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Ins Grüne

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21.02.2018
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Ins Grüne

Die Sonne brennt stark, sattgrün die Wiesen, coelinblauer Himmel. Holunder, Ginster und Schlehe ans Feld geduckt, Spitzwegerich, Taubnessel und Löwenzahn entlang des Weges wuchernd. Drei junge Männer, zwei groß, der eine blond, der andere dunkelbraun, der dritte von gedrungener Gestalt mit schwarzen Haaren, trotten durch die Landschaft. Ihre Sprache roh, die Blicke stumpf, plump die Schritte unter der Last der Muskeln.

„Ficki, ficki, ficki, Alter, siehst du hier irgendwo ne Muschi, du Schwanzlutscher?“ Keuchend stößt der schwer aussehende Mann die Worte in den heißen Wind.
„Halt die Fresse, Hurensohn. Wer hatte denn diese verfickte Scheißidee, diese bepisste Kackidee hier in diese Drecksnatur zu fahren? Das ist Urlaub für dich? Soll ich dir sagen, was das ist? Das ist Kacke, ganz große Kacke. Von so einen Hurensohn wie dich kann nur so ein bepisster Dreck kommen. Jerome, was sagst du zu der Scheiße hier? Tu nich so, als würd dir das nich auf die Eier gehen, dieses Scheißgrün, das Gestrüpp, die Viecher und keine verfickte Muschi weit und breit.“
„Chill deine Fresse, Alter, lass Mert in Ruhe, siehst du nich, dass die fette Sau gleich umkippt, guck ma wie das Schwein schwitzt. Dahinten an den Bäumen legen wir uns schön in den Schatten und ziehen einen durch.“
„Hast du Hallus, du Spasti, ich sehe hier keine Bäume, ich sehe nur verfickten Staub und Sonne, scheiß Sonne, Alter.“
„Jetzt reg dich ma ab, du Spacko, dahinten auf den Hügel.“
„Dahinten! Dahinten! Dahinten! Sag das doch gleich fünf Kilometer, du kranker Idiot!“

In einiger Entfernung ein Laubwäldchen. Buchen, Eichen, Erlen dort auf der Kuppe harmonisch zu einem Ganzen vereint. Einige Büsche am Saum, darum herum Felder, Weiden und Wiesen. Ein Bussard kreist, stößt immer wieder seinen zuerst hohen, dann langsam tiefer werdenden Schrei in den Himmel, wo ihn der heiße Wind fortträgt. Hinter dem Hügel, eine Frau um die dreißig, groß, schlank, sportlich, die langen blonden Haare zusammengebunden, zielstrebig Schritt auf Schritt hinauf Richtung Wäldchen setzend.
Für sie ist’s der Inbegriff von Geborgenheit, so ihr Gedanke, wie es so daliegt in der Farbe Grün changierend, je nach Stärke des Windes, der die Blätter und Äste in Bewegung setzt. Ein lebendiges Grün in der flirrenden Hitze des Sommertages, das sie mit sanfter Kühle aufnähme. Herab sähe sie von dort in die Landschaft, die mal ihr Zuhause war, in ihre Vergangenheit würde sie schauen und vielleicht eine Idee bekommen, wer sie jetzt ist, so hofft sie. Letzter Tag ihres Urlaubs, bevor es zurückgeht in die Großstadt, ins Büro in den Zustand einer allgemeinen Verstellung, der nicht mehr viel mit ihr zu tun hat, so wie sie eigentlich ist, wie sie meint, in dieser Landschaft einmal gewesen zu sein. So denkt sie, als sie in den Schatten der Bäume tritt. Es enttäuscht sie, wie heiß es dort immer noch ist, außerdem fehlt der Wind, der auf dem Feld den Schweiß getrocknet und dabei die Haut gekühlt hat. Müde lässt sie sich auf die Bank fallen, auf der sie so oft mit ihrem Vater als Kind gesessen hat. Ein junger Feldahorn, ein Weißdorn- und ein Haselstrauch verstellen den Blick ins Tal. Sie lässt ihren Körper auf die Sitzfläche gleiten, hört das in Böen auch schon mal aufbrausende Rauschen der Blätter in den Baumkronen und dämmert weg.

„Dieses Geschrei geht mir sowas von auf den Piss, das glaubst du gar nich. Ich knall das Scheißviech ab, ich hab echt die Schnauze voll.“
„Alter, pack die Kanone weg, bist du bescheuert, du krankes Hirn? Hab dir gesagt, ich will hier kein Ärger, du Vollspacko.“
„Reg dich ab Bro, ist doch nur ne Taube, die ist tot, sowas von tot, Alter, schreit die hier so rum, blöde Fotze.“
„Das ist keine Taube, du Hackfresse.“
„Haltet doch endlich mal die Schnauze, ihr Penner. Es ist verdammt heiß, mir hängt der Magen durch und ihr nervt mit eurer bekackten Laberei. Ich halt’s echt nicht mehr aus, ganze Zeit diese Raviolikacke. Heute geht’s noch zum King, scheiß auf eure Kommentare. Ich fahr zum King. Double Whopper, extra Cheese, extra Bacon, extra große Pommes, doppelte Chilli Cheese Nuggets und den Vanille Shake, wisst ihr, der ist richtig geil cremig, da geht einfach nichts drüber, das ist der beste Shake überhaupt.“
„Der ist richtig geil cremig, da geht einfach nichts drüber. Du bist echt ne Pussi. Bester Shake, geschissen Alter, der verfickt beste Shake ist der Erdbeer-Shake von Meckes, der Vanille-Shake vom King ist reine Pisse dagegen.“

Auf dem Hügel angekommen, nehmen die drei gestikulierenden Gestalten den Weg in das Wäldchen, das sie schnell verschluckt.
Über dem Feld stößt der Bussard herab, ergreift eine Maus. Aufgespießt von seinen Krallen strampelt sie nur noch zaghaft und verschwindet schließlich mit dem Vogel im Blau des Himmels. Schwarz glänzt das Gefieder der Saatkrähe auf dem staubigen Weg. Der aufgesperrte Schnabel hackt in einen verendeten Igel und zieht die Eingeweide in langen rosaroten Fäden aus dem geöffneten Leib. Eine Fähe lauert versteckt im Hasel, einem jungen Fasan, der über die Weide schreitet, mit dem Blick folgend.

Sie träumt sich ans Meer. Rhythmisch schlagen die Wellen an die Kaimauer. Azurblaues Wasser, glitzernde Unruhe auf seiner Oberfläche. Über dem Horizont türmen sich dunkle Wolken. Tanja, ihre Chefin, steht plötzlich neben ihr, redet ununterbrochen mit ausholenden Gesten auf sie ein. Sie hört die Worte gar nicht, beobachtet ein Boot. Es kommt auf sie zu, auf sie allein. Eine weiß gekleidete Gestalt steht darauf. Sie meint, ihren Bruder darin zu erkennen, aber immer, wenn sie das Gesicht ansehen will, dreht sich die Gestalt weg. Das Schlagen der Wellen wird lauter, nimmt sie mit hinüber aus dem Schlaf zu dem Mann, der neben ihr mit dem Lauf eines Revolvers auf die Planken der Bank schlägt.

„Hallöchen, ja wen haben wir denn da? Ich glaube, du hast gerade den Hauptgewinn gezogen, Lady. Wenn du Zicken machst, bist du tot, Fotze.“

 

Hej macks,

ich hab an deinen 'experimentiellen' Geschichten einen Narren gefressen, auch weil du's nicht andeutest, sondern Kontraste schaffst.

Ich gehe davon aus, dass du bewusst all diese erzählenden Adjektive nutzt, auch weil es sich außerhalb der Dialoge anhört, als beschriebe ein Sprecher aus dem Off das Bühnenbild. Und dann folgt ... bam ... dieses Gespräch unter diesen Männern, die für die Natur und all das Schöne keinen Sinn haben (weiß der Himmel wie die dahin gekommen sind :hmm:)

Darauf folgt der Schnitt und erneut die Beschreibung der Umgebung. Naja, ich muss dir ja deine Vorgehensweise nicht erklären, aber mir hilft es, mich einzulesen, diese Geschichte nicht als eine zu lesen, die sich aufbaut und bei der ich den Fokus auf die Protagonisten lege und entscheide, ob ich ich mitfühle, verstehe oder sonst was. Die sind eben von Anbeginn wie sie sind und es wird ganz sicher keine Wende geben. Das machst du deutlich.

Du beschreibst das Gegenstück :shy:, die blonde, schöne, sportliche Frau, die sich an dieses Stück Erde persönlich erinnert.

Du lässt den Bussard als verbindendes Element kreisen (komm mir vor wie eine Kritikerin bei Hurz (Hape Kerkeling) :shy:), der symbolisch schon mal die Maus packt und mit ihr verschwindet. Und wenn es mir bisher noch nicht ganz klar war und ich hoffte, die Wende käme schon noch, spätestens jetzt muss ich der Tatsache ins Auge sehen, für die blonde, sportliche, gedankenversunkende Maus gibt's kein Entkommen. Sad story.

Da du in jedem Detail übertreibst, stört mich am Ende nicht mal mehr die Fähe. ;)

Und weil ich diese Geschichte einfach so nehme wie sie ist, ich bei lauter Staunen auf keine orthographischen Auffälligkeiten gestoßen bin, verabschiede ich mich mit freundlichem Gruß, Kanji

 

Lieber Kanji,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ja, du hast den beabsichtigten Eindruck gut beschrieben. Ich wollte eine Art barockes holzschnittartiges Emblem für den Einfall des Bösen in den Alltag einer der moderne entsprungenen Person, die auf der Suche nach sich selbst ist, darstellen. Hatte zuvor den Simplicissimus gelesen und musste auch an Pulb Fiction und ähnliche Filme denken. Die verrohten Spießgesellen, wie sie marodierend durch das verwüstete Land des 30. Jährigen Krieges ziehen... Die Landschaft und speziell die Tiere darin als Sinnbilder für das, was unweigerlich kommen wird und der Traum vom Nachen mit dem Fährmann Charon in die Unterwelt als weiteres Sinnbild der unentrinnbaren schicksalhaften Entwicklung.

herzlicher Gruß
Macks

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey macks,

krasser Scheiß, den du da schreibst. Ein beeindruckender clash of cultures. Herrlich der ordinäre Gangstersprech der drei Kanaillen, denen ihre Raubtierattitüde aus den Poren tropft. Auf der anderen Seite die zielstrebige Büroangestellte in der Selbstfindungskrise als leichtes Opfer. Wie eine Ziege, die sich unwissentlich ins Löwengehege verirrt.

Meisterlich, wie der Aufmarsch von Bussard, Saatkrähe und Fuchs den kommenden Gewaltexzess andeutet und vorbereitet.

Sehr präzise, fehlerarme Beschreibungen. Du zeigst große Panoramen mit ganz wenigen Worten.
Die Story funktioniert wie eine aufgeklappte Schere, auf deren entgegengesetzten Schneiden du die Prots platzierst, und dann gibt es kein Entrinnen, du klappst die Schere zusammen und sie rasen aufeinander zu.

Ich habe die Story als Art Parabel über die Verletzlichkeit des modernen Menschen verstanden.

Noch einige Anmerkungen:

Das ist keine Taube, du Hirni
Hirni sagten wir als Jugendliche mehr im Spaß. Das ist mir hier zu schwach. Da sie sich ständig beleidigen, fände ich sowas wie "Arschgesicht", "Hackfresse" oder "Pimmel" passender. Damit bleibst du näher an der Kante, wo du die Story haben willst.
Ähnliches gilt für das antiquierte, im Kontext zu harmlose "Vollasi"

Was sich mir nicht ganz erschließt, ist, warum die drei in ihrem Urlaub in die Natur fahren, um was zu tun? Frauen treffen? Hä? Raubtiere müssen da jagen, wo die Beute ist.

Das Gelaber über Schnellrestaurants fällt ein bisschen aus der Story, ok ist hungermotiviert, aber what for?

Ficki, ficki, ficki, immer ficki, ficki, ficki
so viel ficki nervt etwas. Gibt es eine Variation?


Peace und zieh´ es durch

linktofink

 

Hey linktofink,

freut mich total, dass die Geschichte bei dir so angekommen, ist wie ich es gemeint habe:
"Ich habe die Story als Art Parabel über die Verletzlichkeit des modernen Menschen verstanden."
Das war die Idee, eine Art Bild für die zunehmende Verunsicherung durch das krasse Aufeinandertreffen von "Kulturen".
Danke für deine lobenden Worte, das hilft sehr beim Weiterschreiben.
Deine Kritikpunkte habe ich nachvollziehen können und umgesetzt, danke auch dafür.
Die Frage nach dem Sinn des Burger-Dialogs: Es geht um die Banalität des Bösen. Es gibt in Tarantino Filmen solche Dialoge, die dann in Gewaltexzesse umschlagen bzw. diese Rahmen oder auch in Krimis von George V. Higgins. Die haben keinen tieferen Sinn, sondern sind Ausdruck der Trash-Kultur, der Banalität, der inhaltlichen Leere.

Herzlicher Gruß
Macks

 

Hola macks,

Deine erste Geschichte hat mir besser gefallen als diese. Ich kann’s erklären: Hier treffen im Text zwei grundverschiedene Sprachen aufeinander – lupenreiner Idiot (hundertmal ‚verfickte Scheiße’ o. Ä.) vs. Lesebuch aus alter Zeit (Eine Fähe lauert versteckt im Hasel, ...). Oh Mann!

Die Proletensprache ist rührend bemüht, authentisch zu wirken – allerdings so unecht, dass es schon schmerzt, und es wirkt auch lächerlich. Böse Buben sprechen so nur auf der Bühne.
Tja, und damit hat die Geschichte leider schon verloren. Dieser Grob-Sprech wirkt gekünstelt.

Bei der ‚Lesebuch-Stimme’ haben mich anfangs Taubnessel, Holunder und Schlehe begeistert, doch mit der 'Fähe im Hasel' wurde es mir doch zu bunt – und somit wirkt auch diese Stimme putzig und unglaubwürdig (denn ein Märchen sollte es doch nicht werden, oder?)

Mein schlimmer Verdacht geht dahin, dass Du der Geschichte nicht genügend Zeit gegeben hast (Das ist für viele Autoren schwieriger als das Schreiben selbst) – alles muss schnell eingestellt werden, um viele lobende Komms einzufahren. Völlig normal, aber nicht ideal.
Sehr schade, denn Deine Art zu schreiben (‚Im Park’) gefällt mir.

Möglicherweise lässt Du den Text, wie er ist (was ich verstehen würde – immerhin hast Du eine Erfahrung gemacht und damit basta) und Du schmeißt Dich auf das nächste Projekt (und kalkulierst mehr Zeit dafür). Solltest Du aber etwas verändern wollen, dann hier noch ein paar Stellen, die vielleicht verbessert werden könnten:

... schreiten durch die Landschaft. Ihre Sprache roh, die Blicke stumpf, plump die Schritte ...
‚schreiten’ ist anmutiger Gang, keine plumpen Schritte
darum herum Felder, ...
Besser ‚umringt, umkränzt, umgeben von ...’ oder so.
... in den Schattierungen der Farbe Grün changierend, ...
‚in den Schattierungen’ oder ‚changierend’ – eines davon wäre ausreichend.
...je nach Stärke des Windes, der die Blätter und Äste in Bewegung setzt.
... außerdem fehlt der Wind ...
hört das in Böen auch schon mal aufbrausende Rauschen der Blätter
Bisschen kleinkariert, ich weiß – doch wenn von der Stärke des Windes die Rede ist, der dann aber fehlt, dann von Böen – auch wenn die in den Wipfeln wüten, wird es unten doch nicht windstill sein?
Eine Fähe lauert ... ...
Sie träumt sich ans Meer.
Das könntest Du deutlicher trennen.
In einiger Entfernung ein Laubwäldchen. Buchen, Eichen, Erlen dort auf der Kuppe ...
... der Inbegriff von Geborgenheit ... wie es so daliegt ..
.
‚auf der Kuppe’ – droben (stehend)– beißt sich mit ‚daliegt’ – (unten liegend).

Weil es das Ende so will, würde ich die Geilheit zu Beginn als roten Faden durch den Text beibehalten, statt über Shakes zu reden.
Der Schluss wirkt auf mich banal, besonders der letzte Satz. Würd’ ich streichen. Überhaupt könntest Du Dein schriftstellerisches Talent im Finale noch einmal fordern und damit die ganze Geschichte zu einem überzeugenden Höhepunkt bringen.

So, bin mit meiner Weisheit am Ende. Jedenfalls fand ich es wert, etwas zu Deinem Text zu sagen (auch wenn Du mir einen Vogel zeigst). Du drückst Dich aus mit Kraft und hast auch genug Rosinen im Kopf – da kann ich Dir nur das Beste wünschen. Da sind einige Joker in Deiner Hand!

José
PS: Hast Du eine Abneigung gegen tags?

 

mojn macks,

Die Frage nach dem Sinn des Burger-Dialogs: Es geht um die Banalität des Bösen. Es gibt in Tarantino Filmen solche Dialoge, die dann in Gewaltexzesse umschlagen bzw. diese Rahmen oder auch in Krimis von George V. Higgins. Die haben keinen tieferen Sinn, sondern sind Ausdruck der Trash-Kultur, der Banalität, der inhaltlichen Leere.
stimmt, ich erinnere mich. Jules beißt in den Burger des Jungen, bevor er ihn abknallt und natürlich die Szene mit Vince und Mia im Chevi-Restaurant. Die Banalität des Bösen, die uns an den Eiern packt und uns durch die Kartenhäuser unserer vermeintlichen Sicherheit schleift ...

Den sprachlichen Kontrast finde ich auch beim heutigen Lesen unglaublich gelungen:

„Ficki, ficki, ficki, Alter, siehst du hier irgendwo ne Muschi, du Schwanzlutscher?“ Keuchend stößt der schwer aussehende Mann die Worte in den heißen Wind.
Besser kann man es nicht machen ...

Noch ein paar comments:

diese bepisste Kackidee hier in diese Drecksnatur zu fahren
Komma vor hier

Von so einen Hurensohn wie dich
ich nehme an, das ist Absicht!?
(Von so einem Hurensohn wie dir ...)

siehst du hier irgendwo ne Muschi, Tu nich so, guck ma wie, scheiß, Bro
ich würde immer hinten ein Apostroph dranbauen!?

Hinter dem Hügel, eine Frau um die dreißig
ich meine, das Komma kann weg

Für sie ist’s der Inbegriff
ausschreiben, da keine wörtliche Rede

Weißdorn-
Querstrich xsen

ganze Zeit diese Raviolikacke
... ich weiß, du hast es extra so gemacht, aber mit einem die davor liest es sich leichter

Der ist richtig geil cremig, da geht einfach nichts drüber
Du könntest die Wiederholung nutzen, um seine Art zu sprechen zu beschreiben. Sonst liest man den gleichen Satz einfach nur zweimal.

So in etwa: "Der ist richtig geil cremig, da geht einfach nichts drüber", äffte der Dunkelbraune mit dem Aknegesicht nach. Dazu zog er übertrieben die Finger durch die Luft, als würde er ein Orchester dirigieren.
"Du bist echt ne Pussi."
Oder auch ganz anders, lass dir was einfallen ;)

wenn sie das Gesicht ansehen will
das "ansehen" ist mir zu schwach, wie wär´s mit: Immer, wenn sie versucht, den Blick einzufangen ...

Das Schlagen der Wellen wird lauter, nimmt sie mit hinüber aus dem Schlaf zu dem Mann, der neben ihr mit dem Lauf eines Revolvers auf die Planken der Bank schlägt.
stark!

zicken
Zicken

Starke Nummer macks, weiter so!
Gruß, linktofink

 

Hey macks,


bei mir funktioniert dein Text nicht.

Parabel über die Verletzlichkeit des modernen Menschen
Einfall des Bösen in den Alltag einer der moderne entsprungenen Person
Die Idee gefällt mir, die Umsetzung weniger, was wohl daran liegen mag, dass du dich für die - wie du schreibst - "holzschnittartige" Herangehensweise entschieden hast. Dabei zielst du (für mich) weit übers Ziel hinaus. Die inflationär gebrauchte "Gossensprache" lässt deine Truppe des Bösen einfach nur lächerlich überzeichnet wirken - nicht bedrohlich.
Du hast dich u.a. von Tarantino-Filmen inspirieren lassen, da sind jedoch die Typen einfach greifbarer gezeichnet und das Visuelle ist dort von entscheidender Bedeutung, meine ich. Weiß nicht, als Buch hätte Pulp Fiction z. B. wohl weniger Lorbeeren eingeheimst.
Bedrohlicher für den naiven Glücksjäger der heutigen Zeit wäre für mich das personalisierte Böse auf leiseren Sohlen, als das Pseudogepolter deiner drei "jungen Männer".

Textarbeit mache ich jetzt keine, nur Folgendes möchte ich doch anmerken:
du Schwanzlutscher, Hurensohn, die fette Sau, das Schwein, du Spasti, du Spacko, du kranker Idiot, du krankes Hirn, du Vollspacko, blöde Fotze, du Hackfresse, ihr Penner, Du bist echt ne Pussi, Fotze
Bedrohung erzeugt das null bei mir, macks, so inflationär gebraucht. Kein Satz der Jungs ohne solch Anhängsel. Mja, finde ich einfach nur lachhaft, sorry.

Überzeichnet hast du natürlich ebenso die Parallelwelt des (naiven) Menschen der heutigen Zeit, hier das Opfer, in Form der jungen Frau. Das weißt du auch, denke ich, war sicherlich von dir so intendiert. Natürlich entspringen aber auch die jungen Männer der heutigen Zeit, sie wildern ja nicht während traumatisierender Zeiten des Dreißigjährigen-Krieges marodierend durchs Land; sie scheinen mir eher Sinnbild für die von dir so bezeichneten "Banalität des Bösen" zu sein, à la U-Bahn-Treter oder so. Das rauszuschälen, innerhalb der Zeit "der Moderne", Gründe, Entwicklungen aufzuzeigen, Thesen aufzustellen, wie so was sein kann, wäre eine ganz andere Herausforderung, nur mal so zum Anmerken. Hat ja nichts mit deiner Geschichte zu tun.

Da du dem Ganzen noch einen ironischen Anstrich verleihst, wirkt dein Text auch recht überheblich auf mich. Du wirst eben keiner der beiden Sinnbilder, keiner der beiden Weltbilder gerecht. Alles bleibt an der überzeichneten Oberfläche, du als Autor stellst dich (auktorial, gottgleich) darüber. Sorry, für mich ist das nichts, macks.

Keine Ahnung, ob dich juckt, was ich schreibe, ist natürlich nur eine Lesermeinung, andere sehen ja mehr in deinem Text, von daher kannst du sie auch gerne in die Tonne treten.

Falls du noch daran interessiert sein solltest, an der Geschichte zu arbeiten, würde ich dir empfehlen, sprachlich deutlich runterzuschrauben, weniger überzeichnen - oder das Ganze mehr Richtung Satire hinzudrehen und entsprechenden tag setzen.

Dass du schreiben kannst, merkt man, macks, das ist nicht der Punkt, das möchte ich gerne noch klarstellen.


Danke fürs Hochladen


hell

 
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Hola macks & Linkintofink, vielleicht bilde ich mir das nur ein, doch linkintofinks Nachtrag schien mir wie eine Korrektur dessen, was ich geschrieben hatte.
Kein Problem, wir sind Demokraten. Und vielleicht gibt es einen gemeinsamen Nenner bei solch „diffizilen“ Punkten wie hier:

Macks: schrieb:
Das war die Idee, eine Art Bild für die zunehmende Verunsicherung durch das krasse Aufeinandertreffen von "Kulturen".
Oder, wie linkintofink sagt:
Ein beeindruckender clash of cultures.
Tschou, doch bin ich der Ansicht, zunehmende Verunsicherung existiert ohne Frage, hat aber nichts zu tun mit all dem schon Erwähnten.
Ja, ja – der Clash. Mit so einem Schlagwort kann man brillieren, oder es zumindest versuchen. Die große blonde Frau?! Ich kann nicht erkennen, dass hier Kulturen aufeinander treffen. Auch wenn Du Kulturen in Gänsefüßchern schreibst. Verwechselt jemand Klasse mit Kultur? Denken wir mal an Indien ... Und linkintofink trifft es genau:
Ich habe die Story als Art Parabel über die Verletzlichkeit des modernen Menschen verstanden.
Right, Mr. Right – ich auch. Nur kann ich Ihnen hier nicht beipflichten:
... drei Kanaillen, denen ihre Raubtierattitüde aus den Poren tropft.
Kann ich nicht erkennen. Die sind nur blöd. Höre ihnen mal zu!
Zweibeinige Raubtiere stelle ich mir weniger tump vor. Eher mit Krawatte:D.
Haste aber schön formuliert.

Und bitte überlege noch einmal, was Du die Helden sagen lässt.

der verfickt beste Shake
Zum Totlachen daneben.
Auch der schlimmste Spasti sagt das nicht. Es muss locker rüberkommen, nicht gestelzt.
Dass Raubvögel und ein Raubtier (sei es beabsichtigt oder auch nicht) dieser Geschichte Tiefe und Substanz verleihen, würde ich bei diesem Beispiel verneinen. Doch gut beschrieben ist es allemal.

Bei Eurer Korrespondenz fiel mir noch auf:

linkintofink schrieb:
Den sprachlichen Kontrast finde ich auch beim heutigen Lesen unglaublich gelungen:
Und warum?
„Ficki, ficki, ficki, Alter, siehst du hier irgendwo ne Muschi, du Schwanzlutscher?“ Keuchend stößt der schwer aussehende Mann die Worte in den heißen Wind.
Ein schwer aussehender Mann ist ein schwer vorstellbarer Mann – für mich jedenfalls. Und der ‚Schwanzlutscher’ kommt so gewollt, dass es sehr gemacht wirkt. Haha.
linkintofink: schrieb:
Besser kann man es nicht machen ...
Kann sein. Tarantino wurde ja schon erwähnt, und einige andere Größen. Auch die wunderbare Leere des Inhalts ebendort. Na ja, da denke ich, ob das denn nicht eine Herausforderung für unseren Autor wäre, dort nicht zu kopieren, sondern anzusetzen und sich richtig kreativ ins Zeug zu legen. Das würde ich gern lesen, denn es bleibt (für mich) dabei:
José schrieb:
Schreiben kannst Du.
Nur würde ich den Anfall von Wanderlust der drei Vollpfosten überdenken, denn drei sperma- und muskelschwangere Caballeros würden nicht in die Rhön fahren. Eher zum Ballermann.

Salud!
José

 

Hallo macks. Deine Geschichte kam bei mir gut an. Nachdem hier bereits Vergleiche zu Tarantino und Co. gezogen wurden - als großer Fan von Tarantinos Filmen liebe ich solche Dialoge, wie du sie versuchst zu zeichnen. Allerdings muss ich einigen meiner Vorredner beipflichten - ich nehm' den drei Schurken ihr Gerede nicht ab. Nicht in der Form. Ein paar Beispiele:

„Ficki, ficki, ficki, Alter, siehst du hier irgendwo ne Muschi, du Schwanzlutscher?“ [...]
„Halt die Fresse, Hurensohn. Wer hatte denn diese verfickte Scheißidee, diese bepisste Kackidee hier in diese Drecksnatur zu fahren? Das ist Urlaub für dich? Soll ich dir sagen, was das ist? Das ist Kacke, ganz große Kacke. Von so einen Hurensohn wie dich kann nur so ein bepisster Dreck kommen. Jerome, was sagst du zu der Scheiße hier? Tu nich so, als würd dir das nich auf die Eier gehen, dieses Scheißgrün, das Gestrüpp, die Viecher und keine verfickte Muschi weit und breit.“
„Chill deine Fresse, Alter, lass Mert in Ruhe, siehst du nich, dass die fette Sau gleich umkippt, guck ma wie das Schwein schwitzt. Dahinten an den Bäumen legen wir uns schön in den Schatten und ziehen einen durch.“
„Hast du Hallus, du Spasti, ich sehe hier keine Bäume, ich sehe nur verfickten Staub und Sonne, scheiß Sonne, Alter.“
„Jetzt reg dich ma ab, du Spacko, dahinten auf den Hügel.“
„Dahinten! Dahinten! Dahinten! Sag das doch gleich fünf Kilometer, du kranker Idiot!“

Zu viel. Klar ist das Stilmittel, aber so redet kein Mensch, nicht einmal der größte Vollasi, nicht am laufenden Band. Die eingeschobenen Beleidigungen machen den Dialog für mich unauthentisch. Ein bis zwei könnte man vielleicht stehen lassen, aber in der Summe gefällt's mir nicht.
Gerade der erste Satz funktioniert für meinen Geschmack viel besser ohne den Einschub:
"Ficki, ficki, ficki, Alter, siehst du hier irgendwo ne Muschi?"
Das liegt zum einen daran, dass mir der Begriff "Schwanzlutscher" inhaltlich absolut deplatziert vorkommt (denn er redet ja gerade von Frauen), zum anderen bremst es für mein Empfinden den Dialog zu stark, gerade den Einstieg. Ich glaube, dass ein paar davon weniger mehr wäre. Das gilt auch für den zweiten Absatz, der aus Dialog zwischen den Dreien besteht.

Die Raubtiervergleiche fand ich auch eher gewollt, denn wie echte Raubtiere wirken die drei Typen auf mich nicht. Viel zu laut, zu dumm und schließlich haben sie die Frau erwischt, während sie döst und träumt - und sie nicht gejagt.

Sehr gelungen fand ich die Innensicht der Angestellten, die sich ins Grüne flüchtet. Und nichts von den Monstern ahnt, die sich da in ihr Paradies verirrt haben. Dazu will ich auch gar nicht mehr verlieren als: Gefällt mir sehr.

Im Allgemeinen eine meiner Meinung nach gute Geschichte, in sich geschlossen und nachvollziehbar. Der größte Makel ist aus meiner Sicht eben der nicht ganz gelungene Dialog zwischen den drei Schurken - und nun ja, über die Fähe kann man streiten, ich selbst bin auch nach einem Tag noch unschlüssig, ob die Stelle mir gefällt oder nicht.

Grüße

 

Hey josefelipe,

zunächst eine kleine Korrektur: linktofink, nicht Linkintofink, merci.

Hola @macks & Linkintofink, vielleicht bilde ich mir das nur ein, doch linkintofinks Nachtrag schien mir wie eine Korrektur dessen, was ich geschrieben hatte.
Wie du an den Uhrzeiten der Beiträge siehst, haben wir wohl parallel geschrieben, als du deinen rausgehauen hast, hatte ich meinen schon begonnen. Mein comment ist keine Korrektur deines Beitrags.

Und bitte überlege noch einmal, was Du die Helden sagen lässt.

der verfickt beste Shake
Zum Totlachen daneben.

"the fuckin´ best shake, I´ve ever had" klingt in deinen Ohren dann auch zum Totlachen daneben?

Ich habe mich beim Lesen die ganze Zeit gefragt, wie man die Tonlage Tarantinos besser in solch einen fraglos sehr mutigen Text übertragen könnte. Weißt du wie?

"Ich kann nicht erkennen, dass hier Kulturen aufeinander treffen. Auch wenn Du Kulturen in Gänsefüßchern schreibst. Verwechselt jemand Klasse mit Kultur? Denken wir mal an Indien ..."
Der Begriff Kultur findet auch normativ Verwendung. Subkulturen definieren sich über Normabweichung und hier trifft eine Form der Subkultur auf ein Paradepferdchen gutsituierter Normalität.

"Den sprachlichen Kontrast finde ich auch beim heutigen Lesen unglaublich gelungen"
Das überzeichnet Holzschnitthafte, Derbe versus ätherische, zarte Bilder macht die enorme Kraft dieser Story aus.
Die Ausführung polarisiert, völlig klar. Ich bin jedoch dagegen, pikiert die Sense des guten Geschmacks anzusetzen. Das würde das Experiment vernichten.

Peace,
Linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen herzlichen Dank für eure ausführlichen Kritiken,
ich kann einiges nachvollziehen und nehme alles wohlwollend zur Kenntnis. Es ging um ein abstrahierendes Verfahren. Dass das überheblich daherkommt, ok. Es geht mir auch nicht darum, den Menschen gerecht zu werden, die hier in Erscheinung treten, dann hätte ich das differenzierter schreiben müssen.
Es ging um Stereotypen und das Aufeinandertreffen von Extremen als ästhetisches Verfahren. Die Tierbeschreibungen waren als Pictura eine barocke Anleihe; gut, trifft hier nicht den Geschmack. War ein Versuch.
Die Sprache der Männer: Ich hatte jetzt zwei Jahre Gelegenheit, mit jungen Männer dieser Art ausführlichen beruflichen Umgang zu haben. Nach anfänglichen Irritationen war und bin ich begeistert von der Lust an der Beleidigung, die sie in ihrem Sprachgebrauch pflegen. Beleidigungen, die in ihrer Funktion eher die sprachliche Überlegenheit sichern sollen, als wirklich nachhaltig zu verletzen und physische Gewalt zu provozieren. Es geht auch dabei nicht um einen sinnvollen Einsatz des Gesagten. Der sexistische Macho kann durchaus in der Beleidigung als schwul konotiert werden. Es kommt wie in einer Rap-Battle auf die Geschwindigkeit des Konters an und auf die Erniedrigung unabhängig von logischen und stilistischen Überlegungen. Und das ist Realität, das ist nicht ausgedacht, sondern das sind zu weiten Teilen O-Töne.
Meine Realitätsanleihe kann euch ästhetisch nicht überzeugen, mag sein, aber zu behaupten, so spreche keiner, ist falsch.
Natürlich bietet das Grundgerüst des Geschehens viele Möglichkeiten, die ihr mir zum Teil skizziert habt. Das ist freundlich und das sehe ich durchaus auch in der Geschichte. Nun war mein Anliegen ein anderes und ich betrachte es mal als einen streitbaren Versuch. Werde jetzt im Augenblick also keine wirklich großen Veränderungen vornehmen - danke aber für die vielen guten kleinen Veränderungsvorschläge, werd mich um zeitnahe Umsetzung bemühen - und eure Kritik erst einmal sacken lassen.
Herzliche Grüße
macks

 

Hi macks,

Mir gefallen die Kontraste in deiner Geschichte, ich bekomme ein richtig gutes Bild vor Augen, wie die Gestalten überhaupt nicht in die Naturharmonie passen.

Die Sprache der Gangster ist überzogen, was sicherlich beabsichtigt ist, für meine Begriffe aber wieder derart überzogen, dass es anstrengend ist zu lesen. Würden diese faulen Typen sich die Mühe machen, durch Beleidigungen ungefähr drei mal so viel Energie auf sprechen verwenden müssen? Ich glaube nicht, aber das ist Geschmacksache.

Ich finde es sehr schade, dass du durch deine Namenwahl der Figuren tief verwurzelte, rassistische Muster vertiefst. Musst du denn die Figuren wirklich benennen? Dann hau lieber noch zwei mal öfter 'Hurensohn' rein, bevor du vor allem mit dem Namen Mert ein Drecks-Kanacken-Vergewaltiger-Vorurteil unterstützt. Auch wenn du den Figuren ein heterogenes Aussehen gibst und es eventuell etwas relativierst, hänge ich mich daran auf, sorry. Vielleicht bin ich auch überempfindlich.

Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, habs gern gelesen.

Großes Lob!

Viele Grüße,
Salomon

 

Hey Salomon, hey macks

die Herkunft des Vornamens habe ich jetzt erst gegoogelt und ich gehe d´accord. Es wäre besser, den Namen rauszunehmen, damit keine falsche Schlüsse abgeleitet werden.

Gruß und Peace, linktofink

 

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