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Inhuman

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03.04.2012
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Inhuman

Ein stotternder Schnürsenkelverkäufer ersuchte den bekannten Psychiater Doktor Kielstein um Rat und Unterstützung bei der Bewältigung seiner psychosozialen Beschwerden. Aufgrund seiner sprachlichen Eingeschränktheit konnte der ihn aber nicht richtig verstehen, worauf er den feuchthändigen Verkäufer mit einer Krankschreibung und einigen bunten Pillen wieder fortschickte. Er solle in einer Woche wieder vorbeischauen, da habe der Doktor einen Bauchredner in die Praxis geladen, um die Sprachbarriere zu durchbrechen. Am besagten Tag ging der Schnürsenkelverkäufer wie vereinbart erneut in die psychiatrische Klinik. Dort warteten die Beiden bereits auf den Mann. Zusammen protokollierten sie die Aussagen des Patienten und stellten bei ihm eine menschenverachtende Haltung fest, die Seinesgleichen sucht. Noch dazu wäre er arrogant, weltfremd und mit einer charakterlichen Leichthaltigkeit ausgestattet, was der Doktor alles schwarz auf weiß in sein kleines Büchlein notierte und schließlich zu dem Ergebnis kam, dass es nicht von Nöten sei, eine Behandlung anzustreben. Warum etwas reparieren, wenn es gar nicht kaputt ist, soll er gesagt haben. Der Bauchredner brach unterdessen vor Heiterkeit darüber in Tränen aus, sodass auch der Doktor nicht mehr an sich halten konnte. Der Stotterer beschwerte sich indessen mit Händen und Füßen über die Entscheidung des Arztes und die schlechte Behandlung, die man ihm zuteil werden ließ, was der Bauchredner naturgemäß erst in eine dem Medicus verständliche Sprache übersetzen musste. Kielstein war infolgedessen sehr wütend geworden. Ob er nicht wisse, soll er ihn angeschrien haben, wie viele Hundert Patienten er in seiner Karriere als Arzt bereits erfolgreich behandelt habe. Da der die Frage aber aus Mangel an Wissen und also ohnehin auch nicht zu seiner Verständlichkeit hätte beantworten können, hatte er mehrfach verneinend den Kopf geschüttelt. Kielstein wiederum hatte dies als Alarmsignal empfunden und warf den Verkäufer achtkantig hinaus. Ein elender Simulant hätte in seinem Hause keinen Platz zu beanspruchen, warf Kielstein dem Hinausgeworfenen hinterher. Darauffolgend war der junge Mann aus Frustration sogleich auf das Dach der Klinik hinaufgeklettert und sei, ohne noch einmal Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen zu lassen, von diesem augenblicklich wieder heruntergesprungen. Schwer verletzt und bewegungsunfähig lag er danach minutenlang auf dem Asphalt vor der Klinik. Einige Schaulustige warteten bereits auf die Ankunft der ersten Fernsehteams, während andere sich um den Lebensmüden hatten kümmern wollen. Da war plötzlich Doktor Kielstein aus seiner Praxis herausgestürmt gekommen. Den geschockten Menschen, die gerade Zeuge eines Selbstmordversuches gewesen waren, rief er zu, er sei Arzt und niemand brauche sich Sorgen machen um den jungen Mann. Er würde ihn schon wieder aufrichten. Kielstein rief den Bauchredner herbei, mit dem er den Mann auf dem schnellsten Wege hinein trug.

 

Hallo Meursault,

ich zitiere mal Angaben aus deinem Profil:

Bitte, liebe Leser und Administratoren, seht davon ab, mir Ratschläge bezüglich meines Schreibstils zu geben. Die Verständlichkeit hängt immer auch davon ab, ob jeder einzelne Leser daran Gefallen findet oder eben nicht. Korrekturen nehme ich nur im Sinne der Rechtschreibung vor. Lob und Kritik hingegen sind willkommen, zu Herzen aber nehme ich sie mir nicht.
Okay, da dir die Leser eh egal sind, fasse ich mich entsprechend kurz:
  • Der Text zieht den Leser nicht hinein, man liest eigentlich nur bis zum Ende, weil der Text so kurz ist.
  • Es fehlt ein (für den Leser befriedigendes, weil die Geschichte als solche abrundendes) Ende.
  • Mehr Absätze wären leserfreundlich, aber du schreibst ja eigentlich nur für dich und nicht für die Leser, also auch egal.
  • Handlung, Dialog, szenisches Schreiben würden den Text massiv aufwerten. So ist er (und da sind wir doch leider beim Stil) umständlich und wenig ansprechend. Das ist Berichtstil, die vielen indirekten Reden machen den Lesefluss auch nicht besser, im Gegenteil. Gut, das ist tatsächlich Geschmackssache. Meine Tipps gelten im Hinblick auf den heutigen Markt und den (überwiegenden) Lesergeschmack. Wenn du für ein breites Publikum schreiben möchtest und nicht nur für deine Schublade, würde ich zumindest mal darüber nachdenken.

So ganz erschließt sich mir nicht, was du auf dieser Seite willst. Trotzdem wünsche ich dir hier noch viel Spaß.

 

Bitte, liebe Leser und Administratoren, seht davon ab, mir Ratschläge bezüglich meines Schreibstils zu geben.
Dann sieh bitte du davon ab, in diesem Schreibstil hier Geschichten zu posten, denn dazu muss was gesagt werden.

Katzano hat dir sehr freundlich alles aufgezählt, was ich dir viel unfreundlicher auch hätte mitteilen können. Stilistisch ist das statisch und nicht so unterhaltsam und komisch, wie du vielleicht denkst (Das Ende ist auch kein Ende). Die indirekte Rede ist die Form der Ironie - aber dazu muss auch etwas geistreich und komisch sein, Figuren und die Situation müssen erleb- und verstehbar werden.
Wenn man dann als Autor auf einen "Leser" hofft, der irgendwann mal kommt und das ganze schon gut finden wird, ist das in gewisser Weise Selbstbetrug.

Also ich denke, wenn du das, was du in deinem Profil schreibst, ernst meinst, solltest du dir eine andere Seite suchen. Eine, auf der es keine Kommentarfunktion gibt. Hier wirst du dir mit der Einstellung zusammen mit dem Niveau, auf dem du zur Zeit schreibst, nur ein ärgerliches Grollen einhandeln, das dich dann den Rest des Tages nervt. Und das bringt ja keinem was.

 

Hallo Meursault

Mir ist der Titel Inhuman aufgefallen, was mir die Frage aufwarf, wer sich an einem solch grossen Wort und wie messen will. Meursault, ist kein Name, der eine Zufälligkeit spiegelt, im Zusammenhang mit dem Text, den du vorlegst erst recht nicht. Sich mit einer Romanfigur von Albert Camus zu identifizieren, ist die eine Seite, aber dessen Autor gerecht zu werden etwas ganz anderes. Das Werk von Camus, wie ich es in Erinnerung habe – seine Bücher las ich vor Jahrzehnten – zähle ich zu den schwer greifbaren und nicht einfach verständlichen Schriften. Der Roman L’Étranger, in dem Meursault den Protagonisten abgibt, hat schon Eindrücklichkeit, was auch Sartre seinerzeit hervorhob.

Beim Lesen deines Textes kam mir der Gedanke auf, "Absurdistan" lässt grüssen. Also doch, ein Versuch Camus zu imitieren? Nur wie bereits oben angedeutet, ein Vorhaben, das kaum gelingen kann. Also sah ich es mehr als eine Inspiration aufgrund seiner Fiktion.

Katzano hat dir bereits Grundlegendes zum Format und der Darstellung mitgeteilt. Ich konzentriere mich hier nur auf den Inhalt deines Textes.
Der erste Satz beginnt gleich in einer Ausdrucksweise, der mich an die Witze vor einem Jahrhundert erinnert. Die Figur des Protagonisten wird diskriminiert, indem er ein schwerverständlicher Stotterer ist, was als Verkäufer von Schnürsenkeln, auch ein Hinweis auf frühere Zeiten, natürlich ein Handicap bedeutet. Die Erwähnung psychosozialer Beschwerden ergibt sich bereits daraus und deren Erwähnung ist überflüssig. Dass er hierzu einen Psychiater aufsucht, scheint mir eine Möglichkeit, doch eher erst dann, wenn alle anderen Therapien versagten. Das Verhalten des Protagonisten nimmt dann einen anderen Verlauf, als es die Existenzphilosophie von Camus in seinem Werk Sisyphos reflektiert. Es ist auch nicht jenes von Meursault in L’Étranger. Also hier sehe ich deine eigene Konstruktion, eine Fiktion, die gefallen kann oder nicht. In ihrem Verlauf ist sie mir jedoch banal, was bei einer sehr kurzen Geschichte noch auffälliger ist, da hierbei jeder einzelne Satz mehr Gewicht erhält und darum geschliffen sein müsste. Das ist an sich kein Weltuntergang, da es ja erst deine Zweite hier ist, deine Zweite vielleicht überhaupt. Also ein Versuch sich stilistisch auszudrücken. Aus meiner Sicht ist es nicht gelungen, wenn es ein Versuch war, um den Geist des Existenzialismus zu transportieren, oder wie Camus sich selbst definierte, in der Tradition der französischen Moralisten zu stehen. Die Sprachausdrücke sind veraltet, nicht im Sinne fehlender Gegenwartssprache, sondern wie aus alten Schriften entlehnt. Beispielgebend sei hierfür nur der Beruf eines Schnürsenkelverkäufers erwähnt. Dass dies keine Authentizität hat, zeigt sich daran, dass du im gleichen Text auch den Begriff Fernsehteam gebrauchst. So macht es mir den Eindruck, teilweiser Adaption aus alten beschriebenen Merkwürdigkeiten, versetzt mit eigenen Gedanken.
Das Absurde, welches Camus beschrieb dupliziert es nicht, es bleibt ein mir fremdes Absurdistan.

Beim Lesen ist mir noch ein Wort aufgefallen, dass du dem Psychiater in den Mund legtest: Leichthaltigkeit. Ich denke kaum, dass Kielstein mit der Haflinger Pferdezucht vertraut ist, denn es ist ein Fachbegriff, der einzig dort vorkommt. Bei Duden oder Wahrig wirst du vergebens danach suchen und in der Terminologie der Psychiatrie schon gar nicht finden. Dann noch zuteil werden sowie hinein trug darfst du zusammenschreiben.

Soweit meine Gedanken zu deinem Text, falls sie dich interessieren.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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