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Inspiration

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21.05.2002
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Inspiration

Ich weiß nicht ob ich Ihnen dies alles überhaupt erzählen sollte. Aber alles menschliche in mir schreit danach, mich noch einmal jemandem anzuvertrauen. Leichter wird es dadurch jedoch auch nicht und ich hoffe es noch rechtzeitig fertig zu bekommen...

Am besten ich beginne ganz am Anfang diesen Übels, das heißt gestern morgen. Genau genommen in aller Frühe vor meinem Computer – ich hatte frei, müssen Sie wissen. Wäre ich doch nur zur Arbeit gegangen. Alles wäre in Ordnung gewesen. Doch dafür ist es schlicht zu spät.
Ich beschäftigte mich mit den verschiedensten Seiten im Internet und blieb irgendwann in einem Forum hängen, in dem man eigene Kurzgeschichten, auch zum Thema Horror, veröffentlichen kann. Einiges las ich und kam zu dem Entschluss mich zu registrieren und selbst eine kleine Geschichte zu schreiben. Doch ich fand keinen rechten Einstieg, es fehlte die Idee – jene berühmte Inspiration. So sah ich mich bald gezwungen, aufzugeben und erst mal einen Spaziergang zu machen um mir eben jene Inspiration zukommen zu lassen. Hätte ich nur nie das Haus verlassen!

- Mein Gott, was ist mit der Tür. Ist sie wirklich verschlossen? Ich werde nachsehen müssen und hoffe wenigstens noch bis zum Ende der Geschichte meines Verderbens schreiben zu können...

Ja, die Tür ist verschlossen, das bringt mit hoffentlich die entscheidenden Minuten, mir noch alles von der Seele schreiben zu können.
Ich verließ also das Haus obwohl der Himmel bereits in ein ungemütliches Grau gewechselt hatte und schlenderte gedankenverloren den kleinen Bach ganz in der Nähe entlang. Irgendwie war die gesamte Atmosphäre eher herbstlich. Ideal für schwermütige Gedanken. Und dann sah ich ihn zum ersten Mal! Den alten Mann – nein, eigentlich keinen wirklichen Mann. Das muss der Leibhaftige gewesen sein. In einer fast gebrechlich wirkenden Hülle. Der Alte roch nach Alkohol als er etwa zwei Schritte vor mir aus dem Gebüsch trat. Ein in einen dunklen Mantel gehüllter Greis, das Haar aschfahl, fettig glänzend und streng nach hinten gekämmt. Alles in allem keine angenehme Erscheinung. Aber das Schlimme waren diese Augen! Sie kennen doch sicher diese teuren Porzellanpuppen. Die haben ganz ähnliche Augen, nur wirkten sie an dem Alten wirklich kalt.
Da ich dicht vor ihm zum Stehen gekommen war, konnte ich diese Augäpfel deutlich erkennen. Mir schien, als sei die Iris schlicht auf leicht trübes Glas oder Porzellan gemalt wurden. Sicher, ich kenne Menschen mit Glasaugen – aber diese hier waren anders. Die Finsternis schien in dem Alten zu schlafen. Ich kann es kaum in Worte fassen. Mir lief ein Schauer über den Rücken als ich sah wie einer der ersten Regentropfen das rechte Auge traf und sich darauf verteilte ohne dass der Greis es zu Kenntnis nahm.
Er sprach mich an. „Guten Morgen. Du suchst nach mir, habe ich das Gefühl.“ Und ich konnte mich nicht mal einen Schritt zurück bewegen, brachte nur dieses heisere, nichts sagende Krächzen heraus. Er nickte. „Nun, mein Freund, ich weiß was du suchst. “ raunte mir der Alte zu während der Regen schlagartig an Stärke gewann - als ob der Himmel den Graukopf wegspülen wollte. Doch er grinste breit und streckte mir seine faltige Hand entgegen. Niemals würde ich ihn berühren, vor allem jetzt nicht mehr. Denn als ich meinen Kopf halb senkte und halb zur Seite drehte um dem Regen nicht zu viel Angriffsfläche in meinem Gesicht zu bieten sah ich sie: die Tote! Eine halbnackte Frau lag abseits des Wegen, genau dort woher der Alte gekommen war. Er musste sie ermordet haben, dessen war ich mir ganz sicher. Nie werde ich den gebrochen Blick der Toten vergessen. Auf ihren Zügen lag noch das blanke Entsetzen, welches sich wohl im letzten Augenblick ihres Lebens über sie gesenkt hatte. (was, um Himmels Willen, hatte sie noch sehen müssen?) Noch schlimmer – sie zerfiel. Sie schien sich im Regen aufzulösen als liefe wäre dieser Säure. Langsam wurde das Fleisch weniger, die Knochen zeichneten sich unter der toten Haut ab.
Ich rannte. Nur weg von der Leiche und ihrem Mörder. Meine Schritte schienen sich einander zu jagen und natürlich fiel ich. Zwar konnte ich mich mit den Händen abfangen, spürte keinen Schmerz, dennoch schmeckte ich das dreckige Pfützenwasser. Es klatschte gegen meine Gesicht, wurde jedoch fast augenblicklich vom wolkenbruchartigen Regen hinweggespült. Ich begegnete niemanden, erreichte die Haustür und brach beim überhasteten Aufschließen fast den Schlüssel ab. Alles war so furchtbar schnell gegangen. Nun entfernte ich mich langsamer von der Straßentür in Richtung Treppe. Meine Wohnung war zum Greifen nahe.
Aber auf etwa der Hälfte der Treppe war er wieder da, der Alte schien aus dem Nichts entstanden zu sein. Und er sprach nur zwei Sätze: „Nutze die Inspiration! Wir sehen uns morgen!“
Was dann geschah brachte mich an den Rand des Wahnsinns; der Greis schritt mir entgegen – und sowohl durch meinen stummen Schrei als auch durch mich selbst hindurch! Als wäre ich nichts als ein Trugbild. Seine Kälte fraß sich durch meinen Körper und meine Seele, ich knickte auf der Treppe ein und begann Laute von mir zu geben, die halb ein menschliches Weinen und halb unmenschliche Schreie waren. Mir war, als hätte der Alte bereits einen Teil meiner Seele mit sich hinweg gerissen um mir nach einer zynischen Galgenfrist auch den Rest zu rauben...

Mein Gott, er ist da. Der Alte, der Mörder mit den toten Augen! Der Leibhaftige! Ich spüre ihn, und das sind Schritte auf der Treppe. Vielleicht sollte ich mir das lange Messer neben der Tastatur selbst ins Herz rammen. Jetzt ist er an der Tür – warum hilft mir den niemand...

[ 04.06.2002, 13:35: Beitrag editiert von: King Mö ]

 

Hy King Mö

Tolle Geschichte. sie gefällt mir gut.
Es sind noch ein paar fehler drin, aber ich bin sicher die besserst du bald aus.

Mir lief ein Schauer über den Rücken den Rücken als ...
Nur einmal "den Rücken"...

Sie schien sich im Regen aufzulösen als liefe wäre dieser Säure.
"liefe" weg...

Über eventuelle Rechtschreibfehler und Zeichensetztung traue ich mich nicht drüber, da das selbst meine Macken sind.

Gruß Azrael :kaffee:

[ 04.06.2002, 13:11: Beitrag editiert von: azrael ]

 

Thx!

Stimmt, wer ich ausbessern - Rechtschreibung? Nicht schon wieder! :xxlmad:

 

Hi King Mö,

ich finde deine Geschichte echt gelungen. Schafft richtig gut unangenehme Atmosphäre, mußte dauernt an Nacktschnecken denken...

Den Mann konnte man sich richtig gut vorstellen, irgendwie Zuhälter-Like :D ... Manchmal fand ich die Handlungsabläufe a bißle schnell hintereinander gereiht, aber sonst... nix zu meckern :dope:

bye bye Korina

 

Am Anfang dachte ich: Oh Nein! Nicht schon wieder eine Geschichte über Kurzgeschichten.de oder sonst eine ähnliche Plattform. Aber dann hast du ja doch noch irgendwie die Kurve bekommen.

Mein Problem ist, daß mich die Geschichte nicht mitgerissen hat.

Manchmal ein paar unglückliche Formulierungen...

Aber alles menschliche in mir schreit danach, mich noch einmal jemandem anzuvertrauen.
Dann verwendest du zweimal direkt hintereinander in zwei Sätzen die selben Schlußwörter: "...schreiben zu können..."

Außerdem widersprichst du dir ein wenig. Mal sagst du, wärst du lieber zur Arbeit gegangen. Dann wieder: "Hätte ich nur nie das Haus verlassen." Vielleicht stört das auch nur mich. ;)

Alles in allem hat mich die Story nicht wirklich vom Hocker gehauen. Okay, ab und zu kam ein bißchen Atmosphäre auf. Hauptsächlich bei der Begegnung mit dem Alten. Aber das wird durch Anfang und Ende wieder in den Hintergrund gedrängt, die ich für überarbeitungswürdig halte. Gelesen. Vergessen. Die nächste bitte! ;)

Gruß,

Poncher

 

Korina:
Danke schön erstmal. Wegen der Handlung die "schnell aneinandergereit" erscheint - so in etwa sollte das auch sein - oder wie würdest du schreiben wenn du auf den Alten "wartest"? Scheint leider nicht so rübergekommen zu sein, sorry.

Poncher:
Außerdem widersprichst du dir ein wenig. Mal sagst du, wärst du lieber zur Arbeit gegangen. Dann wieder: "Hätte ich nur nie das Haus verlassen." Vielleicht stört das auch nur mich.
=> Das mit dem "nicht das Haus verlassen" wäre theoretisch die zweite Möglichkeit gewesen, der Sache zu entgehen. Hm, vielleicht aus Sicht des Lesers wirklich etwas unglücklich formuliert. Wenn stört das noch? ;)
"Gelesen. Vergessen. Die nächste bitte!"
=> Willst du dir wirklich noch eine von mir antun (gg)

Danke aber auch (oder vor allem) dir für die Kritik! Schließlich sind die Geschichten hier ja für die Leser, nicht für die Schreiber.

Ciao

 

Hi,
mir hat die Geschichte gut gefallen.
Ich finde durchaus, ds du den Schrecken gut rüberbringtst.
Am besten hat mir der letzte Satz gefallen,

Zitat

__________________________________________________

warum hilft mir den niemand...

__________________________________________________

Das versetzt noch einen kleinen Stich.

Mir hats, wie gesagt, gut gefallen.

Rub.

[ 05.06.2002, 17:48: Beitrag editiert von: Rub. ]

 

Danke schön, deine Meinung baut mich richtig auf! (stolzguck)

MfG
King Mö

 

Hi, King Mö!

Der Anfang deiner Geschichte kam auch mir etwas holperig vor, ich denke ,der Mittelteil ist recht ordentlich, vor allem wenn man wissen will, was es mit dem Alten auf sich hat(hier spielst du wissentlich oder unwissentlich ein wenig mit den Erwartungen des Lesers).
Die Flucht und das Ende-naja, wofür?

Es ist so wie Poncher es sagt, man hat sie gelesen, aber nachhaltig wirkt sie nicht.

Viele Grüße!

 

hier spielst du wissentlich oder unwissentlich ein wenig mit den Erwartungen des Lesers

=> Sonst heißt es doch immer: zu vorhersehbar ;)

Auf den Alten komm ich vielleicht nochmal zurück

 

???
Ich wollte eigentlich nicht drohen...
is echt so schlimm? Oder versteh hier nur Bahnhof?

 

Hi!

Die Geschichte ist ganz ordentlich, aber irgendwie passiert alles viel zu schnell, um wirklich mit dem Protagonisten fühlen zu können. Es ist daher so, wie Poncher gesagt hat; man liest sie einmal und vergißt sie auch gleich wieder.
Unheimlich hätte ich es übrigens gefunden, wenn er von Hand geschrieben hätte. Am besten noch bei Kerzenlicht. Ich weiß, das ist ein uraltes Klischeebild, aber so hab ich mir immer den Poe schreiben vorgestellt - und das hat was. :naughty:

Gruß,
stephy

 

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