licht in mein Dunkel bringen.
Das Schlimme ist nämlich, dass ich den Text immer noch gut finde, alter Schwede.
Und dann werde ich noch aufgehetzt, einen "alten Mann" rein zu schreiben! Die nächste Reaktion wäre klar: ob ich derjenige sei, der ab und an alte Leute vor die U-Bahn wirft, um die Rentenkasse zu erleichtern, nur mal so als Frage, soll keine Unterstellung sein. Ne ne, dazu fählt mir nu escht der Mut.
Also, Fischstäbchen, mange tak fürs Lesen und Kommentieren, die nicht gestellten Unterstellungen ignorier ich und in drei, vier Wochen traue ich mich vielleicht wieder durch Kreuzbergs Straßen zu gehen. Nein, nicht wegen den Ausländern, mit denen verstehe ich mich gut. Wegen den Inländern ...

Einen lieben Gruß
Jürgen

 

Also ich liebe den Migranten. Und den und den dialogführenden Prot vor dem Hintergrund der erfolgten Erklärung, äh ... Müll, ich hab vergessen, wie dieser Satz enden sollte, der begann auch total bescheuert.
Ich sehe die Satire aber eher im direkten Thema der Geschichte, nicht in deiner Intention. Du lenkst durch den Dialog mit dem Migranten zu sehr davon ab. Um das eher in den Vordergrund zu rücken, hättest du den Dialog wohl zwischen zwei gleichberechtigten Charakteren stattfinden lassen müssen, aber dann wäre er wohl kaum noch witzig gewesen. Also, schnell so tun, als wolltest du eine Satire auf Klugscheißer geschrieben haben wollen, dann fällt's nicht mehr auf. :D

 

Tja Jürgen,

auch an mir rauscht die Intention, der Subtext und der ganze Rest vorbei.
Als Text an der Oberfläche an manchen Stellen witzig, doch durch die Erläuterungen in #4 und durch die eingewobenen Absichten, die in #1 stehen und in #4 erklärt werden, entsteht mehr Brei als Satire.
Ich mag Metatexte nicht, das hatte ich Deinem Erstling bereits unterschrieben, und dieser Metatext funktioniert nicht für mich, weder inhaltlich, noch auf der Metaebene, noch als Satire.

Und Texte die erklärt werden, haben immer den Makel, daß das, was erklärt wird, nicht im Text steht, doch da gehört es hin. Da kann die Erklärung noch so clever, uneitel oder gründlich sein.

„Ist das wirklich deine Meinung?“, frage ich ihn echt, deprimiert.
das Komma ist zuviel

Grüße
C. Seltsem

 

Äh ja, Are Efen ...

Mann, was für ein Kappes! Feindseligkeit! Da sagt man, dass man einen Migranten als Baustein einer bestimmten Geschichte als zu bröckelig erachtet - und macht damit dem Autor den Vorwurf, ausländerfeindlich zu sein? Also echt jetzt ... Ich kapier's nicht. So ein Humbug.

 

@Are Fee

1.Hier hat keiner dem Autor Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen.
2. Die Geschichte ist NICHT revolutionär! (In welcher Hinsicht bitte? Kannst du mal auch das, was du von dir gibst, in irgendeiner Weise untermauern?)
3. Du hast die Rubrik übersehen, die Geschichte wurde in Satire gepostet, weil sie irgendetwas überspitzt darstellen wollte - die einzige Überspitzung, die ich hier sehe, ist die Bloßstellung des Ausländers.
4.

Das kann sich jeder, absolut jeder wohl noch bewusst machen, dass der andere auch eine, bzw. seine fesselnde Geschichte hat und lebt, die es wert ist, zur Kenntnis genommen zu werden.
So? In dieser Weise sollte man die Geschichte eines Ausländers erfahren? Ihn in der U-Bahn vor allen Passanten bedrängen, seine Geschichte zu erzählen?

Der Vorgehensweise des Autors kann sicher noch eine ganze Menge sehr Kluges abgerungen werden, aber das verschwindet regelrecht angesichts der aufgekommenen Feindseligkeit.
Äußerst klug, ja. Dann kann der Autor mir auch sicher verraten, in wie fern der "Migrant" dazu dient, dass man seine Intention versteht.
Wie Celtsem schon gesagt hat, das ist ein Metatext, der nur für Kg'ler verständlich ist, aber welche Gruppe soll der Ausländer jetzt vertreten? Prot. kann Kritiker sein, schön, und der andere?

JoBlack

 

22:39, ich sitze im Wartezimmer von Efdal Erzin, habe zwar erst morgen um 10 Uhr einen Termin, aber der Raum ist komfortabel mit Internet-Zugriff ausgerüstet.

Liebes Fischstäbchen, lass das bloß nicht die Anderen hören, dass du Migranten bröckelig findest, dass könnte den Inländerhass verstärken, nachher müssen wir Beide um Leib und Leben fürchten und gemeinsam die Republik verlassen, ich nach Schweden und du nach Arabien.

Ehrlich gesagt bin ich nach zehn Jahren Leben in Berlin-Wedding und weiteren zehn Jahren in Berlin-Kreuzberg während des Schreibens nicht auf den Gedanken gekommen, das könnte einen moralischen Aufschrei aus dem Westen des Landes zum Schutze der Nicht-Deutschen führen. Ich habe eine Person genommen, die etwa 40 Prozent der U-Bahngäste repräsentiert.
Find ich aber gut, solche Aufschreie kann es nie zu viel geben.

So, jetzt blätter ich noch ein wenig in der "Gala" oder der "Bunte", mal sehen ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jürgen Be,

ich mag die Geschichte! Zwar hab ich sie nicht so sehr als auf kg.de bezogen gelesen, sondern mehr allgemein: Den Erzähler als ziemlich weltfremden, Möchtegernautor, der eigentlich gar nicht fähig ist, sich auf die Wirklichkeit einzulassen (siehe missglückte Kommunikation) verstanden. Im Grunde ist das eine Satire über einen jeden, der schreibt – weil Literatur eben nicht die Realität ist. Es wird nun mal absurd, wenn man die beiden verwechselt. Und so Leute kenn ich, die in literarischen Welten etwas abgedriftet sind und fast nur einen künstlichen Bezug noch zum Alltag haben. :D

Vielleicht deswegen meine Kritik:
Der Migrant *g hätte nach meinem Geschmack ruhig über etwas mehr als nur über brutale Floskeln verfügen können. Da wäre zwar die "Konfrontation" nicht so offensichtlich, aber die Lächerlichkeit des Erzählers im Endeffekt doch gravierender.

Anekdote, die mir am Rande einfällt:
Ich hab mal einen Russen kennengelernt, der nur einen richtigen deutschen Satz konnte – den hatte er allerdings auswendig gelernt: „Entschuldigen Sie bitte meine unvollkommene Ausdrucksweise, mein Deutsch lässt ziemlich viel zu wünschen übrig!“ – Das fand ich zum Brüllen! :D

Fehler: “Şi salutări cordiale de a Iakita.” – da fehlt ein „l“ – „de la“ ;)

Amüsierter Gruß
Kasimir

 

Yippieee,
einer mehr in der kleinen Männergruppe mit Dame (@Are-Efen: danke; wir werden überleben!)
Den Webmaster (herzlichen Dank dafür!) zähl ich mal dazu und Sim hat sich ja auch geoutet.

Vielen Dank, Kasimir, an deiner Meinung ist mir sehr gelegen.
- Natürlich auch an denen vieler Anderen -

Fehler: “Si salutari cordiale de a Iakita.” – da fehlt ein „l“ – „de la“

Dann würde es "aus" heißen, gemeint ist aber "an", und dass heißt "de a", im rumänischen.
- vielleicht sprech ich aber nur einen seltenen Dialekt -

Mein Migrant ist ein Medizinstudent im sechsten Semester, in Deutschland geboren und spricht akzentfrei Deutsch
- was bei seinem Türkisch nicht der Fall ist, das ist grottenschlecht. -
Wenn er keinen Bock hat, dumm angequatscht zu werden, macht er einen auf Türkenproll
- was es ja eigentlich gar nicht gibt, ich weiß -

Deine Anekdote erinnert mich an die Werbesendung mit den Indern, die ein Paulaner bestellen wollen ...

- Es ist gar nicht so einfach, Texte zu schreiben, die es allen recht machen wollen. Mein Ding ist das nicht, ich lass es besser. -
Schön, dass Du es dann trotzdem magst.

Liebe Grüße
Jürgen

 

Hi Jürgen,

danke, deine Erklärung hab ich gar nicht gesehen. Muss sich wohl überschnitten haben. Deine Geschichte hat ja zu heißen Diskussionen angeregt. Wow.

Lieben Gruß von
backslash

 

Are-Efen: Im Gegensatz zum Autor dieser Geschichte hast du keine dieser Kritiken kapiert, ist dir das bewusst? Ganz schön dumm!

 

Hallo,

ich habe etwas am Text gearbeitet und versucht, ohne Wesentliches zu ändern, meinen Freund Erhan seinem nervigen deutschen Gegenüber zumindest gleich zu stellen.

Ich nutze die Gelegenheit zu einigen Gedanken zu den Kommentaren von Aren-Efe, nicht nur zu diesem Text:
Sie erscheinen mir häufig als merkwürdig, schwer zu verstehen, als eine Mischung zwischen Provokation, Unverstandenem und Unverständlichem.
Aber: so manches Mal, wenn ich mir die Mühe mache, über ihr Geschriebenes nachzudenken, finde ich interessante Gedanken hinter den schwer verständlichen Zeilen, die ich teile. Nicht nur in den Kommentaren, auch in den Texten.
Ich verstehe meistens weder die Einen noch die Anderen. Dadurch auch nicht die Beweggründe, das Ursächliche. Ich vermute, dass manche ihrer Kommentare die gelesenen Texte nur als Assoziation nutzen und über Gedankenketten zu Aussagen führen, die vielleicht gar nicht ohne weitere Informationen verstanden werden können.
Das ist natürlich für die Auseinandersetzung mit einem Text nicht immer dienlich. Deswegen sind aber ihre Gedanken nicht per se falsch, nicht selten, wenn ich einen Zugang finde, teile ich sie.

Also, Are-Efen, nicht böse sein, dass ich eher über dein Schreiben als zu dir schreibe, fiel mir so aber leichter.

Interessant finde ich, wie eine nur im Text existierende "Ausländer"-Figur reflexartig in Schutz genommen wird und im beinah gleichen Atemzug eine real existierende "Kollegin" angeraunzt wird - wegen ihrer Meinung. Was ich selbst auch schon gemacht habe, ich weiß.

Als Angebot mehrere versöhnliche Grüße an alle Beteiligten
verteilt
Jürgen Be

 

Hallo Basti,
danke für dein Lesen und deinen Kommentar.
Du hast recht, ich habe nur kleine Details geändert, wahrlich nichts gravierendes. Ich freue mich natürlich, dass dir die Geschichte gut gefallen und für einen netten Zeitvertreib gereicht hat und auch, dass du keine neuen Aspekte ins Spiel bringst, wie ich persönlich wohl warum was schreibe, sondern dich einfach nur auf den Text beziehst.


Hallo A.-E.
Prima, dass du annimmst.
Allerdings eine Frage:

und noch dazu, weil er sich nachdrücklich Gehör verschaffen muss
Warum muss?


Liebe Grüße
Jürgen

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom