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Inspektor Kles - 3. Das Finale
Das Finale
>Hm, im ersten Teil wurden Schwule umgebracht –<
>Und Lesben! Unverschämtheit, wie wir Frauen wieder vernachlässigt werden in dieser patriarchalischen Gesellschaft!<
>Wurden Schwule und Lesben umgebracht, im zweiten Teil Heteros ... da bleiben ja nur noch Bisexuelle ... Langweilig.<
>Das denken Sie. Lassen Sie sich überraschen!<
Inspektor Kles betrat sein Büro. Dieses Mal würde er sich nicht überrumpeln lassen.
Die obligatorischen zwei Männer warteten in seinem Büro auf ihn.
Noch bevor er sich richtig hingesetzt hatte, sagte er zu ihnen:
„Einen Mörder.“
Die beiden blickten sich verständnislos an.
Dann fragte einer der zwei:
„Wie bitte?“
„Ich sagte: ‚Einen Mörder.’ Diese Antwort hätten Sie mir gegeben, wenn ich gefragt hätte, was Sie heute für mich haben. Da ich die Antwort aber kannte, beschloss ich, gleich mit der Antwort ins Haus, besser gesagt ins Büro, zu fallen, um den Prozess der Konversation, der sich sonst etwas länger hingezogen hätte, drastisch zu kürzen. Es hätte nämlich einiges an Zeit in Anspruch genommen, wenn erst noch beschrieben werden müsste, wie ich kurz innehalte, nachdem Sie mir diese Antwort nennen, na, Sie kennen das ja. Übrigens: Sieben Leute soll er ja schon umgebracht haben.“
„Danke, dass Sie das alles verkürzt haben, spart uns ja wirklich eine Menge Zeit. Also, was gedenken Sie angesichts dieser Tatsache zu tun?“
„Meine Herren, ich habe einen unfehlbaren Plan entwickelt. Ich werde den Täter einfach suchen und finden!“
Beifallheischend sah er die beiden Männer an.
Diese kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Sie ... Sie sind ein Genie“, den einen hielt es nicht mehr auf dem Stuhl, er stand auf und schüttelte Kles die Hand.
„Wieso sind Sie noch Inspektor und nicht ... etwas Höheres?“
Kles lächelte bescheiden.
„Wissen Sie –“
„Ja“, sagte der Mann.
„Was?“, fragte Kles verdutzt.
Verschüchtert antwortete sein Gegenüber:
„Ich, äh, ich wollte bloß ... na ja, von wegen Straffung und so ... es auch mal probieren ... nein?“
Kles schüttelte den Kopf, bevor er weitersprach:
„Wissen Sie, 'Etwas Höheres' würde sich im Titel nicht so gut machen. Gäbe dem Ganzen etwas Lächerliches, finden Sie nicht?“
„Ja, Sie haben vollkommen Recht, Inspektor“, mischte sich nun der zweite Mann ein.
Missbilligend betrachtete Kles den Mann.
„Natürlich habe ich Recht. Ich habe immer Recht. Auch, wenn Sie Unrecht haben. –
Aber meine Herren, ich habe einen Mörder zu fangen, deshalb bitte ich Sie, mir die nötige Zeit zu verschaffen.“
„Ja“, antworteten beide, ohne aber die geringsten Anstalten zu machen, Kles alleine zu lassen.
Kles schaute die beiden einige Zeit lang an, bevor er sagte:
„Sie sollen gehen.“
„Ach so“, sagten die beiden und gingen.
Kles lachte in sich hinein. Es war kein gutes Lachen.
Kles, die zwei Polizisten und der Verdächtige befanden sich im Verhörzimmer, jenem Raum, in dem sich Kles’ Bruder vor einiger Zeit erschossen hatte, mitsamt seinen zwei Kollegen und dem Täter.
Dementsprechend unwohl war es den beiden Beamten, sie hatten schon viel über das Kles’sche Blut gehört.
Kles blätterte in einer Akte. Dann sagte er zu dem Verdächtigen:
„Ich habe eine Mappe gefunden. Und wissen Sie, wo sie lag? Im Archiv. Neben dem Mülleimer. Sozusagen bei all den anderen Mappen.“
Kles atmete tief ein.
„Aber das tut nichts zur Sache. Lassen Sie uns zum eigentlichen Thema zurückkommen.“
„Wenn ich Ihnen etwas brechen soll, dann sagen Sie es gleich, und umschreiben Sie es nicht mit Ihren lächerlichen Artikulationsversuchen!“
Kles war schon einige Jahre Polizist und konnte mit konstruktiver Kritik umgehen und diese auch ignorieren.
„Sie führen ein Doppelleben. Für die einen sind Sie E-on, ein brutaler Mörder, für die anderen sind Sie Thomas Anders, der in einer Wurstfabrik arbeitet und dort Würstchen testet. Wie Sie sich sicher vorstellen können, geht es hier gar nicht um die Würstchen. Jedenfalls nicht um Würstchen.“
E-on schwieg, offensichtlich davon beeindruckt, dass Kles es schaffte, einen einzigen Buchstaben kursiv auszusprechen.
„Es geht um eine Wurst. Und wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, sind wir vielleicht dazu bereit ... ... … ... ich liebe Sie ... seit dem ersten Moment, als ich Sie gesehen habe ... kann ich nur noch an Sie denken ... Du ... ich ... später mal gemeinsam, ich stelle mir ein Leben mit dir vor ... Diese ganze Mordsache hier ... ist einfach nur inszeniert ... inszeniert, um dich zu sehen. Ich möchte dich die ganze Nacht betrachten. Ich liebe deine Offenheit ... wie du mit Menschen umgehst. Wenn ich sehe, wie du mit deinen Haaren spielst, dann möchte ich am liebsten ...“
„Oh–kay. Haben Sie schon mal jemanden am Arsch geleckt?“
„Sie müssen da etwas verwechseln“, sagte Kles und blätterte in einem dicken Ordner. „Ach ja, hier steht’s ja: Ich stelle die Fragen.“
„Ach ja, so einer sind Sie also? Das hätte ich auch von Ihnen erwartet. Ich sag Ihnen was: Ficken Sie sich ins Knie!“
„Wissen Sie, das habe ich schon des Öfteren versucht, aber dafür ist er dann doch zu kurz. Aber gut, vergessen wir die Sache.“
Angewidert betrachtet E-on die zwei anderen Polizisten.
„Ihr seid also alle so Homo Sapiens? Ihr wollt nur mit den Gefühlen ... der Männer spielen.“
Kles lächelte abwertend.
„Mit den Gefühlen der Männer? Männer haben gar keine Gefühle. Sie sind mir in die Falle gegangen, Herr Anders, oder sollte ich besser sagen ... E-on? –
Nehmen Sie diesen Mann fest“, wies er die beiden Beamten an.
Froh darüber, dass wenigstens dieser Kles hier einigermaßen normal erschien und nicht drauf und dran war, durchzudrehen, kamen Sie dem Befehl nur allzu gerne nach.
Nachdem Herr Anders abgeführt war, trafen sich die drei wieder.
„Gratuliere, Herr Inspektor, die Idee, sich schwul zu stellen, wird in die Polizeigeschichte eingehen!“
„Wieso ‚stellen’?“
>Na, habe ich zu viel versprochen?<
>Ja. Wo war der Witz?<
>Keine Angst, bisher war es ja nur ein kleiner Vorgeschmack, es geht natürlich noch weiter<
>Na, da bin ich aber mal gespannt wie ein Flitzebogen<
>...<
ENDE
>Was war das denn jetzt?<
>Sie haben zu schnell runtergescrollt! Scrollen Sie nach oben!<
>Ah, alles klar. ... Wo war ich? ... Ah, ja.<
„Wieso ‚stellen’?“
„Äh ... nein, bitte nicht ... erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie schwul ...?“
„Wieso denn nicht?“
„Weil ich so was nicht hören will.“
Kles verdrehte die Augen.
„Wieso soll ich nicht schwul sein?“
Der Polizist öffnete verdattert seinen Mund. Erst nach mehreren Ansätzen war er fähig, wieder zu sprechen:
„Aber Sie sind Inspektor Kles! Sie jagen Schwule, oder ... mördern Schwule, aber Sie selbst können doch nicht auch ...?“
„Man muss mit der Zeit gehen, mein lieber junger Freund.“
„Nennen Sie mich nicht ... lieb ... jung ... Freund.“
„Wissen Sie, was Ihr Problem ist? Sie sprechen zu viel kursiv aus. Dadurch verdreht sich Ihre Zunge, und Sie können damit nicht mehr –“
„Ich will’s gar nicht hören!“, unterbrach der Polizist angeekelt.
„Wie dem auch sei ... ich gehe jetzt, muss mich noch umbringen.“
„Was, wieso das denn?“
„Nun, wie Sie vorhin schon sagten, ich bin Inspektor Kles. Ich muss mich umbringen. Sehen Sie, was Sie angerichtet haben? Jetzt rede ich auch schon kursiv.“
„Aber umbringen?“
„Ja. Ich hasse Schwuletten.“
>Und?<
>Ich bin froh, dass es vorbei ist.<
>Ha, ha, ich habe sofort die Zweideutigkeit dieser Worte durchschaut!<
>Zweideutigkeit?<
>Ja. Denn mit diesem Ende ist nicht nur diese Geschichte vorbei, nein, auch die Kles-Trilogie.<
>Oh, schön.<