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Insel des Schreckens
Insel des Schreckens
Prolog
Peter knipste das Radio aus. „Scheiß Wetter.“ sagte er verärgert und zog gierig an seiner Zigarette. Melissa blickte weiterhin aus dem Fenster. Harter Regen prasselte auf den Asphalt. Der Wetterdienst hatte Sonnenschein angesagt. Und jetzt das...
Vor fünf Monaten hatte sie Peter kennengelernt und sich sofort in ihn verliebt. Dabei hatte er in der Disco doch nur um Feuer gebeten. Sie kicherte und blickte Peter verliebt an.
„Rauch doch nicht so viel! Ich verstehe, dass deine Laune bei diesem Wetter nicht gerade gut ist. In den nächsten Tagen wird es bestimmt besser!“ Peter blickte sie daraufhin misstrauisch an.
Es war ihr erster gemeinsamer Urlaub. Melissa wollte schon immer ein paar Tage in einem kleinen Häuschen auf einer Nordseeinsel verbringen.
Peter stopfte die Zigarette in den hoffnungslos überfüllten Aschenbecher. „Will ich auch schwer hoffen!“ sagte er und blickte Melissa nun mehr verärgert als misstrauisch an. Sie war seine absolute Traumfrau. Das wusste er, seit er sie damals in der Disco getroffen hatte. Er war seinen Eltern dankbar, dass sie ihnen ihr Haus auf der kleinen Insel zur Verfügung stellten.
Endlich klappte die kleine Fähre die Auffahrtsrampe hinunter. Sie wirkte wie eine Nussschale im Vergleich zu den großen Touristenfähren. Peter startete seinen BMW wieder und fuhr auf die Fähre. Ein in grau gekleideter Mann winkte sie in die richtige Parkposition.
„In einer halben Stunde werden wir endlich angekommen sein.“ sagte Peter zu Melissa und küsste sie auf den Mund.
01
Die Insel war nicht sonderlich groß. Die Landschaft beschrieb grüne Wiesen und sanfte Hügel. Bei einem Durchmesser von ungerfähr fünf Kilometern konnten Peter und Melissa schnell das kleine Dorf erreichen. Es war kein großes Dorf. Höchstens ein Dutzend Häuser. Eine Kirche und einen kleinen Laden, welcher sich Supermarkt nannte, gab es auch.
Es war alles in allem keine der typischen Touristen-Nordsee-Inseln. Es gab keine Hotels und keine Pensionen, nur das kleine Dorf und das Häuschen, welches sich am anderen Ende der Insel in einem kleinen Wald versteckt hielt.
Der BMW steuerte von der Fähre auf einen vermatschten Pfad. Die Fähre verschwand im dunklen Regen.
„Peter?“ fragte Melissa ihren Freund.
„Hm?“ Peter wandte den Blick von der Straße ab und sah Melissa an.
„Wieso sind hier überhaupt keine Menschen zu sehen?“ Melissa starrte krampfhaft aus dem Fenster und versuchte, irgendetwas zu erkennen, doch der Regen fiel zu dicht, so dass sie nur wenige Meter weit sehen konnte.
„Vielleicht, weil es pisst wie die Sau?!“ erwiderte Peter ironisch. „Denk doch mal nach, würdest du bei solch einem Wetter draussen spazieren gehen? Ich jedenfalls nicht.“
„Du hast ja recht, aber es brennen in den Häusern auch gar keine Lichter“ bemerkte Melissa.
„Hier ist es ein wenig anders als bei uns in der Großstadt! Sind wahrscheinlich alle schon schlafen gegangen.“ Peter drückte aufs Gaspedal.
Melissa blickte auf ihre Armbanduhr. Es war erst 17:32 Uhr.
Der Wagen sprengte durch das verregnete Dorf. Es regnete immer stärker.
Peter parkte den BWM vor dem kleinen Haus. „Nett ist es hier, so abgelegen, da sind wir wenigstens ungestört.“ freute sich Melissa und musterte das Haus. Peter verdrehte die Augen. Wie sehr hasste er Urlaube, in denen alles ruhig und ach-so-romantisch ist, aber er tat es für Melissa, weil er sie liebte. Er grinste versteckt, weil er diesen Gedanken irgendwie schnulzig fand.
Das Haus bestand aus vier Zimmern, die nur das nötigste vorzuweisen hatten. Eine kleine Küche, ein Bad, ein Schlafzimmer und ein recht geräumiges Wohnzimmer. Im Wohnzimmer befand sich ein kleiner Kamin, in welchem schon Holz bereitgelegt wurde. Von der gemütlichen Couch im Wochnzimmer hatte man an sonnigen Tagen eine wunderschöne Aussicht aufs Meer, welches bei Flut bis auf 500m zur Terasse reichte.
Melissa warf sich erschöpft auf die Couch, als sie die Koffer ausgepackt hatten. Peter entzündete das Holz im Kamin und setzte sich zu Melissa.
„Endlich!“ seufzte er zufrieden und fing an, Melissa zärtlich zu küssen. Er streichelte ihre Brüste und fing an, ihr das Oberteil auszuziehen.
Melissa stieß ihn sanft von sich Weg und blickte auf den Boden.
„Du, Schatz...ich...ich hab da was vergessen...einzunehmen.“ stammelte sie leise.
„Och nee, das kann doch nicht sein...“ rief Peter enttäuscht. Er sah sie fragend an, Melissa nickte. Peter griff nach dem Autoschlüssel und zog seine Jacke an.
„Was machst du denn?“ fragte Melissa erstaunt.
„Ich fahr schnell ins Dorf, ein paar gottverdammte Pariser kaufen!“ sagte er grinsend.
Er steig ins Auto und fuhr los. Melissa schlief vor dem warmen Feuer ein.
02
Der Regen hatte wieder ein wenig nachgelassen. Die holprigen Pfade, die sich durch die Stadt schlängelten, glichen kleinen Bächen. Peter parkte vor dem kleinen Laden und stieg aus. Melissa hatte recht gehabt. Kein Licht brannte, die Stadt war wie ausgestorben. Der Boden war so durchweicht, dass Peters Füße fast darin versanken.
„Geöffnet“ – er atmete auf. Daraufhin trat er ein. Ein kleines Glöckchen über der Tür begann erregt zu klingeln. Im Laden war es stockfinster. Es roch nach altem Holz und irgendwie modrig. „Genau so, wie früher in Omas Wohnung.“ bemerkte er grinsend.
Der Laden war anscheinend leer. Peter musterte die wenigen Regale und blieb an den Zigaretten hängen. Drei Schachteln waren zu sehen. „Das ist bestimmt ein schlechter Scherz.“ dachte Peter, sich seiner massiven Nikotinsucht wohl bewußt.
„Hallo – ist niemand hier?“ Peter ging auf die Theke zu.
Stille, nichts als Stille...
Hinter der Theke befand sich eine kleine Tür, anscheinend eine Art Hinterzimmer für den Ladenbesitzer. Die Tür war angelehnt, ein matter Lichtschein trat aus dem dahinterliegenden Zimmer hervor.
„HALLO – haben Sie noch mehr Zigaretten?!“ rief Peter mit einem leicht aggresiven Unterton in der Stimme.
Weiterhin Stille...
Obwohl er sich dagegen wehrte, wurde es ihm immer unheimlicher.
„Man...das gibt’s doch nicht...dem wird ich schon Vernunft beibringen...!“
Er ging langsam und vorsichtig auf die Tür zu.
Das Knarren des Holzbodens unter seinen Füßen durchbrach die teuflische Stille. Plötzlich hörte Peter das Glöckchen über der Tür wild klingeln, er drehte sich um. Nichts zu sehen. War das nur der Wind? Dann stieß er die Tür zum Hinterzimmer langsam auf.
Die Kirchturmuhr schlug sechs mal. Das Glöckchen verstummte.
03
Melissa erwachte. Von weitem hörte sie die Kirchturmuhr sechs mal schlagen. Sie räkelte sich und bemerkte, dass sie nur kurz geschlafen hatte. Mit einem entspannenden Gähnen richtete sie sich auf. Das Feuer knisterte und der Regen prasselte gegen die Scheiben, jedoch nicht mehr so stark wie vorher. Das Feuer warf dunkle Schatten in den Raum. „Irgendwie unheimlich.“ bemerkte sie und zog ihr Oberteil aus. „Man ist das heiss hier am Feuer, aber so gemütlich!“ Ihr schwarzer BH war im spärlichen Licht des Raumes kaum noch zu erkennen. Sie sackte zurück in die Couch und strich sich sanft über den Bauch. Daraufhin knöpfte sie ihre Hose auf und zog sie aus, sodass ihr schwarzer Slip zum Vorschein kam. Sie strich nun zart über ihre Brüste und fing an, leise und entspannt zu stöhnen. Melissa spielte mit dem Gedanken, sich in dieser romantischen Umgebung selbst zu befriedigen, dachte jedoch im gleichen Moment an Peter. „Der wird schon gleich zurückkommen!“ dachte sie zufrieden und beließ es dabei, in Unterwäsche am Kamin zu liegen und die Atmosphäre zu genießen.
Sie schloss die Augen und lauschte dem Regen, der seine langen, harten Tropfen gegen das Haus prallen ließ und dem knisternden Holz, das viele kleine Funken in die Luft hüpfen ließ. Sie öffnete die Augen und blickte aus dem Fenster dem Meer entgegen. Es war kaum zu erkennen, die Regentropfen bildeten eine Art dunkle Wand, die jeden Blickkontakt zu weiter entfernten Objekten zu unterbinden wusste.
Melissa stellte sich vor, nackt im warmen Wasser zu Baden und die Natur zu genießen. „Das Wetter wird besser werden...oh ja...das wird es!“ dachte sie und warf dem Regen feinselige Blicke zu.
Sie wollte gerade wieder die Augen schließen, da vernahm sie einen fürchterlich harten Schlag, welcher aus der Richtung der Haustür zu vernehmen war.
Melissa zuckte zusammen, ihr Puls fing an zu rasen. „Das muss Peter sein.“dachte sie erleichtert.
Es ertönte ein weiterer Schlag.
„Schaaaaaatz? Bist du das?“
Wieso sollte Peter so etwas tun? Er hatte den Schlüssel schließlich eingesteckt...
Stille...
Dann ertönte ein dritter Schlag, Holz zersplitterte.
Melissa rannte in Unterwäsche zur Tür, in der Hoffnung, sie würde Peter vorfinden.
Ein weiterer Schlag durchstieß die Stille des Hauses.
Melissa konnte nun die massive Eingangstür sehen. In ihr steckte eine rieseige Axt. Die Tür war schwer beschädigt, die Axt schlug ein weiteres Mal darauf ein, sie zerbrach mit lautem Getöse.
Melissa schrie wie am Spieß, vor lauter Panik rannte sie zurück ins Wohnzimmer. Schritte waren zu vernehmen, laute, schwere, zu ihrer Verwunderung unregelmäßige Schritte. Sie kamen von der Eingangstür. Und sie kamen immer näher.
Melissa stieß einen panikerfüllten Schrei aus. Ohne irgendetwas zu beachten stieß sie die Tür zur Terasse auf und rannte ins Freie. Der Regen peitschte wie spitze Stacheln auf ihre nackte Haut. Der weiche Boden gab unter ihren Füßen nach, sodass ihre Flucht erschwert wurde. Ihr langes Haar war nun triefend nass und hing ihr störend im Gesicht. Nach einiger Zeit blieb Melissa völlig außer Atem stehen. Das Herz schien ihr im Hals zu schlagen. Sie empfand Angst, schreckliche Angst. Dann drehte sie sich ganz langsam um, strich sich die Haare aus dem Gesicht und blickte zum Haus zurück.
„Was zum...!“
Ihre Worte wurden vom Wind verschluckt.
04
Gräßlicher Gestank stieg Peter in die Nase. Der Raum war nur schwach beleuchtet. Es war kaum etwas zu sehen. Allmählich gewöhnten sich Peters Augen an die Dunkelheit. Seine Blicke wanderten durch den kleinen Raum. In der Mitte stand ein Schreibtisch.
Peter zuckte zusammen und konnte einen Schrei nur mit Mühe unterdrücken. Auf einem Stuhl hinter dem Schreibtisch saß zusammengesackt ein sehr alter Mann. Seine Haut war bleich und faltig. Er blickte Peter mit leeren Augen an. Sein Kopf war ein wenig zu Seite geneigt, sein Mund war leicht geöffnet. Peter ging langsam auf den Mann zu, bis er vor dem Tisch stand. „Was fällt Ihnen eig....“
Mitten im Satz blieb ihm das Wort im Hals stecken. Er blickte am Körper des Mannes hinab und traf mit seinen Blicken dessen Beine.
Das rechte Bein war mit tiefen Fleischwunden übersäht, das linke Bein lag komplett abgetrennt unter dem Stuhl. Der zersplitterte Oberschnenkelknochen ragte heraus. Daneben hatte sich ein Blutsee gebildet, welcher noch nicht eingetrocknet war.
Peter verspürte Brechreiz und musste würgen. Er taumelte und spürte, wie er bewusstlos wurde. „Nein...das darf ich nicht zulassen!“ dachte er instinktiv und kämpfte dagegen an. Er stieß einen lauten Schrei aus und rannte aus dem Laden hinaus. „Schnell zurück zu Melissa.“ dachte er. „Nein, zuerst Hilfe rufen.“ Peter überquerte die Straße und klopfte gegen die Tür eines kleinen Wohnhauses.
Nichts rührte sich.
Er klopfte nochmals. „Aufmachen!!!“
Angst überkam ihn. Er griff nach der Türklinke. Überraschenderweise war die Tür nicht abgeschlossen. Er betrat das Haus und rannte durch den Flur. „Ist denn niemand hier?!“
Der Flur führte in ein großes Zimmer. Peter blieb stehen und blickte in den Raum. Auf dem Boden lagen drei verstümmelte Leichen. An den Fenstern und Möblen klebte dunkles Blut.
„Oh mein Gott!“ schrie er verzweilfelt. Er stellte sich in den Flur und übergab sich. Währenddessen hatte Peter ein wenig Zeit, seine Gedanken zu ordnen.
„Der Verkäufer ist tot, auch in diesem Haus wurden die Bewohner grausam getötet. Gott, wie richtig lag doch Melissa mit ihren Zweifeln, als sie bemerkte, dass nirgendwo Lichter brennen.“ bemerkte er, tief nach Luft japsend. „Irgendjemand ist hier verrückt geworden. Ich muss schnell zu Melissa und dann nichts wie weg hier.“
Er rannte zu seinem Auto, startete den Motor und raste mit Vollgas durch die Spukstadt.
05
Sie sah eine Gestalt in einer gelben Öljacke, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Diese Gestalt blickte ihr genau in die Augen, stand ruhig da und rührte sich nicht. In der linken Hand hielt sie eine riesige Axt.
„Scheisse...SCHEISSE...!!!“ schrie Melissa. „Das ist nur Einbildung...scheisse!!!“ Sie konnte kaum noch atmen. Die Angst hatte Besitz von ihr ergriffen. Die Gestalt stand immernoch ruhig da und starrte Melissa an. Melissa wollte gerade wegrennen, sie konnte jedoch nicht mehr tun, als die Blicke der Gestalt zu erwidern. Plötzlich hob die Gestalt seinen rechten Arm und deutete damit auf Melissa. Sie spürte, wie sie keine Luft mehr bekam. Daraufhin versuchte sie verzweifelt, gegen ihre Beklemmungen anzukämpfen. Sie japste nach Luft und endlich gelang es ihr, sich mit einem Schrei aus ihrer Starre zu befreien. Sie rannte auf den nahegelegenen kleinen Wald zu, der das Haus umgab. Ein letztes Mal blickte sie noch zu der Gestalt zurück. Sie stand immernoch ruhig da und deutete auf Melissa.
Der Regen spannte weiterhin einen schwarzen Mantel über die Insel. Der Wind schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit durck die Bäume.
Melissa war viel zu geschockt, um über die Geschehnisse nachzudenken. „Ich muss in die Stadt.“ dachte sie. „Dort bin ich bestimmt sicher.“ Sie rannte nahe an der Straße durch den Wald. Für ihre nackten Füße war der Waldboden wie ein Meer spitzer Nadeln. Bei jedem Schritt musste sie die Zähne zusammenbeißen, um den Schmerz durchzustehen. Plötzlich blieb Melissa an einer Wurzel hängen. Sie stolperte und fiel auf den Waldboden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb sie kurz liegen. Neben ihr schlug der harte Regen kleine Krater in den weichen Waldboden. Sie spürte, wie warmes Blut über ihr Gesicht lief. Ihr Fuß schmerzte höllisch. Melissa versuchte, sich aufzurappeln. Es misslang. Sie fing an, zu schluchzen. Der Wind heulte, also wolle er ihr etwas vorsingen.
Wieder hörte sie die Schritte. Unregelmäßige Schritte. Sie waren ganz nahe. Und sie kamen näher ...
Melissa drehte sich um. Die Gesalt stand direkt vor ihr.
Sie wurde bewusstlos.
06
Der BMW schleuderte auf den matschigen Wegen hin und her. Peter war ein guter Fahrer. Er manövrierte den Wagen geschickt über den engen Waldweg. Er hatte furchtbare Angst. Angst um Melissa.
Etwas weiter vorne konnte er im Wald etwas Gelbes erkennen. Als er näherkam, erkannte er, das es sich bei dem Objekt um eine mannsgroße Gestalt in einer gelben Öljacke handelte. Er sah genauer hin und erkannte Melissa, die vor der Gestalt auf dem Boden lag. „Neeeeeeeeeein!“ Peter stoppte schreiend den Wagen und rannte in den Wald. Er befürchtete das Schlimmste. Melissa sah schlimm zugerichtet aus. Sie lag in Unterwäsche auf dem Boden, aus ihrem Kopf sickerte Blut und ihr Körper war mir Schrammen übersäht.
Erst jetzt widmete Peter sich der Gestalt, welche einige Meter entfernt ruhig unter vor einem großen Baum stand.
Sie hatte eine riesige Axt in der Hand. Die Kapuze hing ihr weit ins Gesicht, sodass man es nicht erkennen konnte.
Peter blickte nochmals zu Melissa, dann wieder zu der Gestalt. Er war zu wütend, um Angst zu empfinden.
„Verdammter Wichser!!“ schrie Peter und rannte ohne Bewaffnung auf die Gestalt zu. In diesem Moment schlug das Wesen die Kapuze zurück, hob ihren rechten Arm und deutete damit auf Peter.
Peter erschrak fürchterlich und blieb stehen.
Es regnete nicht mehr.
07
Plötzlich erwachte Melissa aus ihrer Bewusstlosigkeit. Sie schlug die Augen auf und sah ein verschwommenes Bild. Ihr Freund stand der schrecklichen Gestalt gegenüber. Oder täuschte sie sich nur? Sie kniff die Augen fest zusammen, damit sie endlich wieder klar sehen konnte. Sie versuchte aufzustehen, ihr Fuß verweigerte ihr jedoch den Dienst. „Peteeer!“ schrie sie, so laut sie konnte. Ihr Blick wurde nun klarer, am Waldrand stand Peters BMW. Sie erschrak, als sie erkannte, dass die Gestalt ihre Kapuze zurückgeschlagen hatte. Peter und die Gestalt rührten sich nicht.
08
Das Gesicht bestand aus schwarzer, faltiger Haut. Jedesmal, wenn ein Regentropfen auf die Haut fiel, war ein leises Zischen zu vernehmen, gefolgt von einer kleinen Rauchwolke. An den Stellen, wo eigentlich Augen und Nase sich hätten befinden sollen, klafften drei große, dunkle Löcher auf. Der Mund wirkte wie eine genähte Wunde. Die Gesalt fing an, tief zu schnaufen. Sie starrte Peter weiterhin an.
Wie gelähmt blickte Peter in das Gesicht der Gestalt, unfähig, sich von der Stelle zu rühren. In seinem Unterbewusstsein bemerkte er, wie sein Name laut gerufen wurde.
Auf einmal ging die Gestalt einen Schritt auf Peter zu.
„HILLFFFF....MIRRRRRR!“ keuchte die Gestalt mit tiefer Stimme. „..HILLFFF MIRRRRR....ODDERRRR DDDDUUUU STIRBSSSTTT!!!“
„Wwie...wwie ddenn? IIch ttue aaaless!“ stotterte Peter, immernoch der Gestalt in die Augen starrend, unfähig, sich zu bewegen.
Die Gestalt fuchtelte mit ihrer Axt und schnitt Peter damit in den Arm. Dunkles Blut tropfte auf den Waldboden und versickerte.
„DUU MUSSSTT MITTT MIRRR KOMMENNN!“ keuchte die Gestalt.
„Wwohin ddenn??“ stammelte Peter.
„KKKOMM MMITTT!“ schrie die Kreatur und schnitt Peter eine weitere Wunde in den Arm.
09
Melissa hatte das Gespräch die ganze Zeit angsterfüllt verfolgt. Sie blickte die Kreatur an, welche immernoch mit dem rechten Arm auf Peter deutete. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie griff nach einem Stein und schleuderte ihn mit aller Wucht auf den Arm der Gestalt. Daraufhin zog die Gestalt den Arm mit einem lauten Schrei zurück. Peter erwachte endlich aus seiner Starre und sah Melissa auf dem Waldboden liegen. „Trag mich schnell zum Auto, mein Fuß ist verletzt!“ rief sie.Peter drehte sich zu der Gestalt um und schlug ihr mit aller Kraft ins Gesicht. Die Gestalt taumelte, schlug sich ihre schwarzen Hände vor das Gesicht und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus.
Peter rannte zu Melissa und bemerkte, dass sein Arm höllisch schmerzte. Er biss die Zähne zusammen, wuchtete Melissa auf seinen Rücken und rannte so schnell es ging zum Auto. Melissa warf sich mit eigener Kraft auf den Beifahrersitz. Peter stieg ein und startete das Auto. Mit schmerzverzerrtem Gesicht raste er los.
Ein lauter, nicht zu enden wollender Schrei war zu vernehmen, auf einmal flog die riesige Axt der Kreatur auf den Wagen zu und spaltete den Kofferraum. Peter fuhr verbissen weiter.
Auf der Fahrt wurde kein Wort gewechselt.
Epilog
Bald kamen sie an dem kleinen Steg an, wo die Fähre sie vor kurzer Zeit abgesetzt hatte. Die Fähre war mit einem Seil an den Steg gebunden und schaukelte wild in den hohen Wellen, die der starke Wind verursachte. Zum Glück war die Auffahrtsrampe heruntergelassen worden.
„Fähre aufgrund schlechten Wetters zur Zeit nicht einsetzbar.“ stand auf einem roten Schlid vor dem Steg.
Melissa war wieder bewusstlos geworden. Peter raste mit dem Wagen auf die kleine Fähre und stieg aus.
„Hallo – Fährmann – ist jemand hier?“ rief er.
Als er keine Antwort bekam, rannte er zum Führerhäuschen und schreckte sofort zurück. Auf dem Boden lag der geköpfte Fährmann. Peter schlug den toten Korpus beiseite, gab Vollgas, drückte den Knopf für die Auffahrtsrampe und visierte das Festland an. Ihm wurde schwindelig. Aus seinem Arm tropfte immernoch Blut.
Die Rampe richtete sich unter lautem Gekrächze wieder auf.
Er rannte zu Melissa und prüfte ihren Puls. Flach, sehr flach war er noch zu spüren.
Dann kramte er den Erste – Hilfe – Kasten aus dem Kofferraum, verband seine und Melissas Wunden, so gut es ging und deckte Melissa mit einer Wolldecke zu. Er blickte die Axt der Gestalt feindselig an und schmiss sie ins Meer. Fast wäre er zu Boden gefallen, als eine riesige Welle die Fähre striff. Peter kämpfte sich verbissen zum Führerhäuschen und Versuchte, den Kurs beizubehalten.
Ein einziges Mal noch blickte er zurück. Er glaubte, etwas Gelbes am Steg zu erkennen.
Die Fähre entfernte sich langsam immer weiter von der Insel. Die Wellen waren hoch, der Wind blies stark.
Ob sie es schaffen würden, wusste er nicht. Er gab die Hoffnung nicht auf.
Denn die Hoffnung stirbt zuletzt...
ENDE
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